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Veröffentlicht am 16.07.2020

Vater Sohn und Heiliger Geist? Neeee. Vater, Erzeuger, Mutter und Sohn schon eher….

Heiliger Bastard
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Heiliger Bastard von Josef Rauch und Xaver Maria Gwaltinger

Der Heilige Bastard. Welch ein Titel. In meiner Vorstellung ploppt eine Geschichte auf von einer jungen Frau, der ganz großen Liebe, und einem ...

Heiliger Bastard von Josef Rauch und Xaver Maria Gwaltinger

Der Heilige Bastard. Welch ein Titel. In meiner Vorstellung ploppt eine Geschichte auf von einer jungen Frau, der ganz großen Liebe, und einem unehelichen Kind, welches diese Liebe krönt. Eine Geschichte voller Leidenschaft, einer Liebe, die nicht sein darf, und der Frucht dieser Liebe. Ein Eifersuchtsdrama. Zwei Männer, eine Entscheidung. Und zwar die, zu wem die junge Frau sich mehr hingezogen fühlt. Wählt sie die Leidenschaft, oder die Sicherheit in den Armen eines Mannes, der besser für sie wäre? Zu einer Zeit, in der Frauen und alleinerziehende Mütter noch kein Thema waren, nicht sein durften, und geächtet wurden (ok ok, zur damaligen Zeit wurde Treulosigkeit sogar mit Verbannung von Seiten des Verlobten, oder gar mit dem Tode als Strafe geahndet). Der Vater des Kindes, der sich verabschieden musste von der Frau, weil er in den Krieg nach IRGENDWOHIN zog. Und sie, die sitzengelassen wurde, und quasi mit einem Kind unter dem Herzen nun allein auf weiter Flur steht. Doch da, der rettende zweite Mann der Geschichte, der sie trotzdem zur Frau nahm, und das Kind mit ihr gemeinsam großgezogen hat, während der wahre Vater in einem Land weit WEIT WEIT weg…… gefallen ist. Und das nach einer Geburt, wo er sogar dabei war. Denn der geborene Sohn war für ihn, wie ein eigener. Und die Liebe kam anscheinen mit den Jahren. Auch wenn die junge Frau ab und an noch an den Mann dachte, der der wahre Vater ihres Kindes ist. Seufz. Okay okay, ich hör schon auf mit meinem Kitsch, die aufgeploppte Blase platzt. :D. Klingt auch schon ein wenig hollywoodmäßig, oder? Naja. Ist ja auch nur meine romantische Vorstellung. Die Frau heißt übrigens Maria, der Mann, der das Kind mit ihr aufzieht Josef, der leibliche Vater….. das sag ich euch noch nicht ;P…..und das Kind wird einmal Jesus heißen. Und prompt ist die Geschichte gar nicht mehr sooooo schön hollywoodmäßig und kitschig, sondern schlägt ein wie eine Bombe. WASSSSS?! Welch ketzerische Erzählungen bringe ich denn hier schon wieder an den Tag? Doch immer mit der Ruhe. Ich sagte ja etwas von meinen Gedanken, und die sind frei. Und jede Kirche würde so eine Geschichte natürlich gerne für immer tilgen, oder auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Aber hey, möglich wär‘s ja? Oder vielleicht war es ja auch gar keine große Liebe? Wobei das schade wäre. Denn Jesus hat Liebe gepredigt, in jeglicher Form. Damit sie dann in unserem heutigen Zeitalter in manchen Formen verpönt und diskriminiert wird. Aber ich schweife ab. Denn auch wenn die Geschichte nicht stimmen mag, stimmen kann, stimmen sollte, oder auch nicht, ob sie Lüge oder Wahrheit ist, meine Fantasie, sie ist auf jeden Fall eines. Sehr interessant. Doch was hat das alles mit dem Buch zu tun? Eine Menge. Denn das vorliegende Buch beschäftigt sich nicht mit viel weniger, als der Frage, wer denn nun eigentlich der wahre Vater von Jesus Christus war. Josef, der Mann der einem Sicherheit, Beständigkeit und Nettigkeit bringt, oder ein anderer Mann, der das Abenteuer und das gefährliche in uns weckt. Langeweile gegen einen abenteuerlichen Helden (jaja, ich kann‘s nicht lassen).

Hier also die Geschichte, die das Buch erzählt:

Eine plappernde Vermieterin, ein etwas übertriebener Zeitungsbericht. Und die Erkenntnis, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein? Oder zur richtigen Zeit am falschen Ort? Zur falschen Zeit am richtigen? Marleins und Bärs Aufeinandertreffen am Anfang des Buches bleibt nicht ohne Folgen. Marlein wird Dank eines Zeitungsberichtes, der ihn zum Ermittlungsexperten für Reliquien macht, engagiert von diversen Menschen und Gruppierungen, um Reliquien wiederzufinden. Die wurden nämlich diesen Menschen gestohlen. Gleichzeitig werden überhaupt überall in Deutschland und dem näheren Ausland Reliquien gestohlen. Bär hingegen stolpert mal wieder mitten hinein in einen Todesfall, findet eine Leiche, gefolgt von einem Krankenhausaufenthalt seinerseits, an dem er nicht teilnimmt, einem Mordverdacht, und der Schnüffelei, um eine junge Frau, die im Koma liegt, und deren Schicksal ihn ungemein berührt, und natürlich gefundene Urinproben, mit deren Beschriftung Bär nichts anfangen kann. Dieser mysteriöse Reliquienklau, der sich über Europa zieht, und bei welchem die Diebe immer ihre Signatur hinterlassen geht währenddessen weiter, und wir erfahren viel über alle möglichen Reliquien. Dass Marleins Fälle, und Bärs Forschungen zur jungen Frau irgendwie zusammenhängen, ist mal wieder klar. Nur wie? Dies ist das Geheimnis des Buches, welches von jedem persönlich durch Lesen gelöst werden darf. Denn die Wahrheit im Buch wird für jeden anders ausfallen, und die Grundfesten der Christenheit sind natürlich auch mal wieder in Gefahr.

Cover:

Mit dem Cover dürft ihr teilhaben an einer Reliquienbesichtigung, denn es zeigt nicht weniger als das Blut Christi! Und hat damit natürlich mal wieder eine wunderbare Verbindung zum Buch, in dem es sowohl um Reliquien geht, als auch um Jesus….irgendwie.

Fazit und Gedankenallerlei:

Der Heilige Bastard ist Band 2 der Reihe Bär/Marlein zusammen, aber alleine hat der gute Emil Bär schon ein paar Bücher mehr auf dem Kerbholz. Es kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, weil es eigenständig ist, wenngleich man im Buch öfter mal Anspielungen und Anlehnungen auf die anderen Bände findet.

Ja, das Buch hat dem Thema Vaterschaft ganz unbewusst ein kleines Forum gegeben. Echte Väter, zeugende Väter, Ziehväter, Heilige die man väterlich ansieht, Späte Väter, Die Erinnerungen an den eigenen Vater aus der Vergangenheit, die Liebe zum Kind….egal welche Art von Vater man ist. Wie gesagt. Das alles geschieht unterbewusst und unterschwellig, und lässt einen trotzdem über die Bedeutung des Wortes Vater nachdenken. Bei mir war das auf alle Fälle so. Und das, obwohl das Buch durchweg auch geglänzt hat durch den schwarzen Humor von Bär und den trockenen von Marlein, und der eigentlich religiösen Thematik. Es ist eine Mischung aus allem. Der Humor ist nämlich manchmal schwarz und trocken, aber, wenn man dies mag, dann hat man am Buch seine helle Freude. Die Protagonisten sind keine perfekten Kerle, die ein Geheimnis lösen, und dabei keinen Makel zur Schau stellen. Denn davon haben beide genug. Makel. Was sie umso menschlicher macht. Die Wortwahl ist manchmal etwas derb, und die Sprache sehr direkt, aber auch das gehört dazu, und ohne diese Wortwahl wären die Protagonisten eben nicht die, die einem im Gedächtnis bleiben. Gerade diese Art der Wortwahl ist es, die das Buch, oder die Buchreihe, mit den Protagonisten so einzigartig macht. Das Buch lebt wirklich von seinen Charakteren, und deren Umgang mit den Situationen. Natürlich ist es etwas Anderes wenn ich einen amerikanischen Uniprofessor vor mir habe, oder einen Fürther Privatdetektiv, der mal mehr und mal weniger Glück bei den Frauen hat, und einen ehemaligen Pfarrerpsychologenseelsorger der aus dem Allgäu kommt und seeeehr speziell ist, und ob es sich um einen Thriller, oder einen guten Kriminalroman handelt. Und das ist ja auch gut so. Es ist ein eigenständiges Buch mit völlig eigenständigen Figuren, die man entweder mag, oder nicht. In meinem Fall trifft ersteres zu, da ich wohl eine Schwäche für schrullige, kauzige, trockenhumorige, schweigsame, und eben andersartige sehr spezielle Menschen habe. Mit denen wird’s zumindest nie langweilig :). Denn Langeweile kann man dem Buch auf gar keinen Fall zusprechen. Die Figuren sind natürlich ein wenig überspitzt dargestellt, aber genau das gefällt mir.

Und auch hier im Buch freu ich mich wieder über die Ermittlungs- und Recherchemethoden, die mal wieder außergewöhnlich sind, und immer haarscharf am Rande des Verbotenen. Okay…… meist sind sie nicht haarscharf dran, sondern richtig drüber. Aber es tut ja auch mal gut, wenn nicht alle immer stur nach Regeln handeln, um Dinge herauszufinden, die sie sonst nie herausfinden würden, würde alles nach dem normalen Gang gehen.

Wie schon erwähnt: Während wir in der Schwarzen Madonna das Thema der Mutterschaft im Großen und Ganzen vertreten durch Maria haben, so ist die Thematik im Heiligen Bastard Vaterschaft, im Allgemeinen, nicht nur in Bezug auf Jesus, sondern auch bei den Protagonisten. Zum, Beispiel wie Vaterschaft aussehen kann, was sie bedeutet, im Damals und im Heute. Doch was nun die Wahrheit ist, ob Jesus von einer Jungfrau geboren wurde, ob der Heilige Geist sein Vater ist, ob Josef, oder gar ein ….naja…..jemand anders eben, ob Maria einfach nur ein verzweifeltes schwangeres junges Mädchen war, oder die jungfräuliche Gottesmutter, die von Gott erwählt wurde…….Das muss am Ende, nicht nur dieser Lektüre, jeder für sich selbst herausfinden. Denn es geht hier um Glaube. Und der hat natürlich etwas mit glauben zu tun. Und jeder Mensch glaubt wohl das, was ihm am wahrscheinlichsten erscheint. Ich für meinen Fall sehe keinen Makel darin, wenn Menschen wie Menschen handeln, und auch so agieren. Denn Gutes tun, kann man auch als Mensch. Und dass Jesus, wie mir scheint, unheimlich viele gute Dinge getan hat, das macht ihn zu einem Menschen, zu dem man gerne aufgeschaut hat. Selbst, wenn er „nur ein Mensch“ ist, der auch als Mensch geboren wurde. Von wem auch immer er abstammt. Denn man ist ja immer auch ein eigenständiger Mensch, und nicht das Produkt seiner Eltern. Vielmehr ist es doch wichtig, was uns widerfährt, was uns beigebracht wird, und was wir lernen, um daraus etwas zu machen, was dem Rest der Menschheit gut tut. Und manchmal wollen die Menschen vielleicht auch die Wahrheit gar nicht hören, sondern lieber einem Mythos nachgehen. Sie wollen keinen realen Menschen, der von einer Frau geboren wurde, sondern einen Gott, der von einer Jungfrau geboren wurde…..weil es mystischer ist. Und möglichst weit weg von der Realität, die die Menschen ja tagein tagaus haben. Ob nun also der Heilige Geist der wahre Vater von Jesus war………. Das dürft ihr gerne selber herausfinden. Am besten in diesem Buch. Wer ist ein besserer Vater? Der nicht leibliche, der immer für einen da ist, einem Dinge beibringt, den Charakter formt und verständnisvoll ist… oder der den man nie kennengelernt hat, und dessen einzige Gemeinsamkeit mit einem selbst aus demselben Genmaterial besteht?

Aber Vorsicht. Menschen und Babys entstehen …… na kommt, das wisst ihr doch. Sonst wärt ihr alle ja nicht auf der Welt. Und ja. Auch in diesem Buch kommt die Thematik vor, denn es ist unumgänglich. Wie sollte man sonst die Geschichte eines Kindes und seiner Elternteile erzählen? Ihr solltet also damit klarkommen, manchmal etwas zu lesen, was die katholische Kirche im Großen und Ganzen eher ungut findet, und verbietet, was aber nur menschlich ist. Überhaupt mag ich am Buch, dass wir etwas über die MENSCHEN der Bibel erfahren, sie nicht in den Himmel gehoben werden als Götter, sondern ganz normale Menschen mit Sehnsüchten sind. Ähnlich wie Bär und Marlein eben, die beiden Schwerenöter :D

Und auch in diesem Buch zeigt sich wieder der Schmale Grat, der sich immer auftut, wenn eigentlich etwas Gutes aufgedeckt wird, was aber zum Schlechten gemacht wird, wenn dieses Gute mit Fanatismus vermischt wird. Eine alte Legende gegen die Jahrtausende alten Erzählungen der Kirche. Das eine vielleicht wahr, oder auch nicht. Das andere duldet keine anderen Meinungen. Beide festgefahren in ihrem „Glauben“. Anstatt einfach offensichtliche Dinge zu sehen, zu akzeptieren, und friedlich mit neuen Erkenntnissen weiterzuleben. Und irgendwie wird man als Leser in eine eigene Neugier hineingezogen, die sich auf einmal mit kirchlichen Thematiken beschäftigt. Und das obwohl so manch kirchenkritische Dinge beschrieben werden. Doch ist diese Neugier ja gut, erlaubt sie uns doch, unsere eigenen Ansichten zu haben und Meinungen zu bilden. Was besser ist als festgefahrene jahrtausendealte Regeln. Und Scheinheiligkeit.

Das Buch ist sozusagen geteilt in drei Teile, die sich beim Lesen alle zusammenfügen. Wir haben die Reliquienverehrung, mit all ihren Geheimnissen und dem Diebstahl, die Frage, was das alles mit dem wahren Vater von Jesus zu tun hat, die Todesfälle mit den komischen Proben, und die beiden Ermittler Bär und Marlein, die mal wieder im Buch herumwüten auf ihre ganz eigene Art. Bär und Marlein haben beide immer noch ihre Eigenarten, Makel, ihre menschlichen Gelüste, und Fehler. Sie sind nicht die perfekten Ermittler, die glattgestriegelt und blass bleiben. Aber auch nicht die typischen Helden, die Menschen aus der Not helfen. Sie sind…..äh…..speziell :D Damit muss man erst mal klarkommen. Aber in Band 1, der Schwarzen Madonna, konnte ich mich ja schon ein wenig an die Eigenarten der beiden gewöhnen. Tatsächlich habe ich hier das Gefühl, die beiden noch besser kennenzulernen, auch wenn sie nicht immer mit dem übereinstimmen, wie ich etwas tun würde. Aber ich bin ja auch weder Bär, noch Marlein, und erst Recht kein Mann :D. Die beiden kommen so kauzig rüber, dass man es entweder liebt, oder nicht mag. Ich persönlich zähle mich zu ersteren, weil ich Andersartigkeit immer mag, und das normale anpassen und sich in Zwänge hüllen nie wirklich gut finde. Sie kommen als Figuren lebendig rüber, und leben eben. Egal wie dieses Leben der beiden aussieht. Ob man die Lebensweisen verurteilt, es selber nie tun würde…. Die Frage ist ja, ob ich es akzeptieren kann, für die Zeit des Lesens mit den beiden klarzukommen, und sozusagen meine Zeit mit ihnen verbringen möchte. Und das ist definitiv der Fall. Denn Marlein und Bär bringen mich immer zum Lachen. Selbst wenn sie mal über den Bogen hinausschießen.

Die Thematik der Reliquienverehrung wird hier mal wieder super ausgearbeitet, und während ich bei der Schwarzen Madonna zur Marienexpertin wurde, so weiß ich nun einiges mehr über diesen Brauch der katholischen Kirche, der zwar nicht mehr so allgegenwärtig wie im Mittelalter ist, aber trotzdem immer noch da. Und was geben uns Reliquien? Sie sind meist Fälschungen, und nicht immer wirklich echt, sind Überbleibsel. Und doch ist es ähnlich, wie Menschen, die vor Gräbern stehen. Es sind fassbare Dinge, sichtbar, die die Menschen näherbringen, an Dinge, die sonst so unsichtbar sind. Bei Heiligenreliquien, die zum Beispiel aus Fingern oder einem stück Hirnschale bestehen, oder aus Blut oder…äh….anderen körperlichen Dingen, fühlen sich Menschen wohl dem Heiligen sehr nahe, weil sie ja ein Stück des Körpers verehren. Ist komisch, ich weiß. Aber manche Dinge die Menschen tun, sind eben komisch. Und so ist es auch mit dem Wunsch etwas Greifbares in der Hand zu haben, das mit Jesus zu tun hat. Mit ihm ganz besonders. Denn ja. Auch ich kann mich nicht dagegen wehren, dass irgendeine Faszination davon ausgeht, wenn man im Kopf glaubt, das Blut, oder den Rock, oder die Nägel, oder sin Stück Dornenkrone von Jesus vor sich zu haben.

Sind wir im vorherigen Buch, der Schwarzen Madonna, in Bayern unterwegs gewesen, so hat die Reise von Marlein und Bär diesmal ein etwas weiteres Spektrum. Wir sind zwar anfänglich im Kloster Andechs, es werden aber auch viele andere Kirchen erwähnt, wie Trier und Aachen als Beispiel. Oder gar Bad Kreuznach (ja, ihr lest richtig, das weltberühmte Bad Kreuznach :D). Und als Leser hat man unweigerlich wieder das Bedürfnis, das alles im Internet nachzugoogeln, ob es wirklich stimmt. Ich kann dazu nur sagen: Ja, tut es. Die Kirchen sind da, die Reliquien gibt es wirklich, so komisch manche auch erscheinen. Also die Reliquien, natürlich nicht die Kirchen (ähm….die Nabelschnur Marias?! O_o). Und mir hat es auch diesmal wieder viel Spaß bereitet, mit Bär und Marlein diese Reisen durch die Gegend zu machen.

Zum Schluss noch das Rezensionslied einer jeden Rezension. Diesmal eines, welches von einem Mann geschrieben wurde, der seinen Vater nie kennengelernt hat, weil dieser als Soldat wieder in seine Heimat musste, nachdem seine Mutter schwanger wurde, und der selber einen Sohn verloren hat, ich fand es passt:

„Then the light begins to shine……..And I hear those ancient lullabies.
And as I watch this seedling grow…….Feel my heart start to overflow.

Where do I find the words to say? How do I teach him? What do we play?
Bit by bit,…..I've realized…That's when I need them…That's when I need my father's eyes.

Look into my father's eyes ……My father's eyes…..That's
when I need my father's eyes.“

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Veröffentlicht am 28.06.2020

She had a pretty face, but her head was up in space, she needed to come back down to earth

König Drosselbart
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König Drosselbart von Lilly – Grace Turner

Es gibt Menschen auf diesem Planeten, die denken sie wären die schönsten und tollsten. Das Schlimme dabei ist, dass sie dies tatsächlich sind. Wunderschön anzusehen, ...

König Drosselbart von Lilly – Grace Turner

Es gibt Menschen auf diesem Planeten, die denken sie wären die schönsten und tollsten. Das Schlimme dabei ist, dass sie dies tatsächlich sind. Wunderschön anzusehen, zum Niederknien, schöner als alles, was man sich vorstellen kann…….und …………… und…………. und………. ja okay. Das war es dann auch schon. Aber immerhin sind sie schön. Also anzusehen. Denn was macht die Schönheit eines Menschen aus? Gar seine Haare? Seine Nase? Die wohlgeformten Lippen? Die leichte Röte der Wangen, oder gar die Beschaffenheit und Erscheinung ihrer Porzellanhaut? Erstmal steht natürlich jeder Mensch auf etwas anderes, und sieht in etwas anderem Schönheit, oder soll ich eher Attraktivität sagen? Was aber viel wichtiger ist, und das brauche ich hier nicht extra zu sagen, das sind die inneren Werte eines Menschen. Wunderschön von außen, hässlich im Inneren. Das ist eher unschön. Doch kommen diese Menschen in der Welt mit vielem durch, wegen ihrer äußerlichen Erscheinung. Doch warum ist das so? Die Frage, und etwas, das mich in Märchen immer wieder bewegt, ist, dass Menschen sich ineinander verlieben, TROTZ ihres Aussehens. Wie auch immer dieses aussehen mag. Sie verlieben sich ins Äußerliche, ab und an aber auch in das Wesen des Menschen, den Charakter, was der Mensch für sie tut…………. Und erkennen dann, dass Aussehen nicht alles ist. In manchen Märchen ist das natürlich anders. Mir zum Beispiel wollte nie ins Hirn, warum der Prinz Aschenputtel nicht erkennt, als sie schmutzig ist. So als ob der Schmutz eine Fabel dafür ist, dass man ein anderer Mensch ist, als der, der ein glitzerndes Kleid auf einem Ball anhat. HÄ BITTE!? Wer kann denn so blind wie dieser Prinz sein?! :D (gar keine Kritik an Aschenputtel, ich lieb das Märchen trotzdem). Aber nun gut. Um dieses Märchen soll es heute nicht gehen. Und trotzdem reiht es sich in die Riege der Märchen, wie Allerleirauh. Aschenputtel, die Gänsemagd, Jorinde und Joringel………. Und viele mehr…… die von Jemandem erzählen, der eine Maske trägt, und nicht erkannt wird. Und Maske soll hier nicht wörtlich anzusehen sein. Aber was erzähle ich euch hier? Viele von euch kennen sicher das Märchen von König Drosselbart. Das vorliegende Buch ist eine Adaption davon. Aber nicht nur eine einfache Nacherzählung, das wäre langweilig. Also worum geht es im Buch eigentlich?

Die Geschichte, die das Buch erzählt:

Hier unterscheidet sich die Geschichte nicht viel vom Märchen, und trotzdem ist es eine etwas andere Adaption. Prinzessin Alina ist hochmütig, was leicht untertrieben ist. Hochmut in Person, narzisstisch, eingebildet….und wunderschön. Ihr Vater der König ist gesundheitlich angeschlagen, weswegen er sich Sorgen um ihre Zukunft macht. Denn Alina will partout nicht heiraten. Oder anders gesagt…… ihr ist keiner gut genug. Der Mann der sie bekommen soll, so denkt sie, muss nämlich der Schönste der Welt sein, genauso schön wie sie. Jemand der nicht schön ist, passt doch nämlich nicht zu ihrem Äußeren. Und so schickt sie bei einem Ball einen Freier nach dem anderen weg (zu große Nase, zu große Ohren, blöder Bart, komisches Kinn…und überhaupt alle viel zu HÄSSLICH). Alinas Vater, der die Faxen nun dicke hat, resigniert. Seine geliebte Tochter, das Ebenbild seiner geliebten verstorbenen Frau (die aber ein ganz anderes Wesen hatte), weiß nicht mehr weiter. Und so leistet er vor Gott einen Schwur, dass er seine Tochter an den nächsten Kerl abtritt, der das Schloss betritt. Und abtreten bedeutet in diesem Falle, dass er seine Tochter einfach mit diesem verheiratet. Glück (Pech?) für Thore. Einen Spielmann. Denn der muss sich jetzt mit der eingebildeten Prinzessinnentussi herumschlagen. Und das nur, weil er zufällig im Schloss war, und ein Loblied, naja Schmählied, für die Prinzessin geschrieben hat. Denn ihr Ruf, dass Niemand gut genug für die ist, eilt ihr voraus. Prinzessin Alina wird also vom Vater aus dem Schloss geschmissen, und muss ab nun ihre Tage mit einem armen Spielmann verbringen, und das in seiner kleinen Hütte. Für jemanden, der in einem Schloss gelebt hat, wohl erstmal ein Schock. Die Frage ist nun, ob Alina hier in dieser Adaption auch lernt, den Spielmann zu lieben, und das, trotz seines schäbigen Äußeren? Und hält sie es in dieser kleinen Hütte aus, oder versucht sie wieder ins Schloss zu flüchten? Gibt es ein “Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende…“? Dies dürft ihr gerne selber lesen.

Cover:

Mir gefällt das Cover. Es zeigt eine Landschaft, und einen Kuss. Alles wirkt märchenhaft, und deutet so genau darauf hin, was das Buch ist. Eine Märchenadaption, die in einer schönen Landschaft spielt. Denn das Schloss ist hier nicht der Handlungsort. Zumindest größtenteils nicht.

Fazit und Gedanken zum Buch:

Tatsächlich kamen mir die Gespräche im Buch vor, wie im Heute. Die Gespräche sind also modern, die Geschichte erzählt in etwa dasselbe wie im Original. Und dann kommt tatsächlich auch noch das darin vor, was in allen Märchen angesprochen, aber nie ausgesprochen wird. Menschen die sich lieben, vermehren sich nun mal. Auch Märchenfiguren (oder wo denkt ihr, kommen die ganzen kleinen Prinzessinnen und Prinzen her?). Und ja, das tun sie wohl genauso, wie wir Menschen :). Passend dazu also auch erotische menschliche Bedürfnisse, die manchmal sogar Prinzessinnen oder Prinzen befallen. Und diese Elemente gibt es im Buch auch. Denn in Märchen werden immer Menschentypen dargestellt. Und Menschen sind nun mal so. Und obwohl ich Märchen natürlich über alles liebe, muss ich sagen, dass dieses Buch dort ansetzt, wo das Märchen aufhört. Heißt nicht am Schluss. Sondern da, wo das Märchen einfach nur ein Märchen ist, das erzählt wird, taucht man hier in der Adaption tiefer in die Gefühlswelt der Protagonisten ein. Wir erfahren was Prinzessin Alina denkt, wie sich ihre Wandlung vollzieht, wie ihre Gedanken dazu sind, und nehmen ganz nah Anteil daran, wie alles vonstattengeht. Auch erfahren wir von den Beweggründen des Königs, Alinas Vater. Und natürlich auch von den Gefühlen Thores, die er gegenüber Alina entwickelt. Das macht das Ganze menschlicher, natürlicher, denn hier zeigen sich sowohl die schlechten, als auch die guten Gefühle. Wie eben bei allen Menschen. Diesen Einblick hat man vielleicht früher nicht so in den Märchen fokussiert. Doch ist die Gefühlswelt doch ein ganz wichtiger Bestandteil einer Geschichte. Das Ganze ist modern anmutend vom Schreibstil, von den Gefühlen, vom Agieren der Menschen und Figuren im Buch. Und trotzdem ist es die Sprache der Märchen, und damit eine, die in ein anderes Jahrhundert passt. Modern und märchenhaft altertümlich. Quasi in Buchkombination verwoben.

Manche Menschen verwechseln die Liebe mit gutem Aussehen. Jemand der gut aussieht, in den verliebt man sich sofort. Doch natürlich geht es dabei nicht um wirklich wahre Liebe. Das Beispiel am Buch erläutert uns, dass es das Erlebte ist, was man zusammen durchsteht, dass uns Vertrauen schenkt, tiefere Bindungen, und mit dem Vertrauen kommt die Liebe. Dabei kann es sogar sein, dass man einen Partner liebt, der einen Makel hat. Doch wer wagt es überhaupt, jemand andren einen Makel anzudichten? Wer gibt vor, WAS genau schön zu sein hat? Ist es nicht eher so, dass jeder Mensch etwas Anderes schön findet? Und können nicht auch Menschen schön sein, wenn sie einfach nur freundlich sind, und sich auf uns einlassen? Sind Menschen, die arm oder gar krank sind weniger wert, als Jemand schönes, selbst wenn sie das tollste innere Wesen haben? Ist es wichtig, was die Umwelt darüber denkt, mit wem ich zusammen bin, oder sein darf? Dürfte zum Beispiel eine wunderschöne Frau aus reichem Hause niemals mit einem armen Schlucker zusammen sein, der dazu vielleicht noch eine schiefe Nase hätte, selbst wenn diese erkannt hätte, dass er für sie der tollste Mensch der Welt ist? Ein Mensch kann auch Zuhause bedeuten, Geborgenheit sein und Sicherheit ausstrahlen. Wenn man ihm genug vertraut. Auch das ist wichtig für die Liebe.

Und wie ein Schmetterling, der vorher eine Raupe war, und aus dem Kokon schlüpft, um dann seine Schönheit zu zeigen, ist es bei Prinzessin Alina andersherum. Sie ist vorher wie in einem Kokon gefangen aus Schönheit und Narzissmus, und muss diesen nun langsam im Laufe der Geschichte abstreifen, um unter dieser Hülle aus Schönheit etwas zu entdecken, was viel besser ist, nämlich ihr Selbst. Nicht nur eine schöne Hülle, sondern so viel mehr. Denn das Buch deutet auch daraufhin, wer man selbst ist. Ob man sich abhängig davon macht, wie man aussieht, und wie man sich kleidet. Ob der Erfolg im Leben allein daran liegt, ob man eine Schönheit ist, oder ob man ihn daran festmachen kann, was ein Mensch leistet, und welche Fähigkeiten dieser hat. Welchen Charakter. Wer ist man denn im Innern, wenn man seine teuren Klamotten ausgezogen hat, und wenn man nicht mehr schön anzusehen ist? Zurück bleibt das eigene Selbst. Und das sollte mehr als ein tolles Antlitz sein. Natürlich würde ich mir wünschen, dass die Menschen oft so denken auf dieser Welt. Leider ist es aber keine Normalität, denn viele gehen immer noch nach dem Aussehen. Stereotypen. Das geht sogar so weit, dass Menschen in bestimmten Berufen genau so und so auszusehen haben, Menschen in anderen Berufen nicht genommen werden, weil sie dies und das an sich haben, was nicht zum typischen Aussehen passt. Wirkliche Toleranz sieht ja schon ein wenig anders aus. Auch wenn Menschen immer noch im Jetzt und Hier für einiges verurteilt werden, was sie an sich haben, und was Anderen nicht passt. Flippige Haarfarben, falsche Kleidung, Tätowierungen…. Um Beispiele zu nennen. Lasst euch nie davon verleiten, jemanden nach seinem Aussehen zu verurteilen. Hinter jemandem der arm gekleidet ist, kann ein toller Mensch stecken, oder gar ein Prinz. Und hinter einer Prinzessin jemand, der arm und kalt an Herz ist. Wenn man diese Prinzessin dann in ärmere Kleidung steckt, macht sie das nicht automatisch zum guten Menschen. Erst die Erfahrung macht das aus. Und die sollte man jedem Menschen eingestehen, und ihn erstmal kennenlernen, bevor man jemanden verurteilt, weil er so und so aussieht.

Uns begegnen im Buch also nicht nur Menschen, die sich denken, sie könnten sich wegen ihres Aussehens alles erlauben, sondern auch welche, die mit ihrem Wesen bestechen, das einfach schön ist. Menschen, die beneidet werden wollen, die Komplimente sammeln, die Zustimmung brauchen, weil ihnen wichtig ist, was andere über sie denken. Da sind die Grausamen, die Boshaften, die trotz schönem Gesicht und Ansehen innerlich so schlecht und schrecklich sind, dass man nie etwas mit ihnen zu tun haben möchte. Das Thema Schönheit und was diese bedeutet, und was genau Liebe ist, das ist im Roman allgegenwärtig.

Das Ganze ist eine Novelle, eine kurze Geschichte, die viel Inhalt hat. Die Erzählung eines Märchens, das es schon gibt, und trotzdem nicht typisch märchenhaft. Denn die Probleme im Märchen und Buch sind menschlich, realitätsnah und glaubhaft. Wir haben es nicht mit Magie und märchenhaften Gestalten zu tun, sondern einfach mit zwei Menschen, die sich ineinander verlieben. Und eine Prinzessin, die merkt, was es bedeutet, jemanden zu lieben. Was ihr vorher verwehrt war, hat sie doch Liebe verwechselt mit Schönsein. Und dass man Menschen nur lieben kann, wenn sie schön sind, und keine Makel haben. Doch was die Prinzessin nicht wusste, und manche Leute heute noch nicht wissen, oder wahrhaben wollen, das ist, dass man sich auch in Jemanden verlieben kann, aufgrund seines Wesens. Und genau das, macht einen Menschen für uns schön. Nicht seine Nase, seine Augen, oder andere Dinge, sondern wie sehr derjenige sich für uns einsetzt, ob wir uns sicher bei ihm fühlen, und ob wir am Ende gar die kleinen Makel an ihm so toll finden, dass wir ihn, und einfach alles an ihm lieben, und vermissen, wenn wir es nicht mehr haben.

Bei König Drosselbart ging es zumindest mir immer so, dass ich Drosselbart gerne geschüttelt hätte, und ihm zugerufen: „Du hast was Besseres verdient, scher dich nicht um dieses hochmütige Weib von Prinzessin, ihr ist nicht mehr zu helfen. Soll sie doch in ihren Hochmut, und in ihrem Narzissmus untergehen, und nur an sich denken, und mit sich selbst glücklich werden. Sie selbst wird sich Strafe genug sein.“. Abeeeeer, ich bin ja kein Unmensch. Und natürlich hat auch Jemand Hochmütiges einen Menschen verdient, erst Recht, wenn es einer ist, der dem hochmütigen Mädchen etwas beibringen möchte, und daraus ein weniger hochmütiges Wesen entsteht, das plötzlich mit viel weniger im Leben zufrieden ist, und merkt, worum es im Leben geht. DENN……… die Welt hat natürlich schon genug Narzissten, Menschen, deren Hochmut leider nicht vor dem Fall kommt, weil sie einfach nicht fallen. Menschen, die denken, sie wären die tollsten, in sich selbst so verliebt sind, dass sie andere unterdrücken, und schlechtmachen. Oder gar nicht wahrnehmen. Weil in ihrer Welt nur sie selbst zählen. Ja. Auch in der Märchenwelt gibt es ein paar davon. Wie gut also, dass es einen Drosselbart gibt, der die junge Prinzessin davor bewahrt, eine weitere eingebildete Person zu werden. Oder anders……. Der sie davor erlöst, solch eine Person zu sein. Und die Welt, oder gar Märchenwelt, kann ganz stolz und froh sein, dass ein narzisstischer Mensch weniger im Märchenweltuniversum lebt. Und trotzdem würde man der Prinzessin am liebsten ins Gesicht knallen, dass verkniffene Unzufriedenheit, und sei sie nur darüber, wie hässlich andere Menschen sind, irgendwann hässlich macht, besonders, wenn man älter wird, aber natürlich auch schon in jungen Jahren. Und dass die fröhlich lächelnden Menschen meist wunderschön sind.

Märchen müssen überspitzt sein, die Situationen und Figuren fast schon als Archetypus angesehen werden. Es gibt meist das Gute und das Böse. Märchen sollen uns Dinge beibringen. Und trotzdem sollen sie nicht allzu real sein. Denn wer will schon ein Märchen lesen, dem das Magische fehlt, weil es vollkommen wissenschaftlich zerpflückt wurde, und psychologisch auseinandergenommen. Das Buch nimmt quasi den Stoff des Märchens, und wandelt ihn in einen Text um, der ein wenig mehr die Probleme darin verstehen lässt. Das Märchenhafte fällt aber nicht ganz weg, trotz erkannter Realität. So gesehen lädt es zum Nachdenken ein.

Auf alle Fälle finde ich es immer wieder gut, auch in der heutigen Zeit, sich immer mal wieder Märchen vorzunehmen. Meist kann man irgendwas darauf aufs Leben übertragen, und sie mahnen den Menschen. Der sich die Worte des Märchens jetzt nur noch verinnerlichen müsste. Denn die meisten verbinden mit Märchen ja wirklich nur „schöne Prinzessin bekommt am Ende einen Prinzen“. Dabei sind Märchen so viel mehr, vielschichtiger, und lehrreich. Und man würde sich wünschen, dass die Botschaft bei einigen Menschen ankommt. Ich mag die Kernaussage des Buches, die einen darauf aufmerksam macht, dass wir mit viel offeneren Augen durch die Welt laufen sollten, und toleranter sein müssten gegenüber den Mitmenschen. Und dass wir uns nicht nur an die halten, die Erfolg im Leben haben. Im Heute wäre Thore wahrscheinlich ein armer und mittelloser Straßenmusikant, der auf seiner Gitarre spielt, und durch die Straßen zieht, und sich in ein reiches Mädchen verliebt, das ihn keines Blickes würdigt, weil er arm ist, und komische Klamotten trägt (ja ok, in Wahrheit wäre er ein Aussteiger, der seinem Reichtum entsagt hätte :D). Denn natürlich lehrt und das Buch auch etwas über Respekt gegenüber Menschen. Denn während für Prinzessin Alina im Schloss nur die Menschen zählen die reich und schön sind, sie ihre Untertanen und Zofen gar nicht beachtet, geschweige denn sich ihre Namen merkt, weil sie denkt, sie seien zu unwichtig, ist es Alina, die später als Frau des Spielmannes lebt, und plötzlich die Sorgen und Nöte, und das Leben des kleinen Volkes mitbekommt. Und, dass das richtige und echte Leben nicht daraus besteht, auf einem Schloss zu sitzen, und jeden Tag nur seiner Schönheit zu frönen, und auf einen schönen Prinzen zu warten. Ich gebe zu, Alina hat mich am Anfang ziemlich genervt. Ja, aber das muss sie ja auch, denn die Kernaussage bei KönigDrosselbart ist nun mal: Nervige verwöhnte Göre, die nur sich selbst liebt, und an jedem etwas auszusetzen hat, verwandelt sich durch Lernen in ein demütiges Mädchen, dass die Welt mit anderen Augen sieht, und auch irgendwie merkt, dass Liebe ganz anders entsteht, als nur damit, dass man verschiedene Körperteile eines anderen Menschen unheimlich schön und toll findet. Also. Jetzt mal grob gesagt. Wäre Alina nicht so schrecklich, wäre die Lehre des Märchens nicht da, weil es keine Wandlung gäbe, und die ist in diesem Märchen wichtig. Im Übrigen sind diese Überspitzungen ja fast in jedem Märchen. Da wird ein Kind von einem Wolf gefressen, dessen Bauch aufgeschlitzt, ein Mädchen in einen 100jährigen Schlaf versetzt, eine Stieftochter misshandelt, und als Putzkraft missbraucht, von der Frau, die ihrer eigenen Tochter die Zehen abhackt, damit sie in einen Schuh passt, und eine Stiefmutter will ihre Stieftochter gar mit einem Apfel töten. Märchen haben die Überspitzungs-Ausnahmeregelung, und so bin ich an das Buch herangegangen.

Und am Ende sollte man sich darüber im Klaren sein, dass wenn man irgendwann mal über diese Schönheitssache anders denkt, es sein kann, dass schon Jemand anders erkannt hat, wie toll ein Mensch ist, den wir dann toll finden. Und dann wäre er für uns für immer verloren, WEIL wir sein tolles Wesen nicht gewürdigt hätten. Heutiges Rezensionslied ist also:

„Sorry, girl, but you missed out……well, tough, luck that boy's mine now….we are more than just good friends…..This is how the story ends.

Too bad that you couldn't see…….see the man that boy could be……there is more that meets the eye….I see the soul that is inside.“

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Veröffentlicht am 20.06.2020

Warum in die Ferne schweifen…………. Wenn das GLÜCK liegt so nah

Glücksorte im Saarland
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Glücksorte im Saarland von Marion Demme-Zech

„Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große vergebens warten.“

Begebt euch heute mit mir auf eine Glücksreise. Wie, was das sein ...

Glücksorte im Saarland von Marion Demme-Zech

„Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das Große vergebens warten.“

Begebt euch heute mit mir auf eine Glücksreise. Wie, was das sein soll? Und was bedeutet eigentlich Glück? Womit verbinden wir einen Ort, der uns glücklich macht? Viele brauchen die große weite Welt, die Weite, die Ferne. Andere Sinneseindrücke, mal etwas Anderes, das uns von unserem Alltag ablenkt. Andere brauchen die Einsamkeit von Ortschaften, um zur Ruhe zu kommen. Wieder andere brauchen die totale Isolation, und manche Menschen gar das Gegenteil. Sie fühlen sich nur unter anderen Menschen wohl, je mehr, je wuseliger, desto toller und greifbarer ist für sie das Glück, das dieser Ort ausstrahlt. Es gibt Menschen, die wollen einfach nur Ruinen und historische Städte besteigen, andere brauchen das Meer. Die einen setzen sich in einen Bus, andere erwandern ein Gebiet zu Fuß, und dann sind da noch die, die alles mit dem Auto erfahren, oder gar einem Wohnwagen. Doch was sie alle verbindet, ist, dass sie meist in die Ferne schweifen, wo doch manchmal auch gute Dinge so nah liegen. Gerade in diesen Zeiten, wo die weiten Fernreisen für uns nicht mehr so greifbar sind, ist es ja auch ein wenig eine Chance, einen kleinen minimalistischeren Urlaub zu machen, oder gar auch nur einen Tag an einem schönen Ort zu verbringen, der einem wie ein kleiner Urlaub und ein bisschen Erholung für die Seele erscheint. Warum ich das alles erzähle? Nun, das vorliegende Buch handelt ein wenig davon, die kleinen Dinge in Orten zu suchen, und dort sein Glück zu finden. Und wo genau? Na, im Saarland, unserem kleinsten deutschen Bundesland. Oder zwischen den Seiten dieses Buches. Welches mich unbeirrbar glücklich gemacht hat. Denn die Orte des Glücks liegen nicht etwa da, wo alle hinstapfen, sondern etwas abseits der normalen Touristenrouten. Und sie sind nicht immer gleich erkennbar als Glücksort.

Das Buch:

Falls ihr bisher nicht wusstet, was das Saarland alles zu bieten hat, ging es euch wie mir. Ich bin bisher immer um das Saarland herumgefahren, immer mal in der Nähe gewesen, fast in jeder Himmelsrichtung an einem anderen Ort nahe dran, und bin sogar hindurch gefahren, um die Landesgrenzen zu passieren. Aber direkt dort? Mir fehlte wohl immer die Zeit. Und dann war da ja auch noch das Ferneschweifen. Glücksorte im Saarland werden uns hier also nähergebracht. Nicht in Reiseführerform, wie wir sie kennen. Hier wird nicht darauf gepocht, alle Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Viel mehr zeigt es uns die kleinen und feinen Dinge auf, die einen glücklich machen. Als Beispiel? Wer hat während des Lockdowns nicht davon geträumt, ein einfaches Eis in die Hände zu bekommen? Und zwar eines, aus einer Eisdiele, keins aus dem Supermarkt. Für mich und meine Familie war das wie ein großer Traum, und als dieser dann endlich wahr wurde nach dem Lockdown…ja, das war ein glücklicher Tag. Soviel zu meinen Eisgelüsten :D.

Das Buch beschreibt solche Orte, die glücklich machen können. Orte zum Erkunden, zum Innehalten, zum Beten, zum Ansehen, Erholen und Staunen. Welche deren Schönheit es zu entdecken gibt, oh, und natürlich die, wo es eine Menge Leckereien gibt. Von Freilichtmuseen, bis hin zu Wanderwegen, alten Ruinen, weiten Aussichten, Kapellen und Kirchen, bis auf einfache Gärten und Gärtnereien, oder auch moderne Baustile, die mit genau diesen beeindrucken, ist hier im Buch fast alles enthalten, was einen glücklich macht, und beim Erleben, für eine glückliche Zeit spricht. Und die hat dann auch beim Lesen. Denn Zu allen Glücksorten (80 an der Zahl) gibt es eine ausführliche Beschreibung in Form einer eigenen Seite, für diesen Ort. Man erfährt eine Menge Hintergrundwissen, Geschichten, und ein dazugehöriges, meist wunderschönes, Foto. Und nebenbei bei manchen Orten auch noch Tipps, die neben dem Text stehen, und diesem Ort nochmal die besondere Würze in Form von einer Info geben, die auf etwas aufmerksam macht, was man so vielleicht nie gefunden hätte. So kann man die Orte wunderbar erkunden. Und manchmal auch einfach innehalten. Denn auch dazu lädt das Buch ein. Dazu hat das Buch noch Glückserläuterungen, und eine Glückskarte, die einem zeigt, wo die Glücksorte liegen, und wie weit sie voneinander entfernt sind. Für Leute wie mich, die bei der Lektüre herausgefunden haben, dass sie gerne mehrere Glücksorte kombinieren würden. Dies nur als Beispiel.

Cover:

Die Cover der Glücksorte-Reihe sind alle ähnlich aufgemacht, haben also einen Wiedererkennungswert. Aber sie alle gefallen mir gut. Denn jedes ist auch wiederum individuell abgestimmt, auf den Ort, die Landschaft, oder das Gebiet, das im Buch näher betrachtet und beschrieben wird.

Fazit und Gedanken zum Buch:

Die Buchserie der Glücksorte-Reihe kenne ich sogar wirklich schon. Tatsächlich habe ich diese Reihe kennengelernt, als ich just letztes Jahr eine Führung im, ebenfalls schönen, Mainz, mitmachen durfte, die von der Autorin begleitet wurde, die das Buch der Glücksorte in Mainz geschrieben hat. Eigentlich für mich ein Heimspielort, wohne ich doch ganz in der Nähe. Und trotzdem hat es mich überrascht, dass ich zu Ecken geführt wurde, die ich bisher entweder nicht kannte, oder noch schlimmer, SO nicht wahrgenommen habe. Das mit der Wahrnehmung ist eh so ein Problem. Wer würde zum Beispiel ein Blumengeschäft ansehen, und sagen, das wäre der absolute Glücksort? Nun weiß ich es. Das würden wohl viele :). Mich eingeschlossen. Denn der Sinn und der Hintergrund des Glücks, das einen Ort zu einem Glücksort macht, das ist, dass man mit offenen Augen durch die Welt gehen sollte, egal wie klein und minimal diese im Augenblick ist. Da kann schon ein Blumengeschäft, die Figur eines Brunnens, ein kleines Theater, der Hinweis, wie viele km es noch braucht, um in andere Länder zu kommen, oder eine Hintergasse ein Glücksort sein. Und hier befinden wir uns in einer Stadt wie Mainz. Das vorliegende Buch beschäftigt sich sogar mit einem ganzen Land, das zwar klein und fein ist, aber sicher genauso tolle Stellen und Orte beinhaltet.

Natürlich will ich damit nicht ausdrücken: Leute bleibt euer ganzes Leben in Deutschland, denn dazu ist der Rest der Welt ebenfalls zu schön. ABER, da es momentan nun mal nicht anders geht, könnte man diese Chance ja nutzen, denn viele wissen gar nicht, wie schön auch kleinere Orte hier in Deutschland sind, in diesem Falle das Saarland. Und dass man hier an ruhigen Orten, auf…ähm….stillen Örtchen, an Bächen, Flüssen, auf Wanderwegen, in Eismanufakturen und Cafés, in Kapellen, Kirchen, in einfachen Läden, Bäckereien, auf Aussichtspunkten, in Gärten, bei Ruinen, und in anderen Zeiten versunken, ebenfalls sein Glück, und vor allem Schönheit und Zufriedenheit finden kann. Ich musste bei einigen Glücksorten lachen, bei einigen fand ich Inspiration, und wieder andere waren einfach nur wunderschön anzusehen und haben zum Träumen angeregt. Und ja, bei einigen ist mir wirklich das Wasser im Munde zusammengelaufen.

Am Ende war ich tatsächlich mit der alleinigen Frage überfragt, welcher Ort des Buches mir denn am besten gefällt. Es waren einfach zu viele. Auf die ich wahrscheinlich so nicht gekommen wäre, oder erst durch Recherche. Denn dass ich nun, nach der Lektüre, das Saarland bereisen MUSS, das ist vielen wohl klar. Vielleicht treffe ich ja ein paar von euch dort :D

Mir gefallen die Glücksorte unheimlich gut, und selbst das Buch zu lesen, macht glücklich. Und lädt zum Träumen ein. Dafür muss und sollte man auch manchmal die Orte aufsuchen, die abseits des bekannten Weges liegen. Denn hinter jedem kann Glück stecken. Und in den 168 Seiten dieses Buches steckt das Glück allemal.

Da es diese Reihe aber in so vielen Ausführungen gibt, und von so vielen Orten erzählt wird, kann sich jeder sein eigenes Glück heraussuchen. Denn jeder findet dies wohl wirklich woanders. Die Hauptsache ist, dass man seine Gegend, und damit sein Glück, mit offenem Auge erkundet, und sich selber fragt, was das Glück für einen selbst bedeutet. Denn das kann oftmals sehr nahe sein, auch wenn es erstmal gar nicht so erscheint, und ganz klein und minimal ist. Und trotzdem kann es unheimlich großes Glück bringen, wenn man aufmerksam auf die kleinen Dinge und Orte im Leben achtet.

Diesmal möchte ich meine Rezension mit keinem Liedzitat beenden, sondern einem einfachen Zitat, was mir sehr gefällt:

„Viel zu spät begreifen viele……die versäumten Lebensziele: Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!“

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Die Geschichte vom mutigen Löwenmädchen und seinem Prinzen.

Lioness
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Lioness von Kathy Tailor

Wenn wir etwas als menschlich beschreiben, oder dies mit Menschlichkeit umschreiben, dann meinen wir meist, dass etwas den Menschen betreffend ist, ihm gegenüber würdig. Dass ...

Lioness von Kathy Tailor

Wenn wir etwas als menschlich beschreiben, oder dies mit Menschlichkeit umschreiben, dann meinen wir meist, dass etwas den Menschen betreffend ist, ihm gegenüber würdig. Dass man auf die Bedürfnisse eines Menschen eingeht. Menschlichkeit ist ein hohes Gut, und unter anderem werden auch Dinge damit beschrieben, wie das Verhalten untereinander, unter uns Menschen. In unseren Familien, mit unseren Liebsten, und den Menschen, die um uns herum sind. Menschlichkeit ist etwas Positives. Weil man hofft, oder davon ausgeht, dass Menschen sich gegenüber menschlich verhalten. Menschlichkeit ist auch, den Urinstinkten zu gehorchen, die in uns sind. Seine Familie zu schützen, vor allem Bösen. Seine Kinder. Ihnen nichts anzutun. Und anderen nichts Böses anzutun. Doch was ist, wenn es Menschen gibt, die von sich behaupten, sie verhalten sich so, wie Menschen sich eben verhalten? Menschlich?! Nunja, eher nicht. Die Böse agieren. Nur zu ihrem eigenen Vorteil. Und nicht auf ihre Umwelt drumherum. Kann das dann auch menschliches Agieren sein? Und wenn ich nun eine ganz merkwürdige Frage stellen würde, wie menschlich Tiere sein können, und sind? Wenn ich dies beschreibe, dann meine ich meist nicht das, was Böses im Menschen existiert, sondern was allgemeinhin als Familiensinn, oder auch Sozialsinn beschrieben wird. Menschlichkeit in Tieren. Warum ich das frage? Nun. In diesem Buch verschwimmt die Menschlichkeit und das Tiersein miteinander. Ähnlich wie Mowgli im Dschungelbuch, geht es um ein Mädchen, das nicht unter Affen, aber dafür unter Löwen aufgewachsen ist. Eine Familie, ihre Familie, mit ihnen verbindet. Eine Löwenmutter die ihre Kinder, damit auch sie, schützt, und in einem Familienverbund mit Löwengeschwistern lebt. In Harmonie und im Einklang mit der Natur, wie der Lauf der Natur eben ist. Doch was ist, wenn in diese Naturharmonie plötzlich der Mensch einschreitet, und die Geschichte ihren Lauf nimmt? Ist dann die Menschlichkeit noch da, oder sind die Löwen als Tiere auf einmal menschlicher, als die Menschen selbst…… deren Menschlichkeit verlorengegangen ist? Und was haben Menschen, die anderen Böses wollen, noch mit Menschlichkeit zu tun? Das nur als kleiner Denkanstoß für dieses Buch. Doch worum geht es genau?

Das Buch, und seine Geschichte:

Tiere deren Sprache verstanden wird, ein Prinz, ein Mädchen aus dem Wald, das über sich hinauswächst, Mut beweist und kämpft, und mit eben diesen Tieren, hier Löwen, spricht, weil diese sie aufgezogen haben, ein Schloss, zwei Königreiche. Fast mutet das Ganze wie ein Märchen an. Und doch spielt es in der normalen Menschenwelt, ohne Magie. Doch wer die Welt, die Natur, und auch die Menschen im Buch beobachtet, der wird sein Märchen trotzdem finden. Mitten in der Realität. Und auch, scheint es doch ganz anders wie die typischen Märchen, da wir eine starke weibliche Heldin haben, die den Prinzen beschützt. Borka lebt im Wald, von Löwen aufgezogen, in diesem Rudel, das ihre Familie ist. Wie genau sie da gelandet ist, erfährt man auch im Buch. Eines Tages werden ihre Löweneltern verschleppt, direkt ins Schloss zum König. Dessen Sohn, Prinz Fjodor, soll die Löwen töten, als Traditionsbeweis, und um dem Volk zu zeigen, dass er stark und ein würdiger Thronfolger ist. Borka verhindert dies, imponiert dem König mit ihrem Mut. Der handelt einen Tausch aus. Borka soll seinen Sohn in seiner Leibgarde begleiten, auf dem Weg ins benachbarte Königreich, wo Fjodor seine Verlobte holen soll, die ihm als Kind versprochen wurde, und die er kaum kennt. Als Tausch bekommen Borkas Löweneltern die Freiheit wieder, ja gar ihr Leben. Nicht begeistert davon ist der Prinz, ebenso wie Borka. Was auf dem Weg alles passiert, und ob die Beiden wirklich aus verschiedenen Welten kommen, dies erzählt das Buch. Ebenso, wie von der Stärke und dem Mut Borkas, die sich in der Menschenwelt erst zurechtfinden muss, und darüber nachdenkt, wo sie wirklich hingehört. In ihr Löwenrudel, oder zu den Menschen.

Das Cover:

Das Cover beschreibt wunderschön die beiden Welten von Borka. Ist sie Löwin, Mensch, oder beides vereint? Mir gefällt die Darstellung, und es kommt gut hervor, um welchen Konflikt es geht.

Fazit und Gedankengänge zum Buch:

Ja, irgendwie hat das Buch wohl irgendwas in mir berührt. Und das ziemlich eindrücklich.

Da ich letztes Jahr schon Disappeared von Kathy Tailor lesen durfte, war ich nun richtig gespannt, wie dieses neue Genre und Setting zu lesen war. Und ich wurde nicht enttäuscht :). Mir gefällt die Vorstellung im Buch, und dass die Sicht auf die Welt eine ganz andere ist, nicht rein menschlich, und doch irgendwie genauso. Da braucht es also ein Löwenrudel um dem Mensch zu zeigen, wie Familie aussehen sollte, wie wir mit unseren Kindern umgehen sollten, und wie miteinander. Diese Löwen im Buch haben meinen Respekt und sind definitiv menschlicher als die Menschen, oder zumindest ein Teil davon.

Borka, die ihr ganzes Leben in der Freiheit des Waldes verbracht hat, ist gefangen in ihrer Pflicht, die Aufgabe zu erledigen, den Prinzen zu seiner Verlobten zu bringen, in seiner Leibgarde, und Prinz Fjodor wiederum ist gefangen, in seinem Schloss und seiner Pflicht, eines Tages der Herrscher des Reiches zu werden, und allen ein guter König zu sein. Und natürlich eine Verbindung mit einem anderen Reich einzugehen, in Form einer arrangierten Ehe, die in der Kindheit beschlossen wurde. Borka scheint fast wie eine Mischung aus Mulan und dem Dschungelbuch. Borka, die sich unter Männern behaupten muss, hier die Wache des Prinzen, in der sie natürlich die einzige Frau ist. Aber es erscheint auch ein wenig wie Mowgli, der sich als Kind, das von Tieren aufgezogen wurde, unter den Menschen behaupten muss. Hier treffen also mehrere Dinge aufeinander, die Borka in aller Schnelle, lernen muss. Menschsein, Frausein, Mutig unter Männern sein. Die Reise des Prinzen zu seiner Braut ist der Hauptteil des Buches. Doch vielleicht ist es auch eine Reise zu sich selbst, zur Wahrheit, zu wer und was man sein will, und wahrlich ist im Inneren. Und das nicht nur für Borka, sondern auch für Fjodor. Und wie eine Löwin mit mutigem Herzen muss Borka sich immer wieder wehren gegen eine Menschenwelt, die so viel ungerechter ist, als es die Natur jemals sein könnte. Bösartigkeiten, Spott, und Männer, die den Mut von Frauen nicht anerkennen sind da an der Tagesordnung. Denn wir erfahren im Buch auch von menschlichen Grausamkeiten und Ungerechtigkeit, von Ungleichheit, Intoleranz und Machtbesessenheit. Und von Ehre in all ihren Formen. Und natürlich sind es auch mal wieder Menschen, die sich davor fürchten, was nicht normal ist, was anders ist. Borka macht ihnen Angst, da sie mit Löwen sprechen kann. Dabei sind die Menschen ohne Blick fürs Wesentliche, nur geleitet von ihrer Angst…. Fast schon instinktiv tierisch.

Borka ist mutig, ihre Löwenseele, ihr Löwenherz ist mutig. Nicht umsonst hat man mal einen König Löwenherz genannt :). Wer könnte also den Prinzen auf seiner Reise besser beschützen als die tapfere Borka, die von klein auf die Überlebenskämpfe in der Natur gelernt hat, und kämpferisch so handelt, wie eine Löwin? Nicht umsonst ist eine Löwenmutter besonders mutig, wenn es um ihre Kinder geht. Sie macht sich auf ihre Löweneltern zu retten, mitten hinein in die Höhle des Löwen, pardon….. die Höhle des Menschen (eines meiner Lieblingszitate aus dem Buch, ich gebe zu, es dort ausgeliehen zu haben). Borkas Menschlichkeit, ihr Pflichtgefühl, ihrer Löwenfamilie gegenüber, wird ausgenutzt…. Von Menschen. Die sie für ihre Zwecke brauchen, und ausnutzen möchten. Ihre Stärke, ihre Kraft und ihre Instinkte. Bald erscheinen die Tiere im Buch menschlicher und gefühlvoller, und vor allem ehrenvoller ihren Familienmitgliedern gegenüber, als es die Menschen tun. Die Löwenfamilie ist füreinander da. Immer. Die Menschen sind da anders, und sehen ihre Kinder nicht immer als ihren Stolz an, und als Familie, für die sie alles tun würden. Wie unmenschlich :/

Die Geschichte ist nur aus der Sicht von Borka geschrieben, und das in ihrer Gegenwart, so, dass wir uns direkt so fühlen, als ob sie uns ihre Geschichte erzählt, und wir damit dabei wären. Das Präsens lässt einen unmittelbar dabei sein, eintauchen in die Geschichte, in die Abenteuer, und alle Erlebnisse von Borka….. aber natürlich auch Fjodor. Borka muss sich im Buch entscheiden. Denn auch diese Frage gibt es im Buch. Wer ist Borkas wahre Familie? Ihr Löwenrudel, welches sie aufgezogen hat, liebevoll, ihr alles beigebracht hat, und für sie Vater und Mutter ist. Oder ihre unbekannten leiblichen Eltern? Schon für Menschen eine schwierige Frage, und hier muss man sich auch noch entscheiden, welches Lebewesen man sein möchte. Oder kann man beide Lebewesen in sich selbst vereinen? Wird Borka das gelingen? Ein Mensch mit einer Löwenseele? Denn Borka sieht die Menschen nur so, kann sie sogar nur so sehen, wie es ihr von ihren Eltern, den Löwen beigebracht wurde. Und die sehen in Menschen hauptsächlich das, was sie ihnen antun. Sprich: Menschen sind gefährlich, Menschen sind sogenannte Töter. Wie soll es auch anders sein, wenn jeder Besuch der Menschen im Wald damit endet, dass Löwen tot sind?! Nun muss Borka in dieser Menschenwelt zurechtkommen, um ihre Löweneltern zu schützen, und zu befreien. Und dadurch lernt sie die Menschenwelt aus ihrer eigenen Sicht kennen. Und dass es zwar die gefährlichen Menschen gibt, die Töter. Ebenso wie andere boshafte Menschen. Aber dass unter den vielen Menschen auch gute sind, die es lohnt kennenzulernen, und etwas genauer hinzuschauen. Das Buch hat Doppeldeutigkeiten, und hält uns Menschen den eigenen Spiegel vor. Statt aus der Sicht eines Menschen, ist hier die Sicht einer Protagonistin beschrieben, die natürlich ein Mensch ist, aber viel mehr auch eine Löwin, mit Löwensicht auf die Welt. Das ist grandios gelungen, diese Sicht zu beschreiben. Und lässt uns Leser durch die Augen einer Löwin sehen, wie sie die Welt und die Menschen sieht. Und damit uns. Deswegen der Spiegel. Die Menschen im Buch sehen die Löwen als Gefahr an. Doch die Frage, die sich über das Buch hinzieht ist, wer eher die Gefahr bring. Tier oder Mensch? Und ob der Mensch nicht das größere Raubtier ist, das weitaus gefährlicher werden kann, wenn man ihm in die Quere kommt, in seinem Streben nach Macht.

Natürlich spürt man die Zerrissenheit, die Nichtzugehörigkeit Borkas. Aber auf welcher Seite? Man spürt aber auch die Harmonie, die direkt fühlbar ist, und die sich zwischen Borka und ihrer Löwenfamilie abspielt. Alles ist harmonisch. Bleibt aber nicht so. Wegen der Menschen, die diese Harmonie durchbrechen. Borka wird als Wilde gesehen, doch passt sie sich schnell der Menschenwelt an. Sie kommt aus einer Welt voller Freiheit, Prinz Fjodor hingegen lebt in der gesitteten Welt der Menschen, in einem großen Schloss, aber völlig unfrei. Er muss sich den alten Gesetzen und Bräuchen beugen, und die Prinzessin heiraten, die ihm zugeordnet wird, um zwei Königreiche zu vereinen. Ohne danach zu fragen, was er sich wünscht. Oder gar sein Herz. Und dann gibt es noch den Zwang. Den Zwang ein Leben leben zu müssen, das man gar nicht will. Vorschriften gemach zu bekommen.

Das Buch ist ein Jugendbuch, kann, nein sollte sogar, aber auch seiner Aussagen wegen, von Erwachsenen gelesen werden. Ich kam nämlich gar nicht nach mir die Sätze der Weisheit des Buches zu notieren, weil fast in jedem etwas steckt, das uns nachdenklich zurücklässt, und worüber es sich nachzudenken lohnt. Außerdem gefällt mir auch die Atmosphäre, die sich zwischen Fjodor und Borka aufbaut. Alles geht langsamer voran, und trotzdem merkt man in einigen Augenblicken eine Verbundenheit der Beiden. Das ist schön beschrieben, und die Beiden ergänzen sich so toll. Auch lässt die Geschichte uns darüber nachdenken, wie wir Menschen mit der Tierwelt, oder auch mit unserer eigenen Menschenumwelt umgehen. Vielleich bringt dieses Nachdenken ja etwas. Mich würde es freuen.

Wundervoll ist die Sicht der Tiere auf die Menschen. In diesem Falle die Erklärungen von Aylela und Corbin (Borkas Löweneltern), und damit so, wie diese die Menschen und die Menschenwelt sehen. Das alles als Erklärung für Borka. Sie ist fast wie eine Mittlerin zwischen den Welten. Die Natur, und die Menschenwelt (wieso ist das eigentlich getrennt?). Doch natürlich gibt es den Konflikt in Borka, wer sie wirklich ist. Nicht ganz Löwin, nicht ganz Mensch. Dort nicht zuhause, und woanders ebenso nicht. In einem Zwiespalt. Doch am Ende ist man sich dann aber sicher, dass es nicht immer wichtig ist, wo man herkommt, und von wem man abstammt, sondern wer man in diesem jenem Moment der Gegenwart IST

Mein heutiges Rezensionslied ist mir sofort beim Lesen eingefallen, und, naja, irgendwie fand ich es passend:

„Howling ghosts they reappear……In mountains that are stacked with fear……. But you're a king and I'm a lionheart.

And in the sea that's painted black………Creatures lurk below the deck………. But you're a king and I'm a lion-heart.

And as the world comes to an end…………I'll be here to hold your hand……… 'Cause you're my king and I'm your lion-heart.“

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.

Abendmahl für einen Mörder
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Abendmahl für einen Mörder von Uwe Ittensohn

Taten und Sünden. Es gibt sie. Im Normalfall und in der Sichtweise der katholischen Kirche sind es die 7 Todsünden, auf die immer wieder aufmerksam gemacht ...

Abendmahl für einen Mörder von Uwe Ittensohn

Taten und Sünden. Es gibt sie. Im Normalfall und in der Sichtweise der katholischen Kirche sind es die 7 Todsünden, auf die immer wieder aufmerksam gemacht wird. Doch was wäre, wenn es, ähnlich dem Vergleich der 7 Weltwunder der Antike, und denen der Neuzeit, es auch Sünden gäbe, die heute aktueller denn je sind, und, die es zur damaligen Zeit, als die Todsünden festgelegt wurden, gegen Ende des 4. Jahrhunderts, noch nicht gab, bzw. man andere Sünden für wichtiger befand? Oder anders gesagt: Was würdet ihr als Sünde sehen in der heutigen Zeit? Es sind sogenannte soziale Sünden. So würde wohl Niemand Profitgier als Sünde ansehen, doch viele würden sich dafür aussprechen, dass die Gier nach Profit falsch ist. Leider aber auch etwas, das in unserer Gesellschaft oft zu verzeichnen ist. Denn………… wer ist denn heute nicht an Geld interessiert? Doch ist dies eine Sünde? Hingegen würden wohl viel das als Sünde ansehen, was wir unserer Natur und der Umwelt antun. Wir versündigen und sozusagen an ihr. Dem sind sich vielleicht viele einig, aber sicherlich auch nicht alle. Der Missbrauch von Jugendlichen und Kindern ist definitiv eine Sünde, da gibt es nichts zu diskutieren. Und was ist mit dem Missbrauch und dem Verkauf von Drogen, oder Abtreibungen? Jeder hat zu Jedem schwerwiegenden Thema unserer Gesellschaft sicherlich eine Meinung. Und wenn nun noch Genmanipulation und Exzessiver Reichtum dazukommen, dann haben wir sie. Die Sünden, von denen in diesem Buch gesprochen wird. Ich erwähne das eigentlich nur anfänglich, damit man sich gleich damit auseinandersetzen kann. Denn es sind Themen, die beschäftigen. Bei einigen ist es leicht, sie als Sünde anzuerkennen, bei anderen etwas schwieriger. Was sie aber alle gemeinsam haben, das ist, dass es in diesem Buch einen Menschen gibt, der diese Sünden straft. Ähnlich anderen Mördern aus Filmen, die nach den 7 Todsünden töten. Doch keine Angst. Es ist ein Krimi. Und auch wenn diese Themen natürlich angesprochen werden, so ist der Krimi an sich nicht so düster, dass man ihn wegen der Thematik nicht lesen könnte. Denn da ist ja immer noch Stadtführer Andre, der den Fall lösen möchte, zusammen mit seiner Mitbewohnerin Irina, die ihm dabei hilft. Und das auf ihre ganz eigene Art, und mit ihrem eigenen Humor. Nun also erstmal zur Geschichte, die ich eben ja schon angedeutet habe.

Die Geschichte des Buches:

Andre ist Stadtführer in Speyer. Irina, seine Untermieterin, und Studentin, würde wohl sagen, er sei ein alter Mann, denn genau so nennt sie ihn zu meist. Als Irina sich einer OP unterziehen muss, teilt sie ihr Krankenzimmer mit einer jungen Frau. Man erfährt, dass diese Opfer eines Steinwurfs von einer Brücke geworden ist, was sie fast getötet hätte. Ein Schuldiger ist schnell gefunden, und das in Form eines Jugendlichen, dessen Nachhauseweg vom Fußball an besagter Steinwurfstelle vorbeiführt. Der Junge ist der Sohn einer ehemaligen Klassenkameradin von Andre, und dem kommt dabei etwas spanisch vor. Auf eigene Faust recherchiert er nun. Als es einen weiteren „Unfall“ gibt, wird Andre sogar von der Polizei mit in die Ermittlungen einbezogen, da sein alter Freund Frank dort arbeitet. Doch als Andre eine Spur verfolgt, und in alten Morden ein Muster erkennt, das die Polizei so nicht akzeptieren möchte, und für Unfug hält, ermittelt er auf eigene Faust weiter, unterstützt von Irina. Alles Weitere ist unheimlich spannend, und muss selbst erlesen werden.

Das Cover:

Sehet den Speyerer Dom. Schaut ihn euch aber gerne auch mal live an :). Das Cover ist minimal, gefällt mir aber sehr gut, da der Dom eine zentrale Rolle im Buch spielt.

Fazit und Gedanken zum Buch:

Wie ich in einem anderen Buch mal gelernt habe, so sind Kathedralen Gottes Vorzimmer auf dieser Erde. Und Kathedralen in ihrer Größe bei uns in der Gegend nennt man häufig Dom. Von ihnen gibt es ein paar. Und immer, wenn wir einen besuchen, zumindest ist es bei mir so, dann bin ich erschlagen von der Größe, fast überwältigt. Aber vor allem voller Ehrfurcht, wie die meisten dieser Riesen die Zeiten überdauert haben. Und schon Jahrhunderte dort stehen, so wie nun mal sind. Wie sie die Menschen damals beeinflusst haben. Oder auch nicht. Warum ich das alles erzähle? Nun ja. Ich liebe Kirchengebäude und ihre Architektur ungemein. Und diesen Dom aus dem Buch, den kenne ich dazu auch noch live sehr gut. Und auch wenn es nicht mein „Hausdom“ ist (jaja, der Mainzer Dom ist einfach ein wenig näher), so wollte ich nochmal drauf aufmerksam machen, was auf dem Buch steht. Denn mit dem Bau des Buches wird der Dombauverein Speyer unterstützt. Mit einem Euro. Und das ist ja wirklich nicht viel, um etwas zu erhalten, was fast 1000 Jahre mehr auf dieser Welt erlebt hat, als wir Menschen es getan haben, und gar tun werden.

Diese Liebe zum Speyerer Dom, der hier einen großen Teil der Handlung bestreitet, die spürt man in jeder gelesenen Seite. Genauso übrigens wie die Liebe zur Stadt Speyer an sich. Das macht einen guten Krimi mit Lokallkolorit aus. Was mir nämlich besonders gut gefallen hat, das war die Beschreibung der Umgebung von Speyer, wo der Handlungsort des Krimis ist. Wir befinden uns mittendrin, und mit den Beschreibungen erfahren wir nicht nur einiges von der Stadtumgebung in Speyer, sondern bekommen auch gleich Lust, sofort einen Ausflug dorthin zu machen. Selbst für Leute, die schon oft dort waren, hält das Buch noch kleine Überraschungen an Wissen bereit. Wo man gut essen gehen kann, wo man ein gutes Bier bekommt, oder eine leckere Brezel. Ja, ich gebe zu, ab und an zwischen den Seiten mal Hunger und Durst bekommen zu haben. Und das ist auch gut. Gerade für die Thematik. Wir haben es mit einem Krimi zu tun, und trotzdem war die Grundstimmung im Roman nicht dunkel, düster und angstvoll. Bei der Thematik von Morden um Sünder, oder das, was ein Mörder von Sündern und ihrer Bestrafung hält, ist das gar nicht so einfach.

Wir haben hier im Roman einen normalen Menschen als Protagonisten, der ebenso auch unser Nachbar sein könnte. Er trinkt gerne mal ein Weinchen, isst gerne gut, und gönnt sich öfter mal nach seinen Stadtführungen eine der schönen Lokalitäten seiner Stadt Speyer (hier gibt’s echt gute Tipps :D). Andre ist Stadtführer und hat nichts mit der Polizei zu tun. Außer, dass einer seiner Freunde dort arbeitet. Das ist aber schon alles. Trotzdem löst er die Fälle, weil er gerne Rätsel löst, auf eigene Faust. Unterstützung findet er bei Irina, seiner Untermieterin, die Studentin ist, und eigentlich aus Russland kommt. Das macht das Ganze so herrlich, da es öfter eine Kappelei zwischen beiden gibt, und man nicht den typischen Kommissar hat, der ein Verbrechen aufdeckt, sondern einen normalen Menschen von nebenan, der uns das Gefühl gibt, dass wir selbst den Fall auch lösen könnten. Natürlich hat auch er so seine Macken und Eigenarten, aber selbst die kommen charmant rüber.

Was mir richtig gut gefällt ist die Verbundenheit des Teams „Alt und Jung“ in Form von Andre und Irina. Andres Wissen, seine ganze ruhige Art, mit der er analysiert und ergebnisorientiert arbeitet…. Und so ja meist auch die Rätsel und Geheimnisse löst. Und Irinas junge und spritzige Studentenart, die oft frei nach Schnauze ist. Beide lernen voneinander, was sie toleranter für die jeweils andere Altersgruppe macht. Das zeigt sich auch später in einer anderen Szene… die ihr natürlich selber rausfinden dürft. Auf alle Fälle finde ich toll, dass die beiden dieses voneinander lernen auch akzeptieren, und nicht versuchen, dass einer Recht hat, und der andere nicht. Sie nehmen ihre gegenseitigen Meinungen an, und ergänzen sich so, und natürlich profitieren beide davon. Keiner ist überheblich. Andre und Irina plänkeln häufig miteinander. Man merkt, wie viel die Beiden sich bedeuten, und trotzdem merkt man dieses humorvolle in den Sätzen und Gesprächen. So bezeichnet Irina Andre immer liebevoll als den alten Mann, der total klugscheißerisch ist. Und er wehrt sich nicht dagegen. Die Kombination aus junger Studentin, die zur Untermiete bei einem einsamen älteren Herrn wohnt, gefällt mir so gesehen sehr gut. Außerdem sorgen diese Gespräche dafür, ein wenig Lockerheit ins Buch zu bringen.

Mich persönlich hat es aber auch ziemlich zum Nachdenken angeregt. Gerade was die Opfer des Mörders angeht. Sind sie wirklich schuldig? Haben sie sich schuldig gemacht? Bei einem gebe ich sogar zu, selber wütend auf das Opfer gewesen zu sein, weil es ein schrecklicher Mensch war. Doch genügt es, ein schrecklicher Mensch zu sein, um ermordet zu werden, von jemandem, der sich als Rächer sieht? Und was ist mit den anderen Opfern. Begehen sie wirklich eine Sünde in ihrem Tun? Ist das ganze viel komplexer? Sollte man eine junge Frau, die abtreibt, gleich verurteilen? Oder lieber hinterfragen, warum sie das tut, was sie tut? Es ist nicht immer alles schwarz oder weiß, sondern gibt sehr oft Grautöne dazwischen. Und genau diese gilt es herauszufinden. Sünder, die schreckliche Dinge tun, die hasst man als Mensch natürlich. Doch gleich Jemanden umbringen? Das Buch ist wie ein Spiegel vor sich selbst. Man kann entscheiden ob man dem Mörder Recht gibt, weil er schlechte Menschen umbringt, oder zu dem Opfer hält, weil Morde das schrecklichste aller Verbrechen sind. Und das klingt in einem nach. Denn wie soll man entscheiden was Falsch ist, oder richtig, wenn es in einigen Fällen kein Falsch und kein Richtig gibt, sondern ein Zwischenweg gesucht werden muss? Im Sinne einer Bestrafung, ohne Jemanden umzubringen? Und wer entscheidet eigentlich, was Falsch und was Richtig ist? Wir sind ja alle nur Menschen, und über andere zu richten…. Wer gibt uns das Recht dazu? Jeder Mensch ist gleich. Keiner darf einem anderen unterstehen. Dass es in der Realität anders ist, das ist wohl jedem klar.

Über das Buch und die Geschichte hinweg erfahren wir die Hintergrundgeschichten der einzelnen Opfer des Mörders, so werden diese uns nähergebracht. Es wird nicht gewertet, und wir können selber entscheiden, ob wir denjenigen für schuldig, oder unschuldig halten würden, und ob es eine Schuldigkeit seinerseits gibt. Da es aktuelle Fälle, aber auch frühere gibt, läuft die ganze Ermittlung auf ein Ziel zu. Den Mörder zu fassen. Da aber auch nicht alle Opfer sterben, und es bei einigen bei Versuchen bleibt, gilt das Ziel, den Mörder aufzuhalten. Ein Mörder der den Menschen mit seinen Taten die Augen öffnen will.

Es ist ein Buch, das sich vor allem auch mit der Thematik der Schuldfrage beschäftigt, wann jemand Schuld hat, und wann nicht. Und wer es überhaupt ist, der darüber richten darf, ob diese Schuld da ist…….. Denn Menschen können sich grundsätzlich immer irren. Und kein Mensch ist frei von Fehlern, oder gar frei von Schuld. Nicht mal der richterlichste Richter, der über Schuld entscheiden kann, oder sollte, irrt sich niemals. Und wenn es um Sünden, soziale Sünden oder auch Todsünden geht, da sollte jeder erstmal auf sich selbst schauen. Es geht um Schuld, um Sünde, um Richtig und Falsch, um Opfer und Täter, und wer von beiden das Opfer und der Täter ist, ob es gar nur Täter gibt, oder ob man alles nicht einfach pauschal sehen kann, und alle Menschen im Buch verurteilen sollte. Wir müssen nachdenken, darüber, wie dünn die Linie zwischen Richtig und Falsch manchmal ist, und sein kann. Und es gibt immer zwei Seiten der Medaille, warum jemand tut, was er tut, und nicht immer, kann man demjenigen, die Schuld geben. Das Buch stellt uns also vor ein Dilemma, was Richtig und was Falsch ist. Fanatisch meine lieben. Sobald etwas ins Fanatische, und in Fanatismus abschweift, wird es gefährlich. Hier ist die Gefährlichkeit, dass jemand, der eigentlich versucht das Richtige zu tun in einen fanatischen Wahn abrutscht, und so nimmt das Unheil der Morde dann seinen Lauf.

Und ja, in einer Welt wo alles nach Plan verläuft, man sich an Richtlinien halten muss, da ist es auch mal schön, die unkonventionellen Methoden von Andre Sartorius zu begutachten. Denn die haben meist mehr Erfolg, als die planmäßigen Ermittlungen der Polizisten. Sartorius rätselt gerne, und zimmert sich mit diesem Wissen den Fall zusammen, um eine Lösung zu erhalten. Ob diese am Ende zufriedenstellend ist, erfahrt ihr in der Lektüre.

Das Buch mutet übrigens schon allein wegen der Sündenthematik seltsam aktuell an. Denn ja. Die meisten Dinge betreffen uns genau in unserem Heute.

Das heutige Rezensionslied fand ich passend:

„When I look back upon my life……..It's always with a sense of shame………...I've always been the one to blame.

For everything I long to do…..No matter when or where or who………Has one thing in common, too.

It's a…..it's a…….it's a…………it's a sin.“

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