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Veröffentlicht am 19.06.2019

wunderschön erzählt

Bell und Harry
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Mir haben diese Geschichten um Harry und Bell viel Freude gemacht. Es geht nicht nur um eine Jungenfreundschaft, sondern es werden beispielsweise auch Episoden erzählt, die Harry mit seiner Mutter erlebt ...

Mir haben diese Geschichten um Harry und Bell viel Freude gemacht. Es geht nicht nur um eine Jungenfreundschaft, sondern es werden beispielsweise auch Episoden erzählt, die Harry mit seiner Mutter erlebt hat. Aber immer in der Zeit, die die Londoner Familie im Hohlen Land verbracht haben. Jane Gardam erzählt in ruhigem Stil kleine ländliche Ereignisse, aber auch mit Sprachwitz und Humor. So fand ich beispielsweise „Die Institution“ urkomisch.

Schon der Einstieg hat mich gefangen genommen, wie der achtjährige Bauernsohn Bell in seiner ländlichen Ausdrucksweise diese Londoner Familie beschreibt, denen seine Familie für die Sommerferien ein Landhaus vermietet hat. Bell beobachtet mit Staunen diese Leute und macht sich seine eigenen Gedanken. Speziell der kleine Junge in der Familie, Harry mit seiner Ängstlichkeit beschäftigt ihn und er nimmt ihn ein bißchen unter seine Fittiche.

Zum Ende hin schließt sich für mich der Kreis: Obwohl vorher nur episodenhaft erzählt erfahren wir jetzt, wie die Freundschaft sich ins Erwachsenenalter entwickelt hat und die Geschehnisse dieses Kapitels verbinden alle gelesenen Geschichten ein bißchen miteinander. Also ich fand diese Personen liebenswert: natürlich Harry und Bell, dann dessen kleine Tochter Anne, Poppet und den alten Hewitson.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Gina ermittelt

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Im neuen Band von Inge Löhnig ermittelt wieder Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo, während ihr Ehemann Tino Dühnfort die Elternzeit zur Betreuung ihrer Tochter Chiara antritt.

Im ...

Im neuen Band von Inge Löhnig ermittelt wieder Gina Angelucci, Spezialistin für Cold Cases bei der Münchner Kripo, während ihr Ehemann Tino Dühnfort die Elternzeit zur Betreuung ihrer Tochter Chiara antritt.

Im Münchner Umland werden bei einer Kiesablagestelle Teile von zwei menschlichen Skeletten gefunden. Durch forensische Untersuchungen wird schnell klar, dass die Toten schon mindestens 70 Jahre da liegen und auch ihre regionale Herkunft kann mit der Kriminaltechnik ermittelt werden. Die lettische Herkunft der Frau lässt vermuten, dass ein Zusammenhang besteht zu einer ehemaligen Munitionsfabrik im Ort, die in der Nazizeit viele Zwangsarbeiter beschäftigt hatte.
Gina bleibt beharrlich dran und ihr Ziel ist es, zumindest die Identität der Toten zu ermitteln und eventuellen Hinterbliebenen nach so vielen Jahren Gewissheit zu verschaffen. Ganz realistisch fand ich es nicht, dass nach 74 Jahren tatsächlich noch Fakten zu damals ermittelt werden konnten. Es kann wohl noch Zeitzeugen geben, aber dass ausgerechnet diese die tatsächlichen Gegebenheiten von damals kannten, ist für mich ziemlich viel Zufall.

Trotzdem hat mir dieser Band mit Gina gut gefallen. Ich kenne die Dühnfort-Reihe komplett und finde die Idee der Autorin genial, neben Tino auch Gina mit den Cold Cases eine eigene Ermittlungsarbeit zuzuschreiben. Und in beiden entwickelt sich das bekannte Privatleben der beiden weiter.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Eisiges Wochenende in schweizer Höhen

Die Tote vom Titlis
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Die Cover der emons Regionalkrimis mag ich sehr, auch hier finde ich das Motiv und die farbliche Gestaltung sehr gelungen. Ich kannte die schweizer Krimireihe der Autorin Monika Mansour bisher nicht. Der ...

Die Cover der emons Regionalkrimis mag ich sehr, auch hier finde ich das Motiv und die farbliche Gestaltung sehr gelungen. Ich kannte die schweizer Krimireihe der Autorin Monika Mansour bisher nicht. Der Luzerner Ermittler Cem Cengiz ist ganz frisch mit der Staatsanwältin Eva verheiratet. Die beiden wollen ein kurzes Flitterwochenende verbringen und fahren mit der Seilbahn auf den Titlis, ein Dreitausendergipfel. Es herrscht großer Betrieb bei der Auffahrt, viele geladene Gäste fahren zu einer illustren Hochzeitsfeier Richtung Gipfelstation. Kaum oben angekommen fällt ein Schuß. Cem und Eva stürmen direkt an den Tatort: in der Gletschergrotte wurde am Altar die Braut erschossen!

Cem und Eva versuchen sofort, die aufbrechende Panik in den Griff zu kriegen und sich ein genaues Bild über den möglichen Tathergang und die beteiligten Personen zu verschaffen. Sie stimmen sich mit ihren Kollegen im Tal ab und schnell wird klar, dass aufgrund eines extremen Schneesturms keine Ermittler aus dem Tal hochkommen können. Es gelingt noch, alle unbeteiligten Bergausflügler kontrolliert mit den letzten Talfahrten nach unten zu bringen. Auf dem Berg zurück bleibt die gesamte Hochzeitsgesellschaft, Eva und Cem und einige Angestellte der Bergstation. Diese illustre Hochzeitsgesellschaft ist alles andere als leicht zu handhaben. Es gibt weitere Todesfälle und eine große Herausforderung ist es, die wachsende Auflehnung der Beteiligten gegen irgendwelche Anweisungen zu bändigen, während wohl auch der Mörder auf dem Gipfel verblieben ist.

Die Atmosphäre und die Beklemmung in dem eisigen und bedrohlichen Umfeld ist greifbar; die Unruhe und das Mißtrauen unter den Anwesenden jederzeit zu spüren. Cems Team aus Luzern, die neue Chefin Susanne und die erfahrene Kollegin Barbara, lerne ich hier nur aus der Ferne, unten im Tal, kennen. Aber die einzelnen Charaktere sind gut herausgearbeitet und sympathisch, so dass ich an weiteren Bänden des Luzernkrimis interessiert bin. Dass der Band mit einem Cliffhanger endet finde ich für eine Krimireihe legitim; es gibt den regelmäßigen Lesern einen Grund zur Neugierde.

Veröffentlicht am 20.05.2019

nicht mein Geschmack

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem.
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Im Einstieg zur Geschichte lernen wir Faye kennen. Sie führt mit ihrem Mann Jack und ihrer kleinen Tochter Julienne ein Leben in Luxus und Reichtum. Prägend in ihrem Alltag ist aber, wie schlecht Faye ...

Im Einstieg zur Geschichte lernen wir Faye kennen. Sie führt mit ihrem Mann Jack und ihrer kleinen Tochter Julienne ein Leben in Luxus und Reichtum. Prägend in ihrem Alltag ist aber, wie schlecht Faye in dieser Ehe behandelt wird: sie biedert sich ihrem Mann an, wir erleben eine pornografische Sexszene nach der anderen und selbst die kleine Tochter benimmt sich ihr gegenüber respektlos und unverschämt.

Nachdem Faye Jack mit einer anderen Frau im eigenen Schlafzimmer erwischt hat, ist er es, der sich von ihr trennt. Jack behandelt sie bei der Trennung wie Dreck und Faye ist geschockt, dass ihr nichts von dem Erarbeiteten bleibt.

Ab da startet Faye ihren Plan, Jack systematisch zu vernichten. Zuerst gründet sie äußerst erfolgreich ihr eigenes Unternehmen und hat bald das Geld und die Möglichkeiten, Jack zu schaden.
Doch dabei finde ich vieles unlogisch: Uns Lesern wird erzählt, dass Faye so intelligent ist und die Firmenentstehung von Jacks Millionenfirma zu großen Teilen ihr Verdienst ist. Aber dann nach der Trennung erfahren wir, dass Faye keinen Zugriff auf ein gemeinsames Vermögen hatte, auch kein eigenes Konto und sie hat bei der Heirat einen Ehevertrag unterzeichnet, der ihr jegliche Ansprüche untersagt. Für ihre neue Firma spricht sie gezielt andere erfolgreiche Frauen an um diese mit dem Rachegedanken und der Verschwisterung gegenüber betrügenden Männern als Investorinnen zu gewinnen. Und trotzdem merkt Jack nicht, dass sie gegen ihn kämpft. Hätte Jack sie nicht so hintergangen, wäre Faye wohl die letzte gewesen, die sich für Frauensolidarität interessiert.

Da mir Faye von Anfang an unsympathisch war und sich die Geschichte bösartig und pornografisch weiterentwickelte, fiel es mir schwer, dieses Hörbuch zu Ende zu hören. Aber um eine endgültige Meinung und damit eine Grundlage für eine Rezension zu haben, habe ich es mir ohne Genuß bis zum Ende angehört. Definitiv nicht mein Geschmack.

Veröffentlicht am 22.04.2019

Trauern und Nachdenken

Die Angehörigen
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Das Cover ist für mich nichtssagend und mit etwas Mühe hätte man möglicherweise einen passenderen Titel als „Die Angehörigen“ finden können. Der Klappentext und die zugehörige Leseprobe fand ich recht ...

Das Cover ist für mich nichtssagend und mit etwas Mühe hätte man möglicherweise einen passenderen Titel als „Die Angehörigen“ finden können. Der Klappentext und die zugehörige Leseprobe fand ich recht vielversprechend.

Gene Ashe war mit seiner Frau Maida 49 Jahre verheiratet, als diese sehr überraschend verstirbt. Seine Tochter Dary ist mit der Enkeltochter Annie angereist, um mit Gene eine Gedenkfeier für Maida zu organisieren. Auch seine langjährigen Freunde Gayle und Ed stehen ihm bei. Diese Freundschaft entstand schon in der Studienzeit und hat bis ins Alter Bestand. Die Familien hatten die Jahre über ihre Urlaube zusammen verbracht und die Kinder sind wie in einem Verwandtschaftsverhältnis aufgewachsen.

Wir begleiten Gene wie er alle seine Beziehungen krititsch beäugt und die Freundschaft/Liebe im Nachhinein bei allen in Frage stellt. Speziell bei seiner Tochter bedauert er, dass er zu ihr nicht den vertraut-liebevollen Umgang hat, den er sich als Vater wünschen würde. Gene grübelt bei jeder Erinnerung, ob diese doch irgendwie anders gemeint war als er sie erlebt hat. Gene war mir sympathisch aber der traurige Grundton doch etwas zu langatmig, so dass mich diese Geschichte nicht richtig gefesselt hat.