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Veröffentlicht am 27.09.2019

Ein "Märchen" der etwas anderen Art

Rapunzel, mein (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 2)
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"Rapunzel, mein" ist der zweite Band um die Fallanalytiker Jan Grall und Rabea Wyler und das erste Buch, dass ich persönlich von Lars Schütz gelesen habe. Der Thriller ist eine in sich abgeschlossene Geschichte ...

"Rapunzel, mein" ist der zweite Band um die Fallanalytiker Jan Grall und Rabea Wyler und das erste Buch, dass ich persönlich von Lars Schütz gelesen habe. Der Thriller ist eine in sich abgeschlossene Geschichte und kann daher problemlos auch dann gelesen werden, wenn man den ersten Band "Der Alphabetmörder" nicht kennt (zum Teil wird jedoch Bezug auf die Ereignisse des Vorgänger-Buches genommen).
Der Thriller "Rapunzel, mein" nimmt, wie es der Name schon vermuten lässt, Bezug zum bekannten Märchen "Rapunzel" der Gebrüder Grimm. Anders als im Märchen wird die "Rapunzel" in diesem Thriller jedoch nicht vom Königssohn gerettet, sondern ohne Hände und mit ihren eigenen langen Haaren erdrosselt auf der Bühne eines Theaters gefunden.

Rabea Wyler, deren Schwester als kleines Mädchen vor vielen Jahren verschwunden ist, erinnert der Rapunzel-Fall an ein Ereignis von damals und ist überzeugt, dass der Mord etwas mit dem Verschwinden ihrer Schwester zu tun hat. Mit Hilfe ihres ehemaligen Kollegen Jan Grall macht sie sich auf die Suche nach weiteren Hinweisen und wird immer tiefer in die Verwicklungen und Abgründe hineingezogen, die hinter dem Mord an "Rapunzel" stehen.

Das Buch spielt zum großen Teil im Ruhrgebiet (das tote Mädchen wird in Essen gefunden, Duisburg und Düsseldorf sind weitere Schauplätze) und in der Schweiz (der Heimat von Rabea Wyler und ihrer Schwester) und macht außerdem noch einen Abstecher nach Las Vegas in den USA. Es werden sowohl Sequenzen aus der Vergangenheit, als auch aktuelle Ereignisse beleuchtet und aus verschiedenen Sichtweisen geschildert.

Ich muss zugeben, dass ich anhand der Leseprobe eine etwas andere Erwartung an das Buch hatte und einzelne Ereignisse etwas zu weit hergeholt und konstruiert finde. Auch hätte ich mir noch etwas mehr Spannung gewünscht. Im Großen und Ganzen lässt sich die Geschichte aber gut lesen und wer keinen richtig spannungsgeladenen Thriller erwartet, bekommt einen guten Krimi mit einer etwas anderen "Märchengeschichte" und einigen Toten im Gepäck zu lesen.

Veröffentlicht am 18.09.2019

Spannender Südstaaten-Thriller, der zum Nachdenken anregt

Verratenes Land
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Marshall McEwan, ein Journalist aus Washington, kehrt nach vielen Jahrzehnten in seine Heimatstadt Bienville, Mississippi, zurück. Ursprünglich gekommen, um seine Mutter bei der Pflege des schwerkranken ...

Marshall McEwan, ein Journalist aus Washington, kehrt nach vielen Jahrzehnten in seine Heimatstadt Bienville, Mississippi, zurück. Ursprünglich gekommen, um seine Mutter bei der Pflege des schwerkranken Vaters zu unterstützen, erlangt er Informationen, die den "Bienville Pokerclub" (ein Zusammenschluss der reichsten und mächtigsten Männer der Region) direkt mit dem Mord an Buck Ferris (einem guten Freund und Mentor Marshalls) in Verbindung bringen.
Im Laufe seiner Recherchen stößt Marshall auf weitere Ungereimtheiten und Verflechtungen, die ein ungeahntes Ausmaß annehmen.

Der neueste Thriller aus der Feder von Greg Iles ist aus der Sicht des Protagonisten geschrieben und beleuchtet nicht nur die Gegenwart, sondern auch Marshalls Vergangenheit (mitsamt seiner Traumata) und die der Mississippi-Region, die schließlich zu den aktuellen Ereignissen führen. Im Laufe der Handlung durchläuft Marshall eine persönliche Entwicklung, die ich sehr gut erzählt fand. Sehr interessant ist außerdem, dass immer wieder Bezug auf die Geschichte der Südstaaten Amerikas genommen wird, was dem Ganzen noch mehr Hintergrund verleiht.
Am Ende ist es auch ein wenig David gegen Goliath und regt zum Nachdenken über unsere Gesellschaft, über die Klassenunterschiede und die Machtverteilung an.

Das Buch umfasst 832 Seiten und ist stellenweise sehr langatmig verfasst. Dies ist so ziemlich der einzige Kritikpunkt, den ich habe, denn einiges wäre meiner Meinung nach auch kürzer zu erzählen gewesen. Gerade am Anfang hätte ich mir einen schnelleren Einstieg gewünscht. Ansonsten finde ich sowohl die persönliche Erzählweise, als auch die teilweise unvorhergesehenen Wendungen sehr positiv. Es hat Spaß gemacht das Buch zu lesen und ich würde es vor allem denjenigen empfehlen, die sich gerne tief in eine Geschichte versenken, geschichtliche Hintergründe zu schätzen wissen und lange an einem Buch lesen möchten.

Veröffentlicht am 18.09.2019

5 Schritte zurück ins Leben...

Fünf Wörter für Glück
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"Fünf Wörter für Glück" beginnt mit einem Unfall, der das Leben der 32-jährigen Heidi von heute auf morgen komplett umkrempelt. Die abenteuerlustige, sportliche junge Frau, die gerade dabei ist, eine Schauspielkarriere ...

"Fünf Wörter für Glück" beginnt mit einem Unfall, der das Leben der 32-jährigen Heidi von heute auf morgen komplett umkrempelt. Die abenteuerlustige, sportliche junge Frau, die gerade dabei ist, eine Schauspielkarriere aufzubauen, verliert bei diesem Unfall ein Bein und damit auch erst einmal die Kontrolle über ihr Leben.

Der Leser begleitet Heidi auf ihrem Weg, der vom Krankenhaus zur Reha, vom Rollstuhl hin zur Beinprothese und schließlich zurück in in eigenständiges Leben führt. Das Buch ist aus Heidis Perspektive geschrieben und lässt den Leser so voll und ganz an ihrem Gefühlsleben teilhaben:
An ihrer innerlichen Zerrissenheit, ihrer Trauer und Verzweiflung angesichts der Tatsache, dass ihr Leben nie wieder so sein wird, wie vor dem Unfall. An ihrer Unsicherheit, die sie in Bezug auf ihren "neuen Körper", in Bezug auf ihr Liebesleben und ihre Arbeit spürt, aber auch an ihrem Kampfgeist und der Entschlossenheit, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen.
Mithilfe eines 5-Punkte-Plans nimmt Heidi ihre Zukunft wieder in die eigenen Hände, meistert Ängste, Enttäuschungen und Herausforderungen und lernt sich und ihre Talente dabei besser kennen, als je zuvor.

Der Roman "Fünf Wörter für Glück" hat mich absolut mitgerissen und emotional berührt. Die Autorin, Ella Dove, weiß genau worüber sie schreibt, denn es ist im Prinzip ihr Schicksal - es ist ihr Genesungsprozess, den sie in diesem Buch ein Stück weit verarbeitet. Und ich finde, das merkt man von Anfang an.

Das Buch ist eine wunderbare Erinnerung daran, dass das Leben etwas ganz Besonderes ist - dass es zwar nie nur bergauf geht und im Laufe der Zeit sicherlich das ein oder andere tiefe Tal durchschritten wird, es aber immer Hoffnung auf bessere Zeiten gibt.

"Fünf Wörter für Glück" erinnert uns daran, dass wir es - mithilfe von lieben Menschen, Leidensgenossen, Freunden und Familie - schaffen, auch dunkle Zeiten zu überstehen.