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Veröffentlicht am 16.06.2020

Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.

Abendmahl für einen Mörder
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Abendmahl für einen Mörder von Uwe Ittensohn

Taten und Sünden. Es gibt sie. Im Normalfall und in der Sichtweise der katholischen Kirche sind es die 7 Todsünden, auf die immer wieder aufmerksam gemacht ...

Abendmahl für einen Mörder von Uwe Ittensohn

Taten und Sünden. Es gibt sie. Im Normalfall und in der Sichtweise der katholischen Kirche sind es die 7 Todsünden, auf die immer wieder aufmerksam gemacht wird. Doch was wäre, wenn es, ähnlich dem Vergleich der 7 Weltwunder der Antike, und denen der Neuzeit, es auch Sünden gäbe, die heute aktueller denn je sind, und, die es zur damaligen Zeit, als die Todsünden festgelegt wurden, gegen Ende des 4. Jahrhunderts, noch nicht gab, bzw. man andere Sünden für wichtiger befand? Oder anders gesagt: Was würdet ihr als Sünde sehen in der heutigen Zeit? Es sind sogenannte soziale Sünden. So würde wohl Niemand Profitgier als Sünde ansehen, doch viele würden sich dafür aussprechen, dass die Gier nach Profit falsch ist. Leider aber auch etwas, das in unserer Gesellschaft oft zu verzeichnen ist. Denn………… wer ist denn heute nicht an Geld interessiert? Doch ist dies eine Sünde? Hingegen würden wohl viel das als Sünde ansehen, was wir unserer Natur und der Umwelt antun. Wir versündigen und sozusagen an ihr. Dem sind sich vielleicht viele einig, aber sicherlich auch nicht alle. Der Missbrauch von Jugendlichen und Kindern ist definitiv eine Sünde, da gibt es nichts zu diskutieren. Und was ist mit dem Missbrauch und dem Verkauf von Drogen, oder Abtreibungen? Jeder hat zu Jedem schwerwiegenden Thema unserer Gesellschaft sicherlich eine Meinung. Und wenn nun noch Genmanipulation und Exzessiver Reichtum dazukommen, dann haben wir sie. Die Sünden, von denen in diesem Buch gesprochen wird. Ich erwähne das eigentlich nur anfänglich, damit man sich gleich damit auseinandersetzen kann. Denn es sind Themen, die beschäftigen. Bei einigen ist es leicht, sie als Sünde anzuerkennen, bei anderen etwas schwieriger. Was sie aber alle gemeinsam haben, das ist, dass es in diesem Buch einen Menschen gibt, der diese Sünden straft. Ähnlich anderen Mördern aus Filmen, die nach den 7 Todsünden töten. Doch keine Angst. Es ist ein Krimi. Und auch wenn diese Themen natürlich angesprochen werden, so ist der Krimi an sich nicht so düster, dass man ihn wegen der Thematik nicht lesen könnte. Denn da ist ja immer noch Stadtführer Andre, der den Fall lösen möchte, zusammen mit seiner Mitbewohnerin Irina, die ihm dabei hilft. Und das auf ihre ganz eigene Art, und mit ihrem eigenen Humor. Nun also erstmal zur Geschichte, die ich eben ja schon angedeutet habe.

Die Geschichte des Buches:

Andre ist Stadtführer in Speyer. Irina, seine Untermieterin, und Studentin, würde wohl sagen, er sei ein alter Mann, denn genau so nennt sie ihn zu meist. Als Irina sich einer OP unterziehen muss, teilt sie ihr Krankenzimmer mit einer jungen Frau. Man erfährt, dass diese Opfer eines Steinwurfs von einer Brücke geworden ist, was sie fast getötet hätte. Ein Schuldiger ist schnell gefunden, und das in Form eines Jugendlichen, dessen Nachhauseweg vom Fußball an besagter Steinwurfstelle vorbeiführt. Der Junge ist der Sohn einer ehemaligen Klassenkameradin von Andre, und dem kommt dabei etwas spanisch vor. Auf eigene Faust recherchiert er nun. Als es einen weiteren „Unfall“ gibt, wird Andre sogar von der Polizei mit in die Ermittlungen einbezogen, da sein alter Freund Frank dort arbeitet. Doch als Andre eine Spur verfolgt, und in alten Morden ein Muster erkennt, das die Polizei so nicht akzeptieren möchte, und für Unfug hält, ermittelt er auf eigene Faust weiter, unterstützt von Irina. Alles Weitere ist unheimlich spannend, und muss selbst erlesen werden.

Das Cover:

Sehet den Speyerer Dom. Schaut ihn euch aber gerne auch mal live an :). Das Cover ist minimal, gefällt mir aber sehr gut, da der Dom eine zentrale Rolle im Buch spielt.

Fazit und Gedanken zum Buch:

Wie ich in einem anderen Buch mal gelernt habe, so sind Kathedralen Gottes Vorzimmer auf dieser Erde. Und Kathedralen in ihrer Größe bei uns in der Gegend nennt man häufig Dom. Von ihnen gibt es ein paar. Und immer, wenn wir einen besuchen, zumindest ist es bei mir so, dann bin ich erschlagen von der Größe, fast überwältigt. Aber vor allem voller Ehrfurcht, wie die meisten dieser Riesen die Zeiten überdauert haben. Und schon Jahrhunderte dort stehen, so wie nun mal sind. Wie sie die Menschen damals beeinflusst haben. Oder auch nicht. Warum ich das alles erzähle? Nun ja. Ich liebe Kirchengebäude und ihre Architektur ungemein. Und diesen Dom aus dem Buch, den kenne ich dazu auch noch live sehr gut. Und auch wenn es nicht mein „Hausdom“ ist (jaja, der Mainzer Dom ist einfach ein wenig näher), so wollte ich nochmal drauf aufmerksam machen, was auf dem Buch steht. Denn mit dem Bau des Buches wird der Dombauverein Speyer unterstützt. Mit einem Euro. Und das ist ja wirklich nicht viel, um etwas zu erhalten, was fast 1000 Jahre mehr auf dieser Welt erlebt hat, als wir Menschen es getan haben, und gar tun werden.

Diese Liebe zum Speyerer Dom, der hier einen großen Teil der Handlung bestreitet, die spürt man in jeder gelesenen Seite. Genauso übrigens wie die Liebe zur Stadt Speyer an sich. Das macht einen guten Krimi mit Lokallkolorit aus. Was mir nämlich besonders gut gefallen hat, das war die Beschreibung der Umgebung von Speyer, wo der Handlungsort des Krimis ist. Wir befinden uns mittendrin, und mit den Beschreibungen erfahren wir nicht nur einiges von der Stadtumgebung in Speyer, sondern bekommen auch gleich Lust, sofort einen Ausflug dorthin zu machen. Selbst für Leute, die schon oft dort waren, hält das Buch noch kleine Überraschungen an Wissen bereit. Wo man gut essen gehen kann, wo man ein gutes Bier bekommt, oder eine leckere Brezel. Ja, ich gebe zu, ab und an zwischen den Seiten mal Hunger und Durst bekommen zu haben. Und das ist auch gut. Gerade für die Thematik. Wir haben es mit einem Krimi zu tun, und trotzdem war die Grundstimmung im Roman nicht dunkel, düster und angstvoll. Bei der Thematik von Morden um Sünder, oder das, was ein Mörder von Sündern und ihrer Bestrafung hält, ist das gar nicht so einfach.

Wir haben hier im Roman einen normalen Menschen als Protagonisten, der ebenso auch unser Nachbar sein könnte. Er trinkt gerne mal ein Weinchen, isst gerne gut, und gönnt sich öfter mal nach seinen Stadtführungen eine der schönen Lokalitäten seiner Stadt Speyer (hier gibt’s echt gute Tipps :D). Andre ist Stadtführer und hat nichts mit der Polizei zu tun. Außer, dass einer seiner Freunde dort arbeitet. Das ist aber schon alles. Trotzdem löst er die Fälle, weil er gerne Rätsel löst, auf eigene Faust. Unterstützung findet er bei Irina, seiner Untermieterin, die Studentin ist, und eigentlich aus Russland kommt. Das macht das Ganze so herrlich, da es öfter eine Kappelei zwischen beiden gibt, und man nicht den typischen Kommissar hat, der ein Verbrechen aufdeckt, sondern einen normalen Menschen von nebenan, der uns das Gefühl gibt, dass wir selbst den Fall auch lösen könnten. Natürlich hat auch er so seine Macken und Eigenarten, aber selbst die kommen charmant rüber.

Was mir richtig gut gefällt ist die Verbundenheit des Teams „Alt und Jung“ in Form von Andre und Irina. Andres Wissen, seine ganze ruhige Art, mit der er analysiert und ergebnisorientiert arbeitet…. Und so ja meist auch die Rätsel und Geheimnisse löst. Und Irinas junge und spritzige Studentenart, die oft frei nach Schnauze ist. Beide lernen voneinander, was sie toleranter für die jeweils andere Altersgruppe macht. Das zeigt sich auch später in einer anderen Szene… die ihr natürlich selber rausfinden dürft. Auf alle Fälle finde ich toll, dass die beiden dieses voneinander lernen auch akzeptieren, und nicht versuchen, dass einer Recht hat, und der andere nicht. Sie nehmen ihre gegenseitigen Meinungen an, und ergänzen sich so, und natürlich profitieren beide davon. Keiner ist überheblich. Andre und Irina plänkeln häufig miteinander. Man merkt, wie viel die Beiden sich bedeuten, und trotzdem merkt man dieses humorvolle in den Sätzen und Gesprächen. So bezeichnet Irina Andre immer liebevoll als den alten Mann, der total klugscheißerisch ist. Und er wehrt sich nicht dagegen. Die Kombination aus junger Studentin, die zur Untermiete bei einem einsamen älteren Herrn wohnt, gefällt mir so gesehen sehr gut. Außerdem sorgen diese Gespräche dafür, ein wenig Lockerheit ins Buch zu bringen.

Mich persönlich hat es aber auch ziemlich zum Nachdenken angeregt. Gerade was die Opfer des Mörders angeht. Sind sie wirklich schuldig? Haben sie sich schuldig gemacht? Bei einem gebe ich sogar zu, selber wütend auf das Opfer gewesen zu sein, weil es ein schrecklicher Mensch war. Doch genügt es, ein schrecklicher Mensch zu sein, um ermordet zu werden, von jemandem, der sich als Rächer sieht? Und was ist mit den anderen Opfern. Begehen sie wirklich eine Sünde in ihrem Tun? Ist das ganze viel komplexer? Sollte man eine junge Frau, die abtreibt, gleich verurteilen? Oder lieber hinterfragen, warum sie das tut, was sie tut? Es ist nicht immer alles schwarz oder weiß, sondern gibt sehr oft Grautöne dazwischen. Und genau diese gilt es herauszufinden. Sünder, die schreckliche Dinge tun, die hasst man als Mensch natürlich. Doch gleich Jemanden umbringen? Das Buch ist wie ein Spiegel vor sich selbst. Man kann entscheiden ob man dem Mörder Recht gibt, weil er schlechte Menschen umbringt, oder zu dem Opfer hält, weil Morde das schrecklichste aller Verbrechen sind. Und das klingt in einem nach. Denn wie soll man entscheiden was Falsch ist, oder richtig, wenn es in einigen Fällen kein Falsch und kein Richtig gibt, sondern ein Zwischenweg gesucht werden muss? Im Sinne einer Bestrafung, ohne Jemanden umzubringen? Und wer entscheidet eigentlich, was Falsch und was Richtig ist? Wir sind ja alle nur Menschen, und über andere zu richten…. Wer gibt uns das Recht dazu? Jeder Mensch ist gleich. Keiner darf einem anderen unterstehen. Dass es in der Realität anders ist, das ist wohl jedem klar.

Über das Buch und die Geschichte hinweg erfahren wir die Hintergrundgeschichten der einzelnen Opfer des Mörders, so werden diese uns nähergebracht. Es wird nicht gewertet, und wir können selber entscheiden, ob wir denjenigen für schuldig, oder unschuldig halten würden, und ob es eine Schuldigkeit seinerseits gibt. Da es aktuelle Fälle, aber auch frühere gibt, läuft die ganze Ermittlung auf ein Ziel zu. Den Mörder zu fassen. Da aber auch nicht alle Opfer sterben, und es bei einigen bei Versuchen bleibt, gilt das Ziel, den Mörder aufzuhalten. Ein Mörder der den Menschen mit seinen Taten die Augen öffnen will.

Es ist ein Buch, das sich vor allem auch mit der Thematik der Schuldfrage beschäftigt, wann jemand Schuld hat, und wann nicht. Und wer es überhaupt ist, der darüber richten darf, ob diese Schuld da ist…….. Denn Menschen können sich grundsätzlich immer irren. Und kein Mensch ist frei von Fehlern, oder gar frei von Schuld. Nicht mal der richterlichste Richter, der über Schuld entscheiden kann, oder sollte, irrt sich niemals. Und wenn es um Sünden, soziale Sünden oder auch Todsünden geht, da sollte jeder erstmal auf sich selbst schauen. Es geht um Schuld, um Sünde, um Richtig und Falsch, um Opfer und Täter, und wer von beiden das Opfer und der Täter ist, ob es gar nur Täter gibt, oder ob man alles nicht einfach pauschal sehen kann, und alle Menschen im Buch verurteilen sollte. Wir müssen nachdenken, darüber, wie dünn die Linie zwischen Richtig und Falsch manchmal ist, und sein kann. Und es gibt immer zwei Seiten der Medaille, warum jemand tut, was er tut, und nicht immer, kann man demjenigen, die Schuld geben. Das Buch stellt uns also vor ein Dilemma, was Richtig und was Falsch ist. Fanatisch meine lieben. Sobald etwas ins Fanatische, und in Fanatismus abschweift, wird es gefährlich. Hier ist die Gefährlichkeit, dass jemand, der eigentlich versucht das Richtige zu tun in einen fanatischen Wahn abrutscht, und so nimmt das Unheil der Morde dann seinen Lauf.

Und ja, in einer Welt wo alles nach Plan verläuft, man sich an Richtlinien halten muss, da ist es auch mal schön, die unkonventionellen Methoden von Andre Sartorius zu begutachten. Denn die haben meist mehr Erfolg, als die planmäßigen Ermittlungen der Polizisten. Sartorius rätselt gerne, und zimmert sich mit diesem Wissen den Fall zusammen, um eine Lösung zu erhalten. Ob diese am Ende zufriedenstellend ist, erfahrt ihr in der Lektüre.

Das Buch mutet übrigens schon allein wegen der Sündenthematik seltsam aktuell an. Denn ja. Die meisten Dinge betreffen uns genau in unserem Heute.

Das heutige Rezensionslied fand ich passend:

„When I look back upon my life……..It's always with a sense of shame………...I've always been the one to blame.

For everything I long to do…..No matter when or where or who………Has one thing in common, too.

It's a…..it's a…….it's a…………it's a sin.“

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Veröffentlicht am 03.06.2020

Jannes Gemütsreise durch die Höhen und Tiefen des schottischen Hochlandes

Ein Schotte kommt selten allein
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Ein Schotte kommt selten allein von Karin Müller

Dieser Roman war wirklich eine kleine Herausforderung für mich. Wieso das so war? Nun ja. Bekanntlich habe ich es ja nicht so mit Menschen. Ich fremdel ...

Ein Schotte kommt selten allein von Karin Müller

Dieser Roman war wirklich eine kleine Herausforderung für mich. Wieso das so war? Nun ja. Bekanntlich habe ich es ja nicht so mit Menschen. Ich fremdel ab und an mit ihnen. Nicht mit allen, den Bekannten natürlich nicht. Aber mit dem Roman bin ich sozusagen auf eine Reise gegangen. Doch nicht genießend und angenehm und alleine und individuell, so wie ich es mag. Nein…. Ich wurde gleich in einen ganzen Haufen von über 40 anderen Leuten geschubst. Ich als Alleinreisende. In einem Bus. Durch die wunderschöne Landschaft Schottlands. ABER……. Mit fremden Menschen in einem Bus! Ok ok. Vielleicht irre ich mich da gerade ein wenig, und nicht ich war es, die in diesem ganzen Haufen fremder Menschen gelandet ist. Vielleicht war es auch die gute Janne, ihres Zeichens Protagonistin des Romans. Trotzdem! Vielleicht war das auch nur mal wieder einer der Romane, der mich daran erinnert hat, wie sehr Situationen mich manchmal an mich selbst erinnern. Fremde Menschen und ich? Das geht normal gar nicht….äh….wirklich so gut. Sie machen mir Angst, bei ihnen fühle ich mich nicht wohl, und es ist mir unangenehm, meine Zeit mit ihnen zu verbringen. Naja manchmal. Mal davon abgesehen, dass ich wahrscheinlich die gesamte Reisezeit schweigen würde, und kein Wort herausbringe. Und dieses Unwohlsein würde sich dann Ausbreiten auf einen Urlaub, dessen Landschaft und alles, was er so zu bieten hat, ich eigentlich genießen und inhalieren möchte. Aber vielleicht gibt es ja trotzdem eine Möglichkeit für mich, pardon Janne, wie ich diese Schottlandreise genießen kann……. Selbst wenn weitere Fremde auftauchen? Und vielleicht kann ich es ja doch genießen, diesmal wirklich auch ich, und nicht unbedingt Janne, wenn ich als Ausgleich einige Sehenswürdigkeiten Schottlands kennenlerne, und vielleicht sogar ein paar „Outlander“ Drehorte besuchen kann? (thihi, ich musste mein Diana Gabaldon Fansein irgendwie hier mit unterbringen :D. Denn auch wenn ich es mit Menschen nicht so habe, mit Büchern habe ich es dafür umso mehr, und mit Diana Gabaldons Highland Saga und Outlander nochmal ganz besonders). Und vielleicht ist ja am Ende für Janne, und auch für mich, gar nicht alles SO schlimm, wie anfänglich gedacht? Und oh, sind da in Schottland nicht diese wunderbaren Männer in Kilts? Und überhaupt, war wirklich ich das, die sich am Anfang beschwert hat? :D. Doch nun erstmal das, was es im Buch so zu lesen gibt.

Das Buch und seine Geschichte:

Janne hat Geburtstag und wird 40. Von ihren Freundinnen plus Schwester bekommt sie eine lang gewünschte Reise nach Schottland geschenkt, die sie allein antreten muss. Diese Reise ist eine Busrundfahrt, und beinhaltet eine Menge Sehenswürdigkeiten der Highlands. Zusätzlich ist es eine Filmtour, die die Drehorte der Serie Outlander anfährt. Um den Roman und diese Geschichte dann nun zu erklären, muss man vorweg einiges zu Janne sagen. Und zwar wie sie ist. Denn Janne ist ein ziemlich komplexer Mensch, der gar nicht so einfach zu erklären ist. Janne ist ein wenig verpeilt. Im positiven Sinne. Sie ist voller Selbstzweifel, und etwas desillusioniert von Männern, sprich ihren Ex Freunden. Die daran ein wenig Schuld tragen. Janne ist ein bisschen chaotisch, ein bisschen tollpatschig, aber vor allem meist sehr in Gespräche vertieft. Zumindest mit sich selbst :D. Sie bezieht schlechte Dinge und schlechte Launen von anderen auf sich. Ist dadurch sprunghaft. Aber eher aus Angst vor anderen. Janne ist schlau, manchmal nervös, führt gerne Selbstgespräche, wird nervös bei Männern, die ihr gefallen, hat Selbstwertprobleme, vielleicht ein paar Komplexe, versucht sich mit ihrer Klugheit manchmal Sympathien zu erschleichen, was nicht immer so klappt, ist gerne alleine, würde gerne Anschluss finden….. aber nur bei den richtigen sympathischen Leuten, die nicht so da sind. Macht sich wieder zum Affen. Versucht mit ihrem Wissen zu trumpfen, verheimlicht ihr Wissen. Ist das alles widersprüchlich? Ja, ein bisschen schon. Aber ich denke, solche Menschen gibt es eben. Sie wollen anderen gefallen, aber auch irgendwie nicht. Sie sind ein Widerspruch in sich, und das merkt man Janne manchmal an.

Vielleicht sieht jeder in Janne auch nur dieses quirlig tollpatschige, das in Chaos mündet, und unweigerlich witzig ist, und zum Schmunzeln anregt. Aber natürlich haben alle Dinge ihren Grund in einer anderen Sache, so denke ich, dass auch Janne wegen Etwas so geworden ist, wie sie nun mal ist. Und diese Hintergründe können genauso gut davon zeugen, einfach Angst zu haben, sich zu öffnen. Und Gefühle zuzulassen, weil man einmal groß enttäuscht wurde. Und manchmal kann man sich sogar in einer Masse aus Menschen alleine fühlen. Oder in einem Reisebus. Wie wichtig ist es, was andere über einen denken? Und wie schön ist es, manchmal von den vorgegebenen Wegen abzuweichen, und abseits sein eigenes Abenteuer zu erleben? Jannes Problem ist auch die Zeiteinhaltung, dieses gehetzt sein, von einem Ort zum anderen. So schafft sie es meist auf den letzten Drücker, in den Bus zu kommen. Erntet dafür von den Anderen Blicke, die wohl töten könnten, wenn sie wollten. Und macht sich nicht gerade beliebt bei dem Zeitplanmanager Gregory, und seinem streng geregelten Zeitplan. Doch dieses eine Mal…… und darauf läuft der Roman dann wohl hinaus, schafft selbst die gute Janne es irgendwie nicht in den richtigen Bus. Nanu?! Und nun?! Ein Missgeschick, der Bus fährt los. Dort sitzt auch Alex….. mit seiner Reisegruppe. Die viel individueller und kleiner ist als ihre. Und mehr möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten. Denn ab diesem Tag beginnt das Abenteuer von Jannes Reise erst richtig, und vor allem beginnt die Reise, genau das zu sein. Eine Reise….ohne strikten Fahrplan, und in das Unbekannte hinein. Wie unheimlich humorig und schön das ist, sollte Jeder selbst lesen. Und natürlich, ob Janne es zurück in ihren eigenen Reisebus schafft :). Oder es am Ende überhaupt noch will.

Das Cover:

Das Cover gefällt mir unheimlich gut. Vereint es doch alles, was man mit Schottland verbindet. Und doch ist es so individuell, dass es symbolisch auf alles Mögliche hindeutet, was in der Geschichte passiert. Auf alle Fälle möchte man direkt in die Szenerie eingesaugt werden :D

Fazit und Gedankenallerlei zum Buch:

Was mir gefallen hat ist, dass die Protagonistin Janne ein richtiger Filmnerd ist. Sie kennt sich also mit Filmen, Serien, Musik aus. Es gibt also viele Anspielungen auf diese, manchmal auf Soundtracks, auf Serien, auf die Filme selbst, auf Zitate. Man kann also tatsächlich ein bisschen auf Easter Egg Suche gehen, und für sich testen, ob man alles erkennt. Das nur am Rande. Was ihr hier vor euch habt ist zusätzlich schon fast so etwas wie eine kleine Hommage, eine Würdigung, Huldigung, eine Lobeshymne, eine Ehrerbietung, eine Laudatio…..ähm…und so weiter.. an Outlander, und damit an die Highlands….. denn Outlander ist irgendwie ein Stück der Highlands, das in den Büchern und der Serie verewigt wurde. Für Outlander Fans ist das Buch also nicht nur etwas wegen der Drehorte, die darin fast alle abgefahren werden, denn auch im Buch kommen Fans der Serie vor. Nein….. es gibt richtig viele Anspielungen, die Fans erkennen, und Nichtfans danach dann wohl auch :D ( weil sie sofort Fan sein werden :D). Ebenso wie Andeutungen. Doch natürlich wird auch immer wieder darauf hingewiesen, dass Outlander nicht das einzige Buch/Serie ist, die in Schottland spielt, und dass es noch eine Menge anderer Filme gibt, die dort gedreht wurden, oder ihren Ursprung haben. Diese Dinge erfahren wir alle dadurch, dass Janne eben dieser Filmfreak ist. Also Outlander, Highlander, Harry Potter, Local Hero, Braveheart, Skyfall, viele mehr, oh, und natürlich Game of Thrones…….. kramt selbst mal nach in eurem Gehirn, welch schöne Drehorte ihr dort habt. Denn das Buch ist auf gar keinen Fall als Werbemaßnahme für Outlander anzusehen, da es natürlich ein eigenständiges Buch ist. Aber mit ein wenig Humor versteht man alle Anspielungen, und kann sich wohl ein Grinsen an manchen Stellen nicht verkneifen, wenn gar als Beispiel Jamie gesucht wird (ja, wo isser denn nun?! :D). Was man in diesem Buch aber auf alle Fälle fühlt, ist die Liebe zu Schottland, seinen Landschaften, der Heide, den Lochs, ein klein wenig Whisky…ähm….Schottlands Geschichte, und den Menschen, die dort leben. Mit all ihren Eigenarten. Und ganz nebenbei hat man noch einen ziemlich guten und fast vollständigen Reiseführer der schottischen Highlands vor sich liegen. So irgendwie reist man nämlich wirklich fast mit, und ist mit der Reisegruppe, und mit Janne unterwegs durch diese wunderbare Landschaft von Schottland. Juhu :)

Das Buch ist auch irgendwie wie eine Suche zu sich selbst, eine kleine Therapiestunde. Janne ändert sich, vergisst über die Fahrt im falschen Bus, einige ihrer Macken, und lernt zu leben, den Augenblick und Moment, und sich nicht immer und überall Sorgen zu machen. Naja. Nicht ganz. Aber man merkt, dass es nicht an der Reisegesellschaft liegt, sondern an der Art der Gesellschaft an sich. Und dass vielleicht nicht jeder Mensch mit jedem kompatibel ist. Und dass etwas, wenn man die Vorurteile weglässt, doch noch zu etwas Schönem werden kann. Jannes Selbstfindungstrip beginnt auf alle Fälle mit dem Schicksal, und dass sie in den falschen Bus steigt, und damit direkt zu Alex.

Man baut einen eigenen Schutzschild um sich auf, um sich davor zu schützen, von anderen verletzt zu werden. Wenn man niemanden an sich ranlässt, kann einen niemand verletzen. Und sich einreden, dass man niemanden braucht, benötigt man, um niemanden an sich ranzulassen. Und dann kommt noch die Sonderform dazu, dass man sich einredet, dass einen sowieso keiner will, weil man nicht gut genug für Jemanden ist. Aber was erzähle ich hier? Manchmal ist es gar so, dass Leute, die selbstbewusst durchs Leben gehen anscheinend merken, wie man tickt, und genau dieses Wissen dann nutzen, um jemanden noch unsicherer wirken zu lassen. Eine schändliche Tat, und doch manchmal von Leuten genutzt, um sich eigene Vorteile zu verschaffen. Dabei ist doch gerade wichtig Vertrauen zueinander zu haben, ehrlich zueinander zu sein und miteinander zu kommunizieren. Für den Humor sorgt, dass es widersprüchliche Signale gibt, ein chaotisches Durcheinander der Gefühle und Aussagen. Geheimnisse, Unausgesprochenes und Missverständnisse. Und ständig wird aneinander vorbeigeredet, juhu!

Und tatsächlich kommt im Buch ganz doll die Frage auf, ab wann man Jemanden kennt. Kennt man Menschen, wenn man Zeit mit ihnen verbringt? Wenn man mit ihnen in einen Reisebus geworfen wird? Wenn man dieselben Interessen hat, oder sich ihnen nahe fühlt? Wenn sie dieselben Dinge tun wie wir? Aber nutzt das alles etwas, wenn man niemanden an sich ranlässt? Und wenn man dies dann tut….. kennt man Denjenigen dann ebenfalls wirklich, schon nach ganz kurzer Zeit? Bedarf es immer mehr und viel Zeit, um Jemanden kennenzulernen? Oder kann man schon anfänglich fühlen, ob Jemand einem guttut, und wir uns demjenigen nahe fühlen? Offenheit gegenüber Menschen ist gut. Vorsicht aber auch. Wir sollen wir allerdings herausfinden, bei wem wir das eine, und bei wem das andere anwenden? Wer meint es gut mit uns, und wer nicht? Und wenn wir einmal Pech hatten, und wurden veräppelt……….. schaffen wir es dann, uns jemals wieder auf Jemanden einzulassen, ohne Angst zu haben, wieder enttäuscht zu werden? Egal, ob es Freundschaften, Bekanntschaften oder Beziehungen in jeglicher Hinsicht sind? Denn fremde Menschen können nerven, und man kann mit ihnen fremdeln. Aber man sollte trotzdem versuchen, sich manchen gegenüber offener zu verhalten. Wer weiß, was aus dieser Offenheit entstehen kann?! :) Janne bemerkt nicht, dass jemand sie mögen könnte, weil sie nicht glaubt, dass das so sein kann. Denn Janne ist unsicher, und strahlt diese Unsicherheit manchmal aus. Genau, wie ihre Nicht-Entscheidungsfreude, oder die Art, dass sie eher aufgibt, als etwas anzupacken. In Gegenwart von Alex erscheint sie aber auf einmal sehr jugendlich. Die Plänkelei zwischen den beiden ist herzerfrischend, und man könnte fast meinen, dass Janne ihre Unsicherheit ein wenig abwirft. Zumindest manchmal. Nicht immer. So ganz geht das wohl nie weg. Alles geht immer nach Plan und ist geordnet, zumindest meistens….. naja…. Wenn es mal gelingt. Und trotzdem braucht Janne auch mal diese Leichtigkeit zurück in ihrem Leben, die Unbeschwertheit… das Loslassen der Kontrolle, und das einfach Erleben eines Momentes. Denn Jannes Selbst ist irgendwie verlorengegangen, zusammen mit den Dingen, die ihr wichtig im Leben sind. Zum Beispiel Vertrauen.

Es ist dieser ständige Zeitdruck, der Janne zuwider ist. Kennt ihr das? Die Busreise erlaubt es einem, viel von Schottland zu sehen, und doch irgendwie auch nichts. Denn es ist ein strikter Zeitplan, und man hat kaum Zeit, die Dinge wirklich wahrzunehmen. Das ist dann in etwa so, wie Leute, die euch erzählen, sie haben in ihrem Urlaub das und dies und jenes gesehen…….. aber richtig wahrgenommen haben sie es nicht. Sondern einfach nur Dinge auf ihrer Liste abgehakt. Wir haben Vorteile und Nachteile von Reisen in Großgruppen, und natürlich die dazugehörigen Vorurteile, dass diese nur von Rentnern angetreten werden. Was in Wahrheit gar nicht so ist. Tatsache ist, dass man durch solch eine Reise tatsächlich viele Dinge sieht……. Wenn man sich eben damit abfinden kann, dass viele Menschen um einen herumschwirren. Ja okay, die Menschen sind irgendwie ein Problem. Und trotzdem. Jannes Gruppe besteht aus einem bunten zusammengewürfelten Haufen Menschen. Stöhn :/. Was versuche ich mir hier eigentlich gerade schönzureden?! :D. Dieses Anpassen in einer Gruppe ist ja auch schwierig, wenn alle so verschieden sind, und eine Masse von verrückte und verschiedenen Charakteren aufeinanderprallt. Manche Menschen sind eben….not my cup ot tea…..nicht meine Tasse Tee?! Oo. Auch hier zeigt sich, wie wichtig es eigentlich ist, nicht unbedingt alle Orte der Welt sehen zu müssen, und das auf Teufel komm raus, sondern das Wohlbefinden eher damit zu tun hat, mit wem wir unterwegs sind, und unsere Zeit verbringen dürfen. Janne erscheint vielleicht anderen gegenüber auch mal misstrauisch. Ob Janne am Ende ihre Vorurteile aus dem Weg räumen kann, und sich Menschen, auch Fremden ein wenig mehr öffnet, ob der Trip gar nicht so schrecklich war, und ob die Gruppe der Menschen wirklich so nervend ist?

Jannes Reise wird unterstrichen davon, dass sie von ihren Freundinnen die Aufgabe erhalten hat, einen Reiseblog zu schreiben, den sie jeden Tag aktualisieren soll. So haben die Freundinnen zuhause auch Anteil an ihren Erlebnissen. Das Lustige daran ist, dass wir als Leser auch die durchgestrichenen Stellen erfahren, die Janne dann immer wieder löscht, weil sie von ihrem Unmut und der „Albtraumtour“ handeln. Was ihre Freundinnen natürlich nicht erfahren dürfen. Jannes Reiseblog erzählt uns von den Höhen und Tiefen des schottischen Hochlandes. Doch es macht das Ganze ziemlich authentisch, und auch wahnsinnig lustig. Das Buch ist von der chaotisch heiteren Sorte, wo Dinge passieren, würden sie uns passieren, doch recht unangenehm wären, oder zumindest erst witzig in einem zeitlichen Abstand. Aber so passiert ja nicht mir dies alles, sondern der guten Janne. Die das alles mit ihrem entzückenden Sarkasmus und ihrer Art kommentiert. Und manchmal kommt auch noch ein wenig Verweigerung gegenüber Menschen dazu. Denn es ist ein Kreislauf. Mehr zu diesem Teufelskreis im Buch :)

Der ländliche Charme, die Gemütlichkeit der Gästehäuser, all das kommt atmosphärisch so gemütlich rüber, dass man am liebsten mitten in den Highlands wäre. Und es durch das Buch ja auch irgendwie ist. Denn hier wird geschafft, dass man die Reise wirklich als Teilnehmer mitmacht.

Und auch wenn ich es mit Menschen und Gruppen von fremden Leuten nicht so habe, mit Outlander und meinem Fansein davon und von Diana Gabaldon habe ich es definitiv. Wer meine Rezis manchmal liest, weiß, dass nun das Rezilied für das Ende kommt. Das erste Lied, das mir in den Kopf gekommen ist, ich kann nichts dafür, war dieses……. Und das noch BEVOR es mir auch das ein oder andere Mal im Buch begegnet ist :D. Weil es auch irgendwie landschaftlich und inhaltlich passt, weil es manchmal wirklich so ist, dass alles, was man ist, auf einmal nicht mehr da ist und… man dann eben auf Skye landet?! O
o

„Billow and breeze..........islands and seas..........mountains of rain and sun.
All that was good..........all that was fair............all that was me is gone.

Sing me a song of a lass that is gone.............say, could that lass be I?

Merry of soul she sailed on a day..........over the sea........ to Skye.“

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Die Geschichte, wie aus Viola und Flori, Frau Janicki und Herr Quandt werden...

Wer, wenn nicht wir
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Wer, wenn nicht wir von Barbara Leciejewski

Wir alle kennen das doch irgendwie. Egal ob mit unseren Liebsten, Lieben, Verwandten, oder sonstigen Menschen, die wir gerne um uns haben. Es gibt Situationen ...

Wer, wenn nicht wir von Barbara Leciejewski

Wir alle kennen das doch irgendwie. Egal ob mit unseren Liebsten, Lieben, Verwandten, oder sonstigen Menschen, die wir gerne um uns haben. Es gibt Situationen im Leben, wenn man sich lange kennt, da regt einen auf einmal alles am Anderen auf. Die Bindung ist da, und trotzdem sind es manchmal Kleinigkeiten, die dazu führen, dass man ständig streitet, oder sich auf die Nerven geht. Je enger wir mit Jemandem zusammenleben, desto öfter kommt das vor. Nun ja. Auch meine Familie ist nicht frei von diesen Dingen. Und trotzdem liebe ich sie, und könnte mir ein Leben ohne nicht vorstellen. Was aber, wenn diese ganze Nerverei zu Ignoranz wird, weil man sich zu sehr auf den Keks geht? Wenn man sich nicht mehr wahrnimmt? Wenn es plötzlich um den Partner geht, mit dem man schon ewig lange zusammen oder verheiratet ist, und man genau dieses Problem hat, dass man denkt, man müsse sich nicht mehr umeinander bemühen? Sich nicht mehr wahrnehmen als Individuum? Sich als selbstverständlich ansehen? Ist so eine Ehe oder Beziehung noch zu retten? Gibt es noch Hoffnung? Ist Kommunikation und gemeinsame Gespräche eine Lösung für alles? Oder sollte man zurück zum Start gehen, wo alles anfing, die Liebe zueinander? Die Frage ist doch überhaupt auch: Kann eine Liebe, die einmal sehr tief war, auf einmal enden? Oder redet man sich das selbst nur ein, weil es so scheint, als würde man sich nicht mehr lieben, wegen all dieser Dinge, die man sich einander antut? Schwieeeeerig. In diesem Buch geht es……. Um eine Trennung. Und trotzdem ist es ein Roman voller Liebe. Wie das geht? Nun, vielleicht sollte ich erstmal zur Geschichte selbst etwas sagen.

Die Geschichte, die das Buch erzählt:

……ist die gemeinsame Geschichte von Viola und Florian, beide um die 43. Sie sind zusammen seit 25 Jahren, davon circa 18 verheiratet. Sohn Jonathan ist dann auch 18, und die gute Josephine, seine Schwester 16. Florian ist Chirurg. Viola lehrt in der Musikschule Klarinette, das Instrument, welches sie schon immer liebte, und sozusagen ein Teil von ihr ist. Wie bei einigen Familien und Paaren, haben die beiden sich nach so langer Zeit nicht mehr viel zu sagen, sehen sich nicht mehr als den geliebten Partner, Kleinigkeiten nerven, ja, es geht sogar so weit, dass sie nicht mehr wissen ob sie sich noch lieben. Oder denken, sie tun es nicht mehr. Oder….oder……schwierig :(. Ein Erlebnis führt dazu, dass der sogenannte Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt, und Viola und Florian beschließen, sich zu trennen. In beiderseitigem Einverständnis. Mit dem wirklich nru die beiden einverstanden sind. Denn der Rest ihrer Umwelt…..Freunde, Verwandte, Familie, und gar die Kinder….können das nicht glauben. Haben sie doch immer gedacht, alles sei okay, und Florian und Viola das perfekte Paar. Doch wer kann schon unter die Oberfläche schauen? Doch da gibt es noch dieses Problem, mit dem Urlaub, der schon fast ein Jahr geplant ist. Der einfach gebucht wurde, ohne auch ihn selbst wirklich wahrzunehmen (erkenne ich da Parallelen zwischen Paar und Urlaub?). Ein Urlaub auf Rhodos, ohne Reiserücktrittsversicherung. War dadurch billiger. Aber immer noch teuer. Nur Viola und Florian, ohne Kinder. Kurz gesagt. Man will das Geld nicht als verloren ansehen. Doch wie kann man zusammen in einen Urlaub fliegen, wenn man sich doch gerade frisch getrennt hat? Nach langem Hin und Her, und einer kleinen Umbuchung auf zwei einzelne Zimmer, treten die beiden dann doch den Urlaub an. Ist ja nicht so, dass sie sich hassen, und sich nicht als normale Menschen begegnen können. Auch wenn man den Urlaub natürlich auf keinen Fall zusammenverbringt, sich nach etwas Neuem umschauen darf, und ansonsten natürlich frei ist. Man ist ja getrennt und nicht mehr zusammen! Florian ist auf einmal Herr Quandt, und Viola Frau Janicki. Doch ob das Ganze wirklich so geht, wie die beiden es geplant haben? Das dürft ihr selbst herausfinden.

Das Cover:

Auf das möchte ich hier nochmal besonders eingehen. Stellt es doch eine Schlüsselszene aus dem Roman dar. Und mehr sag ich dazu auch gar nicht. Nur, dass ich finde, es passt hervorragend, und lädt mit der richtigen magischen Szene zum Träumen ein :)

Mein Fazit, und meine Gedanken zum Buch (wobei ich mich mal wieder entschuldige, weil diese wieder etwas länger dauern könnten):

Ach Leute, was soll ich sagen?! Obwohl ich die Lektüre schon vor zwei Tagen ausgelesen habe, schwirren meine Gedanken noch wild umher, wie der Schmetterlingsschwarm auf dem Cover. Sie wollen sich einfach nicht wiederhinsetzen, diese Gedanken. Aber versuchen kann ich es ja mal ;)

Der Roman verströmt irgendwie ein Licht beim Lesen (und das, obwohl doch anfänglich alles noch so dunkel erschien, und keine Hoffnung aufkam), welches einem schon allein wegen der Umgebung im Roman glücklich macht, aber auch, wegen der Atmosphäre der Szenerien, der Atmosphäre der Protagonisten, und dass man wirklich jeden Moment denkt, man wäre direkt mit dabei. Man ist sozusagen mitten in diesem Urlaub auf Rhodos, wird mitgenommen in die hoffnungsvolle Sonne, in die paradiesischen Zustände, und erlebt hautnah mit, was sich im Hotel und auf der Insel alles abspielt. Man hört die Zikaden singen, sieht das Meer vor Augen, wenn die Sonne darüber aufgeht, spürt die Hitze auf seiner Haut, genauso wie das Meer, mit all seinen Farbtönen von Blau, sie so wunderbar typisch für Griechenland sind. Und wer schon mal dort war, wird auch sofort diesen typischen Geruch in der Nase haben.

Die Atmosphäre und diese Bittersüße des Trennungsschmerzes sind das ganze Buch über zu spüren, was davon herrührt, dass Viola und Florian sich schon 25 Jahre kennen, und davon 20 Jahre verheiratet sind. Eine Jugendliebe, die es in den Ehestand geschafft hat, mit Kindern und allem. Doch wo ist im Laufe der Jahre diese Jugendliebe geblieben? Existiert sie noch irgendwo unter einem Mantel aus Ignoranz? Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass ich als Leser mehr unter der Trennung leide, als Viola und Florian. Aber Pustekuchen. An einzelnen Merkmalen hat man doch gemerkt, wie nahe es den beiden geht. Und ich bin wohl einfach nur zu sensibel, und manchmal wollten die Tränchen eben unbedingt aus mir raus :D.

Hinzukommen die Nebenfiguren, die alle ebenfalls sehr gut beschrieben sind. Gerade die Menschen auf Rhodos und im Hotel, ihre Liebenswürdigkeit, Hilfsbereitschaft, und das Merkmal, dass man dort sofort als einer der Ihren aufgenommen wird, quasi in die Gemeinschaft, und irgendwie zur Familie gehört, das hat mir sehr gut gefallen, und hat eine wohlige Gemeinschaftsatmosphäre geschaffen. Ich war also gedanklich nicht nur auf Rhodos. Ich war noch dazu mit lieben Menschen dort :)

Das Buch geht wirklich sehr tief. Und auch wenn die Umschreibungen der Gefühle nicht blumig sind, und seitenlang ausgeschmückt, so schafft es die Autorin mit wenigen Sätzen, und Gedankenfetzen, trotzdem eine Atmosphäre zu schaffen, die zum eigenen Nachdenken anregt. Die Geschichte ist kurzweilig, aber auf gar keinen Fall nichtssagend, besteht sie aus 319 Seiten, die für mich ruhig noch etwas länger hätten sein können, und mit so viel mehr an Emotionen gefüllt wurden.

Nun zum Problem: Viola und Florian verschließen ihre Gedanken vor dem anderen, aus Gründen, die nicht nachvollziehbar sind, ihnen aber einiges bedeuten. Man verschließt sich manchmal vor anderen, um das wertvollste zu schützen, was man hat, die eigenen Gedanken und Gefühle. Weil man diese nicht verletzt haben will. Doch da sie uns wichtig sind, und nicht nur das, sie sind auch irgendwie ein Teil von uns, nimmt man dem anderen diesen Teil von sich selbst weg. Und erscheint somit nicht mehr als man selbst, sondern jemand andres. Sich voreinander zu verschließen, war die wohl schwerste Herausforderung im Roman, die es zu bewältigen und überwinden gab.

Wir erfahren zum einen die Geschichte abwechselnd aus Violas und Florians Sicht, und zum anderen haben wir in der Geschichte immer wieder Situationen die in Erinnerungen, Flashbacks münden, die aus der Zeit der ersten Verliebtheit, aber auch an später Situationen erinnern. Somit haben wir die Verbindung, denn jahrelang durch die Unzufriedenheit vergraben, gab es diese Erinnerungen an die hellen und lichten und freudvollen Tag wohl nicht. Weil man nur noch das Negative gesehen hat, und sich nicht daran erinnert hat, warum man mal ineinander verliebt war, und sich womöglich heute noch liebt, wenn die Situationen denen von damals ähneln. Das Geheimnis ist, die Leichtigkeit der ersten Tage einer Liebe zu bewahren, doch wie genau soll das gehen? Der Alltag kommt dazwischen, das Leben. Und selbst wenn man einige lichte Tage hat, reichen diese dann aus, um für ein ganzes Leben ohne Probleme miteinander zu reichen? Sicher nicht. Aber es gibt Probleme, und ……. Probleme. Die man zusammen angehen sollte. Und nicht jeder für sich und in seinem stillen Kämmerchen. Denn zu Liebe gehört auch immer Gemeinschaft. Und das Gegenteil von gemeinsam sein ist getrennt sein.

Andere Namen (im Roman einfach das Siezen der beiden, weil sie allen anderen die Info vorenthalten, dass sie ihre jeweiligen Ex Partner sind. Wäre ja auch peinlich, wenn jeder fragen würde, warum man dann noch zusammen in den Urlaub fliegt) geben einem eine neue Chance, auf einen Neuanfang. Ein Kennenlernen von jemand anderem, mit all seinen Facetten, von denen man nie wusste, dass es sie gibt, weil sie im Laufe der Jahre unter den Alltag und die Ignoranz gerutscht sind. Man macht sich zu neuen Menschen, ein neues Kennenlernen. Eine zweite Chance, als ob man jemand ganz anderes wäre. Die Art der Eifersucht im Roman ist die gute Art Eifersucht, weil sie zeigt, dass der andere einem doch nicht so egal ist, wie man dachte. Die Härte, mit der die beiden im Alltag miteinander umgehen, wandelt sich im Roman in der Zeit von Rhodos zurück, zu etwas Weichem, im Umgang miteinander. Fast wie ein zartes Annähern einer ersten Liebe….. Und das ist etwas, das die beiden ja schon gemeinsam erlebt haben. Denn manchmal muss einiges vielleicht erst große Risse aufweisen, und drohen zu brechen und kaputtzugehen, bevor man sich um genau dies kümmert, und es repariert………… weil einem gar nicht mehr bewusst war, wie sehr man eine Sache liebt, wie sehr man sie im Leben braucht, weil sie eben über Jahre hinweg verborgen und versteckt in einer Ecke gelegen hat, und von Niemandem wahrgenommen wurde. Das Wissen umeinander war verblasst, und es tauchen Dinge auf, die man in all den Jahren aus Ignoranz nie wahrgenommen hat, die den Partner aber ausmachen. Es ist also wirklich ein Neukennenlernen. Damals war das Interesse nicht da, vielleicht hat man sich selbst mehr wahrgenommen als den Partner. Es ist fast so, als ob wir es im Roman nicht mit zwei, sondern 4 Hauptprotagonisten zu tun hätten. DAVOR und DAZWISCHEN (und einige hoffen ja auch auf ein DANACH). Viola und Florian werden in ihrem Urlaub zu Herrn Quandt und Frau Janicki. Und somit stellt sich uns allen die Frage, ob diese Wandlung reicht, um den beiden eine zweite Chance zu geben, sich neu kennenzulernen, und ihre Liebe irgendwie wieder zu finden, die jahrelang vertrocknet und verstaubt irgendwo verkümmert ist, in den Sorgen des Alltags, und der Routine der Langeweile einer unzufriedenen Ehe.

Es ist aber auch ein bisschen so, dass uns immer wieder gesagt wird, in unserer schnelllebigen Zeit, dass man nicht in der Vergangenheit leben darf, jetzt leben muss, nach vorne schauen muss. Wer in der Vergangenheit schwelgt, der kann nicht weiterkommen ….. und all diese Phrasen, denen ich nur bedingt zustimmen kann. Wenn etwas Gutes endet…… wieso bin ich dann gezwungen in eine Zukunft zu schauen, die unbedingt etwas Neues bereithält? Oder anders. Wieso versuche ich nicht, das Alte in etwas Neues zu wandeln, und es so wieder in mein Leben zu integrieren? Ist euch schon mal aufgefallen, dass die früheren Lieder, in denen es um Trennungen und deren Schmerz geht, meist wirklich behandeln, wie sehr man einander vermisst, wie man Demjenigen nachtrauert, und wie sehr es schmerzt getrennt zu sein? Heutzutage reden die Texte der Songs einem eher ein, dass man sich nach was Neuem umsehen soll, man denjenigen von dem man sich getrennt hat, hasst. Besser dran ist ohne ihn, sich freier fühlt. Endlich etwas Neues erleben kann, nicht mehr gebremst wird, sein eigenes Ding machen soll, sich nicht nach der Vergangenheit umsehen….und Ähnliches. Wir leben in Zeiten, in denen etwas, das in die Brüche geht, lieber ersetzt wird, durch etwas, was noch ganz ist. Wenn es dann wieder in die Brüche und kaputtgeht, so kann man Dinge immer nachkaufen. Eine merkwürdige Angewohnheit einer Überflussgesellschaft. Doch was hat das mit Menschen zu tun? Wohl viel. Denn die Dinge, die in die Brüche gehen, kann man ebenso auf Beziehungen übertragen. Eine kleine Streiterei, ein Knacks, etwas, das nicht m ehr so funktioniert wie in alten Zeiten, und man denkt sofort daran, sich etwas Neues zuzulegen. Immerhin ist ja auch noch wichtig, an sich selbst zu denken. Und nicht an den Partner. Doch wäre es möglich, manche Beziehungen genauso, wie auch eine Ware, zu reparieren, wenn man nur wüsste wie? Nicht alles gleich wegzuschmeißen, und sich etwas Neuem zuzuwenden, sondern gemeinsam zu versuchen, etwas zu reparieren? Man sollte ja auch immer an das denken, was man gemeinsam schon durchgemacht hat im Leben, und sich daran erinnern.

Schön ist auch, dass der Titel des Buches sich durch den Roman zieht, und immer in abgewandelter Form eine neue Bedeutung für die Protagonisten hat. Deutet er doch darauf hin, dass man eigentlich Niemand andres will, weil man schon gefunden hat, was man im Leben braucht. Sich gegenseitig. Und dass diesen Jemand kein anderer ersetzen kann. Man muss nur ab und an drauf achten, was sich unter der Oberfläche verbirgt, und darf das nicht vergessen. Muss es sich immer nochmal in Erinnerung zurückholen.

Und ich muss es nochmal erwähnen: Die Atmosphäre lässt einen sofort in die Landschaft, Hitze, das Meer und sogar die Geräusche von Rhodos eintauchen. Und wer schon mal dort war, wird vieles wiedererkennen. Um sich vielleicht auch in diesen Zeiten ein wenig dort hinzuträumen. Denn wer einmal dort war, erkennt wie magisch dieser Ort ist.

Leider muss ich nun aufhören, auch wenn sich meine Schmetterlingsschwarmgedanken immer noch nicht setzen wollen, und immer noch wild umherfliegen. Aber ich schätze so ist das bei Büchern, die einem nahegehen, und einen viel überdenken lassen.

Das heutige Rezensionslied, wie sollte es auch anders sein, handelt von einer Trennung……… und hat vielleicht sogar etwas mit dem Buch zu tun, das man darin suchen könnte, auch wenn es gar nicht darin vorkommt :) :

„No more carefree laughter…….Silence ever after……Walking through an empty house……….Tears in my eyes……This is where the story ends……..This is goodbye.

Knowing me….knowing you…… There is nothing we can do.
Knowing me…..knowing you ……We just have to face it……This time we're through.
Breaking up is never easy……I know…..But I have to go.
Knowing me……knowing you……..It's the best I can do.“

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Veröffentlicht am 26.05.2020

When I find myself in times of trouble……….Mother Mary comes to me.

Schwarze Madonna
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Schwarze Madonna von Gwaltinger/Rauch

Was genau ist eigentlich Religion? Religion ist Glaube. Glaube an IRGENDWAS oder an ALLES. Verschiedene Menschen glauben an etwas Anderes, als die anderen Menschen ...

Schwarze Madonna von Gwaltinger/Rauch

Was genau ist eigentlich Religion? Religion ist Glaube. Glaube an IRGENDWAS oder an ALLES. Verschiedene Menschen glauben an etwas Anderes, als die anderen Menschen es tun. Das ist Religionsfreiheit. Doch manchmal wird Religion missbraucht, aus ihrem Konzept gerissen. Religion wird beiseitegeschoben, von manchen verachtet. Man verachtet andere Religionen, oder gar die Religion an sich. Doch was genau sind die Kernaussagen von allen Religionen? Der Mensch braucht etwas, an das er glauben kann. Die eigentliche Religion sagt etwas aus, was uns Menschen wichtig ist, seit Anbeginn der Zeit war, zwischendrin ebenso, und heute noch sein sollte, vielleicht sogar ist. Richtige Religion ist dafür da, Menschlichkeit, Liebe, Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Frieden auszustrahlen und den Menschen zu bringen. Alles schöne Dinge. Und alles etwas, das Menschen miteinander teilen sollten. In Brüderlichkeit. Ähm.... Schwesterlichkeit. Amen. Aber Halt. Worauf ich eigentlich hinaus möchte, das ist, dass sich natürlich im Laufe der Jahrhunderte, ja gar Jahrtausende etwas entwickelt hat, das so fern von Menschlichkeit, und allen positiven Dingen des Glaubens ist, dass es fast schon nicht mehr zu erkennen ist als Religion. Der Mensch braucht Liebe, Hoffnung, Gnade, und das Leben. Schon in den alten Religionen war es so. Es gab eine Gottheit, und der Mensch betete diese an, um etwas zu erhoffen für seine Liebe, sein Leben, seine Hoffnungen, und das in einem Wunsch. Für sich. Für seine Liebsten. Denn das Beisammensein, und Zusammenleben, war schon das Wichtigste. Immerhin haben wir Menschen doch niemand andren auf diesem Planeten als andere Menschen, und Lebewesen, und den Glauben an Etwas, das uns durch das Leben leitet. Und der Glaube, und unsere eigene Endlichkeit, den gab es ebenfalls schon immer. Die Gestalt der Verehrung war anders, und doch gleich. Aber ich möchte nicht zu viele ketzerische Dinge schreiben, die eigentlich gar nicht ketzerisch sind. Fakt ist. Das Wichtigste ist der Kreislauf des Lebens. Für Menschen, und jedes Lebewesen. Und das entsteht nun mal durch uns Menschen und besagte Lebewesen. Wir lieben uns, leben zusammen, und neues Leben entsteht, und so geht der Kreislauf immer weiter. Und zwischendurch versuchen wir das Leben so gut und friedlich zu meistern, wie es uns möglich ist. Zusammen mit unsrem Glauben an…….. was auch immer. Denn das, an was wir glauben, kann viele Gestalten haben. Und egal, ob die alten Ägypter ihre Götter angebetet haben, die Römer ihre, gar die Griechen ihre Olympier, oder andere Naturreligionen Mutter Natur oder eine Muttergottheit angerufen haben, viele Tausend Jahre vorher ….. es ging ihnen dabei sicher immer um Unterstützung für ihr Leben, oder die Lösung eines Problems. Nicht die Gestalt der Anbetung ist wichtig, sondern der Glaube, und die Hoffnung darauf, dass unsere Gebete von Irgendjemandem erhört werden. Genug davon, ihr wollt nun sicher wissen, worum es im Buch geht. Und das ist im gewissen Sinne der Glauben, und die Auslegung dessen. Alsooo….

Die Geschichte, die das Buch erzählt:

Da ist eine Frau, die ist schwanger, und dann nicht mehr schwanger. Später ein junges Mädchen, ebenso. Überhaupt sind viele Frauen schwanger, und dann nicht mehr. Hä?! :D. Okay. Ich fange nochmal von vorne an.

Also: Es gibt schwarze Madonnen, blutende und weinende. Welche mit Bauch dargestellt, welche ohne, nach der Geburt, während der Schwangerschaft, mit verschiedenen Bauchinhalten, von der Dreifaltigkeit bis zum Jesuskind. Ihr Kind stillend, oder einfach nur haltend. Als Königin der Welt dargestellt, oder einfache Gebärerin des Jesuskindes. Verhüllt in einen Übermantel, welche die lasziv lächeln, oder gar ein Kleid aus Getreide tragen. Neben der Dreifaltigkeit, als Teil von dieser, oder gar ganz allein. Neben Erdbällen und Monden. Mit Tuch. Ohne Tuch. In verschiedenfarbigen Gewanden, oder mit offener Lockenpracht. Oder gar ihren toten Sohn im Arm haltend. Und wer nun gar nicht weiß, wovon ich rede, sollte unbedingt dieses Buch lesen.

Wir haben eine neue Glaubensgemeinschaft, Marienjünger, gepaart mit toten Babys, die gefunden werden, jungen Frauen, die sich sehr merkwürdig benehmen, und einen Kult…….. dessen Aussagen den Lehren der christlichen katholischen Kirche, die etwas Männerüberschusslastig ist, gegenüberstehen. Klingt ein wenig nach Dan Brown und Verschwörung. Die versteckten und geheimen Symbole sind da. Die Symbolik, die in Bildern, bzw. Statuen liegt, und die ein Geheimnis bergen. Wir sind hier allerdings nicht bei Dan Brown, sondern befinden uns im schönen Bayern. Vergleiche will ich nicht ziehen. Wir befinden uns also mitten in Bayern, bzw. Franken. Denn diese beiden Handlungsorte spielen beide eine Rolle. Und es ist auch kein Professor, der die Spur der Geheimnisse verfolgt. Philipp Marlein, Privatdetektiv in Fürth, und in seinen 40ern, und Emil Bär, Ex Pfarrer, Ex Seelsorger……ExeineMengeAnderes, und in Rente, aus der schönen Nähe von Kempten im Allgäu, in seinen 60 er Jahren, spielen hier die Hauptrolle. Und zwar erstmal unabhängig voneinander. Beide bekommen es mit besagten jungen Frauen zu tun, die schwanger waren, und es auf einmal nicht mehr sind. Und auf verschiedenen Wegen, und aus verschiedenen Gründen, machen sie sich nun auf die Spurensuche, was es damit auf sich hat. Derweil ist klar, dass sie immer tiefer in Geheimnisse hineinrutschen, denn mittlerweile tauchen im Allgäu die toten Babys auf, und Marlein merkt in Franken, was es wirklich mit dem Marienkult in Bayern auf sich hat……. Zumindest für eine bestimmte Gruppierung. Und auch wenn Bär und Marlein sich nicht kennen, so steuern sie doch beide unvermittelt auf ein gemeinsames Ziel im Buch zu, mit derselben Geschichte, erlebt aus der Sicht desjenigen, und an verschiedenen Orten. Alles führt nach Altötting. Dort treffen Bär und Marlein aufeinander, ihr Weg kreuzt sich. Denn was ich vergessen habe zu sagen: Himmelhilf! Die Schwarze Madonna von Altötting wurde gestohlen!! (Aufmerksame Leser erkennen nun einen Zusammenhang zum Titel des Buches :D). Und die sollte vielleicht auch wieder aufgefunden werden. Gibt es vielleicht sogar Zusammenhänge? Dies gilt es selber herauszufinden.

Das Cover:

Das Cover gefällt mir sehr gut, zeigt es thematisch doch das, worum es geht. Wir sehen im Hintergrund ein Marienbild, im Vordergrund eine Herz-Urne, so wie sie in der Gnadenkapelle in Altötting vorkommen. Kleine Geschichtsstunde. Damals hat man die Herzen getrennt vom Rest des Leichnams nach dem Tode verwahrt. Die in Altötting gehören zum Beispiel den Wittelsbachern. Geschichtsstunde beendet. Auch hier gibt es einen Zusammenhang, den ihr rausfinden solltet, denn er ist ungemein spannend.

Fazit und Gedankenallerlei:

Seufz. Und auf einmal hat man nach dem Buch direkt Lust, auf Marienwallfahrt zu gehen, oder alternativ Let it be zu hören :D. Wir begeben uns in diesem Buch nämlich ebenfalls auf eine Odyssee und Rundfahrt durch Bayern, an verschieden Orte und in Kirchen, und lernen sehr viel über die Geschichte dieser Kirchen und Madonnenfiguren. Recherchiert ist dieser Roman somit allemal super. Und lehrreich. Man bekommt sofort Lust, jede Marienfigur nachzuschlagen, um ein Bild vor Augen zu haben, was im Buch genau gemeint ist. Und tatsächlich sind die Beschreibungen identisch, und man wundert sich, ob der Bilder im Kopf, die ähnlich denen der Realität sind. Die Reise durch Bayern, die Orte sind atmosphärisch so gut eingefangen, dass man meint sich gerade dort zu befinden. Auch, oder gerade wenn, man an diesen Orten schon war, macht es richtig Spaß, über sie zu lesen. Wer noch nicht da war, bekommt ein Verständnis dafür, wie es dort aussehen mag. Und gleich noch ein wenig Wissen darüber mit, wie die Bevölkerung dort tickt. Wir lernen bayrisch. Das stört aber nicht, sondern bringt einem die Figuren nur noch näher. Sowohl einen Hauptprotagonisten, als auch ein paar Nebenfiguren. Auf alle Fälle ist die Lektüre wie eine Reise, die man selbst begeht. Vielleicht auch eine kleine Marienwallfahrt :D.

Es ist ein Krimi mit Witz und Charme. Ernste Themen wurden hier verpackt in ein Gewand aus Humor der beiden Protagonisten, und trotzdem lädt das Buch immer wieder zum Nachdenken darüber ein, was unter diesem Gewand steckt. Und so wie manche Madonnen ummantelt sind, um ihre wahre Gestalt, nämlich die einer Frau mit all den Attributen genau dieser, zu verstecken vor der Welt, so ist auch die Thematik des Buches, die uns wirklich in Abgründe stößt, und uns die wahren Fragen der Menschheit vor Augen führt, ummantelt und umhüllt von einem Kleid aus trockenem, manchmal schwarzem Humor, den Bär und Marlein da ausleben. Vielleicht um das Ganze erträglicher zu machen? Auf jeden Fall müssen wir uns hier im Buch einigen großen Fragen stellen, und ob alles immer nur Schwarz und Weiß gesehen werden kann, ob es nur Richtig und Falsch gibt…… oder ob es gar die Fanatiker sind, die etwas Gutes in etwas umwandeln, was nicht mehr so gut ist. Man muss seine Ethik und Moral überdenken, ob seine eigene Denkweise moralisch okay ist. Und das Buch lässt einen auch ein bisschen in einem Dilemma zurück, macht nachdenklich. Weil man fanatische Ansätze natürlich nicht gutheißen kann, aber auf der anderen Seite das Ganze gar nicht soooo verkehrt findet. Denn ja. Männer in der Kirche sind nun mal in der Übermacht, und Frauen werden nicht gerade gut behandelt. Als Frau kann man das einfach nicht sooo toll finden. Wie überall sind es die Ansätze und die Auslegung, die etwas falsch oder richtigmachen, Falsch von richtig unterscheiden. Es ist ein bisschen so wie „Die Dosis macht das Gift“. In kleinen Schritten wunderbar hilfreich, in großen dann übermächtig und gefährlich. Es geht um die engstirnige Kirche, die keine Neuerungen akzeptiert, ein Marienkult, der alles etwas anders auslegt. Leben und Liebe als Sünde angesehen wird, oder als Lebensinhalt, und etwas Gutes.

Ein schwieriges, aber sehr interessantes Thema, ist die Thematik von Frauen in Kirchen. Wird Maria doch fast immer nur dargestellt als eben die Mutter von Jesus, so wissen sicher einige, dass vor dem Christentum sehr viele Göttinnen weiblich waren, und verehrt wurden. Das mit der Verehrung einer männlichen Gottheit kam erst später….. aufgrund von Männern. Man höre und staune. Kirchenmänner, die es nicht wahrhaben wollten, dass man auch eine Frau verehren kann……. Darf doch ein Christ einzig und allein Gott und Jesus, und den Heiligen Geist anbeten. Erkenne ich da etwa eine jahrtausendalte Angst vor Frauen, und ihrer Klugheit und Rolle in der Weltengeschichte, ihrer Rolle in der Natur der Menschen, und dass sie wohl wichtig sind, und für alles stehen, was mit Leben zu tun hat? (es heißt nicht umsonst Mutter Natur, oder Mutter Erde) :D. Nein?! Na dannnnnnn! Ist ja nicht so, dass Frauen verfolgt und verbrannt wurden, wenn sie Wissen angehäuft hatten, verteufelt wurden als Verführerinnen, als Huren abgestempelt…. Oder ihnen gar die Schuld für alles Übel der Welt untergeschoben wurde, weil in ihnen eine Bedrohung gesehen wurde. Und so kann es natürlich auch auf gar keinen Fall sein, dass Frauen in Religionen verehrt werden. Oder etwa doch? Vielleicht im Geheimen? Ist Maria nicht auch eine Frau? Gerade in unseren heutigen Zeiten von Maria 2.0 sollte man nochmal über sowas nachdenken.

Der Schreibstil ist flapsig humorig, Bär ein Original. Marlein irgendwie auch, aber anders als Bär. Jeder eben auf seine Art. Der Humor ist diese trockene Art von Humor, der aus einer Situationskomik heraus entsteht, und diese Situationen gibt es fortlaufend. Sie unterscheiden sich von Bär zu Marlein, sind aber beide an Humor nicht übertroffen, sondern auf einem gleichen Level. Die Figur Bär und Marlein sind verschieden, jedes Kapitel aus der Sicht des jeweils anderen geschrieben. Und um diese zu unterscheiden, ist der Schreibstil bei beiden anders. Während wir einen normalen Erzählrhythmus bei Marlein haben, so stoßen wir bei Bär auf einen Stil, der fast ein wenig an den in Novellen erinnert. Kleine einzelne Worte, Keine ganzen Sätze, fast wie Notizen. Und trotzdem eine Rundumbeschreibung der Situation. Das ist anders, gefällt mir aber trotzdem sehr gut. Die Stereotypen der beiden und auch der Nebenfiguren sind überzeichnet, aber genau das ist das Lustige daran. Trotzdem sind alle einzigartig. Das ist an sich kein Widerspruch in sich.

Selbstironisch, spritzig, witzig und leicht. Sich selbst nicht so ernst nehmend. Das alles ist der Roman. Er nimmt das ganze locker. Schon auf den ersten Seiten merkt man die Leichtigkeit, die einen beim Lesen dazu verleitet dauerzugrinsen. Tajaja. Denn Religion ist auch Freude, und Freude ist Leben, und alles, was das Leben lebenswert macht. Religion wurde weder gemacht um zu unterdrücken, noch um intolerant zu sein, oder eine gewisse Gruppierung von Menschen nicht als gleich anzuerkennen. Doch trotzdem ist das so. Bitte hier ein bisschen mehr Güte und Miteinander, denn auch das gehört zum Leben und zur Freude dazu ;). Das Problem ist immer die Auslegung eine Religion, das Ausleben, bis hin zum Fanatismus, wenn etwas anders verstanden wird, oder man sich in etwas reinsteigert.

Und ob wir in unserer Trauer, unserem Schmerz, für unsere Hoffnung, oder in großer Not nun Maria, Gott, Jesus anrufen……………. Oder die Menschen damals die griechischen Götter, die für Ähnliches standen: Die Menschen haben in ihrer Anbetung immer eines gebraucht. Hilfe und Hoffnung.

Sobald Religionen also nicht mehr dazu da sind, Hilfe und Hoffnung zu erbitten, sondern dazu, Andere Gruppen nicht anzuerkennen, oder zu versuchen mächtiger zu sein, als eine Andere Gruppierung…. Um über diese dann Macht zu haben. Oder man gar versucht, seine eigenen Grundsätze so zu verdrehen, dass sie in ein Religionsschema gequetscht werden, welches man dann ganz anders auslegt, als es gemeint ist ……. Ist das Ganze nicht mehr in Ordnung. Leider aber wohl kein Einzelfall.

Welche Religionen und welche Menschen hier im Buch aufeinanderprallen, mit welchen Wünschen und Hoffnungen, oder gar anderen Umtrieben, das gilt es nun herauszufinden. Und immer dran denken. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch Grauzonen. Tatsächlich sollte der Roman von Jedem gelesen werden, selbst wenn dieser sich nicht als gläubig bezeichnet.

Betrachtet ihr nun eine Marienfigur in einer Kirche, so werdet ihr sie nach diesem Roman nie wieder mit denselben Augen ansehen können…. Ohne an das Buch und seine Geschichte zu denken. Zumindest mir geht es so. Und ich gebe zu, schon vorher sehr genau Figuren und Statuen in Kirchen studiert zu haben.

Beim heutigen Rezensionslied hätte ich wohl tausende nehmen können, weil es einfach sooo viele Lieder auf der Welt gibt, die Maria behandeln, und meine Jukebox im Kopf fast einen Overload hatte. Am Ende habe ich mich dann für dieses hier entschieden:

„Hail holy queen enthroned above…..Oh Maria.
Hail mother of mercy and of love……..Oh Maria.
Triumph all ye cherubim…….Sing with us ye seraphim…..Heaven and earth resound the hymn.
Salve……salve….salve …….regina.“

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Veröffentlicht am 16.05.2020

Lieber Poseidon, ist Leona nun die Halbschwester von Percy Jackson? :D

Blut des Ozeans
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Blut des Ozeans von M.J. Lightner

Es gibt Tage, da fühlt man sich fehl am Platz. Fehl am Platz unter den Menschen, fehl am Platz auf dieser Welt, fehl am Platz in seiner Familie. Nicht richtig. Nicht ...

Blut des Ozeans von M.J. Lightner

Es gibt Tage, da fühlt man sich fehl am Platz. Fehl am Platz unter den Menschen, fehl am Platz auf dieser Welt, fehl am Platz in seiner Familie. Nicht richtig. Nicht passend. Weil man anders ist, und die Leute automatisch Angst haben, vor allem, was andersartig ist. Sie scheinen sich unwohl zu fühlen, und lassen diese Angst an den andersartigen Menschen aus….. als Nichtakzeptanz.

Manchmal ist es schwierig, sich auf jemanden einzulassen, jemand der sagt, er sei ein Freund. Doch wenn wir diesen nicht selbst als Freund wahrnehmen und annehmen, dann bleibt dieser uns seltsam fremd, obwohl er doch vielleicht wirklich nur unser bestes will. Auch bei mehreren Personen. Wenn diese dann auch noch schweigen, und nicht miteinander kommunizieren, entstehen oft Missverständnisse, allein aufgrund dessen, dass Dinge nicht ausgesprochen, oder eben verheimlicht werden.

Das Einlassen auf jemanden ist noch schwieriger, wenn man von Menschen immerzu enttäuscht wurde. Es ist schwierig, wenn andere einen immerzu abgelehnt haben. Man weiß nicht, ob jemand der freundlich zu einem ist, es ernst meint. Man weiß nicht ob er etwas damit bezweckt, und man hinterfragt jede Freundlichkeit. Und manchmal, wenn man jemanden akzeptiert wie er ist, dann schleicht sich das Gefühl ein, dass er es doch ernst meinen könnte. Und genau dieses Ernsthafte, das möchte man dann auf keinen Fall verlieren. Was einen manchmal so sehr ängstigt, dass man doch wieder Distanz hält. Es ist schwierig zu erklären, warum ich dies schreibe, aber so ein wenig, hat es auch mit dieser Geschichte zu tun. Doch worum geht es sonst noch?

Die Geschichte, die das Buch erzählt:

Wo fange ich am besten an, ohne zu viel zu verraten? Da gibt es eine alte Prophezeiung, ausgesprochen von Kassandra, dem Orakel, Dienerin des Apollon im Tempel von Delphi. Diese Prophezeiung beinhaltet Halbgötter, die geboren werden, und verschiedene Dinge tun. Sie sind die Kinder von 12 Göttern, und eines dieser Kinder, soll gegen die Götter des Olymp aufbegehren, um diese zu stürzen, und die Macht zu übernehmen. Die restlichen Halbgötter sind dazu da, dieses Szenario zu verhindern, und den abtrünnigen Halbgott aufzuhalten. Dies erstmal im Großen und Ganzen.

Unsere Hauptprotagonistin ist Leona, 17, die als normales Mädchen in Sunnyvale lebt, auf die Highschool geht, und sich da mehr schlecht als recht durchschlägt. Sie ist ein Bücherwurm, und wird von nicht allen akzeptiert, ist ein wenig sonderbar, und fühlt sich zum Meer hingezogen. Wir ahnen es: Ziemlich bald kommt heraus, dass sie die Tochter von Poseidon ist, die von anderen 5 Halbgöttern gesucht und gefunden wurde. Denn nur mit der gemeinsamen Kraft der Halbgötter können sie dem abtrünnigen Halbgott entgegentreten. Und so wird Leonas „Mana“ erweckt, ihre göttliche Kraft, und sie begibt sich zusammen mit den anderen Halbgöttern auf eine Reise quer durch die USA, um die restlichen Halbgötter zu finden, und den Abtrünnigen aufzuhalten. Wer auch immer von ihnen dieser sein mag. Doch so einfach ist das nicht, denn Leona wird von Visionen heimgesucht, und von Alpträumen geplagt. Haben diese mit ihrer Aufgabe zu tun? Sollen sie ihr helfen? Ist sie in Gefahr? Oder gar alle? Schaffen sie am Ende, die dunkle Macht des Abtrünnigen aufzuhalten? Und dann sind da ja noch diese Zombies, Skiás genannt. Zombies weil…… ach…. Was es mit denen auf sich hat, lest mal selbst. Sie sind auf jeden Fall hinter den Halbgöttern her.

Das Cover:

hat tatsächlich mit einer Szenerie aus dem Buch zu tun, und stellt so ziemlich genau etwas Wichtiges im Buch da. Was genau, müsst ihr selbst herausfinden. Aber es ist etwas mehr, als einfach nur das Aussehen eines griechischen Tempels, das Meer, und Poseidons Dreizack, dessen Tochter Leona ja ist. Ein wenig komplexer ist das Ganze schon.

Fazit und Gedanken zum Buch:

Hier zeigen die Halbgötter, dass sie mehr sind, als nur die Kinder ihrer Göttereltern. Mir gefällt, dass die Halbgötter hier nicht als „Übermenschen“ dargestellt werden, was ja auch Blödsinn wäre, sind sie doch überhaupt nur zur Hälfte Mensch, aber das will ich damit gar nicht sagen. Sie mögen zwar alle äußerlich schön und „göttlich“ aussehen, doch sind alle menschlich im Sinne davon, dass sie ihre Probleme haben, alle ein wenig als Sonderling abgestempelt werden, und von der Gesellschaft, oder den Menschen um sich herum nicht so ganz akzeptiert werden. Kurz gesagt, sie sind irgendwie „Freaks“. Aber aus der Sicht eines Freaks und Sonderlings, ist das natürlich nichts Schlimmes. Das Buch sagt auch aus, dass wir als Individuum immer auch individuell sind. Die Halbgötter haben zwar die Fähigkeiten ihrer Eltern, aber sie SIND nicht ihre Eltern, sondern eigenständige Individuen, was recht schön ausgearbeitet ist. Denn wirklich jeder der 12 Halbgötter ist anders, sowohl charakterlich, als auch von seinen Fähigkeiten. Alle tun sich gegenseitig gut, wahrscheinlich, weil sie das erste Mal im Leben sie selbst sein dürfen, und sich nicht verstellen müssen, oder ihre Fähigkeiten vor der Welt verstecken. Das gibt ein Gemeinschaftsgefühl, das gibt Sicherheit untereinander.

Doch das Buch erinnert auch an die vielen Menschen auf der Welt, die einzigartig sind, und ihre Einzigartigkeit mit niemandem teilen können, keine Freundschaften finden, und allein damit klarkommen müssen. Niemand finden, der so besonders ist wie sie. Und die wegen ihrer Besonderheiten einfach nur von der Welt, und den Menschen, die das nicht verstehen, niedergemacht werden, und daran zerbrechen, oder rachsüchtig werden. Das Buch zeigt auf, welche Formen von Alleinsein es gibt. Man kann unter seiner Familie leben, und allein sein, aber auch Menschen vermissen, die man vorher gar nicht gut kannte, die aber zum Lebensmittelpunkt werden, und ohne die man nicht mehr bestehen kann. Alleinsein in der Form, dass wir ausgegrenzt werden, und niemand haben, der an unserer Seite steht. Und selbst in Gruppen, in denen wir Geborgenheit finden, können wir ab und an allein sein. Wer immer allein ist, verbittert mit der Zeit.

Die Halbgötter sind anders. Und alles was anders ist, wird von uns Menschen nicht so gut akzeptiert. So hat jeder Halbgott seine Geschichte im Buch, und die ist meist tragisch, traurig, oder einfach nur so, dass man denkt, wie unfair das Leben und das Schicksal doch ist. Doch auch der Umstand, dass alle einen göttlichen Elternteil haben, der nicht direkt bei ihnen ist, zeugt davon, dass sie alle aus mehr oder weniger Familien kommen, die nicht ganz so sind, wie wir uns perfekte Familien vorstellen. Alleinerziehende Mütter, Kinder von Affären…. All das ist das, was uns griechische Götter in ihren Geschichten schon immer hinterlassen haben, wenn man es so sehen will. Und auch hier ist es nicht viel anders. Und auch wenn die Götter ihre Kinder lieben, so ist eines eben gewiss………… sie sind nicht da, um ihre Kinder aufwachsen zu sehen. Diese Einsamkeit, und Verwirrtheit der Kinder gipfelt darin, dass sie sich im Team der Halbgötter als Gruppe sehen, und diese Gruppe als ihre Familie ansehen, was ja lustiger Weise auch im gewissen Maße stimmt, wenn wir die Familienverhältnisse der Götter anschauen (jaja, irgendwie ein bisschen strange, was da so im alten Griechenland abging :D). Und genau das ist es, was mir am Buch so sehr gefällt.

Das Verhältnis der Protagonisten untereinander ist wohl der schönste Umstand, und gibt einem das schöne Gefühl von Zugehörigkeit mit. In einer Welt, in der die Halbgötterkinder sich meist NICHT zugehörig fühlen. Eben wegen ihrer Andersartigkeit. Das Problem der eigentlichen Distanz zu den Göttern, fällt mir hier im Buch auf. Ähnlich, wie beim guten Percy Jackson. Die Götter, die Kinder haben, die aber nur quasi eins von vielen sind, und nicht mit ihren Eltern leben können, da diese ja Götter sind. Irgendwie hat mich das schon immer traurig gemacht, obwohl dieses Schicksal ja auch irgendwie klar ist. Doch zeigt es auch, wie die Götter gelebt haben, und wie wild sie in ihren Handlungen waren. Das macht sie zwar nicht gerade sympathischer, aber auch interessanter. Und hey. Immerhin wäre Leona damit als Tochter des Poseidon irgendwie die Schwester von Percy Jackson, dieser dann quasi irgendwie in weiblich :D

Doch da ist diese Dunkelheit, die die Götter vernichten will. Wegen dieser müssen alle Halbgötter zusammenfinden, um stark genug gegen die Dunkelheit, einen Abtrünnigen, zu sein. Zombiewesen werden erweckt, die den Halbgöttern auf die Spur kommen, und sie heimlich jagen und vernichten sollen. Und wofür das Ganze? Da ist natürlich mal wieder jemand, der die Götter stürzen will, um die absolute Macht über den Olymp zu bekommen. Jaja. Größenwahn mal wieder. Oder doch etwas Anderes? Neid? Missgunst? Frust? Wut? Oder RACHE? Doch wofür, und warum? Erfahrt es :)

Das Buch hat seine Momente. Gefühle, Kämpfe, Geschichten, Emotionen, und einfach nur Szenerien, die wirklich schön und tragisch beschrieben sind. Manchmal fühlt man sogar durch das Buch hindurch die Melancholie der griechischen Tragödien, und der Mythologie, die auftauchen, und einen kapitelweise in einen Bann ziehen. Wer Göttergeschichten mag, wird Ähnlichkeiten zu anderen finden. Wer noch keine gelesen hat, kann gerne hier bei dieser beginnen. Doch alles in allem hat die Geschichte Potenzial, und gerne würde ich in Zukunft weitere Bücher und Geschichten von der Autorin entdecken und lesen können. Das einzige, was mich ein wenig gestört hat, das war, dass alles aus der Sicht von Leona erzählt wurde. Das ist vielleicht für die Geschichte nötig, denn sie ist die Hauptprotagonistin. Aber gerne hätte ich auch mal einen Gedankenstrang der anderen Halbgötter erfahren. Das ist vielleicht für die Geschichte nicht ungemein wichtig, mir sind in Büchern aber Charaktere immer sehr wichtig. Und denen muss ich mich nahe fühlen, um mit ihnen die Abenteuer bestehen zu können. Ansonsten hat mir die Geschichte sehr gut gefallen. Auch die Verwicklungen in die griechische Mythologie, und dass wir einiges darüber lernen können. Leona war mir kurz fremd. Vielleicht lag es daran, dass sie ihrer Gruppe, die es eigentlich alle gut mit ihr gemeint haben, seltsam distanziert gegenüber war, und so mir irgendwie auch. So ist die eigentliche Hauptfigur des Buches nicht meine Lieblingsfigur geworden, sondern jemand aus dem Kreis ihrer Halbgötterfreunde.

Das Ganze ist im Grunde genommen wie eine große Fahrt von Jugendlichen, und bei dieser sind wir dabei. Diese Suche der Halbgötter nacheinander ist ein Bestandteil der Geschichte. Positiv war die Fahrt an sich, weil sie mal wieder Träumereien geweckt hat, einfach in ein Auto zu steigen, und mit Freunden Abenteuer zu erleben. Was momentan so nicht möglich ist. Mir gefällt diese Szenerie des Herumreisens quer durch die Staaten, dem Übernachten in irgendwelchen alten Häusern oder Hotels, und der damit verbundenen…. Ja, irgendwie…. Freiheit? Und vor allem die Szenerie des Zusammenwachsens als Gruppe und Team……. Und eventuell mehr. Gehört Leona also dazu oder nicht? Gibt es auch hier Akzeptanz? Selbst dort wo Leona eigentlich dazugehört fühlt sie sich ausgegrenzt und nicht zugehörig, wie eine Fremde unter eigentlichen Bekannten, weil selbst in diesem Kreis noch besonders. Doch Misstrauen führt dazu Geheimnisse zu haben, nicht mit den anderen darüber reden zu wollen. Eben WEIL man ihnen nicht vertraut, und denkt, sie wollen vielleicht nichts mit einem zu tun haben, weil man so anders ist. Dabei machen sie sich vielleicht nur Sorgen? Doch Leona ist in allem erstmal alleine, obwohl sie nicht alleine ist. Sie sucht sich ihre eigene Einsamkeit aus, obwohl sie es nicht müsste. Und das birgt Gefahren. Nicht nur für Leona, sondern für das gesamte Team. Sie sind alle zusammen, und doch fühlt sich Leona allein, da ist ein Gefühl der Einsamkeit, und dies unter Gleichgesinnten. Also kämpft sie auf ihre Art um die Akzeptanz der anderen. Sich auf jemanden einzulassen, und ihm zu Vertrauen, ist schwierig. Nicht mal unbedingt immer in der Liebe, auch bei Freundschaften. Der Mensch, alle Individuen, brauchen Vertrauen. Doch was ist, wenn wir einfach so mit Menschen in ein Abenteuer geworfen werden, die wir vorher nicht kennen, ihnen aber auf einmal vertrauen müssen, weil sie die einzigen sind, die für das Fortschreiten unserer eigenen Lebensgeschichte wichtig sind? Aber es ist nicht nur eine Frage nach dem Vertrauen gegenüber einer neuen Gemeinschaft von Menschen, die alle nur eine Sache verbindet, nämlich, dass sie alle Halbgötter sind. Es ist auch eine Suche nach sich selbst, und die Frage nach dem, wer man eigentlich wirklich ist, und dass man nicht derjenige ist, der man glaubte, sein ganzes Leben lang zu sein.

Es gibt viel zu lernen über die griechischen Götter, genauer gesagt die wichtigsten Götter im alten Griechenland. Anspielungen auf diese, und auf die griechische Mythologie, sind sehr schön in der Geschichte verwoben. Die Idee, dass sich zum Beispiel in der Augenfarbe der Halbgötter erkennen lässt, von welchem Gott sie abstammen, fand ich sehr toll. Oder auch das fröhliche Symboleraten, welches Symbol zu welchem Gott gehört. Aber auch andere Gottesanspielungen und Vermischungen in Namen der Charaktere sind sehr gut gelungen.

Und das hat mir besonders Spaß bereitet. Es ist tatsächlich so, wie in den alten Mythen um die Götter, in den alten Legenden, in denen diese auf die Erde kamen, um die Menschen zu verführen. Meist mit etwas, das für diese unwiderstehlich war. Und so kamen dann auch damals die Halbgötter auf die Welt. Aphrodite verführt einen Modedesigner, der wahrscheinlich von ihrer Schönheit umgehauen wurde. Und Zeus verführt eine sehr religiöse Frau. Der Gott aller Götter, eine Frau, die an den einen Gott glaubt. Welch Ironie. Artemis die Göttin des Waldes hat sich einen Mann auf einer Farm ausgesucht. Demeter, die Göttin der Natur und Ernte und des Lebens einen Landschaftsgärtner. Und die gute Athene hat sich einen Menschen mit viel Wissen geangelt, der heute ein Museum leitet. Und das ein oder andere Mal ist mir vielleicht auch ein Pegasus begegnet :D

Und somit erhält das Buch 4,5 Sterne für die wundervolle Geschichte, die einen tief eintauchen lässt in die griechische Mythologie……… oder eben auch in den Ozean….hoffentlich ganz ohne Blut :)

Und weil Augen und ihre Farben hier eine besondere Bedeutung haben, und Leona ja quasi die Augen eines Ozeans hat, in ihrer Farbe, heute mein, für mich zumindest passendes, Rezensionslied:

„I've been watching you……..for some time.
Can't stop staring……………….at those oceans eyes.
Burning cities……………………..and napalm skies.
Fifteen flares inside……………those ocean eyes………..Your ocean eyes.“

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