Profilbild von oceanloveR

oceanloveR

Lesejury Star
offline

oceanloveR ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit oceanloveR über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2021

Wahrlich düster!

Die Götter müssen sterben
0

Ausgesprochen düster, blutig und gewalttätig; jedoch zugleich empowernd, unkonventionell und sensibel - kurzum, eine großartige, feministische Erzählung des Trojanischen Krieges, die ich nur empfehlen ...

Ausgesprochen düster, blutig und gewalttätig; jedoch zugleich empowernd, unkonventionell und sensibel - kurzum, eine großartige, feministische Erzählung des Trojanischen Krieges, die ich nur empfehlen kann!


Griechische Mythologie? Starke Frauen? Call me in! Dieses Buch schrie förmlich danach, von mir gelesen zu werden - gelesen und geliebt.

Denn BAMM, was für ein kraftvolles Buch. Düster, grausam, blutig - aber auch empowernd und sensibel. Frauen, die ein selbstbestimmtes Leben führen und alle, die sie daran hindern wagen, eines besseren belehren. Ich liebe die Diversität der Figuren hinsichtlich Genderidentität und sexuelle Orientierung. Polyamorie, nichtbinäre Geschlechtsidentität, Homo- und Bisexualität stehen jedoch nicht im Rampenlicht, sondern fügen sich unaufgeregt in die Rahmenhandlung ein - wie auch die rücksichtsvolle und bewusste Sprache. Die war mein erster Roman mit Neopronomen und geschlechtsneutralen Pluralformen; wer da Befürchtungen haben sollte: Nicht nötig!

Die Triggerwarnung finde ich auch positiv erwähnenswert - ist ja bei Weitem nicht selbstverständlich; für dieses Buch aber mehr als angebracht. Krieg ist blutig, Krieg ist grausam. Und Krieg ist voller sexueller Gewalt. So auch das Buch, gerade im mittleren Teil.

Die Figurendichte erfordert ein hohes Maß an Konzentration, zumal einige Namen ähnlich anmuten und viel Dynamik herrscht. Weder thematisch noch vom Aufbau her also "leichte Lektüre", sondern ein dichter, fordernder Roman. Auch die Perspektivwechsel tragen zur Komplexität bei und erhöhen noch weiter die Dramatik und Spannung, sodass ich vollständig in den Kosmos eintauchte. Und während die Autorin hervorragende Recherchearbeit geleistet hat, schmückte sie geschickt aus, deutete um und ergänzte raffiniert, sodass sie dem Trojanischen Krieg einen ganz neuen Spin verpasste; eine andere Perspektive einnahm als die der schillernden "Helden" aus Ilias und Odyssee.

Ausgesprochen gut gefallen hat mir auch, wie Bendzko nicht idealisiert oder verklärt - die Welt ist nicht schwarz oder weiß. Ihre Amazonen mögen eine noch so fortschrittliche und erstrebenswerte Gesellschaft aufgebaut haben; perfekt war und ist aber (noch) keine. Auch bei ihnen sind Ungerechtigkeit und Unterdrückung nicht ausgemerzt.

Mit diesem Buch habe ich meinen ersten Ausflug in das Genre der Dark Fantasy gewagt - und es definitiv nicht bereut; habe ich doch eine großartige Geschichte mit hervorragendem World Building, überzeugenden Emotionen und Entwicklungen sowie facettenreichen Charakteren lesen dürfen. Das Ende ist in sich abgeschlossen und zugleich ein neuer Auftakt - sollte es weitergehen, werde ich mit Freuden in die Welt von Areto, Clete und Co zurückkehren!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.07.2021

Hoch hinaus!

Das Wolkenschiff – Die Legende vom Feuervogel (Das Wolkenschiff 2)
0

Geschichten über abenteuerlustige Kinder und Reisen (in Wolkenschiffen!) sind per se lesenswert - diese Reihe auf Grund Schreibstils, Figuren und Botschaften umso mehr :)


Während ich auf die Handlung ...

Geschichten über abenteuerlustige Kinder und Reisen (in Wolkenschiffen!) sind per se lesenswert - diese Reihe auf Grund Schreibstils, Figuren und Botschaften umso mehr :)


Während ich auf die Handlung dieses Buches nicht zu genau eingehen möchte, muss ich hellauf begeistert festhalten, wie grandios Vashti Hardy der Umgang mit den kritischen Aspekten des Entdeckertums gelungen ist: Mit allerhand Seitenhieben auf die koloniale Geschichte und Schuld Europas schafft sie ein grandioses Kinderbuch, das nicht nur Abenteuer und den Reiz des Unbekannten vermittelt, sondern auch die reale Überheblichkeit und Engstirnigkeit, die leider mit auf Reisen geht.

Und auch auf der Ebene der Charaktere gelingt der Autorin ein beeindruckender Tiefgang; keine flachen, stereotypen (Kinder-)Figuren, sondern Menschen mit Ecken und Kanten, Ängsten und Neidgefühlen. Ganz besonders die Beziehung zwischen unserem ungleichen Geschwisterpaar vermag mich zu berühren. Marie, die geniale und taffe Tüftlerin, die immer eine Lösung parat zu haben scheint und Arthur, den Kopf immer in den Büchern; heimlich ein wenig neidisch auf seine Schwester; vor allem aber voller Liebe. Und Harriet, was für ein wundervolles Vorbild!

Neben dieser "nachdenklichen" Seite, lebt die Reihe auch von Trubel, kurios-witzigen Ereignissen, farbenfroher Fantasie und Action. Zu keinem Zeitpunkt langweilte ich mich - im Gegenteil, durch die Perspektivwechsel wurde die Spannung sogar zusätzlich gesteigert. Ich gebe zu, dass ich ab und an geblättert habe, um zu sehen, wann ich wieder zu der aktuellen Person zurückkehre :D

Was mir weiterhin zusagt, ist der Umgang mit Trauer und Verlust - das Buch ist keineswegs eine Friede-Freude-Eierkuchen-Geschichte an deren Ende sich alle an den Händen halten und "alles gut ist". Schon im letzten Band hat mich das überrascht und die Autorin bleibt sich auch dahingehend treu.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.07.2021

Lesespaß für Groß und Klein!

Die Sternen-Saga 2. Orion
0

Ein hervorragendes Buch, das nicht nur Kinder unterhalten und ihnen etwas beibringen kann, sondern auch jenseits der klassischen Altersgruppe viel Freude bereitet.



Wie schon Band eins wartet auch dieser ...

Ein hervorragendes Buch, das nicht nur Kinder unterhalten und ihnen etwas beibringen kann, sondern auch jenseits der klassischen Altersgruppe viel Freude bereitet.



Wie schon Band eins wartet auch dieser zweite Teil mit ganz viel Action, Reisen und Sternenliebe auf - ich hatte enorm Freude, mit Natalie, Giles & Co durch die Weltgeschichte und Orte, an denen Weltgeschichte geschrieben wurde, zu tingeln - vor allem: Altes Ägypten und Antike; call me in :D Weiterhin liebe ich an der Reihe, dass jedes Kapitel mit einem Sternbild (und geheimnisvoll-bedrohlichem Omen) eingeleitet wird.

Mir gefällt auch die Kombination aus Astronomie, ein wenig Astrologie, Archäologie und Mystik; in meinen Augen wurden die Elemente wunderbar miteinander verschmolzen und ergeben ein harmonisches Ganzes. War Band 1 noch eine Einführung in die übernatürlichen Aspekte, lernt Natalie ihre Kräfte nun besser kennen.

Begeistert bin ich auch davon, wie viele Überraschung die Geschichte bisher für mich bereithielt - während ich zwar manche Entwicklungen erahnen konnte, kamen andere Enthüllungen völlig überraschend für mich!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.07.2021

Populärwissenschaft at its best

Der Himmel!
0

Genau, was ich mir erhofft habe - angenehm zu lesen, viel gelernt und gestaunt. Leseempfehlung nicht nur für Physikprofis und HobbyastronomInnen :)



Spätestens seitdem ich den endlosen Sternenhimmel ...

Genau, was ich mir erhofft habe - angenehm zu lesen, viel gelernt und gestaunt. Leseempfehlung nicht nur für Physikprofis und HobbyastronomInnen :)



Spätestens seitdem ich den endlosen Sternenhimmel über dem Atlantik erleben durfte, sind Nachthimmel, Planetarium und Astronomie Herzensthemen für mich geworden - umso neugieriger war ich auf die Expedition in die Welt über uns.

Und während ich zwischen Überraschung, Unglauben und ein klein wenig Erschrecken darüber, dass viele angeschnittenen Themen bereits bei mir im Grundlagenstudium erwähnt wurden, schwankte, war ich vor allem begeistert, wie anschaulich und verständlich Rolf Heilmann erklärt. Physik, Astronomie, Chemie, Messtechnik... das muss nicht (so) kompliziert!

Farbige Abbildungen, kurze Kapitel, sinnvoller Aufbau mit gelungenen Übergängen, Stichwortverzeichnis - das ganze Buch ist klasse konzipiert und bereitete mir Lesefreude und Erkenntniszugewinn. Von Sonne, Mond und Sternen, Raumfahrt und bis ins tiefste All; ein lehrreicher Rundumschlag, aber eben nicht erschlagend. Die vielen Sticky Notes zeigen, wie viel ich auf knappen 200 Seiten doch mitnehmen konnte und auch die Zusatzbilder im Netz habe ich mir gerne angeschaut.

Populärwissenschaft at its best - verständlich und zugänglich, dennoch informativ und wissenschaftlich, einladend aufbereitet und anekdotisch erzählt. Mich überzeugt das Buch auf voller Länge und allen, die sich für das Himmelszelt über unseren Köpfen interessieren oder zumindest schonmal fragend hochgeschaut haben, kann ich die Lektüre nur empfehlen - auch kapitel- oder stichwortweise ist das Nachblättern durchaus möglich.

Wind, Wolken, bedeutende Wissenschaftler*innen (und was Einstein jetzt eigentlich gesagt hat), Licht und Farben, Gezeiten, Planeten, Sterne, Entdeckungen und Vermutungen... das Spektrum dieses Buches ist ausgesprochen weit!

Wusstet ihr zum Beispiel, dass sich die Erdkruste zwei Mal täglich etwa 50cm anhebt; wir das aber nicht bemerken, weil wir halt "mitgehoben" werden?! Oder dass es vermutlich neun Planeten in unserem Sonnensystem sind?!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 06.07.2021

BAMM!

Das Patriarchat der Dinge
0

Feministisch, intersektional, empörend, amüsant, zugänglich... auf dieses Buch habe ich gewartet! Unbedingt lesen.


Mittlerweile liege ich gefühlt meinem halben Freundeskreis mit diesem Buch auf den Ohren, ...

Feministisch, intersektional, empörend, amüsant, zugänglich... auf dieses Buch habe ich gewartet! Unbedingt lesen.


Mittlerweile liege ich gefühlt meinem halben Freundeskreis mit diesem Buch auf den Ohren, so begeistert, empört und wütend machte es mich! Bei Sachbüchern bin ich dazu übergegangen, mir Randnotizen zu machen - in diesem Buch bestanden sie größtenteils aus "bitte was??!" und "JA!".

Gender Pay Gap und Gender Health Gap - dass Frauen schlechter bezahlt werden und in der medizinischen Forschung (fast) ausschließlich mit männlichen Tieren/Probanden geforscht wird - sind mittlerweile vielen geläufig. Dass das Patriarchat der Dinge, wie Rebekka Endler die materielle Welt um uns herum so treffend bezeichnet, noch sooo viel weiter geht, ist schockierender Weise nicht vollkommen überraschend, jedoch empörend untragbar!

Ich liebe Buch und Autorin dafür, dass eine intersektionale Perspektive eingenommen wird - vorliegende Statistiken und Daten mögen binär codiert sind und/oder sich "nur" mit einer Form der Unterdrückung beschäftigen; struktureller Rassismus, Ableismus, Homophobie, Misogynie & Co gehen jedoch ein unheiliges Wechselspiel ein. So bemüht sich Endler, das Patriarchat nicht nur auf Frauen
bezogen zu denken, sondern u. A. Transmenschen miteinzubeziehen und verschiedenste Lebensrealitäten zu beleuchten.

Trotz - und wegen - der ernsten Thematik und gezeigten Sensibilität ist das Buch in einem lockerflockigen Stil voller bitterböser Ironie und triefendem Sarkasmus, aber eben auch einer gehörigen Portion Empörung geschrieben. I like!

Von Schuhsohlen über Hosentaschen, Pollenallergie, Fahrräder, Toiletten und ins All - ich war schockiert und zugleich wenig überrascht, wo uns das Leben unnötig schwer oder zumindest nicht gleich einfach gemacht wird... Ich habe eine ganze Menge mitgenommen; zu Hosentaschen und BHs bin ich im Nachgang noch über zwei interessante Videos gestolpert, die ich euch nicht vorenthalten will.

Davon abgesehen: Lest das Buch! Viele Aha-Momente, viele "WAS?!"-Gefühle und zugleich hervorragende Unterhaltung, die zu Veränderung aufruft; jedoch nicht mit erhobenem Zeigefinger.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil