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Veröffentlicht am 24.05.2023

macht wütend und rüttelt auf

Komplizin
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Die Welt der Reichen und Schönen im Filmgeschäft geballt in der Hochburg Hollywood – das ist eine Welt, die „Otto-Normalverbraucher“ lieber meiden sollte. Diese Erfahrung macht auch Sarah. Sie ist eine ...

Die Welt der Reichen und Schönen im Filmgeschäft geballt in der Hochburg Hollywood – das ist eine Welt, die „Otto-Normalverbraucher“ lieber meiden sollte. Diese Erfahrung macht auch Sarah. Sie ist eine kluge, fleißige und ehrliche junge Frau, die vom Flair des Filmemachens magisch angezogen wird. Sie arbeitet hart und lernt alle Arbeiten, die erledigt werden müssen, bevor überhaupt daran gedacht werden kann, einen Film zu drehen. Ihre Chefin erscheint zunächst loyal. Doch im Verlauf der Handlung verliert diese Frau die Übersicht. Sarah muss alle ihre Aufgaben übernehmen. Sie glaubt dadurch Macht zu haben, muss jedoch erkennen, wie sehr sie der maskulinen Übermacht von Regisseuren, Drehbuchautoren und Geldgebern schutzlos ausgeliefert ist. Sie wird unterdrückt, ausgenutzt, hoffnungslos mit Arbeit überschüttet und demzufolge menschlich überfordert. Sarah bemerkt zwar, dass der Produzent (spricht Geldgeber mit keinerlei Ahnung vom Fach) einen herabwürdigenden Umgang mit Frauen in seinem Umkreis pflegt, hat jedoch nicht die Kraft, sich ihm entgegenzustellen. Sie hat auch nicht den Mut, die jungen Frauen und Mädchen vor ihm zu warnen. Sie selbst wird von ihm belästigt, kann aber im letzten Moment entfliehen. Sarah steigt aus dem Filmgeschäft aus. Nach mehr als 10 Jahren, erzählt sie einem Reporter die Geschichte ihrer ca. 10 Jahre andauernden Erniedrigung im Filmgeschäft. Dieser Reporter ist ein ehrlicher Mann. Einfühlsam und offen entlockt er Sarah Erlebnisse, die sie versucht hat zu vergessen, mit denen sie aber nie ganz abschließen konnte. Mit jedem Gespräch wirkt Sarah stärker, mutiger, aufgeschlossener. Sie fühlt sich mitschuldig an den traumatischen Erlebnissen der jungen Frauen die insbesondere der Produzent zu verantworten hat. Er ist der typisch eklige reiche alternde Mann. Ich bin allerdings der Meinung, dass das Wort Komplizin für die geringe Mitverantwortung von Sarah zu hart ist. Ich bin froh, dass sich in modernerer Zeit, viele der belästigten Frauen in der Branche jetzt zu Wort gemeldet haben und melden. Sehr gut! Wir Frauen sind so viel wert, wie jeder Chef, Regisseur, Produzent, Millionär oder sonstige mächtige Mann. Es ist ausgezeichnet, wie Winnie M Li dieses Problem bearbeitet und zu Papier gebracht hat. Dieser Roman verdient es, ein Weltbestseller zu sein. Es hat mich aufgerüttelt und wütend gemacht. Gleichzeitig empfinde ich Stolz darüber, wie mutig eine Frau sein kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.05.2023

macht wütend und rüttelt auf

Komplizin
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Die Welt der Reichen und Schönen im Filmgeschäft geballt in der Hochburg Hollywood – das ist eine Welt, die „Otto-Normalverbraucher“ lieber meiden sollte. Diese Erfahrung macht auch Sarah. Sie ist eine ...

Die Welt der Reichen und Schönen im Filmgeschäft geballt in der Hochburg Hollywood – das ist eine Welt, die „Otto-Normalverbraucher“ lieber meiden sollte. Diese Erfahrung macht auch Sarah. Sie ist eine kluge, fleißige und ehrliche junge Frau, die vom Flair des Filmemachens magisch angezogen wird. Sie arbeitet hart und lernt alle Arbeiten, die erledigt werden müssen, bevor überhaupt daran gedacht werden kann, einen Film zu drehen. Ihre Chefin erscheint zunächst loyal. Doch im Verlauf der Handlung verliert diese Frau die Übersicht. Sarah muss alle ihre Aufgaben übernehmen. Sie glaubt dadurch Macht zu haben, muss jedoch erkennen, wie sehr sie der maskulinen Übermacht von Regisseuren, Drehbuchautoren und Geldgebern schutzlos ausgeliefert ist. Sie wird unterdrückt, ausgenutzt, hoffnungslos mit Arbeit überschüttet und demzufolge menschlich überfordert. Sarah bemerkt zwar, dass der Produzent (spricht Geldgeber mit keinerlei Ahnung vom Fach) einen herabwürdigenden Umgang mit Frauen in seinem Umkreis pflegt, hat jedoch nicht die Kraft, sich ihm entgegenzustellen. Sie hat auch nicht den Mut, die jungen Frauen und Mädchen vor ihm zu warnen. Sie selbst wird von ihm belästigt, kann aber im letzten Moment entfliehen. Sarah steigt aus dem Filmgeschäft aus. Nach mehr als 10 Jahren, erzählt sie einem Reporter die Geschichte ihrer ca. 10 Jahre andauernden Erniedrigung im Filmgeschäft. Dieser Reporter ist ein ehrlicher Mann. Einfühlsam und offen entlockt er Sarah Erlebnisse, die sie versucht hat zu vergessen, mit denen sie aber nie ganz abschließen konnte. Mit jedem Gespräch wirkt Sarah stärker, mutiger, aufgeschlossener. Sie fühlt sich mitschuldig an den traumatischen Erlebnissen der jungen Frauen die insbesondere der Produzent zu verantworten hat. Er ist der typisch eklige reiche alternde Mann. Ich bin allerdings der Meinung, dass das Wort Komplizin für die geringe Mitverantwortung von Sarah zu hart ist. Ich bin froh, dass sich in modernerer Zeit, viele der belästigten Frauen in der Branche jetzt zu Wort gemeldet haben und melden. Sehr gut! Wir Frauen sind so viel wert, wie jeder Chef, Regisseur, Produzent, Millionär oder sonstige mächtige Mann. Es ist ausgezeichnet, wie Winnie M Li dieses Problem bearbeitet und zu Papier gebracht hat. Dieser Roman verdient es, ein Weltbestseller zu sein. Es hat mich aufgerüttelt und wütend gemacht. Gleichzeitig empfinde ich Stolz darüber, wie mutig eine Frau sein kann.

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Veröffentlicht am 23.04.2023

was wir alles nicht wissen

Lebendige Nacht
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Ich lebe auf dem Land und habe deshalb zur Tierwelt meiner Umgebung ein anderes Verhältnis als, na ja sagen wir mal, ein Münchener Großstadtmensch. Trotzdem hat mich die Beschreibung manch nächtlich aktiver ...

Ich lebe auf dem Land und habe deshalb zur Tierwelt meiner Umgebung ein anderes Verhältnis als, na ja sagen wir mal, ein Münchener Großstadtmensch. Trotzdem hat mich die Beschreibung manch nächtlich aktiver Mitbewohner überrascht. Frau Kimmig hat sehr gut erkannt und begründet, warum wir als Tagaktive mit der Nacht so unsere Probleme haben. Wir sind eben Menschen. Es ist auf jeden Fall erschreckend, wie wenig wir von den Geschöpfen der Nacht wissen. Absolut erkennbar ist, dass Frau Kimmig ihre Tiere und die damit verbundenen Forschungen liebt. Sie beobachtet, lernt, versteht, setzt theoretisches Wissen ein und schafft es so, Verhaltensweisen ganz einfach und schlüssig zu erklären. Das finde ich großartig. Würden diese oft ganz kleinen Kapitel in unserem Schulunterricht z. B. als kurze Leselektüre eingebaut werden, kann ich mir vorstellen, dass die Kinder vieles besser verstehen würden und ein ganz anderes Verhältnis zur Natur bekommen könnten. Wer sich hier weiterbilden möchte, hat ein sehr schön gestaltetes Lehrmaterial vorliegen. Dieses Lernen macht auch noch Laune. Der Stil ist absolut in Ordnung. Das Cover fällt sofort ins Auge.

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  • Cover
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2023

Indisches Flair

Der Geheimnishüter von Jaipur
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Eine Kultur, die uns Europäern doch eher unbekannt ist, fesselt den Leser von Beginn an. Eine junge Frau, die aus ihrem Clan ausscheidet, nachdem ihr Mann tödlich verunglückt ist. Sie und ihre kleine Familie ...

Eine Kultur, die uns Europäern doch eher unbekannt ist, fesselt den Leser von Beginn an. Eine junge Frau, die aus ihrem Clan ausscheidet, nachdem ihr Mann tödlich verunglückt ist. Sie und ihre kleine Familie sind Mitglied einer Großfamilie, die sich als Nomaden in der Wildnis des Himalaja mit dem Hüten von Schafen ihren Lebensunterhalt verdient – wie viele andere Stämme in diesem Gebiet. Nomaden im Himalaja, kleine Dörfer an dessen Hängen, leben in ihren Überlieferungen und generationenalten Traditionen. Außerdem ist da eine andere moderne Welt und ein Prunk, von dem unsere Nimmi keine Vorstellung hat. Nimmi kämpft unter einfachsten Verhältnisse um das tägliche Überleben. In Jaipur wird ein riesiges Kino nach neuesten Erkenntnissen und mit unermesslichem Prunk gebaut. Doch die Erbauer dieses Gebäudes, ohnehin schon reiche Familien, bauen mit minderwertigen Materialien und es kommt bei der Eröffnung zu einer Katastrophe. Wie Nimmis Liebster hier bei der Auffindung des Schuldigen hilft, macht einen großen Teil der Handlung aus. Aber auch Maliks Entwicklung vom Straßenkind zum jungen klugen Mann mit Hilfe seiner Gönnerin Tante Boss ist gut dargestellt. Vor allem ist mir aufgefallen, wie Stimmungen und zwischenmenschliche Beziehungen geschildert werden. Dazu gehört viel Liebe und Können. Auch hat mich fasziniert, mit welcher Höflichkeit (ob nun ehrlich oder nicht) der Umgang zwischen Familien in dieser Kultur gehandhabt wird. Trotzdem sind Intrigen, Verkupplungen, der untergeordnete Stand der Frauen etwas Tagtägliches. Indien in seiner Vielfalt ist wirklich schwer zu verstehen und trotzdem faszinierend. Was mir nicht so gut gefallen hat, war die Schilderung der Handlung aus Sicht der verschiedenen Protagonisten. Ich hatte dabei das Gefühl, als würde der Roman zu sehr zerstückelt. Abschließend muss ich sagen, dieser Roman ist wirklich absolut empfehlenswert. Ich werde „Die Hennakünstlerin“ auf jeden Fall auch lesen. Das Cover vermittelt Indien mit Palast, Sari und historischer Vorstellung sehr gut – passt also bestens. Ob ich eines der angefügten Rezepte probiere? Das würde sicher spaßig werden. Diese Idee im Anhang war mal etwas Neues.

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Geschichte und Vergnügen - sehr gut

Das Gold der Küste
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Der Roman ist, mit wenigen Worten gesagt, erstklassig. Stilistisch ist das Werk wirklich gut ausgearbeitet. Inhaltlich kann der Leser direkt in die Verhältnisse der Nordseestadt Rungholt und das Leben ...

Der Roman ist, mit wenigen Worten gesagt, erstklassig. Stilistisch ist das Werk wirklich gut ausgearbeitet. Inhaltlich kann der Leser direkt in die Verhältnisse der Nordseestadt Rungholt und das Leben seine Bewohner eintauchen. Damit ist gemeint, die Charaktere sind sehr schön bearbeitet und bestens vorstellbar. Ausgenommen der Heiler und Schamane Eyk bleibt ein Mysterium. Um auf den Lehrgehalt des Romans einzugehen folgendes. Er ist eine gelungene Symbiose aus Phantasie und geschichtlicher Überlieferung. Die Menschen sind schon damals davon überzeugt, dass sie sich alles erlauben dürfen. Auch sie nutzen die Natur, ohne Rücksicht auf Verluste aus. Warnungen von klugen vorausschauenden Mitbürgern werden ignoriert. Erst als es zu spät ist, kommt das böse Erwachen. Missgunst, Neid, Größenwahn, Hinterlist aber auch Liebe, Treue, Loyalität und die Bereitschaft auch Opfer zu bringen bekämpfen sich über die ganze Handlung hinweg. Im letzten Drittel erreicht die Spannung ihren Höhepunkt. Der Überfall eines großen Heeres auf die Stadt Rungholt scheint das Ende der Stadt zu besiegeln. Durch Klugheit, Mut und Verhandlungsgeschick sowie einer Prise Dreistigkeit kann die junge Exbürgermeisterin Fenna das Schlimmste abwenden und Frieden erwirken. Das war menschliches Können. Es nutzt jedoch nichts gegen die Naturgewalten, die seit Jahren von den Küstenbewohnern unterschätzt wurden. Eine Sturmflut, die es tatsächlich 1362 gegeben hat, verschlingt die Stadt (auch das ist belegt) und die in der Umgebung liegenden kleineren Gehöfte und Dörfer. Das muss furchtbar gewesen sein. Ein Teil dieses Grauens kommt im Roman tatsächlich zum Tragen. Ich bin jedoch beruhigt aus der Handlung gegangen. Eine kleine Gruppe von Menschen hat überlebt. Im Roman bauen sie sich eine neue Heimat auf. Im Roman wird diese Husum genannt. Das Cover ist sehr schön, die Handlung ist sehr gut, der Stil ist bestens – also volle Punktzahl für „Das Gold der Küste“.

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  • Atmosphäre