Selten waren zweite Chancen so berührend
Überredung„Das Ganze war das Werk eines Augenblicks.“ (S. 211)
Jane Austen hat es erneut geschafft. Bereits „Stolz und Vorurteil“ konnte mich sehr überzeugen und auch mit „Überredung“ konnte sie mir mit ihrer Geschichte ...
„Das Ganze war das Werk eines Augenblicks.“ (S. 211)
Jane Austen hat es erneut geschafft. Bereits „Stolz und Vorurteil“ konnte mich sehr überzeugen und auch mit „Überredung“ konnte sie mir mit ihrer Geschichte rund um Anne Elliot schöne Lesestunden bescheren. Große Empfehlung!
Das Cover und die Aufmachung: Der Coppenrath Verlag versteht es wirklich Klassikern in die schönsten Ballkleider einzukleiden. Jede Schmuckausgabe ist sowohl von Innen und Außen eine Augenweide. Auf beinahe jeder Seite lässt sich eine Illustration vorfinden – meist vom Meer inspiriert – und versüßt das Leseerlebnis noch zusätzlich. Auch die vielen Zugaben in Form von Briefen oder zusätzlichen Informationen zu historischen Ereignissen haben das Leseerlebnis noch greifbarer gemacht. Eine schöne Ausgabe, der hoffentlich viele ein Zuhause schenken werden.
Die Handlung: Was passiert, wenn die Gesellschaft einen dazu bringt, den Heiratsantrag des Geliebten abzulehnen? Und was geschieht, wenn die Gefühle auch Jahre später immer noch nicht verschwunden sind und man genau dieser Person wieder gegenübersteht? Dies geschieht Anne Elliot als sie mit ihrer Jugendliebe Frederick Wentworth überrascht wird. Das Aufeinandertreffen der beiden ist alles andere als harmonisch, doch werden die beiden ihre zweite Chance wahrnehmen?
Meine Meinung: Die ersten siebzig Seiten zogen in rasender Geschwindigkeit an mir vorbei und ich verliebte mich augenblicklich in diese Geschichte. Annes Gefühlwelt wird den Lesenden stets nachvollziehbar präsentiert und man kommt nicht umhin, bei jedem Auftreffen der beiden mitzuleiden und sie gleichzeitig anzufeuern. Es ist eine ruhige Geschichte, die ans Meer entführt und eine idyllische Wohlfühlatmosphäre kreiert, in welche man gerne abtaucht. Auch die Gesellschaftskritik wird in diesem Roman (wie nicht anders von Austen zu erwarten) großgeschrieben und verleiht der Geschichte eine gewisse Scharfzüngigkeit. Für mich konnte die Geschichte jedoch zum Ende hin ihren umwerfenden Zauber des ersten Drittels nicht mehr ganz aufrechterhalten, doch das ist nur ein kleiner Kritikpunkt!
Die Charaktere: Im Moment kann ich Anne nur direkt mit Elizabeth Bennet vergleichen. Anne ist eine ruhige Seele, die jedoch mit ihrem scharfen Verstand und ihrer ausgezeichneten Menschenkenntnis immer wieder die Lesenden für sich gewinnt. Während Elizabeth wie ein Wirbelwind agierte, so würde ich Anne mit einer Sommerbrise gleichsetzten, jedoch nicht weniger wirkungsvoll. Ich mochte sie sehr gerne und bin mir sicher, dass sie noch mehr Menschen, von sich überzeugen wird. Mit Wentworth musste ich erst noch eine Weile warmwerden, doch besonders eine gemeinsame Szene mit Anne gegen Ende der Geschichte, konnte mich auch von ihm überzeugen. Bücher, mit zweiten Chancen sind einfach meine Liebsten!
Fazit: Eine ruhige Liebesgeschichte, die ich sehr gerne gelesen habe. Von mir gibt es hier 4,5/5 Sternen!