Profilbild von rikanms

rikanms

Lesejury Profi
offline

rikanms ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit rikanms über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2019

Süße Geschichte für Zwischendurch

HerzSeilAkt
0

Du kennst ihn vielleicht und hast ihn dir schon einmal angesehen: meinen Stapel der Schande oder auch SuB. 246 ungelesener Bücher tummeln sich genau zu diesem Zeitpunkt dort und warten auf ihren Einsatz. ...

Du kennst ihn vielleicht und hast ihn dir schon einmal angesehen: meinen Stapel der Schande oder auch SuB. 246 ungelesener Bücher tummeln sich genau zu diesem Zeitpunkt dort und warten auf ihren Einsatz. Für mich ist diese Zahl schon hoch genug, doch eigentlich veräppel ich mich damit selbst, denn diese Liste besteht nur aus den Büchern in meinem Regal und die eBooks sind dort gar nicht ersichtlich… Allerdings greife ich auch einfach ungern zum Kindle und trotzdem habe ich mich endlich wieder dazu aufgerafft und ein kleines Wohlfühlbuch vom elektronischen Bücherstapel befreit.
Bereits seit April 2017 schlummerte dieses Buch auf meinem eReader. Doch nun, da ich etwas Leichtes und etwas fürs Herz brauchte, hatte ich das perfekte Buch direkt zur Hand. Minas Geschichte brachte das richtige Maß an Chaos, Freundschaft, Liebe, aber auch traurigen Momenten mit sich, um direkt ins Herz zu gehen. Die Protagonistin ist einfach die Chaosqueen schlechthin und schlittert von einer unmöglichen Situation in die nächste. Doch genau das macht ihren Charme aus und so zauberte mir Mirjam zwar das ein oder andere Lächeln auf die Lippen, doch auch ein paar Tränchen konnte ich mir nicht verkneifen.
Doch auch wenn mir Mina unendlich sympathisch war (und Frederic übrigens auch!), konnte ich ihre Freundinnen umso weniger leiden. Vor allem ihre beste Freundin Lexi ging mir gehörig auf die Nerven, aber vielleicht gehörte auch das zu dem Gefühlsspektrum, das ich abgedeckt haben wollte? Wer weiß…
Schlussendlich kann ich sagen, dass HerzSeilAkt– Samtküsse unter den Sternen ein süßes Buch für Zwischendurch war. Dank Mirjams Schreibstil fliegen einem die Seiten nur so durch die Finger. Für mich ist es ein richtiges Wohlfühlbuch, mit dem man ein breites Gefühlsspektrum durchleben kann und das einen doch irgendwie zufrieden zurücklässt. Ein Lesetipp für alle, die ihrer Seele etwas Gutes tun wollen.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Nicht gerade mein Lieblings-CoHo

Maybe Someday
0

Es war einmal ein Abend vor nicht allzu langer Zeit, als eine verzweifelte Buchbloggerin nicht mehr wusste, was sie noch lesen sollte. Irgendwie hatte sie auf nichts so richtig Lust, doch Rettung nahte ...

Es war einmal ein Abend vor nicht allzu langer Zeit, als eine verzweifelte Buchbloggerin nicht mehr wusste, was sie noch lesen sollte. Irgendwie hatte sie auf nichts so richtig Lust, doch Rettung nahte in Form eines blonden Engels namens Jana, der ihr ein Buch ihres SuBs empfahl. Und so kam es, dass die kleine Buchbloggerin mal wieder zu einer ihrer Lieblingsautorinnen griff und in einer gefühlvollen Geschichte versank…
Ich empfehle übrigens den Klappentext wieder mal zu überspringen; der Vollständigkeit halber füge ich ihn dennoch ein… und für die Rebellen, die der Warnung nicht nachkommen wollen: ich hab euch ja gewarnt!
Sydneys zweiundzwanzigster Geburtstag ist die Hölle. Erst erfährt sie, dass ihr Freund sie mit ihrer Mitbewohnerin und besten Freundin betrogen hat und dann sitzt sie völlig mittellos auf der Straße. Doch Rettung naht in Form einer Zicke in Hooters-Uniform, die sie mit in ihre WG schleppt, in der auch Ridge, ein junger Gitarrist, lebt. Als Sydney und Ridge anfangen zusammen Musik zu machen, schweben beide zunächst im siebten Himmel, doch wer hoch fliegt, fällt auch tief.
Die Geschichte von Sydney und Ridge lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits habe ich sie geliebt, denn ich habe mitgefiebert, ein paar Tränchen vergossen und mochte die beiden Protagonisten unheimlich gern. Doch auf der anderen Seite wurden meine Moralvorstellungen hier wirklich bis aufs Äußerste strapaziert, sodass ich mich frage: Wurden hier die falschen Aspekte romantisiert?
Zunächst einmal möchte ich ein wenig genauer auf die beiden Protagonisten eingehen. Sydney ist wirklich süß. Sie ist lieb und freundlich, gleichzeitig aber auch frech. Rückblickend muss ich aber feststellen, dass sie doch eher platt und eindimensional blieb und wenig Tiefgang besaß. Und auch wenn ich jetzt so über Ridge nachdenke, fällt mir auf, dass auch er für mich gar nicht wirklich greifbar ist. Er ist ebenfalls freundlich, treuherzig, aber auf eine bestimmte Art egoistisch, die mir so gar nicht geschmeckt hat, weil er dabei schon sehr besitzergreifend und herrisch sein kann. Merkwürdigerweise finde ich, nun wo ich das Ganze nochmal Revue passieren lasse, den Mitbewohner und Ridges besten Freund Warren nicht nur am sympathischsten, sondern auch am ehrlichsten, am greifbarsten und im Gegensatz zu den anderen beiden ziemlich charakterstark. Schade, dass eine Nebencharakter so viel mehr Persönlichkeit abbekommt, als die Hauptfiguren selbst.
Um die Kritik mal ein wenig aufzulockern, möchte ich an dieser Stelle CoHos Schreibstil erwähnen. Diese Frau ist einfach eine begnadete Schriftstellerin und würde man nicht nur so förmlich durch die Seiten fliegen, hätte ich dieses Buch wahrscheinlich abgebrochen. Doch ihre Beschreibungen und vor allem die Gefühle, die sie rüberbringt, können mich jedes mal aufs Neue einfangen und mich bei der Stange halten.
Leider reicht ein toller Schreibstil aber nicht aus, um mich glücklich zu machen, denn vor allem mit der Entwicklung der Story hatte ich ein paar Probleme. Ich möchte wirklich niemanden spoilern, daher wird der folgende Absatz etwas Kryptisch sein, wenn du das Buch noch nicht gelesen haben solltest:
Es gibt Dinge, die für mich nicht gehen und da fällt die Gefühlwelt von Ridge und Sydney und ihr Handeln auch drunter. Im Nachgang dann zu erklären, dass man sich falsch verhalten habe (im besten Fall) oder sich darüber zu ärgern bestimmte Dinge nicht besser versteckt zu haben (im echt beschissensten Fall!), macht es einfach nicht besser. Wirklich nicht. So überhaupt nicht. Und die Reaktion seiner Freundin ist mir für all das irgendwie zu… lasch. Verharmlosend. Romantisierend. Verstehe mich nicht falsch: es gibt Dinge, die niemand beeinflussen kann und für die auch niemand etwas kann, aber als vernunftbegabter Mensch muss man einfach in der Lage sein rechtzeitig die Reißleine zu ziehen.
Ein Pluspunkt war allerdings die Song-Liste. Mittels eines QR-Codes hinten im Buch (warum eigentlich ganz hinten???) kann man sich die Lieder, die die beiden zusammen komponieren sogar anhören. Das fand ich ziemlich cool und gab einen sehr schönen Einblick in die Geschichte. Normalerweise höre ich mir diese Playlisten, die es jetzt so oft in Büchern gibt, gar nicht an, aber da diese hier wirklich Teil der Geschichte sind, fühlt man sie so ganz anders. Eine tolle Idee, die das Buch doch sehr besonders macht!
Und obwohl ich nun versucht habe Stärken und Schwächen des Buchs zusammen zu fassen, bin ich nicht sicher, was ich damit anstellen soll. Es war gut, keine Frage, aber auch nichts wirklich Brillantes. Es hat mich unterhalten und berührt, aber auch kopfschüttelnd zurückgelassen. Lesetipp? Mittelding? Ich weiß es nicht so richtig. Wahrscheinlich gehört das Buch einfach in beide Kategorien, denn ich habe es echt gern gelesen, im Nachhinein fielen mir aber eben ein paar Punkte auf, die mir nicht so gut gefallen haben.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Skurrile Story mit Herz

Die Mechanik des Herzens
0

Als ich meine Bücherliste für den Dezember vergangen Jahres zusammenstelle, suche ich nach einem dünneren Büchlein mit einer hübschen Geschichte für’s Herz. Ich schaute also meine Regale durch und mein ...

Als ich meine Bücherliste für den Dezember vergangen Jahres zusammenstelle, suche ich nach einem dünneren Büchlein mit einer hübschen Geschichte für’s Herz. Ich schaute also meine Regale durch und mein Blick fiel auf das wunderschöne, malerische Cover dieses Romans– dieses Buch sollte es werden. Doch ich las hiermit keine kleine, hübsche Geschichte, die das Herz erfreut. Dieses Buch ist viel mehr und vor allem skurrile Poesie mit einem Hauch, also wirklich nur einer Prise Horror und viel Leid, Ungerechtigkeit und Herzschmerz. Verziert mit einer hübschen Schleife. Und trotzdem konnte es mich nur bedingt begeistern.
Jacks Geschichte beginnt in der kältesten Nacht aller Zeiten. Der kleine Junge kommt mit einem kaputten Herzen zur Welt und um überhaupt leben zu können, setzt ihm seine Hebamme eine Kuckucksuhr ein, die fortan sein Herz sein wird. Doch um sein Kuckucksherz nicht zu überfordern, darf Jack niemals allzu intensive Gefühle entwickeln. Über Jahre hinweg stört in diese Einschränkung keineswegs, aber während eines Ausflugs in die Stadt begegnet er der wunderschönen Miss Acacia, die es ihm unmöglich macht sein mechanisches Herz weiterhin unter Kontrolle zu halten. Um sie wiederzusehen, nimmt Jack allerhand auf sich, denn für ihn geht diese Liebe bis über den Tod hinaus…
Ich muss sagen, dass ich mit Malzieus Schreibstil ein paar Probleme hatte. Zwar ist das Buch mit seinen knapp 200 Seiten nicht gerade das, was man als Wälzer bezeichnen würde, trotzdem kam ich nur relativ langsam voran. Viele Dinge werden nur angerissen und somit der Fantasie des Lesers überlassen; anderes wird sehr bildgewaltig und detailreich beschrieben. Die Mischung gefiel mir eigentlich ziemlich gut, doch vor allem an den blutigen Stellen hätte ich darauf verzichten können. Das Leben des kleinen Jacks ist alles andere als ein Zuckerschlecken und wer davon ausgeht, dass hier etwas in irgendeiner Art und Weise beschönigt wird, irrt gewaltig. Dank der intensiven Erklärungen dazu, spürte ich nur Jacks Unwohlsein und Befangenheit, sondern auch seine körperlichen Schmerzen und vor allem die Scham wegen seines tickenden Geheimnisses.
Im Verlauf der Geschichte fallen einige Fehler auf. Plastikspielzeug am Ende des 19. Jahrhunderts? Sauerstoffflaschen? Ich weiß ja nicht… Trotzdem fielen diese Dinge für mich tatsächlich wenig ins Gewicht. Denn obwohl die Geschichte an realen Schauplätzen wie Edinburgh oder in Spanien spielen, sah ich hier immer die Fantasy-Story, die sie eben auch ist. Ich verbuche diese Schnitzer für mich unter künstlerische Freiheit, da sie mir beim Lesen einfach kaum auffielen und meine Freude an der Geschichte nicht bremsen konnten.
Was mir eher zu schaffen machten, waren die perspektivischen Fehler. Das Buch ist eigentlich im Präsens und aus der Ich-Perspektive geschrieben, dennoch gibt es einige Schlenker zur allwissenden Erzählperspektive. Aus irgendeinem Grund fiel mir das in diesem Buch besonders auf und störte mich enorm.
Für mich war es dann tatsächlich Jack, der Protagonist, der mich immer wieder dazu brachte das Buch erneut in die Hand zu nehmen. Malzieus Protagonist wirkt in einigen Momenten sehr steif und in anderen wiederum so unglaublich lebendig. Ein klein wenig fühlte ich mich bei ihm an Pinocchio erinnert. Er macht in seinem Leben einfach so viel durch und ich konnte mich so gut in ihn reinfühlen, dass ich wissen musste, ob ihm ein Happy End vergönnt ist. Wie es dann aber für den Jungen mit dem Kuckucksuhrenherz weitergeht, müsst ihr selbst herausfinden!
Die Mechanik des Herzens war auf jeden Fall anders, als ich es gedacht hatte und eine merkwürdige Geschichte, die mich immer wieder an den Stil von Regisseur Tim Burton erinnerte. Zwar konnte sie mich nicht völlig überzeugen, aber dennoch so anfixen, dass auch bereits ein zweites Buch des Autors einziehen durfte. Für mich handelt es sich hierbei also um ein Mittelding mit Sternchen und der Tendenz dennoch etwas Besonderes zu sein, denn ich habe das nagende Gefühl, dass hier viel bei der Übersetzung verloren ging. Wäre nur mein Französisch nicht so fürchterlich eingerostet… Ach, irgendwie habe ich doch mein Herz an Jack und die kleine Miss Arcacia verloren und ich bin mir sicher, dass das Buch nicht für jeden etwas ist, aber ich habe doch mein Herz an diese Geschichte verloren.

Veröffentlicht am 07.05.2019

Keine leichte Lektüre, aber absolut grandios!

Juli im Winter
0

Jeder von uns hatte schon einmal in irgendeiner Art und Weise mit Mobbing zu tun, doch nichts, was ich je erlebt habe– und darüber bin ich wirklich froh!– hätte mich darauf vorbereiten können, was mich ...

Jeder von uns hatte schon einmal in irgendeiner Art und Weise mit Mobbing zu tun, doch nichts, was ich je erlebt habe– und darüber bin ich wirklich froh!– hätte mich darauf vorbereiten können, was mich mit Juli im Winter erwartet hat. Eine Achterbahn der Gefühle ist hiergegen ein Kinderspiel.
Juli hat es geschafft. Nach einem Schulwechsel konnte sie endlich die Altlasten ablegen und ein neues Leben beginnen. Gute Noten, Freundschaften und die ersten zarten Gefühle für diesen einen Jungen, bei dem sie das Gefühl hat, dass auch er sie mag. Endlich scheint alles so zu laufen, wie sie es sich wünscht. Doch dann taucht plötzlich die neue Schülerin Nessa im Internat auf und bevor Juli weiß wie ihr geschieht, gerät alles aus den Fugen und sie fühlt sich in eine Zeit zurückversetzt, die sie unbedingt hinter sich lassen wollte.
Als ich das Buch begonnen habe, hätte ich niemals erwartet, dass es so bedrückend, fast düster sein würde. Wut stieg in mir auf, Beklemmung machte sich breit und die Hilflosigkeit wuchs von Zeile zu Zeile. Nein, es ist kein “schönes” Buch, keine seichte Lektüre. Es ist ein Buch, dass den Leser bei den Schultern packt und so lange an dir zerrt und rüttelt bis du selbst nicht mehr weißt, was hier gerade passiert. Aus diesem Grund hätte ich mir auch tatsächlich eine Triggerwarnung gewünscht, denn aus dem Klappentext geht nicht ansatzweise hervor, was dich beim Lesen erwartet.
Ich bin tief beeindruckt von der Story, die Lena hier erzählt, wie sie es schafft die Geschichte einer Gemobbten so darzustellen und so authentisch zu beschreiben, dass man selbst ein Wechselbad der Gefühle durchlebt, wie ich es in einem Buch selten erlebt habe. Hier wird nichts beschönigt oder verharmlost und ich habe keine Ahnung, wie oft ich die Figuren am liebsten angeschrien hätte, dass sie ihre verdammten Augen aufmachen sollen und wie oft ich Juli am liebsten in den Arm genommen hätte, um ihr Trost und Beistand zu spenden. Man durchlebt eine breite Palette an Emotionen und nicht alle sind sonderlich angenehm.
Dieses Buch geht tief und wird dort für lange Zeit bleiben. Wie ein kleiner Splitter, an den du nicht herangekommen bist und der nun nach und nach aus der Haut rauswächst, aber wenn man an ihn denkt oder sogar an der Stelle herumdrückt, ziemlich weh tut. Es regt zum Nachdenken und Reflektieren an und ich würde mir sehr wünschen, dass es den richtigen, nein eigentlich allen Leuten die Augen öffnet. Jeder von uns kann mit Mobbing in Berührung kommen: als Täter, als Opfer, als Zeuge und wir alle müssen lernen uns in solchen Situationen richtig zu verhalten. Wir dürfen keine Angst haben!
Julis Geschichte ist wichtig und ich bin tief davon beeindruckt, wie Lena es geschafft hat dieses Buch in seinen Lesern so nachklingen zu lassen. Es ist Wochen her, dass ich es gelesen habe und dennoch ist es so präsent in mir und löst noch die selben Gefühle aus wie während des Lesens. Juli im Winter kann nichts anderes als ein Highlight sein und ich wünsche mir, dass jeder diese Geschichte liest und für sich etwas daraus mitnimmt. Danke dafür, Lena.

Veröffentlicht am 06.02.2019

Großartiger Klassiker in tollem Gewand!

Lieber Feind
0

Ich liebe Briefe. Auf das Schreiben bin ich ehrlich gesagt nicht so erpicht, weil ich in der Hinsicht ein kleiner Perfektionist bin, mich über Fehler, vergessene Worte oder ähnlich sehr ärgere und dann ...

Ich liebe Briefe. Auf das Schreiben bin ich ehrlich gesagt nicht so erpicht, weil ich in der Hinsicht ein kleiner Perfektionist bin, mich über Fehler, vergessene Worte oder ähnlich sehr ärgere und dann am liebsten nochmal von vorn beginnen möchte. Doch Briefe zu bekommen und sie dann ganz in Ruhe zu lesen, macht mir unheimlich Spaß, denn vor allem handgeschriebene Briefe sind etwas ganz Besonderes, Persönliches. Doch da mein Briefkasten mir meistens nur Werbung oder Rechnungen ausspuckt, musste ich mir anderweitig Abhilfe schaffen und da kamen die Briefromane von Jean Webster gerade recht und heute möchte ich euch den Folgeband von Lieber Daddy Long Legs, den ich schon sehr bezaubernd fand, vorstellen: Lieber Feind.

Gelesen habe ich es übrigens zusammen mit meiner lieben Wiebi und ich muss sagen, dass ich ein großer Fan von Buddyreads bin. Der stetige Austausch macht einfach unheimlich viel Spaß und motiviert mich immer sehr.

Im Gegensatz zum ersten Band Lieber Daddy Long Legs (meine Rezension findet ihr hier) spielt das ehemalige Waisenkind Judy Abbott eher eine Nebenrolle, denn im zweiten Band bekommen wir einen Einblick in die Korrespondenz ihrer ehemaligen Studienfreundin Sallie McBride. Auf Judys Bitte hin übernimmt diese nämlich die Leitung des Waisenhauses, in dem ihre Freundin die Kindheit und Jugend verbringen musste. Mit allerlei Tatendrang stellt sie sich dieser großen Aufgabe und hat vor in dem Heim ordentlich aufzuräumen. Doch nicht alle Bewohner und Mitarbeiter können Sallies Enthusiasmus teilen und vor allem der irische Kinderarzt des Heims mausert sich schnell zu Sallies liebsten Feind…

Die Protagonistin Sallie McBride kommt eigentlich aus guten Hause und hätte es nicht nötig selbst arbeiten zu gehen. Als sie allerdings allein für den Vorschlag belächelt wird, packt sie der Ehrgeiz und sie nimmt die Stelle an– vorläufig! Hätte sie vorher gewusst, was dabei auf sie zukommt, hätte sie wohl da bereits die Beine in die Hand genommen! Doch Sallie ist eine toughe, agile Frau, die mit Ironie, trockenem Humor und viel Tatendrang glänzt. Ich selbst bin ein großer Fan von ihr und denke, dass sie ihrer Zeit weit voraus ist, denn man muss bedanken, dass die eigentliche Geschichte bereits aus dem Jahre 1915 stammt!

An einigen Stellen merkt man der Geschichte auch ihr Alter an, denn vor allem was die Kindererziehung und auch den Vorgang der Adoption anbelangt, gab es für mich den ein oder anderen Oha-Moment. Auch diese heutige Selbstverständlichkeit, dass Frauen arbeiten gehen, machte mir ein ums andere Mal bewusst, dass es sich zwar um eine Neuauflage, aber keine Neuerscheinung handelte.

Doch das Buch, das in Form von Sallies Briefen an ihre Freundin Judy, an den Kinderarzt Dr. Mac Rae und einige andere Personen geschrieben wurde, bringt einige wundervolle Lesestunden mit sich. Von Sallies Ideen und Engagement zu lesen, hat unheimlich viel Spaß gemacht. Ich empfand sie als sehr inspirierende Person.

Generell finde ich die Briefromane von Jean Webster einfach toll! Da man die Briefe und dadurch auch die Geschehnisse immer nur aus einer Sicht liest und auch die Antworten nicht bekannt sind, bleibt trotzdem viel Platz für Fantasie und ich finde, dass man dadurch auch die Gefühlswelt der Protagonistin um einiges intensiver erleben kann. Für mich ist Lieber Feind, wie auch der Vorgänger, ein kleines Highlight der ganz besonderen Art.