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Veröffentlicht am 10.04.2024

Wissen um das eigene Schicksal

Das andere Tal
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Das Tal, in dem die junge Odile lebt ist etwas ganz besonderes. Je nachdem in welche Richtung man sich bewegt trifft man auf das selbe Tal, die selben Menschen, allerdings immer jeweils 20 Jahre in der ...

Das Tal, in dem die junge Odile lebt ist etwas ganz besonderes. Je nachdem in welche Richtung man sich bewegt trifft man auf das selbe Tal, die selben Menschen, allerdings immer jeweils 20 Jahre in der Zukunft, oder der Vergangenheit. Der Kontakt zwischen diesen verschiedenen Welten ist streng reglementiert, nur in wenigen Ausnahmefällen ist ein Besuch gestattet. Als Odile Besucher aus der Zukunft entdeckt ist ihr klar, dass einem ihrer Freunde etwas zustoßen wird, die Eltern von Edme sind gekommen, um ihren Sohn, kurz vor dessen Tod, noch einmal zu sehen.

Als ich den Klappentext zum Buch gelesen habe, war ich sofort von der Thematik fasziniert. Dieses Gedankenspiel zum Thema zeitversetzter Existenz, vor allem der Kenntnis darüber und natürlich der Möglichkeit eines Eingreifens bietet unglaubliche Möglichkeiten für eine Geschichte. Der Autor erzählt seine Version anhand der jungen Odile und ihrer Freunde, die kurz vor dem Schulabschluss und den damit verbundenen Veränderungen stehen. Die Figuren durchleben im ersten Teil des Buches eine Art Coming of Age Geschichte, erste Liebe, Selbstfindung, die Lösung vom Elternhaus. Nur ganz am Rand werden hier die besonderen äußeren Umstände deutlich, zum Einen natürlich durch Odiles Beobachtungen und zum Anderen durch ihre Anwärterschaft auf einen Ausbildungsplatz beim Conseil, der Institution, die über die Anträge zu möglichen Besuchen zu entscheiden hat. Im zweiten Teil sind die Auswirkungen der besonderen Lebensumstände schon wesentlich deutlicher zu spüren. Odile ist mitlerweile erwachsen und ihr Leben wurde durch die Ereignisse in ihrer Jugend entscheidend beeinflusst.

Hier im zweiten Teil stellt sich nun auch immer stärker die Frage, wie anders das Leben Aller verlaufen wäre, hätte Odile damals nicht über ihre Beobachtung geschwiegen. Hätte sie mit einer Bemerkung, einer kleinen Andeutung, den Verlauf der Ereignisse verändern, den Tod ihres Freundes verhindern können? Zuerst nur ein hypothetisches Gedankenspiel an einsamen Abenden, aber als sich dieser Gedanke erst einmal festgesetzt hat, nimmt er immer mehr Raum ein und diesen Raum nimmt er nicht nur in Odiles Gedanken ein, sondern auch im Kopf des Lesers. Genau wie Hauptfigur Odile ist man ständig dabei über die Möglichkeiten zu philosophieren, über das "was wäre wenn" und natürlich über die Konsequenzen. Was, wenn ich zum Beispiel in der Vergangenheit unbeabsichtigt das Treffen meiner Eltern verhindere, oder jemanden töte, der erst viele Jahre später ein schlimmes Verbrechen begeht? Welche Konsequenzen hat das für mich und all die Personen, die von diesen Veränderungen direkt, oder indirekt betroffen sind? Ein Gedankenspiel, bei dem einem schnell der Kopf raucht und das Spannungsgrundlage für derartige Geschichten bietet.

Natürlich ist das Szenarieo nicht ganz neu, schon in H.G.Wells "Die Zeitmaschine" wird der Leser mit dem sogenannten Zeitreiseparadox konfrontiert, das sich in ähnlicher Form hier im Buch wiederfindet. Auch andere Parallelen kommen dem Leser in den Sinn. Die fast etwas totalitäre Welt im Tal weckten in mir Assoziationen zu Büchern wie "Der Report der Magd", oder auch in einigen Aspekten zu "1984", die engen Strukturen zur Berufsfindung der Jugendlichen erinnern etwas an "Die Bestimmung" und als Kind der DDR muss ich bei der Arbeitsweise des Conseils und den Zuständen an der Grenze zwischen den einzelnen Tälern natürlich direkt an die Methoden der Staatssicherheit denken. Möglich, das andere Leser hier ganz andere Interpretationen vornehmen.

Der Roman erzählt seine Geschichte sehr unaufgeregt, manchmal fast langatmig, aber ohne dabei etwas von seiner Dramatik und seiner Eindringlichkeit zu verlieren. Die Spannung entsteht nicht so sehr durch das Offensichtliche, sondern eher durch das, was man zwischen den Zeilen liest, durch das, was sich beim Lesen und lange danach noch im Kopf des Lesers abspielt. Dieses Buch ist eines das nachhallt, das im Leser arbeitet, über das man nachdenkt, von dem man träumt, dessen Gedankenspiel man immer weiter fortführt, das einen packt und nicht mehr loslässt. Warum ich trotzdem nur 4 Sterne vergebe? Schwierig zu beantworten, aber durch dieses ständige Nachgrübeln über die Geschichte, sind mir einige lose Enden aufgefallen, Punkte, die der Autor, in meinen Augen, nicht konsequent zu Ende gedacht hat, kleine Sandkörnchen im gut geölten Getriebe dieser fiktiven Welt, die einen leichten, kaum hörbaren Misston verursachen. Nicht wirklich greifbar, aber eben vorhanden.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Zukunftsvision

Der Stillstand
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Als die Welt stehengeblieben ist und die Dinge einfach aufhörten zu funktionieren, ist Drehbuchautor Journeyman gerade auf dem Bio- Bauernhof seiner Schwester Maddy zu Besuch. Wie sich herausstellt kein ...

Als die Welt stehengeblieben ist und die Dinge einfach aufhörten zu funktionieren, ist Drehbuchautor Journeyman gerade auf dem Bio- Bauernhof seiner Schwester Maddy zu Besuch. Wie sich herausstellt kein so schlechter Ort, um im Stillstand zurechtzukommen. Der Hof liegt idyllisch mit einigen Anderen auf einer Halbinsel, die Bewohner, Späthippies, Aussteiger, Eigenbrötler, sind es gewöhnt sich selbst zu versorgen. Was sie nicht gewöhnt sind ist, sich und ihre Enklave zu verteidigen, doch auch dafür gibt es Lösungen.

Autor Jonathan Letham schafft in diesem Roman eine Art Postapokalypse, mit einer kleinen Schar Überlebender, die sich recht gut in ihrem neuen Leben arrangiert haben. Was genau den Zusammenbruch, den Stillstand verursacht hat, wird nicht näher erläutert, wie es ausserhalb der kleinen Blase, in der die Gemeinschaft um Maddy lebt, aussieht wird nur angedeutet. Vieles bleibt hier der Fantasie des Lesers überlassen, man bekommt den Eindruck, dass auch die Figuren nicht wirklich an dem interessiert sind, was sich jenseits der Ortsgrenzen abspielt. Die Figuren sind alle etwas merkwürdige Charaktere, die man aus der Sicht Journeymans kennenlernt, der allerdings nicht als Ich-Erzähler fungiert. Ihre Interaktion miteinander beschränkt sich auf das Nötigste, was sich erst ändert, als Journeymans früherer Partner Todbaum auftaucht. Todbaums Figur ist hier eindeutig der Bösewicht, was besonders aus den Rückblicken deutlich wird, obwohl auch hier einiges etwas nebulös bleibt, wie die Vorkommnisse zwischen ihm und Journeymans Schwester Maddy.

Anhand des Klappentextes hatte ich mit einer Story im Stil von "Postman", oder "Waterworld" gerechnet, vielleicht sowas roadmovieartiges wie "Die Strasse", gern auch ein bisschen Komik wie in "Zombieland", aber irgendwie ist diese Geschichte nichts davon und doch von allem ein bisschen. Es ist schwer zu greifen, eben wie auch Todbaum, seine Intention, seine Geschichten schwer zu greifen sind. In Grundzügen ist die Story sehr spannend, gibt mir als Leser aber irgendwie nicht genug "Futter", um dranzubleiben. Das Potential wäre da, das atomgetriebene Ungetüm, mit dem Todbaum ankommt, die Hass zwischen ihm und Maddy, die Gruppe der Beschützer/Bewacher, immer wird etwas angedeutet, aber nicht konsequent zu Ende gebracht. Es hängt letztlich zu viel in der Luft, als würde man von mir als Leser erwarten, die Geschichte selber weiter zu spinnen (was im Übrigen gar kein so abwegiger Gedanke ist, schreibt Todbaum doch schon seit Ewigkeiten an einem Apokalypse-Drehbuch, das er wieder und wieder und wieder überarbeitet und ändert).

Stellenweise wurde ich richtig gut unterhalten, stellenweise fand ich die Story weitschweifend und langatmig, ganz abgesehen davon, dass keine der Figuren irgendwelche Sympathien bei mir wecken konnte. Ich habe wegen der Sternevergabe mit mir gehadert und lange zwischen 2 und 3 geschwankt, wobei zwei schon fast Totalausfall bedeutet hätte, allerdings wollte ich das Buch zu keinem Zeitpunkt abbrechen, es hat sich sogar ganz flott und flüssig lesen lassen. Wenn ich könnte würde ich wohl am ehesten 2,5 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Nicht ganz so stark

Der Totengräber und der Mord in der Krypta (Die Totengräber-Serie 3)
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Auch 1895 wollten die Touristen in Wien schon etwas geboten bekommen und was läge da näher, als eine nächtliche Führung in die Gruft unter dem Stephansdom. Die anwesenden jungen Damen gruseln sich ganz ...

Auch 1895 wollten die Touristen in Wien schon etwas geboten bekommen und was läge da näher, als eine nächtliche Führung in die Gruft unter dem Stephansdom. Die anwesenden jungen Damen gruseln sich ganz ordentlich beim Anblick der alten Gebeine, als dann aber eine frische Leiche entdeckt wird, ist das zu viel des Guten.

Im dritten Band der Reihe rund um den Geige spielenden, Bücher schreibenden Totengräber Augustin Rothmayer und den jungen Inspektor Leopold von Herzfeldt, die meist eher unfreiwillig zusammenarbeiten, bekommen es die Beteiligten mit Geistern, Spukgeschichten, Seancen und eben Mord zu tun. Es erweist sich für den Täter als recht praktisch, seine Taten einem rachsüchtigen Geist anzuhängen und so tut er alles dafür dem gerade äußerst angesagten Spiritismus der Wiener Gesellschaft Nahrung zu geben. Rothmayer ist hier ganz in seinem Element, befasst sich sein neuestes Werk doch gerade mit Geistererscheinungen und Spukgeschichten, allerdings kann er sich nicht wirklich auf diese Arbeit konzentrieren, macht ihm doch Adoptivtochter Anna ein paar Probleme. Auch Leo ist nicht ganz bei der Sache, neben dem ständigen Antisemitismus, dem er durch seinen Kollegen ausgesetzt ist, kriselt es in seiner Beziehung zu Julia und zu allem Übel hat seine Mutter ihren Besuch angekündigt.

Die Totengräber-Reihe ist eine der wenigen historischen Kriminalgeschichten, die ich lese und die mich begeistert. Die Mischung aus skurilen Figuren und spannenden Mordermittlungen gefällt mir gut, Lokalkolorit und Zeitgeist werden gut wiedergegeben und in die Geschichte eingebaut. In diesem Buch wird so die Situation der unzähligen Waisen und Straßenkinder thematisiert und leider auch der damals überall vorherrschende Antisemitismus, wenn Leos Chef ihm die Mordermittlungen überträgt, weil er weiß, dass Niemand sonst sich für einen toten Jude interessiert. Der Hang der gelangweilten Wiener Oberschicht zum Spirituellen wird etwas auf die Schippe genommen und letztlich entzaubert, aber wahre Gläubige kann dies nicht von ihrer Überzeugung abbringen. Sehr witzig fand ich, wie der Autor bestimmte historische Ereignisse, den Siegeszug des Telefons, die ersten Fahrräder mit gleich großen Rädern in die Geschichte einbaut, oder wie ein, in Wien weilender, berühmter Schriftsteller zum Gesellschafter für Leos Mutter wird und sich dann an einer nächtlichen Überwachung beteiligt.

Unter diesen Gesichtspunkten war ich eigentlich bei vollen fünf Sternen für das Buch, auch wen die Geschichte, nicht zuletzt durch Leos Art, manchmal eher schleppend vorankommt. Leider haben mir dann aber die Streitereien und das ständige Hin und Her zwischen ihm und seiner Julia ein bisschen den letzten Nerv geraubt. Die Entwicklung die die Figuren in den ersten beiden Büchern genommen haben hat gut in die Geschichte gepasst, ohne sie zu dominieren, in diesem Band war das nun aber etwas anders und das habe ich eher als negativ und störend beim Lesen empfunden. Nicht das ich mir hier ein weichgespültes Happy End wünsche, ganz im Gegenteil, den das würde gar nicht zu den Figuren, gerade zur sehr starken Julia passen, eher etwas weniger Präsenz der Thematik. Stellenweise hatte ich fast den Eindruck, der Autor benutzt die Beziehungsquerelen der Beiden, um Seiten zu füllen. Das ist schade und das haben weder seine Figuren noch die Geschichte nötig.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Der Stoff für schlaflose Nächte

Das kleine Buch der großen Risiken
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Jeder von uns hat Ängste. Einige davon sind durchaus real, wie etwa die, den Job zu verlieren, oder, dass den Kindern etwas passiert. Andere hingegen sind abstrakte, eher irrationale, wie zum Beispiel ...

Jeder von uns hat Ängste. Einige davon sind durchaus real, wie etwa die, den Job zu verlieren, oder, dass den Kindern etwas passiert. Andere hingegen sind abstrakte, eher irrationale, wie zum Beispiel die vor einer Zombieinvasion. Wie stark uns diese Ängste beschäftigen hängt dabei nicht unbedingt von ihrem Wahrscheinlichkeitsfaktor ab, sondern hat oft ganz vielfältige, meist wenig greifbare Gründe.

Jakob Thomä hat es sich in seinem neuen Buch zur Aufgabe gemacht verschiedene Risiken für die Menschheit aufzuzeigen und zu analysieren, jedem Buchstaben des Alphabets wird dabei ein Risiko zugeordnet, wobei der Autor hier manchmal etwas in die Trickkiste gegriffen hat. So liest man hier natürlich von A, wie Atombombe, über K, wie Künstliche Intelligenz, bis hin zu Z, der Zombieapokalypse. Thomä geht die Thematik professionell an, seine Fakten sind gut recherchiert, man merkt aber hie und da auch das Augenzwinkern, mit dem die Infos zu genießen sind.

Das Buch startet mit einer kurzen Einführung des Autors, in der er klar stellt, dass sein Anliegen keinesfalls Panikmache ist und das wir es letztlich selbst in der Hand haben, in wie weit uns die tägliche Flut an Horrormeldungen beeinflusst und ängstigt. Dann folgen die einzelnen Kapitel in denen immer auf die gleiche Weise mit dem Thema umgegangen wird, das Risiko wird in einem Satz beschrieben, es folgt eine kurze Einschätzung dazu, in wie weit man sich tatsächlich Sorgen machen muss und dann wird das Risiko von allen Seiten betrachtet. Hierbei hält sich der Autor an wissenschaftliche Fakten, benennt Studien und Forschungsergebnisse und stellt die Personen vor, die wirklich Ahnung von der Materie haben. Oft ist hier auch sein erhobener Zeigefinger zu erkennen, wenn es zum Beispiel darum geht, nicht alles, was so im World Wide Web geschrieben steht für bare Münze zu nehmen. Mehr als einmal appelliert der Autor an den gesunden Menschenverstand des Lesers und erwarte, dass Dinge auch mal kritisch hinterfragt werden.

Das Buch bietet eine kurzweilige Lektüre, die aber auch zum Nachdenken, zum Weiterdenken anregt. Viele der Risiken sind durchaus real, ihre Auswirkungen aber vielleicht erst in vielen Generationen tatsächlich spürbar, andere sind so unwahrscheinlich, dass es eigentlich verschenkte Lebenszeit ist sich damit zu beschäftigen, wieder andere sind akut und bedürfen dringend einer Lösung. Viele der beschriebenen Risiken bieten Stoff für Hollywood-Blockbuster ala Matrix, während andere sich ganz unbemerkt nur in wissenschaftlichen Fachzeitschriften finden wie das arme Y-Chromosom. Eigentlich könnte man die Lektüre allerdings direkt nach dem Buchstaben D abbrechen, ist hier doch das größte Risiko von allen beschrieben und nein, ich werde jetzt nicht spoilern.

Das Buch ist gut geschrieben und leicht zu lesen, im Anhang findet sich dann noch viel Stoff zu Quellen und weiterführender Literatur.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Die Suche nach der Wahrheit

Morphium
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Elinor Carlisle ist des Mordes an Mary Gerrard angeklagt. Die junge Frau war Elinors kürzlich verstorbener Tante sehr ans Herz gewachsen, sollte sogar beim Erbe berücksichtigt werden und auch Elinors Verlobter ...

Elinor Carlisle ist des Mordes an Mary Gerrard angeklagt. Die junge Frau war Elinors kürzlich verstorbener Tante sehr ans Herz gewachsen, sollte sogar beim Erbe berücksichtigt werden und auch Elinors Verlobter war sehr von ihr angetan. Ein Mord aus Habgier und Eifersucht, ein klarer Fall, oder etwa nicht?

In Morphium legt Agatha Christie mal ein gänzlich anderes Szenario vor, die Tat ist schon passiert, der Täter schon gefunden und vor Gericht gestell, eigentlich eine klare Sache. Hercule Poirot wird nur in einem kurzen Nebensatz erwähnt, als Zuhöhrer im Gerichtssaal. Erst später tritt er dann in Aktion, möchte doch ein Verehrer von Elinor unbedingt Zweifel an deren Schuld anbringen, um eine Verurteilung zu verhindern. Poirot steht vor einer schwierigen Aufgabe, scheint die Beweislast doch erdrückend und auch die Angeklagte macht nicht unbedingt den Eindruck, als wäre sie tasächlich unschuldig.

Im Verlauf des Buches wird der Fall nun rückwirkend aufgerollt und der Leser wird Zeuge der Ereignisse, die letztlich zum Mord führten und man nimmt teil an Poirots Ermittlungen und Befragungen. Gerade bei den Gesprächen mit den Beteiligten läuft Poirot zu gewohnter, schlitzohriger Hochform auf, es ist ein Vergnügen ihn zu begleiten. Leider sind die gewonnenen Erkenntnisse wenig erhellend, denn immer wieder läuft alles auf Elinor als Täterin hinaus. Natürlich kommt es beim Lesen zu den wildesten Spekulationen, man mag halt nicht glauben, dass AC den Täter direkt auf der ersten Seite präsentiert, aber so richtig logisch sind diese Spekulationen nie.

In ihrer unvergleichlichen Art schafft es AC wieder den Leser bis zuletzt aufs Glatteis zu führen, falsche Spuren zu legen, Verwirrung zu stiften, das Mitkriminalisieren ist ein riesen Spaß. Die Auflösung erfolgt mal nicht in der üblichen großen Inszenierung, bietet eine Überraschung, aber im Rückblick ergibt es Sinn. Einer der besten Fälle Poirots.

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