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Veröffentlicht am 21.03.2018

dramatische Szenen auf dem Mond

Artemis
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Die 26 jährige Jazz ist in Artemis, der Kuppelstadt auf dem Mond, aufgewachsen. Dank der geringen Schwerkraft und einseitiger Ernährung ist Jazz zwar nicht gerade hoch gewachsen, dafür aber wahrlich nicht ...

Die 26 jährige Jazz ist in Artemis, der Kuppelstadt auf dem Mond, aufgewachsen. Dank der geringen Schwerkraft und einseitiger Ernährung ist Jazz zwar nicht gerade hoch gewachsen, dafür aber wahrlich nicht auf den Kopf gefallen. Die hochintelligente, waagemutige junge Frau versucht sich einen besseren Stand in der Mondgesellschaft zu erarbeiten - denn wer kein Geld hat, bzw. sehr sehr viel davon, hat auf dem Mond keine Chance auf ein wirklich angenehmes Wohnen. Jazz Methoden? - mehr als fragwürdig. Sie hält sich mit Schmuggel über Wasser, bis sie eines Tages ein so aberwitzig hohes Jobangebot bekommt, dass sie einfach nicht ablehnen kann. Doch damit bringt sie ganz Artemis in Gefahr.
Leider kenne ich Andy Weirs ersten Roman – der Marsianer - noch nicht, aber nach dem Film hatte ich bei Artemis eigentlich einen eher ruhigen Sci-Fi Roman erwartet - falsch gedacht.
Jazz führt den Leser in der Ich-Perspektive durch ihre Geschichte. Die kleine Frau ist wirklich nicht auf den Mund gefallen und hat immer eine flapsige Antwort parat. So werden auch eigentlich dramatische Szenen oft durch humorvolle Dialoge aufgelockert. Trotz ihrer zweifelhaften Moralvorstellungen muss man Jazz sympathisch finden. Frech, etwas burschikos und ihrer Mondkuppel gegenüber absolut loyal. Auch die anderen Charaktere sind toll ausgearbeitet und überraschen immer wieder.
Die Geschichte schreitet schnell voran. Kaum ein Moment vergeht, der nicht spannungsgeladen ist und immer wieder lässt der Autor interessante wissenschaftliche Details einfließen, sodass das Szenario schon fast real - oder zumindest logisch wirkt. Der Schreibstil ist schön leicht, spritzig und direkt. Das Buch macht von der ersten bis zur letzten Seite Spaß. Für euch eine klare Leseempfehlung – für mich dann wohl doch noch der Griff zum Marsianer.

Veröffentlicht am 23.02.2018

sehr berührend

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
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Als Finn, der Onkel der 15-Jährigen June an Aids stirbt, bricht für das junge Mädchen eine Welt zusammen. Finn war ihr bester Freund, vielleicht war sie sogar ein bisschen in ihn verliebt. Von ihrer Schwester ...

Als Finn, der Onkel der 15-Jährigen June an Aids stirbt, bricht für das junge Mädchen eine Welt zusammen. Finn war ihr bester Freund, vielleicht war sie sogar ein bisschen in ihn verliebt. Von ihrer Schwester Greta kann June im Moment keine Hilfe erwarten. Waren sie noch vor kurzer Zeit ein Herz und eine Seele - zieht sich Greta jetzt immer mehr zurück, lässt ihre Schwester im Stich oder stellt sich sogar gegen sie.

Finn war ein großer Künstler. In seinen letzten Monaten malte er ein Portrait von den beiden Schwestern. Ein Bild, dass für einigen Aufruhr sorgt. Und dann ist da auch noch Toby, Finns heimlicher Freund der nun Kontakt zu June sucht. Das Mädchen ist hin und hergerissen zwischen Eifersucht auf Finns Partner und dem Wunsch verstanden und geliebt zu werden…

Was für ein wunderschöner und bewegender Roman über Liebe, Freundschaft und Trauer. Junes Geschichte hat mir wirklich sehr berührt und nachdenklich zurückgelassen. Der Einstieg fiel mir zwar etwas schwer, da es recht lange dauerte bis die Handlung in Fahrt kam, aber dann hat mich June nicht mehr losgelassen.

Das Buch spielt in den 80 iger Jahren. Eine Zeit in der Aids noch eine recht unverstandene Krankheit war und den Betroffenen mit Vorurteilen begegnet wurde. Das macht es June noch schwerer den Tod ihres Onkels zu verarbeiten. Und als sich der verheimlichte Freund Toby bei ihr meldet hat ihre Beziehung einen wahnsinnig schweren Start. Zum einen ist June tierisch eifersüchtig, zum anderen hält ihre Familie Toby für Finns eigentlichen Mörder. Er muss ihn wissentlich mit der Krankheit angesteckt haben.

Es ist wirklich schön zu lesen, wie sich die Freundschaft zwischen Toby und June entwickelt. Die Charaktere sind toll gezeichnet, facettenreich und lebensnah. Man fühlt gerne mit ihnen. Auch Junes Schwester Greta spielt eine große Rolle. Ihre Beweggründe bleiben lange unersichtlich und obwohl sie sich furchtbar verhält muss man doch irgendwie Mitleid und Angst um sie haben. Trotz der schwesterlichen Rivalitäten kümmert sich die sonst so kindliche und verträumte June sehr bewusst und verantwortungsvoll um Greta.

Carol Rifka Brunt hat eine sehr ruhige und leichte Erzählweise, schafft wunderbare Bilder, Sätze die man sich gerne anstreichen möchte und so traurig das Thema auch sein mag, strahlt der Roman eine ganz besondere Wärme aus. Toll fand ich auch die Hinweise zu Kunst und Musik. Ich habe während des Lesens mal das erwähnte Mozart Requiem gehört und es hat sich unheimlich passend in die Geschichte eingebunden. Eine weitere schöne Idee wie der Buchtitel sich mit der Geschichte verbindet. Verraten will ich es nicht, - deshalb einfach selbst lesen ?

Veröffentlicht am 24.03.2017

wunderbarer Roman, sehr bewegend

Ein fauler Gott
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Ben ist geschockt, sein kleiner Bruder Jonas, mit dem er noch kurz zuvor schwimmen war ist nun tot. Der faule Gott hat ihn zu sich geholt. Ben ist 11. Er versucht irgendwie zu verstehen und über den Tod ...

Ben ist geschockt, sein kleiner Bruder Jonas, mit dem er noch kurz zuvor schwimmen war ist nun tot. Der faule Gott hat ihn zu sich geholt. Ben ist 11. Er versucht irgendwie zu verstehen und über den Tod seines Bruders hinwegzukommen. Neue Freunde helfen ihm dabei. Seine Mutter Ruth kann es nicht, der Vater ist lange fort. Ruth versinkt täglich mehr in Verzweiflung und Lethargie. Sie sieht keinen Ausweg mehr.

Dieser Roman hat mich von der ersten Seite an gebannt und sehr berührt. Man erlebt die Trauer und wie sie verarbeitet wird auf zwei ganz unterschiedliche Arten. Mutter und Sohn erzählen aus ihrer Sich. Beide konnte ich gut nachvollziehen und mich in deren jeweilige Situation hineinversetzten. Es waren die kleinen Dinge, die mich furchtbar traurig gemacht haben. Bens Gedankengänge sind zugleich kindlich naiv und doch sehr erwachsen. Er schafft wahnsinnig schöne Bilder über Seelen und Gott, in denen er versucht sich den Tod zu erklären. Immer wieder wird die Handlung aufgelockert durch die unweigerlich komischen und humorvollen Situationen, die durch die Denkweise des kleinen Jungen entstehen. Ich bin sehr froh dieses Buch entdeckt zu haben. Ein wahrer Schatz im Bücherregal!

Veröffentlicht am 22.03.2017

so eine Beziehung wünscht man sich

Unsere Seelen bei Nacht
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Eines Tages steht die 70 Jährige Addie bei dem alten Louis mit einem recht heiklen (zumindest was die Ansicht der anderen Dorfbewohner angeht) Ansinnen vor der Tür. Beide sind sie verwitwet, beide seit ...

Eines Tages steht die 70 Jährige Addie bei dem alten Louis mit einem recht heiklen (zumindest was die Ansicht der anderen Dorfbewohner angeht) Ansinnen vor der Tür. Beide sind sie verwitwet, beide seit vielen Jahren einsam und beide können sie nachts deshalb nicht schlafen. Warum also nicht einfach gemeinsam ein Bett teilen, sich besser kennen lernen und einfach reden bis die Augen zufallen? Die zwei wagen das Experiment und erfahren ganz neu was Nähe bedeutet. Noch eine dritte Person durchbricht die Einsamkeit. Addies Enkel Jamie wird von seinen Eltern dank Trennungsstreit kurzerhand zu seiner Großmutter ausquartiert und lernt dort wieder zu vertrauen.

Dieser kurze Roman hat mich sehr berührt. Es ist eigentlich ein ganz einfacher Gedanke der sich zu etwas viel Größerem entwickelt. Die Charaktere leben auf und entwickeln sich weiter. Man erfährt einiges aus ihren früheren Beziehungen und den Familien. Und obwohl der Roman sehr ruhig erzählt wird und oftmals von den kleinen Dingen berichtet, ist man doch gefesselt. Trotz des ungewöhnlichen Schreibstiles und der fehlenden Anführungszeichen in den Dialogen, konnte ich nach ein paar Seiten gut in die Geschichte hineinfinden und den Gesprächen folgen. Sie wirkten so noch unmittelbarer auf mich.
Einfach wunderschön und wirklich lesenswert.

Veröffentlicht am 06.11.2023

Thriller mit mystischen Gruselaspekten

SCHNEE
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Eine Schneewanderung im isländischen Hochland – und keiner kehrt zurück. Eine Woche ihrem Aufbruch werden die Leichen der wanderlustigen Freunde gefunden. Nackt, mit angstverzerrten Gesichtern, doch augenscheinlich ...

Eine Schneewanderung im isländischen Hochland – und keiner kehrt zurück. Eine Woche ihrem Aufbruch werden die Leichen der wanderlustigen Freunde gefunden. Nackt, mit angstverzerrten Gesichtern, doch augenscheinlich unverletzt. Wer ist für ihren Tod verantwortlich und was hat ihnen solche Angst eingejagt?
In Rückblenden erfahren wir was die Freundesgruppe auf ihrer Wanderung durchleben musste. Rettungsassistentin Johanna ist eine Woche später bei der Suche nach den vermissten Freunden im Rettungsteam und ihr kommen immer wieder unheimliche Geschichten der Dorfbewohner unter. Gleichzeitig lassen die einsamen Stunden in einer abgelegenen Radarstation Hjörvar während seiner Schichten an seinem Verstand zweifeln. Spukt es hier?
Wenn ihr noch einen Thriller für die kalten Tage sucht, seid ihr mit diesem Buch gut bedient. Man muss sich ein bisschen auf den Mystery-Faktor der Geschichte einlassen können, dann ist Gänsehaut und Gruselatmosphäre garantiert. Ehrlicherweise habe ich nach dem Klappentext auch nicht mit Übernatürlichem gerechnet, aber letztlich hat es sich super in das verschneite Island eingefügt.
Nur langsam werden die Zusammenhänge zwischen den Erzählsträngen deutlich und das Gesamtbild setzt sich Stück für Stück zusammen. Wenn man gut aufpasst, kann man schon den ein oder anderen versteckten Hinweis finden, aber mich hat das Ende dennoch überrascht.
Ich glaube, man muss das Unerklärliche und Mysteriöse mögen und sich bei diesem Buch auch im Klaren sein, dass man nicht einen typischen Thriller vor sich hat, dann kann das Buch zu einem Winterhighlight werden!

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