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Veröffentlicht am 22.08.2023

Neue Bedrohung

Prophet
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Sunil Rao, ehemaliger britischer MI6 Agent, wird überraschend aus dem Gefängnis geholt um sich einige eigenartige Gegenstände anzusehen. Mit seinem einzigartigen Talent Fälschungen und Lügen zu erkennen, ...

Sunil Rao, ehemaliger britischer MI6 Agent, wird überraschend aus dem Gefängnis geholt um sich einige eigenartige Gegenstände anzusehen. Mit seinem einzigartigen Talent Fälschungen und Lügen zu erkennen, ist ihm schnell klar, das mit den Objekten etwas nicht stimmt. Kurz darauf arbeitet er gezwungenermaßen wieder mit seinem ehemaligen Partner Adam Rubenstein zusammen und gemeinsam kommen sie der gefährlichen Wahrheit auf die Spur.

Mit "Prophet" hat das Autorinnenduo einen Roman vorgelegt, der wie auf dem Buchrücken zu lesen, genresprengend ist. Das Buch vereint in unnachahmlicher Weise Thrillerelemente mit Science-Fiction, Horror und ein klein bisschen Liebesgeschichte. Die Figuren selber beschreiben die Ereignisse wie aus einer Folge "Twilight Zone", aber auch "Akte X" trifft es ganz gut. Wobei das Buch ganz eindeutig nicht nur von seiner Geschichte lebt, sondern noch mehr von seinen Figuren.

Mit Rao und Rubenstein haben die Autorinnen ein sehr ungleiches Ermittlerduo geschaffen. Die Figuren sind so unterschiedlich, wie sie nur sein können. Der Eine unberechenbar und vergnügungssüchtig mit einem Hang zum Alkohol und dem Talent immer wieder in Schwierigkeiten zu geraten, der Andere, ein disziplinierter Elitesoldat, durchtrainiert bis in die letzte, glattgekämmte Haarspitze und bis an die Zähne bewaffnet. Nicht ganz so ein Team wie Mulder und Scully, aber nah dran. Die Interaktion der Beiden ist es, die die Geschichte auch bei kurzen Längen im Mittelteil spannend hält. Das Gefrotzel, die Dialoge, das Zusammenspiel sind fein ausbalanciert, denn obwohl man meinen könnte die Figur von Rubenstein wäre nur ein Sidekick, der Dr. Watson zu Sherlock/Rao Holmes, tragen beide Figuren die Handlung gleichermaßen. Ich stehe ja total auf so "kaputte", "abgeranzte" Typen, die Autorinnen haben hier gut abgeliefert und dem Ganzen gerade bei Rubenstein viel Tiefe gegeben, in dem sie seine Kindheit in Rückblenden eingebaut haben. Selten habe ich beim Lesen ein konkretes Bild der Figur vor Augen, hier habe ich mich aber ziemlich bald dabei ertappt, wie ich mir vorgestellt habe, welcher Schauspieler wohl gut ins Bild passen würde.

Mich hat die Story von Anfang an gepackt, das Thema, die Mischung war ganz meins, ich bin mir aber bewußt, dass das nicht jedem Leser so gehen wird. Die Autorinnen verbinden geschickt Elemente aktueller Verschwöhrungstheorien mit dem Thema biologische Kriegsführung und Gedankenkontrolle. Vielleicht muss der Ein, oder Andere, der mit SciFi noch noch nicht so vertraut ist hier etwas aus seiner Komfortzone kommen. Es lohnt sich aber auf jeden Fall dranzubleiben. Der Showdown ist speziell, teilweise etwas abgedreht, aber letztlich durchaus stimmig. Das Ende des Buches hätte ich ehrlicherweise nicht in der Form gebraucht, wie die Autorinnen es gewählt haben, wobei es mir nicht um die letzten paar Seiten geht, die sind klasse, sondern um das was zu den letzten paar Seiten führt. Hier bin ich etwas mit mir im Zwiespalt, kann aber nicht näher erläutern was ich meine, ohne zu spoilern.

Ein absolut spannendes Szenario, dem ein paar Seiten weniger hie und da gut getan hätte, gepaart mit einem speziellen Ermittlerduo, in dem der Antiheld am Ende hoffentlich die Welt rettet.

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Veröffentlicht am 17.08.2023

Anomalie

Das Meer der endlosen Ruhe
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Der renitente Sohn einer englischen Adelsfamilie, abgeschoben in die britische Kolonie Kanada hat im Wald eine merkwürdige Erscheinung. Weit in der Zukunft baut ein Musiker ein Video seiner Schwester in ...

Der renitente Sohn einer englischen Adelsfamilie, abgeschoben in die britische Kolonie Kanada hat im Wald eine merkwürdige Erscheinung. Weit in der Zukunft baut ein Musiker ein Video seiner Schwester in eines seiner Werke ein, Inhalt eine merkwürdige Erscheinung in einem Wald in Kanada. Eine Schriftstellerin beschreibt in einem Roman eben diese Erscheinung. Mehrer Personen erleben zu unterschiedlichen Zeiten eine Art Anomalie, 2401 soll ein Zeitreisender von einer der Mondkolonien aus genau diese Anomalie untersuchen. Was sich jetzt vielleicht etwas verwirrend anhört beschreibt nur sehr grob den Inhalt des Buches.

Schon der erste Satz des Buches, fast die gesamte Seite lang, lässt den Leser tief einatmen. In diesem einen Satz erzählt die Autorin so viel wichtiges über ihre Figur Edwin St. Andrew und kreiert gleichzeitig die perfekte Grundstimmung für den Einstieg in ihr Buch. Ihre Sätze sind zwar manchmal wirklich lang und verschachtelt, aber dabei so virtuos konstruiert, wie es nur wenige Schriftsteller hinbekommen, ganz zart und unaufgeregt schafft sie Stimmungen, Landschaften, Situationen.

Zu Beginn weiß man als Leser ebensowenig wo die Reise hingeht, wie es Edwin im Jahr 1912 weiß. Man schwimmt durch die Seiten, durch die verschiedenen Zeiten, lernt weitere Figuren kennen. Da sind Mirella und Vincent 2020, Schriftstellerin Olive 2203, oder Gaspery und seine Schwester 2401. Anfangs stehen diese Figuren in ihrer jeweiligen Zeit für sich, später werden sie auf unterschiedlichste Weise über die besagte Anomalie miteinander verbunden. Was auf den ersten Blick wie ein wirres Knäuel wirkt, wird am Ende dann aber logisch zueinander geführt.

Die Geschichte ist eine von denen, in die man als Leser von der ersten Seite an eintaucht, die einen mitnimmt, die einen aber auch zwingt aufmerksam zu sein mit ihren Sprüngen und Verknüpfungen. Wahrscheinlich ist das Buch eines, das man ein zweites und auch ein drittes Mal lesen muss und kann und am Ende fällt einem immer wieder eine neue Winzigkeit auf, die man vorher übersehen hat, ein kleines Detail, dass das Gesamtbild noch klarer werden lässt.

Zu Beginn hatte ich direkt die Assoziation zu "Die Frau des Zeitreisenden", ohne das ich genau sagen könnte warum genau. Am ehesten war es wohl die Grundstimmung. Später hab ich dann eher Parallelen zu "12 Monkeys", oder "Matrix" gezogen, natürlich ohne den epischen Kugelhagel und die Ledermäntel. Wer das Buch liest wird wohl merken warum mir diese Gedanken gekommen sind. Die Geschichte hat viele der dort verwendeten Elemente (Zeitreisen, Anomalien, Systemfehler, Pandemie, Technologie), ist aber trotzdem so anders, so viel mehr. Trotz der eindeutigen SciFi Ausrichtung ist das Buch als Roman deklariert und auf Grund der darin enthaltenen Erzählkunst funktioniert diese Einordnung recht gut. Das Buch funktioniert so auch für Leser, die mit diesem Genre eher nicht so bekannt sind.

Das Meer der endlosen Ruhe ist ein wunderbar leichtes Buch, das den Leser noch lange nach der Lektüre beschäftigt. Ein Buch, das man mit zeitlichem Abstand immer mal wieder zur Hand nehmen und neu für sich entdecken kann. Ein Buch, das definitiv das Zeug zum modernen Klassiker hat. Unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Schwierig

Der Kaninchenstall
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In einem heruntergekommenen Apartmentkomplex im fiktiven Vacca Vale lebt die 18jährige Blandine mit drei jungen Männern in einer WG. Jeder der Jungs glaubt in das blasse unnahbare Mädchen verliebt zu sein, ...

In einem heruntergekommenen Apartmentkomplex im fiktiven Vacca Vale lebt die 18jährige Blandine mit drei jungen Männern in einer WG. Jeder der Jungs glaubt in das blasse unnahbare Mädchen verliebt zu sein, diese ist allerdings am liebsten für sich und fröhnt ihrer Obsession für die Mystikerinnen und Hildegard von Bingen. Neben der ungewöhlichen WG gibt es noch andere Bewohner im sogenannten "Kaninchenstall", jungen Eltern mit ihrem Baby, ein altes Ehepaar mit Mäuseproblem, oder die einsame 40jährige, mit einer Vorliebe für Maraschino-Kirschen.

Einige der Bewohner lernt der Leser direkt zu Beginn kennen, von manchen erfährt er die Namen, andere bleiben bis zum Schluß namenlos. Manche werden nur kurz erwähnt, Andere bekommen einen längeren Auftritt zugestanden. Nach welchen Kriterien die Autorin die Präsenz der Figuren innerhalb der Geschichte vergeben hat, bleibt leider bis zum Schluß unklar. Genauso ist leider nicht immer erkennbar, welchen Zusammenhang es zwischen den einzelnen Nebenschauplätzen und der Hauptstory gibt, ausser, dass das junge Paar sein Baby in eben dem Hotelzimmer gezeugt hat, in dem später eine der Hauptfiguren absteigt.

Klingt jetzt vielleicht etwas verwirrend, was ich hier gerade von mir gegeben habe, spiegelt aber eigentlich ganz gut den Zustand, in dem ich mich beim Lesen befunden habe, ständige Verwirrung.

Zu Beginn der Geschichte war ich erstmal etwas erschlagen von der Sprachgewalt der jungen Autorin. Schreiben kann sie, gar keine Frage, allerdings fiel es mir zunehmend schwer ihrem Geschriebenem zu folgen. Ich habe es stellenweise als sehr anstrengend empfunden mich durch die verschiedenen Handlungsstränge zu manövrieren, es gibt zwar einen roten Faden, allerdings ist der an vielen Stellen so ausgefranst, dass er zwischen den Zeilen fast nicht mehr zu finden ist. Natürlich bringt die Autorin zum Ende hin einiges zusammen. Da erklärt sich irgendwann die Rolle von Moses, dem Sohn einer gerade verstorbenen Filmdiva, aber auch hier bleibt die Frage, warum die Autorin gerade dieser Figur so viel Raum, soviel Tiefe eingeräumt hat. Die Figuren sind oft sehr skuril gezeichnet, fast überzeichnet. An sich mag ich solche "Freaks" ganz gern, aber hier hatte ich oft ein ungutes Gefühl, so als würde dieses "freakige" zur Lachnummer verkommen. Mit der auf dem Buchrücken erwähnten "beißenden Komik" hat das für mich leider nicht viel zu tun.

Generell finde ich mich in den Pressestimmen, die den Schutzumschlag zieren, nicht wirklich wieder. Ich möchte der Autorin nicht absprechen, dass sie den National Book Award zu Recht gewonnen hat, wie gesagt, schreiben kann sie und ihr Porträt einer sterbenden Industriestadt ist so auf den Punkt, dass es weh tut, aber die Art und Weise ihrer Umsetzung ist mir einfach to much. Ich weiß nicht wirklich, was die Autorin mir jetzt mit ihrer Geschichte sagen will, ja, sie ist eine Gesellschaftskritik, eine Kritik an vielem, was in den USA derzeit im Argen liegt, am Bildungssystem, am Gesundheitssystem, an der Sozialpolitik, am kommunalen Wohnungsbau, an der Umweltpolitik großer Firmen und und und. Zuätzlich werden auch Themen wie Mißbrauch, Vernachlässigung, Einsamkeit und Armut eingebunden. Alles wichtige Themen, Themen, die ohne Probleme mehrer Bücher füllen könnten, hier aber eben in eine einzige Geschichte gequetscht wurden.

Ich bin Leser von der Sorte "ottonormal", natürlich mag ich Bücher mit Tiefgang, mit einer Message, aber es muss mir eben auch möglich gemacht werden diese Message zu verstehen und das ohne das ich vorher Literaturwissenschaften studiert habe. Bei der Lektüre dieses Buches hab ich mich irgendwie fehl am Platz gefühlt, als wäre das Buch eigentlich nicht für mich gemacht. Ich hab mich so ein bisschen gefühlt wie früher in der Schule, wenn ich bei einer Buchinterpretation so überhaupt nichts von dem herausgelesen hatte, was laut Lehrer herauszulesen war.

Ich möchte dem Buch in keinster Weise seine Genialität absprechen, seine Tendenz zum modernen Klassiker, ich bin mir aber sicher, dass das Buch sich letztlich nur einem begrenzten Leserkreis erschließen wird. Wahrscheinlich wird das Buch eins von denen, die man entweder liebt, oder hasst. Während die Einen sich mit immer neuen Interpretationen überschlagen, werden sich die Anderen durchquälen und am Ende mit einer Unmenge an Fragezeichen im Kopf zurückbleiben. Um zu wissen, zu welcher Kategorie man selber gehört muss man das Buch aber erstmal lesen. Viel Spaß im Kaninchenstall.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Bedingt gruselig

Amazement Park
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Die Obdachlose Mac erwartet nicht mehr viel vom Leben, denn sie hat trotz ihres jungen Alters schon zu viel Schlimmes erlebt und zu viel verloren. Als die Leiterin der Obdachlosenunterkunft ihr vorschlägt ...

Die Obdachlose Mac erwartet nicht mehr viel vom Leben, denn sie hat trotz ihres jungen Alters schon zu viel Schlimmes erlebt und zu viel verloren. Als die Leiterin der Obdachlosenunterkunft ihr vorschlägt an einer Spielshow teilzunehmen um ihrem Leben endlich eine Wendung zu geben, lehnt Mac entschieden ab, allerdings wäre sie die perfekte Kandidatin, schließlich geht es in der Show darum sich zu verstecken und wenn Mac etwas richtig gut kann, dann ist es unsichtbar zu bleiben. Das diese Gameshow aber total anders ist erwartet merkt nicht nur Mac relativ schnell.

Das Thema Gameshow ist nicht nur seit der Netflixserie Squid Game in aller Munde, das Setting wird im Trash TV mit Filmen wie "The Hunt" ebenso herangezogen, wie auch in Klassikern des Genres. Letztlich geht es in Filmen wie Escape Room, oder sogar Saw um das gleiche Grundthema, eine Gruppe von Personen findet sich in einer lebensbedrohlichen Situation wieder, aus der sie sich durch das lösen verschiedener Aufgaben befreien muss. Selbst "The Hunger Games" könnte man hier als Beispiel anbringen.

Die Autorin wirft eine buntgemischte Personengruppe in ein augenscheinlich recht harmloses Setting, Ziel ist es als letzter im Spiel zu bleiben und das Preisgeld abzuräumen. Bei ihren Figuen, alle irgendwie gescheiterte Persönlichkeiten, greift sie dabei ziemlich tief in den Klischeetopf. Da gibt es das naive Blondchen mit dem perfekten Zahnpastalächeln und dem erfolglosen YouTube Kanal, die ewige Praktikantin ohne Persönlichkeit, die lesbische und traumatisierte Kriegsveteranin, den blassen unscheinbaren Jungen vom Lande, oder den siegesverwöhnten Fitnessfreak. Jede ihrer Figuren bekommt eine genau auf ihren Charakter zugeschnitte Rolle in der Geschichte und handelt so leider ziemlich vorhersehbar. Hintergrundinformationen bekommt man als Leser nur zu den Figuren, die länger in der Geschichte präsent sind, wer als erstes ausscheidet, wird nicht näher beleuchtet.

Bei der Geschichte war ich nach dem Klappentext bereits Feuer und Flamme. Als riesen Fan klassischer Horrorszenarien ala Stephen King hoffte ich eine Story im Stil von "Menschenjagd", oder auch "Joyland" zu lesen zu bekommen und tatsächlich entwickelte sich die Story anfangs in diese Richtung. Es wurde direkt unterschwellige Spannung aufgebaut, die merkwürdige Begrüßung der Teilnehmer, der eigentümliche Ort, die ausweichenden Erklärungen der Verantwortlichen, all das lässt beim Leser recht schnell die Alarmglocken klingeln, während sich die Gruppe die Ereignisse selbst nach dem Verschwinden der ersten Mitstreiter noch schönredet. Der Grund für das Verschwinden wird nur angedeutet und lässt dem Leser viel Interpretationsspielraum.

Über weite Strecken funktioniert das noch recht gut, im letzten Drittel flacht das Buch aber leider immer mehr ab. Zwar bekomme ich als Leser endlich die Auflösung zum Verschwinden der Gruppenmitglieder, allerdings ist diese Auflösung doch ziemlich dünn und irgendwie unbefriedigend. Leider kann ich das nicht näher ausführen ohne zu spoilern. Die Autorin bemüht sich das Buch in einem Showdown enden zu lassen, aber auch das ist ihr nur bedingt gelungen. Ich hatte das Gefühl hier sollte auf den letzten Metern viel zu viel in die Story gepackt werden, die Dialoge wirkten gestelzt und aufgesetzt. Wahrscheinlich sollte das den Charakter einer der beteiligten Figuren unterstützen, aber für mich hat es nicht gepasst. Letztlich war das Ende alles andere als stimmig, währe das Ganze ein Film gewesen, hätte ich wahrscheinlich darauf gewartet, dass nach dem Abspann noch irgendwas kommt.

Ich bin mit großen Erwartungen in das Buch gestartet und fühlte mich auf den ersten Metern auch gut unterhalten, leider konnte die Autorin den ersten Schwung nicht ins restliche Buch mitnehmen und ich wurde doch etwas enttäuscht und unbefriedigt zurückgelassen. Für Neulinge im Horrorgenre sicher ein guter Einstieg, für alteingesessene Fans eher Nichts.

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Zu viel drum rum

Tachyon
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Die junge Tsai Yini lebt mit ihrem Bruder auf dem Erdmond und arbeitet dort im Großen Archiv als Chronistin für Tachyonen-Kommunikation. Bei der Arbeit an einen solchen Übertragung glaubt sie Ähnlichkeiten ...

Die junge Tsai Yini lebt mit ihrem Bruder auf dem Erdmond und arbeitet dort im Großen Archiv als Chronistin für Tachyonen-Kommunikation. Bei der Arbeit an einen solchen Übertragung glaubt sie Ähnlichkeiten zwischen sich und einer Forscherin zu erkennen, die Frau sieht ihr nicht nur unglaublich ähnlich, sie hat auch noch den gleichen Nachnamen. Yini beginnt nachzuforschen und stößt dabei auf Berichte, die von intelligentem Leben auf einem weit entfernten Planeten sprechen.

Ich hatte mal wieder Lust auf ein Weltraumabenteuer und die Story versprach spannend zu werden. War sie dann in ihren Grundzügen auch. Der Leser verfolgt im groben drei Handlungsstränge, oder besser Zeitlinien. Da ist zum einen die "Gegenwart" als Yini die eingegangenen Übertragungen bearbeitet und ihre Nachforschungen beginnt, dann die Ereignisse, um die es in der Übertragung geht und die früher passiert sind und zum dritten die Ereignisse vor und während der Entdeckung der Lebensformen, die wiederum vor den Ereignissen aus der Übertragung spielen.

Die genauen zeitlichen Abläufe sind leider etwas verwirrend, hier kommen die titelgebenden Tachyonen ins Spiel, denn die ermöglichen die Kommunikation. Der Autor bemüht sich redlich das beschriebene Prinzip zu erklären und ich habe mich redlich bemüht seine Erklärungen zu verstehen, letztlich habe ich kapituliert. Die Grundzüge glaube ich verstanden zu haben, die Details bleiben mir fremd und wenn ich ehrlich bin muss ich das auch gar nicht bis ins Detail wissen. Gerade bei Sci-Fi bleibt es natürlich nicht aus, dass es technisch wird. Da werden schon mal physikalische Gesetze ausgehebelt, um das Reisen zwischen den Planeten zu ermöglichen, da wird gebeamt, mit Warpgeschwindigkeit geflogen, oder es gibt Laserkanonen. Alles Dinge die man so, oder so ähnlich kennt und auch nicht unbedingt hinterfragt, wenn man nicht gerade Astrophysik als Hobby hat.

Neben den technischen Finessen hat der Autor sich auch bei seinen Lebensformen sehr ins Zeug gelegt, das Genre ist aber auch perfekt geeignet, um hier aus dem Vollen zu schöpfen. Für mich als sehr visuellen Leser war das dann aber auch einfach irgendwann zuviel. Wenn die katzenartigen Lebensformen dann da noch ein Detail hinzubekommen haben und da noch eins, konnte ich die ganzen Informationen irgendwann gar nicht mehr in das Bild einbauen, das ich mir von der Figur gemacht hatte. So was kann im Film, wenn sich die Verantwortlichen für die Special Effekts richtig austoben, total spektakulär aussehen, ist in geschriebener Form aber manchmal einfach nur andtrengend und überfordernd.

Die Grundstory des Buches ist eigentlich genau meins. Die Menschheit ist gezwungen ihren Lebensraum ins All zu verlagern, es gibt schon bald politische Probleme, die in kriegerischen Auseinandersetzungen enden, wissenschaftliche Entdeckungen werden nicht zum Wohl der Menschheit eingesetzt, sondern um Waffen aus ihnen zu entwickeln und völlig unbeteiligte Personen müssen plötzlich die Welt retten. Ein Konzept, das schon vielfach gut funktioniert hat, das man als Autor eben nur etwas neu interpretieren muss und genau hier liegt für mich der Schwachpunkt der Story. Mit seiner Interpretation hat der Autor es einfach übertrieben, er hat zu viel gewollt, zu viel in die Geschichte reingepackt, die technischen Details seine überbordende fremde Flora und Fauna, von Allem ist genug für mehrer Geschichten vorhanden.

Der Autor sagt zum Abschluß selber, dass er im Vorfeld nie weiß in welche Richtung seine Geschichten sich entwickeln. Diese hier ist wohl ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen und obwohl ich Yini, Monte und Co durchaus liebgewonnen habe, weiß ich nicht, ob ich sie auch in Teil zwei bei ihrer Mission zu Rettung der Menschheit begleiten möchte. Schade eigentlich.

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