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Veröffentlicht am 26.12.2020

Mischung aus Roman und Comic - sehr lebendige Darstellung eines Teenageralltags, ein Buch über eigene Wertschätzung Toleranz, das Mut macht

Papierklavier
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Maia ist eine 16-jährige Schülerin, die nebenbei im "Saftladen", einer Saftbar für Smoothies, arbeitet. Ihre Mutter ist alleinerziehend und für Maias Empfinden aufgrund ihres eigenen Jobs viel zu selten ...

Maia ist eine 16-jährige Schülerin, die nebenbei im "Saftladen", einer Saftbar für Smoothies, arbeitet. Ihre Mutter ist alleinerziehend und für Maias Empfinden aufgrund ihres eigenen Jobs viel zu selten für sie und ihre beiden Halbschwestern da. Als die Nachbarin stirbt, die für die drei Mädchen als Ersatz-Oma fungierte und Maias jüngerer Schwester Ruth Klavierunterricht erteilte, ist die Trauer groß. Ruth klimpert fortan auf einem Papierklavier und Maia übernimmt eine Extraschicht, damit sich die kleine Familie Klavierstunden leisten kann.

Das Buch ist eine Mischung aus Roman und Comic, denn es ist auf jeder Seite voller Illustrationen, die Maia in ihr Tagebuch kritzelt.

Die Geschichte ist nur kurz, schildert aber sehr realistisch den Lebensalltag einer Teenagerin, die sich neben finanziellen Sorgen mit Problem wie ihrem Übergewicht oder Suche nach Anerkennung und Glück herumschlagen muss.
Text und Bilder passen dabei perfekt zusammen und illustrieren Maias Gefühlswelt. Sie ist zunächst unsicher und nachdenklich und fragt sich, was Glück eigentlich bedeutet.

"Entweder du hoffst auf das ganz große Glück, das plötzlich und schwallartig in Badewannenmengen auf dich herabfällt (ohne zu wissen, ob es jemals kommt), oder du sammelst tagtäglich die kleinen Dosen Alltagsglück, die oft nicht mehr als einen Fingerhut füllen, aber alle zusammen mit der Zeit zu einem kleinen See anwachsen, in den du kopfüber springen kannst."

Es ist ein Buch für Mädchen in Maias Alter, das Mut macht und dass es nicht schlimm ist, anders zu sein. Es handelt von (eigener) Wertschätzung und Toleranz und dass Äußerlichkeiten keine Rolle spielen sollten. Es ist ein kurzes Buch, das mit wenigen Worten viel sagt.

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Veröffentlicht am 25.12.2020

Langweilige Liebesgeschichte, realitätsfremdes Handeln der Protagonisten, weder winterlich noch weihnachtlich - nur für Fans der Reihe

Winterliebe in Sandcastle Bay
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Isla kümmert sich seit dem Tod ihres Bruder Matthew vor einem Jahr um seinen fünfjährigen Sohn Elliot. Isla liebt ihn über alles und möchte ihm nicht nur ein Zuhause geben, sondern ihn auch adoptieren. ...

Isla kümmert sich seit dem Tod ihres Bruder Matthew vor einem Jahr um seinen fünfjährigen Sohn Elliot. Isla liebt ihn über alles und möchte ihm nicht nur ein Zuhause geben, sondern ihn auch adoptieren. An ihrer Seite ist Leo, ein Freund ihres Bruders und Patenonkel von Elliot. Isla und Leo sind mehr als nur Freunde und haben vor vier Jahren bereits eine Nacht miteinander verbracht. Leo möchte Isla sogar heiraten, um mit ihr und Elliot eine richtige Familie zu sein. Doch die beiden stehen ihrem Glück selbst im Weg. Leo denkt, nicht gut genug für Isla zu sein und Isla benötigt eine aufrichtige Liebeserklärung, um seinen Antrag anzunehmen.
Als sie sich auch mit der Unterstützung von Freunden und Familie endlich näher kommen, taucht plötzlich Sadie, Elliots leibliche Mutter, in Sandcastle Bay auf und verlangt nach ihrem Erbe.

"Winterliebe in Sandcastle Bay" ist Band 3 einer Romanreihe, kann aber ohne Probleme ohne Kenntnis der beiden Vorgängerromane gelesen werden.
Von dem Roman hatte ich mir aufgrund des Covers und Klappentextes eine romantische, weihnachtliche Geschichte versprochen. Tatsächlich handelt der Roman rund um Halloween und die Weihnachtszeit spielt überhaupt keine Rolle. Lediglich das letzte Kapitel handelt an Weihnachten.
Die Geschichte ist schnell erzählt: er liebt sie, sie liebt ihn und der ganze Ort spricht davon, aber sie selbst drehen sich gedanklich im Kreis und um einander. Gerade zu Beginn ist das Buch durch wiederholtes Lamentieren denkbar langweilig, bis endlich Sadie erscheint und für ein wenig Abwechslung sorgt. Ihr Auftritt wird aber schnell zur Farce, als sie sich Leos Onkel als Rechtsanwalt nimmt, der alles andere möchte, als ihr zu ihrem Recht verhelfen. Trotz des Dramas verspürt man als Leser insofern keine Sorge, dass Isla das von Matthew geerbte Haus oder gar das Sorgerecht für Elliot verlieren könnte.
Die peinlichen Situationen, in die Elliot seine Zieheltern durch sein Geplapper über nackte Tatsachen immer wieder bringt, wirken viel zu aufgesetzt lassen die Ernsthaftigkeit der Geschichte in den Hintergrund treten.
Neben dem völlig realitätsfremden Handeln der Protagonisten in Bezug auf den Erbstreit oder Sorgerechtskampf, ist die Liebesgeschichte wenig romantisch und rein auf da körperliche Intimitäten bezogen. Es passt eben einfach gut, dass Tante und Patenonkel sich anziehend finden und deshalb prädestiniert für eine Hochzeit sind.

"Winterliebe in Sandcastle Bay" ist deshalb am ehesten geeignet für Fans der Reihe, die sich auf ein Wiedersehen mit den Bewohnern von Sandcastle Bay freuen, aber keinen großen Anspruch an eine glaubwürdige, berührende Liebes- oder Familiengeschichte haben.

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Veröffentlicht am 23.12.2020

Mutige Frauen im Kampf für ein freies Europa. Der Roman handelt von Tapferkeit, Freundschaft, Zusammenhalt und der Suche nach Gerechtigkeit

Die Frauen von Paris
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Grace Healey hat während des Zweiten Weltkriegs ihren Ehemann verloren. 1946 findet sie auf dem Weg zur Arbeit in New York einen herrenlosen Koffer unter einer Bank. Sie öffnet ihn aus Neugier und findet ...

Grace Healey hat während des Zweiten Weltkriegs ihren Ehemann verloren. 1946 findet sie auf dem Weg zur Arbeit in New York einen herrenlosen Koffer unter einer Bank. Sie öffnet ihn aus Neugier und findet darin Fotos von zwölf jungen Frauen. Als sie Polizeisirenen hört, steckt sie die Fotos reflexartig ein und erfährt später, dass der Koffer einer Eleanor Trigg gehörte, einer Britin, die an dem Morgen in Manhattan bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Sie hat für die Special Operations Executive (SOE) gearbeitet, einer nachrichtendienstlichen Spezialeinheit der Briten, die gezielt Agentinnen und Agenten anwarb und führte. Bei den zwölf Frauen handelt es sich um Agentinnen, die in das von Deutschen besetze Europa entsandt worden waren und als verschwunden gelte. Berührt von ihrem Mut möchte Grace herausfinden, was aus den Frauen geworden ist und ob ein Teil von ihnen überlebt hat.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, während des Zweiten Weltkriegs in den Jahren 1943/1944 und knapp ein Jahr nach der Kapitulation Deutschalands im Jahr 1946 und wird aus der Perspektive von drei Frauen, der verwitweten Grace, der Agentenführerin Eleanor und der Funkerin Marie, die in dem besetzten Frankreich für die SOE arbeitet, geschildert.

Der Beginn mit dem Auffinden des ominösen Koffers, der Rekrutierung von Marie, ihrer Ausbildung und ihrer Ankunft in Frankreich ist spannend geschildert. Maries Tätigkeit als Renée Demare ist dann allerdings nur sehr kurz geschildert und von einigen glücklichen Zufällen geprägt. Auch ist nicht so ganz glaubhaft, warum sie sich als Mutter einer kleinen Tochter derart in Gefahr begibt. Ähnliches gilt für Grace, deren Motivation mehr über die Fotos herauszufinden, nicht ganz nachvollziehbar ist.
Sieht man aber über die etwas lückenhaften Schilderungen und die fragwürdigen Beweggründe der Frauen hinweg, ist es eine lebendig geschriebene Geschichte mit sympathischen Heldinnen, die schnell zu lesen ist. Sie ist inspiriert von Vera Atkins, die als britische Nachrichtendienstoffizierin die SOE F-Sektion leitete und gleichzeitig eine Erinnerung an die Agentinnen, die ihren Einsatz mit ihrem Leben bezahlten.
Es ist eine Geschichte, die sich ganz den Frauen widmet, die sich auf mutige Weise dem Kampf gegen die Deutschen und für ein freies Europa einsetzten. Der Roman handelt aber nicht nur von Tapferkeit, sondern auch von Freundschaft, Zusammenhalt und der Suche nach Gerechtigkeit.
Um dem Roman mehr Tiefgang zu geben, die Charaktere lebensechter und die Tätigkeit der heldenhaften Agenten und Agentinnen noch detaillierter zu beschreiben, hätte der Roman für meinen Geschmack gerne noch mehr Seiten haben können.

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Veröffentlicht am 18.12.2020

Jugendbuch über Krebs, das trotz aller Traurigkeit nicht deprimierend ist

Das Schicksal ist ein mieser Verräter
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Hazel Grace ist sechzehn Jahre alt und lebt seit drei Jahren mit Krebs. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt noch auf der Welt ist, denn die Diagnose Schilddrüsenkrebs war niederschmetternd. Sie geht ...

Hazel Grace ist sechzehn Jahre alt und lebt seit drei Jahren mit Krebs. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt noch auf der Welt ist, denn die Diagnose Schilddrüsenkrebs war niederschmetternd. Sie geht seitdem auch nicht mehr zur Schule, weshalb sich ihr Kosmos auf ihre Eltern und auf die Krebs-Selbsthilfegruppe beschränkt. Dort lernt sie den ein Jahr älteren Augustus kennen, der Knochenkrebs ein Bein verloren hat. Sie mag seinen intelligenten Humor und seine schrägen Eigenarten, möchte aber nicht, dass er sich in sie verliebt, da er sie nur verlieren wird können. Doch die beiden verbringen immer mehr Zeit miteinander und Augustus erfüllt Hazel ihren Herzenswunsch, den Autor Peter van Houten in Amsterdam zu treffen. Denn sie möchte endlich eine Antwort darauf, wie ihr Lieblingsroman, der so offen endete, für die Protagonisten ausgegangen ist.

"Das Schicksal ist ein mieser Verräter" ist ein hochgelobter Bestseller, der auch bereits verfilmt wurde. Es ist ein Jugendbuch, dass von Krebs und der Aussicht auf den Tod handelt, aber trotz aller Traurigkeit nicht deprimierend zu lesen ist. Hazel Grace und Augustus sind Jugendliche, die nicht jammern oder mit ihrem Schicksal hadern, sondern kämpfen und trotz der Toten aus der Selbsthilfegruppe, die sie schon überlebt haben und der düsteren Prognose in Bezug auf Hazel Pläne haben, Fragen stellen und das beste aus ihren Leben herausholen möchten.
Hazels Wunsch, zu wissen, welches Ende sich der Autor Peter van Houten für ihren Lieblingsroman vorgestellt hat, ist verständlich, wenn man bedenkt, dass darin ein Mädchen an Krebs stirbt. Hazel liebt ihre Eltern und möchte nicht, dass sie verzweifeln, wenn sie selbst stirbt. Mit dem Buch hegt sie die Hoffnung nachzuempfinden, wie sich ihre Eltern mit dem Tod ihrer einzigen Tochter umgehen werden.
Das Buch enthält eine schöne, hoffnungsvolle Botschaft, das Leben bis zum bitteren Ende auszukosten, beschönigt jedoch nichts. Die Einschränkungen, Schmerzen, körperliche und seelische Qualen, die der Krebs für die Betroffenen, aber auch die Angehörigen mit sich bringt, sind schonungslos geschildert. Das Buch ist diesbezüglich lebensnah und empathisch geschrieben. Vor allem in Hazel konnte man sich gut hineinversetzen und ihre Sorgen nachvollziehen.
Weniger überzeugen konnte mich die Liebesgeschichte von Hazel und Augustus. Mir waren die Liebesbekundungen für unerfahrene Teenager zu dick aufgetragen. Eine rein freundschaftliche Beziehung hätte mir auch aufgrund der kurzen Zeit, die sich kannten, bevor sie ein Paar wurden, besser gefallen.

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Veröffentlicht am 16.12.2020

Historischer Roman über den Umgang mit psychisch kranken Menschen in den 1920er-Jahren mit Krimielementen

Mehr als die Erinnerung
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Friederike von Aalen hat Medizin studiert, bis ihr Ehemann Bernhard 1917 in Frankreich während des Krieges schwer am Kopf verletzt wurde. Seitdem hat der ehemalige Leutnant nicht nur mit Erinnerungslücken ...

Friederike von Aalen hat Medizin studiert, bis ihr Ehemann Bernhard 1917 in Frankreich während des Krieges schwer am Kopf verletzt wurde. Seitdem hat der ehemalige Leutnant nicht nur mit Erinnerungslücken zu kämpfen, auch sein naives Verhalten erinnert an das Betragen eines fünfjährigen Kindes, weshalb sich Friederike in der Klinik für psychisch kranke Menschen ihres Vaters um ihn kümmert.
Kurz nachdem Friederike einen neuen Arbeiter auf Gut Mohlenberg angestellt hat, geschehen zwei grausame Morde, bei denen die Opfer verstümmelt aufgefunden werden. Bald ist ein Schuldiger unter den Patienten gefunden, aber Friederike mag dies nicht glauben und stellt eigenmächtig Nachforschungen an. Dabei deckt sie auf, dass der neue Mitarbeiter, der angestellte Psychiater Dr. Weiß und ihr Ehemann sich aus Frankreich kennen, dies jedoch bisher verschwiegen haben. Friederike fragt sich, welches Geheimnis die drei verbindet und ob es einen Zusammenhang mit den Mordfällen geben könnte.

"Mehr als die Erinnerung" ist ein historischer Roman, der anschaulich schildert, wie in den 1920er-Jahren mit psychisch kranken Menschen umgegangen wurde. Dabei ist Friederikes Vater ein Pionier, der seine Patienten auf einem norddeutschen Gut behandelt, wo sie bestimmte Aufgaben übernehmen müssen, sich jedoch frei bewegen können. In anderen Kliniken wie der Heil- und Pflegeanstalt in Langenhagen bei Hannover, die Friederike besucht, werden die "Irren" weggesperrt und fragwürdigen bis zu menschenverachtenden und lebensgefährlichen Therapien unterzogen.

Durch die beiden Morde, die sich in dem nahe gelegenen Dorf ereignen, entwickelt sich das Buch zu einem Spannungsroman mit Krimielementen. Friederike vertraut auf die Unschuld der friedfertigen Patienten, die sie zum Teil schon ihr Leben lang kennt und verdächtigt stattdessen ihren neunen Angestellten Walter Pietsch, der etwas zu verbergen zu haben scheint. Nach und nach deckt sie nicht nur seine Vergangenheit auf, sondern auch die von Dr. Weiß und findet dabei auch eine mögliche Erklärung für die Morde und Verstümmelung der Leichen.

Der Roman ist durch die Schilderung von Klinikalltag, Friederikes Nachforschungen und Rückblenden in das Jahr 1917 abwechslungsreich geschildert. Friederike ist eine liebenswürdige, engagierte junge Frau, die sich für Schwache einsetzt und sich nicht in das klassische Rollenbild einer Frau zur damaligen Zeit pressen lässt. Die Liebe zu ihrem Mann ist sehr idealisiert dargestellt und konnte mich deshalb weniger überzeugen, stellt aber auch nur einen Randaspekt des darüber hinaus authentischen Romans dar.

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