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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2021

Kraftvoll und anmutig

Der Alchimist
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Wer John Strelecky mag, kommt hier definitiv auf seine Kosten - und auch sonst kann ich dieses Büchlein nur empfehlen; ist es doch eines, das mich mit einem zufriedenen Lächeln und erfüllten Herzen zurückließ ...

Wer John Strelecky mag, kommt hier definitiv auf seine Kosten - und auch sonst kann ich dieses Büchlein nur empfehlen; ist es doch eines, das mich mit einem zufriedenen Lächeln und erfüllten Herzen zurückließ ♥



Ein seitlicher Blick auf das Buch offenbart: Mehr Post-Its als so mancher 500-Seiten-Wälzer! Etwa 15 Markierungen zieren die nur 170 Seiten: Szenen, die mich berührten, Gedanken, die ich teile, Aussprüche, bei denen ich ganz laut JA! rufen wollte und Momente, die mich an eigene Erlebnisse erinnerten.

Wer mich kennt, weiß, dass ich auf klare Worte ohne große Gefühlsduselei stehe; für ausschweifende philosophischen Ausführungen schwer zu erwärmen bin - und doch; ich liebe dieses Buch für seine Überlegungen und Erkenntnisse, irgendwo zwischen Poesie und Philosophie. Für mich haben sie keinen absoluten Wahrheitsanspruch, keine dogmatische Lebensvorschrift und kleiden meine Einstellung zu Leben, Schicksal, Eigeninitiative, Träumen und Liebe doch ganz wunderbar in Worte.

Zur Handlung an sich lässt sich nicht viel sagen - der Klappentext fasst sie exakt zusammen und doch auch nicht; es geht viel weniger um konkrete Ereignisse, als um den Weg, die Erkenntnisse auf eben jenem, die Santiago sammelt. Ich mochte, wie lehrsam und aufgeschlossen er war; dabei aber dennoch auch Fehler beging und wiederholte, eben menschlich blieb. Ein kleiner Enttäuschungsstich stellt für mich leider das Ende dar; dazu müsste ich jedoch in die Spoilerkiste greifen ^^

Im positiven Sinne sehe ich bei diesem Buch Parallelen zu Das Café am Ende der Welt, empfand die Botschaften jedoch als weniger aufdringlich bzw. mit erhobenem Finger ausgesprochen.

Kurzum, der Alchimist ist ein Buch über die Schönheit des Lebens, über den Mut, das zu tun, was wir wirklich möchten und die Entschlossenheit, dafür auch bis ans Ende der Welt zu gehen. Nicht "das Schicksal" entscheidet über unseren Weg, sondern (zu großen Teilen) wir selbst.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Warum Kolumbus (mit)verantwortlich ist

Kolumbus, der entsorgte Entdecker
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Mich in Buchform nochmal genauer zu Kolumbus, seinem Leben und Wirken - aus kritischer Perspektive - zu informieren; dazu konnte ich also nicht nein sagen! Politik meets Seefahrt; yes please!


Das Buch ...

Mich in Buchform nochmal genauer zu Kolumbus, seinem Leben und Wirken - aus kritischer Perspektive - zu informieren; dazu konnte ich also nicht nein sagen! Politik meets Seefahrt; yes please!


Das Buch würde ich als erzählendes Sachbuch bezeichnen; ist es doch in Romanform erzählt und auch mit Fiktion ausgeschmückt, zugleich aber auch nüchtern und auf Ereignisse und deren Auswirkungen beschränkt. Von der ersten Seite an war ich gebannt vom bemerkenswerter Schreib- und Erzählstil; Wolfgang Wissler springt hier nicht nur zwischen Personen, sondern auch in der Zeit. Hauptaugenmerk des Buches liegt auf der letzten Reise des Kolumbus, dem politischen Kontext jener sowie den unrühmlichen Geschehnissen. Gleichzeitig werden aber auch Jugend, Werdegang und wichtige Stationen angerissen. Christoph wird als ambivalenter Mensch porträtiert; ein genialer Seemann und ausgezeichneter Motivator, zugleich aber auch von Gier und Egoismus getrieben. Ich empfand dieses Spannungsfeld gelungen ausgearbeitet; wie er seine Mannschaft zusammenhält und aufrecht zu ihr steht, zugleich aber vor Manipulation und Einschüchterung nicht zurückschreckt.

Diese Erzählung ist kein Tatsachenbericht, sondern eine Möglichkeit, wie verbriefte Ereignisse zueinander führten. Wie der Kontinent nicht nach Christoph, sondern Vespucci benannt wurde; wie die Überzeugung eines Einzelnen nicht nur Karten veränderte, sondern Leben. Unzählige auslöschte. Weder Amerigo noch Kolumbus stehen als Helden da; ersterer gar als Antiheld eines selbst nicht Unbefleckten.

Kurzweilig und unterhaltsam - vor allem aber informativ und differenziert; keine Glorifizierung und auch keine vollständige Negierung von Kolumbus´ Errungenschaften und deren Konsequenzen. Die Überquerung des Atlantiks als Leistung eines Überzeugten, eines Überzeugers und eines Entschlossenen; das Verhalten jedoch als Ausdruck eines Hochmütigen. Klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Leuchttürme - deutlich aufregender als gedacht!

Leuchttürme
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Egal ob Geschichtsfreak, Segelfreundin oder technikaffin - dieses Buch lohnt sich; gibt es doch nicht nur einen hervorragenden Einblick in die Welt der Leuchttürme und Seezeichen, sondern reißt auch eine ...

Egal ob Geschichtsfreak, Segelfreundin oder technikaffin - dieses Buch lohnt sich; gibt es doch nicht nur einen hervorragenden Einblick in die Welt der Leuchttürme und Seezeichen, sondern reißt auch eine Vielzahl an verwandten Themen an - ohne dabei zu ausschweifend oder dröge zu sein. Ich kann das Buch sowohl zum Blättern als auch vollständigen Lesen empfehlen; auch außerhalb des engen Kreises der Leuchturmwärterinnen! ;)*


Leuchttürme - für die Seefahrt relevant und auch darüber hinaus durchaus interessant; das dachte ich mir, als ich mich entschied, dieses Buch zu lesen.
Womit ich nicht rechnete, war wie vielschichtig, faszinierend und aufregend ich das Thema finden würde, wie viel ich dazu gelernt habe und wie sehr ich das Lesen dieses Buches gefühlt habe! Ich meine klar, es gibt immer diese Bücher, die einen ansprechen und von denen man sich zugleich dennoch nicht allzuviel erhofft - das war hier absolut der Fall.

Zunächst habe ich das umfangreiche Glossar gelesen, um mich mit der Thematik vertraut zu machen und habe bereits hier allerhand über die Entwicklung der Seezeichen, die Technik dahinter und wichtige Personen und Institutionen gelernt. Anschließend habe ich mich dem vorderen Teil des Buches gewidmet, in dem auf zumeist einer Doppelseite die Leuchttürme Deutschlands vorgestellt werden. Was ich zunächst nur überfliegen wollte, habe ich dann doch mit größtem Interesse gelesen. Nicht nur war der Mix aus Fotos, Konstruktionszeichnungen, alten Aufnahmen und Nahansichten ansprechend; auch die Vielseitigkeit der Texte konnte mich überzeugen.

Von einem tragischen Unglück wegen zu spät bekanntgemachtem neuen Leuchtfeuer, abgebauten und versetzten Leuchttürmen, abstrusen Vorschriften und ihren unfassbar deutschen Titeln, ausgestorbenen Berufen wie Leuchtfeuerwärter und Oberspritzenmeister, über Schwiegermutterstrom und andere (frühzeitige) innovative Ideen zu der kleinsten Schule Deutschlands, die mittelalterliche Wikingersiedlung Haithabu (danke für den Ohrwurm!) und einem Hotel als Leuchtturm - in diesem Buch ist einfach alles dabei! Ich hatte allerhand aha!-Momente, womit ich jetzt nicht die Hygienevorschriften meine, und zugleich vergnügliche Stunden.

Neben all´ diesem inhaltlichen Wissen begeisterte mich auch die Vielfalt der Leuchttürme an sich - neben dem klassisch rot-weißen Turm und dem Backsteinbau gibt es allein auf unserer Seite der Nord- und Ostsee einige Besonderheiten zu bestaunen.

Einem Sachbuch den goldenen Anker zu vergeben, das habe ich noch nie getan. Einziger Grund, warum dieses Buch ihn dann doch nicht verdient hat, sind ein paar Grammatik- und Schreibfehler sowie Dopplungen bei Bildunterschriften und Haupttext. Ändert aber nichts daran, wie grandios ich dieses Buch finde und wie froh ich bin, ihm eine Chance gegeben zu haben! Es lebe das Sachbuch & seine erstaunliche Sammlung an kuriosem Wissen ;)

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Veröffentlicht am 29.01.2021

Astronomie trifft Archäologie

Die Sternen-Saga 1. Taurus
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Dan Brown für Kinder und genau, was ich mir erhofft habe: Action, Rätsel, Reisen, Mythologie, Astronomie und Archäologie. I like!


Über diese Reihe bin ich neulich gestolpert und war sofort Feuer und ...

Dan Brown für Kinder und genau, was ich mir erhofft habe: Action, Rätsel, Reisen, Mythologie, Astronomie und Archäologie. I like!


Über diese Reihe bin ich neulich gestolpert und war sofort Feuer und Flamme: Astronomie meets Archäologie. Call me in!

Von der ersten Seiten an erfüllte das Buch dann auch meine Erwartungen: Reisen und Gefahren wie bei Die Kinder des Dschinn, Rätsel, Geheimnisse und ganz viel Wissen wie bei Nina oder Mumienherz. Natürlich ist das Buch für Kinder geschrieben und dementsprechend in manchen Punkten unglaubwürdig - für ihr Alter wissen und können die Kids ganz schön viel und dass sie einfach so herumreisen und schnüffeln können, mag unrealistisch sein. Aber darum geht es ja gar nicht!

Viel mehr besticht das Buch durch ein gelungenes Aufeinandertreffen von Astronomie und Geschichte - mein Herz schlägt seit meiner großen Reise höher für Sternbilder und so fand ich nicht nur die Kapiteleinleitungen an Hand jeweils eines Sternbildes, sondern auch das Wissen über Astronomie in fernen Ländern und fremden Zeit wunderbar in die Handlung eingeflochten. Und obwohl die Geschichte für Jüngere konzipiert ist, konnte sie mich fesseln, unterhalten und durchaus auch überraschen.

Ebenfalls mit in die abenteuerlichen Reisen eingeflochten ist eine Portion Übernatürliches; Astrologie oder schon Magie?! - mal sehen, was da noch kommt. Die Einblicke in den Kult waren auf jeden Fall bereits faszinierend und abschreckend zugleich; ich bin gespannt, was da noch kommt.

Die Figuren habe ich ebenfalls ins Herz geschlossen; Natalie und ihren Opa von Anfang an und auch Giles konnte meine Sympathie erwirken, nachdem klarer wurde, dass er gar nicht so versnobt und unfreundlich ist, wie er wirkt. Wie eingangs schon gesagt - dem Genre geschuldet mögen die Figuren flach und ihrem Alter ungewöhnlich voraus sein, aber das sei einfach dahingestellt und war für mich kein Manko. Und dann gab es ja noch eine große Überraschung...

Ich hatte unglaublich viel Lesespaß - hohes Tempo, interessante Erklärungen zu Sternbildern und antiken Völkern, Reisen, Geheimnisse, Überraschungen und ein angenehmer Schreibstil. Exakt das hatte ich mir erhofft und auch bekommen, sodass ich Band 2 und 3 jetzt vorfreudig entgegenfiebere :)

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Veröffentlicht am 17.01.2021

Es lebe das Matriarchat?!

Hexenherz. Goldener Tod
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Würdiges Ende für eine starke, ungewöhnliche Reihe mit taffen Charakteren und überraschenden Ideen, an die ich mich sicherlich noch lange positiv werde erinnern können und in die ich auch gerne wieder ...

Würdiges Ende für eine starke, ungewöhnliche Reihe mit taffen Charakteren und überraschenden Ideen, an die ich mich sicherlich noch lange positiv werde erinnern können und in die ich auch gerne wieder zurückkehre!


Über ein Jahr warte ich nun schon auf Fortsetzung und Finale der von mir geliebten Hexenherz-Welt... ENDLICH ist es so weit!

Und - das nehme ich gleich vorweg - die Zeit in Annaburg hat mir wieder ausgesprochen viel Freude gebracht! Ich liebe die Welt, die Monika Loerchner zeichnet; wie gekonnt sie latent und offen frauenfeindliche Vorurteile unserer Welt umdreht und überspitzt; sie der Lächerlichkeit freigibt und zeigt: Kein Mensch ist von Geburt an so und so; zu irgendetwas bestimmt und für etwas nicht "gemacht"!

Kein Schwarzweißdenken - weder bei "männlich" und "weiblich" noch bei "gut" und "böse"; das ist es, was mir an den Büchern so gefällt. Helena ist eine schwierige Protagonistin; manchmal unausstehlich und dann wieder mit starken, berührenden Momenten. Keine strahlende Heldin, sondern menschlich. Mit Fehlern, Ecken und Kanten. Eine Person, der ich die Widersprüche und Zweifel abnehmen konnte, mit der ich mitfühlen konnte - selbst wenn ich anderer Ansicht war! Der Reiz des Lesens ist für mich genau das: Die Welt aus anderen Perspektiven sehen und erleben zu können; was mir mit Helena hervorragend gelingt. Zumal ich die göttinliche, generisch feminine Sprache einfach feiere, die vor keinem Sprichwort oder Stereotyp halt macht!

Bis wenige Seiten vor Buchende war mir nicht klar, wie die Autorin hier alles auflösen und abschließen will; worauf es hinausläuft. Und was soll ich sagen?! Ein unerwartetes, ungewöhnliches und für einige Leser*innen bestimmt auch unbefriedigendes Ende - das mir jedoch außerordentlich gefiel! Ich empfinde es als passend, der Reihe gerecht werdend und realistisch, zugleich aber auch hoffnungsvoll. Gerechtigkeit und Gleichheit - bis dahin ist es ein weiter Weg; den zu gehen aber unerlässlich ist! Wenn das in unserer Welt nur auch so funktionieren könnte; Einsehen braucht Zeit, kommt aber und wird verkrustete Strukturen aufbrechen...

Zwischen Auftakt und Finale hätte dieser Band ein wenig mehr Action vertragen können, zugleich war es der Vertracktheit der Situation angemessen, Zweifeln und Ängsten, Hoffnungen und Wut Raum zu geben - eine Gesellschaft verändern oder gar stürzen zu wollen ist das eine, die Frage nach dem und dann oder dem großen Wie kommt in Dystopien häufig ärgerlich zu kurz, sodass es mir auch gefiel, hier mehr in die Prozesse eingebunden zu sein... Und da ich von Schreibstil und Sprache sowie Charakteren und der Ausgestaltung von Helenas Welt mehr als angetan bin, gibt es an der Stelle auch keinen Abzug.

Neben Helena konnte mich auch die schöne Heidrun, wie sie weit über die Grenzen von Annaburg ehrfürchtig genannt wird, nachhaltig beeindrucken mit ihrer Stärke, Lebensklugheit und ihrem Rückgrat, für das einzustehen, woran sie glaubt. Der Zwiespalt zwischen ihr und Helena; die Erkenntnis wie ähnlich sie sich sind, und das sie auf der gleichen Seite hätten stehen können... ein wahres Drama.

Nebenbei: Den Umgang mit der für Fantasy so obligatorischen Liebesgeschichte, oder in diesem Fall der Nicht-Umgang damit, finde ich stark und sowohl der Reihe als auch Helena entsprechend!

Kurzum, eine starke Reihe über weit mehr als Magie und Matriarchat, sondern eine Beschäftigung mit Gleichheit und Gerechtigkeit, Vorurteilen und Sprache. Keine runde, glatt gefeilte Geschichte sondern eine, die sich real und wirklich anfühlt; desillusioniert und zugleich auch Mut macht. Ich kann nur empfehlen, sich auf diese Welt und ihre Figuren einzulassen!

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