Stille Havel
Stille HavelDies ist bereits der der 4.Teil um Hauptkommissar Sanftleben und dessen Team. Der Kunstsachverständige Lothroh liegt erschlagen unter Bauschutt im Park Sanssouci. Er war auf der Suche nach einem Bild mit ...
Dies ist bereits der der 4.Teil um Hauptkommissar Sanftleben und dessen Team. Der Kunstsachverständige Lothroh liegt erschlagen unter Bauschutt im Park Sanssouci. Er war auf der Suche nach einem Bild mit einer verschleierten schwarzen Frau und auf seinem Fotoapparat befanden sich Fotos von einer alten Havelvilla und Aufnahmen des Firmensitzes der Hellström AG. Das Recherchieren dieses Falles erweist sich als sehr schwierig. Keiner, der mit Lothroh zu tun hatte, kann etwas über ihn aussagen. Weder die Kuratorin des Barberini Museums, noch der Antiquitätenhändler, in dessen Besitz sich sehr viele Gegenstände und Uniformen aus der Nazizeit befinden. Auch der frühere Buchhalter der Fa. Hellström weiß so gut wie nichts und doch verhalten sich diese Personen irgendwie verdächtigt. Auch der Inhaber der Firma Hellström kann kann nicht weiterhelfen. Doch die Tochter von Hellström erkennt auf die Foto ihre Großmutter. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Der Autor führt uns in die Nazizeit. Hier lernen wir die junge Lydia kennen, deren einziges Ziel es ist, eine bekannte Schauspielerin zu werden. Sie nimmt auch in Kauf, dass sie sich der Zeit und deren ideologischen Gesinnung anpaßt und sogar mit Goebbels ein intimes Verhältnis anfängt, nur um eine geeignte Filmrolle der der UFA zu bekommen. Was hier als zwei getrennte Geschichten zu sein scheinen, vereint sich am Ende zu einem einzigen Strang. Was hier besonderes Merkmal ist, ist der Umstand, dass sich Fiktion und Geschichte vereinen. Sehr interessant liest sich die Zeit um 1940/45 herum. Bekannte Namen und Ereignisse spielen hier eine Rolle. Bei dem kriminalistischen Teil des Buches ist so gekonnt geschrieben, dass der Leser bewußt immer auf die falsche Fährte gelockt wird. Meint man, nun aber bestimmt den Täter zu kennen, schon wird er entlastet und das Augenmerk wird auf eine andere Person gerichtet. Sehr gut dargestellt sind auch die Kommissare. Sanftleben ist ein trockener Alkoholiker, der immer noch seiner Frau nachtrauert, die ihn wegen einer anderen Lebensform verlassen hat. Gesa stets stressresistent und immer voll zupackend und Phong, der sich vom Fastfood-Junkie zum gesundheitsbewußten Fanatiker mit immer schlechten Laune entwickelt hat. Hier zeigt uns der Autor, dass auch Kommissare keine Übermenschen sind sondern auch Probleme haben wie andere auch. Ich habe das Buch wirklich auf einem Zug ausgelesen und konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Besonders der historische Teil, der uns Einblicke in das Filgeschäft der UFA gibt, hat mir sehr imponiert. Tim Pipers Bücher sind immer sehr gut aber dieses hier ist das Beste überhaupt. Auch das Cover paßt sich den Vorgängerbänden an. Minimalistisch sehen wir die Havel fließen.