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Veröffentlicht am 13.07.2020

Melancholischer Selbsterfahrungstrip nach Lissabon - berührende Geschichte über Freundschaft und Trauer, über Träume und Lebensziele

Morgen irgendwo am Meer
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Konrad überredet Romy nach ihrem Abitur zu einem Roadtrip von Stuttgart nach Lissabon. Zwischen den beiden herrschte lange Zeit Funkstille und er möchte, bevor sich ihre Wege nach der Schule trennen, schöne ...

Konrad überredet Romy nach ihrem Abitur zu einem Roadtrip von Stuttgart nach Lissabon. Zwischen den beiden herrschte lange Zeit Funkstille und er möchte, bevor sich ihre Wege nach der Schule trennen, schöne Erinnerungen schaffen, damit sie nicht einfach so auseinandergehen. Die Idee ist spontan, beide haben kein Auto und so erklärt sich Julian, Romys Freund, bereit, zu fahren - auch aus eigenem Interesse, um Romy nicht mit Konrad allein in den Urlaub fahren zu lassen. Julian überrascht die beiden, indem er noch eine Mitfahrerin aus Freiburg abholt, die nach Madrid gelangen möchte. Der Weg über Frankreich und Spanien bis Portugal ist weit, weshalb es genügend Zeit und Gelegenheiten für Reibungspunkte gibt. Julian spürt eine Nähe zwischen Romy und Konrad, die ihm unangenehm ist. Zudem scheint Konrad die Aufmerksamkeit von Romy erregen zu wollen, indem er sich absichtlich in gefährliche Situationen manövriert. Ausgleichendes Element ist Mitfahrerin Nele, die keinen von den dreien kennt und sich wie Romy Sorgen um den verschlossenen, scheinbar lebensmüden Konrad macht.

"Morgen irgendwo am Meer" ist alles andere, als eine "Sommer-Sonne-gute-Laune"-Lektüre. Vordergründig ist eine Melancholie, die man von Anbeginn aufgrund der angespannten Stimmung innerhalb de ungleichen Quartetts spürt. Jeder der vier Jugendlichen ist mit etwas belastet und nutzt den Roadtrip um vor der Vergangenheit oder der Gegenwart davonzulaufen. Es ist lange unklar, worin die Konflikte bestehen und warum sich Romy überhaupt auf einen Roadtrip mit zwei Jungen einlässt, bei dem Streit und Eifersucht vorporgrammiert sind. Von Nele weiß man noch weniger. Sie stürzt sich in ihr Hobby, die Fotografie, und wirkt aufgesetzt fröhlich.


Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive jedes der Protagonisten geschrieben. Die jeweiligen Abschnitte sind sehr kurz, so dass es gerade zu Beginn nicht leicht fällt, sich in jeden einzelnen Charakter hineinzuversetzen und seine Beweggründe nachzuvollziehen. Der Wechsel erfolgt oft abrupt und lässt den Leser immer wieder rätselnd zurück.
Ein schöner Ausgleich ist dagegen die Beschreibung der unterschiedlichen Orte, die die vier besuchen. Vor allem durch Fotografin Nele erhält man einen ganz eigenen Blick auf Landschaften, Orte, Sehenswürdigkeiten und Menschen. Als Leser bekommt man eine bildhafte Vorstellung und fühlt sich, als wäre man selbst mit unterwegs.

Der Roman fesselt durch die Geheimnisse, die die Jugendlichen verbergen und die erst im Verlauf der Route nach Lissabon zu tage treten. Auch wird nach und nach klar, was sich jeder einzelne von der Route erhofft hat. Die Reise wird zu einer Form der Therapie.
Es ist eine berührende Geschichte über Freundschaft und Trauer, über Träume und Lebensziele. Alle vier machen auf der Reise eine Veränderung durch und profitieren von dem Trip, der zunächst so konfliktgeladen war. Trotz der ernsten Themen und vordergründig schwermütigen Stimmung vermittelt das Buch durch die anschaulich beschriebene Reiseroute eine Urlaubsatmosphäre und macht Lust, diese nicht nur auf der Landkarte nachzuvollziehen.

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Veröffentlicht am 11.07.2020

Täuschungen, Lügen und Verdächtigungen - subtile Spannung in einer Kleinstadt, in der nichts so ist, wie es scheint

Die Nacht in dir
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Lucy King ist aus Brooklyn/ New York vor ihrem gewalttätigen Exfreund Davis geflohen, um in der beschaulichen Kleinstadt Woodstock ein neues Leben anzufangen. In dem gemieteten Cottage am Rand der Stadt ...

Lucy King ist aus Brooklyn/ New York vor ihrem gewalttätigen Exfreund Davis geflohen, um in der beschaulichen Kleinstadt Woodstock ein neues Leben anzufangen. In dem gemieteten Cottage am Rand der Stadt ist sie verängstigt und einsam und deshalb froh, als sie Anschluss zu ihren Nachbarn Vera, einer Galeristin, und ihrem Ehemann John, einem Künstler, findet. Die beiden nehmen Lucy herzlich auf, laden sie regelmäßig zum Abendessen ein und versprechen, die junge Frau zu beschützen. Lucy fühlt sich trotz des Abstands uz Davis unsicher und verfolgt, insbesondere als Gegenstände in ihrem Cottage verschwinden.
Doch auch Vera und John haben Probleme. Die Kunstszene in Woodstock ist nicht gerade groß, der finanzielle Druck schon und zudem wabern Gerüchte um John, der eine Affäre mit einer Minderjährigen gehabt haben soll. Vera und John hatten deshalb schon länger mit dem Gedanken gespielt, John verschwinden zu lassen, um seine Kunst attraktiver zu machen. Mit Hilfe von Lucy möchten sie bei einer Wanderung Johns Tod fingieren. Lucy bezeugt seinen vermeintlichen Absturz vom Wanderweg in einen Fluss, doch am nächsten Morgen wird John tatsächlich in einer Waldhütte erstochen aufgefunden. Aufgrund ihrer Falschaussage rückt Lucy in den Kreis der Verdächtigen und dann taucht auch noch Davis in Woodstock auf, der nach ihr sucht. Lucy gerät in Panik, da sie als Tatverdächtige in einem Mordfall die Stadt nicht mehr so einfach verlassen kann.

Der Thriller ist aus der Perspektive der verschüchterten Lucy geschrieben, die nach Woodstock gezogen ist, um neu anzufangen. Dort trifft sie auf Nachbarn wie John und Vera, aber auch die ältere Dame Maggie und die ehemalige Mieterin ihres Cottages, Rachel, die ihr alle freundlich begegnen, aber wie Lucy selbst ihre eigenen düsteren Geheimnisse haben.

Lucy ist froh, nicht mehr allein zu sein, da sie noch immer Angst vor ihrem stalkenden Exfreund hat. Sie ist deshalb in Bezug auf ihre neuen Bekannten nicht wählerisch, verhält sich naiv, nimmt Warnungen nicht ernst und ist gegenüber der Polizei unehrlich.

Als hat man frühzeitig einen Verdacht, wer John auf dem Gewissen haben könnte, die Autorin schafft es jedoch ab der Hälfte des Romans mit zahlreichen Wendungen immer wieder den Fokus auf andere Verdächtige zu rücken und damit stetig aufs Neue Spannung aufzubauen.

Alle Personen bleiben etwas vage und auf Distanz, so das man niemanden durchschauen und vertrauen kann. Täuschungen, Lügen, Verdächtigungen und Halbwahrheiten stehen im Vordergrund und verbergen, was hinter den Fassaden der Nachbarschaft lauert.

Die Geschichte entwickelt sich zunächst gemächlich und vermeintlich vorhersehbar, bis die Wendungen dem Roman eine neue Richtung geben. Besonders am Ende überrascht die Autorin noch einmal mit einem Plottwist, der für den Leser vielleicht nicht sonderlich befriedigend, aber für einen Psychothriller absolut passend ist.
Fazit: Subtile Spannung in einer Kleinstadt, in der nichts so ist, wie es scheint.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Es ist nie zu spät für Veränderungen - unterhaltsamer Roman über Enkelin und Oma, die ihr Leben für zwei Monate tauschen und dabei viel über und für sich lernen

Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue Liebe
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Leenas Schwester Carla ist vor gut einem Jahr verstorben und seitdem hat sich Leena in die Arbeit gestürzt, um sich von dem Schmerz über den Verlust abzulenken. Nach einem Fehler im Job wird ihr eine zweimonatige ...

Leenas Schwester Carla ist vor gut einem Jahr verstorben und seitdem hat sich Leena in die Arbeit gestürzt, um sich von dem Schmerz über den Verlust abzulenken. Nach einem Fehler im Job wird ihr eine zweimonatige Zwangspause ans Herz gelegt. Leena fährt daraufhin zu ihrer Großmutter Eileen nach Hamleigh in Yorkshire. Diese wurde vor Kurzem von ihrem Ehemann wegen einer jüngeren Frau verlassen und ist jetzt selbst auf der Suche nach einem Mann. Die Auswahl in dem kleinen Ort ist allerdings dürftig und Eileens Ansprüche hoch. Leena meldet Eileen in einem Datingportal an und stellt fest, dass es in London viele Männer über 70 Jahre gibt, die auf der Suche sind. Kurzerhand beschließen die beiden Frauen ihr Leben zu tauschen. Leena bleibt zwei Monate in Hamleigh, um sich um Eileens Projekte zu kümmern, während Eileen nach London zieht, um die Männerwelt zu erkunden, gleichzeitig aber auch Leenas Mietshaus aufmischt.

"Time to Love" ist eine lockere Unterhaltungslektüre, die abwechselt aus der Perspektive von Leena und Eileen erzählt wird. Zu Beginn sind die Abschnitte sehr unterschiedlich. Während die Kapitel um Leena von der Trauer um Carla bestimmt sind und eher melancholisch anklingen, sind die Kapitel um Eileen viel unbeschwerter. Leena vermisst ihre Schwester wirkt zunächst etwas verloren, bis sie in Hamleigh mit den ganzen Aufgaben von Eileen konfrontiert wird. Die Nachbarschaftsprojekte lenken sie ab, aber es findet auch eine Annäherung mit ihrer Mutter statt, der sie Vorwürfe wegen des Todes ihrer Schwester gemacht hat. Leena kann den Schmerz endlich zulassen und den Verlust der Schwester hinnehmen.
Eileen ist für ihre 79 Jahre sehr rüstig und eine Frau ohne Berührungsängste. Schon in Hamleigh war sie sehr engagiert und in London kann sie auch nicht aus ihrer Haut heraus. Sie gründet einen Club für ältere Menschen und bietet den Gemeinschaftsbereich von Leenas Mietshaus als Treffort an. Zudem flirtet sie aktiv und beweist, dass auch ältere Menschen noch Lust empfinden können und ihre Bedürfnisse haben.

Das Buch ist sehr unterhaltsam geschrieben, da aufgrund des Engagements von Eileen und Leena und ihren verschiedensten Projekten für viel Abwechslung gesorgt ist. Eileen und ihre resolute Art mochte ich als Figur sehr. Sie hat keine Angst davor anzuecken und mischt sich ganz selbstverständlich in die Angelegenheiten anderer ein. Das macht sie aber mit so viel Herz und Charme, dass man ihr nicht böse sein kann. Leena wirkt dagegen ein bisschen blass, auch wenn sie wie ihre Oma das Herz auf dem rechten Fleck hat und sich für Schwächere einsetzt.

"Time to Love" ist ein Roman über Solidarität, Hilfsbereitschaft und Nachbarschaft. Eileens Engagement in London zeigt, dass auch in einer anonymen Metropole mit ein bisschen Engagement für Gemeinschaftssinn gesorgt werden kann, der generationenverbindend ist und der Einsamkeit vor allem älterer Menschen vorbeugt.
Zudem beweist die Geschichte, dass es nie zu spät für Veränderungen im Leben ist. Trotz der am Anfang vordergründigen Traurigkeit begleitet man sowohl Eileen als auch Leena mit viel Humor durch ihre getauschten Leben. Beide können in den zwei Monaten viel lernen und am Ende eine positive Bilanz für sich ziehen.

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Veröffentlicht am 08.07.2020

Bildhafte Beschreibung von Island, aber eine langatmige Geschichte mit zu wenig Spannung und Emotionen

Das Haus am Ende des Fjords
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Nach dem Tod ihres Bruder ist die Dänin Isving zusammen mit ihrer Schwägerin Gabrielle nach Island gezogen, um in dem Städtchen Kópavík ein kleines Bed & Breakfast zu führe. Als sie von Gabrielle im Stich ...

Nach dem Tod ihres Bruder ist die Dänin Isving zusammen mit ihrer Schwägerin Gabrielle nach Island gezogen, um in dem Städtchen Kópavík ein kleines Bed & Breakfast zu führe. Als sie von Gabrielle im Stich gelassen wird, die wegen einer neuen Liebe weiter in den Süden zieht, hat Isving die alleinige Verantwortung für Pension und Café, obwohl sie als Geschäftsführerin im Hintergrund bleiben wollte und Gabrielle sich um den Service kümmern sollte. Mit der Hilfe einer Angestellten versucht Isving den Betrieb am Laufen zu halten und hofft, dass die Einnahmen des Sommers die touristenschwachen Wintermonate ausgleichen können.
Eines Sommers quartiert sich der bärtige Jon bei ihr ein, von dem sie bald herausfindet, dass es sich bei ihm um den berühmten Rockmusiker Thór der Band Splendid Pirates handelt, der gerade ein Sabbatical einlegt und eine Schreibblockade hat. Er findet in der rothaarigen Dänin mit den Sommersprossen, die einerseits schüchtern ist, andererseits aber selbst gerne singt, seine Muse. Die beiden verlieben sich ineinander, doch dann erhält Isving eine erschütternde Diagnose und wagt es nicht, Thór von der Krankheit zu erzählen, um der jungen Liebe nicht ihre Unbeschwertheit zu nehmen, zumal sie sich ohnehin nicht sicher ist, ob eine Liebe zwischen weltberühmten Rockstar und einfacher Pensionswirtin eine Zukunft haben kann.


Der Roman ist überwiegend aus der Perspektive der unsicheren Isving geschrieben, die Zeit ihres Lebens mit ihrem Aussehen haderte und ihre Sommersprossen unter Camouflage-Make-up versteckte. Kürzere Kapitel sind aus Sicht von Thór verfasst, der sich in den Westfjorden Islands bewusst eine Auszeit nehmen möchte, um zu neuer Kreativität zu finden.

Durch die bildhaften Beschreibungen der Autorin kann man sich sehr gut nach Island versetzen, diese geheimnisvolle Land der heißen Quellen, einsamen Landschaften, in dem der Glaube an Elfen, Trolle und Fabelwesen alltäglich ist und in dem selbst im Sommer kühle Temperaturen herrschen, die in die Hot Pots locken. Diese besondere Atmosphäre des mystischen Landes mit nur wenigen Einwohnern ist spürbar und liest sich wie eine Liebeserklärung an Island.

Die Charaktere und ihre Geschichte können dagegen weitaus weniger überzeugen. Die beiden Hauptfiguren Isving und Thór waren mir zu nett - Personen ohne Ecken und Kanten, zu süß und lieb und damit schlicht langweilig. Selbst Thór - stereotyp als starker, tätowierter Rockstar - zeigte ausschließlich eine weiche Seite und wirkte damit wenig authentisch. Die Liebenswürdigkeit Isvings passte dagegen schon eher, jedoch fand ich ihren Umgang mit ihrer Krankheit wenig realistisch. Sie wird ganz plötzlich mit der Diagnose Multiple Sklerose konfrontiert und leidet anschließend unter mehreren Schüben, macht sich jedoch kaum Gedanken um ihre Gesundheit oder zeigt nachvollziehbare Ängste in Bezug auf die unheilbare Krankheit. Ihr "Geheimnis" empfand ich zu gekünstelt, um eine drohende Gefahr für die Liebe darzustellen - insbesondere da man von Thór nichts anderes als Verständnis und Hilfsbereitschaft erwarten konnte. Auch die weiteren kleinen Dramen, die aufgrund von Isvings mangelndem Selbstbewusstsein und übertriebener Eifersucht entstehen, sind nicht wirklich ernstzunehmen; die Versöhnungen und körperliche Anziehungskraft zwischen den beiden sehr kitschig dargestellt.

Für meinen Geschmack fehlte es dem Roman trotz ernster Themen wie Isvings Krankheit, den Diskussionen um nachhaltigen Tourismus oder Walfang an Emotionen und Spannung. Die Geschichte plätscherte unterbrochen von ein wenig Melodramatik gleichförmig dahin und konnte nur durch den reizvollen Schauplatz Island mein Interesse aufrechterhalten. Im Vergleich zu "Das Haus am Ende des Fjords" hatte der Vorgängerroman der Autorin "Islandsommer" weitaus mehr Charme zu bieten.

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Magische Liebesgeschichte und wunderschön nostalgische Zeitreise in das New York der 1930er- und 1940er-Jahre

Mit dir für alle Zeit
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Joe ist Stellwerker in Grand Central Station, dem größten Bahnhof in New York. Am 5. Dezember 1937 begegnet ihm eine junge, etwas hilflos wirkende Frau ohne Mantel und Gepäck, der er anbietet, sie nach ...

Joe ist Stellwerker in Grand Central Station, dem größten Bahnhof in New York. Am 5. Dezember 1937 begegnet ihm eine junge, etwas hilflos wirkende Frau ohne Mantel und Gepäck, der er anbietet, sie nach Hause zu begleiten. In den Straßen New Yorks verschwindet sie spurlos und erst ein Jahr später treffen die beiden sich wieder in den Hallen von Grand Central. Joe packt die Gelegenheit beim Schopf und lädt Nora zum Abendessen ein. Die beiden verbringen einen wunderschönen Abend gemeinsam, doch als Joe sie am nächsten Tag anrufen möchte, erfährt er, dass Nora tot ist - seit dreizehn Jahren. Sie ist bei einem Unglück der New York Subway 1925 ums Leben gekommen. Joe kann nicht glauben, dass er sich in einen Geist verliebt hat und versucht, eine Erklärung für das Phänomen zu finden, so dass Nora bei ihm bleiben kann. Beiden wird jedoch bewusst, dass sie als Paar nie ein gewöhnliches Leben zusammenführen können, denn Nora altert nicht, würde für immer 23 Jahre alt bleiben und nie ein freies Leben führen können. Joe muss zudem mit der Ungewissheit und Angst leben, Nora jederzeit wieder an die Zwischenwelt verlieren zu können und behütet sie deshalb wie seinen Augapfel. Joe und Nora genießen ihre Zweisamkeit, aber kann eine Liebe, die derartigen Einschränkungen unterlegen ist, dauerhaft glücklich machen?

"Mit dir für alle Zeit" ist eine wunderschön nostalgische Geschichte. Die Beschreibungen der Autorin sind so atmosphärisch und bildhaft, dass man sich ganz bewusst in die Vergangenheit und nach New York versetzen kann. Die fiktive Geschichte um Nora und Joe wird geschickt mit den historischen Ereignissen wie den Olympischen Sommerspielen 1924 in Paris, dem New Yorker Börsencrash 1929, der Weltausstellung in New York 1939 oder dem Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg vermischt. Die facettenreiche Beschreibung von Historie und Architektur von Grand Central Terminal lenken nicht von der eigentlichen Handlung ab, sondern lassen die Geschichte und die Figuren authentisch und lebendig erscheinen.
Dennoch wirkt die Liebesgeschichte aufgrund des Todes von Nora unwirklich. Mit dem mystischen Manhattanhenge, einem Phänomen, dass zweimal im Jahr stattfindet, bei welchem die Sonne durch die Mitte der drei hohen Bogenfenster von Grand Central in Manhattan strahlt, gibt es jedoch eine einleuchtende Erklärung für das Wunder, das Nora zwischen Leben und Tod stecken geblieben sein könnte.

"Mit dir für alle Zeit" ist eine magische Liebesgeschichte, die berührt und mit den beiden Protagonisten hoffen lässt, dass es für das Paar eine gemeinsame Zukunft geben wird. Als Leser/in begibt man sich auf eine Zeitreise nach New York und erlebt die romantischen Begegnungen von Joe und Nora Jahr für Jahr mit.
Es ist eine emotionale Geschichte, die ans Herz geht und darüber hinaus durch die umfangreiche Recherche zu den historischen Fakten überzeugt und die märchenhafte Liebesgeschichte fantastisch darin einbettet. Bis auf ein paar Längen und das mir nicht ganz nachvollziehbare Ende hat mir der Roman schöne Lesestunden bereitet.

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