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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2022

Kriege

Die Kriegerin
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Lisbeth und Florentine, von allen nur "die Kriegerin" genannt, kennen sich seit der Ausbildung bei der Bundeswehr. Doch im Unterschied zu Florentine hat Lisbeth die Ausbildung nach einem einem sexuellen ...

Lisbeth und Florentine, von allen nur "die Kriegerin" genannt, kennen sich seit der Ausbildung bei der Bundeswehr. Doch im Unterschied zu Florentine hat Lisbeth die Ausbildung nach einem einem sexuellen Übergriff durch einen Feldwebel nicht beendet. Die beiden verlieren sich aus den Augen und haben sich doch nicht vergessen, als sie sich Jahre später an einer kleinen Strandhütte an der Ostsee wieder begegenen.

Lisbeth ist auf der Flucht vor ihrer Verantwortung für ein Kind und einem Leben mit der Familie, immer wieder hat sie nachts Träume, die nicht ihre eigenen sind und die sie nicht loslassen. Zwischen den beiden Kameradinnen entwickelt sich wieder eine Freundschaft, die da weiter zu gehen scheint, wo sie nach der Grundausbildung so abrupt geendet hat. Doch immer wieder wird deutlich, dass sich die beiden Frauen verändert haben, die Auslamdseinsätze, v.a. in Afghanistan haben Spuren an der Kriegerin hinterlassen. Sie gibt sich weiterhin taff, doch Lisbeth spürt die Risse im Mantel der Stärke ihrer Freundin. Helene Bukowski beschreibt die Folgen des Kriegs für Soldaten sehr berührend und ergreifend, wie so viele andere Soldaten und Soldatinnen leidet auch Florentine an einer PTBS, sie kann ihre Taten und Eindrücke nur schwer im Kriegsgebiet lassen und ist sowol gedanklich als auch körperlich immer wieder dort.

Aber auch Lisbeth hat ihre eigenen Traumata, mit denen sie zusätzlich zu ihrer Neurodermitis immer noch kämpft. Bukowski beschreibt diese beiden Frauen und ihre Leben sehr feinfühlig, auch wenn ich Lisbeth nicht immer ganz verstanden habe. der Erzählstil ist eher auf einer psychologischen Ebene verhaftet, nur langsam erschließt sich das Bild dieser beiden Frauen und was sie verbindet. Am Ende gipfelt alles in einem großen Showdown, den ich persönlich etwas störend für die geschichte empfand, der aber in gewissen Punkten auch passend erscheint. Ein letzter Versuch die großen Fehler der vergangenheit ungeschehen zu machen.

Helene Bukowski hat mit "Die Kriegerin" einen sehr aufwühlende Roman geschrieben, in dem sie ein wichtiges Thema behandelt, das allzu oft totgeschwiegen und ignoriert wird. Deshalb empfehle ich diesen Roman sehr gerne weiter und denke es ist ein wichtiger Schritt, um über dieses Thema zu sprechen.

Veröffentlicht am 11.08.2022

Marie de France

Matrix
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Marie, uneheliches Kind des Königs wird nach dem Tod ihrer Mutter an den königlichen Hof Englands in die Obhut von Eleonore von Aquitanien. Marie ist groß und ungelenk und nach Ansicht der Königin ungeeignet ...

Marie, uneheliches Kind des Königs wird nach dem Tod ihrer Mutter an den königlichen Hof Englands in die Obhut von Eleonore von Aquitanien. Marie ist groß und ungelenk und nach Ansicht der Königin ungeeignet für die Ehe oder das höfische Leben. Deshalb soll sie Priorin eines abgelegenen, ärmlichen Klosters werden, irgendwo im Nirgendwo Englands werden. Doch Marie ist weder fromm, noch sieht sie sich als verarmte Nonne, sondern fühlt sich vielmehr zu Großem berufen und möchte Dichterin werden, weshalb sie zunächst mit ihrem Schicksal hadert. nur langsam findet sie in der Abgeschiedenheit des Klosters eine Möglichkeit ihren Weg zu gehen und den Einfluss zu erlangen, den sie immer wollte.

Mit Matrix erzählt Lauren Groff die Geschichte der Marie von Frankreich, die ins Kloster abgeschoben wurde und sich dort mühsam ihren Weg zu Einfluss erarbeitete. Groff kann schreiben, sie erzählt die Geschichte poetisch und behutsam, gleichzeitig aber packt sie in die 320 Seiten ein ereignisreiches Leben, das dadurch nur sehr gerafft durchlebt werden kann. Das Kloster bringt viele Personen, viele Frauen mit sich, die alle ein Teil von Maries Leben werden, die mir jedoch kaum näher kamen. Marie ist die unumstrittene Hauptfigur, sowohl der Geschichte als auch des Klosterlebens, sie widersetzt sich allen Versuchen, sie zu untergraben oder einzuengen. Obwohl Marie für ihre Texte und Dichtungen später bekannt geworden ist, spielen diese im Roman nur eine geringe Rolle, schon bald erhebt sie sich über ihre ursprünglichen Wunsch Dichterin zu werden hinaus, sie wird als Heilige verehrt, die die Probleme des Klosters anpackt und die Frauen zu Größe führt.

Obwohl mir die Sprache und der Schreibstil von Lauren Groff wirklich gut gefallen haben, so hat mich die Lebensgeschichte im Zeitraffer doch etwas ernüchtert zurückgelassen, die zwischenmenschlichen Verbindungen und charakterlichen Eigenheiten blieben mir fern, man betrachtet dieses Leben im Kloster nur von Außen ohne jemals Teil der Geschichte zu werden, so dass ich mir zwischendurch dachte "ja nett - und weiter?". "Matrix" ist eine Hommage an eine interessante Frau, die stark und mutig zu sich steht und an die Zärtlichkeiten und Liebe die sich hier entwickeln können, doch insgesamt hatte ich mir etwas mehr von diesem Buch erhofft.

Veröffentlicht am 10.08.2022

Gelungener Abschluss

A Psalm of Storms and Silence. Die Magie von Solstasia
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Band 1 dieser Reihe endete fulminant mit der Aufklärung aller Intrigen, der Wiederkehr von Karinas Schwester und Karinas Flucht aus dem Palast. Jetzt ist sie die meistgesuchte Person und die einzige Hoffnung, ...

Band 1 dieser Reihe endete fulminant mit der Aufklärung aller Intrigen, der Wiederkehr von Karinas Schwester und Karinas Flucht aus dem Palast. Jetzt ist sie die meistgesuchte Person und die einzige Hoffnung, liegt in einer göttlichen Macht, verschollen in der Stadt ihrer Vorfahren, die vielleicht nur eine Legende ist. Auch Malik überlebte die letzten Stunden von Band 1, er und seine Schwestern haben Zuflucht im Palast gefunden und er wird von Farik in Magie unterwiesen. Doch sind dessen Beweggründe wirklich die, die er vorgibt? Um Sonande zu retten, müssen Malik und Karina erneut zusammen arbeiten und das zerrüttete Vertrauen wieder aufbauen.

Ich habe mich sehr gefreut, endlich wieder zu Malik und Karina zurück zu kehren, da Band 1 ziemlich neugierig zurück gelassen hat. Und auch von "A Psalm of Storms and Silence" war ich nicht enttäuscht. Von kleineren Längen zwischendurch abgesehen, hat Brown hier eine wirklich interessante Geschichte erschaffen. Ich mag ihren Schreibstil und ihre Sprache, sie schafft es, Sonande und seine Bewohner vor meinen Augen entstehen zu lassen.

Etwas schade fand ich, dass die Charaktere sich im Gegensatz zu Band 1 nicht mehr wirklich weiterentwickelten, so bleiben sie v.a. zu Beginn doch etwas eindimensional und folgen stumm ihrer Mission. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Abwechslung und Vielschichtigkeit gewünscht.

Dennoch hat mir dieses Buch und die Reihe überwiegend gut gefallen und fand es schön, dass die Romanze in Teil 2 nicht allzu viel Raum eingenommen hat.

Veröffentlicht am 09.05.2022

spannende Lebensgeschichte

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Evelyn Hugo, schilllernde Hollywood-Ikone, nicht nur bekannt für ihre filmerischen Talente sondern auch für ihre zahlreichen Ehemänner, beschließt ihre Biografie zu veröffentlichen um endlich mit der Vergangenheit ...

Evelyn Hugo, schilllernde Hollywood-Ikone, nicht nur bekannt für ihre filmerischen Talente sondern auch für ihre zahlreichen Ehemänner, beschließt ihre Biografie zu veröffentlichen um endlich mit der Vergangenheit abzuschließen und alte Gerüchte und falsche Aussagen zu klären. Dafür sucht sie sich die eher unbekannte Journalistin Monique aus. Die beiden unterschiedlichen Frauen verbringen mehrere Tage zusammen im luxuriösen Apartment Evelyns, wo sie ihre Lebensgeschichte erzählt.

Evelyn Hugo ist eine faszinierende Person, eine starke Frau, die schon früh weiß, was sie will: berühmt werden und aus dem tristen Leben und ärmlichen Elternhaus entkommen. Dafür ist sie bereit alles zu tun und so sucht sie, kaum 16 Jahre, ihren 1. Ehemann aus, der sie nach Hollywood mitnimmt. Evelyn weiß, ihren Körper für ihre Ziele einzusetzen, aber sie weiß auch, für ihre Ziele einzustehen und ihre Wünsche durchzusetzen. Um ihre Geheimnisse zu bewahren und ihr Leben nach Außen hin aufrechtzuerhalten bringt sie viele Opfer. Und auch, wenn sie jetzt am Ende ihres Lebens diese Opfer bedauert, bereut sie doch keine ihrer Taten und steht dazu. Durch all die Jahre in Hollywood waren nur wenige Menschen stets an ihrer Seite und so ist ihre Geschichte auch eine Liebeserklärung für ihre Wahlfamilie und die Menschen, die sie berührt und die sie geliebt hat.

Die Dialoge zwischen Evelyn und Monique fand ich spannend, man spürt, dass Evelyn einerseits ihre Wünsche durchsetzen und Monique in ihre Schranken weißen möchte, doch andererseits hat man auch immer das Gefühl, dass sie sich um die junge Frau kümmert und ihr ihre Lebensweisheiten nahe bringen möchte. Evelyn hat geliebt und gehasst, gelacht und geweint und Menschen verloren. Neben dieser Lebensgeschichte wirkt Monique allerdings fast etwas blass, ihre persönlichen Probleme haben mich weniger interessiert und dienten wohl mehr als Verbindungsstück zu Evelyn selbst. Auch das immer wieder groß angekündigte, dramatische Ende, das von der schlechtheit Evelyns überzeugen soll, hat mir nichts gegeben, viel mehr empfand ich es als unnötig und übertrieben.

Reid hat ihre Geschichte gut konstruiert und aufgebaut. Nach einigen anfänglichen, etwas langsameren Abschnitte in denen sich Evelyn und Monique kennen lernen, folgt man gebannt den Stationen in Evelyns Leben, ihren Hoffnungen, Siegen und Enttäuschungen. Das hat mir sehr gefallen und auch wenn "Die sieben Männer der Evelyn Hugo" kein Highlight für mich war, hat es mich gut unterhalten und ich habe diese besondere Liebesgeschichte inmitten einem spektakulären Leben sehr gerne gelesen, denn es ist nicht zuletzt auch eine Liebe zu sich selbst, die Evelyn hier preisgibt.

Veröffentlicht am 02.05.2022

Papierpalast

Der Papierpalast
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Elle ist Anfang 50, glücklich in ihrer Familie mit Peter und den drei Kindern. Doch insgeheim denkt sie immer noch an ihre Jugendliebe Jonas, die sie jetzt entgegen aller Vernunft wieder aufleben lässt. ...

Elle ist Anfang 50, glücklich in ihrer Familie mit Peter und den drei Kindern. Doch insgeheim denkt sie immer noch an ihre Jugendliebe Jonas, die sie jetzt entgegen aller Vernunft wieder aufleben lässt. Mit Jonas verbindet sie eine lange Geschichte, eine Geschichte, die tief in ihrer Vergangenheit vergraben ist und die sie doch nicht loslässt, denn in ihrer Kindheit wurde Elle von ihrem Stiefbruder Conrad missbraucht bis ein schicksalshafter Tag alles verändert hat.

Tja was soll ich sagen, Papierpalast ist leider wieder eines dieser hochgelobten Bücher, das für mich die Erwartungen nicht erfüllt hat. Miranda Cowley Heller erzählt hier ein furchtbares Liebesdrama, das unnötig aufgebauscht und überdramatisiert wird. Der Beziehung zwischen Elle, Jonas und Peter konnte ich leider nichts abgewinnen, ich habe weder die Anziehungskraft des einen noch des anderen verstanden und es war ziemlich nervig wie sehr Elle betonen musste, wie toll der Sex ist, den sie mit allen hat. Generell empfand ich die Sprache als eher mittelmäßig, teilweise sehr wiederholend. Auch das Frauenbild, das Heller uns hier präsentiert ist äußerst fragwürdig. Spätestens als von "meinem Prachtweib" die Rede war, hätte ich am liebsten etwas an die Wand geworfen. Elle scheint aber nichts dagegen zu haben, dass Peter sie immer wieder als sein Weib bezeichnet und generell als seinen Besitz ansieht und mit ihr Sex hat, wann er will egal ob sie richtig Lust hat oder nicht. Auch die Großmutter und Mutter vermitteln das Bild, als müsste die Frau nur hübsch aussehen und ihrem Mann zu Diensten sein. Das hätte ich in den Vergangenheitsabschnitten noch ansatzweise verstanden, aber dieses Bild wird durch das ganze Buch aufrechterhalten. Die Kinder spielen eigentlich kaum eine Rolle, man hätte sie ebensogut weglassen können, groß geändert hätte es die Geschichte wohl nicht.

Der sexuelle Missbrauch in der Familie, nicht nur in Elles Generation, wird v.a. am Anfang einfach mal so im Nebensatz abgehandelt, was ich als äußerst schwierig empfinde. Generell ist es mMn fragwürdig, solche Themen als Geheimnis anzulegen, wobei dies zugegebenermaßen hier vom gewählten Klappentext ausgeht, der jedoch auch in der englischen Fassung ganz ähnlich ausfällt. Gleichzeitig muss ich auch sagen, dass Heller diesen Part ihrer Geschichte durchaus glaubwürdig und - als es um Elle ging - feinfühlig geschrieben hat, worüber ich sehr froh bin. Vielleicht hätte sich Heller lieber darauf konzentrieren sollen anstatt alles mit dem Drama der Gegenwart zu vermischen, der ganze Handlungsstrang um Conrad bietet auch alleine schon Drama genug.