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Veröffentlicht am 05.11.2018

Queen Victoria - eine Frau - ein Zeitalter

Queen Victoria
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Victoria stand bei ihrer Geburt 1819 lediglich an fünfter Stelle in der Thronfolge. Doch plötzlich war sie mit 18 Jahren bereits die alleinige Herrscherin über das britische Empire - und blieb es für 63 ...

Victoria stand bei ihrer Geburt 1819 lediglich an fünfter Stelle in der Thronfolge. Doch plötzlich war sie mit 18 Jahren bereits die alleinige Herrscherin über das britische Empire - und blieb es für 63 Jahre. Doch wer war der Mensch dahinter? Das Kind, die Ehefrau, Mutter, Großmutter und Weggefährtin für so manche berühmten Zeitgenossen? Vielleicht eine durchaus normale Person mit Stärken und Schwächen, wie jeder andere eben auch.

Das Titelbild, welches die junge und nette Victoria darstellt, finde ich gut gewählt. Es zeigt schon so in etwa, wo die Reise für den Leser hingehen soll. Nämlich zu den Seiten von Queen Victoria, die vielleicht nicht schon jeder kennt. Sonst hätte wohl eher das typische - wohl wesentlich bekanntere - Bild der streng blickenden Witwe mit Krone und Schleier auf dem straff zurückgesteckten Haar das Cover geprägt.

Julia Baird ist es gelungen, auf gut 600 Seiten eine durchaus persönliche Geschichte über Queen Victoria zu erzählen und Seiten der Königin und des Menschen zu zeigen, die bisher eher im den Hintergrund gestellt wurden. Die Autorin zitiert aus Tagebüchern, lässt viele bekannte Zeitzeugen zu Wort kommen und bringt das Ganze immer wieder gekonnt in den historischen Kontext.

Ich habe nun wirklich schon viel über Queen Victoria und ihre Familie gelesen und gesehen, war schon selbst an manch ihrer Wirkungsstätte. Trotzdem hat es die Autorin geschafft, auch einem erfahrenen Leser neue Seiten und Geschichten aus dem Leben der Königin nahe zu bringen. Das fand ich wirklich beeindruckend.

Wahrscheinlich liegt dies an der unsagbar gründlichen und umfassenden Recherche von Julia Baird. Dabei hat man es ihr wahrlich nicht immer leicht in den Archiven gemacht.

Das Werk ist chronologisch aufgebaut und in 5 Teile gegliedert (Victoria als Prinzessin, als junge Königin, Victoria als verheiratete Frau, als Witwe und als Regina Imperatrix). Vor jedem der 30 Kapitel stehen Zitate verschiedener Zeitzeugen und beziehen sich inhaltlich auf das entsprechende Kapitel.

Die Vielzahl von (teilweise auch eher unbekannten) Gemälden, Fotos und Karten ermöglichen eine sehr bildhafte Vorstellung des Gelesenen, da sie immer passend zum Text ausgewählt sind. So bekommen die Persönlichkeiten ein Gesicht und werden greifbarer. Ein Familienbaum zu Beginn erleichtert die Orientierung in der Familie durch das gesamte Buch hindurch. Der Anhang mit Register, akribischen Quellenangaben sowie einer umfangreichen Bibliographie nimmt letztlich gute 100 Seiten des Buches ein.

Man fliegt förmlich über die Seiten. Es lässt sich trotz der Fülle an Informationen und Geschichtsereignissen so gut und flüssig lesen, dass auch die 600 Seiten ruck zuck durch sind. Man spürt durchweg die Sympathien und die Warmherzigkeit, welche die Autorin gegenüber der Königin hegt.

Kurzum eine absolut überzeugende Biografie einer imposanten Persönlichkeit - umfassend, lebendig, fesselnd und fundiert - eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 21.10.2018

True Crime - sehr gelungen

Gangsterblues
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Mir war der Autor Joe Bausch vorher gänzlich unbekannt. Weder habe ich sein erstes Buch gelesen, noch ist er mir bei einem seiner zahlreichen TV-Auftritte aufgefallen. Jetzt weiß ich, dass er hauptberuflich ...

Mir war der Autor Joe Bausch vorher gänzlich unbekannt. Weder habe ich sein erstes Buch gelesen, noch ist er mir bei einem seiner zahlreichen TV-Auftritte aufgefallen. Jetzt weiß ich, dass er hauptberuflich und leidenschaftlich Gefängnisarzt in der Justizvollzugsanstalt Werl ist und aus diesen Erfahrungen heraus das Buch „Gangsterblues“ geschrieben hat.

Gegliedert ist das Buch in 12 - völlig voneinander unabhängige - Geschichten; so kann der Leser selbst entscheiden, ob er jede Geschichte etwas sacken lassen möchte oder es hintereinander weg lesen mag.

Die Geschichten sind eine Mischung aus fiktiven Aspekten und wahren Begebenheiten; das heißt aus Rücksichtnahme auf Opfer und Täter soweit verfremdet, dass keine Rückschlüsse gezogen werden können. Merken tut der Leser dies allerdings nicht, alles könnte sich tatsächlich so zugetragen haben und fesselt einen von Beginn an. Verbrechen werden schonungslos geschildert, schreckliche Einzelheiten werden nicht ausgelassen.

Der Schreibstil ist sachlich und authentisch. Man merkt auf jeder Seite die ungemeine Erfahrung des Autors in seiner Arbeit und mit den Menschen. Situationen, Personen, Schauplätze - alles ist immer sehr detailliert dargestellt. Somit ist es sehr real und man fühlt sich als Leser irgendwie gelungen in die Geschehnisse hineinversetzt. Dabei sind es aber nie Darstellungen in reißerischer Art und Weise sondern es ist immer alles sehr würdevoll und menschlich geschrieben. Besonders positiv ist zu erwähnen, dass Joe Bausch dabei nie irgendwelche Wertungen der Ereignisse oder Personen vornimmt. Es ist jedem Leser selbst überlassen, das Böse und manchmal auch das Gute in den Kapiteln zu sehen.

Ein gelungenes Buch, welches einen sehr realistischen Einblick rund um die Patienten von Joe Bausch gibt. Ein interessantes Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Magisches Internat auf Rädern rollt durch die Welt

Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)
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Flinn….Flinn Nachtigall - also wenn dieser Name nicht schon ein Hinweis auf die Magie in diesem Buch ist, dann weiß ich auch nicht.
Flinn ist ein eher einsames und schüchternes Mädchen, das im eher ländlichen ...

Flinn….Flinn Nachtigall - also wenn dieser Name nicht schon ein Hinweis auf die Magie in diesem Buch ist, dann weiß ich auch nicht.
Flinn ist ein eher einsames und schüchternes Mädchen, das im eher ländlichen Weidenborstel zu Hause ist. Vor zwei Jahren verschwand ihr Bruder über Nacht an dem alten, stillgelegten Bahnhof. Seither sitzt sie Nacht für Nacht genau an dieser Stelle und wünscht sich nichts anderes, als das Rätsel um sein Verschwinden zu lösen. Und tatsächlich passiert etwas Magisches in einer dieser zahllosen Nächte - ein imposanter Zug fährt in den Bahnhof ein. Und was macht Flinn? Sie springt einfach auf den Zug und beginnt ihre Suche nach ihrem Bruder im Welten-Express.

Das Cover ist wirklich schön und detailgenau gestaltet. Die Abstimmung auf die Romanfiguren ist sehr gut gelungen. Besonders der blaue Hintergrund mit den goldenen Elementen lässt das Buch wie ein schönes Weihnachtsgeschenk aussehen.

Der Einstieg in die Geschichte fällt sehr leicht, Flinn ist ein sympathisches Mädchen, in dessen Welt und Probleme sich wohl die Zielgruppe gut einfühlen kann.

Die Charaktere hat Anca Sturm sehr realistisch herausgearbeitet und liebevoll gezeichnet. Jeder hat seine kleinen, einzigartigen Details und Geheimnisse. Schüler und Erwachsene bilden so eine gute Mischung, die die Geschichte vielversprechend macht.

Das rollende Internat ist eine gut umgesetzte Idee. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Autorin den Welten-Express quer durch Europa schickt und man so hin und wieder in verschiedenste Landschaften und Städte hineinversetzt wird.

Der Schreibstil der Autorin ist recht leicht gehalten, dadurch gut für die angestrebte Zielgruppe geeignet. Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen, bringt die Emotionen der Akteure authentisch rüber und enthält sehr gelungene Orts- und Landschaftsbeschreibungen. Man darf nicht vergessen, dass es für Leser ab 10 Jahren geschrieben ist. Für Erwachsene ist es daher leichtere Lektüre.

Der erste Band macht den Leser mit Flinn, ihren Freunden / Feinden und alles rund um den Welten-Express und Magietechnologie vertraut. Wohin die Reise in den nächsten beiden Bänden gehen wird, ist nach Ende von Band 1 und wenig zu erahnen. Es bleibt also spannend.

Parallelen zu Harry Potter sind für mich spontan beim Lesen nur schwer zu ziehen. Zauberstäbe und Zaubersprüche sollte man in diesem Band nicht erwarten.

Das Buch nimmt den Leser mit auf eine magische, geheimnisvolle sowie spannende Reise und ist meiner Meinung nach ein gelungener Auftakt der geplanten Trilogie.

Veröffentlicht am 27.09.2018

Idylle oder lediglich Fassade?

Die Frauen am Fluss
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England im Jahr 1922 - die Londonerin Irene bringt die gewohnte Ordnung im idyllischen Dorf Slaughterford ordentlich durcheinander. Und kurz darauf geschieht ausgerechnet in diesem beschaulichen Dorf ein ...

England im Jahr 1922 - die Londonerin Irene bringt die gewohnte Ordnung im idyllischen Dorf Slaughterford ordentlich durcheinander. Und kurz darauf geschieht ausgerechnet in diesem beschaulichen Dorf ein brutaler Mord. Ein Täter ist schnell gefunden…doch erste Zweifel kommen auf. Dies bringt das Stallmädchen Pudding und Irene dazu, Nachforschungen anzustellen. Nun muss sich Irene wohl oder übel mit den Dorfbewohnern auseinandersetzen. Welche Geheimnisse werden sich dabei auftun? Und wer ist der wirkliche Mörder?

Der Einstieg in die Geschichte war in Ordnung. Durch eine recht umfangreiche Schilderung der momentanen Ereignisse fehlt etwas der Lesereiz. Danach wird die Geschichte besser, interessanter und endet mit einem guten Finale.

Mit Clemmie, ein lebhaftes, taubstummes Bauernmädchen, kommt ein zweiter Erzählstrang in die Geschichte. Das bringt eine interessante Wendung und lässt einen interessiert weiter lesen.

Die Charaktere sind alle sehr lebensecht und überzeugend gestaltet. Einige sind vielleicht etwas zu tadellos. Aber störend war es meiner Meinung nach nicht. In der Summe sind die Personen sehr unterschiedlich und decken ein breites Spektrum an der damaligen Gesellschaft ab.

Gelegentlich verliert sich die Geschichte in etwas zu vielen Menschen und deren Details, dies geht dann leider auf Kosten des flüssigen Lesens.

Sehr gelungen sind der Autorin dagegen die eindrucksvollen Schilderungen der Landschaft und der damaligen Lebensumstände. Der Leser kann sich dadurch problemlos in die damalige Umgebung hineinversetzen und die Atmosphäre förmlich fühlen. Da hat mir wirklich gut gefallen.

Für mich ist dieses Buch durchaus lesenswert. Es ist eine leichte und angenehme Geschichte. Allerdings eine Prise mehr an Finesse - besonders zu Beginn - hätte die Story richtig rund gemacht.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Ein walisisches Familiengeheimnis

Die Sonnenschwestern
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Nora steht kurz vor ihrem 40. Geburtstag, ist ausgebrannt, unzufrieden und in therapeutischer Behandlung. Plötzlich kündigt sie Wohnung & Job in London, trennt sich von ihrem Lebensgefährten Simon und ...

Nora steht kurz vor ihrem 40. Geburtstag, ist ausgebrannt, unzufrieden und in therapeutischer Behandlung. Plötzlich kündigt sie Wohnung & Job in London, trennt sich von ihrem Lebensgefährten Simon und startet ihre Auszeit mit einer Spurensuche in der eigenen Vergangenheit. Da die Mutter von Nora in letzter Zeit - warum auch immer - nur noch schwer zugänglich ist, reist Nora kurzerhand nach Wales, genauer gesagt in das Küstendorf Tenby. Dort verbrachte Noras Mutter regelmäßig die Sommerferien bei der Tante. Doch was führte dazu, dass sich plötzlich alles veränderte? Kann Nora das alte Familiengeheimnis lösen, dass Chloes Zeit in Wales beendete und das Leben für immer veränderte?

Die Autorin hat den Roman sehr geschickt aufgebaut. In zwei unterschiedlichen Zeitebenen wechseln sich die Handlungsstränge rund um Nora bzw. Chloe ab. Etwa 50 Jahre trennen diese beiden Erzählstränge. Beide Geschichten stehen sehr gut alleine da, sind aber gekonnt miteinander verbunden. Diese Verbindung ist sehr gut gestrickt, erst nach und nach macht so manche Verkettung Sinn. Dadurch wird eine angenehme Spannung aufgebaut und fesselt den Leser an das Familiengeheimnis.

Der Schreibstil von Tracy Rees hat mir sehr gut gefallen. Das Buch las sich durchweg flüssig und man findet sich sehr schnell in die Geschichte ein.
Die Charaktere sind alle wirklich lebendig und authentisch gestaltet, der Leser kann sich gut in die jeweilige Person hineinversetzen, Gefühle und Handlungen werden nachvollziehbar vermittelt

Auch das wunderschöne Wales hat Tracy Rees bildhaft und atmosphärisch dargestellt. An manchen Stellen hätten es fast noch mehr Details sein dürfen. Aber für die Vorstellung der Umgebung war es absolut ausreichend.

Die Geschichte hat mich einfach rundum gefesselt und ich habe das Buch recht schnell durch. Eine Frage bleibt allerdings ungeklärt. Was hat es mit den Sonnenschwestern auf sich?

Der Roman ist absolut empfehlenswert!