Profilbild von sabrina_sbs

sabrina_sbs

Lesejury Star
offline

sabrina_sbs ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sabrina_sbs über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2017

Der Titel ist Programm

Insomnia
0

Florida, der Sunshine State schlechthin - eigentlich- denn schon beim Prolog wird es dem Leser alles andere als warm ums Herz. Man erlernt einen jungen Mann kennen, der von heftigen Kopfschmerzen und ...

Florida, der Sunshine State schlechthin - eigentlich- denn schon beim Prolog wird es dem Leser alles andere als warm ums Herz. Man erlernt einen jungen Mann kennen, der von heftigen Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit geplagt wird. Nichts hilft ihm, bis er beginnt zu morden – der Hammermann ist geboren und treibt sein Unwesen. Es verschwinden immer wieder junge, dunkelhaarige Frauen und nun auch Mallory, doch in ihrem Fall ist alles ganz anders.
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig mir recht kurzen Kapiteln, gut zu lesen, wenn auch an mancher Stelle vielleicht schon fast etwas zu detailreich und die Spannung ist so groß, dass man das Buch nicht mehr aus den Händen legen will. Wenn man abends das Buch startet, passt der Titel daher noch besser als so schon  Da man an mancher Stelle quasi in den Kopf des Täters schauen kann, sind auch Momente dabei, die fassungslos machen und abstoßend wirken. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist jedoch nicht der Täter, sondern Mallory/Callie, die sich von einem unsicheren Teenager (der mir äußerst unsympathisch war, wenn ich auch Mitleid mit ihr hatte) zu einer bemerkenswerten jungen Frau entwickelte, mit der man mitfiebert. Ihre Fehler und die entsprechenden Konsequenzen waren sehr gut dargestellt. Wer das Buch gelesen hat, wird sich zweimal überlegen, ob er irgendwem eine handfeste Lüge auftischen wird(und sei es nur durch das Verschweigen der Tatsachen), denn die Folgen können dramatisch sein – vor allem: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht…Auch die anderen Protagonisten sind ansprechend ausgearbeitet, nur manche Nebenfigur kommt vielleicht ein wenig zu kurz. Vielleicht hätte auch einfach auf den einen oder anderen Ermittler bzw. dessen Erwähnung verzichtet werden können. Das gilt in besonderem Maße, da es weniger um die Ermittlungen, als vielmehr um die dramatischen Folgen einer Lüge geht.
Der Showdown war einfach genial, alle offenen Fragen wurden geklärt. Die Autorin hat es tatsächlich geschafft mich ein wenig aus dem Konzept zu bringen. Immer wieder hatte ich meine Befürchtungen oder Vermutungen den Täter betreffend, lag mal da, mal dort richtig oder richtig daneben – einfach genial, wie sie ihre falschen Fährten gelegt hat und mich so an der Nase rumführte.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Deaver überzeugt mal wieder

Wahllos
0

Die Angst kann eine furchtbare Waffe sein und genau das macht sich der Täter in „Wahllos“ zunutze. Er verschließt die Notausgänge eines Nachtclubs und zündet ein Feuer – in der Massenpanik (die ich genial ...

Die Angst kann eine furchtbare Waffe sein und genau das macht sich der Täter in „Wahllos“ zunutze. Er verschließt die Notausgänge eines Nachtclubs und zündet ein Feuer – in der Massenpanik (die ich genial beschrieben fand), kommen zahlreiche Menschen zu Schaden, einige zahlen sogar mit dem Leben. Kathryn Dance, die in einem Verhör kurz zuvor Mist gebaut hat und degradiert wurde, soll eigentlich nur Versicherungen überprüfen, stolpert dann aber über schier unglaubliche Hintergründe. Mit einer Massenpanik ist es nicht getan, außerdem kommen in der Region immer mehr Hassverbrechen vor, ein Kartell bereitet Sorgen…viele Fronten, an denen es brenzlig wird.
Ich bin Deaver-Fan durch und durch und auch dieser vierte Teil der Kathryn Dance Reihe hat mich auf ganzer Linie überzeugt, wenn der Beginn auch etwas langsam war und sich erst nach und nach die volle Spannung in der vielschichtigen Geschichte entwickelt hat. Die Ermittlungen sind gewohnt spannend, der Täter recht früh bekannt (es bleibt trotzdem spannend, weil man weder die Hintergründe kennt, noch welche Taten noch folgen werden) und auch das Privatleben der Ermittlerin nimmt wieder einen gewissen Stellenwert ein. In allen Ebenen warten waschechte Überraschungen auf den Leser. Man möchte irgendwann gar nicht mehr aufhören zu lesen und da tut der gut lesbare, flüssige Schreibstil sein übriges. Je weiter die Ermittlungen vorankommen, desto mehr hetzt der Leser mit, denn die Ereignisse überschlagen sich, Dance scheint mit diesem Täter an ihre Grenzen zu stoßen. Immer wieder ist er ihr eine Nasenlänge voraus…
Dance ermittelt wieder mit Michael O´Neil und anderen bereits bekannten, interessanten Charakteren, die eventuell in ihrer Summe etwas überfordern, wenn man die Reihe mittendrin beginnt.
Für Deaver-Fans und solche die es werden wollen (auch wenn ich empfehle die Reihe vorne zu beginnen, lässt sich dieser Band auch unabhängig und ohne Vorkenntnisse lesen).

Veröffentlicht am 27.12.2017

Scheibchenweise zur Wahrheit

Die Witwe
0

Eine Zweijährige verschwindet spurlos. Warum und von wem wurde das Mädchen entführt? Lebt sie noch? Die Ermittlungen über Jahre werden aus verschiedenen Blickwinkeln geschildert. Immer deutlicher scheint ...

Eine Zweijährige verschwindet spurlos. Warum und von wem wurde das Mädchen entführt? Lebt sie noch? Die Ermittlungen über Jahre werden aus verschiedenen Blickwinkeln geschildert. Immer deutlicher scheint es zu werden, dass Glen Taylor das Mädchen entführt hat - aber stimmt das oder ist er eine Art Justizopfer?

Das Buch berichtet aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und Zeiten das Geschehen, sodass sich erst nach und nach ein Gesamtbild ergibt. Lange Zeit hat man nur eine vage Ahnung um was es gehen wird und was wirklich gespielt wird. Dafür bekommt man tiefe Einblicke in die Gefühlswelt der handelnden/erzählenden Personen. Mir gefiel das sehr gut – allerdings muss man schon bei der Sache sein und das entsprechende Interesse aufbringen, um das Geschehen komplett zu verstehen. Der Fall als solcher ist nicht leicht verdaulich und die Auflösung, der Ermittlungsweg und vor allem die Berichterstattung über den Fall, haben mich überzeugt.
Das Buch wird unter anderem damit beworben, dass es Lesern, denen „Gone Girl“ oder „Girl on train“ gefiel, gefallen wird und das würde ich so auch unterschreiben. Heißt im Umkehrschluss aber auch, dass es wahrscheinlich denen nicht gefallen wird, die damit auch schon ihre Schwierigkeiten hatten. Außerdem würde ich eine Leseprobe empfehlen, denn man wird schnell merken, ob man gepackt wird oder nicht.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Erschreckend, unterhaltsam und raffiniert

Die Optimierer
0

Überwachungskameras, Datenlinsen für jedermann und eine Vielzahl von helfenden Robotern sind Alltag im Jahr 2052. Dies ermöglicht die absolute Wohlfühlökonomie, die jedem Individuum seinen richtigen Platz ...

Überwachungskameras, Datenlinsen für jedermann und eine Vielzahl von helfenden Robotern sind Alltag im Jahr 2052. Dies ermöglicht die absolute Wohlfühlökonomie, die jedem Individuum seinen richtigen Platz anweist, möglichst klimafreundlich ist und den Alltag eines jeden komplett optimiert. Samson ist ein rundum überzeugter Anhänger des Systems, bis es sich plötzlich gegen ihn wendet…

„Ich habe nichts zu verbergen, also machen mir Überwachungskameras, das Auslesen meiner Daten, etc. nichts, wenn es meiner Sicherheit dient“ so oder so ähnlich argumentieren viele Menschen, doch stimmt das wirklich? Ist es tatsächlich egal, wenn jede Behörde weiß, wie oft ich wo Spazieren gehe, ob ich Kaugummis auf die Straße spucke oder was genau in meinem Einkaufswagen landet? Ich glaubte das vorher schon nicht, doch nach der Lektüre noch weniger. Wird der Mensch nicht irgendwann zum Opfer der Technik? Wie weit darf künstliche Intelligenz den Alltag bestimmen? Alles Fragen, die sich unweigerlich nach der Lektüre stellen.

Diese Zukunftsvision hat mich sehr nachdenklich gestimmt und auch wenn ich mir keine Sorgen mache, es selbst so erleben zu müssen, so könnte es meinen Nachfahren blühen – denn unter dem Deckmäntelchen der Sicherheit, der Optimierung oder auch der schlichten Bequemlichkeit werden immer mehr Daten gesammelt. Wenn man diese dann nutzt, wie in der vorliegenden Geschichte, ist das definitiv kein schöner Gedanke…

Die ersten zwei Drittel hatten mich auf Anhieb überzeugt. Die Autorin erklärt die neue Weltordnung anschaulich, mit all ihren technischen Finessen, die sowohl Vor-, als auch eine riesen Menge Nachteile mit sich bringen. Auch soziale und wirtschaftliche Entwicklungen sind gut nachvollziehbar und manches wäre vielleicht auch gar nicht so übel. Das Ende der Geschichte hatte mich zunächst nicht ganz überzeugen können. Vieles ging mir zu schnell, meine Einstellung war zwiespältig (Details würden in Spoilern enden, daher hier nicht mehr Info), aber mit etwas Abstand konnte ich dem noch einiges abgewinnen und bin schon gespannt, wie es im zweiten Teil fortgesetzt wird.

Ich fand das Buch super durchdacht, mich hat es häufig überrascht, manche Wendung hatte ich so nicht erwartet und ich vermute, dass es nicht nur daran liegt, dass ich gewöhnlich nicht zu diesem Genre greife (ausgenommen 1984, welches mir sehr gut gefallen hatte – was auch einer der Hauptgründe war dieses Buch zu lesen), sondern es einfach nur richtig gut geschrieben war. Die meist recht kurzen Kapitel haben zum Weiterlesen animiert, Samson ist ein interessanter, wenn auch ein wenig spezieller Protagonist und der Schreibstil sehr flüssig. Abgerundet mit einem gewissen Witz und eine gesunde Portion Drama, hat mich das Buch überzeugt.

Erschreckend, unterhaltsam und raffiniert – ein Zukunftsroman, den ich gerne weiterempfehle!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Idee/Originalität
  • Spannung
Veröffentlicht am 27.12.2017

Ein Bild überdauert...

Ein Bild von dir
0

Sophie lebt in Frankreich während des ersten Weltkriegs. Ihr Mann kämpft für ihre gemeinsame Heimat gegen die Deutschen, während Sophie alles tut, um ihre Familie durch die schwierige Zeit zu bringen. ...

Sophie lebt in Frankreich während des ersten Weltkriegs. Ihr Mann kämpft für ihre gemeinsame Heimat gegen die Deutschen, während Sophie alles tut, um ihre Familie durch die schwierige Zeit zu bringen. Was immer schwieriger wird, denn sie bekommen nicht nur zu wenig zu essen und werden von den Deutschen ständig schlecht behandelt, nein auch in der Dorfgemeinschaft machen sich Neid und Missgunst breit, denn sie und ihre Schwester werden gezwungen für die deutschen Besatzer zu kochen. Dabei kommt es immer wieder zu Kontakten zwischen Sophie und dem Kunstliebhaber und deutschen Kommandanten, der ein Porträt Sophies immer und immer wieder betrachten muss – eine schicksalshafte Begegnung, die einiges an Spannung und Dramatik bietet…100 Jahre später trauert Liv noch immer um ihren Mann David, der bereits vor vier Jahren verstarb. Sie hat finanzielle Probleme und Freunde ermuntern sie immer wieder nach vorne zu schauen. Das tut sie auch, ahnt aber noch nicht, dass ihr liebstes Gemälde, welches ihr David bei einer Hochzeitsreise schenkte, in Gefahr ist. Wird Liv das Bild behalten können oder wird sie ihre finanziellen Probleme mit einem Schlag loswerden können?
Nachdem mir „Die Tage in Paris“ vor einiger Zeit schon sehr gut gefallen hatte, war es nur folgerichtig auch „Ein Bild von dir“ zu lesen und vorab: ich wurde nicht enttäuscht! Das Wiedersehen mit den beiden, sehr starken Frauen, die in völlig verschiedenen Welten leben, aber trotzdem jede ihren Kampf kämpfen muss, hat mir gefallen. Sie sind emotional, haben ein großes Herz und stehen für sich und ihre Überzeugung ein – koste es, was es will.
Mit dem Buch hat Moyes mich wieder komplett überzeugt. Sie beschrieb sowohl die Irren Wirren im ersten Weltkrieg, als auch die aktuelle Zeit mit den jeweiligen Herausforderungen sehr gut. Faszinierend fand ich die Verbindung der beiden Frauen über ein Bild und wie alles miteinander zusammenhing. Was die Deutschen der französischen Bevölkerung zugemutet haben, wurde sehr eindrucksvoll beschrieben, hat gefesselt und das Weglegen des Buches fast unmöglich gemacht. Der gegenwärtige Handlungsstrang war zunächst ein wenig schwächer, da sich Liv zu sehr um ihre Trauer und sich selbst sorgte, aber es entwickelte sich schnell zu einem ebenfalls unterhaltsamen Strang.
Ein Generationenroman, der geschichtliches und künstlerisches wunderbar kombiniert und mich immer wieder positiv überrascht hat. Der Schreibstil ist typisch Moyes gut zu lesen, spannend und fesselnd, gespickt mit einer Prise Humor und vielen unterhaltsam verpackten Informationen beispielsweise zum ersten Weltkrieg, Kunstraub und seine Folgen.