Profilbild von ojosefine

ojosefine

Lesejury Profi
offline

ojosefine ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ojosefine über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.12.2019

Fragwürdig

Mord am Mandela Square
0

Mfuneni findet in einem völlig vermüllten Badezimmer die Leiche seines Freundes Musa, vor der Küste läuft die Vorführung eines neuen Waffensystems aus dem Ruder, und Frank Sattler begibt sich nach Südafrika, ...

Mfuneni findet in einem völlig vermüllten Badezimmer die Leiche seines Freundes Musa, vor der Küste läuft die Vorführung eines neuen Waffensystems aus dem Ruder, und Frank Sattler begibt sich nach Südafrika, um nach der Tochter eines Freundes zu sehen, die dieser in Gefahr glaubt.

Kurz darauf befindet sich Frank Sattler schon mitten im Geschehen. Der Mord an Mfunenis Freund bleibt nicht der letzte. Frank Sattler ist unterwegs zusammen mit Pia und Mfuneni, zwei Aktivisten, auf der Flucht vor gefährlichen Killern und mögliche weitere Mordopfer zu warnen. Was folgt, ist locker geschrieben, spannend und liest sich flüssig bis auf ein paar kleine Ungereimtheiten. Dabei bleiben die Personen etwas blass bis auf die Figur des Frank Sattler.

Was mir am unlogischsten gleich zu Beginn auffiel ist, wie ein vernunftbegabter Mann, dazu noch Wissenschaftler, in einer vermüllten, unhygienischen Umgebung auf die aggressive Anmache einer Frau eingeht, über deren Sexualverhalten man nur spekulieren kann, und mit ihr spontan ungeschützten Sex hat.

Am Ende erwartet den Leser ein wilder Showdown, es werden alle Fäden zusammengeführt, und nachdem die Drahtzieher aufgedeckt sind, wartet der Autor mit noch einer zusätzlichen Überraschung auf.

Positiv zu vermerken sind das wunderschöne Cover (obgleich die schöne Frau nur Dekoration ist und keine Rolle im Roman spielt) und die Tatsache, dass der Autor nicht unter einem ausländisch klingenden Pseudonym schreibt, was in letzter Zeit offensichtlich so in Mode ist. Die Story wird allein aus dem Blickwinkel eines deutschen Wissenschaftlers erzählt, der sich durch seine Aufenthalte in Südafrika gute Ortskenntnisse verschafft hat.

Fazit: Kein Derrik aber auch kein Benny Griessel...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.12.2019

Beeindruckender Debutroman

Regenroman
0

Ein junges Paar zieht aufs Land und renoviert ein altes Haus. Alles ganz normal, nur regnet es , regnet es , regnet es. So wie Regen und Schlamm das Mauerwerk zerstören , so bekommt auch die Beziehung ...

Ein junges Paar zieht aufs Land und renoviert ein altes Haus. Alles ganz normal, nur regnet es , regnet es , regnet es. So wie Regen und Schlamm das Mauerwerk zerstören , so bekommt auch die Beziehung der beiden schleichend die ersten Risse.
Regen, Pfützen, Schlammlöcher, Feuchtigkeit und Schimmelpilz im Haus, der Garten durchzogen von Abwassergräben und kahlgefressen von nimmersatten sich ständig begattenden Schnecken, alles wird von Tag zu Tag schlimmer und zieht das Haus und seine Bewohner immer tiefer in den Morast. Das ist alles sehr unappetitlich, aber die Art der Schilderung ist es keineswegs:
mir hat der Roman grandios gefallen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.12.2019

Ein Cosy-Krimi von J.K. Rowling ??

Ein plötzlicher Todesfall
0

Es handelt sich hier aber weder um einen Krimi noch um einen Abklatsch von Harry Potter. "Ein plötzlicher Todesfall" gestattet einen Blick hinter die Kulissen einer spießigen englischen Kleinstadt mit ...

Es handelt sich hier aber weder um einen Krimi noch um einen Abklatsch von Harry Potter. "Ein plötzlicher Todesfall" gestattet einen Blick hinter die Kulissen einer spießigen englischen Kleinstadt mit allen ihren Abgründen und Hässlichkeiten. Denn nur auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt Pagford ein verträumtes und friedliches Idyll.

Das hat mir richtig gut gefallen. Besonders die Vielschichtigkeit der zahlreichen agierenden Personen fand ich spannend, zumal durch die wechselnden Erzählperspektiven die Charaktere immer mehr Tiefe erhielten, nur der Auslöser der geschilderte Ereignisse, Barry, bleibt recht blass, aber der ist ja schließlich auch schon tot. Der Roman ist nicht ohne Witz, macht aber ziemlich nachdenklich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.12.2019

Ein verändertes "Vaterland"

Das Vaterland
0

Ganz erstaunlich finde ich diesen "Roman, der kein Roman sondern ein Pamphlet sein soll" (so Liepman in seinem 1933 in Paris verfassten Vorwort). Er dürfte einer der ersten sein, die die Geschehnisse in ...

Ganz erstaunlich finde ich diesen "Roman, der kein Roman sondern ein Pamphlet sein soll" (so Liepman in seinem 1933 in Paris verfassten Vorwort). Er dürfte einer der ersten sein, die die Geschehnisse in Deutschland literarisch auch für eine internationale Leserschaft festhalten.
Heinz Liepman erzählt die Geschichte der Schiffsbesatzung, die nach nur 3 Monaten auf See in ein völlig verändertes Hamburg zurückkehrt. Nun, Aufmärsche, Antisemitismus hatte es gewiss auch schon vorher gegeben, aber nun war es geschehen: die Nationalsozialisten hatten die Macht übernommen. Was die Heimkehrer erleben, ist staatlich organisierte Gewalt, Spitzeltum, die organisierte Vernichtung einer ganzen Volksgruppe, willkürliche Verhaftungen, Folter.

Die Reaktionen der Besatzungsmitglieder darauf sind so unterschiedlich wie ihre Gesinnung. Zusammen mit den im weiteren Verlauf auftretenden Figuren verkörpern sie das ganze Spektrum von Verhalten unter der Schreckensherrschaft.

Der Roman wirkt nicht wie aus einem Guss, dies verhindern die Abfolge der einzelnen Episoden und die wechselnden Erzählperspektiven, aber dennoch finde ich ihn faszinierend: wegen der Dichte der Informationen und besonders wegen der Menschlichkeit, die bei der Schilderung all der Grausamkeiten immer wieder durchblitzt. Und immer wieder wird verwiesen auf die aufrechten Menschen, die sich selbst in Gefahr bringen, weil sie sich nicht mit den Gegebenheiten arrangieren können. Das hat mich beeindruckt.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.12.2019

"atmosphärisch unangenehme Stimmung" in den Spätsommerferien in Italien

Mario und der Zauberer
0


Ich weiß nicht, warum es mich jedesmal solche Überwindung kostet, bevor ich an ein Werk von Thomas Mann gehe (meine Sympathie galt schon immer eher Heinrich, Klaus, Erika und Golo, die sich entschieden ...


Ich weiß nicht, warum es mich jedesmal solche Überwindung kostet, bevor ich an ein Werk von Thomas Mann gehe (meine Sympathie galt schon immer eher Heinrich, Klaus, Erika und Golo, die sich entschieden hatten, in weniger geordneten Verhältnissen zu leben und zu arbeiten, vielleicht auch nur, weil es mir für sie ungeheuer schwer vorkommt, neben einer Figur wie Thomas Mann bestehen zu können).
Wenn es dann aber geschieht, bin ich jedesmal wieder fasziniert, wie auch hier von der Erzählung Mario und der Zauberer, fasziniert wie meisterhaft er beobachtet und analysiert, sein Gespür für Unterschwelliges und Atmosphärisches, deren genaue Darstellung und die klare Analyse des Zustands, in dem sich die bürgerliche Gesellschaft, der er angehört, sich befindet.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil