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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2018

Auszeit mit Langzeitwirkung

Freiheit ist 49
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Constantin Himmelried musste wegen einem Wirtschaftlichsverbrechen für 4 Jahre ins Gefängnis. Die Information, dass Himmelried auch seinen Vater in sein betrügerisches Verhalten reingezogen hat und dieser ...

Constantin Himmelried musste wegen einem Wirtschaftlichsverbrechen für 4 Jahre ins Gefängnis. Die Information, dass Himmelried auch seinen Vater in sein betrügerisches Verhalten reingezogen hat und dieser ebenso eine Haftstrafe verbüßen musste, hat mich besonders auf die Geschichte neugierig gemacht.

Während man als Leser eher Geschichten über den Alltag im Knast und das Miteinander der Häftlinge erwartet, beschreibt uns Himmelried viele Erkenntnisse, die er durch seine Inhaftierung gewonnen hat. Obwohl das Buch den Untertitel „Erkenntnisse aus 4 Jahren Knast“ trägt, war ich überrascht, dass er sich so intensiv mit sich und seinen bisherigen Verhaltensweisen auseinander setzt. Leider hatte ich zwischenzeitlich ein bißchen die Leselust verloren. Das kann ich gut daran festmachen, dass ich während einem Buch lieber mal zu einem anderen greife und dann dieses weiterlese. Dies soll keine Abwertung von „Freiheit ist 49“ sein, sondern eine Erklärung dafür, dass ich keine begeisterte 4- oder 5-Sterne-Bewertung abgebe.

Ich denke, dieses Buch hilft denjenigen, die einen Angehörigen hinter Gittern haben. Man stellt sich sicher tausend Fragen, wie es dort zugeht. Aber bei den wenigen Gelegenheiten zum Gespräch kommen diese Fragen vermutlich zu kurz. Für Constantin Himmelried freut es mich, dass er in dieser Zeit so viele Erkenntnisse für sich gewinnen konnte. Ich denke, dass er sein Leben mit viel mehr Bewusstsein leben wird und bestimmt nicht mehr in Gefahr kommt, als Wiederkehrer zurück in den Knast zu müssen.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Crow: ein neugieriges Mädchen

Eine Insel zwischen Himmel und Meer
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Crow wurde als Neugeborene in einem kleinen Boot ausgesetzt und glücklicherweise von Osh, dem Bewohner einer einsamen Insel aufgefunden. Er richtet sein Leben nun rund um die Betreuung des kleinen Mädchens ...

Crow wurde als Neugeborene in einem kleinen Boot ausgesetzt und glücklicherweise von Osh, dem Bewohner einer einsamen Insel aufgefunden. Er richtet sein Leben nun rund um die Betreuung des kleinen Mädchens ein, dem er diesen Namen gegeben hat. In all den Jahren kümmert er sich liebevoll um sie und bindet sie in alle alltäglichen Aufgaben ein. Unterstützt wird er von Miss Maggie, sie wohnt auf der Nachbarinsel und hat Crow Lesen und Schreiben beigebracht und versorgt sie mit Büchern aus einer Bücherei.

Jetzt im Alter von zwölf Jahren beginnt Crow sich sehr viele Gedanken zu ihrer Herkunft zu machen. Warum wurde sie damals abgeben? Gibt es irgendwo Eltern oder sonstige Verwandte von ihr? Als Leser ahnt man schon auf den ersten paar Seiten, dass die Suche nach ihrer Herkunft Crows bisherige Idylle in Gefahr bringen wird. Die beiden Erwachsenen würden sie lieber ein bißchen bremsen, doch es wird schnell klar, dass Crow sich dann ohne ihre Erlaubnis und Unterstützung auf die Suche macht. Also beteiligen sich Osh und Miss Maggie an der Suche, auch wenn sie lieber ihren vertrauten Alltag weiterleben würden. Die drei finden nach und nach immer mehr Puzzleteile, die auf Crows Wurzeln hinweisen. Dabei geraten die drei in einige spannende und auch gefährliche Situationen.

Erzählt wird die Geschichte immer aus Crows Sicht. Sie erlebt bei Osh und Miss Maggie eine große Zuneigung und das Gefühl von Geborgenheit. Doch nachdem die Fragen nach ihrer Geschichte und Herkunft immer dringender werden, muss sie denen nachgehen. Die liebevolle Beschreibung der Insel und Crows kleiner „Familie“ haben mir gut gefallen.

Veröffentlicht am 25.01.2018

Traurige Melodie

Lied der Weite
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Meine Favoriten in dieser Geschichte waren die beiden Brüderpaare: Ike und Bobby Guthrie sind erst neun und zehn Jahre alt. Ihre Mutter ist ganz in einer Depression gefangen und die Brüder müssen ohnmächtig ...

Meine Favoriten in dieser Geschichte waren die beiden Brüderpaare: Ike und Bobby Guthrie sind erst neun und zehn Jahre alt. Ihre Mutter ist ganz in einer Depression gefangen und die Brüder müssen ohnmächtig zusehen, wie ihre Mutter immer weniger am Familienleben teilnimmt. Schließlich verlässt sie die Familie endgültig, die Jungs bleiben beim Vater zurück und leiden sehr unter dem Weggang der Mutter.
Die Brüder Raymond und Harold McPheron sind beide unverheiratet geblieben und führen zusammen die Farm ihrer Eltern weiter. Mittlerweile sind sie alt und kauzig geworden. Trotz des Altersunterschieds gibt es einige Parallelen im Leben der beiden Brüderpaare: Sie versuchen gemeinsam ihr oft mühseliges Leben zu meistern und können sich ganz aufeinander verlassen. Und sie stehen oft sprachlos und unbeholfen vor den Ereignissen.

Ich habe es genossen, die Geschichten dieser Menschen aus Holt zu begleiten, auch wenn die Einsamkeit, Traurigkeit und Ungerechtigkeit manchmal schwer auszuhalten war. Schön zu wissen, dass es weitere Geschichten über die Menschen aus Holt gibt. Dieser melancholische Schreibstil, der besondere Menschen zeichnet, hat mich sehr angesprochen. Deshalb hoffe ich, dass nach dem großen Erfolg der aktuellen Bücher auch die anderen von Kent Haruf ins Deutsche übertragen werden.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Gelungen

Der Fall Kallmann
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Ich habe neben den Van-Veeteren-Krimis schon viele andere Bücher von Hakan Nesser gelesen und auch dieses hat meine Erwartungen voll erfüllt. Irgendwas an seinem Schreibstil spricht mich an und ich finde ...

Ich habe neben den Van-Veeteren-Krimis schon viele andere Bücher von Hakan Nesser gelesen und auch dieses hat meine Erwartungen voll erfüllt. Irgendwas an seinem Schreibstil spricht mich an und ich finde die Charaktere, die er geschaffen hat, sehr gelungen. Ein Beispiel für seine sprachliche Besonderheit habe ich mir rausgeschrieben; es beschreibt einen Augenblick:

Ein Jetzt, das sich nicht damit begnügt, eine schnell vergessene Hängebrücke zwischen damals und später zu sein, zwischen vorher und nachher, sondern die Taue zu beiden Ufern kappte und frei dahintrieb.

Ich würde dieses Buch nicht Krimi nennen: Es dreht sich zwar um einen "Fall Kallmann", dabei werden aber eher die Verwicklungen und Vergangenheiten der beteiligten Personen als Roman betrachtet. Alle Teile der Geschichte werden in der Ich-Form erzählt, beginnend aus der Sicht von 4 Personen, 3 Lehrer und eine Schülerin, später gibt es noch zwei weitere Erzähler. Nachdem ich mich an den gleichmäßig-wechselnden Rhythmus der Erzählenden gewöhnt hatte, war ich gefesselt von der puzzle-artigen Aufklärung der Geschehnisse. Für mich eine gut erzählte Geschichte.

Veröffentlicht am 11.12.2017

Ein typischer Harry Hole Fall

Durst
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Seit Schneemann habe ich jeden neuen Harry Hole Fall kurz nach Erscheinen gelesen. In diesem Band wird erwähnt, dass im letzten Fall ein Täter nicht gefasst werden konnte und dies Harry zu schaffen macht. ...

Seit Schneemann habe ich jeden neuen Harry Hole Fall kurz nach Erscheinen gelesen. In diesem Band wird erwähnt, dass im letzten Fall ein Täter nicht gefasst werden konnte und dies Harry zu schaffen macht. Bald stellt sich heraus, dass genau dieser Widersacher von Harry hier der Täter ist. Mein Problem war, dass ich mich an die Zusammenhänge um diesen Täter nicht mehr erinnern konnte und das störend fand. Leider passiert mir das als Serienleserin immer wieder mal, wenn es eine größere Zeitspanne bis zum neuen Buch gibt. Dies könnte man wohl nur vermeiden, wenn man Serien erst später startet und dann die Folgebände zeitnah lesen kann.

Jo Nesbo hält durch Cliffhanger die Spannung immer auf hohem Niveau und führt den Leser gerne hinters Licht. Die Dinge erweisen sich anders, als es den Anschein hatte und bis zum Ende gibt es überraschende Wendungen. Für mich ein typischer Harry Hole Fall, leider teilweise recht grausam und eklig. Aber als Fan gefällt mir das Zusammenspiel von Harry und den anderen Ermittlern, sein Leben mit Rakel und Oleg und auch sein Kampf gegen seine Dämonen und ich werde auch weitere Bände gerne lesen.