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Veröffentlicht am 07.05.2020

Fiona folgt den Melodien, durch die Dunkelheit und Einsamkeit……doch wohin führt das alles?

Die Melodie der Schatten
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Die Melodie der Schatten von Maria W. Peter

„Wenn die Nacht kommt wird die Sehnsucht klarer. Alle Träume sind im Dunkeln wahrer. Frei von Ängsten steigen, Gefühle aus dem Schweigen….“

Habt ihr schon ...

Die Melodie der Schatten von Maria W. Peter

„Wenn die Nacht kommt wird die Sehnsucht klarer. Alle Träume sind im Dunkeln wahrer. Frei von Ängsten steigen, Gefühle aus dem Schweigen….“

Habt ihr schon mal über Isolation nachgedacht, und wie diese aussehen kann? Und ja, irgendwie scheint dieses Thema aktuell, und man mag sich fragen, was es mit diesem Buch zu tun hat. Isolation gibt es in vielen Dingen. Wir können gezwungen werden, isoliert zu sein, wir können uns selbst isolieren, freiwillig, und verborgen vor der Welt. Wir können isoliert werden, weil andere Menschen es so von uns wollen, da sie denken, es wäre besser für uns, oder gar für sie selbst. Manche isolieren sich wegen Krankheiten, die gar keine sind, und andere wegen welchen, die wirklich da sind. Wir isolieren uns auch manchmal aus Scham, oder Buße, wegen irgendwas, das uns in der Vergangenheit zu schaffen gemacht hat. Oder einfach, um uns vor der Welt zu verstecken, die so kalt und herzlos zu sein scheint. Isolation zuhause, das findet meist im eigenen sicheren Raum statt. Doch was ist, wenn dieser Raum der Isolation kein sicherer Hafen ist, sondern ein altes düsteres Herrenhaus, mitten in den Highlands, und unsere Zeit nicht das Heute ist, sondern wir im 19. Jahrhundert dort leben oder uns aufhalten würden? Gefangen, und auch nicht. Doch beklemmend, in einer düsteren Atmosphäre, in der wir mit Geheimnissen und Ängsten um uns herum leben? Und dann ist da ja noch die Isolation, und das Alleinsein, während wir uns unter Menschen befinden, und trotzdem alleine sind, weil wir nicht dazugehören. Oder tun wir das am Ende gar doch? Mehr zu Menschen gehören, die uns nicht zugehörig sind, als die, die zu uns gehören sollten?

Nun also die Geschichte, die das Buch erzählt:

……Die eigentlich aus mehreren Geschichten besteht, die in einer vereint sind. Wir selbst wandeln im Roman zwischen Realität und scheinbaren Traumgebilden. Einbildungen und Wirklichkeit. So scheint es zumindest. Und das kommt wahnsinnig gut rüber, so dass man nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Einbildung unterscheiden kann, und sich oftmals beim Wandeln zwischen diesen beiden Zuständen verläuft, und aufpassen muss, sich nicht zu sehr zu verlaufen. Ähnlich geht es Protagonistin Fiona, die nach einem Überfall auf ihre Kutsche, in der sich auch Familie befand, retten kann. Und just erschöpft vor dem Herrenhaus von Sir Aidan ohnmächtig wird, wohl auch, weil es das einzige Haus weit und breit ist. Wir für die damalige Zeit üblich, nimmt Sir Aidan Fiona auf, in dieses Haus, was so dunkel erscheint, bis diese von ihrem Vater quasi wieder nach Hause geholt wird, ins Haus in Edinburgh. Aidan selbst ist auch nicht gerade der freundlichste, ebenso wie einige Angestellte. Und davon gibt es wahrlich nicht viele. Wie merkwürdig, für so ein großes Herrenhaus! Das Haus mutet eher wie ein Gefängnis an, etwas, das die Menschen gefangen hält, ohne dass es dies wirklich tut, denn man kann sich frei bewegen. Es fesselt einen an sich. Und dann sind da noch diese Geräusche. Erscheinungen. Melodien im Kopf, und Lichter! Die Gründe erfährt man spät, aber man erfährt sie. Die Landschaft nimmt etwas von der Bedrohung des Hauses. Freiheit draußen gegen Gefangensein im Haus. Ich konnte nicht umhin, ein wenig an unsere aktuelle Situation in Coronazeiten zu denken :D. Der Inhalt ist also vielschichtig, und mehr möchte ich nicht verraten, um das Lesevergnügen nicht zu gefährden. Aber alles fügt sich am Ende, und wir erfahren zu allem ein „Warum? Ach deswegen!“. Denn es gibt auf einmal diese Stellen im Buch, wo es klick macht, wo sich alle Puzzleteile aus dem Buch plötzlich zusammenfügen, und ein Gesamtbild ergeben. Doch der Weg bis zum Gesamtbild ist recht lange, und sollte von jedem Leser eigens über die Puzzleteile führen.

Aber wir erfahren auch eine Menge über die Vergangenheit und Geschichte Schottlands. Die Traditionen, Feiertage, die Begebenheiten der Lairds und Pächter, die Vertreibungen von deren Land, die Bestrafungen. Und eine Menge anderer Ungerechtigkeiten, wie Menschen damals miteinander umgesprungen sind. Und das alles in dieser Zeit des Umbruchs der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der die romantische Zeit der Highlander wohl erstmal vorbei war. Diese rauen Highlands mitsamt Bevölkerung erscheinen mystisch, abergläubisch…….. und verflucht. Wobei man nicht weiß, ob es wahrhaftige Flüche gibt, oder diese nur in den Köpfen der Menschen existieren, die an ihren Legenden seit Jahrhunderten festhalten, und diese für wahrnehmen. Doch ist es genau das, was den Leser in die mystische Stimmung reinzieht, und wir bald nicht mehr wissen, wo der Traum anfängt, die Wirklichkeit aufhört, oder sich beides sogar vermischt.

Cover und Titel:

Diesmal gefällt mir der Titel sehr gut, und er passt wunderbar zur Geschichte. Das Buch ist umgeben von Melodien und Musik, die im Inneren von Fiona erwachen. Und solch ein Gefühl ist mir irgendwie bekannt. Ebenso ist der Schatten und das Dunkle im Buch allgegenwärtig. Doch es gibt auch Licht, ist ja klar, wo Schatten ist, ist natürlich immer auch Licht. Das Cover passt sehr gut zur Highlandatmosphäre.

Fazit und Gedankenallerlei zum Buch:

Detektivisch bin ich auf dem Weg des Buches gegangen, und habe versucht, die Geheimnisse aufzublättern, die mir das Buch hingeworfen hat. Nach und nach kam man hinter diese, doch nie war es langweilig. Nie hat sich das Buch einzig und allein auf Geheimnisse gestützt. Der Hauptpunkt waren also nicht die Geheimnisse, sondern eher die Abwesenheit des Redens über sie. Es ist also kein Buch zum Aufdecken, und trotzdem eines. Doch bietet es noch so viel mehr an interessanter Leselektüre, dass man es wahrlich nicht einfach nur in ein Genre stecken kann. Historisch, Schauerroman, Geheimnisse, alles in den schottischen Highlands. Vielleicht Geister, vielleicht nicht, und dann noch diese besagte Auflösung von Dingen im Buch, deren Lösung man erwartet. Oftmals laufen wir in eine Sackgasse, werden hinters Licht geführt, und alles ist ganz anders als wir anfänglich dachten, entpuppt sich als etwas völlig Neues, oder passiert schicksalslastig oder zufällig einfach nur nebeneinander und parallel, so dass man verwirrt ist. Das Buch ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Dinge erscheinen, und wie sie wirklich sind, und dass der Schein manchmal anders ist, als die Realität. Und natürlich, dass wir Menschen diesem Schein nur allzu gerne hinterherrennen, ohne die Wahrheit zu wissen, und dadurch oft Unwahrheiten zustande kommen.

Das Buch verbindet also nicht nur das Schaurige mit Historie, sondern sagt dazu auch noch viel darüber aus, wie Menschen ticken. Damals, und heute. Wir lernen viel über Ungerechtigkeiten in dieser Zeit, Enteignungen, Korruption, Menschen die ihre Macht nutzen, um sich selbst zu bereichern. Aber auch, dass die damalige Zeit Menschen nicht akzeptiert hat, die anders waren, als die Norm, in jedweder Art und Weise. Und ja. Unter dem Deckmantel unserer heutigen toleranten Zeit, gibt es diese Dinge aber natürlich immer noch, so wie es sie schon immer gab. Historisch ist das Ganze übrigens definitiv super recherchiert, ob der Begriffe und Bezeichnungen der Zeit.

Im Buch ist jedes Schicksal und jede Vergangenheit miteinander verbunden, die Wege kreuzen sich, entweder in der Vergangenheit, oder der Gegenwart. Ebenso ist die Schuldfrage allgegenwärtig, und zieht sich durchs Buch. Wer ist an wessen Schicksal schuld? Wer nimmt die Schuld auf sich? Wer wurde dazu überredet, schuldig zu werden? Und wer fühlt sich schuldig, ohne Schuld zu sein? Und dann ist da ja auch noch die Vergebung, und das Verzeihen. Das Buch ist wie eine Nacht, die wir durchwandern, um am Ende endlich ins rettende Tageslicht zu kommen. Ein Schatten von Freiheit, ja, das Haus lässt uns frei. Die Befreiung der Schuld, und der Traurigkeit, und des Kummers, der einem zu eigen ist, folgen. Vorher ist es ein Auf und Ab des Glaubens, wem man im Buch sein Vertrauen schenkt, wer nur eine Maske trägt, wer es ehrlich mit einem meint.

Man muss sich in vorliegendem Buch auch mit Eltern auseinandersetzen. Und zwar jeder für sich. Eltern, die einen bevormunden, die einen nicht lieben, denen andere Dinge wichtiger sind, als ihre Kinder. Dieses Herauslösen aus den Schatten der Eltern läuft unterschwellig im Roman ab, und man fragt sich zwangsläufig, ob es am Ende gelingen wird. Denn die damalige Zeit war viel abhängiger von Familie, als wir es heute sind. In anderem Sinne. Es ist diese typische Situation die man kennt, dass Eltern einen unterschätzen, dass ihnen gewisse Dinge peinlich sind, und dass sie das Kind isolieren vor der Welt, damit diese nicht erfährt, was dem Kind fehlt. Man glaubt dem Kind nicht, und sieht nur den eigenen Blickwinkel, den man als Nonplusultra ansieht. Denn es könnte ja auf das Elternteil zurückzuführen sein, und das wäre peinlich. Schein ist alles, dieser muss gewahrt werden in der Gesellschaft. Auch auf Kosten des eigenen Kindes. Und was sagt uns das? Kinder sind eigene Individuen, und nicht dafür verantwortlich zu machen, was ihre Eltern falsch machen. Man darf sie nicht dafür strafen, für die Fehler der Eltern, und vielleicht denken die Kinder ja ganz anders über bestimmte Dinge. Und tatsächlich macht das Buch auch darauf aufmerksam, dass es manchmal davon abhängig ist, wer sich mit uns in einem Haus befindet. Und daran knüpft sich dann unser Wohlbefinden. Denn manche Leute lassen ein Haus strahlen, und die Anwesenheit anderer, bringt plötzlich die Dunkelheit zurück. Manchmal ist man mit mehr Personen im Haus einsamer, als mit einer einzelnen, die einem das Gefühl gibt nicht einsam zu sein.

Die Zeit im Buch ist eine des Aberglaubens. Wir bekommen es hier nicht sofort mit den freundlichen schottischen Einwohnern zu tun. Man merkt es an der Landbevölkerung, die alles, was andersartig ist, nicht versteht. Doch lag dies damals nicht an Bosheit, sondern eher an Unwissenheit, und daran, wie man sich Dinge zurecht geschoben hat. Ähnlich wie in damaligen Glaubensfragen, was hier auch leicht durchzuschimmern scheint. Auch wird einem im Roman nochmal klar, wie exotisch einige Dinge für die Menschen vor Jahrhunderten waren, die für uns heute selbstverständlich sind. Andere Völker und Kulturen zum Beispiel. Oder Andersdenkende, Menschen die nicht angepasst sind, es nicht wollen, oder einfach anders sind, als der Rest der Gesellschaft. Die Feindseligkeit ist fast spürbar im Buch, die Atmosphäre beängstigend, und bedrückend, Luft abschnürend. Man fühlt sich nicht wohl, ist fast wie die Hauptprotagonistin Fiona im Haus gefangen, und doch nicht, leidet unter Beklommenheit. Es ist keine angenehme Atmosphäre, wenn alle nicht gut auf einen zu sprechen sind, und man nicht, weiß, warum. Feindseligkeit schlägt ihr entgegen. Doch irgendwie fördert das Ganze die Verbundenheit zu ihr.

Und irgendwie lehrt uns die Geschichte, dass Gefängnisse in uns sind, nicht halt davor machen, ob man reich oder arm ist, hochgeboren, oder von niederer Geburt. Es lehrt uns, dass Gefängnisse vielerlei Gestalt haben können, nicht unbedingt ein Gebäude sind, sondern ebenfalls daraus bestehen können, gefangen im Innern zu sein, in einem Selbst. Gefangen in der Vergangenheit. Manchmal ist die Isolation und das Gefängnis selbst gewählt, manchmal wird sie uns aufgebürdet, von Menschen, die uns in unsichtbaren Fesseln halten. Oder von Menschen, die uns in der Hand haben, weil sie uns ein besseres Leben versprechen. Doch bei allen Isolationen gilt es, sich daraus zu befreien. Auch aus diesen Zwängen, die ein anderer uns macht. Und mit Fionas Befreiung ihres eigenen Selbst kann man als Leser, der mit ihr mitleidet, auch endlich wieder ausatmen, und bekommt Luft. Man ist frei, fühlt sich nicht mehr gefangen, und eine Last entweicht von der eigenen Brust. Und schließlich erkennt man, dass Freiheit nichts mit Freiheit zu tun hat, die einen in einem Gebäude gefangen hält. Sondern ebenso kann Freiheit bedeuten, sich von etwas zu befreien, was einen gefangen hält. Und sein es nur Menschen, die uns versuchen Dinge einzureden. Jemanden kleinhalten, jemanden unterdrücken, und seine Macht auf diesen Menschen ausüben. Das ist die wohl grausamste Form von Gefängnis, ausgehend von Menschen, die eiskalt sind, und für ihre eigenen Belange alles tun. Nicht von Mauern umgeben und gefangen zu sein, sondern in einem selbst, weil ein anderer es einem einredet, und man selbst sich so klein fühlt, dass man nicht dagegen angeht. Doch Fiona lernt über Umwege, und den Begriff des Gefangenseins in all seinen Formen auch die Freiheit kennen. Eigene Entscheidungen zu treffen und vor allem eine eigene Meinung zu haben. Immerhin soll man ja vor dem fliehen, was einen bewacht, und sich seine Träume nicht rauben lassen, wie schon ein Lied sagte. Fiona darf hinter einer Maske leben, sich nicht frei entfalten, nicht entdecken, wer und wie sie wirklich ist, muss sich verstellen aufgrund der Gesellschaft, darf sich dieser nicht zeigen. Und ist dadurch unfrei und in Fesseln, die unsichtbar sind. Doch wird es Fiona auch möglich sein, aus dem Schatten zu treten, direkt in das Licht? Dem Schatten des Hauses, ihres Lebens, ihrer Krankheit? Ist ein Aufatmen möglich? Der Drang nach Freiheit und ein Drängen ans Licht da? Und hängt alles mit dem Herrenhaus zusammen, und dem, was es symbolisiert? Ist es die Einsamkeit, wirklich alleine sein, und einsam fühlen, plus sich der Welt verschließen, oder die Einsamkeit zu suchen. Durch das Buch schlängelt sich eine Melodie, ein roter Faden, der wie ein Wegweiser durch den Roman, und die Aufklärung der Geheimnisse ist. Fiona muss der Wahrheit der Geschichte ins Auge blicken, und das ist nicht immer schön. Seltsam aktuell mutet die Geschichte an. Von Menschen die vertrieben werden. Von Profitgier. Und von Menschen die sich gegen Ungerechtigkeit wehren, und dafür bestraft werden. Ohne Schuld.

Die Schaurigkeit des Hauses kommt gut rüber. Ebenso die Mystik des Landes, dieser düsteren Highlands. Beinahe wähnt man sich wirklich von Geistern umgeben, die ihr Unwesen treiben, und die Lebenden mit sich in die Dunkelheit ziehen. Diese Tradition von Schauerroman kommt hier gut rüber. Doch die Geschichte ist mehr als das, und kein reiner Schauerroman, denn es wird eine Geschichte aufgedeckt, die viel tiefer geht, und weitreichender zurückreicht. Wir haben nicht eins, nicht zwei………. Nein wir haben eine ganze Fülle an Geheimnissen, die das ganze Buch mitschwingen, und tatsächlich erst gegen Ende aufgelöst werden. Denn so weit schafft die Autorin es, die Geheimnisse fortschreiten zu lassen, und ich habe mich ertappt, dass mich das Ganze irgendwie in einen Sog gezogen hat. Es ist nicht der typische Schottland Roman den wir vor uns haben. Natürlich haben wir auch Beschreibungen der Landschaft, der Traditionen, aber das alles nicht in Überzahl, es nimmt nicht überhand. Ist aber trotzdem toll. Vielmehr konzentriert sich die Geschichte auf die Hauprotagonisten, ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart, und die Geheimnisse, mit denen sie leben müssen, und die sie mit sich herumschleppen. Ich wage sogar zu sagen, dass etwas Gesellschaftskritik im Roman enthalten ist, der zur damaligen Zeit, im frühen 19. Jahrhundert, galt. Und ja. Diese Kritik kann man ohne Probleme auf die heutige Zeit anwenden, denn geändert hat sich nicht viel. Wie ich bei Geschichte immer sage: Andere Zeit und Errungenschaften, aber die gleichen Menschen mit ihren Bedürfnissen und Gefühlen und Ansprüchen. Vieles ist auch auf uns anwendbar. Denn Raffgier, Machausübung, das Bedürfnis jemanden zu beherrschen….. das gab es wohl immer schon.

Die Dunkelheit und der Schatten die auf dem Buch anfänglich liegen, ziehen sich über eine ganze Etappe hin. Wie Nebel lichtet sich der Schatten im Buch. Unter diesem Nebel sind Geheimnisse, Dunkelheit, innere Dämonen und Gefühle, und man hofft, dass sich dieser Nebelschleier irgendwann lichten wird, um all das zu zeigen, was unter ihm verborgen ist. Wahrheit, Licht, und gute Gefühle. Irgendwie ist das Buch, wie eine lange Nacht, auf die ein lichtdurchfluteter Tag folgt, und das ist wahrlich nicht böse gemeint. Denn diese Atmosphäre der Schaurigkeiten und Ängste, die ist fühlbar, fast das ganze Buch hindurch. Doch keine Angst, es gibt auch einige Lichtblicke. Licht - Schatten….. und so ;). Genau das hat mir so gefallen, dass ich am Anfang im Dunkeln getappt bin, sprichwörtlich, und sich nach und nach alles gelichtet hat. Besonders auch der Zugang zu den Protagonisten, die ich später besser verstehen konnte. Es ist schön, dass der Roman das geschafft hat. Und ja, weil mich den ganzen Roman über ein Phantom begleitet hat, ein Schatten, etwas Bedrohendes, Erdrückendes, das greifbar war, für mich, genauso, wie für Fiona. Eine Einsamkeit und Isolation. Beklommenheit.

Tatsächlich hatte ich lange keinen Zugang zu Aidan, und konnte ihn nicht verstehen. Und das für eine wirklich lange Zeit. Ich lag genauso im Dunkeln wie Fiona. Tatsächlich war sie wie eine Konstante in der Geschichte, die wenig wusste, in etwa so wie ich. Zeitweise war es dann so, dass ich als Leser mehr wusste als sie. Dies hat mir dann mehr Zugang zu Aidan gebracht. Aber das hat seeeeeeehr lange gedauert. Tatsächlich habe ich mich manchmal erinnert gefühlt an Belle und das Biest, wobei das natürlich weit hergeholt ist……. Denn es gibt ja gar kein Monster, und das Monster ist ja auch gar kein Monster in Wahrheit…..Moment…. sehe ich da doch Ähnlichkeiten? Manchmal dachte ich sogar an ein dunkles Phantom in den Katakomben :D. Vielleicht sind das aber auch nur Bilder, Erinnerungen, die in meinem Kopf ankommen, so wie die Melodien in Fionas Kopf :)

Heutiges Rezensionslied, weil es für mich einfach passt. Sowohl zu einem Phantom, als auch der Bedeutung der Melodien in der Nacht, und gar zu den Dingen, die uns gefangen halten:

„Leise, innig wird Musik erklingen. Hör sie, fühl sie, lass sie Dich durchdringen. Lös dich von der Welt, die Dein Herz gefangen hält. Widerstrebe nicht der unbekannten Macht:
Der Dunkelheit und der Musik der Nacht.“

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Auf dem Weg in ein neues Zeitalter der Göttin des Himmelslichts…

Die Kinder von Nebra
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Die Kinder von Nebra von Ulf Schiewe

„Kommt und folgt uns in dem Reigen. Wolln den großen Kreis beschreiben. Wenn die Felder golden stehen. Werden wir uns wiedersehen.“

Wer mich fragt, was ich an Geschichte ...

Die Kinder von Nebra von Ulf Schiewe

„Kommt und folgt uns in dem Reigen. Wolln den großen Kreis beschreiben. Wenn die Felder golden stehen. Werden wir uns wiedersehen.“

Wer mich fragt, was ich an Geschichte und Archäologie so liebe, der versteht manchmal meine Antwort nicht, wenn ich ihm sage, dass es die Menschen sind. Ich sage ja immer: Andere Zeit, andere Errungenschaften, andere Erfindungen, aber dieselben Menschen mit denselben Gefühlen. DA werden Tonscherben ausgegraben, Knochen. Münzen, Ruinen und Ähnliches. Wie kann man davon also auf die Menschen schließen? Ganz einfach. Alles gibt uns Antworten auf die Lebensweise, und das ist wichtig. Aber nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht. Viel mehr interessiert es einen doch, was ein Mensch gedacht hat, während er zu einem Opferstein gegangen ist? Wofür hat er gebetet? War er verzweifelt, dass er seine Götter anrufen musste? Und wenn ja, weswegen? War derjenige vielleicht unglücklich verliebt? Oder hat er sich einfach nur eine gute Ernte gewünscht, um seine Familie ernähren zu können? Und dieser Tote, der da in der Erde liegt, wie ist er umgekommen? Wurde er gar ermordet? Und wenn ja, warum? Fragen die durchaus auch aus genau unserer Zeit kommen könnten. Und genau das ist das Faszinierende. Archäologie ist nicht nur einfach Dinge ausgraben, sondern es sind Hinterlassenschaften von Menschen, die vor uns lebten, und irgendwie damit eine Verbindung zu uns herstellen. Über Jahrhunderte, gar Jahrtausende hinweg. Und so verhält es sich auch mit der Himmelsscheibe von Nebra.

Doch was ist eigentlich Zeit? In einem Lied hieß es mal, dass man Zeit in einem Augenblick, oder einem Stundenschlag messen kann. Und dass tausend Jahre wie ein Tag sein können. Doch was ist, wenn es nicht um tausend Jahre geht, sondern um 4000? Sind diese Jahre im Vergleich zu den Jahrmillionen nicht wirklich wie ein Augenblick? Doch in unserer heutigen Zeit sind auch 4000 Jahre so fern. Man kann es nicht richtig messen, oder ermessen. Und eine richtige Vorstellung davon hat man auch nicht. Man weiß zwar, dank der Forschung, wie die Menschen damals ungefähr lebten. Doch bringt sie das näher an uns heran? Verstehen wir sie besser? Die Frage, die einen noch viel mehr beschäftigt, ist die, wie die Menschen damals ihre Zeit gemessen haben. Es gab Sommer- und Wintersonnenwende. Das waren ungefähre Richtungen, und mit unserer heutigen Genauigkeit und Pünktlichkeit hatte das wenig zu tun. Hat was, würde ich nun sagen. Dieses sich treiben lassen, und nicht unter Zeit-Druck stehen. Doch auch die Menschen damals machten sich Gedanken über Zeit. Als Instrument gab es die Natur, der Verlauf der Zeit wurde bestimmt anhand der Sonne, der Sterne, des Mondes. Und ja. Auch die Himmelsscheibe von Nebra, um die es hier im Buch geht, und welche ihm seinen schönen Namen gegeben hat, hat man vielleicht benutzt, um als Hinterlassenschaft für die nachfolgenden Menschen zu zeigen, wie man Zeit bestimmt. Faszinierend, wie ich finde. Und auch irgendwie sehr fürsorglich, an die nachfolgenden Generationen zu denken. Danke, ihr Menschen der Bronzezeit. Würden wir das genauso tun, um an die Generationen zu denken, die von unserer Zeit an, in 4000 Jahren leben? DAS…….wird wohl nur die Zeit zeigen :). Doch was seit jeher, und auch weiterhin so sein wird, das ist der Weltenlauf, der Kreislauf des Jahres. Auf den Frühling folgt der Sommer. Die Jahreszeiten jagen sich hinterher, und bestimmen so unser Leben. Für uns moderne Menschen hat es oftmals etwas Entschleunigtes, ohne Zeit, und ihren Druck, zu leben. Viele benötigen dies aber auch. Und wie war es bei den Menschen damals, die automatisch diese Entschleunigung hatten? Deren Leben nicht eingezwängt war in den Rahmen der Zeit? Wie ging es ihnen damit? Hier im Buch lernen wir ein paar Menschen aus dieser Zeit kennen. Und mit ihnen ihre Geschichte aus der Zeit ihres Lebens, einen kleinen Ausschnitt ihres Lebenskreislaufs. Und tatsächlich bin ich ein wenig froh, an dieser Entschleunigung teilgehabt zu haben. Auch wenn momentan unser Leben selbst ja ein wenig entschleunigt ist.

Die Geschichte des Buches:

…..muss man einfach selbst gelesen haben. Denn sie ist so umfangreich, dass man gar nicht alles ausplaudern kann, um den Inhalt wiederzugeben. Aber einen Versuch ist es wert. Rana lebt in der Bronzezeit Mitteleuropas, und ist 18 Jahre alt. Zu dieser Zeit gibt es verschiedene Klans, mit Oberhäuptern, und alle gemeinsam haben einen Fürsten, dem sie unterstehen. So soll der Frieden gewahrt werden. Eigentlich. Ihre Mutter ist Herdis, die Priesterin der Göttin Destartes, ihr Vater Schmied, und ihr Bruder Arni ist auch noch da. Sie umweht der Hauch der Jugend. Nicht ernstgenommen wird sie. Weil sie noch so jung ist, und weil sie eine Frau ist, und dazu noch hitzköpfig. Doch oftmals sind die Ideen der Jugend auch ratsam, um frischen Wind in etwas zu bekommen, eine Wiederbelebung von etwas, das sich festgesetzt hat, und nun droht, in eine schlechte Situation zu kippen. Denn diese ist da. Während Rana unter Selbstzweifeln leidet, und nicht weiß, ob sie ebenso wie ihre Mutter Priesterin werden soll, muss sie diese Entscheidung fällen, denn die Menschen im Land werden immer unruhiger. Denn der Fürst aller Klans, Orkon, behandelt alle Menschen nicht gut, sein Sohn Arrak ist auf Aggression, Schändungen und dem Beweis seiner Stärke aus. Unterwerfung, und das Zeigen ihrer Macht ist wohl am Wichtigsten. Rana, die sich entscheidet das Amt der Priesterin anzunehmen, will den Menschen helfen, denn ist das nicht die Aufgabe von Priestern? Als Werkzeug der Götter hilft ihr dabei eine Scheibe, die von ihrem Vater geschmiedet wurde, und die das Himmelsgebilde darstellt. Während sie also viel erlebt, in missliche Lagen kommt, mal Erfolge feiert, und mal Niederlagen, kommen noch viele andere Menschen dazu, aus anderen Klans, und sogar anderen Gemeinschaften, um ihr, und ihrer Himmelsscheibe zu dienen. Denn diese hat eine Botschaft der Götter, die in den falschen Händen gefährlich sein kann, und in den richtigen das Licht einer neuen Göttin, aber vor allen Dingen Hoffnung bringt. Denn Orkon und sein Klan huldigen Hador, dem Gott der Dunkelheit und Unterwelt. Was sonst noch passiert, und wen ihr auf der Reise in die Bronzezeit alles kennenlernt, das ist nicht nur spannend, sondern auch faszinierend. Und muss, wie schon gesagt, am besten selbst gelesen werden. Denn Ulf Schiewe schafft es den Menschen der Bronzezeit ein Gesicht, Worte, ja sogar eine Geschichte zu geben, und ihnen so Leben einzuhauchen. Mit allen Mitteln, die zum Leben der Menschen dazugehören. Man hat das Gefühl, dass Rana mit ihren Aufgaben wächst und erwachsen wird. Am Anfang noch trotzig und störrisch merkt sie mit ihrer Berufung, dass sie Gutes tun kann. Und ja, eine bisschen Liebe ist wohl auch enthalten. Wäre ja auch blöd, wenn nicht, wenn es schon eine Göttin der Liebe in diesen Zeiten gab :). Aber das Ganze ist nicht vordergründig. Es ergibt sich eben, und ist dann da, und passt sich wunderbar an die Geschichte an. Und das recht langsam. Will man dieses Buch verstehen, so muss man die Menschen von damals verstehen, oder es zumindest versuchen. Einiges mag uns heute befremdlich erscheinen, hat aber durchaus seinen Sinn und Zweck für die damalige Zeit, und auch seine Daseinsberechtigung. Und ja, jedes Buch braucht seine Hassfigur, und ich denke, ich habe in diesem meine gefunden.

Cover:

Da braucht es nicht vieler Worte, das Cover ist wunderschön. Es bildet die Himmelsscheibe ab, die in Nebra gefunden wurde. Und wer sie anschaut, entdeckt all ihre Schönheit, und vielleicht auch ihr Geheimnis.

Gedanken und Fazit zum Buch:

Eines Tages, in 4000 Jahren, werden Archäologen diese Rezension finden, und sich fragen, was die Schreiberin damit sagen wollte :D. Tatsächlich gebe ich ihnen mit diesem Satz einen Tipp. Nur ob sie ihn auch verstehen werden? Was wird in der Zukunft anders sein? Jaja. Ich könnte nun stundenlang von der friedlichen Lebensweise der Menschen der Bronzezeit erzählen, gäbe es da im Buch nicht diese Tyrannen. Doch wer sind diese? Es gibt sie immer, zu jeder Zeit. Menschen die andere unterdrücken wollen, und es auch tun. Und wenn das geschieht, muss sich ein Volk oder eine Gemeinschaft dagegen wehren. Kämpferisch. Denn solche Dinge führen meist zu Aufständen, oder anderen kriegerischen Handlungen. Ja, teilweise ist das Buch grausam, ob genau dieser kriegerischen Handlungen. Aber für einiges lohnt es sich doch zu kämpfen, oder? Wir haben Verrat, Verrat, und ein bisschen Verrat, gepaart mit…. Verrätern, Machtkämpfe, und Ränkeschmieden. Teilweise war ich in einer Mischung aus dem Lied von Eis und Feuer, Vikings und den Nebeln von Avalon, gemischt mit den Säulen der Erde, und ein wenig Tudors, komprimiert auf ein Buch, und zu einer ganz anderen Zeit. Und trotzdem ist es ein völlig selbstständiges Buch, mit eigener Geschichte. Es sind nur Erinnerungen, an Dinge, die ich mag. Wie das alles zusammenpasst, obwohl hier doch gar alles in verschiedenen Zeiten spielt? Nun ja. Die Zeiten ändern sich. Aber die Menschen wohl nicht. Man muss sich auf das Buch einlassen, und verstehen. Verstehen, dass alles was darin passiert, zum einen natürlich fiktiv ist. Zum anderen, dass die Scheibe wirklich existiert, und die Menschen vielleicht wirklich damals genauso gelebt haben. Und auch wenn uns Menschen im Heute vieles fremd erscheint, so sollte man Fremdartigkeit doch auch immer erstmal interessiert betrachten, und versuchen zu verstehen, warum Menschen damals dies uns das getan haben.

Die Atmosphäre der Bronzezeit ist einfach da, alles wirkt authentisch. Selbst wenn man das gar nicht so genau sagen kann, weil wir dieses Leben nur aus Wissenschaft und Erzählungen kennen, und selbst da sehr wenig. Und doch fühlt man sich, als ob man an diesem Leben teilgenommen hätte. Denn wenn die Vergangenheit im Präsens geschrieben ist, dann ist man unmittelbar im Geschehen dabei. Wer sagt also die Vergangenheit und unsere gegenwärtige Sprache passen nicht zueinander? Der irrt. Wir lernen so viel über das Leben in der frühen Bronzezeit kennen. Da gibt es Kriege, kämpferische Handlungen, Gewalt, Tyrannei, aber auch Bauern auf dem Feld, Frauen, die Wäsche aufhängen, oder Kinder, die zusammen auf einem Hof spielen, umringt von einem Hund. Oder gar ein Fest, das vorbereitet wird. So wie Handwerksarbeiten. Normalität und Ausnahmesituation. Natürlich darf ich das Buch und diese Zeit nicht zu sehr romantisieren. Denn Tatsache war sicherlich, dass es gar keine so romantisch anheimelnde Zeit war, denn sie war sehr geprägt vom Glauben an die Götter, die in das Leben eingreifen, und denen man huldigt. Tatsächlich gab es über jedem Kapitel eine Gottheit, die angerufen wurde, so dass man in diesen Riten drin war. Es gab klare Rollenteilungen für Mann und Frau (Und diese sind dabei meist nicht gut weggekommen, so, dass wir es uns oftmals heute nicht vorstellen wollen, oder es als grausam ansehen). Und ja, Gewalt war allgegenwärtig. Wie hätte man sonst seine Ansprüche und seine Macht zeigen sollen, wenn nicht dadurch, wie sehr man Macht über andere hat, oder ihnen Angst machen kann? Andererseits ist dies alles nichts Neues. Man muss in der Vergangenheit darauf achten, dass es in allen Epochen grausame Dinge gab, so auch in dieser. Wahrlich würde man heute sagen, wie schrecklich das alles ist, und dass es doch gut ist, dass wir in einer zivilisierten Welt leben. Aber ist das wirklich so? Außerhalb der Komfortzone gibt es sie immer noch. Die Tyrannen, die Gewalttätigen. Man hat es vielleicht nur etwas mehr ausgeblendet. Sicherlich gab es damals aber auch die Netten, die Friedvollen, die, die einfach nur ein gutes Leben mitsamt ihren Familien haben wollten. Man kann also nicht sagen, dass es eine grausame und barbarische Zeit war, denn dann müsste man sich eingestehen, dass wir immer noch in solch einer leben. Jede Zeit hat also ihre dunklen und lichten Seiten, Schwarz und Weiß, Licht und Schatten. Doch immer gemeinsam ist, dass die Zeit hier und dort vergeht. Und was sich in dieser Epoche ereignet, unterscheidet sich wohl manchmal. Nicht aber die Menschen in ihren Bedürfnissen und Gefühlen.

Wir haben Schicksalsräder, Sonnenräder, Wagenräder, und eine HimmelsSCHEIBE im Roman. Die Himmelsscheibe überdauert. Sie war Symbol für etwas Unendliches, sich immer wiederholendes. Eine Art von Zeit, die Bestand hat, in unserer Welt. Und ja, das ist tröstend. Denn egal was uns auch heute passieren mag, die Sterne und Zeiten überdauern, und drehen sich weiter in ihrem Zeitenrad. Die Jahreszeiten kommen immer wieder. Und nach der Nacht der Tag. Dies sind Dinge mit Bestand. Und so wie auf die Nacht der Tag folgt, auf den Winter der Frühling, auf das Dunkel das Licht, so folgt auch eine Periode im Leben von Rana von Dunkel zu Hell, und wieder zu Dunkel……ob am Ende dann wieder Licht erscheint? Das Wechselbad ist wie im richtigen Leben auch, ein Kreislauf der Zeit…… der bis heute andauert. Erneuerung des Tages, Erneuerung der Jahreszeiten, Erneuerung der Ordnung, und das Ende von etwas ist auch immer der Anfang von etwas Neuem. Ein Kreislauf. Immerwährend. Eine Wiedergeburt in der Bronzezeit, eine „Renaissance“ sozusagen. Licht vertreibt Dunkelheit. Leben den Tod.

Aber es geht auch um alte Ansichten, und neue Einsichten. Um alt gegen neu. Alte Denkweisen, und die Handhabe „Alles soll so bleiben, wie es ist“ gegen „Etwas Neuem vertrauen, einsehen, und die Chancen darin sehen“. Es geht um Erneuerung, Neubeginn. So wie die Sonne jedes Jahr neu beginnt, die Welt und das Leben aufzuwecken, und den Frühling zu rufen, und die Natur mit Leben zu beschenken, in einem Kreislauf der Zeiten. Es geht um Ideen der „Jungen“, auch bei ihnen um einen Neubeginn. Ein neuer Abschnitt des Lebens, um eine Gemeinschaft in ein neues friedvolles Leben zu führen. Altes hinter sich zu lassen. Welch wundervolle Symbolik der Sonne, die den Tag hinter sich lässt, den Winter, die Kälte, und die Dunkelheit. Doch ist auf der Scheibe eine Sonne oder ein Vollmond? Was es auch sein mag. Die Sonne bringt das Licht, die Hoffnung ins Leben. In welcher Zeit auch immer. Im Buch die Hoffnung auf Gerechtigkeit, und einen gerechten Herrscher, der ein friedliches Leben ohne Grausamkeit bringt. Die Himmelsscheibe symbolisiert hier die genaue Bestimmung der Zeit, eine Einteilung, die durch die Natur nur grob vorgenommen werden kann, dadurch aber sehr genau, weil in ihr das Wissen um Gezeiten und Mondgezeiten steckt. Für Fürsten und Edelleute kann dieses Wissen Macht bedeuten. Macht über die Zeit. Das Ganze auf Metall, dass selbst schon Begehrlichkeiten weckt, und symbolisch darstellt, unzerstörbar zu sein. Und schon beginnt die Jagd, nach einem Artefakt, was damals sehr viel bedeutet hat. Denn ein unzerstörbares Artefakt, welches Wissen über die Zeit in sich trägt, muss einem Fürsten wohl das Gefühl gegeben haben, ein Herrscher über die Zeit zu sein. Überhaupt, diese Jagd. Oftmals kommt es einem vor wie die wilde Jagd. Doch wonach? Eine Jagd der Jagd wegen? Nach 7 Jungfrauen im Himmelsgestirn? Nach dem Wohlwollen der Götter? Nach glänzenden Materialien, einem Fürstenthron, der Macht, nach Tieren……. Oder einfach nach hübschen Frauen oder Anerkennung? Es ist ein Machtgefüge. Macht über Frauen, Macht über die Elemente, Macht der Götter über die Menschen und, Macht über eine Gemeinschaft, und mehrere Klans. Macht einfach aus dem Grund heraus, Macht spüren zu wollen. Und Macht, weil man etwas besitzt, das alle besitzen wollen. Wie zum Beispiel eine Himmelsscheibe. Das Ganze ist wie eine Symbiose aus Macht und Tyrannei, gegen die Macht der Götter, der Göttin des Lebens und des Gottes des Todes. Der Dunkelheit und dem Licht. Zwischen Gut und Böse. Und Tag und Nacht. Wobei das die schönste Symbiose ist, denn die Himmelsscheibe, zeigt sie auch die Nacht mir ihren Sternen und den Monden, so ist sie doch dafür da, Sonnenrunden zu zählen. Quasi eine schöne Kombination dieser Symbiose, die in Frieden zusammenwirkt. Alles in einem Rhythmus der Jahreszeiten. Und diese waren den Menschen damals sehr wichtig, waren sie doch ihre Zeitbestimmung. Die Scheibe ist ein Vermächtnis, etwas das überdauert. Wissen das weitergegeben wird an nachfolgende Generationen. Über die Zeiten hinweg. Alles im Buch hat seine Bedeutung, so wie alles auf der Himmelsscheibe eine Bedeutung hat. Was also Götter mit Sternen, mit Gestirnen, dem Mond, dem Lauf der Zeit, einer Himmelsscheibe und die Macht der Menschen miteinander zu tun haben, das erfahrt ihr in diesem Buch.

Die Situationen greifen ineinander über und eins führt zum anderen. Ein Ereignis folgt auf das andere. Und jedes ist wichtig. Der Reigen dreht sich, und schon wird etwas ins Rollen gebracht, was man mit Widerstand gegen Menschen und Unterdrückung bezeichnen kann. Alte Versprechen werden gebrochen, und neue Schwüre werden geleistet. Ein neuer Wind weht und bringt Veränderung einer Zeit, die im Einklang mit den Göttern gelebt hat, und uns etwas hinterlassen hat. Etwas für die Nachwelt. Ihr Wissen, gebannt auf das, was ihnen damals am wertvollsten war. Wissen mit den Materialien, die überdauern, für nachfolgende Generationen. Und wer weiß. Vielleicht sitzt ja irgendjemand hier, der diesen Text liest, und wirklich ein Nachfahre dieser Menschen ist, die vor 4000 Jahren in Nebra gelebt haben. Am Anfang dachte ich: Wie kann man eine Welt vor 4000 Jahren mit unserer vergleichen? Die Menschen, das Leben? Aber ist das nicht immer so, wenn wir uns in ferne Kulturen und Zeiten hinwegträumen, wie in Büchern? Und auch in der Realität? Da gibt es Urinstinkte, die bei uns heutigen Menschen etwas entschwunden sind, weil wir sie mehr unterdrücken, und alles sehr wissenschaftlich sehen. Aber die Instinkte sind da.

Mir gefällt Rana, unsere Hauptfigur, und wie sie sich wehrt. Gegen das Schicksal. Gegen die Stellung von Frauen zu dieser Zeit. Ebenfalls schön finde ich, dass Rana sich dagegen sträubt, wie die anderen zu sein. Das macht sie besonders. Sie ist nicht das typische Mädchen, das immer still ist, sondern sie ist neugierig. Alleine in den Wäldern unterwegs. Und tut Dinge, die Mädchen nicht tun. Wir haben in ihr Aufmüpfigkeit, aber auch ein Wehren gegen Ungerechtigkeiten, Mut, und die Lehre, dass es niemals zu spät ist, sich gegen Etwas zu wehren, was einem angetan wurde. Auf kluge, wenn möglich wenig kämpferische, Seite.

Wir lernen in diesem Buch alle möglichen Götter kennen, doch nicht die, die nun alle vor Augen haben. Mit antiken griechischen Göttern hat es wenig zu tun, und doch auch wieder viel. Die Namen sind anders, doch die Funktionen sind dieselben. Der Kult der Menschen ist ursprünglicher. Das Ganze ist geschrieben in einer Sprache, nämlich der Gegenwart, die man auch heute anwenden könnte, und das ist so besonders an dem Buch. Man fühlt eigentlich nicht mit einem Menschen aus der Vergangenheit. Sondern es könnte genauso gut ein Mensch aus unserer Gemeinschaft sein. Die Figuren sind einem näher. Und auch, wenn die Figuren natürlich ausgedacht sind, so erfahren wir anhand von Menschen der Bronzezeit, wie ihr Alltag, ihr Miteinander, und ihre Rituale und Bräuche waren. Die Bronzezeit wird hier lebendig vor den eigenen Augen. Und alles ist so beschrieben, als ob man direkt dabei wäre. Die Lebensgewohnheiten, Bräuche, Rituale, der Alltag, und der Krieg. Mir gefällt die Nähe zu den Charakteren, die sich mit der Geschichte ergibt. Sie sind einem nicht fern, man wähnt sie als ob sie neben einem stehen. Und es passiert genau DAS, was ich so sehr an Geschichte und Historie liebe. Alles wird lebendig, und die Zeitepoche wuselt um einen herum. Die Frage wie sehr die Menschen vor Jahrtausenden und ähnelten, ist hiermit beantwortet, wenn man das Buch liest. Natürlich ist die Geschichte fiktional. Doch nur die Figuren. Alles ist eng und super recherchiert. Und schließlich erkennt man, dass sie uns mal wieder gar nicht so unähnlich waren. Auch wenn wir unsere Vergangenheit oft vergessen, unsere Vorfahren und Ahnen, so haben sie genauso geliebt, gelebt, sind unterdrückt worden, tyrannisiert, und hatten einen Glauben an höhere Wesen, in diesem Falle Götter. Man hat ihnen gehuldigt, so wie man es heute seinem Gott gegenüber tut. Und auch wenn viele es als heidnisch ansehen. So ist es nur die andere Ausdrucksweise einer Zeitepoche, die uns voraus war. Man darf im Buch nie vergessen, dass diese Menschen 4000 Jahre vor uns gelebt haben, und man das NIEMALS mit unserem Heute vergleichen kann. Mit unseren Freiheiten, unserer Selbstverwirklichung, unserer Demokratie. Und doch sieht man immer wieder auch in unserer heutigen Gesellschaft Dinge aufblitzen, die sich ähneln. Da ist auf einmal doch ein Unterdrücker da, die Stellung der Frau ist immer noch rückständig, und einige glaube sogar an Götter, statt an einen Gott. Auch der Konflikt, der vor langer Zeit in der Bronzezeit geherrscht hat, welchem Gott nun gehuldigt werden soll, ist ähnlich unseren Konflikten, die ebenfalls mit Tod und Verderben in die Welt kommen, um sich gegenseitig zu vernichten, weil jeder denkt, er glaubt an das einzig Wahre. Dabei ist das nicht der Sinn. Der Hintergrund hinter allem ist es, friedlich miteinander zu leben. Die Religion von damals war aufgebaut auf der Natur der Götter, dem Beisammensein, und dem Miteinander und den Zusammenhängen von allem, dem Lebenskreis, der anfängt, und endet, so wie die Natur der Jahreszeiten. Alles ist auf Zeit aufgebaut. Und auf einmal erscheinen Rana und die Menschen im Buch wirklich wie Freunde.

Tatsächlich war es so, dass man nach der Lektüre erst mal wieder in unserer Zeit ankommen musste. Auch kopftechnisch. Es ist fast so, als ob man dort gewesen wäre, die Ereignisse miterlebt hat. Eine Reise in die Vergangenheit. Und am Ende war es schwer für mich, diese Zeit zu verlassen, und wieder in unserer modernen und technisierten Welt anzukommen. Man fiebert mit, die Figuren werden lebendig. Man kann ihre Gefühle nachvollziehen, ihre Denkweise, ihre Lebensart. Für die Dauer der Lektüre werden sie zu Freunden…… die so lange vor uns gelebt haben. Und auch wenn keiner genau weiß, wie es vor 4000 Jahren hergegangen ist, so könnte man sich nach der Lektüre vorstellen, dass sich alles genau so zugetragen hat. Ja, man weiß wirklich nicht, wie sich damals alles zugetragen hat. Aber ich wäre froh drum, wenn es so wie im Buch gewesen wäre :). Und ich fürchte fast, dass jeder, der die Himmelsscheibe heute im Museum anschauen wird, nun ab heute und nach der Lektüre immer an dieses Buch als Geschichte der Himmelsscheibe denken wird. Selbst wenn sie fiktiv ist.

Heutiges Rezensionslied: Auch wenn es die falsche Zeitepoche ist, und auch die Jahreszeit nicht übereinstimmt, geschweige denn das richtige Land, so fand ich doch, dass das Lied hier als heutiges Rezensionslied passt. Denn alles ist gleich, und wiederholt sich durch die Zeiten hindurch:

„König Sommer führt den Tanz, dem ich folg im Blütenkranz…….und so dreht sich unser Kreis, in der alltbekannten Weis'

Du lässt deine Raben ziehn. Wenn die Felder golden stehn. Und das helle lichte Rad, dreht sich über Lughnasad.

Bald schon wird das Rad sich drehn. Werden wilde Stürme wehn. Mit Rauhgesang der Winter nah‘n. So fängt der Kreis von vorne an.“

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Veröffentlicht am 01.04.2020

Von Menschen die sich zwischen Baumwächtern und Federfreunden, und noch ganz anderen Wesen herumtreiben..

Kinder der Wälder - OCIA
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Kinder der Wälder – Band 2 der OCIA Reihe von Patricia Rieger

Kennt ihr das auch? Wir alle haben sicherlich schon mal von anderen Kontinenten und ihren Ritualen gelesen. Von anderen Welten können wir ...

Kinder der Wälder – Band 2 der OCIA Reihe von Patricia Rieger

Kennt ihr das auch? Wir alle haben sicherlich schon mal von anderen Kontinenten und ihren Ritualen gelesen. Von anderen Welten können wir hier nicht reden, gibt es sie doch in unserer Menschvorstellung nicht. Doch in Büchern natürlich schon. Doch bleiben wir hier auf der Erde, heißt es wohl „Andere Länder, andere Sitten“. So wie es im Buch wohl „Andere Welten, andere Sitten“ heißen müsste. Doch wenn wir genau schauen, dann sind einige Sitten im Buch in etwa so, wie es bei uns Menschen vor Jahrhunderten der Fall war. Das was wir als Menschenopfer beschreiben, das gibt es im Buch ebenfalls, nur in einer anderen Welt, in einer anderen Gemeinschaft, ausgeführt von anderen Wesen. Grausam, ja. Aber so darf man ja nie denken. Denn jede Gemeinschaft, die vor Jahrhunderten gelebt hat, hatte ganz sicherlich auch gute Menschen in sich. Und der Lauf der Welt ist heute einfach ein anderer, wie er vor Jahrhunderten war, oder in einer anderen beschriebenen Welt wäre. Oder ist alles ganz anders, und Traditionen sind nicht mehr im Sinne unseres heutigen Menschseins? Zählt die Moderne? Ist es richtig absolut gegen Gewalt zu sein, wenn man sich auf der anderen Seite durch Kampf auch selbst retten könnte, wenn man in Not gerät? Dies sind nur einige der Fragen, die mir bei der Lektüre durch den Kopf gingen. Und ein Richtig oder Falsch habe ich dazu als Antwort nicht gefunden. Denn es kommt immer auf Blickwinkel an. Warum ich das erzähle?

Vorsicht, dieses Buch beginnt mit einer Opferung. Man darf nicht außer Acht lassen, dass in manchen Völkern der Menschen, genau wie in beschriebenem Volk im Buch, eben auch Wesen umkommen, und zwar auf bestialische Weise. Wer sich mit vergangenen Kulturen beschäftigt, weiß, wie gottesfürchtig die Menschen waren, und was sie diesen alles geopfert haben. Selbst ihre Familien. Ich wollte es nur gesagt haben, weil manche nun vielleicht denken, dass dieses Buch ein rein friedliches Buch ist, von einem im Wald lebenden Volk. Aber sein wir mal ehrlich. Seit Anbeginn der Zeit, und in jedem Volk, gibt es irgendwann jemandem, dem die Macht zu Kopfe steigt, und dann wird es für den Rest des Volkes oder der Gemeinschaft eben grausam. Doch bevor ihr nun etwas völlig anderes vom Buch denkt, als es ist, erzähle ich euch die Geschichte. Denn grausam ist das Buch wahrlich nicht, sondern eher wunderschön. Man muss nur verstehen.

Die Geschichte, welche das Buch erzählt:

Die Familie Martin hat viele Kinder, 6 an der Zahl. Hannah durften die Leute in Band 1 der OCIA Reihe schon kennenlernen, zusammen mit ihrer Geschichte. In diesem Buch wird nun die von ihrem Bruder Sean erzählt. Hannah hat sich in Band 1 einer Organisation namens OCIA angeschlossen. Diese sorgt dafür, dass Parallelweltler (also Wesen aus anderen Welten), die bei uns auf der Erde landen, wieder zurück in ihre Welten kehren können. Meist passiert das durch einen Weltensprung, und der ist nicht immer gewollt. In diesem Buch lernen wir Meijra kennen. Eine junge Hernidin aus der Welt Hernidion, die oben schon beschriebenes Opfer für die Götter sein soll. Doch aus einem Grund, über den man später noch etwas erfährt, kann sie schwerverletzt entkommen, und einen Weltensprung machen. Und zwar direkt nach Irland, wo Seans Tante lebt. Diese ist als Schamanin begabt, fühlt, dass etwas im Gange ist, und holt den guten Sean zu sich. Als er Meijra findet, ist es eine Liebe auf den ersten Blick, die er sich zumindest nicht eingestehen will. Meijras Wunden müssen geheilt werden, und sie muss zur OCIA Organisation, also kommt nun Seans Schwester Hannah ins Spiel. In Meijras Welt, ist Sean ab nun ihr Hüter. Was nicht gleichbedeutend ist, mit dem, was es bei uns Menschen bedeutet. Die Liebe zueinander entwickelt sich also langsam, und mit einigem Zögern Seans. Dass Meijra aus einer anderen Welt kommt, macht das Ganze nicht leichter. Wie Meijra also in unserer Welt zurechtkommt, ob die Liebe der beiden eine Chance hat, ob Meijra wieder in ihre Welt zurück kann, ob sie hier Freunde findet, was Seans Familie zu ihr sagt, und vor allen Dingen…….. was mit den Göttern aus ihrer Welt ist, denen sie geopfert werden sollte…….. das verrate ich nicht genau. Denn das ist viel zu ereignisreich, und ihr dürft es gerne selber lesen, ohne dass ich euch etwas verrate :)

Cover:

Das Cover gefällt mir wahnsinnig gut. Ich bin ein Mensch der Wälder liebt, und das satte Grün erinnert einen schon daran. Zusätzlich erfährt man schon während der Geschichte, dass das Cover absolut zur Geschichte und ihren Einzelheiten passt. Figuren, Orte, Szenen aus der Geschichte, die alle in diesem Cover vereint sind.

Fazit, Kopfallerlei und Gedankengänge zum Buch:

Es ist wie eine alte Geschichte, ein altes Lied, welches schon immer um uns Menschen herumwehte. Was wir nicht kennen, dem gegenüber sind wir sehr misstrauisch. Andere Lebewesen, oder in unserem Fall Menschen, können noch so nett und friedlich zu uns sein, wie sie wollen. Wenn sie anders aussehen als wir, werden wir erstmal nervös und haben Angst, vor der Fremdartigkeit, und dem uns Unähnlichen. Dabei ist es oftmals gar nicht mal die Unähnlichkeit der Kulturen, sondern wirklich nur ein anderes Aussehen, das uns stört. Dabei ist gerade das doch das Schöne an der Welt. Die Vielfältigkeit. Dass nicht jeder gleich aussieht. Doch sieht man anders aus, kommt automatisch jenes Misstrauen, manchmal auch Neid. Verschiedene Gefühle, die Menschen durchströmen, wenn sie die Andersartigkeit sehen. Die Sicht von Meijra auf unsere Welt ist toll beschrieben, und unsagbar schön übertragbar auf unsere Zeit, und dass man vor der Fremde und Andersartigkeit keine Angst zu haben braucht. Selbst wenn man sich nicht versteht, kann man miteinander kommunizieren. Meijras Volk ist ursprünglich. Und wir Menschen sind so, wie wir Menschen eben sind. Wir haben zum Teil unsere Ursprünglichkeit und das Wichtige im Leben vergessen. Umso schöner ist es die Familie Martin, aus der Sean kommt, kennenzulernen. Denn diese Ursprünglichkeit und ganz viel natürlich die Toleranz gegenüber Wesen aus einer anderen Welt, die ist in dieser Familie zum größten Teil gegeben. Überhaupt gefällt mir die Beschreibung der Familie in ihrer Bodenständigkeit, und ihrem Zusammenhalt. Wenn man in Romanen meist übertriebene Charaktere gezeichnet hat, kann man sich manchmal nicht so gut mit ihnen identifizieren. Wenn es aber normale Charaktere sind, dann finde ich das umso schöner, wenn diese fantastische Dinge erleben. Das heimelt so an, dass man selbst in seiner Normalität auch mal ein Abenteuer erleben wird. Es ist also wie ein Gemisch aus einer tollen Familiengeschichte, natürlich mit fantastischen Elementen, aber unterschwellig auch mit der Message Verständnis füreinander zu haben.

Wunderbar vorstellen konnte man sich die Beschreibungen der Wesen der verschiedenen Welten, so dass es einem diesmal leichtfiel, sie in seinem Kopf entstehen zu lassen. Als Zeichnerin hätte ich am liebsten einen Stift genommen, und die Eindrücke im Kopf sofort auf Papier festgehalten, so mystisch heimeln die Wesen an. Und ja. Wenn man daran denkt, dass die Wesen in älteren Kulturen wohl die Vorbilder für Götter waren, Naturgötter und auch andere Wesen, dann kann man sie leicht imposant finden. Diese Mystik und mystische Verbindung gefällt mir. Die OCIA als Organisation ist in all den Büchern natürlich auch ein Thema. Schon in Band 1 erscheint sie im Buch, natürlich, wie auch nicht? Die Bücher können übrigens unabhängig voneinander, als eigenständige Geschichte, gelesen werden.

Es ist aber auch ein Buch, welches ernste Töne anschlägt, wohin wir Menschen mit unserer Welt hinwandern. Und das nicht, weil die Kinder des Waldes uns warnen………. Wobei doch, in gewisser Weise tun sie das. Wie genau das aussieht, das dürft ihr selber lesen. DAS wäre zu viel der Information. Aber die gegenseitigen Spiegelbilder der Gesellschaften im Vergleich fand ich so spannend zu lesen, dass ich sehr oft in Grübelei verfallen bin. Und das ist auch gut so! Grübeln nach Büchern ist eine gute Sache. Anders herum wäre es schlimmer, wenn das Buch einen gar nicht berührt hätte. Das Buch beschreibt Glauben gegen Glauben, aber anders, als wir es sonst kennen. Der Glaube und die Traditionen eines alten Naturvolkes gegen den Glauben und die Traditionen der Menschen, und die Verschmelzung von beidem. Bzw. dass man von jedem Volk auch das anerkennt, was einem helfen kann, auch wenn es eine Neuerung bringt, die den alten nicht so gut gefällt, die immer nur daran denken, dass doch bitte alles bleiben soll wie es ist. Welch egoistischer Gedanke. Deswegen stellen wir uns im Buch auch die Frage, ob es gut ist, in einer Gemeinschaft etwas Neues zu lehren, was so ganz gegen die Prinzipien der Gemeinschaft ist. Etwas Fortschrittliches. Was der Gemeinschaft hilft. Oder soll man lieber alles lassen, so wie es ist? Bringt Änderung nicht immer auch Probleme mit sich? Und dann sind da immer die, in denen ein Leuchtfeuer anfängt zu brennen, wenn man ihnen etwas Neues beibringt, und die, die an ihren alten Ritualen festhalten wollen. Alt vs. Neu und Tradition gegen Fortschritt. Was ist hier besser? Ich konnte es beim besten Willen nicht herausfinden. Manchmal braucht es neue Sichtweisen aus anderen Kulturen und Kulturkreisen, um klarer sehen zu können, und Dinge im eigenen Volk zu erkennen, die man vorher vielleicht nicht sah. Lernen voneinander ist immer eine gute Sache.

Achja, und dann sind da noch die Vorurteile: Mädchen die schön sind, sind immer zickig und tussig, Vampirähnliche Wesen leben immer in dunklen Kellerräumen und karg, Menschen die unheimlich haussehen, sind immer böse, jeder der jung aussieht, kann nicht selbst für sich entscheiden, und muss geschützt werden. Und überhaupt, kann Jemand Junges ja gar keine Ahnung von Nichts haben……aber sind diese Vorurteile wirklich richtig, oder irrt man? Es ist ein wenig wie ein Kampf dessen, was wir im Buch öfter finden. Aber das Äußere täuscht hier, wie immer. Denn das wahre Wesen ist im Menschen verankert. Im Buch wird dieses wunderschöne Wort Widerhall genannt. Und den kann man fühlen :). Ebenso in Vater Sonne, Mutter Natur, und der Trostspendenden. Ein Buch voller Weisheiten, dessen Überlegungen, Lehre und Botschaft man sich merken sollte. Und auch die Denkansätze sollten dafür sorgen…. Mal darüber nachzudenken. Über den Umgang miteinander, in der Gemeinschaft, gegenüber der Natur, gegenüber unseren Liebsten und unserer Liebe, gegenüber Mutter Natur, Flora und Fauna, gegenüber Andersartigkeit und vor allem über Toleranz, und wie diese aussehen sollte. Und darüber, besonnen und demütig gegenüber der Natur zu sein. In einer Welt wo nur „ich ich ich“ gilt, und alle sehr egoistisch denken, ist es wie Balsam für die Seele in Büchern Menschen und Wesen kennenzulernen, die ganz uneigennützig handeln. Doch in jedem Volk, und sei sie noch so friedvoll, gibt es Individuen, die nach der Macht greifen. So war es schon immer. In der Geschichte, in Stämmen, in früheren Kulturen, doch auch in anderen Welten?

Dieses Buch ist mehr als nur eine Fantasygeschichte, in der sich eben mal wieder Menschen verlieben. Wir erkennen eine Botschaft die sich unterschwellig und hintergründig durch das ganze Buch zieht, und die wir Menschen uns gerne mal hinter die Löffel schreiben sollten. Es geht um Respekt gegenüber anderen Lebensweisen, anderen Völkern, Wesen aus anderen Welten. Respekt gegenüber der Einzigartigkeit eines jeden. Dem Aussehen der Wesen. Und vor allem Respekt gegenüber der Natur. Seien es nun die Wälder, oder der große Ozean. Aber auch der Respekt voreinander als Paar ist da. Zu respektieren, dass man gedanklich gleich ist, aber von der Lebensweise anders. Und vor allem zu respektieren, dass man immer füreinander da ist, sich selbst aber dabei nicht verlieren sollte, und dem Partner mehr Vertrauen schenkt. Und sich nicht bei jeder kleinen Problematik voneinander trennen zu wollen, sondern sie miteinander zu bestehen. Die Beschreibung der Innigkeit und Zuneigung von Sean und Meijra ist somit toll beschrieben. Und auch wenn die Gefühle der beiden Protagonisten schnell da sind, so geht alles etwas langsamer und nicht so überstürzt voran. Eigentlich genau, wie ich es mag. Die Gefühle sind sofort und auf der Stelle da, die Liebe ist tief. Und trotzdem ist es ein langsames Kennenlernen, der Welt des anderen, der Familie des jeweils anderen. Der Lebensweisen und auch der Rituale und Besonderheiten der Welten. Da sind die Anstrengungen, die Sean und Meijra sich gegenseitig abringen, um sich der gegenseitigen Welt des jeweils anderen anzupassen, die nicht als Anstrengung angesehen werden. Meijra versucht, Seans Welt zu verstehen, und andersrum. Und das, weil sie diese tiefe Verbindung zueinander spüren und fühlen. Beide müssen auf Dinge verzichten, beide entwickeln sich. Und beide haben es nicht immer leicht. Eine Sache, die in der heutigen Welt, und bei den heutigen Paaren eher so läuft, als dass sie sich bei jeder Kleinigkeit sofort trennen, und sich einfach nicht mehr umeinander bemühen, oder sich anstrengen, und an einer Beziehung so arbeiten, dass es gemeinsam etwas wird. Unterschwellig ist natürlich immer die Frage ob Meijra und Sean so zusammen sein können, wie ein Paar, Hüter und Hüterin für sich gegenseitig, als Hernide und Mensch, und wo überhaupt? Es ist fast wie eine Prägung zwischen Sean und Meijra. Nichts Körperliches, was nacheinander aufgebaut wird, kein Vertrauen, was ebenfalls erst aufgebaut werden muss. Es ist, als sei das Vertrauen zwischen Meijra und Sean von Anfang an da, vom Moment, an dem er sie gerettet hat, ja gar beschützt. Und als sei das Ganze irgendwie vorherbestimmt gewesen, weil nur er sie finden konnte.

Alles im Buch ist im Gleichgewicht, und liest sich auch so. Wir haben die Liebe, wie sie sein soll. Nicht übertrieben, aber wir spüren sie. Wir haben Beschreibungen der Charaktere, aber ohne Längen, Szenen, ohne dass sie sich ziehen, und Beschreibungen der Umgebung, ohne dass es langweilig wird. Wir haben eine ursprüngliche Welt der Natur im Einklang mit genau dieser, und unsere Menschenwelt des Fortschritts, der Technisierung, der Wissenschaft und Weiterentwicklung, wodurch die Emotionen und Gedanken auch an die Natur, verkümmern. Die Menschen sind nicht im Einklang mit der Natur. Nicht mehr. Fortschritt ist wichtiger.

Gleich und gleich gesellt sich gern, bzw. sollte zusammen sein. Aber wer sagt das? Nur gleiche Menschen, keine Vielfalt, das zusammen, was zusammengehört. Doch was gehört eigentlich zusammen? Ist es die Zugehörigkeit zu einem Land? Einem Volk? Oder im Buch zu einer Welt? Oder darf das ruhig übergreifend sein? Wir finden das überall im Buch, und wahrscheinlich auch ein wenig in Band 1. Diese Vielfältigkeit mag ich natürlich mal wieder. Weil ich finde Zusammengehörigkeit hat etwas damit zu tun, wer zusammengehört. Und das wiederum hat gar nichts mit Welten oder Ländern oder Völkern zu tun. Nun stellt euch also mal vor, alle Mythen und Geschichten von Göttern und Wesen aus allen Zeiten der Menschen wären wahr? Und diese wären einfach Wesen aus Parallelwelten, die zu bestimmten Zeiten auf der Erde aufgetaucht wären. Den Menschen wäre all das unerklärlich gewesen, und sie gaben den Wesen aus anderen Welten Namen, um es sich selbst zu erklären. Wie zum Beispiel Werwolf, Vampir, Zyklop, Gott Cernunnos, Sphinx, Faun, Selkie, Engel oder Fee.

Im Buch täuscht der Schein, und das Äußere entspricht nicht immer dem Innenleben. Meijra erkennt dieses Innere, den Widerhall eines jeden Wesens, seine Traurigkeit, die Ruhe, Widerhall einer Vergangenheit des Wesens, Widerhall der gegenwärtigen Gefühle, aber auch der Pflichten des Wesens oder Menschen. Eine wie ich finde sehr praktische Gabe, die auch einigen Menschen guttun würde. Wenn sie nicht nach Äußerem urteilen würden, sondern danach, wie jemand innerlich und in seinem Wesen ist.

Es ist alles stimmig, macht Sinn, und ist ausgeklügelt. Die Weltenreisen, der Aufbau der Welten, die Lebeweisen ….. ich würde nirgends sagen „Hey Moment mal, das kann aber so nicht stimmen und ist ein Denkfehler“. Kurz gesagt: Hier wurde eine Welt, oder besser gesagt mehrere Welten aufgebaut, die absolut sinnig in ihren Beschreibungen und in ihrem Weltenlauf sind. Für Menschen die den Wald lieben wird dieses Buch ein Genuss sein, denn dieser ist wundervoll beschrieben. Für mich war die Reise und der Einblick in eine andere Welt, genau das, was ich momentan, wo es fast gar keine Einblicke in andere Welten und in unsere Natur mehr gibt, wie Balsam für die Seele. Reisen in Corona Zeiten :). Wenigstens diese Freiheit kann man mir nicht nehmen. Und das Fazit? Manchmal braucht eine Welt einen Außenstehenden, der neue Ideen bringt……vielleicht kann er damit diese Welt sogar retten.

Und hier das Lied, für diese Rezension, welches mir eigenstimmig von den Baumwächtern zugeflüstert wurde…..oder auch von den Federfreunden:

„Come closer and see…..see into the trees….find the girl…….if you can.

Come closer and see…….see into the dark……just follow your eyes……….

just follow your eyes.“

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Eine Geschichte darüber, was Luzifer in der Welt treibt.

Der Luzifer-Killer
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Der Luzifer-Killer von Elias Haller

Der Teufel erscheint uns Menschen in vielerlei Gestalt. Die einen glauben an ihn, die anderen tun ihn als Humbug ab. Die einen sehen in ihm die Gestaltwerdung des Bösen ...

Der Luzifer-Killer von Elias Haller

Der Teufel erscheint uns Menschen in vielerlei Gestalt. Die einen glauben an ihn, die anderen tun ihn als Humbug ab. Die einen sehen in ihm die Gestaltwerdung des Bösen in der Welt, manche tatsächlich einen gefallenen Engel, und sogar den Herrscher über die Hölle. Er ist das Böse, das Dunkle, der Abgrund in uns Menschen. Ebenso hat der Teufel viele Namen. Der Antichrist, Satan, Luzifer, Mephisto, Diabolus, Beelzebub. Vielerlei Gestalt. Vielerlei Namen. Der Teufel. Luzifer. Manche tanzen mit ihm, andere rufen ihn zu sich. Manche sind mit ihm im Bunde. Andere stößt er ab, weil sie so frömmig sind, dass sie seinen Namen nicht mal in den Mund nehmen würden. Wenn wir uns auf eine Sache konzentrieren, nämlich die, dass der Teufel oder Luzifer, nur ein Name dafür ist, um die Bösartigkeit in der Welt zu beschreiben, dann……. Müssten wir wirklich Angst haben. Denn Luzifer würde in manchen Dingen direkt über uns kommen. Just gerade im Heute, in unserer Zeit, in diesem Moment. Wie sonst soll man wahrhaft böses Tun und wahrhaft böse Taten beschreiben? Aber ist es eine Macht, die Menschen böse werden lässt, und von ihr Besitz nimmt? Oder sind Menschen von Grund auf böse, weil nichts wahrhaft gut ist, und immer ein Teil Boshaftigkeit existiert? Wieso tun Menschen böse Dinge? Ist es, weil sie selbst etwas Böses tun wollen, um aus sich herauszubrechen? Ist es, weil sie ein Vorbild haben, dem sie nacheifern wollen, und welches selbst böse ist? Ist es gar, weil einige Leute mehr Macht haben wollen, als andere, und deswegen gerne mit ins Böse hineinfallen, um dieses Ziel niemals aus den Augen zu lassen? Und warum erzähle ich euch das alles überhaupt? Nun ja. Am Titel des Buches merkt man leicht, dass die Geschichte sich zumindest des Namens Luzifer bedient. Und wie genau das kommt, versuche ich euch nun etwas näher zu schildern.

Die Geschichte die das Buch erzählt:

Puh, das ist diesmal gar nicht so einfach. Die Puzzlestücke zu verraten, aber nicht zu viel davon, damit ihr eure Leselust und das Geheime im Buch nicht entdeckt. Ich versuch es einfach. Denn diesmal, und das ist gewiss, ist jeder Anhaltspunkt wichtig für den Lauf der Geschichte, und der Thriller bröselt sich nach und nach auseinander. Erzähle ich also zu wenig, versteht man vielleicht nicht, worum es geht. Erzähle ich zu viel, wird es unspannend für andere Leser. Oh. Und das Zwischending könnte sich anhören wie zusammengewürfelter verrückter Kram, den sich jemand Verrücktes ausgedacht hat. In dem Falle ich. Denn der Autor schafft es ja irgendwie, die Geschichte zu erzählen. Ich nehme also gerne mal diesen Mittelweg :D.

Klara Frost, die von allen nur Exorzistin genannt wird, und bekannt aus der Klara Frost Reihe des Autors ist, findet an einem Wintertag unter der Eisdecke eines Sees einen Sarg. Bzw. findet sie ihn nicht, wird aber natürlich als Kommissarin dazu gerufen. Im Sarg ist, zum Glück, nicht das, was man meinen könnte, sondern dafür jede Menge Merkwürdigkeiten, wie ein Code, Kratzspuren, ein eingeritztes „L“, und ein Foto, welches Frost vor etwa 20 Jahren zeigt. Zusammen mit Erik Donner. Dies ist der zweite Charakter, und Protagonist der Erik Donner Serie, ebenfalls vom Autor. Wir haben also nun beide Hauptprotagonisten der beiden Einzelserien zusammen. Doch tut das was zur Sache? Haben die beiden eine gemeinsame Geschichte? Und was hätte diese mit dem Fall zu tun? Oder ist alles nur Ablenkung? Eine Frau erscheint, die wissen will, worum es bei dem Sarg geht. Diese ist aber als Protagonistin recht bald auch wieder weg. Als Gegenermittler erscheint dann noch Sokrates Vogel auf dem Plan, der schon lange Jahrzehnte an einem Fall arbeitet, in dem es um einen Sektenführer geht, der den Teufel anbetet. Und schon sind wir bei Luzifer angekommen. Doch was genau dieser Sektenführer, Luzifer, der Sarg, das „L“, Klara Frost und Erik Donner gemeinsam, und vor Allem Elstern…… mit dem Fall zu tun haben, das lest ihr am besten selbst. Meine Zusammenfassung genügt, und irgendwie auch nicht. Aber den Text, das Geheimnis, und das Luzifer Rätsel, das erarbeitet man sich am besten selbst. Gesagt sei noch, dass es einen Countdown gibt, der mit der schrittweisen Veröffentlichung eines Videos im Internet zusammenhängt. Und mit jeder Stückveröffentlichung stirbt ein Mensch. Doch wer sind diese Menschen, die getötet werden, und denen man ein „L“ in die Stirn ritzt? Ein sehr, und von langer Hand gut ausgeklügelter Rachefeldzug beginnt. Doch wer ist der Rächer? Und WAS will er rächen? WOFÜR wird überhaupt Rache genommen? Das Rätsel wird Schicht für Schicht aufgedeckt. Fast wie bei einer Matrjoschka. Puppe um Puppe, oder eben Schicht um Schicht gibt es bei jeder neuen Ebene etwas Neues zu entdecken, das man vorher im Buch nicht wahrgenommen hat, um ganz am Ende den Kern der Sache, sozusagen die kleinste Puppe im Inneren, zu erreichen. Doch diese Sache im Inneren ist wahrlich nicht klein, sondern riesig in ihrem Ausmaß, und nicht runterzuspielen.

Cover:

Das Cover vom Buch ist diesmal wirklich meisterlich. Schlicht gesehen sehen wir eine Elster. Ok. Schöner Vogel. Aber ich bin ja immer so jemand, der Cover gerne NACH dem Lesen beurteilt, um zu wissen, was Cover und Geschichte miteinander zu tun haben. Und ohne falsche Scheu, kann ich diesmal nun sagen: eine ganze Menge. Das Cover ist wirklich gut gewählt, düster, minimalistisch, aber nach der Lektüre wirklich sehr aussagekräftig, und auf einmal versteht man ALLES.

Fazit und Gedanken zum Buch:

Manchmal wünsche ich mir, böse Menschen würden in Bücher blicken, und ihre eigenen Taten darin erkennen. Das Ganze reflektieren. Und wenn dann die Selbsterkenntnis kommt, dass sie schreckliche Menschen sind, würden sie sofort mit ihren schrecklichen Taten aufhören. Denn sie erkennen, dass es falsch ist……… Leider schätze ich, dieser Wunsch von mir ist nur ein Wunschtraum. Denn die Bösen bleiben böse, tun böse Dinge, denken nur an sich selbst und ihre eigene Macht. Und das ohne Rücksicht auf Verluste.

Was mich gewundert hat, war, dass die Thematik zwar sehr düster war, die Umsetzung aber locker. Es war nicht bedrückend, wie es bei anderen Thrillern oftmals der Fall ist. Wo man die Bösartigkeit quasi spürt, und sie einen durch die Seiten hindurch anfällt. Natürlich musste man mit vielen Passagen erstmal klarkommen, weil sie einen irgendwie so sehr mitgenommen haben, dass man sich unweigerlich fragen musste, ob es solch Böses wirklich in der Welt gibt. Aber gerade die Protagonisten haben dazu beigetragen, dass die gewisse Lockerheit da war. Der Humor war nie unpassend, und hat mir sogar öfter ein Lächeln abgerungen. Quasi als Rettung zwischendurch, wenn das Böse in der Welt mich runterzuziehen drohte. Dieses Zusammenspiel ist wirklich gut gelungen.

Das Böse im Buch schleicht sich in die Welt. Die große Frage ist, ob ihr es hier mit einem wirklichen Teufel zu tun habt, oder einem………….Teufel. Der Unterschied ist nicht gegeben. Menschlich oder als Mythologiegestalt. Es gibt Menschen……….. die sind böse………..und nur auf ihren Eigennutz aus. Ich habe ja in letzter Zeit viele Bücher über diese Thematik der bösen Menschen gelesen, die im Hintergrund agieren, sich bereichern, und die armen und hilflosen ausnutzen für ihre Zwecke, oder die einfach grausam sind. Doch das Buch ist diesmal anders. Durchdacht zeigt es uns nicht mit einem Paukenschlag, wie schlecht die Welt ist, nein, wir müssen nacheinander die Schichten aufdecken und sehen, was darunter für Verderben, Schlechtigkeit und Bösartigkeit liegt….

Ich muss dazu sagen, dies war mein erster Elias Haller, und dann gleich mit beiden Kommissaren in einem Buch. Das Ganze besticht durch seine Einzigartigkeit, seine Einmaligkeit. Die Kommissare Frost und Donner, die ich hier kennenlernen durfte, sind beide gezeichnet vom Leben. Seelisch und körperlich. Mit Narben im Herz, in der Seele, und auf der Haut. Sie sind seltsam. Werden merkwürdig von den Kollegen angestarrt. Das macht sie mir total sympathisch, und irgendwie auch verbunden, ist dies doch ein Gefühl, das mir im Leben auch manchmal begegnet, und mit dem es erst umzugehen heißt. Sowohl Donner, als auch Frost sind beide Charaktere, die man eigentlich gernhaben muss. Sind sie doch so ganz anders, und außergewöhnlich. Ja, manche würden wohl sagen, dass beide irgendwie kaputt sind. Aber genau das macht es ja erst interessant. Beide haben schlimme Dinge erlebt, die beide geprägt haben, und bei beiden hängt es mit dem Mord, oder Morden, an geliebten Personen zusammen. Die beiden denken also anders, agieren anders, nicht immer vorschriftsmäßig, sondern vertrauen ihrem Instinkt. Und das kann manchmal besser sein, als sich an jede Vorschrift zu halten. Es ist unorthodox, aber, wenn wir mal ehrlich sind, so kann uns das doch nur viel lieber sein, als langweilige regelkonforme Kommissare, die alle Fälle nach 0815 Regelung lösen.

Was ich ebenfalls mag, das ist die Mischung aus Realität und Mystik. Natürlich ist der Roman vollkommen real, und spielt auch genau dort, in der Realität. Aber ab und an kommen Anspielungen auf Geschichten und Mythologien, auf Legenden und nicht ganz so reale Dinge. Wie soll es aber auch anders sein, in einem Buch, das einen Killer beschreibt, der etwas mit Luzifer zu tun hat? :). Die Symbolik der Elstern, des Bösen, ja sogar von Kinderreimen ist gegeben, und sie alle bergen ein Geheimnis.

Das Buch beschert uns eine Zeitreise der letzten 3 Jahrzehnte, die uns in das jeweilige Jahr eintauchen lässt. Die Rückblicke sind aber trotzdem nicht auf einer Zeitebene, sondern immer auf der, die wir gerade benötigen. Und benötigt werden sie, sie hängen nämlich mit dem heutigen Fall zusammen. Was aber auffällt ist die Detailgenauigkeit., und die Anspielungen auf besagtes Jahr, das im Buch dann aktuell erscheint. Lieder, Filme, Musik (yay. Für mich IMMER besonders wichtig), wurden wunderbar miteinander vereint, und in die Geschichte eingebaut.). So befinden wir uns in den letzten Jahren der DDR, bis ins Heute, denn die Orte im Buch sind Leipzig, Chemnitz und Dresden. Rückblenden in die Vergangenheit und kursive Denkabschnitte im Buch bringen einem die Protagonisten näher, und lässt erahnen, warum sie agieren, wie sie es tun. Das Ganze ist herrlich psychologisch. Aber ich mag ja Lektüre, die zum Nachdenken anregt, nicht etwa einfach dahinplätschert (also so ab und an mal), und manchmal sogar ungemütlich von der Thematik ist, so dass sie einen zwingt über das Thema nachzudenken. Und auch hier kann man gar nicht anders.

Ganz langsam macht es klick klick…….Tick Tack ….diese Zeit im Kopf…….und auch in meinem Gehirn sind nach jedem Kapitel immer weiter die Zahnräder ineinander gerastet…………. Nur um dann enttäuscht losgelassen zu werden, dass sie das Falsche gedacht , und die falschen Gedanken produziert haben :D. Ebenso bin ich in viele Sackgassen eingebogen, wieder zurückgelaufen, habe mich beim Lesen etwas verfranzt, bin falsch abgebogen, und am Ende trotzdem ans Ziel gekommen. Mit ein paar Umwegen. Und während ich dachte, das Rätsel sei gelöst, kam wirklich noch ein Knall am Ende, etwas, von dem man nicht geglaubt hat, dass es stattfindet.

Und ja, irgendwie geht es auch darum, das Richtige im Leben zu tun, sich dafür einzusetzen, und sei es so, dass man sich als kleiner David mit noch so einem großen Goliath anlegt. Die Wahrheit sollte ans Licht kommen. Leider wird dieser immer öfter gerne mal verschleiert, gerade in den Reihen der Mächtigen, die keine Skrupel kennen, in ihrer Vertuschung und Verschwiegenheit.

Also…..Die DDR, Die Staatssicherheit, die SED, Politik, böse Menschen, gute Menschen, ein Sektenführer, Macht, der Teufel….. wie hängt das bloß alles zusammen? Und was haben Elstern, Krähen, Hunde, und ein Meerschweinchen damit zu tun? :D

Stückchen für Stückchen, Knochen für Knochen, bekommen wir hier Häppchen vorgeworfen, die wie kleine Teile eines Mosaiks erscheinen, und während des Lesens kein Gesamtbild ergeben. Am Ende ist alles klar. Aber wirklich erst dort. Und das……… steigert die Spannung natürlich ungemein. Ich bin im Buch ein wenig herumgewirbelt, gerade anfänglich, später hat sich dann aber alles gelegt, und ich habe in die Geschichte hineingefunden, um zu erfahren, worum es geht. Und ja, am Ende habe ich dann von mir selbst gedacht, dass ich auf dieses ende eigentlich auch selber hätte kommen können, weil alles vor meiner Nase lag. Tat es dann aber anscheinend doch nicht so offensichtlich, und ich bin etwas später….. gegen Ende, auf die Lösung des gesamten Rätsels gestoßen, welches sich mir mosaikartig dargelegt hat. Dies ist eines der Bücher, die man, wenn man sie beendet hat, gleich nochmal von vorne anfangen müsste, um das Buch nun mit dem Hintergrundwissen zu lesen, was man am Ende hat, weil nun das Agieren der Menschen viel mehr Sinn macht, wo die Geheimnisse alle gelöst wurden.

Und auch diesmal gibt es am Ende meiner Rezension ein Lied, welches mir beim Lesen in den Kopf kam. Und das diesmal sogar richtig passt, beschreibt es doch, die Schlechtigkeit in der Welt in den Taten der Menschen, als Böses, und diese Bezeichnung, dieser Name des Bösen nennt sich dann Luzifer:

„Pleased to meet you…….hope you guess my name…….But what’s confusing you…..is just the nature of my game.

Just as every cop is a criminal………..and all the sinners saints.

As heads is tails just call me Lucifer…….. I'm in need of some restraint.“

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Alleingelassen im Nichts der Ödnis und des Sands

Ich erwarte die Ankunft des Teufels
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Ich erwarte die Ankunft des Teufels von Mary MacLane

Es ist nicht leicht ein Mädchen und weiblichen Geschlechts zu sein. Nicht mal in der heutigen Zeit. Überall heißt es: „Tu dies, tu das, tu Jenes“. ...

Ich erwarte die Ankunft des Teufels von Mary MacLane

Es ist nicht leicht ein Mädchen und weiblichen Geschlechts zu sein. Nicht mal in der heutigen Zeit. Überall heißt es: „Tu dies, tu das, tu Jenes“. Du musst dich SO und SO geben, du darfst DAS nicht tun. Benimm dich. Wenn nicht, ist das ein Skandal. Pass dich an. Fall nicht auf. Sei so, wie die anderen. Sei bitte nicht merkwürdig, oder noch schlimmer, habe bitte nicht deine eigenen Gedanken zu diversen Dingen. Und warum? Na weil du ein Mädchen bist. Sei folgsam, sonst sieht die Welt dich als Rebellin. Tu, was man dir aufträgt. Gib, wenn möglich keine Widerworte. Sonst giltst du als anstrengend und stur…….und komisch. Und das kommt bei anderen nicht an. Denn viel zu groß ist die Scheu, damit auch noch als Egoistin zu gelten, wenn man nur an sich denkt, und nicht an die anderen, und sich nicht anpassen will. Schnell wird man dann eine Einzelgängerin. Ebenfalls wäre es übrigens schön, wenn du dich nicht allzu sehr selbstverwirklichst, denn immerhin solltest du als Frau doch auch noch den Pflichten nachgehen, die eine Frau so hat, denn Ehe und Familie sind schon wichtig für eine tugendhafte Gesellschaft. Damals wie heute. Also. Natürlich darf man sich selbstverwirklichen in der heutigen Zeit. Aber ist das wirklich so gerne gesehen? Ist es gerne gesehen, ein Mädchen zu sein, die ihren Mund aufmacht, und sagt, was sie will und denkt, und was für sie erstrebenswert ist? Wir leben in einer relativ freien Zeit, denken wir zumindest. Auch wenn es auf vielen Orten der Welt nicht so ist. Aber wie muss das Ganze für ein 19jähriges Mädchen im Jahre 1901 ausgesehen haben? In einer Zeit, die wirklich durchdrungen war, von einer Scheintugend der Menschen, die sich gottesfürchtig gegeben haben, und hinter deren Masken sich aber ähnliche Probleme abgespielt haben, wie sie heute stattfinden? In einer Zeit, die nicht ganz so frei war, wie sie es heute ist….. naja scheint? Mary MacLane ist im Jahre 1901 ein junges Mädchen von 19. Und in diesem Buch wird nicht etwa ihre Geschichte erzählt. Nein. Es ist eine „Bestandsaufnahme“ von Beobachtungen. Eine Mischung aus Beobachtungen, Selbstbeschreibung, Vorwürfen gegenüber den Menschen………und dem Warten auf den Teufel.

Die Geschichte des Buches:

Die Geschichte des Buches ist keine richtige, nein, eigentlich gar keine Geschichte. Es ist eine Darstellung. Laut Mary MacLane. Ein inneres Gespräch mit sich selbst, von ihrem Blickwinkel. Mary spricht mit sich, mit ihrer eigenen Seele, mit dem Teufel. Über sich, die Menschen, die Welt, ihre Familie, die Liebe, die unerwidert ist. Mary feiert sich, und ihren Egoismus und ihre Boshaftigkeit, wie sie selbst sagt. Aber auf der anderen Seite gibt es auch Phasen im Buch, wo sie sich klein und nichtig, unbeliebt und als NICHTS fühlt, weil die Welt sie nicht wahrnimmt. Was dann wieder zum einen dazu führt, dass sie sich über die Menschen und ihr Leben auslässt. Zum anderen aber auch dazu, dass sie sich selbst einredet, ein Genie und etwas Besonderes zu sein. Was in gewisser Hinsicht ja auch so ist, sonst hätte man hier kein Buch von ihr vor sich liegen. Und trotzdem ist das Ganze ein Spiegelbild der Ignoranz von anderen Menschen, die jemanden einfach nicht anerkennen, den sie für merkwürdig halten. Mehr kann man nun auch nicht zum Buch sagen, denn der Rest sind alles Denkansätze, die ich nochmal im Fazit erörtern werde. Wer über Mary MacLane nichts weiß, dem hier ein paar Hilfestellungen, um diese Frau besser einordnen zu können. Geboren 1881 in Kanada, gestorben 1929. Erst ein Umzug nach Minnesota. Nach dem Tod des Vaters heiratete die Mutter ein zweites Mal, und somit kam der Umzug nach Butte, diesem Ort, den sie im Buch öfters beschreibt. Das war 1989. Mary war bisexuell, was man in ihrem Buch auch herauslesen kann, da sie die unerwiderte Liebe zu ihrer ehemaligen Lehrerin beschreibt. Sie schreibt ganz klar feministisch, aber ohne es zu übertreiben. Man merkt im Buch sehr häufig, wie sehr sie die wunderschönen Formen und Vorteile eines wunderbaren weiblichen Körpers lobt. Ihre Bücher haben natürlich schon damals für Kontroverse gesorgt, denn die Menschen waren ja noch tugendhafter, als sie es heute sind. Die ständige Erwähnung des Teufels, und die Einblicke in ein intimes Seelenleben waren ein kleiner Skandal. Trotz allem gingen im ersten Monat 100.000 Exemplare dieses Buches über den Ladentisch. Man höre und staune.

Das Cover:

Sehet her. Dies, das Cover, zeigt mich: Mary Mac Lane, in ihrem vollkommenen Frauenkörper.

Fazit und Gedanken zum Buch, die unweigerlich beim Lesen kommen:

Ich gebe zu, es ist schwierig nicht nur durch seine eigene öde Düsternis aus Sand zu laufen, sondern auch noch durch die einer anderen Person, nämlich der von Mary. Dies sollte man vor der Lektüre realisieren. Nicht auf einmal und gut dosiert und eingeteilt, ist das machbar. Aber Vorsicht. Die Dosis macht das Gift. Auch hier kann ein wenig zu viel Lesekonsum dazu führen, weiter in seine eigene Düsternis einzutauchen. Deswegen sollten sensible Gemüter das Buch eventuell abschnittsweise lesen. Mary scheint fast depressiv, in ihrer Düsternis und Finsternis gefangen. Und ja. Diese Einsicht soll es auch geben. In einer Zeit wo immer mehr Leute depressiv werden, und in ihrer eigenen Finsternis versinken, sollte man Einsicht in solch eine Gedankenwelt bekommen. Denn wenngleich wir in unserer ach so toleranten Welt meinen, dass wir anderen immer helfen werden, ist das natürlich nicht so. Manche Gedanken ziehen einen runter, man ist nicht mehr fröhlich, man muss nachdenken. Und das alles ist unbequem. Man will es lieber bequem, fröhlich, und alles in einer Welt voller Sonnenschein. So ist die Welt aber leider nicht. Und ja. Es ist fast schon, wie eine Stigmatisierung, dass man denjenigen, der solche Gedanken hat, am Besten in Ruhe lässt. Dabei ist das genau das Falsche. Entweder weil man einfach nicht weiß, damit umzugehen, oder weil man nur an sich denkt. In zweitem Fall kann man Mary MacLane nicht absprechen, dass sie ein Buch über sich schreibt. Denn andere reden ja auch ständig nur über sich :), über viel schlimmere Themen. Mary gibt eine Einsicht. Und das gefällt mir am Buch. Sie ist eine Vergessene, die man eigentlich nicht vergessen sollte.

Mary will nur Glück, und hofft, dass der Teufel ihr das beschaffen kann. Und diese Sehnsüchte. Die Sehnsüchte von Mary. Die Wirkung des Buches ist verzögert. Wir merken erst später, was uns eigentlich gesagt wird. Es ist ein Einblick in die Untiefen einer Seele. Wer das Buch liest, der hält auf gewisse Weise Zwiesprache mit Mary. Auch ich habe dies getan. Und auch wenn wir uns in vielen Dingen einig sind, und die Menschen sich seit damals nicht viel geändert haben wie mir scheint, so kam es vor, dass ich ihr nicht überall Recht geben kann. Im Hinblick auf manche Schriftsteller, auf Kaiser Claudius, oder Chopin. Aber ja, Bei Griechenland sind wir uns einig. Mary beschreibt ihre Familie, zu der sie keine Nähe spürt, die Menschen in der Stadt, zu denen sie keine Nähe spürt, die Stadt selbst, der Sand und die Ödnis, zu der sie keine Nähe spürt. Butte selbst ist zu dieser Zeit ein Schmelztiegel an Menschen, und menschlichen Charakteren. Und sie alle sind für Mary verabscheuungswürdig, nicht erwähnenswert, und stehen irgendwie unter ihr, und ihrem Genie. Die Ödnis der Landschaft ist auch ein wenig der Trostlosigkeit dieser geschuldet, und damit der Wirtschaftlichkeit dieser Zeit. Denn just damals wurde viel industrialisiert, und man achtete auf einmal nicht mehr so sehr auf die Feinheiten und wunderbaren Landschaften der Natur, wenn es nur ums Geld ging. Also im Grunde dasselbe Problem wie heute. Es wird viel von damals reflektiert, was heute genauso aktuell sein könnte. Landschaften, die weichen müssen, um Geld zu machen, und die damit öde und karg werden.

Mary will keine Botschaft aussenden mit dem Buch, das betont sie des Öfteren. Trotzdem tut sie es irgendwie unbewusst. Sie will eine Darstellung, ihres Selbst, und ihres Seelenlebens. Dabei rauschen wir durch genau dieses hindurch, und erkennen die Liebe und die Leidenschaft, die sie empfindet. Zum einen für ihre einzige Freundin im Leben, die diese Liebe natürlich nicht erwidert. Und zum anderen die glühende Leidenschaft die sie gegenüber dem Teufel immer wieder beschreibt. Beide Lieben, die zu ihrer einzigen Freundin, und die zum Teufel, sind leidenschaftlich, und auch so beschrieben. Selbst wenn beide Lieben natürlich unerwidert bleiben.

Mary wird unterschätzt. Mary…..fühlt sich den anderen Menschen überlegen. Sie beschreibt hauptsächlich sich. Und ihrem Umgang mit der Umwelt, den Idioten, denen, die sie nicht zu schätzen wissen. Sie fühlt sich erhaben, und irgendwie auch als etwas Besseres, als die Menschen um sie herum. Sie stellt sich höher, denn sonst ist niemand da, der sie höherstellt. Sie erkennt sich an, weil niemand da ist, der ihr Anerkennung gibt. Weder ihre Familie, noch die Menschen im Ort. Sie will Ruhm, sie will Anerkennung. Da ist sie ganz selbstsüchtig. Doch irgendwie nimmt sie keiner wahr. Heute würde man sagen, Mary feiert sich und ihre Andersartigkeit selbst. Sie ist seltsam, doch stolz darauf. Nicht angepasst. Mit ungewöhnlicher Denkweise. Ein „merkwürdiges Mädchen“. Sie erzählt von ihrem Leben in der spießigen Einöde. Und von ihren Träumen, die so ganz anders sind, als die der Mädchen der damaligen Zeit. Mary ist aber auch eine Seele, die damit klarkommen muss, allein zu sein. Immerzu alleine. Keiner glaubt an sie, niemand versteht sie, ihre Mutter, und die 3 Geschwister eingeschlossen, sehen in ihr ebenfalls eine Merkwürdigkeit. Und so feiert Mary ihre Einzigartigkeit, ohne dass die Welt sie als Einzigartigkeit ansieht. Denn ihr fehlt es an Liebreiz, und Schönheit. Ist sie doch nur gewöhnlich anzusehen. So hingegen hat sich ja zum Heute nicht viel geändert. Sind nicht die, die top aussehen erfolgreicher, und wird ihnen nicht nachgesagt, wie toll sie seien? Und wer beachtet die Unscheinbaren, die vielleicht viel schlauer sind, aber nie eine Chance bekommen? Mary ist anders. Während die anderen jungen Menschen sie anstarren, und mit ihr nichts anzufangen wissen, gibt es bei den Erwachsenen eine gewisse Überheblichkeit, nach dem Motto „Ach das junge Ding, weiß doch gar nichts von der Welt.“ Und es ist wie ein stummer Schrei an die Welt. Ein Schrei, der besagt, endlich gehört und wahrgenommen zu werden. Sie Schuld sucht sie auf jeden Fall nicht bei sich, sondern bei anderen :)

Die Ödnis und Langeweile des eigenen Lebens, ja gar der eigenen Existenz, zeugen von einer gewissen Todessehnsucht, die Mary hat und entwickelt, in diesem ihr so verhassten Ort, in dem sie leben muss. Mit seinen ach so verhassten Bürgern. Es ist ein Kreislauf. Tagein Tagaus erlebt sie dasselbe. Spaziergänge in der öden langweiligen Landschaft, ohne Abwechslung. Einzig das Schreiben bleibt ihr. Es ist ihr Ausdruck und gleichzeitig ihre Rettung. Das Buch ist nichts für Zartbesaitete und Wohlfühlleser. Wir haben es hier mit einer kleinen Rebellin zu tun, die für sich selbst rebelliert, indem sie ihre Gefühle und Gedanken aufschreibt. Und die sind oftmals provozierend. Ich glaube die gute Mary nimmt diese Provokationen oft auch als Herausforderung an. Zusammen mit der sie verschmähenden Außenwelt.

Doch Mary beschreibt auch die schönen Dinge im Leben. Flüsse, Morgendämmerungen, Abendrot. Blüten, Pflanzen, Gräser, die Natur. Oh, und Oliven. Das Glück, und was es ihr bedeutet. Mary glaubt alles Glück sei nicht von Gott, sondern vom Teufel geschaffen. Sie ist schwankend in ihren Aussagen. Mal zu Tode betrübt, einen Moment später himmelhochjauchzend.

Das Buch ist wie die Suche nach einem Platz im Leben. Man will etwas bewirken. Aber nicht durch Taten, sondern durch Worte. Vielmehr ist es der Drang danach, nicht in Vergessenheit zu geraten, wahrgenommen zu werden, und zu überdauern. Auch dies…… ein Ding, welches in uns Menschen tief verwurzelt ist. Dieses „Du bist eigentlich in Nichts gut, du existierst eben einfach“, ist eine Sache, die man allzu leicht übernehmen kann, wenn es einem von Anderen nur zu lange eingeredet wird. Wenn sich niemand um dich Gedanken macht, und du Nichts bist, dann fängst du eben an dir eigene Gedanken über dich zu machen.

Das Buch zieht einen ein wenig runter, in einen Abgrund. Es gibt kein Gut und kein Böse, weil in allem beides steckt. Und trotz, dass im Buch diese Düsternis herrscht, kann ich Mary und ihre Sichtweise verstehen. Die Nichtakzeptanz von Menschen, und sich trotzdem immer wieder Zureden, man sei trotzdem etwas Besonderes, sind eine gängige Weise, auch heute noch, wenn einem von der Welt die Anerkennung fehlt, die einem eigentlich zustehen sollte. Und nicht immer ist man für sich selbst verantwortlich……… manchmal muss eben wirklich auch die Umwelt auf einen achten, achtsam sein, und einen wahrnehmen. Wenn möglich nicht nur als Verquerdenkerin. Bei Mary ist kein Interesse anderer da, nur Lieblosigkeit wird ihr entgegengebracht. Sie suhlt sich darin. Man merkt aber auch, wie sehr sie durstet. Nach Liebe…… Leben… Das Buch ist somit ein wunderbares Symbol dafür, was wir alles sein könnten, wenn man uns eine CHANCE geben würde. Menschen die glauben uns zu kennen, glauben und zu durchschauen, uns sagen, dass wir sicher so und so sind. Und in Schubladen stecken. Oder wie es heute gerne der Fall ist, gar analysieren…………….. die wissen doch im Grunde gar nichts über uns. Wir werden festgelegt in Gruppierungen. Geordnet nach Schulabschlüssen, danach welches Geschlecht wir haben, welchen Gesundheitsstand es gibt, und viele andere Dinge. Aber wer sagt uns, dass nicht vielleicht in genau der einen Person, der man keine Chance gibt, weil sie nicht ins Schema passt, ein Genie steckt…… das vielleicht mal unserer Welt viel Positives geben würde?

Mary MacLanes Buch wurde 1902 veröffentlicht, und bis heute nicht ins Deutsche besetzt. Dies geschieht jetzt erst. Und ich finde die Zeit könnte nicht passender sein. Ist doch die Aussage des Buches heute aktueller denn je. Ich bin auf jeden Fall froh, dass solch ein Klassiker nicht in Vergessenheit geraten ist, war die junge Mary ihrer Zeit doch irgendwie voraus. Und auch wenn das Buch damals einen Skandal heraufbeschworen hat……….. so zeigt das ja nur, dass die Menschen dadurch irgendwie berührt wurden. Skandale aufgrund von Dingen, die eigentlich kein Skandal sind, bringen wenigstens die Maschinerie des Nachdenkens zum Laufen. Dass jede Zeit natürlich auch noch ihre Eigenheiten hat, und sie gerade in einer leben musste, in der es für Frauen nicht gerade leicht war, ihre Meinung kundzutun, das ist eine andere Sache. Dieses Buch ist kein neues Buch, nein, es ist vielmehr ein wiederentdecktes. Das Ganze wurde in einer Art Tagebuch geschrieben. Verschiedene Tage aus dem Leben von Mary Mac Lane, die sie beschreibt.

Also liebe Mary. Du wolltest schreiben, du wolltest Ruhm, du wolltest, dass man deine Schriften wahrnimmt, und dass sie von Menschen in einer anderen Zeit gelesen werden, die sich dir verbunden fühlen, und nachvollziehen können, wie es dir beim Schreiben ging. Ich würde sagen, Du hast alles richtig gemacht :)

Und weil im Buch so viele Gedichte und Lieder aus einem anderen Jahrhundert vorkommen, würde ich Mary für ihre Rezension gerne ein Lied widmen, dass ihr vielleicht als 19jährige Frau DIESER unserer Zeit gefallen hätte. Denn ein bisschen ihrer Zeit war sie ja schon voraus:

„And once the water starts to rise……………. And heaven's out of sight……….She'll want the devil on her team……

……..My Lucifer is lonely………“

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