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Veröffentlicht am 05.05.2023

Warmherzige, humorvolle und lebendige Geschichte über Familie, das Älterwerden, zweite Chancen sowie Hoffnungen und Erwartungen, die man an das Leben hat

Wir sehen uns gestern
1

Alice Stern ist knapp 40 Jahre alt, lebt in New York, wollte einmal Künstlerin werden, ist jedoch letztlich nach dem College an ihrer alten Schule hängen geblieben, wo sie sich von der Aushilfskraft zur ...

Alice Stern ist knapp 40 Jahre alt, lebt in New York, wollte einmal Künstlerin werden, ist jedoch letztlich nach dem College an ihrer alten Schule hängen geblieben, wo sie sich von der Aushilfskraft zur Kunstlehrerin weiterentwickelt hat. Sie hat einen festen Freund, mit dem die Beziehung okay ist, lebt aber gerne allein und unabhängig in ihrem eigenen kleinen Apartment. Mit ihrer besten Freundin Sam trifft sie sich regelmäßig, auch wenn sie - wie eigentlich alle ihre ehemaligen Mitschüler - verheiratet ist und Kinder hat. Alice fühlt sich zwar nicht abgehängt, aber richtig glücklich ist sie nicht. Sorgen macht ihr vor allem ihr Vater Leonard, zu dem sie als Alleinerziehenden eine besonders enge Bindung hat, der schwer krank im Krankenhaus liegt.
Als sie am Morgen nach ihrem 40. Geburtstag, den sie mi fremden in einer Bar hat ausklingen lassen, erwacht, ist es 1996 und ihr 16. Geburtstag. Ihr Vater ist putzmunter und Alices 40-jähriges Ich fragt sich, was die Zeitreise zu bedeuten hat. Sie fragt sich, ob und was sie ändern kann, um ihre Zukunft zu beeinflussen und zumindest ihren Vater zu einem gesünderen Lebensstil zu animieren.

Hat Alice eine zweite Chance für ein anderes Leben bekommen, das sie glücklicher macht? Würde ein vermeintlich perfekteres Leben eher zu ihr passen? Das sind typische Fragen, die sich aus Zeitreisegeschichten ergeben. Führt man das Leben, das man führen möchte oder ist einfach auf der anderen Seite das Gras immer grüner?

Der Roman ist in sechs Teile untergliedert, das alternative Leben von Alice beschreibt. Die Beschreibungen von New York City sind dabei sehr lebendig und wer schon einmal dort war, kann sich genau vorstellen, wo Alice lebt und aufgewachsen ist und folgt ihr auf den detailliert beschriebenen Streifzügen durch die Straßen der Metropole.
Alice ist eine sympathische Frau, die ihre Freiheit liebt, aber mit 40 Jahren ins Grübeln kommt, ob ihr Leben ohne große Karriere und eigene Familie wirklich genug ist. Es fällt leicht, sich in sie hineinzuversetzen und ihre Unsicherheit und die essentiellen Fragen, die sie bewegen, nachzuvollziehen.

Auch wenn Zeitreisen fantastisch anmuten und eher nach Science Fiction als eine Geschichte über Selbstfindung und eine enge Eltern-Kind-Bindung klingen, passt es als Gedankenspiel gut zu dieser Geschichte, denn Alices Vater wurde mit einem Buch und einer daraus resultierenden Serie über zwei abenteuerliche Zeitreisende berühmt. Und selbst wenn sich Zeitreisegeschichten mit dem Wunsch nach Veränderung der Vergangenheit ähneln, hat Emma Straub ein durchaus geistreiches Szenario mit liebenswerten Charakteren entworfen, das zeigt welche Auswirkungen auch nur kleine Gesten auf den weiteren Lebensverlauf haben können.

"Wir sehen uns gestern" ist eine warmherzige, humorvolle und lebendige Geschichte über Jugend und das Älterwerden, über zweite Chancen, Familie und die Erwartungen und Hoffnungen, die man an das eigene Leben hat. Gleichzeitig eröffnet sich die Möglichkeit zu erkennen, was im Leben wirklich zählt und die Zeit zu nutzen, die einem bleibt.
Mit einem Hauch von Nostalgie und Melancholie wird man in die Vergangenheit versetzt und sieht sich unweigerlich damit konfrontiert, sich ähnliche Fragen wie Alice zu stellen.

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Komplexer Fall, der gerade im Mittelteil allerdings langatmig ist - für Fans der Reihe ein Muss

Todesrache
1

Nachdem Band 6 "Todesschmerz" nach einem verlustreichen Einsatz für BKA-Profiler Maarten S. Sneijder und sein Team mit einem fiesen Cliffhanger endete, setzt Band 7 die Geschichte nahtlos fort. Der sonst ...

Nachdem Band 6 "Todesschmerz" nach einem verlustreichen Einsatz für BKA-Profiler Maarten S. Sneijder und sein Team mit einem fiesen Cliffhanger endete, setzt Band 7 die Geschichte nahtlos fort. Der sonst so unerschütterliche Sneijder befindet sich in einer Ausnahmesituation, die durch einen Anruf unterbrochen wird, die darauf schließen lässt, dass seine Kollegin Sabine Nemez noch am Leben sein könnte. Sneijder stellt auf die Schnelle ein junges Team zusammen und lässt auf der Suche nach Sabine nichts unversucht.
Parallel dazu werden auf einem Campingplatz ein pensionierter Richter und seine Familie entführt. Mit dem Entführungsfall verbinden sich die "Todes-Reihe" mit der "Rache-Reihe" um den LKA-Ermittler Walter Pulaski.

Der Krimi ist temporeich und dynamisch, denn aufgrund der Skrupellosigkeit der Täter, die seit Jahrzehnten unentdeckt agieren, zählt jede Minute, um diese zu identifizieren und die Opfer rechtzeitig zu finden. Dabei sorgt für besonderen Nervenkitzel, dass Pulaski persönlich betroffen ist. Auch Sneijder ist durch die Sorge um Sabine und die Wiedergutmachung des letzten Einsatzes in Norwegen emotional bewegt, legt aber zügig sein gewohnt ätzendes Verhalten an den Tag, inklusive Leichenhallenlächelns, Vanilletee, Marihuana sowie einem siebten Sinn für die (erkalteten) Opfer. Vorschriften nimmt er weiterhin nicht so genau, hat aber mit dem neuen BKA-Präsidenten einen starken Vorgesetzen hinter sich, der ihn agieren lässt.

Durch die Verbindung der beiden Fälle um die vermisste Sabine Nemez und den entführten Richter sowie vereinzelte Rückblenden in die Vergangenheit zu Verbrechen, deren Sinn und Zusammenhang sich nicht sofort erschließen, ist "Todesrache" komplex aufgebaut. Die Spannung ist am Anfang und am Ende hoch, während es im Mittelteil etwas gemächlicher zugeht. Interessant ist, wie die Fäden der einzelnen Handlungsstränge zusammenlaufen und letztlich ein stimmiges Bild ergeben.
Auch wenn der Fall aufgrund der hohen Zahl der Opfer über die Jahre hinweg und die raffinierte Vorgehensweise der Täter schockierend ist, konnte mich der Entführungsfall nicht in Gänze fesseln. Auch leuchtete mir nicht ein, warum das Risiko mit der Entführung einer Polizeibeamtin eingegangen wurde.
Der Krimi als Crossover zweier Buchreihen unterhält vor allem durch die starken Persönlichkeiten der Ermittler und ihre Eigenarten. Dabei wird Sneijders sehr unkonventionelle, aber erfolgreiche Art, Fälle zu lösen, in diesem Fall nicht nur durch den weit besonneren Pulaski, sondern auch durch ein neues Teammitglied, Studentin Miyu, ergänzt, die durch ihre autistischen Züge besondere Fähigkeiten hat, die Sneijder schon fast warmherzig erscheinen lassen. Sein Team muss auch in diesem Fall wieder physisch viel aushalten, was an mancher Stelle etwas übertrieben wirkt.
"Todesrache" ist der Auftakt der letzten Trilogie um Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez unter der Leitung des bisherigen Interimschef und neuen BKA-Präsidenten Drohmeier.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Raffiniert konstruierte Geschichte über Eifersucht, Habgier und Rache, Liebe, Verlust und Verrat

Denk an mich, wenn du stirbst
1

Marin Machado ist ein Selfmadewoman und Powerfrau. Sie hat sich aus eigener Kraft hochgearbeitet und ist Inhaberin mehrere Friseursalons, die auch von Prominenten besucht werden. Sie ist glücklich mit ...

Marin Machado ist ein Selfmadewoman und Powerfrau. Sie hat sich aus eigener Kraft hochgearbeitet und ist Inhaberin mehrere Friseursalons, die auch von Prominenten besucht werden. Sie ist glücklich mit Derek verheiratet, der ihr darüber hinaus ein luxuriöses Leben bietet und mit dem sie einen vierjährigen Sohn hat. Sebastian ist nach mehrmaligen erfolglosen IVF-Versuchen ein Wunschkind.
Als er kurz vor Weihnachten im Trubel des Weihnachtsmarkts entführt, bricht für Marin, die nur einen Moment nicht aufgepasst hat, eine Welt zusammen. 16 Monate später ist sie nach einem Selbstmordversuch und einer Psychotherapie wieder in der Lage zu arbeiten und ihr Leben aufzunehmen. Die Polizei hat die Suche nach ihrem Sohn inzwischen aufgeben und Marin eine Privatdetektivin engagiert. Statt Spuren von Sebastian zu finden, deckt diese zufällig auf, dass Derek sie seit mindestens einem halben Jahr betrügt. Marin ist verletzt und wütend. Nach ihrem Sohn möchte sie nicht auch noch ihren Ehemann verlieren und beschließt, dass die Mätresse beseitigt werden muss - um jeden Preis.

"Denk an mich, wenn du stirbst" ist ein Psychothriller, der durch die Entführung eines vierjährigen Jungen emotional beginnt. Marins Zusammenbruch und dass auch die Ehe unter dem Verlust des einzigen Kindes leidet, ist nachvollziehbar dargestellt. Das Ehepaar hat sich auseinandergelebt, Halt gibt Marin neben ihrem erfolgreichen Geschäft ihr bester Freund Sal. Er bringt sie auch auf die Idee, wie sie das Problem mit der Geliebten ihres Ehemannes lösen kann.
McKenzie Li ist eine 24-jährige Studentin, die bereits mehrere Beziehungen mit älteren Männern gehabt hat. Derek liebt sie nicht, möchte ihn, der ihr mit großzügigen Geschenken Aufmerksamkeit schenkt, jedoch auch nicht so leicht aufgeben.
Unabhängig voneinander beobachten die beiden sich über ihre Profile in den sozialen Netzwerken und beneiden sich aus unterschiedlichen Gründen.

Der Perspektivwechsel von der trauernden Mutter und verletzten Ehefrau zur armen Studentin und eigennützigen Geliebten gibt der Geschichte eine neue Richtung, ist in seiner Darstellung jedoch etwas langatmig und nimmt dem Thriller im Mittelteil die Spannung.
Diese kann sich erst wieder im dritten Teil des Romans steigern, wobei man nicht ahnt, in welche Richtung die Geschichte noch gehen wird. Hintergründig fragt man sich weiterhin, ob sich das Rätsel um die Entführung Sebastians noch lösen wird - und wie. Denn als versierter Thrillerleser*in hat man unweigerlich das Gefühl, dass es es hierbei noch zu einer überraschenden Offenbarung und raffinierten Wende kommen wird.

"Denk an mich, wenn du stirbst" ist kein nervenaufreibender Thriller, sondern vielmehr eine raffiniert konstruierte Geschichte über Eifersucht, Habgier und Rache, über Liebe, Verlust und Verrat, die (aufgrund des Settings in der Welt der Schönen und Reichen) an mancher Stelle etwas realitätsfern und überzogen wirkt und im zweiten Abschnitt Spannung einbüßt, aber dennoch durch die Düsternis, starke Charakterzeichnung und das Geheimnis um Sebastians Entführung fesseln kann.

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Veröffentlicht am 07.10.2022

Fesselnde Liebesgeschichte, die Spannung und Romantik perfekt miteinander verknüpft, lebendige Geschichte über Vertrauen und den Glauben an die Liebe.

Sechs Tage zwischen dir und mir
1

Die Journalistin Gemma Fletcher und der erfolgreiche Autor und gebürtige Australier Finn Douglas sind seit anderthalb Jahren ein Paar und möchten heiraten - doch Finn erscheint widererwarten nicht vor ...

Die Journalistin Gemma Fletcher und der erfolgreiche Autor und gebürtige Australier Finn Douglas sind seit anderthalb Jahren ein Paar und möchten heiraten - doch Finn erscheint widererwarten nicht vor dem Traualter und ist nicht zu erreichen. Gemma ist überzeugt davon, dass etwas passiert sein muss und Finn sie nicht einfach ohne ein Wort verlassen würde. Doch als die Polizei ihre Sorgen abtut und Gemma feststellt, dass Finn all seine persönlichen Sachen gepackt hat, kommen ihr Zweifel an einer vermeintlich simplen Erklärung oder einer einfachen Torschlusspanik vor der Hochzeit. Sechs Tage sucht Gemma nach ihrem Verlobten, druckt sogar Vermisstenanzeigen, auch wenn sie niemand dabei unterstützt oder gar Verständnis für sie aufbringt.

Während Gemma in der Gegenwart entschlossen nach Finn sucht, erfährt man in Rückblenden mehr über ihr Kennenlernen vor sieben Jahren und die Entwicklung ihrer Liebesbeziehung, die nicht ganz geradlinig verlief.
Alternierend zwischen gegenwärtiger Suche und vergangener Episoden lernt man nicht nur Gemma, sondern auch Finn besser kennen und beginnt im Verlauf der Handlung selbst in Zweifel zu ziehen, dass Finn seine Verlobte plump vor dem Traualtar stehen lassen würde, aber dass es Gründe geben könnte, die nur ihm einleuchten.
Die Liebe der beiden ist nach einem unglücklichen Start zu spüren, wobei man lange darauf hinfiebern muss, dass Gemma und Finn endlich fest zusammen kommen. Ihre ungewöhnliche Beziehungsgeschichte ist damit mindestens so spannend geschildert wie die Suche nach Finn und dem Grund für sein Verschwinden.
Während man wegen einiger Ungereimtheiten Bindungsängste oder Finns tragische Kindheit für einen Rückzieher in Betracht zieht, zeigen doch die romantischen Dates und Gemmas unbedingten Glauben an Finn, wie tief die Liebe der beiden ist.

"Sechs Tage zwischen dir und mir" ist eine fesselnde Liebesgeschichte, die Spannung und Romantik perfekt miteinander verknüpft. Die Charaktere und ihr Handeln sind glaubwürdig geschildert und ihre widerstreitenden Gefühle nachvollziehbar. Neben dem Auf und Ab an Emotionen, ist die Geschichte zudem abwechslungsreich und durch den Humor, der vor allem in den Dialogen in unbeschwerteren Zeiten immer wieder durchblitzt, nicht allein tragisch.
Es ist eine lebendige Geschichte über Vertrauen und den Glauben an die Liebe und für mich mit einer der besten Romane von Dani Atkins.

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Veröffentlicht am 14.05.2022

Bildgewaltige Geschichte über ein einfaches, einsames Leben eines Mädchens im Einklang mit der Natur - voller Schwermut, Leid und Melancholie, aber am Ende kraft- und hoffnungsvoll.

Der Gesang der Flusskrebse
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Kya Clark wächst zusammen mit ihren vier Geschwistern im Marschland in North Carolina auf. Als sie sechs Jahre alt ist, verlässt die Mutter 1952 ihren gewalttätigen Ehemann und lässt ihre Kinder zurück. ...

Kya Clark wächst zusammen mit ihren vier Geschwistern im Marschland in North Carolina auf. Als sie sechs Jahre alt ist, verlässt die Mutter 1952 ihren gewalttätigen Ehemann und lässt ihre Kinder zurück. Als die älteren Geschwister die erste Gelegenheit ergreifen wegzuziehen, ist Kya allein mit ihrem Vater. So gut es geht, kümmert sie sich um den Haushalt und versorgt sich weitestgehend selbst, da ihr Vater sich zeitweise gar nicht sehen lässt. Als er endgültig nicht mehr in den Sumpf zurückkehrt, ist Kya ganz auf sich alleingestellt.
Die Schulbehörde kümmert sich zu wenig, so dass Kya nach einem einzigen Schultag verängstigt zu Hause bleibt. Sie sammelt Muscheln und angelt, um durch den Verkauf ihre Existenz zu sichern. Ein ehemaliger Freund ihres Bruders Jodie, Tate Walker, bringt ihr Lesen und Schreiben bei. Durch ihn lernt sie die Liebe kennen und was es heißt, eine Frau zu sein.
Doch sie bleibt das seltsame Marschmädchen, das von den Einwohnern des nächstgelegenen Ortes argwöhnisch betrachtet wird. Auch Tate steht nicht zu ihr und wendet sich mit Beginn seines Studiums von ihr ab. Kya erforscht weiterhin die Natur, sammelt Federn, Muscheln und Pilze und macht Aufzeichnungen dazu. Nach dem Verlust Tates macht ihr die Einsamkeit umso mehr zu schaffen und so lässt sie sich auf Chase Andrews ein, der ihr sogar verspricht, sie zu heiraten. Chase hält keine seiner Versprechungen und so bleibt Kya isoliert und allein mit ihren Seevögeln und Pflanzen. Für ihre Aufzeichnungen bekommt sie später die Anerkennung, die ihre Existenz sichert. Doch dann wird Chase im Jahr 1969 tot aufgefunden und Kya gerät unter Mordverdacht.
Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt, wobei sich die Vergangenheit, die das isolierte Leben von Kya in den Sumpfgebieten ab 1952 beschreibt, auf die Gegenwart im Jahr 1969 zubewegt, als Chase tot unter dem Feuerwachturm am Strand aufgefunden wird. Die Kriminalgeschichte tritt im Vergleich zu Kyas Leben und den Naturbeschreibungen in den Hintergrund. Sie ist auf die Ermittlungen des Sheriffs und auf nur wenige kurze Kapitel beschränkt.
Der Roman lebt von der Atmosphäre des Sumpfgebietes, von der kaum vorstellbaren Isolation Kyas, insbesondere in Kindertagen, und dem Einklang ihres Lebens mit der Natur. Ihr einfaches Leben und die Einsamkeit, die ihr erst als junge Frau nach den gescheiterten Beziehungen zu Tate und Chase richtig bewusst wird, ist anschaulich beschrieben. Gleichzeitig ist auch ihre Angst nachvollziehbar, in einem Ort umgeben von Menschen zu leben, denen sie nicht vertraut. Nur zu den notwendigsten Erledigungen sucht sie in den frühen Morgenstunden einen schwarzen Händler auf, der ein gutes Herz hat.
"Der Gesang der Flusskrebse" - der Titel bezeichnend für das Ende der Welt - ist eine bildgewaltige Geschichte über ein einfaches, einsames Leben eines Mädchens, das nur die Natur, die Pflanzen und Tiere zu ihren Freunden zählt. Es ist ein Buch voller Leid und Schmerz, aber auch voller Liebe und Kraft, so dass trotz der Melancholie und der Schwermütigkeit, die sich düster auf die Szenerie legt, stets ein Hoffnungsschimmer und der Ausblick auf ein besseres Leben bleibt. Der Mordfall und insbesondere der Gerichtsprozess am Ende verleihen der atmosphärischen Geschichte das nötige Quäntchen Spannung.

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