Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Lesejury Star
offline

schnaeppchenjaegerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit schnaeppchenjaegerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2021

Nach einem fesselnden Beginn verliert der Roman zunehmend an Spannung - zu vorhersehbar und mit wenig überzeugenden Charakteren

Nur ein Schritt
0


Morgan ist auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, als ihr eine fremde Frau am Bahnsteig ihr wenige Wochen alles Baby in die Arme gibt und sich anschließend auf die Gleise stürzt. Die Fremde hatte Morgan ...


Morgan ist auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, als ihr eine fremde Frau am Bahnsteig ihr wenige Wochen alles Baby in die Arme gibt und sich anschließend auf die Gleise stürzt. Die Fremde hatte Morgan mit Namen angesprochen und sie gebeten, auf ihr Kind aufzupassen.
Morgan kann sich nicht erklären, warum diese fremde Frau ausgerechnet sie ausgesucht haben soll und gerät prompt in Verdacht, etwas mit ihrem Tod zu tun zu haben. Auf eigene Faust versucht sie selbst die Wahrheit herauszufinden und gerät damit selbst in Lebensgefahr.
"Nur ein Schritt" ist abwechselnd aus der Perspektive von Morgan sowie von Nicole, der Mutter des Kindes, geschildert. Auf diese Weise erhält man Einblicke in beider Leben, ihre Gefühle und Ängste.
Der Thriller beginnt mit der spannenden Frage, wie verzweifelt eine Frau sein muss, um ihr eigenes Kind einer Fremden zu überlassen und sich anschließend in den Tod zu stürzen. Auch ist unklar, woher Nicole Morgan gekannt bzw. warum sie ausgerechnet sie, als Fürsorge für ihre kleine Tochter ausgesucht haben soll.
Anhand einer Perspektive wird jedoch bald klar, welche Verbindung zwischen den beiden Frauen besteht, was dem Thriller bereits einen Teil seiner Spannung nimmt. Dabei empfand ich es nicht als realistisch, dass Morgan so lange arglos blieb. Die Verhaltensweisen beider Frauen waren für mich nicht logisch und nachvollziehbar, selbst wenn man in Betracht zieht, dass sowohl Morgan als auch Nicole psychisch angeschlagen waren und beide auf ihre Art mit ihrer Mutterrolle haderten.
Leider ist aufgrund der übersichtlichen Anzahl handelnder Personen auch für wenig versierte Thrillerleser bald klar, wer in dieser Konstellation ein falsches Spiel treibt und für die Bedrohungen, Einschüchterungen und letztlich die Verzweiflungstat von Nicole verantwortlich ist.
Fazit: Nach einem aufregenden Plot und einem fesselnden Beginn verliert der Roman zunehmend an Spannung und konnte mich auch aufgrund der charakterlich wenig überzeugenden Opfer und Täter nicht wirklich begeistern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.09.2021

Gelungener Abschluss einer lebendigen Familiengeschichte um vier Schwestern von den 1940er- bis zu den 1970er-Jahren in Berlin.

Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer Morgen
0

Miriam Feldmann ist in den 1960er-Jahren Chef-Designerin im Modehaus Thalheim am Ku'damm in Berlin. Als uneheliche Tochter des Patriarchen Friedrich Thalheim ist sie inzwischen in die Familie integriert ...

Miriam Feldmann ist in den 1960er-Jahren Chef-Designerin im Modehaus Thalheim am Ku'damm in Berlin. Als uneheliche Tochter des Patriarchen Friedrich Thalheim ist sie inzwischen in die Familie integriert und als vierte Schwester von Rike, Silvie und Flori ohne Frage akzeptiert. Verheiratet ist sie mit dem Restaurantchef des "Schanigarten", mit dem sie eine Tochter adoptiert hat. Jenny befindet sich inzwischen in der Pubertät und ist so erstaunt wie Miri selbst, als sie mit 42 Jahren schwanger wird. Zeitgleich begegnet sie Moritz wieder, bei dem sie während des Zweiten Weltkriegs als Jüdin Zuflucht gefunden und den sie aus den Augen verloren hatte. Erinnerungen kommen hoch an eine Zeit voller Angst, als Miri als jüdisches U-Boot eine Schattenexistenz in Berlin führte.

"Ein neuer Morgen" ist Band 4 der "Die 50er-Jahre-Trilogie" und handelt dementsprechend schon nicht mehr in den 1950er-Jahren, sondern beginnt im Jahr 1966 und endet im Jahr 1971.
Im Fokus der Handlung steht nicht mehr eine der Thalheim-Schwestern, sondern ihre uneheliche Halbschwester Miri. Nachdem ihr Vater jahrelang nicht zu ihr gestanden hatte, ist sie inzwischen ein vollwertiges Mitglied der Thalheims und nicht mehr nur eine Freundin der Thalheim-Schwestern. Ihre überraschende Schwangerschaft bringt sie ein wenig aus dem Gleichgewicht, sorgt jedoch auch dafür, dass sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzt, denn der Zweite Weltkrieg und die Folgen haben sie als jüdische Frau geprägt und traumatisiert. Durch die Wiederbegegnung mit ihrer jungen Liebe Moritz, der ihr nach dem Tod ihrer Mutter als erstes Unterschlupf gewährt hatte, überkommen sie Flashbacks. Durch den engen familiären Halt und die Liebe ihres Mannes schafft sie es jedoch, sich zu öffnen von den schrecklichen Ereignissen von damals zu berichten.

Auch wenn der Fokus in diesem Band der Reihe auf Miri liegt, erfährt man weiterhin, was sich im Leben der anderen Schwestern in der Zwischenzeit ereignet hat, die alle einen Partner und Kinder haben und selbstbewusst auf eigenen Füßen stehen. Jede hat ihren Weg gefunden und eine charakterliche Entwicklung durchgemacht, was über die Jahre anschaulich zu verfolgen war.
Durch den historischen Kontext, den die Autorin gekonnt mit der Handlung verknüpft, entwickelt man zudem ein Gefühl für die damalige Zeit und kann sich das Leben der Schwestern und die stetige Modernisierung des Kaufhauses Thalheim bildlich vorstellen. Ob relevante historische Ereignisse, Politik, Musik oder der Kleidungsstil - alle Facetten des damaligen Lebens tragen dazu bei und geben der Geschichte Authentizität sowie Lebendigkeit.
Mir fehlte allerdings ein roter Faden und Aspekte, die dem Roman mehr Spannung verliehen hätten. So bewegten mich mehr die Rückblenden in die Jahre 1943 bis 1945 und Miris Erinnerungen als ihr Leben in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren.

Den vierten Roman dieser lebendigen Familiengeschichte könnte ich mir als runden Abschluss der Reihe vorstellen, da der Lebensweg aller vier weiblichen Nachkommen des Patriarchen beschrieben wurde und mit ihm eine Ära zu Ende gegangen ist. Da die Reihe aber ursprünglich als Trilogie ausgelegt wurde und so erfolgreich ist, ist nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Teile folgen könnten. Vielleicht rückt dann noch Friedrichs Ehefrau Claire oder eine seiner Enkelinnen in den Fokus?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.09.2021

Empathisch und spannend erzählte, dramatische Geschichte über Liebe, Freundschaft, Trauer und die unterschiedlichen Arten von Familienbanden

Im letzten Licht des Herbstes
0

In der kanadischen Kleinstadt Solace verschwindet ein Mädchen nach einem Streit mit ihren Eltern spurlos. Ihre siebenjährige Schwester Clara wartet vergeblich auf eine Nachricht von ihr, wie sie es versprochen ...

In der kanadischen Kleinstadt Solace verschwindet ein Mädchen nach einem Streit mit ihren Eltern spurlos. Ihre siebenjährige Schwester Clara wartet vergeblich auf eine Nachricht von ihr, wie sie es versprochen hatte. Fast zeitgleich stirbt ihre Nachbarin Mrs. Orchard unerwartet im Krankenhaus, bei der sich Clara gerne aufgehalten hat und sich während ihrer Abwesenheit um Kater Moses gekümmert hat.
Die kinderlose Elizabeth Orchard hat das Haus, das Clara nach wie vor mit ihrem Schlüssel betritt, um den Kater zu versorgen, an Liam Kane vermacht, um den sie sich als kleines Kind wie um ihr eigenes gekümmert hatte. Nach dem Umzug von Liams Familie hatten sie sich aus den Augen verloren und sind erst vor wenige Jahren, als Elizabeths Mann verstarb, in Briefkontakt getreten. Während Liam in dem Haus nur allmählich Erinnerungen an seine Kindheit bei Mrs. Orchard hochkommen, blickt Elizabeth im Krankenhaus auf ihr Leben zurück und die Mutterliebe, die sie für Liam empfand.

Der Roman wird aus der Perspektive aller drei Hauptfiguren erzählt und was sie miteinander verbindet. Durch das Verschwinden und die Sorge um Claras Schwester Rose, aber auch durch den Tod von Mrs. Orchard ist die Stimmung traurig und gedrückt.
Die Charaktere sind authentisch gezeichnet, so dass man sich in ihre, schon allein durch die Altersunterschiede und Lebenserfahrungen geprägten, unterschiedlichen Standpunkte und Gedanken hineinversetzen kann.
Clara wünscht sich nichts sehnlicher, als dass ihre Schwester wieder zurückkehrt, sorgt sich, wie sie bei der Suche behilflich sein könnte und ist enttäuscht von ihren Eltern, die nur abwarten.
Liam ist frisch von seiner Frau getrennt und steht vor einem Neuanfang, ist sich jedoch unsicher, ob dieser in Solace beginnen sollte. Die Kleinstadt, in der jeder jeden kennt, ist im Vergleich zu Toronto beklemmend. Sehr unterhaltsam ist es, seine ersten Schritte und das Aufeinandertreffen mit allerlei skurrilen Einwohnern zu verfolgen.
Spannend ist die Perspektive von Elizabeth Orchard, denn es ist zu spüren, dass ihre Erinnerungen ein Geheimnis verbergen und dass vor dreißig Jahren etwas Entscheidendes passiert sein muss, weshalb sie die Verbindung zu ihrem "Ersatzsohn" verloren hat.

Die Geschichte, die in den 1970er-Jahren handelt, ist warmherzig und empathisch erzählt. Sie handelt von Liebe, Freundschaft und Trauer und von den unterschiedlichen Arten von Familienbanden und Mutterliebe. Neben der Dramatik wird dem Roman durch die Gefühle von Schuld und von Reue und einem Geheimnis, das lange verborgen lag und erst am Ende eines Lebens wieder zutage befördert wird, ausreichend Spannung verliehen, um ihn zu einer fesselnden Lektüre für den Herbst zu machen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2021

Dramatische Familiengeschichte, die spannend inszeniert ist, durch authentische Charaktere überzeugt und rein durch die Dialoge und vergiftete Stimmung Nervenkitzel verursacht

SCHWEIG!
0

Am Tag vor Heiligabend fährt Esther zu ihrer Schwester, um sie zu besuchen und ihr ein Geschenk zu bringen. Sie macht sich Sorgen um Sue, die sie liebevoll "Schnecke" nennt und die seit ihrer Scheidung ...

Am Tag vor Heiligabend fährt Esther zu ihrer Schwester, um sie zu besuchen und ihr ein Geschenk zu bringen. Sie macht sich Sorgen um Sue, die sie liebevoll "Schnecke" nennt und die seit ihrer Scheidung ganz allein in einem großen Haus im Wald wohnt. Sie möchte sie überreden, Weihnachten bei ihrer und ihrer Familie zu verbringen, auch wenn dies letztes Jahr in einem Desaster endete.
Sue ist gewohnt abweisend und sichtbar genervt von ihrer überfürsorglichen Schwester. Sie möchte sie am liebsten so schnell wie möglich wieder loswerden, doch Esther ist hartnäckig und dann steht plötzlich auch noch ihr Ehemann Martin vor der Tür, der sich einerseits Sorgen um seine Frau macht, andererseits aber ihrem Druck und Heile-Welt-Gehabe kaum noch standhalten kann.

"Schweig!" ist ein Psychothriller, bei dem nichts so ist, wie es scheint. Hat man zu Beginn das Gefühl, die familiäre Konstellation durchschaut zu haben, wird man bald eines besseren belehrt. Die Handlung des Romans ist räumlich auf die Villa im Wald und Esthers Zuhause sowie die drei Protagonisten beschränkt. Es herrscht alles andere als eine besinnliche Weihnachtsstimmung so kurz vor Heiligabend. Die Schwestern liefern sich einen Schlagabtausch und machen sich gegenseitig Vorwürfe, die bis in die Kindheit zurückreichen. Dabei ist es interessant zu sehen, wie sich die Wahrheit dehnt und welcher Perspektive man Glauben schenken darf. Durch Martins ergänzende Sicht und die des kleinen Mädchens wird klar, was in der Familie im Argen liegt.
Die Stimmung in der Villa ist bedrohlich und es ist spürbar, dass es die ungesunde Beziehung zwischen den beiden Schwestern in diesem Jahr eine Katastrophe auslösen wird.
Es ist eine dramatische Familiengeschichte, die spannend inszeniert ist, durch authentische Charaktere überzeugt und rein durch die Dialoge und vergiftete Stimmung Nervenkitzel verursacht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.09.2021

Ein Tag, der das Leben zweier Freundinnen prägte - die Geschichte, die rückblickend erzählt wird, enthielt mir zu wenig Dramatik und Spannung.

Der Weg nach Hause
0

Am 12. August 2019 erhält die 80-jährige Viola auf Gotland einen Anruf von ihrer ehemals besten Freundin Lily. Diese verabschiedet sich in kurzen Worten von ihr, da sie sterben werde. Seit mehreren Jahrzehnten ...

Am 12. August 2019 erhält die 80-jährige Viola auf Gotland einen Anruf von ihrer ehemals besten Freundin Lily. Diese verabschiedet sich in kurzen Worten von ihr, da sie sterben werde. Seit mehreren Jahrzehnten hatten die beiden keinen Kontakt mehr zu einander. Lilly hatte Schweden zusammen mit ihrem Bruder Alvin in den 1960er-Jahren verlassen und hat in Frankreich Karriere als Jazzsängerin gemacht, während Viola heiratete und Mutter zweier Töchter geworden und inzwischen sogar Uroma ist.
Viola hat Lilly all die Jahre vermisst und nicht verstanden, warum der Kontakt so abrupt abgebrochen ist. Sie hofft, dass es noch nicht zu spät ist und beschließt nach Paris zu reisen, um Lilly noch einmal zu sehen.

Der Roman handelt rückblickend von den frühen 1950er- bis in die späten 1960er-Jahre und schildert die Kindheit, Jugend und die ersten Schritte der Karriere von Lilly. Dabei wird in jedem Jahr jeweils der 12. August beschrieben, der für Lilly eine besondere Bedeutung hat. Auch in der Gegenwart wird nur der Verlauf diese Tages im Jahr 2019 geschildert.

Während die Jahre der Kindheit noch detailreich erzählt werden und deutlich zu spüren ist, welche enge Freundinnen Viola und Lilly doch sind, sind die Jahre danach nur noch fragmenthaft. Das Geheimnis, das die beiden Freundinnen trennte, ist für den Leser leicht zu durchschauen, was dem Roman die Dramatik und Spannung nimmt. Auch wenn man als Leser ahnt, warum sich Lilly nach Frankreich abschottet und nie wieder nach Schweden zurückkehrte, ist nicht wirklich nachvollziehbar, warum sie damit die innige Freundschaft zerstörte und erst im hohen Alter den Mut aufbrachte, die Wahrheit zu sagen. Der Zeitpunkt für ihre Reue scheint rein willkürlich gewählt.

Der Roman enthält viele berührende Momente. Die Lebenswege der beiden Frauen empfand ich jedoch als zu knapp umrissen, was dem Ein-Tages-Erzählstil geschuldet ist. Auch ihre Verhaltensweisen konnte ich nicht immer nachvollziehen, weshalb es der Geschichte für mich an Glaubwürdigkeit fehlte.
Die beiden Romane "Das rote Adressbuch" und "Ein halbes Herz" von Sofia Lundberg konnten mich dagegen mehr überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere