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Veröffentlicht am 11.06.2021

Bittersüße Geschichte, die in bunten Farben die Ferien eines Mädchens bei ihrer Mutter erzählt. Es ist tragische Familiengeschichte mit unversöhnlichen Charakteren

Mein Sommer am See
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Nach dem Tod ihrer Mutter erhält die 30-jäirge Beth ein Päckchen aus Ungarn. Es enthält "Das Buch unserer Sommer", ein Album mit Foto und Erinnerungsstücken der Sommer, die Beth zusammen mit ihrer Mutter ...

Nach dem Tod ihrer Mutter erhält die 30-jäirge Beth ein Päckchen aus Ungarn. Es enthält "Das Buch unserer Sommer", ein Album mit Foto und Erinnerungsstücken der Sommer, die Beth zusammen mit ihrer Mutter Marika in Ungarn verbracht hat. In einem Sommerurlaub 1990 am Balaton hatte die gebürtige Ungarin Marika, die erstmalig nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder in Ungarn war, beschlossen, in ihrer Heimat zu bleiben und damit ihren Mann und ihre Tochter verlassen. In den Jahren danach verbrachte Beth sodann ein bis zwei Wochen im Sommer in Ungarn in der Villa Serena bei Marika und ihrem Lebensgefährten, dem Künstler Zoltán. Es waren stets schöne, unbeschwerte Ferien, die viel zu schnell vorbei gingen, die Beth bei ihrer quirligen Mutter verbrachte, bis sie wieder zurück nach Devon zu ihrem Vater fuhr, der sie liebte, aber seit der Trennung sehr in sich zurückgezogen lebte. Ungarn wurde zu einem Sehnsuchtsort, an dem sich Beth trotz der kurzen Aufenthalte im Jahr bald mehr zu Hause fühlte als in dem traurigen Cottage in England.
Während Beths siebten Sommeraufenthalt in Ungarn erfährt sie eine Wahrheit, die sie in eine tiefe Identitätskrise stürzte und sie derart erschütterte, dass Beth nie wieder zurück nach Ungarn wollte und den Kontakt zu Marika abgebrochen hat.
Jahrelang hatte Beth die Vergangenheit verdrängt, doch mit dem Album kommen alle Erinnerungen wieder in ihr hoch - die schönen, aber auch die unschönen Momente, die ihr Leben für immer veränderten.

Durch Beths Erinnerungen wird man als Leser in die 1990er-Jahre versetzt und erlebt die glücklichen Sommer der jungen Beth durch die bildhaften Beschreibungen lebendig mit. Beth war immer gern in Ungarn und fühlte sich bei Marika und Zoltán wohl, die sich in dieser Zeit ganz nach ihren Wünschen richteten. Für Beth brauchte es jedoch nicht viel, um glücklich zu sein. Sie genoss es durch die umliegenden Wälder zu streunen und den Nachbarsjungen Tamás zu treffen, in den sie verliebt war. Dennoch schwingt in den Erinnerungen immer eine bedrückende Melancholie mit, denn die unbeschwerte Zeit war endlich. Bis der Leser jedoch erfährt, was im Sommer 1997 in Ungarn passierte und was und ihre Mutter entzweite, schwelgt man in den kindlichen, nostalgischen Erinnerungen.

In der Gegenwart ist spürbar, dass Beth nicht glücklich ist und diesen Teil ihrer Vergangenheit nicht verarbeitet hat. Auch das Verhältnis zu ihrem Vater, mit dem sie als Kind so eng verbunden war, wirkt gegenwärtig unbeholfen und distanziert und muss durch die Auswirkungen des Sommers 1997 erschüttert worden sein. Beths Verletzungen, Enttäuschungen und Bitterkeit treten deutlich zutage und machen neugierig darauf zu erfahren, was ihr widerfahren sein mag.

"Mein Sommer am See" ist eine bittersüße Geschichte, die in schillernden, bunten Farben die Ferien eines jungen Mädchens bei ihrer Mutter beschreibt. Die Situation in der Gegenwart, in der es Beth zunächst kaum schafft, das Album durchzublättern, das sie an den alles verändernden Sommer erinnern wird, drückt jedoch die Stimmung. Es ist kein unbeschwerter Sommerroman, sondern eine tragische Familiengeschichte mit unversöhnlichen Charakteren, die sich durch jahrelanges, beharrliches Schweigen die Chance auf Versöhnung nahmen, bis es letztlich zu spät war.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Familiengeschichte um eine verlorene Mutter, um Versöhnung, Neuanfänge und am Ende auch über die Liebe - lebendig und einfühlsam erzählt

Sehnsucht in Aquamarin
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Polly und Jette Reinhardt wurden im Alter von zweieinhalb und knapp fünf Jahren von ihrer Mutter verlassen und sind bei ihrem Vater Walter, der später wieder geheiratet hat, in Stuttgart aufgewachsen. ...

Polly und Jette Reinhardt wurden im Alter von zweieinhalb und knapp fünf Jahren von ihrer Mutter verlassen und sind bei ihrem Vater Walter, der später wieder geheiratet hat, in Stuttgart aufgewachsen. Die ältere Jette ist rastlos, wechselt häufig ihre Jobs, ist dabei weltweit unterwegs und verliebt sich dort häufig in Männer, wobei die Beziehungen nie lange halten. Polly braucht dagegen ihr geordnetes Leben, arbeitet als Übersetzerin von Erotikromanen und Bedienungsanleitungen von Gartengeräten in Stuttgart und lässt Männer nur in Form von One-Night-Stands an sich heran.
Als Jette durch einen Zufall auf ein Foto ihrer Mutter aufmerksam mit, das in einem Hotel in Ben Harbor in Maine aufgenommen wurde, überredet sie Polly, mit ihr nach Maine zu reisen um nach ihrer Mutter zu suchen. Eva arbeitet dort als Rangerin in einem Nationalpark, was sie über ihren Kollegen Liam erfahren, den Polly schon an ihrem ersten Abend in Ben Harbor kennenlernt. Während Jette und Polly als Touristinnen getarnt im Nationalpark campen und auf diese Weise ihre Mutter näher kommen möchten, fühlt sich Polly immer stärker zu dem alleinerziehenden Vater Liam hingezogen und Polly verliebt sich in Hummerfischer Owen. Ob die beiden ungleichen Schwestern nach dem Kennenlernen und einer Aussprache mit ihrer Mutter ihren Frieden finden können und bereit für die Liebe sind?

Der Roman ist aus der Perspektive der 31-jährigen Polly geschrieben, die sich nach außen hin tough gibt, einen Schutzpanzer um sich gebaut hat und niemanden zu nah an sich heranlässt. Sie hat im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Jette keine Erinnerungen an ihre Mutter, die sie als kleines Mädchen verlassen hat und verspürt deshalb auch kein Interesse nach dieser fremden Frau zu suchen. Jette dagegen möchte zumindest eine Erklärung dafür haben, warum ihre Mutter vor 29 Jahren einfach so gegangen ist.
Beide sind traumatisiert und haben Probleme, Beziehungen einzugehen bzw. an ihnen festzuhalten. Sie sind verletzlich, auch wenn sie es nicht zeigen. Polly hält die Menschen auf Distanz und wirkt stark, gleichzeitig aber auch verbittert und wütend. Jette ist dagegen betont fröhlich und stürzt sich geradezu ins Leben.
In Ben Harbor finden die beiden Schwestern schnell Anschluss und die familiäre Atmosphäre ist schon fast ein bisschen zu glatt. Auch die Parallelen von Pollys und Liams Leben sind etwas überzeichnet. Gut gefallen hat mir die Beschreibung des Ortes Ben Harbor an der Atlantikküste, von Natur, Land und Leuten. Mit heulenden Kojoten, Diner und Blueberry Cheesecake wird die perfekte und ein wenig klischeehafte amerikanische Kulisse anschaulich gezeichnet, was passend zur Handlung ist.

Die Geschichte ist tragisch, wird jedoch überwiegend humorvoll und vor allem sehr einfühlsam erzählt. Die Charaktere sind menschlich und nahbar, die Dialoge lebendig und gespickt mit Wortwitz, was der Geschichte eine Leichtigkeit gibt. Auch wenn die Handlung etwas vorhersehbar ist und alle Anzeichen auf eine Wende im Leben beider Schwestern stehen, ist die Geschichte nicht ganz ohne Tiefe und vor allem sehr unterhaltsam erzählt.
Es ist eine Familiengeschichte um eine verlorene Mutter, um Vertrauen, Versöhnung, Familienzusammenführung, Neuanfänge und am Ende auch über die Liebe, die trotz aller Dramen unbeschwert ist und sich perfekt als sommerliche (Urlaubs-)lektüre eignet.

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Spannender Politkrimi mit einem perfekt eingespielten Ermittlerduo und einer aktuellen Thematik, die jeden etwas angeht

Tag der Wahrheit
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Zwei Leichen werden gefunden und nacheinander drei hochrangige Manager aus der Automobilbranche entführt. Gezielt wird das BKA, namentlich die Ermittler Laura Westermann und Steven Haberland, die im Referat ...

Zwei Leichen werden gefunden und nacheinander drei hochrangige Manager aus der Automobilbranche entführt. Gezielt wird das BKA, namentlich die Ermittler Laura Westermann und Steven Haberland, die im Referat für politische Kriminalität gegen Linksextremisten vorgehen, durch Botschaften und ein herausoperiertes Herz auf die Verbrechen aufmerksam gemacht. Eine Guerillagruppe von militanten Umweltaktivisten, die sich "Zeugen Justitias" nennt, hat die Vorstandsvorsitzenden entführt und möchte erwirken, dass das BKA endlich gegen die in ihren Augen skrupellosen und betrügerischen Umweltsünder vorgeht.
Als die Forderungen der Entführer - intern bereits als "Grüne Armee Fraktion" bezeichnet - massiver werden, gerät das BKA zunehmend unter Druck. Die Kriminalbeamten müssen nicht nur die Entführer identifizieren sondern auch den Vorwürfen gegen die Top-Manager nachgehen, in der Hoffnung, deren Leben retten zu können.

"Tag der Wahrheit" ist der Auftakt einer Krimireihe um die Meckenheimer BKA-Ermittler Laura Westermann und Steven Haberland. Der Krimi ist aus schnell wechselnden Perspektiven geschrieben, was es mir am Anfang etwas schwermachte, mich aufgrund der Vielzahl der Personen und Schauplätze in die Geschichte einzufinden. Als der Hintergrund der Entführung klar wird, kann man den Handlungssträngen problemlos folgen, auch wenn der Fall komplexer ist, als zunächst angenommen. Die Opfer der Entführung haben sich gleich mehrfach schuldig gemacht, weshalb selbst die Ermittler Verständnis für die Ziele der "Zeugen Justitias" aufbringen können, auch wenn ihre Mittel und Wege ohne Frage nicht nur moralisch verwerflich sind, sondern eine Art von Öko-Terrorismus darstellt, der nicht hinnehmbar ist und friedliche Klimaaktivisten verunglimpft.

Auch wenn im Zuge der Ermittlungen ein paar Längen auftreten, sind sie authentisch geschildert. Durch den rasanten Perspektivwechsel, die Einblicke in die laufenden Ermittlungen, aber auch das Vorgehen der Entführer bieten, ist der Krimi abwechslungs- und temporeich. Durch den Bezug auf Umweltschutz und den Skandal um manipulierte Abgaswerte ist der Roman zudem aktuell und gibt dem Fall die nötige Komplexität und Tiefe. Die beiden Protagonisten der Reihe sind sympathisch und haben Potential für weitere Teile der Krimireihe, denn insbesondere Laura hat eine bewegte Vergangenheit und ein Geheimnis, das sie selbst ihrem achtzehnjährigen Sohn nicht offenbaren kann.
Fazit: Ein spannender Politkrimi mit einem perfekt eingespielten Ermittlerduo und einer aktuellen Thematik, die jeden etwas angeht.

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Veröffentlicht am 29.05.2021

Buch über Einsamkeit, Abhängigkeiten, Missbrauch & unerwiderte Liebe. Spannung wird durch die sukzessive Aufdeckung von Geheimnissen erzeugt

Hannahs Lied
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Johan verliebt sich unsterblich in die flatterhafte Hannah, die von einem freien Leben in Amerika träumt. Johan kann Ørland jedoch aus Liebe zu seiner verwitweten Mutter nicht verlassen und bewirbt sich ...

Johan verliebt sich unsterblich in die flatterhafte Hannah, die von einem freien Leben in Amerika träumt. Johan kann Ørland jedoch aus Liebe zu seiner verwitweten Mutter nicht verlassen und bewirbt sich deshalb um die frei gewordene Stelle des Leuchtturmwärters. Aufgrund des einsamen Lebens im Leuchtturm ist es Voraussetzung, verheiratet zu sein, weshalb Johan 1920 notgedrungen die Pastorstochter Marie ehelicht, die schon bald schwanger ist. Johan denkt weiterhin an Hannah und zieht sich zurück in das Turmzimmer, während Marie immer mehr Zeit an Land in der Stadt Uthaug, zwei Seemeilen abseits des Leuchtturms, verbringt, denn auch sie hat Johan nicht aus Liebe geheiratet.

Die Geschichte entwickelt sich zu Beginn etwas schleppend, denn Johan ist kein Sympathieträger und auch die erwartete Liebesgeschichte mit Hannah ist weniger gefühlvoll und romantisch sondern wahnhaft. Hannah ist eine Frau, die sich im Leben das nimmt, was sie braucht, sich gleichzeitig aber auch benutzen lässt.

Die Atmosphäre des Romans ist kühl und rau und passt zu dem windigen Schauplatz im Norden, wo der Leuchtturm mehrere Monate im Jahr durch Sturm und Eis von der Zivilisation abgeschieden ist.
Die Menschen haben deshalb keine Vorstellung, was auf dem Leuchtturm passiert, ob Johan sich tatsächlich vorschriftsmäßig um die Laterne kümmert oder lieber dem Alkohol zugeneigt ist oder wie Marie und Johan mit ihren beiden Kindern Darling und Valdemar umgehen. Während der zurückgebliebene Valdemar wie ein Tier gehalten wird, geht Darling ihren Gewaltfantasien nach, freut sich, wenn sie an Land andere Kinder quälen kann und träumt insgeheim von einem anderen Leben in Amerika.

Der Roman ist zunächst aus der Perspektive von Johan geschildert, bevor die Geschichte aus der Sicht von Darling und von Marie erzählt wird. Auch wenn es in der Darstellung zu Wiederholungen kommt, ist diese Erzählweise keinesfalls ermüdend, denn alle drei haben sie eine ganz andere Sicht auf die Dinge und für den Leser schließen sich damit Erkenntnislücken, die die Geschichte erst interessant machen.

"Hannahs Lied" ist ein Buch über Einsamkeit, Abhängigkeiten, Missbrauch und unerwiderte Liebe. Auch wenn die Beziehungen zwischen Mann und Frau, die hier freiwillig oder unfreiwillig, in oder außerhalb einer Ehe, eingegangen werden, im Vordergrund stehen, handelt es sich bei dem Roman nicht um eine Liebesgeschichte, sondern um eine Familientragödie, die tief in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt. Feste Bindungen entstehen weniger aus Liebe sondern aus anderen praktischen Erwägungen, während die Liebe häufig nur einseitig und deshalb zum Scheitern verurteilt ist. Die Kinder, die aus so mancher Verbindung entstehen, sind die Leidtragenden, denn sie wissen häufig nicht einmal, wer ihr leiblicher Vater oder gar die leibliche Mutter ist und gehen tragischerweise von falschen Voraussetzungen aus, was fatale Folgen hat.
Es ist eine düstere, tragische Geschichte, die den Leser durch die sukzessive Aufdeckung von Geheimnissen immer weiter fesselt, gleichzeitig in den Abgrund zieht und fassungslos darüber macht, wozu verlorene Menschen in einem Mikrokosmos fähig sind.

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Veröffentlicht am 19.05.2021

Lebendiger und unterhaltsam geschriebener Roman voller liebenswerter Charaktere und berührender Schicksale. Die Aufklärung der sie trennenden Ereignisse sorgt zudem für Spannung.

Das Leben irgendwo dazwischen
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Dido Huntemann ist freie Journalistin in Hamburg und arbeitet zusätzlich in einem Antiquariat bei Hans Petersen, der nicht nur ihr Chef, sondern auch ein großväterlicher Freund ist. Als sie von ihrem Chefredakteur ...

Dido Huntemann ist freie Journalistin in Hamburg und arbeitet zusätzlich in einem Antiquariat bei Hans Petersen, der nicht nur ihr Chef, sondern auch ein großväterlicher Freund ist. Als sie von ihrem Chefredakteur der Zeitschrift "Goldene Tage" den Auftrag erhält, die pressescheue Hamburger Lyrikerin Elisabeth Mathissen zu interviewen, wirbelt Dido mit dem Auftrag mehr Staub auf, als sie jemals für möglich gehalten hätte. Hans kennt Elisabeth von früher, hat aber seit fast 60 Jahren keinen Kontakt mehr zu der älteren Dame. Über Umwege schafft es Dido, eine Elisabeth ausfindig zu machen und versucht zwischen dem ehemaligen Paar zu vermitteln. Dabei wird sie auf eine dramatische Lebensgeschichte aufmerksam, die kein Vergleich zu ihrer eigenen ist, denn auch Dido hat nach einer unglücklichen Trennung seit acht Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem Exfreund Lukas. Durch die Aufarbeitung der Lebens- und Liebesgeschichte der älteren Herrschaften, die Dido noch zu einer dritten Person und bis nach St. Petersburg führt, denkt sie wieder vermehrt an Lukas und fragt sich, ob sie beide vielleicht nicht doch noch eine Chance haben könnten oder ob sie dabei sind, denselben Fehler zu machen wie Hans und seine große Liebe viele Jahre zuvor.

Der Roman handelt bereits im Jahr 2006, was sich im Verlauf der Geschichte durch die bewegte Vergangenheit der älteren Protagonisten erklärt, denn ihre gemeinsame Geschichte reicht zurück bis 1939, als sie sich verliebten, ihre Liebe jedoch durch die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs erschüttert wurde und letztlich an einem Vertrauensbruch zerbrach. Das Buch handelt insofern von zwei tragischen Liebesgeschichten zweier unterschiedlicher Generationen. Dido lebt seit der Trennung von ihrem Freund Lukas ein Leben mit angezogener Handbremse und entwickelt erst wieder den Mut sich den Verletzungen der Vergangenheit zu stellen, als sie versucht, Hans an seinem Lebensende wieder mit seiner großen Liebe zu verbinden.

Die Geschichte handelt von der Unfähigkeit der Menschen beim Aufkommen von Schwierigkeiten mit einander zu kommunizieren, von Missverständnissen und Geheimnissen, von Fehlern und Schuld, aber auch von der Aufarbeitung der Vergangenheit, von Freundschaft, Liebe und Versöhnung. Dabei ist der Roman trotz des dauerhaften Hamburger Schietwetters und der tragischen vergangenen Erlebnisse der Protagonisten nicht melancholisch oder gar deprimierend zu lesen, sondern voller Leichtigkeit und Humor geschrieben. Es ist ein warmherziger Roman, der die Generationen untereinander verbindet, selbst wenn die einzelnen Personen nicht verwandtschaftlich miteinander verwoben sind. Er zeigt, dass die Vergangenheit niemals ganz vergangen ist, dass sie ein Leben lang nachwirken kann und dass es Mut braucht, sich den eigenen Dämonen zu stellen, um die Chance für einen Neuanfang zu haben.

"Das Leben irgendwo dazwischen" ist ein Roman, in dem viel mehr steckt, als ich anhand des Klappentextes erwartet hatte. Er ist lebendig unter unterhaltsam geschrieben, steckt voller liebenswerter Charaktere, berührt durch ihre Schicksale und sorgt durch die Zusammensetzung der einzelnen Puzzleteile bei der Aufklärung der sie trennenden Ereignisse für Spannung. Bei aller Beschäftigung mit der älteren Generation kam mir Didos eigene Geschichte und die Beziehung zu Lukas allerdings ein wenig zu kurz.

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