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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2019

sieht so unsere Zukunft aus?

Die Reinsten
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In der Vergangenheit steuertedie Menschheit sukzessive auf eine Naturkatastrophe hin, die im Jahre 2041 schließlich nur noch abgewendet wurde, indem sich die Menschen der KI Askit unterwarfen. 150 Jahre ...

In der Vergangenheit steuertedie Menschheit sukzessive auf eine Naturkatastrophe hin, die im Jahre 2041 schließlich nur noch abgewendet wurde, indem sich die Menschen der KI Askit unterwarfen. 150 Jahre später hat Askit ein System erschaffen, in dem sich die Natur weitestgehend zu erholen scheint und die Menschen mit technischen Hilfsmitteln wieder normal leben können. Doch dieses Leben hat auch seinen Preis: Die Menschen bekamen ein Neuro-Implantat eingepflanzt, mit dem Askit ihre Emotionen steuern und sie zu einem guten Menschen, einem "Reinsten" erziehen kann. Entscheidet man sich gegen ein Implantat darf man zwar weiter in den kontrollierten Gebieten leben, hat jedoch auch weniger Möglichkeiten als diejenigen mit Implantat, man gehört dann zu den "Angepassten". Wer sich diesem System nicht anpassen möchte, wird man degradiert und lebt fortan in Kolonien außerhalb des Wirkungszentrums von Askit.

Innerhalb Askits Bereich Alle leben nach dem gleichen Weltbild und das Wohl der Allgemeinheit steht an oberster Stelle. Auf Askit war immer Verlass in den letzten 150 Jahren doch plötzlich beginnt es sich seltsam zu verhalten. Eve Legrand hat bereits seit ihrem 8. Lebensjahr ein Implantat, sie ist hoch angesehen und steht kurz vor dem Eintritt in die Akademie der Wissenschaft, die höchste Auszeichnung, die sich sich vorstellen kann. Sie ist überzeugt davon, dass Askit die Menschheit voran gebracht hat und auch noch weiter voran bringen wird und sie ist begeistert von der Unterstützung , die sie durch Askit erfährt. Doch sie beginnt zu zweifeln, v.a. nachdem sich Askit immer seltsamer verhält. Schließlich flieht sie zusammen mit ihren Freunden in die Kolonien und lernt dort plötzlich eine ganz andere Welt kennen. Was sollsie nun glauben, wie weiß sie, was Wahrheit ist und was Lüge? Jeder versucht sie auf seine Seite zu ziehen und sie muss sich zurechtfinden in einer Welt, die sie so nicht kannte und noch viel wichtiger, sie muss zu sich finden und lernen für ihre Überzeugungen einzutreten.

Thore D. Hansen zeichnet mit diesem Roman ein Zukunftsbild, das zwar erschreckend wirkt, jedoch gar nicht so abwegig erscheint. Das Zusteuern auf eine Klimakatastrophe ereignet sich gerade tatsächlich und auch einige der technischen Errungenschaften werden in öhnlicher Form bereits verwendet oder gerade entwickelt. Die positiven Aspekte von Askit scheinen zu überwiegen, die Gemeinschaft steht immer an erster Stelle, niemand lebt im Überfluss, alle Rationen weren genau berechnet und am wichtigsten, die Erde und auch die Menschheit kann sich von der Vergangenheit erholen. Im Hinblick auf die Geschichte machen einige Aspekte jedoch auch Angst, wie z.B. die Zweiklassengesellschaft aus Reinsten und Kolonisten, die totale Kontrolle durch Askit und der "Einheitsmensch" der bestimmte Eigenschaften haben sollte, der Wunsch nach Perfektion.

Die Sprache hat mir sehr gut gefallen, lediglich der Mittelteil des Buches war etwas schwächer, da hier zu viel auf eimal passiert ist und es stellenweise schwer war, den einzelnen Personen zu folgen. Dennoch war das Buch niemals langweilig sondern durch die Geschehnisse, die auch mitunter sehr unerwartet eintraten immer sehr spannend. Die Charaktere sind toll beschrieben und zeigen erst ganz am Ende ihr wahres Gesicht, so dass dem Leser viel Raum für eigene Phantasien bleibt. Das Ende kam anders als erwartet und es zeigen sich einige Abgründe der Menschen. Dennoch ist das Enbde sehr stimmig und schließt das Buch gut ab.

Das Buch lässt mich sehr nachdenklich zurück und gibt weitere Impulse sich mehr um unsere Erde zu kümmern und weiter zu denken, als nur bis zum nächsten tag, zur nächsten Woche oder zum nächsten Monat. Es liegt an uns, etwas zu ändern, dabei sollten wir jedoch nicht vergessen auch weiterhin Mensch zu bleiben und ich kann nur hoffen, dass wir nicht so enden, wie Thore D. Hansen die Zukunft hier schildert.

Veröffentlicht am 28.02.2019

was kann eine Liebe überstehen?

In guten wie in schlechten Tagen
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Celestial und Roy sind zwei junge schwarze Amerikaner, denen es gut geht. Sie lieben sich, sind verheiratet und haben eine aufstrebende Zukunft vor sich. Doch nach 1.5 Jahren verändert eine Nacht ihr ganzes ...

Celestial und Roy sind zwei junge schwarze Amerikaner, denen es gut geht. Sie lieben sich, sind verheiratet und haben eine aufstrebende Zukunft vor sich. Doch nach 1.5 Jahren verändert eine Nacht ihr ganzes Leben. Roy wird zu unrecht einer Vergewaltigung bezichtigt und schließlich zu 12 Jahren Haft verurteilt. Kann ihre Ehe und noch viel wichtiger ihre Liebe das alles überstehen?

Celestial & Roy sind frisch verheiratet, voller Hoffnung auf ein gutes Leben, zusammen als Familie. Sie denken über Kinder nach, bauen sich eine Heimat auf, es läuft gut. Doch ein einziger Augenblick kann alles verändern, dabei waren sie einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Und sie haben die falsche Hautfarbe. Auch wenn man es nicht glauben möchte, schildert dieser Roman sehr deutlich, dass Rassendiskriminierung immer noch ein sehr aktuelles Thema ist. Die Verurteilung entzieht sich jeglicher Logik und scheint einem anderen Jahrhundert entsprungen. Die Gefühle der einzelnen Personen werden sehr berührend dargestellt, die Zweifel und Ängste prägen sich ein. Der Gefängnisalltag ist hart und obwohl er nicht im Vordergrund steht, erkennt man als Leser die deutlichen Spuren, die er an Roy hinterlässt. Celestial ist eine gute Ehefrau, besucht ihren Mann, nimmt Strapazen und Kontrollen auf sich um ihm nah zu sein. Doch sie lebt auch ihr Leben weiter, während es für Roy stehen bleibt. Beim Lesen erfährt man die Distanz, die sich zwischen den beiden entwickelt, man versucht zwischen den Zeilen zu lesen um die Beweggründe zu verstehen. Die Geschichte entwickelt sich ganz anders, als ich erwartet hatte, doch am Ende erscheint es genau richtig so. Die Entwicklung der Figuren wirft Fragen auf, die zunächst unbeantwortet bleiben. Die Geschichte spitzt sich zu, bis am Ende die Situation eskaliert, die Charaktere werden von ihren Gefühlen übermannt. Doch am Ende beweisenalle denMut sich den Fragen zu stellen, die im Raum stehen und offen miteinander umzugehen. Und sie akzeptieren, dass sich Gefühle ändern können, dass Liebe auch verzeihen heißt und dass man manchmal loslassen muss, dass man nach vorne und nicht zurück blicken sollte.

In drei Erzählsträngen wird hier die Geschichte einer Liebe erzählt, die vom Leben durchkreuzt wird. Aber auch eine Geschichte von Freundschaft, Familie, von Hoffnung und Ängsten. Nicht nur die beiden Hauptcharaktere, auch ihre Familien und Bekannte sind sehr realistisch gezeichnet, niemand ist perfekt, aber gerade das lässt sie menschlich werden. Keine der Figuren ist nur sympathisch oder nur unsympathisch, das macht es für mich als Leser noch eindrucksvoller, noch intensiver beim Lesen. Man fragt sich immer wieder, wie man selbst handeln würde. Der Schreibstil ist sehr flüssig und und emotional, man wird hinein katapultiert in die Geschichte und es fällt schwer, sich wieder davon zu lösen. Man spürt die Liebe aber auch das Ungesagte, das zwischen den Zeilen steht.

Der Roman ist gesellschaftskritisch und prangert vieles an, ohne dabei belehrend zu wirken, was ich sehr gut finde. Man wird innerlich wach gerüttelt. Aber auch die anderen Themen über Liebe, Ehe, Gefühledie man nicht kontrollieren kann haben mich sehr berührt. Sowohl Schreibstil als auch die Geschichte selbst konnten mich zu 100% überzeugen und ich spreche hier eine klare Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 28.02.2019

berührende Familiengeschichte

Worauf wir hoffen
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Fatima Farheen Mirza erzählt "Worauf wir hoffen" die Geschichte einer schiitischen indischen Familie, die in den USA lebt. Laila folgte dem Wunsch ihrer Eltern und heiratete Rafik, der in Amerika ...

Fatima Farheen Mirza erzählt "Worauf wir hoffen" die Geschichte einer schiitischen indischen Familie, die in den USA lebt. Laila folgte dem Wunsch ihrer Eltern und heiratete Rafik, der in Amerika lebte. Dort gründen die beiden eine Familie und ziehen ihre drei Kinder Hadia, Huda und Amar groß. Sie leben sehr religiös und vermitteln dies auch ihren Kindern. Die beiden Töchter sind sehr folgsam und passen sich den Regeln der Religion an. Nur der Sohn, der eigentlich der Stolz der Familie sein sollte, rebelliert und kann sich nicht mit dem Glauben der Eltern identifizieren. Oft kommt es zu Streitereien und schließlich läuft Amar von zu Hause weg. Die beiden Mädchen waren schon immer sehr ehrgeizig, besonders Hadia, die ein Medizinstudium anstrebt und alles tut um ihre Eltern stolz zu machen. 3 Jahre später schafft sie unvorstellbares: Sie heiratet den mann ihrer Wahl. Doch sie möchte diesen Tag nicht ohne ihren Bruder verbringen.

Die Geschichte ist in 4 Teile aufgeteilt. Dabei spielen einige Teile in der Gegenwart, andere in der Vergangenheit. Die Autorin schafft es sehr eindrücklich, die Gefühle der einzelnen Familienmitglieder zu vermitteln. Ihre Ängste und Sorgen, die erste Liebe, die nicht sein darf. Auch die Einschränkungen, die sie durch die Religion erfahren wird sehr deutlich, ebenso wie sie dazu stehen. Die Unsicherheiten im Umgang mit anderen und mit sich selbst, das Verhalten, die Zweifel, ob das Verhalten, das ihnen von klein auf vermittelt wurde, wirklich richtig ist. Auch die Kritik an der Religion und den Regeln durch Amar werden sehr deutlich. Er macht sich Gedanken, nimmt nicht einfach alles hin, es fällt ihm schwer, sich den Regeln zu unterwerfen. Die ungewollte Eifersucht, die zwischen den Kindern herrscht wird sehr deutlich. Sie versuchen ihre Eltern stolz zu machen, v.a. jedoch den Vater. Auch das Familienleben wird toll geschildert, die Eltern sind sehr unterschiedlich und doch vereint in der Liebe zu den Kindern.

Der Schreibstil ist richtig gut, das Thema der Religion wird sehr eindrücklich vermittelt. Was mich jedoch beim Lesen enorm gestört hat sind die Sprunghaftigkeit der beiden mittleren Teile. Wir erfahren, wie sich Laila und Rafik kennen lernten, wie das Leben in Amerika die letzten Jahre war, wie die Kindheit von Hadia, Huda und Amar verlief. Das alles wird aus wechselnden Perspektiven und ohne zeitlichen Zusmmanhang erzählt. Man springt hin und her, mitunter werden auch Themen plötzlich mehrere Kapitel später wieder aufgegriffen, dann jedoch aus einer anderen Perspektive. Das alles war sehr irritierend und es fiel mir manchmal sehr schwer, der Geshcihcte zu folgen, da man erst eine Weile brauchte, bis man das Erzählt in den Gesamtkontext einordnen konnte. Eine chronologischere Reihenfolge wäre hier sicherlich besser gewesen. Am Ende fügt sich zwar alles zusammen, dennoch war v.a. Teil 2 oft sehr anstrengend zu lesen.

Das Ende ist sehr offen gehalten. Zum ersten Mal erfährt man auch etwas über die Gedanken und Gefühle von Rafik, wie sein Leben sein Handeln beeinflusste. Das hat mir sehr gut gefallen, es rundet das Buch irgendwie ab, da er vorher immer auch irgendwie im Zentrum stand, ohne je zu Wort zu kommen. Das offene Ende hat mich überraschenderweise nicht gestört, so bleibt auch Raum für die eigene Fantasie.

"Worauf wir hoffen" ist ein Buch, dass zum Nachdenken anregt. Ein Buch über die eigenen Zweifel, über Religionszugehörigkeit, über Familie und Freundschaft. Als Außenstehender, der nichts mit dem Islam zu tun hat, wird das Leben dort sehr gut geschildert und mir hat es die Religion auch etwas näher gebracht. Man erfährt das Positive aber sieht auch das negative, dass nicht jeder sich daran anpassen kann. Die menschlichen Abgründe und Zwänge werden verdeutlicht und immer wieder habe ich mich gefragt, wie ich in bestimmten Situationen handeln würde. Lediglich der sprunghafte Aufbau hat mich gestört, ansonsten ist das Buch sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Was ist dir wichtig im Leben?

Ein wirklich erstaunliches Ding
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April May, die 23-Jährige Protagonistin ist Grafikdesignerin und hat einen unterbezahlten Job in einem kleinen Start-Up. Auf dem nächtlichen Heimweg sieht sie plötzlich eine riesige Roboter-Skulptur, die ...

April May, die 23-Jährige Protagonistin ist Grafikdesignerin und hat einen unterbezahlten Job in einem kleinen Start-Up. Auf dem nächtlichen Heimweg sieht sie plötzlich eine riesige Roboter-Skulptur, die ihr vorher nie aufgefallen war. Kurzerhand ruft sie ihren besten Freund Andy an und gemeinsam drehen sie ein Video über "Carl", wie sie die Skulptur tauft. Am nächsten Morgen erwacht sie und kann es kaum glauben: Das Video hat schon tausende Klicks und Likes erreicht. Von da an geht alles ziemlich schnell. Überall auf der Welt sind weitere Carls aufgetaucht, insgesamt 64 Stück. Niemand kann sich erklären, woher sie kommen, noch wer sie dort aufgestellt hat. April wird zur Carl-Expertin und von nun an in unzählige Talk-Shows, etc. eingeladen. Über Nacht wurde sie mit einem einzigen Video berühmt.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, die Sprache klar und deutlich. Etwas irritierend fand ich die ständigen Hinweise, dass der Leser ja wisse, was passiert sei etc., da man das nunmal nicht weiß. Auch wenn der ganze Roman in Form einer Berichterstattung aus Aprils Sicht aufgebaut ist, hätte man dies vielleicht anders lösen können. Es hat mich eher im Lesefluss gestört, als dass es mir das Gelesene näher brachte. Gedanken und Gefühle werden gut dargestellt finde ich, allerdings auch hier wieder nur aus Aprils Sicht, die die Dinge oft etwas egoistisch betrachtet und vieles nicht sieht (oder sehen will). Die Hintergründe sind gut recherchiert und man merkt, dass sich der Autor mit den verschiedenen Elementen seines Romans auseinander gesetzt hat.

Ich muss sagen, April war mir die meiste Zeit des Buches über ziemlich unsympathisch. Sie wirkt sehr naiv und lässt sich extrem leicht beeinflussen und ablenken. Sie scheint nicht wirklich eine eigene Meinung zu haben, die sie bis zum Schluss vertritt. Immer wieder will sie sich erwachsen und vernünftig verhalten, macht dann aber letztendlich genau das Gegenteil. Auch wie sie mit ihren Mitmenschen umgeht ist mehr als grenzwertig. Ob das nun die wirkliche April ist, oder ihr Verhalten vom Ruhm gebelendet ist, kann man beim Lesen nicht erkennen. Andy fand ich am Anfang etwas seltsam, da er über die vielen Likes völlig aus dem Häuschen war, er war jedoch im Laufe des Buches nicht so naiv und leichtgläubig wie April, sondern hat sich durchaus seine Gedanken gemacht, wie es scheint. Die anderen Charaktere waren alle schön beschrieben, aufgrund der Erzählweise blieben sie jedoch immer etwas entfernt und unscharf für mich. Das Ende lässt mich tatsächlich etwas sprachlos zurück. Damit hätte ich nicht absolut nicht gerechnet und obwohl ich April ziemlich nicht wirklich mochte, wünscht man ihr so etwas nicht. Das Ende ist auch sehr offen gehalten, was einerseits natürlich raum für die eigenen Vorstellungen lässt, aber andererseits hätte ich mir für diese Geschichte ein abgeschlossenes Ende gewünscht.

Zu Beginn des Buches ist April sehr 'unerfahren' was Social Media angeht, es ist ihr mehr oder weniger egal, sie betreibt es nur als Hobby und um ein paar schöne Schnappschüsse zu teilen. Dies ändert sich sehr schnell und schon am Ende des 1. Tages hat sie ihr Verhalten grundlegend geändert. Das kam etwas plötzlich für mein Empfinden, aber auch hier hat sie sich vorrangig von anderen beeinflussen lassen. Ich kann allerdings auch verstehen, dass April sich davon mitreisen lässt und es am Ende sogar als Sucht beschreibt. Das Verlangen nach Aufmerksamkeit und Bestätigung schlummert denke ich in uns allen. Folgender Satz von Maya beschreibt es sehr gut finde ich: "Du willst ein Publikum finden, das dich liebt, weil ich dir nicht genüge. Weißt du was? Das, was du dir jetzt holst wird auch nicht reichen,.." April schreckt vor der Bindung an andere Leute zurück und immer, wenn es ernst wird, will sie einen Rückzieher machen, verletzt die andere Person um sie loszuwerden. Durch die Berühmtheit im Netz wird sie plötzlich (vermeintlich) geliebt ohne dass sie etwas von sich dafür geben muss. Sie ist gefragt und jeder will sie sehen, ganz ohne die Nähe, vor der sie sich sonst so sehr fürchtet. Sehr oft habe ich beim Lesen den Kopf geschüttelt über Aprils Handeln und Gedanken, man würde sie gerne schütteln und dazu bringen, nochmal nachzudenken, bevor sie Dinge tut oder sagt, die sie hinterher bereut.

Die beiden Erzählstränge - Aprils Berühmtheit und das Geheimnis um die Carls - sind gut verknüpft, obwohl man die Science-Fiction-Elemente nicht unbedingt gebraucht hätte und sie für manche vielleicht sogar störend wirken könnten. Es geht hauptsächlich darum, wie wir uns als Menschen verhalten, sei es gegenüber fremdem oder auch gegenüber anderen Menschen. Die Rolle der sozialen Medien in der heutigen Gesellschaft wird thematisiert und realistisch dargestellt. Sowohl die positiven Aspekte (die Vernetzung untereinander, um das Miteinander und die Kommunaktion zu fördern) als auch das Negative (die Gefahren durch schlagartige (unverdiente ?) der Berühmtheit) werden angesprochen und der Leser wird angeregt sich zu überlegen, wie man selbst in solchen Situationen gehandelt hätte. Auch die Leichtigkeit anonymer Anfeindungen im Netz wird thematisiert, die oft zu viel schlimmerem als nur ein paar bösen Wörtern führen können.

Abschließend kann ich sagen, dass ich das Buch sehr gerne gelesen habe. Es zeigt deutlich die Probleme, die mit einer Karriere im Social-Media-Bereich einhergehen (können) und stellt den Leser vor die Frage, wie er sich verhalten würde. Das Buch beäugt Social Media aber auch das Verhalten und das Miteinander von Menschen kritisch und nicht nur einseitig. Für "ältere" Generationen, die nicht mit den heutzutage aktuellen Medien aufgewachsen sind, mag vieles sehr befremdlich wirken und vielleicht auch unverständlich und überzogen. Ich denke jedoch, dass die angesprochene Zielgruppe sich in vielem wiederfinden kann und das Buch vielleicht auch als Denkanstoß nutzen kann. Sollte man wirklich sein ganzes Handeln darauf ausrichten, mehr Follower, Likes & Klicks zu bekommen? Oder gibt es nicht noch viel mehr, dass das Leben ausmacht?

Veröffentlicht am 19.02.2019

naja..

Stella
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Es wurde schon viel diskutiert über dieses Buch. Friedrich, ein junger Schweizer aus einem reichen Elternhaus reißt in den Kriegsjahren nach Berlin um zu sehen ob die Gerüchte über Deportationen und co. ...

Es wurde schon viel diskutiert über dieses Buch. Friedrich, ein junger Schweizer aus einem reichen Elternhaus reißt in den Kriegsjahren nach Berlin um zu sehen ob die Gerüchte über Deportationen und co. stimmen. Seine Eltern leben mehr oder weniger getrennt, das Verhältnis zur Mutter ist schwierig. In Berlin angekommen lernt er Kristin kennen und ist sofot fasziniert von ihr. Sie beginnen eine Liebesbeziehung, Friedrich opfert sich auf für sie. Bis er eines Abends schließlich feststellt, dass sie nicht die ist, die sie vorgibt zu sein. Sie ist Stella Goldschlag, eine Jüdin.

Wenn man mal von der ganzen Debatte um die Figur Stella Goldschlag und ob man sie auf diese Weise in einem (fiktiven) Roman benutzen sollte, absieht, hat mir das Buch leider als Buch überhaupt nicht gefallen. Der Schreibstil ist mMn katastrophal, der komplette Anfang und diese abgehackten Sätze lesen sich, als hätte es ein Kind geschrieben und waren für mich furchtbar. (Hier muss ich allerdings anmerken, dass ich solche kurzen Sätze noch nie mochte.) Auch das Einfließen lassen der Prozessakten hat den Lesefluss nicht wirklich gefördert, da sie einfach ohne Zusammenhang irgendwo eingestreut wurden. Immer wieder dachte ich "jetzt wird das Lesen angenehmer" doch dann kam ein neuer Kapitelanfang. Der immer gleiche Aufbau der Kapitel mag einen gewissen Wiedererkennungswert beim Lesen haben, hat mich jedoch etwas gelangweilt. Auch die Dialoge fand ich überwiegend grauenhaft - unzusammenhängend und bruchstückhaft.

Über die Figuren Friedrich und Stella mag man nun denken was man möchte. Ja, Friedrich ist überaus naiv und man fragt sich, warum er Dinge tut. Man möchte ihn anschreien und fragen, warum er sich nicht wehrt, warum er nicht weiter nachdenkt. Allerdings ist das auch wieder sehr menschlich. Über Stella selbst erfährt man ja nun nicht wirklich viel. Warum sie getan hat, was sie getan hat bleibt zwar nicht konkret offen, doch geklärt wird es auch nicht. Das geht aber vermutlich auch gar nicht und muss es an dieser Stelle vielleicht auch gar nicht.

Ich denke man sollte "Stella" hauptsächlich als einen fiktiven Roman betrachten. Dabei wäre es vermutlich besser gewesen, wenn man eine andere Figur gewählt hätte. Denn so weckt der Roman den Anschein Dinge zu behandeln, die er bestenfalls anschneidet.