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Veröffentlicht am 09.02.2024

Großartige Fortsetzung der Familien-Saga

Was die Dünen verheißen. Die St.-Peter-Ording-Saga
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,, Was die Dünen verheißen " ist der zweite Band der Sankt -Peter-Ording-Saga der wunderbaren Autorin Tanja Janz.
Er könnte durchaus auch ohne Kenntnis des vorherigen Teiles gelesen werden, doch das ...

,, Was die Dünen verheißen " ist der zweite Band der Sankt -Peter-Ording-Saga der wunderbaren Autorin Tanja Janz.
Er könnte durchaus auch ohne Kenntnis des vorherigen Teiles gelesen werden, doch das Eintauchen in die Geschichte ist nochmals schöner, wenn man ihn kennt.,
Nachdem ich schon den ersten Teil mit großer Begeisterung gelesen habe, war ich ganz gespannt, was mich diesmal erwartet. Und wieder hat mich die Begeisterung gepackt.
Schon nach den ersten Sätzen war ich wieder mittendrin. Mitten im Leben der Familie Hansen, im wunderschönen Sankt Peter-Ording. Es war wie ein Nachhausekommen, ein freudiges Wiedersehen mit den liebgewonnenen Personen.
Im Sommer 1978 sind die Zwillinge Juila und Achim süße 17 Jahre. Während Julia nach den Ferien voraussichtlich ihr letztes Schuljahr beginnen wird, arbeitet Achim bereits im elterlichen Strandhotel, welches er irgendwann übernehmen möchte. Er und seine Freundin Biggi erwarten bereits Nachwuchs. Julia jedoch träumt von der weiten Welt und möchte sie als Stewardess bereisen. Daher bewirbt sie sich heimlich bei der Lufthansa. Als sie den attraktiven Fotografen Björn, der aus dem Ruhrpott auf Besuch bei Verwandten ist, kennenlernt , klopft ihr Herz , sobald sie an ihn denkt. Bei einem Besuch bei den Großeltern und den Geschwistern ihrer Mutter in Gelsenkirchen, hofft sie , ihn eventuell wiederzusehen. Wird es ihr gelingen? Das Leben in den großen Städten ist so anders als im kleineren Sankt Peter-Ording. Würde sie sich für eine Liebe von ihren Traum vom Reisen verabschieden?

Tanja Janz hat eine großartige Fortsetzung erschaffen. Mit ihrem unglaublich bildhaften und so flüssigem Schreibstil, hat sie mich wieder in den Bann gezogen, die Seiten flogen nur so dahin.
Die Protagonisten sind mir absolut sympathisch. Sie sind so liebevoll und authentisch beschrieben, ihre Gedanken und Gefühle fabelhaft realistisch. Ich konnte mich sowohl in ihr Leben in Sankt Peter-Ording als auch in Gelsenkirchen perfekt hineinversetzen . Der Zeitgeist der 70er Jahre ist wunderbar spürbar, die Musik klingt noch in meinen Ohren.
In diesem Roman erzählt Tanja Janz perfekt die Geschichte von einer aufkommenden ersten großen Liebe, vom Familienzusammenhalt, als ein großer Schicksalsschlag zu bewältigen ist, von elterlichem Verständnis und Sorge und großartigen Freundschaften . Und das vor der großartigen Kulisse des Ortes an der Nordsee. Man hört die Möwen kreischen, das Meer rauschen, schmeckt das Salz des Meeres und fühlt wie der Wind die Haare zerzaust, während man in den Salzwiesen geht oder das Strandcafe aufsucht. Nur ungern habe ich nach dem letzten Satz die liebgewonnen Familienmitglieder verlassen. Ich habe so gerne mit ihnen gelacht , geträumt, gehofft , geweint, geliebt und mich gefreut.
Sehr gut gefällt mir das Cover mit dem Farbschnitt, welches hervorragend zum ersten Teil passt. In der Klappeninnenseite befindet sich eine schöne Zeichnung von Sankt Peter-Ording, wo alle wichtigen Handlungsorte eingezeichnet sind.

Schon jetzt freue ich mich auf den nächsten Teil ,, Was die Gezeiten versprechen ", der im Juni 2024 erscheinen wird.
Von mir gibt es von ganzem Herzen eine hundertprozentige Leseempfehlung. Lasst Euch entführen in die Familiengeschichte nach Sankt Peter-Ording.


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Veröffentlicht am 28.01.2024

Liebe zur Musik und ein großes Geheimnis

Die Melodie der Villa Winter
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In ihrem Roman,, Die Melodie der Vila Winter " erzählt Anett Diell mit wunderschönen leisen , zarten und auch dramatischen lauten Klängen eine großartige Familiengeschichte auf zwei Zeitebebenen.  

Im ...

In ihrem Roman,, Die Melodie der Vila Winter " erzählt Anett Diell mit wunderschönen leisen , zarten und auch dramatischen lauten Klängen eine großartige Familiengeschichte auf zwei Zeitebebenen.  

Im Jahr 1924 bekommt Emilia Sommer,  die in einem Waisenhaus aufwuchs, eine Anstellung als Musiklehrerin der  9 jährigen Marina. Dafür fährt sie mit dem Rad zur herrschaftlichen Villa Winter, die vor den  Toren Berlins liegt.  Diese Villa ist etwas ganz besonderes für Emilia.  In jeder Ecke spürt sie , wie sie klingt, die Melodie der Villa  Winter. Marina ist ein aufgewecktes, sehr talentiertes Mädchen,  welches sich schnell ins Herz ihrer Lehrerin spielt. Als Emilia auf den Herrn des Hauses , Paul Fairmann , trifft, ist es zunächst alles andere als Sympathie.  Doch nach einer Weile spüren sie trotz aller Gegensätze  eine starke Anziehung.  Emilia schafft es , Zugang zu seinem gebrochenem Herzen zu finden . Sie werden eins wie Töne zu einem Lied werden . Emilia wird  geschätzter und geliebter Teil der Familie, überglücklich planen sie eine gemeinsame Zukunft. Bis ein furchtbares Unglück geschieht und die Vergangenheit Paul einholt.  Aus Liebe  trifft  Emilia eine schwere Entscheidung . 

Die zweite Zeitebebene  spielt 80 Jahre später. 2004 feiert Marina ihren 90. Geburtstag in der Villa Winter.  Sie und ihre jüngere  Schwester Maresa haben in der Villa eine erstklassige Musikakademie erschaffen. Ihre Enkelin Elodie ist ebenso musikalisch talentiert wie einst Marina. Noch während der Feier  verstirbt  Maresa völlig unerwartet.  Bei ihr findet ihre Enkelin Elodie die Hälfte   eines zerrissenen Briefes, welcher  mutmaßlich den Tod Maresas ausgelöst hat. Elodie möchte herausfinden,  warum dieser Brief Maresa so schockiert hat. Unterstützung bekommt sie dabei von Charlie . Ihr Vater verbietet ihr allerdings aus unerklärlichen Gründen den Umgang mit ihm. Doch sie lässt sich nicht aufhalten.  So kommen die beiden bald einem großen  Geheimnis auf die Spur, welches das Schicksal der Familie seit so vielen Jahren bestimmt.  

Während mich zunächst die Vergangenheit stärker fesselte,  nahm die Geschichte im Verlauf so an Spannung auf, daß ich nicht mehr aufhören konnte weiter zu lesen.  Die Geschehnisse beider Zeitebebenen flossen so geschickt ineinander,  daß ich mit den Protagonisten mitgefiebert habe. Ihre Gedanken,  Gefühle,   Liebe, Hoffnung und  Ängste  waren so deutlich zu spüren. Genauso deutlich wie Emilia jede Stimmung  , jeden Charakter und seine Ausstrahlung wie ein Musikstück  hören und spüren konnte. In jeder Zeile waren leise und auch laute Töne, ganze Lieder und Melodien vorhanden.  

Ganz hervorragend hat Anett Diell den Zeitgeist der 20er Jahre dargestellt. Die Erfindungen wie z. Bsp. der ersten Rolltreppe  und der schillernde Glanz der Goldenen Zwanziger , die Bars und Clubs, , das Aufstreben der Filmindustrie in vielen Facetten  ist so authentisch beschrieben,  daß ich mich mittendrin im Berliner Leben fühlte. 

Emilia,  Marina , Paul und seine Schwester Charlotte waren mir  von Beginn an sympathisch , ich habe sie sofort liebgewonnen. Auch Elodie und Charlie sind ganz bezaubernd,  ihre zurückhaltende und dennoch wachsende Zuneigung zueinander gefiel mir sehr.  Auch ihr Ehrgeiz, trotz aller Hindernisse,   das Geheimnis , die Verbindung zweier scheinbar verfeindeter Familien zu lösen, hat mich beeindruckt.  

Durch den großartigen und bildhaften Schreibstil,  hat mich diese wunderbare Geschichte vom ersten Satz an in den Bann gezogen.  Es fiel mir .äußerst schwer , das Buch aus der Hand zu legen und am Ende die liebgewonnenen Personen zu verlassen.  

Von ganzem Herzen gibt es für diesem äußerst gefühlvollen und spannenden Roman eine  hundertprozentige Leseempfehlung.  Lasst Euch entführen in die Welt der Musik , in die goldenen 20er Jahre und in die grandiose und spannende Familiengeschichte mit Intrigen und unerwarteten Wendungen.  


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Veröffentlicht am 28.01.2024

Wieder ein Lesehighlight! Tanzschuhe an und ,, Alles Walzer " !

Die Ballkönigin - Walzernächte in Wien
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In ihrem Roman ,, Die Ballkönigin-Walzernächte in Wien  " entführt die hervorragende Autorin Mara Andeck auf so zauberhafte und fesselnde Weise in die Wiener Ballsaison, daß ich das Buch fast in einem ...

In ihrem Roman ,, Die Ballkönigin-Walzernächte in Wien  " entführt die hervorragende Autorin Mara Andeck auf so zauberhafte und fesselnde Weise in die Wiener Ballsaison, daß ich das Buch fast in einem Rutsch verschlungen habe. 

Im Winter 1877 steht den adligen Zwillingsschwestern Clea und Sophie de Conteville in Wien eine aufregende Ballsaison bevor. Als Debütantinnen sollen sie in die Gesellschaft eingeführt werden und  nach Wunsch der Eltern bestenfalls einem geeigneten Heiratskandidaten  ins Auge fallen und zügig  verheiratet werden. 

Während Sophie sich auf die kommende Zeit und eine mögliche Ehe freut , hält Clea absolut gar nichts davon, sich einem Ehemann unterzuordnen und nur für Kinder und das Führen des Haushaltes zuständig zu sein. Sie will ihr Leben unabhängig und selbstbestimmt führen.  Da sie aber nicht offen gegen ihre Eltern rebellieren möchte,  versucht sie mit List und Tücke , die elterlichen Pläne zu verhindern.  Dabei bekommt sie Unterstützung ihrer lieben Schwester,  die ihr auch mal ein Alibi gibt , um unbemerkt  alleine unterwegs zu sein, was in ihren Kreisen und zu damaliger Zeit als unschicklich  galt. Das Verhältnis der beiden sympathischen Schwestern ist innig, mit Rat und Tat helfen sie sich gegenseitig.  

Auf ihrer ersten Hofopernsoiree, der später als der erste Opernball bekannt wird,  begegnet Clea einem attraktiven jungen  Mann. Obwohl auf der Soiree nicht getanzt werden sollte, können die Beiden sich nicht zurückhalten und drehen eine wundervolle Tanzrunde zu  dem von Eduard Strauss  dirigiertem Walzer.  Erst im Anschluss erfährt sie, daß ihr Tanzpartner niemand geringeres als der begehrteste Junggeselle  , Fürst Nikolaj Glinsky ,  war. Ihr Herz klopft, wenn sie an ihn und diesen Tanz,  der in aller Munde ist, denkt.  Was wird aus ihrem Plan, sich nicht zu verlieben?  Einerseits will sie Nikolaj aus dem Weg gehen, andererseits zieht es sie magisch an. Sobald  sie aufeinander treffen,  gibt es bissige Wortgefechte,  die mich amüsiert haben und schmunzeln ließen.  

Es tauchen  anonyme Briefe an Clea auf. Wer steckt dahinter ? Diesem Geheimnis  kommt der Leser erst spät auf die Schliche. 

Mara Andeck schafft mit ihrem hervorragende bildhaften Schreibstil eine so großartige Atmosphäre, daß ich mich augenblicklich mitten im Leben von Clea und Sophie  in der illustren und schillernden Wiener Gesellschaft befunden habe. Die Beschreibungen der  der Kleider,  des Opernhauses , des Salons der Fürstin von Metternich  sind so grandios,  es tauchten augenblicklich Bilder vor meinen Augen auf.  Besonders gut gefallen hat mir der Eisball , den Isabella de Conteville  ausrichtet. Alles in Weiß,  von d34 Kleidung, der Dekoration,  den Leckereien.  Auf dem zugefrorenen See ein wunderschönes Schlittschuhlaufen,  mit dem besonderen Tanzduell. Ich wäre zu gerne dabei gewesen.  

Clea , Sophie, ihre Mutter Isabella und auch Nikolaj sind authentisch dargestellt  und äußerst sympathisch.  Auch wenn Isabella für ihre Töchter gewinnbringende Ziele verfolgt, ist sie eine warmherzige und liebende Mutter, die sich nichts anmerken lässt, wenn sie die List Cleas durchschaut. 

Durch die Ich-Erzählperspektive  kann man sich perfekt in Cleas Gedanken und Gefühle, ihre manchmal verrückten Ideen, ihre Bedenken und Träumereien hineinversetzen. Auch die kursiv gedruckten Tagebucheinträge, mit dem jedes Kapitel beginnt , sind  sehr gut gelungen.  Jedes Kapitel wird abgerundet mit einem interessanten Briefwechsel verschiedener Personen oder einem leicht an heutige Sprache angepassten , realen Zeitungsartikel.  

Durch unerwartete Wendungen bleibt die Spannung durchgehend hoch. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der  äußerst flüssige  Schreibstil ließ die Seiten nur so fliegen.  

Die historischen Persönlichkeiten wie Fürstin von Metternich,  Johann und Eduard Strauss,  der Maler Makart  sowie Szenen mit Kaiserin Sisi sind perfekt mit der Geschichte verknüpft. Bezaubernd  war für mich auch die Geschichte um den Bären Petz. 

Diese  bezaubernde,  abwechslungsreiche und  spannende, mit ganz viel Einblick in die  Gepflogenheiten , Erwartungen und Zwängen der adligen Wiener Adelsgesellschaft  , erzählte   Liebesgeschichte  hat mich absolut begeistert.  

Genau wie ,, Sisi-Die Sterne der Kaiserin " hat Mara Andeck einen hervorragenden   historischen Roman erschaffen  , der für mich wieder ein Lesehighlight war. 



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Veröffentlicht am 22.01.2024

Mutige und starke Frauen

Die Postbotin
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In ihrem Roman ,, Die Postbotin" erzählt die Autorin  Elke Schneefuss  von drei Frauen aus Berlin  und ihrem nicht einfachen Leben im Jahr 1919 . 

Regine und Lotte arbeiten seit Beginn des 1. Weltkrieges ...

In ihrem Roman ,, Die Postbotin" erzählt die Autorin  Elke Schneefuss  von drei Frauen aus Berlin  und ihrem nicht einfachen Leben im Jahr 1919 . 

Regine und Lotte arbeiten seit Beginn des 1. Weltkrieges als Aushilfen bei der Post als Briefträgerinnen und ersetzen so die Männer während ihres Kriegseinsatzes. Unglaublich,  aber sie erhalten dafür nur die Hälfte des Lohnes der Männer,  obwohl sie die gleiche schwere Arbeit verrichten.  Auch Evi, Regines Freundin,  ist bei der Post beschäftigt,  als Telefonistin. 

Die Frauen brauchen dringend ihren Verdienst,  um den Lebensunterhalt ihrer Familien zu bestreiten.  Doch selbst damit kommen sie nur mehr schlecht als recht über die Runden.  Häufig bleibt die Wohnung kalt und für ein dringend benötigtes Kleidungsstück ist kaum Geld übrig. So wird ein schrumpeliger Apfel schon zum Luxus. Für die Kriegsjahre waren die Frauen dringend als Arbeitskräfte  benötigt.  Doch nun ist der Krieg beendet,  die  zurückkehrenden Männer sollen  wieder ins  Arbeitsleben gebracht werden. Dafür sollen die Frauen aus dem Dienst entlassen werden. Ohne Rücksicht,  ob sie auf das Gehalt dringend angewiesen sind , sind sie doch häufig der einzige Verdiener in der Familie.  Viele sind verwitwet und haben oftmals Kinder oder Eltern zu  versorgen.  Die Briefzustellerinnen wollen sich das nicht gefallen lassen.  Daher schließen sie sich für ihren Protest zusammen,  um sich zu wehren. Regine wird zum Anführen  ihrer  Bewegung ausgewählt.  Da sie sich Unterstützung erhofft,  sucht sie den Kontakt zur Gewerkschaft,  wo sie auf den attraktiven Kurt Bödecker trifft. Er lässt schnell ihr Herz höher schlagen,  wenn sie an ihn denkt. Ihre Eltern haben allerdings den älteren Bäcker Smolka als Ehemann für sie im Blick. Mit ihm , so denken sie, wäre Regine gut versorgt, schließlich hat er eine eigene Bäckerei . Evi hat mit der Trennung von ihrem Geliebten zu kämpfen,  kümmert sich zuhause um ihre depressive Mutter Bernadine und vermisst schmerzlich ihren Bruder Gerald,  der noch immer nicht aus dem Krieg zurück gekehrt ist. Währenddessen ist ihre Kollegin und Freundin Gretchen wohl die neue Gespielin ihres Verflossenen. Lotte gerät ins Visier der Polizei und gerät in große Schwierigkeiten.  So haben sie zusätzlich zur Sorge um ihren Arbeitsplatz und ihr Auskommen,  jede mit ihrem eigenen Problemen zu kämpfen.  

Elke Schneefuss erzählt die Geschichte dieser Frauen stellvertretend für viele , die während der Kriegsjahre,, ihren Mann " stehen mussten und nun wieder in ihre alte Frauenrolle , ins Haus und an den Herd, zurück gedrängt werden sollen.  Aber kampflos wollen sie sich nicht geschlagen geben.  

Der wunderbar flüssige und hervorragend bildhafte Schreibstil haben mich von der ersten Seite an nach Berlin und mitten in das Leben der Protagonisten entführt.  Eindrucksvoll hat die Autorin die Schwierigkeiten,  die Sorgen und Ängste der Bewohner des Brunnenviertels dargestellt. Die alltägliche Not mit dem wenigen Geld das Nötigste zu beschaffen ist deutlich spürbar.  Durch detaillierte Beschreibungen konnte ich mich mit ihnen auf den Weg durch die Straßen und Wohnungen machen. Es entstanden schnell Bilder von ihrer Kleidung und ihren Arbeitsabläufen vor meinen Augen,.  Besonders ihre Sorgen und Ängste , ihre Gedanken und Gefühle konnte ich spüren und nachvollziehen.  In jede einzelne Person konnte ich mich  perfekt hineinversetzen.  

Auch wenn Regine sich manchmal selbst als unwissend oder naiv bezeichnet,  hat mich ihr Verhalten beeindruckt.  Sie wehrt sich , um sich ihren eigenen Weg zu erkämpfen und das ist nicht naiv, sondern mutig. 

Der Kampf um den Arbeitsplatz ist sehr schön mit dem persönlichen Päckchen der Protagonisten verknüpft.  Wie weit wird der Protest gegen die Regierung gehen ?  Was  kommt dabei heraus und was werden die Frauen im Privaten so ertragen und erleben ? 

Elke Schneefuss hat einen spannenden und interessanten Roman über die ersten  Protestbewegungen der Frauen für ihre Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen geschaffen,  der durch die persönlichen Aspekte der Protagonisten wunderbar gefühlvoll ist.  

Sehr gut gefällt mir auch der  schöne Stadrplan von Berlin in der  vorderen Klappeninnenseite. So konnte ich jeden Weg der Personen nachvollziehen . Im Nachwort zeigt die Autorin auf, wie sich die Örtlichkeiten verändert haben. Eine spannende Geschichte über die Gebäude.  

Die Geschichte hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.  Sehr gerne empfehle ich diese emotionale , berührende und interessante Geschichte weiter.  Mir hat die Reise nach Berlin ins Jahr 1919 äußerst gut gefallen.  

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Veröffentlicht am 17.01.2024

Eine junge Frau möchte mehr vom Leben

Die Buchbinderin von Oxford
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In ihrem Roman ,, Die Buchbinderin von Oxford " erzählt die Autorin Pip Williams die Geschichte der Zwillingsschwestern Peggy und Maude,  die in der Buchbinderei der ,,Oxford University Press " in Jericho ...

In ihrem Roman ,, Die Buchbinderin von Oxford " erzählt die Autorin Pip Williams die Geschichte der Zwillingsschwestern Peggy und Maude,  die in der Buchbinderei der ,,Oxford University Press " in Jericho arbeiten.  So wie es schon ihre Mutter tat. 

Seit mehreren Jahren leben die inzwischen 20jährigen  jungen Frauen alleine auf dem Hausboot in beengten und etwas ärmlichen Verhältnissen,  nachdem ihre Mutter viel zu früh verstorben ist.  Sie verdienen  wie viele andere Frauen aus Jericho ihren Lebensunterhalt in der Buchbinderei, wo sie Tag für Tag die Bögen fallen,  aus denen die Bücher gebunden werden. Eine eintönige Arbeit,  die Maude gefällt.  Peggy jedoch würde viel lieber die Bücher lesen. Die Fragmente,  die sie bei der Arbeit auf die Schnelle sieht, reichen ihr nicht. Daher nimmt sie unbrauchbare Seiten  und Ausschuss mit nach Hause. Das Hausboot quillt fast über vor Büchern. Sie möchte mehr erreichen,  als ihr Leben lang als Buchbinderin zu arbeiten.  Doch da sie bereits mit 12 Jahren die Schule beendete, stehen ihr nicht viele Möglichkeiten offen.  Außerdem fühlt sie sich für ihre Schwester verantwortlich,  die etwas besonders ist und mehr  Anleitung und Unterstützung im Leben braucht. 

Als der 1. Weltkrieg ausbricht,  ziehen schon bald die Männer in den Krieg aufs Festland. Als erste Flüchtlinge,  sowie verwendete belgische Soldaten nach Oxford kommen,  ändert sich Peggys Leben. Einige der belgischen Frauen beginnen ebenfalls in der Buchbinderei zu arbeiten. Eine von ihnen,  Lotte , freundet sich bald mit Maude an, so daß Peggy im Freiwilligen-Dienst  den zum Teil schwerst  verwundeten Soldaten im Krankenhaus vorlesen und beim Briefeschreiben helfen kann. Dabei lernt sie Gwen, eine junge Frau aus besseren Kreisen kennen. Tilda, die Freundin der Mutter,  geht als Kriegskrankenschwester nach Frankreich.  Von dort schickt sie fürsorgliche Briefe, in denen sie aber auch von ihrem Dienst und den schrecklichen Geschehnissen und Verwundungen der Soldaten berichtet. Eindrucksvoll, erschreckend  und berührend  taucht man so in das Kriegsszenario und den Folgen ein. 

Peggy bekommt durch Gwen Einblicke  ins Studium und den nötigen Anschubs,  vielleicht doch mehr aus ihrem Wissensdurst machen zu können.  Im Krankenhaus kümmert Peggy sich  um den schwerst verletzten Belgier Bastiaan und verliebt sich in ihn. Wird für Peggy der Traum eines Studiums am Sommerville College in Erfüllung gehen? Und das persönliche Glück ? Eine Zukunft mit Bastiaan? 

Auch die Frauenbewegung,  das Aufbegehren nach mehr Rechten , ist thematisiert , nimmt aber keinen zu großen Raum der Geschichte ein. 

Pip Williams hat auf eine liebevolle, manchmal etwas zu ausführliche Weise, die besondere Beziehung der Schwestern dargestellt.  Das innige Verhältnis zueinander,  welches jedoch für Peggy zuweilen eine Last darstellt.  Das Hin-und Hergerissen-Sein zwischen Verantwortung und eigenen Wünschen ist realistisch  und  deutlich spürbar dargestellt. Sowohl die Schwestern,  als auch Tilda,  Lotte , Gwen,  die lieben Bewohner des benachbarten Hausbootes sind liebevoll,  realistisch und sympathisch beschrieben.  

Während es im ersten Teil der Erzählung zum großen Teil um die Arbeit in der Buchbinderei geht, wird im weiteren Verlauf des Buches mehr und mehr die Entwicklung der Personen zum Thema.  Die Geschichte nimmt immer mehr an Fahrt auf,wobei es zu keiner Zeit dramatisch oder reißerisch wird. Der Schreibstil ist unglaublich bildhaft  und einfühlsam.  Die Beschreibungen der Buchbinderei sind so detailliert,  daß ich mir jetzt genau vorstellen kann, wieviel Handarbeit nötig war, um ein Buch herzustellen.  Das hat mir unglaublich gut gefallen.  Auch die Handlungsorte, besonders das Hausboot , die Buchbinderei und die Umgebung sind wunderbar bildhaft dargestellt.  

Das Cover gefällt mir sehr gut. Die schön gebundenen Bücher, das gefaltete Boot , umrankt von Zweigen  passen sehr gut zum Titel, welcher  aussieht wie aus einem Buch ausgeschnitten. 

Die Geschichte hat mir gut gefallen,  weil mich das Streben von Peggy nach Wissen,  gepaart mit ihrer Fürsorge und Verantwortung für ihre  Schwester sehr berührt hat. Auch die detailliert  , zum Teil schonungslos,  beschriebenen Ereignisse und Traumata der Soldaten haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen.  

Das Eintauchen in die Welt der Buchbinderei mit lebendigen Charakteren ist eine Empfehlung für Liebhaber historischer Romane. 

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