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Veröffentlicht am 07.02.2022

Nichts für schwache Nerven

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Was tun, wenn eines Tages ein fremder Mann vor deiner Tür steht und behauptet, eure Kinder wären bei der Geburt vertauscht worden? Bleiben die Kinder bei ihren gewohnten Familien oder leben sie ab sofort ...

Was tun, wenn eines Tages ein fremder Mann vor deiner Tür steht und behauptet, eure Kinder wären bei der Geburt vertauscht worden? Bleiben die Kinder bei ihren gewohnten Familien oder leben sie ab sofort bei ihren biologischen Eltern? Ist es überhaupt möglich, eine Lösung zu finden, ohne den Kindern und ihren Eltern weh zu tun? Wie wird man sich einig? Vor diesen Fragen stehen Familie Lambert und die Rileys. Scheint es erst noch so, als könnte man eine friedliche Einigung im Sinne aller erreichen, wird doch bald deutlich, dass die einzelnen Beteiligten ihre eigenen Ziele verfolgen.
J.P. Delaneys neuester Thriller ist wieder einmal sehr klug aufgebaut, fordert den Kopf und auch starke Nerven. Besonders einer der vier Protagonisten „Miles“ spielt ein perfides psychologisches Spiel. Er ist charmant, hat einen einnehmenden Charakter und schafft es mit der nötigen Menge Geld, die Menschen auf seine Seite zu ziehen. Aber auch die anderen Beteiligten, versuchen ihren Willen durchzusetzen. So gibt es bald nicht nur zwischen den beiden Familien, sondern auch den Ehepartnern untereinander Spannungen.
Dieser Thriller ist leise und unblutig, aber dafür psychologisch umso beklemmender. Spannend, von der ersten bis zur letzten Seite!

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Veröffentlicht am 07.02.2022

von der Angst zu verlieren

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Terence Cave hat seine Berufung gefunden. Er ist Antiquitätenhändler, besitzt ein schönes Geschäft und eine Familie, die er liebt. Er war ist glücklicher Mann, doch das Schicksal meint es nicht gut mit ...

Terence Cave hat seine Berufung gefunden. Er ist Antiquitätenhändler, besitzt ein schönes Geschäft und eine Familie, die er liebt. Er war ist glücklicher Mann, doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihm. Nach dem Selbstmord seiner Mutter, dem Mord an seiner Frau und dem tödlichen Unfall seines Sohnes Rauben, bleibt Terence nur noch seine 15-jährige Tochter Bryony. Sie zu verlieren ist Terence größte Angst und so versucht er alles, um Bryony vor der Welt zu schützen. Dabei gerät er in eine Abwärtsspirale und verliert jede gesunde Relation zur Gefahr.
Matt Haigs handeln oft von Angststörungen und Depressionen. Seine Geschichten zeichnen sich durch einen sehr bildlichen und atmosphärischen Schreibstil aus. So schafft er es immer wieder mich mit seinen Worten zu berühren. Die Geschichte des fürsorglichen Mr. Cave dagegen empfand ich als beunruhigend, fast schon verstörend. Mr. Cave handelt aus seiner Sicht völlig rational und erklärt sein Verhalten in einem Brief an seine Tochter und natürlich kann man auf diese Art Mr. Caves toxische Gedankengänge auch ein bisschen nachvollziehen, auch wenn sie sich gleichzeitig völlig falsch anfühlen. Während des Lesens habe ich eine Mischung aus Mitgefühl und Abscheu für Mr. Cave empfunden. Das Buch ist aufgrund Mr Caves Gedankensprünge, seines wachsenden Wahnsinns und letztendlich der düsteren Thematik nicht ganz einfach zu lesen. Und doch ist Matt Haig die Umsetzung wieder einmal gelungen.

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Veröffentlicht am 25.06.2021

ungewöhnlicher Roman

Die nicht sterben
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Als eine junge Malerin von ihrem Studium in Paris in das kleine Dorf B. in Rumänien zurückkehrt, hat sie sich zwar verändert, doch die Erinnerungen ihrer Kindheit und die engstirnigen Bewohner des Dorfes ...

Als eine junge Malerin von ihrem Studium in Paris in das kleine Dorf B. in Rumänien zurückkehrt, hat sie sich zwar verändert, doch die Erinnerungen ihrer Kindheit und die engstirnigen Bewohner des Dorfes und ihre Ansichten, sind immer noch dieselben geblieben. Bewegung kommt erst in das Dorf, als auf dem Grab Draculas eine grausam zugerichtete Leiche gefunden wird. Promt will der Bürgermeister die Situation nutzen, Touristen anlocken und einen Dracula-Freizeitpark eröffnen. Die Erzählerin selbst ist mit Fürst Vlad dem Pfähler verwandt und gerät immer mehr in die Fänge der Nacht.
Dieses Buch ist nur schwere zu beschreiben. Fehlte mir zunächst noch der jüngste geschichtliche Hintergrund Rumäniens, um die Ereignisse und Anspielungen zuordnen zu können, so wurde ich im nächsten Moment von einer detailreichen Schilderung aus Vlads Jugend und seinem Werdegang überrascht. Ich musste das Buch mehrmals zur Seite legen, Pause machen, ihm wieder eine Chance geben, bis es mich wirklich packen konnte. Es braucht eine ruhige Umgebung und etwas Konzentration, um den Gedankengängen der Erzählerin, ihrer Verwandlung und den plötzlich mystischen Elementen folgen zu können. Aber der wunderbare Schreibstil der Autorin und die Bilder, die sie über die Geschichte hinweg geschaffen hat, haben mich letztendlich überzeugt.

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Veröffentlicht am 22.06.2021

konnte mich nicht komplett überzeugen

Der Abstinent
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1867 rebellieren die Fenians in Manchester gegen die Polizei. Detektiv James O’Connor wird in die Stadt gerufen, um die irischen Freiheitskämpfer zu entlarven. Ihm selbst fehlt jedoch als Ire das Ansehen ...

1867 rebellieren die Fenians in Manchester gegen die Polizei. Detektiv James O’Connor wird in die Stadt gerufen, um die irischen Freiheitskämpfer zu entlarven. Ihm selbst fehlt jedoch als Ire das Ansehen seiner englischen Kollegen, die ihm immer wieder Steine in den Weg legen. Als drei der Fenians öffentlich hingerichtet werden, droht die Stimmung endgültig zu kippen und ihr Anführer Doyle, ein ehemaliger Soldat, schwört Rache.

Ian McGuire schafft ein sehr düsteres Bild der Industriestadt Manchester. Der Roman trieft vor Elend, Gewalt und Alkohol und auf jeder Seite kann man den englisch-irischen Konflikt spüren. Nicht nur in der Stadt, auch unter den Kollegen des Polizeireviers kommt es zu Ausgrenzungen und Anfeindungen. Und so lebt der Roman von gebrochenen und schwermütigen Figuren, denen man nicht viel Sympathie entgegenbringen kann.
Mir ist der Einstieg in dieses Buch sehr schwergefallen. Ich wurde direkt ohne weitere Erklärungen in die Handlung geworfen, die jedoch meist durch knappe Dialoge vorangetrieben wird. So fehlte mir Anfangs schlicht das historische Hintergrundwissen, um die Situationen einordnen zu können. Einmal an den düsteren, prägnanten Schreibstil gewöhnt, hat mir das Buch zunehmend besser gefallen und konnte mich letztendlich doch noch fesseln.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Wieder ein toller historischer Schmöker

Es war einmal in Italien
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Ende des 19. Jahrhunderts steht Italien kurz vor einer Revolution. Pietro, seine Adoptivmutter Nella und das Zirkusmädchen Marta stehen nicht immer auf derselben Seite. Doch alle kämpfen sie dafür ihre ...

Ende des 19. Jahrhunderts steht Italien kurz vor einer Revolution. Pietro, seine Adoptivmutter Nella und das Zirkusmädchen Marta stehen nicht immer auf derselben Seite. Doch alle kämpfen sie dafür ihre Identität auf die eine oder andere Weise zu finden.

Luca di Fulvios Geschichten sind immer wieder etwas ganz Besonderes. Er entführt den Leser in seine Welt und stürzt ihn ins Gefühlschaos. Recht und Unrecht sind nicht immer leicht zu unterscheiden und auch der düsterste Bösewicht hat eine weiche Seite. Die Atmosphäre in diesem Buch hat mir super gut gefallen. Eine der Protagonisten erwähnt „les Miserablés“ von Victor Hugo und tatsächlich sind in der Geschichte einige Parallelen zu finden und immer wieder lief die Musik dazu während des Lesens in meinem Kopf ab.

Dieser historische Roman ist wirklich fesselnd. Eine klare Leseempfehlung!

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