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Veröffentlicht am 20.02.2021

Auf auf in die wundervolle Welt voller Wunder.

Juno und die Reise zu den Wundern
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Juno und die Reise zu den Wundern – Eine fabelhafte Geschichte von Judith Hoersch

Ach ja. Das Angepasstsein. Eines meiner Lieblingsthemen….NICHT. Oder doch? Vielleicht schon. Es ist ein zwiespältiges ...

Juno und die Reise zu den Wundern – Eine fabelhafte Geschichte von Judith Hoersch

Ach ja. Das Angepasstsein. Eines meiner Lieblingsthemen….NICHT. Oder doch? Vielleicht schon. Es ist ein zwiespältiges Thema in meinem Kopf. So richtig angepasst war ich nie. Und je nach Lebenszeit, in der ich mich gerade befand, war es mal mehr, und mal weniger, abwesend. Doch das Träumerische und Unangepasste habe ich mir bewahrt. Genauso gerne wie Geschichten über Leute zu lesen, die sich nicht anpassen. Die Träumer dieser Welt. Die anders sind. Andersartig. Die sich abheben von der Masse, und auch Dinge anders anpacken, als der Rest der Menschheit, die in ihren Fakten und der vollen wissenschaftlichen Realität leben. Für mich sind Träumer faszinierend. Besonders. Schaffen sie es doch, sich nicht unterkriegen zu lassen von den Blicken, die ihnen zugeworfen werden, ob ihrer anderen Art, und den Augenverdrehern, die mit diesen unrealistischen Menschen nichts anfangen können. Die sie sogar oftmals als naiv hinstellen, obwohl sie mehr Fantasie im Kopf haben als andere. Es ist also natürlich kein Wunder, dass ich just im ersten Kapitel, die gute Juno schon so kennengelernt habe, das sie mir ans Herz gewachsen ist. Womit wir schon beim Thema des Buches wären.

Die Geschichte, die das Buch uns zuflüstert:

Es geht im Großen und Ganzen um Junos Lebensreise, von der Kindheit, über die Jugend, bis zur jungen Erwachsenen. Es geht ums Loslösen, Loslassen, aber auch finden. Was auch immer gefunden werden will. Denn dieses Such- und Findespiel führt Juno über verschlungene Wege über die ganze Welt, bis zur Erkenntnis. Juno selbst ist eine wahrhafte Träumerin, was sich in einer Kindheit voller fantastischer Träume, notierten Geschichten und Büchern fantasievoller Erlebnisse spiegelt. Dass sie als Kind nicht ganz ernst genommen wird, und Schwierigkeiten hat, sich unter den Menschen zurechtzufinden, die sie zum einen nicht so annehmen wie sie ist, oder sie gar einfach meiden, das ist klar. Ob Juno nun ihr ganzes Leben lang die schüchterne Außenseiterin bleibt, die nur in ihren Träumen lebt, ob sie Jemanden findet, der genauso in Träumen lebt, wie sie es tut, und ob man nicht auch ab und an mit offenen Augen träumen darf, ohne zu träumen, das zeigt uns die Geschichte. Der Wegweiser sind zwei Goldringe um Junos Hals. Nur was ist das Ziel am Ende des Weges?

Cover und Gestaltung:

Zur Gestaltung ist zu sagen, dass nicht durchgehend, aber ab und an schöne Bilder im Buch enthalten sind, die uns bei der Reise begleiten, und zusätzlich zum geschriebenen Kopfkino noch visuelles beisteuern. Das Cover selbst ist mit Sequenzen aus der Geschichte gespickt, die alle in ihrer Einzelheit wichtig sind, und durch die Geschichte leiten. Denn alles hat eine Bedeutung. Sogar die Schuhe :)

Fazit und Gedankenkarussell:

Wer nüchtern denkt und Fakten liebt, wird am Buch vielleicht nicht viel Freude haben (oder vielleicht doch?!). Dies ist ein Buch für Träumer, und man muss sich nicht nur darauf einlassen, sondern auch auf die Schreibweise, die alles umschreibt, aber keine genauen und spezifischen Angaben macht. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Aber wer kurz seinen Denkapparat, das Denken ausschalten kann, der wird verstehen, was mit dem Buch gemeint ist. Das Buch ist besonders, und speziell geschrieben, und man muss sich erst eingewöhnen. Aber wie in allen Dingen sollte man vielleicht nicht gleich aufgeben, sondern auch hier die Augen öffnen, oder die Ohren, um zu hören, was uns die Geschichte zu sagen hat. Denn manchmal findet man auch in kleinen Dingen unheimlich viel Glück, wenn man auch hier wieder genau hinsieht/hinhört. Denn wir finden Fabeln, Gleichnisse, Metaphern und Symbolik. Und ein wenig umweht die Geschichte auch der Wind des Schicksals. Alles findet statt, wie es stattfinden soll, alles hat seine Zeit, und passiert, wenn es für uns vorgesehen ist. Auch die Liebe. Manche Dinge brauchen und benötigen eben Zeit und Umwege. Einiges muss erlebt sein, um anderes erleben zu können. Und mit Ungeduld sollte man nicht durchs Leben gehen. Weisheit findet man deshalb auf jeder Seite des Buches. Und auch wenn es nicht viele Seiten hat, so habe ich das Buch nicht an einem Tag lesen können, weil jede Botschaft darin sich erst mal setzen musste, um seine Wirkung zu zeigen. Trotzdem haben die Ansätze der Gedanken mir sehr gut gefallen. Was das Buch mit dem Kopf und den eigenen Gedanken macht? Es schickt uns auf eine eigene Reise in der eigenen Vorstellung, mit eigenen Lektionen für sich selbst. Nimmt uns trotzdem auf seine eigene Reise mit. Eine eigene Reise in der eigenen Reise eines anderen. Verständlich? :D

Und auch wenn sich manche Realisten ständig fragen würden, woher Juno das Geld zum Reisen hat, ob sie keinen Job hat, oder einen, der ihr so lange Urlaub gibt, wie sie dies alles mit ihrer Wohnung hinbekommt, ob sie nicht weiterhin Miete zahlen müsste und…..überhaupt. Mit all diesen Fragen wäre das Buch nur halb so schön, und würde eine Menge seines Zaubers verlieren. Deswegen sollte man sich einfach fallen lassen, die Gedanken der rauchenden Köpfe und realitätsnahen Fragen sein lassen, und genießen. Denn ja, manchmal denken wir zu viel. Wie es eben im einem Land der qualmenden Köpfe üblich ist. Land der was? Ach so. Die Reise um die Welt ist fantasievoll, und in einer Sprache beschrieben, die nicht mit der Realität zu vergleichen ist. Statt mit Fakten zu arbeiten, und alles so zu benennen, wie es in der Realität heißt, reist Juno um die Welt in Länder, deren Merkmale sie ausmachen. Wer dann wirklich wissen will, wo er mit seinen Gedanken war, der kann im Buch hinten schauen. Denn dort gibt es eine Weltkarte von Junos Reise, gepaart mit den Namen der Länder aus der Geschichte. Diese symbolisch faktische Kombination schafft es auch, dass sich unweigerlich Bilder im Kopf zusammensetzen, weil man denkt, man wüsste in welchem Land man sich befindet. Diese aber dazu noch so wunderbar beschrieben sind, als wäre man direkt da. Menschen, Gerüche, Landschaften, Tätigkeiten. Alles ist da. Wir lesen von Häusern die nicht fliegen können, Städten die schielen, Länder der runden Brote, runden Fahnen, 1001 Gerüche, oder der qualmenden Köpfe als Beispiel. Diese Ausdrucksweise ließ mich schmunzeln. Und am Ende ist das Buch vielleicht auch so etwas wie eine Liebeserklärung an unseren Planeten Erde mit seiner Vielfalt und Schönheit, seinen unterschiedlichen Facetten. Vom Meer in all seiner Vielfalt, von stürmisch rau bis still wärmend und einladend, über karge Berglandschaften, bis zur Wüste, den Wäldern und Feldern, dem Himmel mit seiner Weite, grüne Wiesen, Berge und Täler, Felslandschaften, Dschungel, den Blumen in aller Farbenvielfalt und den farbenfrohe Pflanzen. All dies kann man ja auch nur als Wunder ansehen. Und mit der Erkenntnis, dass uns die Welt so viele schöne Dinge zeigt, kann man dann vielleicht auch die Augen dafür geöffnet bekommen, dass es auch vor der eigenen Haustür Wunder und Schönes zu sehen gibt, wenn man nur genau hinschaut. Das alles bringt neue Sichtweisen auf das Leben, und nach jeder Begegnung mit einem Menschen lernt Juno eine wichtige Lektion über dieses Leben, und die Formen von Glück. Und das Tollste ist, dass Juno diese Lektionen nicht nur mit ihrem Notizbuch teilt, sondern auch mit uns. Und wir so ebenso aus den Begegnungen lernen. Es scheint wie ein innerer Kompass zu sein, der Juno führt. Jedes Land bringt eine Lektion, die zu einer neuen Erkenntnis führt, und in ein weiteres Land. Dabei ist genau diese Reihenfolge wichtig. Wer auch immer diese festgelegt hat, es macht Spaß sie genauso zu lesen. Denn eines führt zum anderen, folgt einem Ziel, aber nicht mit Hast. So, dass der Weg auch zum Lernen, und als Ziel zum eigentlichen Ziel angesehen werden kann. Wir tauchen in jede Menge philosophische Gedanken ein, reisen dem Glück hinterher, aber auch ihm entgegen, und lernen auf dieser Reise die Welt und die Menschen in ihr kennen. Länder voll Lächeln und Freude, aber auch Melancholie. Es gibt so vieles zu lernen in dieser Welt. So wird alles zu einem riesigen Abenteuer, einer Schatzsuche. Und das alles durch unsere Welt hindurch. In der es doch keine Abenteuer und Schätze und Wunder geben kann? Aber wer sagt das eigentlich?!

Das Buch lehrt uns auch, dass wir mit offenen Augen durchs Leben gehen, Dinge wahrnehmen, alles um uns herum in uns aufnehmen sollten. Denn wenn dem nicht so wäre, könnte man die Wunder der realen Welt glatt verpassen, vor lauter Realität ODER Träumerei. Und Träumerei und Fantasie können auch ein guter Start in ein Leben voller Träume sein, welches man real verwirklichen und leben darf. Es ist wie eine Reise zu sich selbst, eine Loslösung von der Traumwelt eines jeden, ohne sich von der Traumwelt gänzlich zu lösen. Eine Verbindung zwischen Leben, Realität, und den Träumen, dem Glück, das man auch als Träumerin darin finden kann. Und damit auch ein bisschen das Verlassen, das Ausbrechen, aus Sicherheit und Schutz seiner Fantasieblase, rein in die Gefahr der Realität, mit all ihren Menschen, die einem Angst machen können, weil sie so anders sind, als man selbst. So baut der Roman aufeinander auf, in den Träumen, von den Träumereien, in ein Leben mit Träumen, dann ohne Träume, und dann mit der Erkenntnis, dass alles parallel existiert… Traum und Wirklichkeit. Wenn man es nur zulässt, und nicht stillsteht und sich versteckt vor der Welt, die voller Wunder ist. Denn selten habe ich solch ein kleines Buch gesehen, das so viel Wahrheit und Inhalt erzählt, da fast jeder Satz wunderschön und wichtig zu sein scheint. Es ist kein langes Buch, kurz von den Seiten, aber auf keinen Fall nur kurzweilig, denn es macht nachdenklich auf seine ganz eigene träumerische Art und Weise, und behält seine eigene Ernsthaftigkeit.

Ich habe das Gefühl, dass es gerade in unserer heutigen schnelllebigen Zeit Dinge braucht und benötigt, die uns zum Träumen einladen, und damit alles Schnelllebige etwas entschleunigen. Und dieses Buch ist so ein Weg, heraus aus unserer analytischen, und oftmals etwas kalten Welt, voller Fakten und überhöhten Erwartungen. Es spielt in genau dieser Welt, ohne uns hinabzuziehen in die Realität, denn es legt seinen Schutz der Traumwelt von Juno beim Lesen über uns, so, dass wir zwar beobachtend mit Juno agieren, und trotzdem mit ihr die schönen Tramwelten erleben, ohne die Belastung der realen Welt zu haben, aus der wir mit der Lektüre vielleicht auch versuchen ein wenig zu entfliehen. Der Reiz ist die Mischung aus Realität und Träumerei, aus Wirklichkeit und fast schon märchenhaftem Erzählen. Gerade diese Atmosphäre erlaubt es einem wunderbar abzuschalten, auch gerne den Verstand, und abzutauchen, und so die Welt um einen herum glücklicherweise zu vergessen. Ist diese doch gerade nicht wirklich soooo traumhaft. Und just in einer Zeit, in der nicht viel Platz für Träume in der Realität bleibt, ist es wunderbar zu wissen, dass uns eines keiner nehmen kann. Nämlich unsere Fantasie, und damit die Gedanken, mit ihr um die Welt zu reisen. Selbst, wenn es nur in unserem Kopf ist.

Das Buch kommt also ganz ohne magische Welt klar, in die erst eingetreten werden darf, wenn man sie findet. Oder halt. Ist es nicht viel eher so, dass diese reale magische Welt parallel zu unserer existiert, sich über sie drüberlegt, und eben nur von denen gesehen werden kann, die ihre Wunder auch wahrnehmen? Und das ohne durch ein Portal zu schreiten, sondern einfach nur mit offenen Augen durchs Leben laufen? Die Normalität der Dinge wird hier auf solch herausragende Weise märchenhaft dargestellt, dass man sich in einer Halbwelt aus Realität und Traum befindet. Wie ein Märchen für Erwachsene, auf der Suche nach…..der wahren Liebe, wie im Märchen? Es ist ein bisschen wie eines, das uns durch eine Fantasiewelt führt, die gar keine sein sollte, da sie unsere normale Welt ist. Und doch. Wenn man sie durch Junos träumerische Augen sieht, ist es eine Welt voller Fantasie. Hinter der Normalität der Städte wird gezeigt, dass mit dem richtigen Blick und einem großen Maß an Fantasie jedes Leben wundervoll fantastisch und märchenhaft sein kann. Das Ganze ist eine kleine Ode daran, auch als Erwachsener ein Kind im Kopf zu bleiben. Denn daran ist überhaupt nichts Schlimmes. Wir verlieren im Laufe der Zeit unsere Fantasie, und ersetzen sie gegen das Hamsterrad des Lebens, das Erwachsensein, die „qualmenden und rauchenden Köpfe“. Wir nehmen alles ernst, und haben weniger kindliche Freude, und erfreuen uns nicht mehr über die Wunder des Lebens, die kleinen Dinge, die uns Glück bringen, und als Kinder genau diese Freude bereitet haben.

Was wundervoll hervorgehoben wird ist die Einzigartigkeit von Juno. Sie ist nicht wie die anderen, und das in einer Welt, in der alle gerne gleich sind, und sich sogar schämen, wenn sie anders denken, anders aussehen, oder anders agieren möchten. Sie unterdrücken dann lieber ihre Wünsche und Träume, um weiterhin zu der Masse von Menschen zu gehören. Sie sind hastig, zu sehr auf sich besonnen, als dass sie die Welt um sich herum wirklich wahrnehmen. Da sie nur auf sich fixiert sind, in ihrem Kreis aus Realitätsdingen, bemerken sie nicht die Wunder, die um sie herum geschehen. Juno ist NICHT so. und das ist natürlich erfrischend anders. Zeigt es uns doch, dass jeder so sein sollte, wie er es sich für sich selbst wünscht, und wie er glücklich ist. Selbst wenn die anderen ihn dafür komisch anschauen, oder ihn merkwürdig finden. Es scheint als seien die Menschen so abgelenkt von den Kleinigkeiten im Leben, die das Leben darstellen, und zwar durch ihre Pläne, ihre Tagesplanungen, ihre Ziele im Leben, im Beruf, in der Karriere, im Weiterkommen, und das so sehr, dass sie doch fast vergessen zu leben, sich treiben zu lassen. Und Juno ist stille Beobachterin. Das Buch ist bunt, in einer farbigen Sprache geschrieben, die einem sofort genau diese buntfarbigen Bilder in den Kopf setzt. Wir erfahren Dinge über Juno im Erzählstil. Sie erzählt uns ihre Geschichte nicht selbst, sie wird uns erzählt. Und trotzdem bleibt Juno uns nicht fremd, ihre Abenteuer uns nicht fern. Und so beginnt eine Reise auf der Suche nach dem Einen, der Juno so nimmt, wie sie ist, der sie liebt, mit all ihren Worten, ihren Eigenheiten, und allem. Juno sucht nach dem einen Menschen, der sie versteht, der ihren Weg mit ihr geht, der die Welt so sieht wie sie, und nicht bloß ein Jemand ist, der einen begleitet und einem Schmetterlinge in den Bauch zaubert, einen aber nicht versteht, und die Sichtweise auf die Welt, die man sein eigen nennt, erst recht nicht. Unweigerlich kommt dabei die Frage auf, wie viele von uns mit Menschen zusammen sind, die uns zwar begleiten und uns ein kribbelndes Gefühl im Leben bereiten, die uns innerlich aber gar nicht wirklich ähnlich sind, oder uns gar wirklich verstehen, und das wortlos. Dies ist das Wunder der Geschichte, die Suche nach Etwas, das es vielleicht nicht gibt. Und wenn doch, dass es dann wunderbar, wundervoll, und eben ein Wunder ist. Ein Buch zum Eintauchen der Fantasie und Tagträumereien, der Wunder, Träume, und Hoffnungen, in das man sich einfach nur fallen lassen möchte. Eine wundervolle Ansammlung von Verrücktheiten, in der Welt gerne auch als Unsinn verteufelt. Aber muss immer alles Sinn machen, und kann der Sinn nicht daraus bestehen, die Welt durch wundervolle Verrücktheiten ein wenig schöner und lockerer und fröhlicher zu machen? Und ja, irgendwie ist es natürlich auch ein Buch über Jemanden, der sich zwischen den Seiten eines Buches, zwischen Buchstaben die Geschichten ergeben, anfänglich wohler fühlt als in der realen Welt. Und als passionierte Leserin, die sehr früh damit angefangen hat, kann ich diese Denkweise von Juno eben sehr gut nachvollziehen. Auch wenn ich weiß, dass sie nicht immer richtig für das Leben „da draußen“ außerhalb der Bücher ist. Denn Bücher können Frieden für einen selbst, Flucht, Glück, und ganz viel Abenteuer bedeuten. Oder eben Wunder.

Das Buch zeigt, dass Menschen, die wenig haben und brauchen, oft glücklicher sind, als die die immer mehr haben wollen, und niemals genug haben. Und dieses Glück unter der Oberfläche der Wirklichkeit zu finden. Ein Glück, das dem Alleinsein entflieht, und eine andere Hälfte seiner selbst sucht, die einen reich macht. Die Geschichte wirkt wie aus der Zeit gefallen, und das meine ich positiv. Sie könnte genauso gut im Heute stattfinden, aber auch aus vergangenen Zeiten stammen. Und es zeigt sehr schön auf, dass, wenn man sich richtig fallen lässt, sich in eine Situation hineindenkt, mit dem Herz und nicht mit dem Kopf, dann kann fast alles zum Traum werden. Und so scheint es wirklich, als ob wir uns beim Lesen mitten in einem Traum befinden, der doch irgendwie in der Realität spielt, die uns aber zum Glück nicht ihr wahres reales Gesicht zeigt. Sie läuft nebenher und scheint durch, obwohl man in einer Gedanken– oder Traumwelt, weit weg von der Realität des Lebens, ist. Voller Träumerei, Phantastereien und Gefühlen. Man darf nicht nur an das glauben, was man sieht.

Heutiges Rezensionslied? Natürlich eines über Wunder!:

„Viele Menschen suchen, jeden Tag auf's neu, jemand, der sein Herz Ihnen gibt.
Und wenn sie schon glauben, er kommt nie vorbei, finden sie den einen, der sie liebt.

Wunder gibt es immer wieder. Heute oder morgen, können sie geschehen.
Wunder gibt es immer wieder. Wenn sie dir begegnen, Musst du sie auch sehen.“

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Veröffentlicht am 19.02.2021

Es ist ein Spiel mit dem Feuer…. Oder doch mit dem Eis?

Eiskalte Liebe
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Eiskalte Liebe von Lisa Lamp

Eisherzen. Wir kennen sie als Synonym dafür, dass ein Herz erkaltet ist. Dies kann viele Dinge bedeuten, aber auch an vielen Dingen liegen. Zum einen kann man einfach ein ...

Eiskalte Liebe von Lisa Lamp

Eisherzen. Wir kennen sie als Synonym dafür, dass ein Herz erkaltet ist. Dies kann viele Dinge bedeuten, aber auch an vielen Dingen liegen. Zum einen kann man einfach ein böser und eiskalter Mensch sein, dessen Herz gefroren ist, und keinerlei Wärme in sich und für andere trägt. Aber es kann auch bedeuten, dass man für sich selbst keine Wärme übrighat. Das Herz kann erkalten, aber auch von Anfang an da sein. Es kann sich wieder erwärmen, wie in einigen sehr schönen Geschichten, zum Beispiel durch Magie, oder einfach Liebe (wobei, das kann man ja so gar nicht auseinanderhalten). Man kann es bekommen, wegen Flüchen, wegen Prophezeiungen, oder, wenn uns Schlimmes widerfährt, wir enttäuscht werden, oder so sehr verraten, dass unsere Wärme und unsere Liebe im Herzen gefriert, und wir nur noch diese weitergeben und empfinden können. Und manchmal sind die Menschen die sich mit Eis und Kälte umgeben, gar nicht so eisig und frostig, wie sie anfangs scheinen, sondern werden zu den tollsten Menschen, die wir kennenlernen können. Hier ganz spezielle Grüße an meine spezielle Freundin Elsa, die Eiskönigin :D. Was ich aber eigentlich sagen will ist, dass Eiskalte Herzen natürlich auch manchmal mit eiskalter Liebe zusammenhängen können. Denn die ist es ja eigentlich, die unser Herz erwärmt. Und genauso wie die Wärme in unser Herz kriecht, wenn die wahre Liebe auf einmal da ist, so kann dieses Herz auch erkalten, wenn diese Liebe uns hintergeht, enttäuscht, oder unserem Herz schlimmere Dinge antut. Und erzählen tu ich euch das mal wieder warum? Natürlich, weil das Buch und die Geschichte mit der Thematik zusammenhängt, was ja diesmal schon am Titel erkannt werden kann. Worum geht es also?

Die Geschichte, die das Buch erzählt:

Die Geschichte des Buches ist die von Leandra und Nikolai. Anfänglich noch zwei ganz normale Teenager. Ganz normal? Naja. Leandra und Nikolai können sich nicht ausstehen, und sind in der Schule wirklich sowas wie Feinde, die sich gegenseitig jeden Tag gerne die schlimmsten Dinge an den Kopf werfen. Dabei reitet Nikolai gerne darauf herum, dass Leandra nicht weiß, wie man aus sich herausgeht, Partys mit all ihren Versuchungen meidet, und überhaupt viel z gut in der Schule ist. Leandra hat dagegenzusetzen, dass Nikolai ein Mädchen nach dem anderen verführt, und es eben nicht schafft, eine ernsthafte Beziehung aufzubauen, die darüber hinausgeht, jemanden einfach nur ins Bett bekommen zu haben. Man sieht, die beiden sind wie Feuer und Eis. Moment mal, Feuer und Eis? War da nicht was? Ja, natürlich, das war es. Aber dazu später mehr. Wir sind noch im Moment der High-School Feindschaft. Merkwürdig, wie es nun mal im Leben ist, liebt man auf dieser High-School dann Nikolai auch noch, weil er einfach so gut aussieht, und alle Mädchen ihn irgendwie haben wollen (hä?). Jaja, er ist schon irgendwie heiß, unser feuriger Kerl. Dass dies alles nicht gerade dazu beiträgt, dass Leandra die Beliebteste der Schule ist, kann man dann wohl verstehen. Tatsächlich ist sie eine ziemliche Einzelgängerin. Und so überschlagen sich eines Tages die Ereignisse. Lilly, Leandras Schwester, und einzige noch lebende Verwandte, wird verschleppt. Vorher gibt es noch einen eisigen Zwischenfall in der Umkleidekabine der Schule. Und dann? Ja dann……. Kommen nacheinander viele Dinge ans Licht. Dass Leandra Lilly suchen wird, ist klar. Hat sie doch sonst Niemanden mehr auf der Welt, da die beiden Waisen sind. Dass sie dazu Hilfe von Nikolai benötigt, ist…..ärgerlich für sie. Vor allem, weil Lilly doch glatt denkt, Leandra und Nikolai passen in Wirklichkeit super zusammen. Und somit beginnt die Suche nach Lilly, der Wahrheit, und irgendwie auch sich selbst. Und dann muss es ja auch noch die Antwort auf die Frage geben, warum ausgerechnet Nikolai so viel über diese Welt, jenseits unserer, weiß.

Cover und Titel:

Das Cover gefällt mir sehr gut, da es die Thematik des Eises und des eisigen Herzens gut widerspiegelt. Und somit gleich einen Bezug zum Titel findet. Dass noch ein Schloss mit abgebildet ist, verrät uns eigentlich schon, dass das Buch nur teilweise in unserer Welt spielt, und wir in ein anderes Königreich reisen werden.

Fazit und Gedanken:

Natürlich sind wir hier im Genre Romantasy, das nicht ohne Fantasyelemente auskommt. Diese werden auch hier im Buch geboten. Denn, Lilly wurde nicht einfach nur verschleppt, sondern entführt. Und das in eine ganz andere Welt. Denn jenseits unserer Welt gibt es die Welt von Eisblumen und Feuerteufeln. Zwei Völker, die nicht gerade in Frieden miteinander leben. Der Gegensatz von Feuer und Eis ist hier also nicht nur in seiner natürlichen Form gegeben und sichtbar, sondern wird symbolisch auch noch verkörpert durch Feuerteufel und Eisblumen, die sich gegenseitig bekriegen.

Das ganze Buch ist quasi aus der Sicht von Leandra erzählt, die uns direkt in ihre Geschichte einweiht, ihre Gedanken, ihre Vergangenheit, und was in ihr vorgeht. Gerade deshalb ist sie wohl auch so präsent im Buch, und bleibt beim Leser hängen. Doch vielleicht ist das ein wenig zu viel, und gerne hätte ich auch etwas aus der Sicht von Nikolai erfahren, so als kleinen Perspektivwechsel. DAS aber nur am Rande. Denn Nikolai bleibt mir als Figur ein wenig fern, sowohl in seinen Gedanken, als auch in seinem Handeln. Nähe konnte nicht so viel aufgebaut werden. Dafür war die Gefühlswelt und die Nähe rund um Leandra sehr viel intensiver.

Was mir am Buch super gut gefallen hat, das ist, dass sich Leandra nicht aus der Ruhe bringen lässt. Gerade anfänglich ist es so, dass sie öfter gemieden wird, und in der Schule alleine steht. Bis auf ihre kleine Schwester natürlich. Wie Leandra mit dieser Tatsache umgeht ist bemerkenswert, denn ich wäre wohl schon nach Tag 1 dort nicht mehr gerne zur Schule gegangen, und hätte auch nicht so schlagfertige Antworten draufgehabt. Leandra erscheint eiskalt? Oder nur kalt? Naja, so schlimm ist es nicht. Aber sie ist eher bei den mutigeren Heldinnen in Büchern anzusiedeln. Kein Wunder. Musste sie sich ihr ganzes Leben doch gegen alle wehren, die sie niedergemacht haben, Streit mit ihr gesucht haben, oder versucht haben ihr einzureden, sie sei etwas, das sie nicht ist. Da kann man schon mal gefühlskalt werden. Ich persönlich nenne es ja eher vorsichtig und misstrauisch, mit einem gesunden Respekt davor, dass andere einen immer wieder verletzen, oder auch verlassen können. Tatsächlich war es sogar genau diese Seite an Leandra, die mir anfänglich sympathisch war, und die ich gemocht habe. Da eine gewisse Kratzbürstigkeit da war, und eine Abwehrhaltung gegen die Leute, sie verspottet haben. Wie ich das unter einen Hut damit bringen kann, dass ich sonst eher gefühlvolle Charaktere mag? Nun ja. Ich weiß ja, warum Leandra das ganze tut. Gerade UM ihre Gefühle zu schützen. Ein kleiner Kritikpunkt am Buch ist dann auch, dass sie zu schnell einbricht, und sich auf Nikolai einlässt. Ich hätte ihm vielleicht noch ein wenig länger meine Kratzbürstigkeit gezeigt. Selbst, wenn ich schon geahnt hätte, dass man sich in Menschen auch täuschen kann, und unter der Fassade manchmal ganz andere Gründe zum Agieren stecken, als uns bewusst ist, oder wie es eben scheint.

Gerade den zweiten Teil der Geschichte fand ich dann größtenteils sehr gut gelungen, weil es wie eine kleine Wandlung von Leandra gibt. Sie wird weicher, das Eis ums Herz schmilzt, und damit auch verletzlicher. Nun ist sie sich bewusst dessen, was sie ist, und weiß ob ihrer Vergangenheit, und den dunklen Stellen darin. Allerdings hätte ich gerne gesehen, dass die Story entweder ein dickeres Buch gewesen wäre, oder dass man daraus sogar eine Dilogie gemacht hätte, um die Landschaften, die Welt, und die Historie der Völker von Eisblumen und Feuerteufeln mehr zu beschreiben. Trotz allem konnte ich mich gut in die Charaktere versetzen, und auch mit ihnen mitfühlen, wenngleich das natürlich wegen der Perspektive bei Lea am meisten der Fall war (und ich sie wie gesagt einmal nicht verstanden habe, weil die Sache mit Nikolai mir zu schnell voranging). Gefallen haben mir die vielen Denkansätze, wie es bei jedem Buch das ich lese, immer so ist. Denn Vertrauen, Misstrauen, Enttäuschung und Verrat sind auch hier unterschwellig Thematiken, die vorkommen. Aber verständlicherweise auch der Wunsch, jemandem vertrauen zu können, wenn man bisher meist alleine durch die Welt gegangen ist. Womit wir schon bei einer weiteren Aussage des Buches sind.

Denn unterbewusst wird hier natürlich auch angesprochen, dass man in der Liebe unter sich bleiben muss. Sollte. Dass Eisblumen sich nur in Eisblumen, und Feuerteufel sich nur in Feuerteufel verlieben dürfen. Sie nur untereinander Familien gründen sollen. Und Feuer zu Eis natürlich gar nicht passt. ABER das Buch zeigt auch, dass diese Aussage so natürlich total falsch ist. Denn passen sollte jeder ja zu demjenigen, den er ganz einfach liebt. Und sowas sollte kein Gesetz verbieten. Hier im Buch ist es ein Spiel mit dem Feuer. Wortwörtlich.

Die Geschichte birgt auch das Problem des Vorurteils. Man verurteilt jemanden, weil er dies oder das ist, und wird wiederum für sein eigenes Selbst verurteilt. Es zählt nur als was man geboren wurde, und in diese Schublade huscht man rein, und muss sich wieder rausarbeiten. Denn als Individuum ist man eventuell ganz anders. Diese Problematik zeigt sich nicht nur in den Völkern, sondern auch in kleinerer Runde in der Schule von Lea und Nik.

Als Kleine Kritik habe ich nun schon genannt, dass ich gerne alles etwas mehr ausgeschmückt gehabt hätte, mehr über die Welten und die Umgebung erfahren hätte, um mich besser hineinzuträumen, oder sie besser in meinem Kopf entstehen zu lassen. Und dass alles in der Geschichte etwas zu schnell geht, sowohl im Geschehen als auch im Fortgang. Und trotzdem. Für ein Buch von knapp 268 Seiten ist die Geschichte an sich als Story wirklich toll. Mir gefällt die Welt, zumindest das, was ich von ihr kennenlernen durfte. Auch die Geschichtsentwicklung hat Potenzial nach oben. Und die Aussage von Allem, was dahintersteckt, sowohl hinter der Geschichte, als auch dahinter, warum sich Die Völker eigentlich bekriegen, mag ich. Denn es zeigt, dass immer mit dem Herz entschieden wird, und genau daraus, aus persönlichen Gefühlen, sogar Kriege entstehen können, und ein Hass, der weit in die Gegenwart reicht. Der sich immer neu aufbaut, eins ums andere, und neben den alten Gründen immer neue sucht, und oben drauf packt. Es ist also eine Geschichte, in der ich mir mehr Beschreibungen und damit Dichte gewünscht hätte. Aber die grundsätzliche Idee fand ich toll, weshalb ich dem Buch 4 von 5 Eissternen gebe. Und da dies natürlich nur meine persönliche Meinung ist, darf sich gerne jeder davon überzeugen, wie die Geschichte auf ihn selbst wirkt. Denn jeder Mensch ist ja anders, und jedermanns Gefühls – und Gedankenwelt funktioniert in anderen Bahnen :)

Als positiven Punkt möchte ich auch noch ansprechen, dass ich die vielen kleinen Einblicke in die Vergangenheit gemocht habe, weil sie zum Verständnis der Geschichte beitragen. Es sind Einblicke über Vorfahren, über ihr Leben, und über Dinge aus der Vergangenheit, die bis in die Gegenwart reichen. Auch, dass diese Emotionen und Gefühle nachvollziehbar waren, hat mir gefallen. Dass sie nicht aus der Luft gegriffen waren, und man kein Verständnis dafür hat, warum Dinge damals passiert sind.

Außerdem ist es ein Buch über Vertrauen, Misstrauen, aber auch enttäuschte Liebe und darüber, jemanden zu hintergehen. Und manchmal ist hinter einer Schicht aus Eis und Kälte, oder gar einer Wand aus Feuer, nicht genau das, was wir erwarten, und wir sollten einen zweiten Blick wagen, oder auf unsere Gefühle und unser Herz hören. Falls es nicht gerade mal wieder zu Eis erstarrt ist :). Oh, und dann haben wir noch diese kleine Lehre, dass es beängstigend sein kann, wenn plötzlich Eis aus unseren Fingern kommt. Das wissen wir spätestens seit Elsa. Immer noch! Ich muss die Eiskönigin einfach immer mal wieder erwähnen. Sorry dafür :D

Das Vertrauen zwischen Leandra und ihrer kleinen Schwester Lilly ist übrigens fühlbar, da merkt man den Zusammenhalt, zum einen der Liebe zur Schwester, und zum anderen, weil die beiden als einzige noch füreinander da sind, und sich alles bedeuten.

Und da die Geschichte ja diesmal wirklich von Liebe, Wärme, Feuer, und größtenteils Eis handelt, fand ich diesmal dieses Rezensionslied passend zur Geschichte:

„Einst gebor'n aus kalter Luft und Regen aus den Bergen. Die Nacht, die eiskalt vor uns liegt, trägt ein kaltes Herz verborgen.
Jetzt schlag in das Eis, kalt und klar. Suche nach Liebe und auch Gefahr. Finde Schönheit rein und wahr. Brich das Eis entzwei. Das Herz aus Eis leg frei.“

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Veröffentlicht am 19.02.2021

Mit Familienbanden ist das so eine Sache. Wem fühlen wir uns verbunden?

Winterleuchten am Liliensee
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Winterleuchten am Liliensee von Elisabeth Büchle

Es waren einmal drei Brüder….! Spaß! Trotzdem: Heute geht es um Familie, um Einsamkeit, Alleinsein, sich vergessen fühlen. Aber auch um Vorurteile, und ...

Winterleuchten am Liliensee von Elisabeth Büchle

Es waren einmal drei Brüder….! Spaß! Trotzdem: Heute geht es um Familie, um Einsamkeit, Alleinsein, sich vergessen fühlen. Aber auch um Vorurteile, und das Ankommen bei Menschen, die nicht immer unserer Familie zugehörig sein müssen. Und da all diese Themen in der Geschichte vorkommen, und aufeinanderprallen, fange ich heute gleich, und ohne viele Vorworte an, etwas über das Buch zu erzählen. Die Gedanken dazu kommen also an späterer Stelle.

Die Geschichte, die das Buch erzählt:

Wir schreiben das Jahr 1965. Lisa aus der Großstadt reist in den Schwarzwald zu den Vogels. Mutter Charlotte Vogel ist eine alte Freundin ihrer verstorbenen Mutter. Da diese sich, auch im Leben, nie richtig um ihre Tochter gekümmert hat, sieht Lisa nun die Chance, sich in einer Familie zugehörig zu fühlen. Denn das ist etwas, das ihr gesamtes Leben gefehlt hat. Doch so einfach ist das natürlich nicht. Denn da ist ja noch Robert, einer der drei Söhne von Charlotte, der allem und jedem gegenüber misstrauisch ist, und in allem Betrug sieht, und seine Familie davor schützen will. Doch auch Charlotte hat Pläne. Ihre drei Söhne sollen nämlich unter die Haube, natürlich nach und nach. Und so sieht sie in Lisa eine potenzielle Schwiegertochter. Die Berge des verschneiten Schwarzwaldes sollen es richten, und so bricht Robert mit Lisa zu einer Tour auf. Doch die Berge im Winter bergen auch Gefahr. Und überhaupt, kommt ja meistens alles ganz anders, als geplant. Lisas Ängste und Roberts Ängste sammeln sich in einer Hütte, und irgendwie entsteht dort eine ganz besondere Atmosphäre. Man meint fast, etwas entsteht, was beide so nie gehabt haben, und nach dem sich beide sehnen. Und wie so oft, in solchen Romanen, geht das Ganze nicht ohne Probleme und mächtige Bedenken voran. Lest also, wie man Nähe aufbauen kann, ohne sich körperlich nah zu sein.

Cover und Titel:

Das Cover finde ich sehr passend, weil es winterlich, und trotzdem hoffnungsvoll, und wunderschön aussieht, und uns zeigt, dass Winter nicht immer nur grau und dunkel sein muss, sondern auch mit Helligkeit, Licht, und damit Hoffnung verbunden sein kann. Deswegen auch der schöne Titel des Winterleuchtens. Und der Liliensee? Nun ja. Ich bin mir sicher, der ist im Winter genauso schön anzusehen, wie auch im Frühling oder Sommer. Aber hier erscheint er fast glitzernd winterlich :)

Fazit und Gedankenallerlei:

Wir lernen auch hier wieder die Protagonisten unheimlich gut kennen, dürfen in ihr Inneres sehen, fühlen mit ihnen mit. Sie sind uns sympathisch, nicht fremd, sondern erscheinen uns sehr nah. Genauso, wie ich es mag, da mir die Charaktere in den Geschichten immer das Wichtigste sind. Und so liebe ich es, wenn es einem fast so erscheint, als ob man die Menschen kennen würde, obwohl man sie erst kürzlich zu Anfang des Buches kennengelernt hat. Man verbindet mit ihnen die gemeinsame Geschichte, und das gemeinsam erlebte. Sie sind also sehr gut gezeichnet. Lisa die Städterin, die nichts mit Natur am Hut hat (denkt Robert), und Robert der unfreundliche Kerl (denkt Lisa). Dabei ist es ganz anders. Lisa genießt die Natur und die Umgebung, den Wald, den Winter, und vor allem den Liliensee. All die Landschaft gibt ihr Geborgenheit und Frieden und Ruhe. Und wer Natur liebt, der weiß, wie recht Lisa damit hat. Zusammen mit Lisa erleben wir die Landschaften rund um das Forsthaus, genauer gesagt einen Teil des Schwarzwaldes, und fühlen uns durch den Schreibstil mitten hineingezogen. Lisa selbst zeigt sich von einer ganz anderen Seite, als ihr Äußeres annehmen lässt. Sie ist verletzt im Inneren, erscheint wie ein scheues Reh, welches sie aber gar nicht ist, weil da auch Stärke in ihr wirkt. Außerdem mag ich ihre Eigenart, dass sie ständig vor sich hinredet. Etwas, das mir irgendwie bekannt vorkommt. Trotzdem zweifelt sie an sich, und glaubt sich nicht liebenswert, da ihre Mutter sie weggegeben hat, und ihr eigenes Leben über das ihres Kindes gestellt hat, ihrem Kind gegenüber kein Verantwortungsgefühl zeigt. Ich finde es schön, dass Menschen im Buch nicht verurteilt werden, die eine falsche Selbstwahrnehmung haben, sich ungewollt fühlen. Denn viele wissen gar nicht, dass es Menschen mit solchen Störungen gibt, und erst recht nicht, wie mit ihnen umzugehen ist. Weiter habe ich gemocht, dass die Wandlung sichtbar war von Jemandem, der dachte, dass alle ihn nur verurteilen und sich ein Urteil über ihn bilden. Lisa hat sich durchgebissen und eine Wandlung durchgemacht, die mir gefallen hat. Ein Gefühl des gewollt seins und akzeptiert werdens, Respekt und Anerkennung, sind übrigens für jeden wichtig.

Das Buch beschäftigt sich sehr mit dem Thema der Einsamkeit in all seinen Formen. Der selbstgewählten Einsamkeit, aufgrund von Enttäuschung, und der Einsamkeit, die man sich nicht aussucht, weil man weggestoßen wird. Und natürlich auch ein wenig der Einsamkeit der Natur, denn ja, ich musste unweigerlich beim Buchlesen an einen wunderschönen Winterspaziergang in einer Schneelandschaft denken, in der man einsam und allein seinen Gedanken nachgehen kann, während die Sonne sich in den Schneekristallen spiegelt. Doch wir geraten auch in Familienbande, werden uns durchs Buch bewusst, was Familie einem bedeuten kann, und dass Familie nicht immer die Menschen sein müssen, die mit uns blutsverwandt sind, und die uns weniger familiär erscheinen, wie Menschen, die es gut mit uns. Die Frage nach Familie und Zusammengehörigkeit ist ein ganz zentrales Thema im Roman, das einem beim Lesen selbst dazu bringt, sich irgendwie zu hinterfragen. Denn eigentlich sollte Familie einem Liebe, Schutz, Geborgenheit, und Auffangstation in allen Lebenssituationen sein, und einem vor allem Unheil der Welt beschützen, so dass man immer etwas hat, an das man noch glauben kann, wenn alles andere im Leben schiefläuft. Leider ist das eben nicht in allen Familien so.

Das Buch spielt in der Gegend um Schiltach und Vierbrücken, am titelgeben Liliensee. Wenn ich diese Gegend also kennen würde, würde mir sicherlich vieles bekannt vorkommen. So haben mich die Beschreibungen der Umgebung, der Natur, der Landschaft, des Schnees, und die Atmosphäre der Jahreszeit eingefangen, und direkt an diesen Ort gebracht. Zumindest in meinem Kopf. Heißt….die Orte wurden so schön beschrieben, dass man sich mal wieder wegträumen konnte auf Waldwege, Berge, und in die wunderbare Natur. Die Klarheit des Sees ist symbolisch gesehen sehr schön, denn Lisa findet in genau dieser Natur, ihrer Abgeschiedenheit und Ruhe, Klarheit über ihre Vergangenheit und auch Gegenwart, und erkennt, was sie eigentlich im Leben will, und was wichtig ist. Was ich ebenfalls wundervoll finde ist der Schreibstil, die Umschreibungen, und die Bilder, die beim Lesen im Kopf entstehen. Fast wie bei einem Bild, welches man ansieht, während man den Roman liest, und die Leinwand sich mit Bildern und Farben füllt, je mehr der Text und damit die Geschichte voranschreitet.

Der Geist der damaligen Zeit zieht durch das Buch. Woher ich das weiß? Fragt nicht! Aber wenn man Familienmitglieder hat, die in dieser Zeit gelebt haben, dann bekommt man automatisch immer gesagt, wie schön und unkompliziert, und so viel wärmer die Zeit damals war, wie liebenswürdig die Menschen waren, und dass es keine allgemeine Kälte gab. Was natürlich nicht verallgemeinert werden darf. Damals gab es böse und gute Leute, genau wie heute. Und trotzdem wird der Roman begleitet von einer bestimmten Wärme, in der man sich wohlfühlt, und sich während des Lesens beschützt fühlt. Wie eine kleine Zeitglasglocke, unter der man sicher ist, und die einen eine Zeitreise machen lässt, in der man durch das Buch wandeln darf. Somit ist das Buch zeitlos, die Probleme die gleichen, der zwischenmenschliche Bereich ohne Veränderung. Das gibt einem ein Gefühl von Beständigkeit, und das ist schön.

Und dann weht durch das Buch noch der Winterwind einer anderen Zeitepoche, der 60 er, selbst wenn diese gar nicht so weit von uns entfernt liegt. Man spürt, dass die Menschen anders gelebt haben, als wir in unserem Heute. Und doch sind die Probleme bei den grundlegenden Dingen wie Liebe, Gefühle oder Familie dieselben. Es strahlt einen gewissen Charme aus. Spielend in der Vergangenheit, gekleidet in die Probleme, die allgegenwärtig in allen Zeiten sind. Sowohl in unserer, als auch in der ferneren Vergangenheit. Man wird durch das Buch in eine Zeit zurückgeworfen, in der alles etwas langsamer voranging als es heute der Fall ist, die aber nicht unbedingt altmodisch erscheint. Denn manchmal ist dieses Langsame vorsichtige doch durchaus schöner anzusehen, als das schnelle Vorpreschen in Liebesdingen, das in seiner Schnelllebigkeit dann genauso schnell wieder zu Ende sein kann. Ich mag diese langsamen Annäherungen in Geschichten, die nicht mit Lichtgeschwindigkeit voranschreiten. Diese Atmosphäre der Vergangenheit ist angenehm, ohne uns direkt darauf hinzuweisen, dass sie schon vergangen ist.

Der christliche Aspekt ist nicht vordergründig im Buch zu finden, weil sich einfach auch Fragen stellen, die sich jeder Mensch stellen sollte. Wie zum Thema Familie, Zusammenhalt, und wie wir mit Menschen umgehen, über die wir nicht viel wissen. Das hat mir sehr gut gefallen. Zum Beispiel wird das Vertrauen auf Gott angesprochen, aber nicht in derlei Ausmaß, dass es einen stört. Lisa selbst ist durch die Nichtliebe ihrer Mutter bei ihrer Großtante aufgewachsen, die früher Nonne war, und deren Gedanken im Buch gefallen mir ausgesprochen gut, weil sie allgemein gute Ratschläge sind für alle Menschen. Und wer fühlt sich nicht manchmal alleine, und spricht zu irgendwem, oder gar mit sich selbst? Deswegen ist das Buch für alle lesbar. Ob man an Gott glauben mag, oder nicht. Das Buch hat ca. 220 Seiten, was nicht viel ist. Und trotzdem fehlt es der Geschichte an nichts, nichts wurde ausgelassen, alles scheint komplett, und genau so, wie eine Geschichte sein sollte, mit ihrem Anfang, ihrem Ende, und dem, was dazwischen erzählt wird.

Der Roman fließt nicht einfach nur so dahin, wie ein ruhiger Fluss, steht aber auch nicht still, wie ein See. Irgendwie ist er sogar sehr tiefgehend, vielleicht ja sogar noch tiefgehender, als besagter See auf dem Cover. Denn ich kann die Geschichte weder als leicht dahinplätschernd und locker flockig verbuchen, noch als super ernste Geschichte, die einem keine Freude bietet. Irgendwie ist es eine Symbiose aus humorigen Stellen, die auch leicht ins Nachdenkliche schlittern. Wir haben eine Liebeserklärung an den See. Ruhe, Geborgenheit und menschliche Wärme, gegen Kälte, Anonymität, Einsamkeit, und Lärm der Großstadt, die Wohnort, aber kein Zuhause und keine Heimat ist, wenn man auch dort einsam ist. Ich gebe zu, was mir gefallen hat, das war die heile Welt, die aber nicht überdröselt war. Manche Zeiten bedarf es eben einem Roman zum Wohlfühlen, und das habe ich definitiv getan. Und Hurra. Wer drei Söhne hat, muss sie natürlich auch alle unter die Haube bringen. Nicht wahr, liebe Charlotte? Na gut. Muss man natürlich nicht. Aber es wäre schön, denn das würde bedeuten, dass es noch weiteren Lesestoff der Reihe rund um die Familie Vogel geben würde. Ich bin gespannt und harre der Dinge die da kommen! :). Denn dies ist auch eine Verkupplungsgeschichte, oder eher ein Versuch dessen, aber nur ganz leicht. So leicht, dass man es gar nicht merkt. Was man merkt, sind Verwicklungen, Verwechslungen und Geschehnisse. Und das ist zum einen sehr tiefgehend, zum anderen aber auch sehr humorvoll. Denn in manchen Situationen im Buch kann man einfach nur einen Schelm finden, der einen zu herzhaftem Schmunzeln veranlasst. Doch wie schon erwähnt ist das Buch kein reines Buch einer humorigen Geschichte, sondern auch ein sehr hoffnungsvolles, mit einer Geschichte, die einen definitiv zum Nachdenken anregt und das über eine Menge Dinge. Familie, Alleinsein, Vertrauen, Misstrauen, Respekt, Beständigkeit, Zusammenhalt, Familienbande, Zugehörigkeit und das Gefühl, ungewollt und nicht willkommen zu sein. Oder eben umgekehrt dann sich auch wieder willkommen und geliebt zu fühlen. Von einer Liebe in allen Formen. Nicht nur der Liebe in Beziehungen, sondern auch der familiären Liebe, der Geschwisterliebe, der Liebe zu Menschen, die uns zugehöriger sind als unsere Blutsverwandten, und wahrscheinlich auch ein kleines bisschen der Liebe zu Gott, oder einer Macht, die ihm gleichgestellt ist. In welcher Form, oder an wen auch immer man glaubt in Zeiten, in denen man Hoffnung braucht, und sich alleine fühlt.

Auch haben wir viele Dinge, die nicht ausgesprochen werden, im Grunde genommen im ganzen Roman. Diese sorgen dann für Missverständnisse, Voreingenommenheit, Vorurteile, und, dass jeder von Allem andere Vorstellungen hat, die sich in seinem Kopf und in den Gedanken bilden. Und DAS wiederum führt……..wieder zu Verwicklungen. Die richtig schönen der Art, wo man sich als Leser gerne gegen den Kopf schlägt, und alle rütteln und schütteln möchte, um sie auf Dinge zu stoßen, die ihnen irgendwie verborgen bleiben, ob ihrer eigenen Gedanken und Denkweisen. Nicht das hier jemand dumm wäre. Nein. Vielmehr denken manche ZU VIEL. Und falsch. Aber wer wäre ich, Denkweisen als falsch zu beurteilen? Alles hat seinen Grund und seine Wege. Auch hier. Selbst wenn der Weg nicht gradlinig ist, sondern mit einigen Umwegen, die einen oftmals auch in verschneite Wälder führen. Das Buch agiert hierbei als Puzzle, oder gar als Kartenspiel, Zug um Zug, oder auch Puzzleteil um Puzzleteil, wächst hier etwas ganz langsam zusammen, das man als stiller lesender Beobachter miterleben kann.

Robert und auch Lisa, haben in der Vergangenheit seelische Wunden erlitten, und diese tragen sie nicht heraus in die Welt, sondern verheimlichen sie, so gut es geht. Und wieso sollten sie sich gegenseitig auch ihre Leidensgeschichten erzählen? So kommt es, dass beide nur das sehen, was sie wollen, und so entstehen gegenseitige Vorurteile. Lisa sieht in Robert den unfreundlichen Kerl, der irgendwas gegen sie hat, und Robert wiederum sieht in Lisa ein Mädchen, das sich in seine Familie hineinschleicht. Wir als Außenstehende sehen das besser, die beiden in ihrer eigenen Geschichte nicht. Und so, mit etwas Distanz, und trotzdem Nähe zu den Figuren, erkennen wir die Geschichte als das, was es ist. Verwechslungen und Irrungen, und ganz großes Unwissen in Form von Vorverurteilungen, ohne dass man sich besser kennt, und es erst mal auch nicht will. Wir sehen: Ehrlich muss man sein, damit man sich gegenseitig kennenlernen kann. Oh, und zugreifen, wenn das Glück direkt vor einem steht, anstatt zu zögern. Und dann wackeln die Ängste, und zerbröseln, gehen nicht ganz weg, aber dafür die Vorurteile, die sich ebenfalls in Staub verwandeln.

Und weil die Geschichte mit dreierlei Dingen zu tun hat, dachte ich mir, das heutige Rezensionslied könnte passen. Wir haben die Einsamkeit, die einen erfüllen und durchdringen kann, wir haben die Heimat, die ein Ort oder ein Mensch für uns sein kann, und wir haben den See, den sogar auf dem Cover, den ich einfach mal mit einem besungenen Meeresgewässer vergleiche :D. Weil es dann auch noch in die Zeit des Buches passt, da es aber auch zeitlos ist, fand ich die Vorstellung schön, jemand im Buch könnte vielleicht dazu tanzen :):

„Lonely rivers flow, to the sea, to the sea. To the open arms of the sea, yeah.
Lonely rivers sigh, "Wait for me, wait for me". I'll be coming home, wait for me.“

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Wenn es keine Garantien gibt, braucht es eben Vertrauen

London Prince
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London Prince - Kings of London Reihe Band 3 von Louise Bay

Wie soll man dieses Buch am besten beschreiben?! Ohne zu viel zu verraten, man erkennt es ja schon am Klappentext, handelt es sich um einen ...

London Prince - Kings of London Reihe Band 3 von Louise Bay

Wie soll man dieses Buch am besten beschreiben?! Ohne zu viel zu verraten, man erkennt es ja schon am Klappentext, handelt es sich um einen Liebesroman. Und wenn aus Freundschaft eine Liebe werden soll, das Ganze erotisch ist, und man dann noch auf ein Happy End hofft…Tja…Dann muss man das Buch lesen, um zu erfahren, ob am Ende all das hinhaut. Womit fange ich also an, und worin unterscheidet sich dieses Buch von anderen Büchern? Was ist anders? Was besonders? Die Gegner der Liebesromankultur werden nun wohl sagen „da wird sich wohl gar nichts unterscheiden, am Ende kommen sie zusammen und zwischendurch verlieben sie sich irgendwie ineinander, nachdem sie jahrelang ihre Gefühle unterdrückt haben.“ So ganz kann ich dem natürlich nicht zustimmen, und so ist es auch in diesem Buch nicht, wenngleich ich über Emotionen und Gefühle in Büchern ja immer froh bin. Lasst mich also anstatt die Geschichte nachzuerzählen ein paar Worte zu den Charakteren sagen. Denn wie ihr wisst, sind diese bei mir immer ganz besonders wichtig. Bei diesem speziellen Buch war es sogar wirklich so, dass ich aufgrund der Leseprobe eine gewisse Ähnlichkeit von Truly Weibliche Protagonistin) und ihrer Unsicherheit gegenüber Menschen in mir erkannt habe, und das Buch unbedingt lesen wollte, um zu erfahren, wie sie auf einen Mann wie Noah (männlicher Protagonist) reagiert. Sie ist schon ein klein wenig Nerd, was ich als positiv ansehe. Versteckt diesen nicht immer, lässt ihn aber auch nicht raushängen. Kann genauso sexy wie nerdig sein. Fast immer sieht sie sich selbst als nicht besonders. Und Noah? Ach Noah. Zu dir komm ich noch. Wobei ich glaube unter diesem Mann wohl auch einen kleinen Nerd gefunden zu haben, den er fleißig unter dem erfolgreichen Geschäftsmann versteckt, der er eben ist. Du bist durchschaut, Noah Jensen :D. Tatsächlich denke ich, dass bei dieser „Art von Roman“ die Figuren ziemlich wichtig sind, noch mehr als bei anderen Genres. Und ja, in einer Zeit in der man reale Menschen meiden soll, da will ich mir schon aussuchen, ob ich meine Zeit mit Menschen verbringe, die mir sympathisch sind. Und mit Büchermenschen verbringe ich ziemlich viel meiner Zeit. Meine heutige Rezension wird also wohl eher eine kleine Charakterstudie in Kombination mit einer psychologischen Einschätzung der Charaktere werden :D. Trotzdem hier noch ein bisschen was zum Ablauf der Story.

Die Geschichte im Buch:

Wir haben hier nicht die typische Freundschaftsgeschichte von Menschen, die sich seit Kindheitstagen kennen, und alles voneinander wissen. Und trotzdem ist eine gewisse Nähe da, die man anfänglich zwar nicht so ganz spürt, aber an die Noah sich auch erst erinnern muss. Dazu später mehr. Nach 4 Jahren in New York kommt Noah also nach London zurück, und das als reicher Geschäftsmann. Aufgrund einer Sache in seine Vergangenheit, hat er immer das Bedürfnis höher, schneller und weiter, zielorientiert zu leben. Seine damalige beste Freundin in London war Truly, und auf die trifft er nun wieder. Truly geht erst auf Distanz, weil sie damals in Noah verliebt war, er dann einfach nach NY abgehauen ist, und sie damit unglücklich war. Nun schützt sie ihr eigenes Selbst, und nun merkt Noah, dass er Truly irgendwie begehrt. Als sie also durch ein Ereignis Hilfe in ihrer Firma, die sie zusammen mit ihrer Schwester betreibt, braucht, springt Noah ihr zur Seite. Immerhin kennt er sich mit gesellschaftlichen und geschäftlichen Ereignissen besser aus, als die schüchterne und eher introvertierte Truly, die nicht so gerne mit Menschen agiert, weil sie es sich einfach nicht zutraut. Wäre da nur nicht die Sache, dass Noah sich nicht ernsthaft auf Frauen einlässt, mit ihnen keine gemeinsame Zukunft sieht. Und auf Trulys Seite natürlich die Sache, dass Noah noch genauso charmant ist, wie zur Zeit ihrer Freundschaft, als sie in ihn verliebt war. Klingt irgendwie nicht so gesund für ein Herz, das nicht brechen sollte. Nun beginnt ein Hin und Her des gegenseitig aufeinander Einlassens. Die Meinungen schwanken, und man selbst wird manchmal seekrank ob des Wellenganges dessen, dass sich zwei Menschen hier nicht eingestehen können, was sie sich gegenseitig bedeuten. Wir haben ein ständiges Auf und Ab, ein Zwischenspiel aus Abstand zueinander halten und Nähe, Fehlinterpretationen, Missverständnissen, und um den heißen Brei herumreden. Und Angst. Jeder auf seine eigene Art, und aus anderen Gründen. Und natürlich ist da die Frage, ob eine Freundschaft noch bestehen kann, wenn man etwas miteinander anfängt, das nur auf körperlicher Basis steht. Hinzu kommt, dass dann die Freundschaft nicht nur zwischen Noah und Truly auseinandergehen könnte, sondern auch zwischen ihm und Rob und Abigail (Trulys Schwager und Trulys Schwester). Truly will über Noah hinwegkommen mit unverbindlichen Sex. Doch dass das noch nie eine gute Idee war, ist klar. Denn ausgerechnet jetzt, da Truly sich gefühlsmäßig von Noah lösen will, fängt dieser an, etwas zu tun, was er jahrelang verschlafen hat. Zu merken, dass er unbedingt mehr von ihr will. Wie genau dieses „Mehr“ aussieht, das weiß Noah in ungefähr genauso wenig, wie die Nichtleser des Buches. Und so wandelt sich die anfangs unsichere Truly zu einer selbstbewussten Frau, und Noah der selbstbewusste Mann zu einem etwas unsicheren Kerl, der nicht ganz bei Truly durchblickt, was sie eigentlich im Leben erreichen möchte. So kommt es wohl zu Missverständnissen, Dinge werden nicht gegenseitig nicht gesagt und angesprochen. Und das Beziehungsgeflecht ist angerichtet, und bereitet uns Lesern Spaß…… und Kopfzerbrechen.

Cover:

Da gibt es nicht viel zu sagen. Es gefällt mir, und zeigt deutlich die Stellung Noahs, als erfolgreicher und selbstbewusster Geschäftsmann. Und passt natürlich zur Buchreihe.

Fazit und Gedanken:

Noah ist tatsächlich mal einer der Charaktere, mit denen ich anfänglich erst warm werden musste. Genauso wie Truly musste ich lernen hinter die Fassade zu schauen, und zu lernen, warum er alles so macht, wie er es eben tut. Und wir mussten beide lernen, dass hinter dem Kerl, der 15 Millionen besitzt immer noch der Kerl steckt, den Truly kennengelernt hat, der sich durch Geld nicht verändert hat, sich aber im Hinblick auf Gefühle ändern kann. Was ihm den Arsch gerettet hat :D. Sorry der Wortwahl. Aber hier hat er gerade nochmal die Sympathiekurve bei mir bekommen. Denn ein Leben ohne Gefühle und reine Körperlichkeit geht ja wohl mal gar nicht. Trotzdem war es eine neue Erfahrung für mich. Und wenn man meine Zwischentöne genau liest: So ein schlechter Kerl ist er ja nicht. Nur eben einer, den man dauerschütteln und rütteln will, damit er sich seiner Gefühle endlich bewusst wird. Und jetzt passt genau auf, denn nun kommt mein einer kleiner Kritikpunkt, zum genau Nachlesen: NOAH………….VERGISST………TRULY……..IN NEW YORK…….EINFACH SO (okay, das ist Jammern auf hohem Niveau, trotzdem: hä!?). Das hat die Liebesgeschichte zwischendrin ein bisschen weniger glaubhaft gemacht. Ich meine, will ich einen Mann, der mich einfach vergisst, auch wenn er mich dann anscheinend wieder in sein Gehirn reinbekommt? Und das, obwohl ich seine beste Freundin bin? War? Wie auch immer? Will ich über so einen Mann lesen? Will ich ihm meine kostbare Lesezeit widmen? (ja okay, die Lesezeit widmen, und über ihn lesen, will ich dann wohl doch) Das andere: Sicher nicht :/. Ich glaube ich hatte es irgendwie mal erwähnt. Ich vergesse nie Menschen, nicht mal die, die ich NICHT mag. Aber die, die ich mag oder liebe, die erst recht nicht. Und Freunde schon mal gar nicht. Die Wankelmütigkeit macht schwindelig. Und ganz am Ende hat mir ein wenig die Tiefe, sowie ein paar Ausführungen zum Hintergrund der beiden, Rückblicke in die Geschichte von Noah und Truly, gefehlt. Zum Verständnis, was die beiden sich bedeutet haben. Das ist aber nur meine persönliche Meinung, andere sehen das vielleicht ganz anders. Also könnt ihr Noah ruhig eine Chance geben :D

Truly als Charakter war mir sehr nahe, das sofort, und das konnte ich durch die Lektüre hindurch spüren. Sie verkauft sich unter ihrem eigenen Wert, sieht sich selbst als nichts Besonderes. Und genau wie Noah im Wandel ist, so wandelt auch sie sich im Buch zu einer anderen Seite. Vielleicht sind es genau diese Wandlungen, die mir gut gefallen. Dass es von allem zwei Seiten gibt, und nicht nur eine einzige festgefahrene. Und dass da vielleicht Gefühle sind, die man nicht mehr bekämpfen kann. Die sich meist unter Vergessen und Aktivität versteckt haben, und die nun wieder hervorkriechen, und irgendwie da sind. Die Entwicklung von Truly hat mir sehr gut gefallen, weil es diese Wendung und Wandlung gab, man ihr wachsendes Selbstbewusstsein fast greifen konnte, und sie sich und ihrer Schüchternheit trotzdem nicht fremd wurde, und sie dadurch die selbst geblieben ist. Ihre Selbstwahrnehmungsstörungen und das fehlende Selbstwertgefühl fand ich sehr schön, zeig es doch auf, dass es auch solche Menschen gibt, deren Persönlichkeit und Charakter so toll sind, sie selbst es aber nicht an sich selbst wahrnehmen.

Und irgendwie werden sich zwei Freunde die sich immer nahestanden, auf einmal fremd, aufgrund, dass sie die Freundschaft streichen, und durch Körperlichkeit ersetzen. Verzwickt und paradox :D. Denn das Ganze ist gefährlich, und es droht Gefahr zu laufen, dass man sich ineinander verliebt. Was Noah nicht kennt, und Truly nur zu gut, mit dem Ergebnis des gebrochenen Herzens. Für Noah ist es eine ganz neue Sichtweise, dass man einen Menschen nicht nur braucht, um seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen, sondern ihn wirklich braucht, sich nach dem Menschen sehnt, und nicht danach, was er mit einem im Bett anstellt. Hier gibt es Selbsterkenntnisse. Denn am Ende ist es einfach nur herrlich und erfrischend mit anzusehen, wie dieser selbstbewusste Mann, der mitten im Leben steht, und erfolgreich ist, und der eine Frau nach der anderen abschleppt, im Grunde genommen so gar keine Ahnung von Frauen hat (Man Noah, rüttel und schüttel), und was sie wirklich wollen, zumindest, wenn sie etwas Ernsthaftes suchen. Dieser selbstbewusste Mann in Situationen, die ihn etwas unsicher wirken lassen.

Das Buch zeigt schön, dass man manche Menschen nicht mit anderen ersetzen kann, weil sie uns alles bedeuten. Und auch wenn man tausende Dates besucht, und tausende andere Menschen kennenlernt, gibt es dann doch diesen einen Menschen, der mit keinem ersetzt werden kann, weil einen zu viel miteinander verbindet, unter anderem auch Freundschaft, die für mich ganz klar auch in eine Beziehung gehört. Dass man nicht zu sprunghaft sein sollte. Oder, der Gedanke an eine gemeinsame Zukunft, und die Weitsicht, dass sich nicht immer alles nur im Moment abspielt, und man auch zusammen als Paar Spaß haben kann, und eben manchmal ins Ungewisse tappt, ohne Plan, aber dafür mit einem Freund und Partner gleichzeitig. Manchmal gewinnt der Roman dann ein wenig an Bittersüße, in den Szenerien, wenn Noah mal wieder mit sich hadert, und seine Weltanschauung, dass man etwas nie zu lange machen darf, wiederauftaucht. Dass man nie zu lange an etwas festhalten darf, weil es sonst langweilig wird (leider auch Menschen), und man damit die tollen Momente der Erlebnisse vergisst. Noah muss nicht nur Truly davon überzeugen, dass er es ernst mit ihr meint. Vielmehr ist es wie eine langwierige Reise zu sich selbst, mit Anlaufschwierigkeiten. Denn er muss nicht nur sie überzeugen, sondern auch sich selbst davon, was er tief im Inneren eigentlich schon weiß, und will, und was bisher nur noch nicht an die Oberfläche gekommen ist, weil er so agiert, wie bei jeder anderen Frau auch. Mit Abstand und Grenzen. Wie wunderbar, dass hier ein Bogen geschaffen wird, und man die Kurve noch hinbekommt von „Wir haben einfach nur Spaß zusammen, und verbringen Zeit, weil ich nicht alleine sein will“ zu „Ich brauche diesen Menschen unbedingt in meinem Leben, weil ich nicht ohne ihn sein will, aber nicht aufgrund von Langeweile, sondern weil ich seine Nähe immer um mich haben möchte. Und das will ich von keinem anderen Menschen, sondern ausschließlich von diesem“. Noah spürt die Nähe, das Vertrauen, es gefällt ihm. Und er kann es irgendwie nicht einordnen als das, was es ist, weil er es eben nicht kennt. Er beobachtet Truly nahezu immer und bei jedem Treffen, macht er sich Gedanken über sie, sorgt sich, und findet an ihr immer wieder positive Merkmale. Ihre Schönheit, ihr gutes Wesen, ihre Herzlichkeit und ihre Freundlichkeit. Dinge, die sie an sich selbst nie sieht oder sehen würde. Und die jemand, der sich auf rein körperliche Beziehungen einlässt, nie an jemandem erkennen würde. Es ist genau DAS was den besonderen Reiz ausmacht. Zu erfahren, wie sich der Vorhang lichtet, und für Noah so langsam die Sicht klarer wird auf etwas, das er im Leben haben möchte, bisher nicht hatte, und wo er bei Truly nicht mehr dagegen ankämpfen kann, dass er gerne alles über sie erfahren will, und ihm klar wird, dass er das bisher bei niemandem wollte. Und das ist eine schöne Regung seinerseits. Auf Noahs Reise zu sich selbst, die wir hier begleiten, trifft er noch ein paar Fehlentscheidungen, aber auch welche, die aus einem Impuls herauskommen, und nichts mit seinen Plänen fürs Leben zu tun haben, sondern von Gefühlen geleitet werden. Und wie schön, dass das Buch uns beibringt, dass man mit einem Menschen zusammen sein kann, und trotzdem irgendwie alleine, wenn man ihn nicht kennt, und nichts über ihn weiß, und keine Nähe da ist. Und dass Vertrauen immer darauf basiert, dass man sich gegenseitig kennt, und sich aufeinander einlässt, in mehrerlei Hinsicht als nur der körperlichen. Angenehm an Noah fand ich, dass er nicht als dauergeiler Kerl durch den Roman gelaufen ist, sondern tatsächlich angefangen hat Truly erstmal als Frau wahrzunehmen, bevor ihm klar wurde, dass er ohne sie eigentlich nicht leben kann, will, oder wie auch immer. Und dass das Ganze mit Zweifeln seinerseits gespickt war. Denn wo Truly in sich selbst zweifelt, und an sich, da zweifelt Noah daran, dass er ein Leben möchte, das nicht immer am Limit ist, welches man ausnutzen muss, welches immer neue Ziele und Herausforderungen bringt, weil er schon fast alles erreicht hat, rast- und ruhelos ist, und immer neue aufregende Erlebnisse und neue Ziele im Blick hat. Noah selbst ist ein interessanter Charakter in Bezug auf seine Denkweise. Dieser Drang, dass man alles aus seinem Leben herausholen muss, ist im Grunde genommen ja nichts Falsches. Das Problem dabei ist nur, dass er diesem Drang nachgibt, sich alle Wünsche erfüllt, immer höher schneller und weitergeht, und am Ende nicht weiß, was noch übrigbleibt, und noch zu tun ist. Denn manchmal sind die Menschen zufriedener, die noch Träume haben, und wenn diese sich nicht so leicht erfüllen. Dann brennt man für eine Sache, tut es länger, weil sich der Wunsch einfach noch nicht erfüllt hat. Wenn man sich alles erfüllen kann, ist das anders. Noah selbst ist so abgelenkt im Leben durch die Ablenkungen, die ihm all seine Aktivitäten bringen, dass er nicht das kleine wichtige Ziel sieht, das die ganze Zeit vor seiner Nase ist. Nämlich Truly. Er spürt zwar, dass sie anfängt, ihm mehr als Freundschaft zu bedeuten, doch kann es nicht umsetzen, da sein altes Denkmuster ja sagt, dass er mit einer Frau keine Zunft planen kann.

Trotzdem hat man im Buch das Gefühl, irgendwie mit den Charakteren mitzuleiden, und alles mitzuerleben. Weswegen ich wohl auch irgendwann angefangen habe, mit den Buchfiguren, und mir selbst zu reden :D. Noah Noah, da hast du dich wirklich manchmal nicht mit Ruhm bekleckert. Aber du fragst dich ja zumindest wirklich die ganze Zeit selbst, was da in dir vorgeht, weil du es nicht verstehst. Du bist also noch nicht ganz verloren. Trotzdem Noah, die Bewertung musst du jetzt ganz alleine ausbaden. Und so dachte ich mir die ganze Zeit während der Lektüre „Lieber Noah, wann erkennst du denn endlich, was da vor dir steht, und die ganze Zeit da war, und wieso hast du genau das vergessen, und wieso nimmst du es jetzt nicht an, obwohl du es willst?“. Tatsache, ich habe mich gefragt, warum Noah nicht einfach auf Truly zugeht, und ihr eine dieser wundertollen 80 er Jahre Schnulzen vorsingt, in denen Freundschaft zu Liebe wird. Doppelseufz. Das Singen wurde mir überlassen (zusammen mit meinen Selbstgesprächen). Noah hat wohl einen anderen Stil, als meiner ist. Aber ich bin ja auch kein Millionär, der eine Frau erobern will, die ihm im Kopf herumgeistert. Schätze, da unterscheiden wir uns ein wenig.

Der Roman in sich selbst und seiner Geschichte gesehen ist ein solider Roman mit Romance- und Erotikelementen. Beides ist nicht überlaufen, und nicht kitschig, was ja auch mal nett ist. Die Figur von Truly gefällt mir sehr gut, weil man ihre Wandlung von der introvertierten Frau zu einer Frau sieht, die mehr Selbstbewusstsein bekommt, je mehr sie an Aufgaben übernehmen muss. Auch dass sie immer selbstbewusster wird, nachdem Noah ihr zeigt, dass er sie irgendwie begehrt, ist schön. Noah hat mir im Großen und Ganzen als Charakter gefallen. BIS…. Eben auf diese eine Sache des Vergessens von Truly. Man Noah, da hast du dir echt keine Freundin in mir gemacht :). DA mir die Geschichte aber ansonsten total gut gefallen hat, gebe ich dem ganzen 4 von 5 Sternen.

Und da Noah irgendwie eine Leidenschaft für Lieder der 80 er hat, was ich super verstehen kann, hier das heutige Rezensionslied, weil es noch dazu passend ist (auch wenn ich zwischendrin auf Abwege kam, und kurz zu True von Spandau Ballet gewechselt bin. Warum das? Ach fragt erst gar nicht. Die Lösung gibt es im Buch.):

„I can't fight this feeling any longer. And yet I'm still afraid to let it flow. What started out as friendship has grown stronger. I only wish I had the strength to let it show.

And I can't fight this feeling anymore. I've forgotten what I started fightin' for. It's time to bring this ship into the shore, and throw away the oars, forever.“

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Wer Blut hasst, der sollte nicht allein im Thüringer Wald unterwegs sein.

Verhasstes Blut
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Verhasstes Blut von Mark Franley

Die Welt da draußen ist schön, aber auch grausam, und irgendwie gefährlich. Sie ist beides. Wie so vieles in unserem Leben. Licht und Dunkelheit. Ruhe, Frieden, aber auch ...

Verhasstes Blut von Mark Franley

Die Welt da draußen ist schön, aber auch grausam, und irgendwie gefährlich. Sie ist beides. Wie so vieles in unserem Leben. Licht und Dunkelheit. Ruhe, Frieden, aber auch Lärm. Nicht immer kann man das eine in die gute Ecke drängen, und sagen, das andere ist das einzig wahre Schlechte oder eben nicht Schlechte. Man muss abwägen. Und so ist es mit der Welt auch. Die Welt, und die Wälder in ihr sind wunderschön, können aber auch respekteinflößend und beängstigend sein. Liebe und Schutz kann eine schöne Sache, wenn nicht die Tollste der Welt sein, aber im Übermaß auch beengend. Und die Stille, die ein Wald uns gibt, um zur Ruhe zu kommen, kann ganz schnell in Gefahr verwandelt werden, wenn wir doch nicht alleine sind, und Hilfe bräuchten. Ich würde den Wald aber dafür niemals verurteilen. Wen also dann? Den Menschen, der mich in Gefahr bringt? Natürlich! Aber wir erinnern uns an Schwarz und Weiß, und die Grautöne dazwischen. An Dinge, die aus einer Perspektive das Richtige sind, und aus der anderen das Falsche. Was sie auch wirklich irgendwie sind. Aber man muss eine Geschichte erst in ihrer Gesamtheit kennen, um Menschen für diese zu verurteilen. Denn über so manches legt sich gerne ein Schleier aus Geheimnissen, Ungesagtem, Grausamkeit und Sachen, die uns hilflos machen….. und manchmal auch schutzlos. Mein perfekter Schutz ist ja ein warmes Zimmer, eine Decke, was Warmes zu trinken, und dazu ein Buch. Eine Tür, die die Welt draußen aussperrt, und mich in eine andere Welt manövriert. Was mir Sicherheit gibt. Denn in der Blase aus Buch und Wohlfühlen, in meinem Zuhause, da fühle ich mich wirklich so ziemlich am sichersten. Sogar vor den Gefahren, die dieses Buch mir als Leser vor die Nase gesetzt hat. Worum geht es also?

Die Geschichte des Buches:

Und die ist diesmal gar nicht so einfach zusammenzufassen. Aber ich versuche es mal. In einem kleinen Ort in Thüringen, Frauenwald genannt, mitten am Rennsteig liegend, kommt es zu einem Verbrechen. Zwei Wanderer werden, von Jugendlichen, grausam zugerichtet nachts im Wald gefunden. Was sie an der Stelle noch finden, ist ein kleiner Junge, bekleidet mit einer Jacke aus menschlicher Haut, der nicht spricht. Und zu allerletzt noch eine Frauenleiche, die unter Zweigen begraben liegt. Und nun merken wir schon, dass hier mehrere Dinge passiert sein müssen. Kommissar Ruben Hattinger aus Bamberg ist am Fall interessiert, ist die Tote doch eine Frau, die im Zusammenhang mit einem alten Verbrechen vor 5 Jahren steht, nach dem sie spurlos verschwand. Doch der Täter dieses Verbrechens ist seit dieser Zeit in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht. Ist also ein Nachahmer am Werk? Jemand der damals im Fall involviert war? Ruben kommt nach Frankenwald, um die Polizei dort zu unterstützen. Auch dabei ist Eva Lange, eine junge Kollegin, die er von einem früheren Fall kennt. Und ab hier muss man dann wirklich selbst lesen, um die Geschichte zu erfahren. Denn was das Morden angeht, scheint es gerade so, als ob das erst der Anfang war. Weitere Menschen sterben. Und man muss sich unweigerlich fragen, warum alles passiert, und warum gerade jetzt? Viel Spaß also beim Selberherausfinden :D

Cover und Titel:

Zum Cover sage ich heute mal keine Mutmaßungen, aber nach er Lektüre wird man sich denken: Es passt. Verhasstes Blut als Titel deutet vielleicht nicht darauf hin, dass man Blut an sich hasst. Vielleicht ist es einfach so zu verstehen, dass man bestimmtes Blut hasst, oder gar das Blut einer Blutlinie, und allen, die dieses Blut in sich haben.

Fazit und Gedankenallerlei:

Jaja, Der Schutz in einer grausamen, kalten Welt. Was uns Unsicherheit bringt, und uns den Schutz vergessen lässt, das ist die Jagd. Und ich spreche hier nicht ausdrücklich von Jagden und Jägern, die Tiere erlegen. Man kann vieles jagen. Verdächtige, die nicht auffindbar sind. Die Jagd nach der Wahrheit der Vergangenheit. Die Jagd nach einer guten Story, samt perfektem Foto. Spuren kann man nachjagen, wo auch immer sie einen hinführen. Man kann potenzielle Mörder jagen. Tiere. Oder alles, was den Jagdinstinkt weckt. Tatsächlich kann man somit auch Menschen jagen. Oder gar Frauen. Die Frage ist immer, als was die Jagd angesehen wird, ob sie rein aus Grausamkeit beginnt, ob eines Gefühls der Überlegenheit, dass man die Sicherheit eines Menschen oder Tiers überwinden kann, und somit stärker und überlegener ist. Oder aus anderen Gründen, die psychologisch so tiefgehend sind, dass sie nicht für alle Welt verständlich sind. Das Buch spielt mit der Thematik der Jagd. Die Ermittler folgen Spuren, und sind immer einen kleinen Schritt hintendran. Die Beute, also der Mörder, versteckt sich gut, er tarnt sich, weil er nicht erwischt werden will in seiner eigenen sicheren Zuflucht. Und trotzdem lässt einen alles zwiespältig zurück, denn man erfährt den Grund, warum er dies alles tut. Diese Atmosphäre der Spannung, das Hinterherlaufen, und immer einen Tick zu spät sein, hält die Spannung ungewöhnlich hoch. Wer mit Jagd auf Tiere gar nicht klarkommt, für den könnten einige Szenen grausam erscheinen. Ebenfalls könnte es allerdings auch grausam für die werden, die mit der Jagd auf Menschen nicht zurechtkommen. Denn es ist immer noch ein Thriller.

Die Normalität ist es, die einem hier das Gruseln lehrt. Die Normalität der Situationen, die nicht durch Action hervorstechen, sondern dadurch, dass sie so normal sind, dass sie uns allen passieren könnten. Um dann gleich darauf in etwas zu münden, das grausam erscheint, und einen aus der Normalität in eine Schreckensvision der Normalität hineinbringt, in der auf einmal tote Menschen auftauchen. Auch die Morde an sich werden nicht grausam explizit und bis ins kleinste Detail beschrieben. Und trotzdem sind es die wenigen Worte der Beschreibung, nur das, was passiert ist, die einem eigene Bilder in den Kopf jagen. Vielleicht auch gerade deshalb WEIL nichts ganz genau beschrieben wird, und man trotzdem weiß, wie schrecklich das Passierte ist.

Atmosphärisch ist das Ganze wirklich sehr gut gelungen. Die Einsamkeit des Waldes, die Dunkelheit, aber auch die Stille und Schönheit sind so beschrieben, dass man sich direkt hineinfühlt (für einige beruhigend, für andere unerträglich). Unheimlich, mit seinen Nebelszenerien über den Tannen, der Dunkelheit. Ja, die unheimliche Atmosphäre überzieht das Buch und die Worte so, wie der Nebel im Buch die Tannenspitzen überzieht. Und das kann gute und schlechte Seiten haben. Denn ja, der Wald kann sowohl Ruhe und Einsamkeit geben, als auch Ruhe und Einsamkeit, die uns gefährlich werden kann, wenn wir alleine sind, und das Menschen auszunutzen wissen. Waldeinsamkeit kann Respekt erzeugen. Denn dieser ist anfänglich dunkel und gruselig. Und so kann der Wald uns mit seiner Dunkelheit, aber auch mit lichtdurchfluteten Lichtungen, in Sicherheit wiegen, aber auch gefährlich werden. Wie ein Mensch. Der eine dunkle, und eine helle Seite hat. Dies ist die Art von Buch, die man nicht abends alleine bei Dunkelheit anfangen sollte. Oder gerade doch? Je nachdem, wie man sich gerade fühlt. Mir kam sofort in den Kopf, meinen Waldspaziergang für den nächsten Tag vielleicht…..äh……mal auszusetzen :D. Die Atmosphäre der Unsicherheit beim Leser, also mir, ist also geglückt.

Wir haben mittendrin immer wieder Gedankenmitschnitte, Erinnerungen, und haben Sequenzen, in denen wir in die Gedankenwelt des „Bösen“ abtauchen, ohne zu wissen, wer er ist. Denn die Auflösung des Rätsels, das Ende der Jagd, die Lösung der Geheimnisse, dies alles erfahren wir erst am Ende, wenn die Geschichte zum Schluss hin immer klarer wird, der Fall aufgedröselt, die Motive verstanden, und die Warums gelöst werden. Außerdem mag ich, die Vielschichtigkeit der Aspekte im Thriller, dass es nicht einfach nur eine Geschichte ist, in der ein kranker Mörder gesucht wird, der schlimme Dinge anstellt. Hier sind viel mehr Facetten vorhanden, und am Ende muss man sich Fragen stellen, auch der psychologischen Aspekte und Komponenten wegen. Denn davon lebt die Geschichte. Alles ist psychologisch durchdacht, und manchmal weiß man selbst nicht mehr, ob ein menschlicher psychischer Abgrund wirklich als das bezeichnet werden kann, oder eine andere psychologische Bedeutung hat. Und, ob die „normale“ Welt nicht viel schlimmere Abgründe versteckt, die aufgedeckt werden sollten. Wer also festlegt, was normal ist, und was nicht, oder ob die Natur der Dinge, die Natur in ihrem Sein seit Anbeginn der Zeit, einfach ihren Lauf nimmt. Selbst wenn wir Menschen es durch unsere moderne Gesellschaft, in der alles geordnet ist, so schön zu vertuschen suchen. am Ende gelöst wird, dessen Wahrheit sich erst dann offenbart. Das Buch spielt mit Urinstinkten bei Tier und Mensch, mit Familie, Schutz, Beschützerinstinkten und drohender Gefahr, und mit einer krankhaften Sicht auf die Welt mit all diesen Gefahren.

Das Buch lebt von den Charakteren, hier besonders Ruben Hattinger. Dieser ist manchmal emotionslos, gar kalt, wenig empathisch, zumindest bei der Arbeit, dafür aber sehr genau was Indizien und Hinweise und ganz kleine Dinge angeht, die zur Lösung des Falles beitragen. Kurz gesagt….Im Arbeitsmodus nimmt er seine Umgebung besser wahr, als jeder andere. Da lasse ich ihm auch alle seine Eigenarten. Was mir noch sehr gut gefällt ist, dass die anderen Charaktere sehr menschlich agieren, nichts unterdrücken, sondern ihren Emotionen freien Lauf lassen, wenn sie ein Opfer ansehen müssen, und sich der Schrecklichkeit der Tat gewahr werden. Und auch, dass Gefühle und Tränen vorkommen. Oh. Und irgendwie sehr viele nackte Leute. Was das genau bedeutet, müsst ihr aber selbst herausfinden. Nackt und schutzlos und verletzlich sind sie eben, ohne die Sicherheit der Kleidung.

Sind es nur zwei Geschichten in einer? Fast scheint es so, als ob ganz viele Geschichten in der einen stecken, die allesamt miteinander zusammenhängen, eine Verkettung von Umständen sind, wo eines zum anderen führt. Alles vermischt sich, alles hängt miteinander zusammen, ist verwoben. Und mitten im Buch werden wir an der Nase herumgeführt, und alle Lösungen, die sich im Kopf gebildet haben, fallen zusammen wie ein Haus auf weicher Erde, die Sicherheit zerbröselt wie vom Regen verwaschene Spuren.

Für mich war dies Ruben Hattingers erster Fall, und das, obwohl es eigentlich schon sein dritter ist. Den man übrigens auch ohne die Vorgänger lesen kann. Ruben als Figur, Ermittler und Charakter ist ganz besonders. Trotzdem ist er nicht blass geblieben, und nach einer Weile war für mich seine Handelsweise verständlich, und machte irgendwie Sinn. Auch wenn solch eine Art von Mensch auf viele Menschen unnahbar und merkwürdig wirkt. Aber gerade das mag ich ja an Charakteren. Wenn sie NICHT so sind, wie alle. Und ja, die Einsamkeit und die damit verbundene Sicherheit spiegelt sich auch in ihm wieder. Zumindest ein bisschen. Ist er doch einer der Sorte Mensch, die alles lieber alleine tun, sich in Gruppen von Menschen nicht wohlfühlen, keine Nähe oder Berührung erträgt, soweit es sich nicht um seine eigene Familie handelt? Auch das deutet auf Schutz hin, denn manchmal will man sich auch einfach nur vor anderen Menschen schützen.

Der psychologische Aspekt im Buch ist so gut durchdacht, dass man kann nicht genau zuordnen kann, was Böse, und Gut ist. Leicht schwammig muss man für sich entscheiden, wer Beschützer ist, und wer Täter, was Schutz bedarf, oder ob einfach jemand psychisch krank ist. Die richtige Einteilung in Schwarz und Weiß gibt es also hier nicht. Wir befinden uns im Zwielicht des Waldes, weder in der Dunkelheit, noch im Licht. Und dort gefangen in Kellern, in eigenen Gedanken, in seiner eigenen Welt, die man sich zusammenreimt.

Doch wo die Jagd vorkommt, gibt es unweigerlich auch das Thema der Sicherheit und des Schutzes, das hier in vielerlei Form vorkommt. Schutz für Kinder und Mütter (Und was könnte ursprünglicher sein, als genau dieser Trieb, Kinder vor allem Bösen zu beschützen?), der Schutz der Familie (der für uns alle am wichtigsten sein sollte), Schutz in Beziehungen, wie auch immer diese aussehen mögen. Der Schutz eines Mutterleibes, der wohl ultimative Schutz vor einer Welt, die uns Böses antun könnte, uns aber auch schöne Dinge beschert. Schutz für Frauen, vor Frauen, vor der Welt und der Unruhe in ihr, vor bösen Menschen und netten, vor Abartigkeit, und davor, die eigene Abartigkeit nicht als das zu erkennen, was sie ist. Schutz vor der Wahrheit, und Schutz vor Verletzungen, die tiefer gehen, als äußerliche Wunden. Schutz, der darin besteht, dass man sich ein eigenes Lügengebilde aufbaut, an das man glaubt, das nur für sich selbst die Wahrheit wiederspiegelt, und für den Rest der Welt eine Lüge ist. Der Schutz des Beschützers bedarf Schutz von Menschen, die einen beschützen wollen. Falls das einer versteht :). Die Sicherheit von 4 Wänden, in denen wir uns verstecken können. Die Sicherheit einer Hütte im Wald. Ich mag die Gegensätzlichkeit der Darstellungen ein und derselben Situation. Der Schutz, für die Welt unsichtbar zu sein. Und das nicht im Sinne davon, dass wir nicht mehr zu sehen sind. Oder irgendwie schon. Doppeldeutigkeit eben. Was dem einen Schutz gibt, kann des anderen Gefahr sein. Und manchmal ist das Gute das Böse, und umgekehrt. Wir haben also Jagd, Sicherheit, Gefahr, Schutz, Angst und Schutzlosigkeit, und Beschützerinstinkt, in allen Formen. Und am Ende die Erkenntnis, dass sich Tiersein und Menschsein gar nicht so sehr unterscheidet, wenn es um unsere Verteidigung von Leib und Leben geht. Vielleicht beschützt ein Wald sich auch selbst durch seine dunklen Schatten, die Dunkelheit und Stille, und damit alles, was in ihm passiert. Was für den einen die Haut ist, das ist für den anderen zum Schutz das Fell. Und so finden wir uns in der Geschichte wieder, die in unserer modernen Zeit spielt, aber auch ein wenig ein Urthema der Menschheit anspricht. Und plötzlich fühlt man sich in seiner eigenen Haut nicht mehr sicher. Wortwörtlich. So ist es auch beim Lesen. Mal fühlt man sich wohl im Wald, verborgen und beschützt, und an anderen Stellen ist der Wald einem unheimlich, und wirkt auf einen wie eine Bedrohung. Dass man dies alles beim Lesen fühlt, hat mir sehr gut gefallen. Selbst die Bedrohung. Denn sicher in seinem Zuhause, die Geschichte in einem Buch gebannt…. Da kann man auch mal einen Thriller lesen.

Die Wanderwege, durch das Gestrüpp durch, und auf Anhöhen hinauf, führt uns nicht nur durch den Thüringer Wald, der uns wundervoll beschrieben wird. Viel mehr landen wir am Ziel nicht nur unter Bäumen, Tannen, und an Felsen. Nein, sondern wir landen auch in den Abgründen der menschlichen Seele. In Wahnsinn und Grausamkeit, die oftmals in verschiedenen Verkleidungen daherkommen, und manchmal sogar unter der Maske der Normalität ruhen. Und uns wird aufgezeigt, dass keiner ganz ohne Schuld ist…..

Und so ganz nebenbei zeigt uns das Buch dann auch noch auf, wie es ist, tolerant gegenüber Menschen zu sein, die sich etwas merkwürdiger benehmen, als es im Normalfall sein sollte. Und Andersartigkeit finde ich meist sehr gut. Und dann birgt das Buch noch eine Lehre. Wer im Wald rennt, oder auch spazieren geht, sollte immer schauen, wohin er tritt. Nicht dass er noch stürzt, und sich wehtun könnte. Ist ja nur zur Sicherheit, und um die geht’s hier doch :).

Das heutige Rezensionslied sagt uns also, dass wir laufen sollen, wenn uns was verfolgt:

„Da ward sie eine Schwalbe, entflog ihm himmelwärts. Der Müller aber flug als Falke ihr schon hinterher. Sie ward zu einem Ross so weiß, sprang durch das erste Gras. Er aber war der Sattel, der Ihr fest am Rücken saß.

Lauf, Liebes, lauf. Und pass gut auf dich auf. Der Herr der schwarzen Mühle will dich heute Nacht zur Frau.“

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