Platzhalter für Profilbild

sissidack

Lesejury Star
offline

sissidack ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sissidack über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2024

Ein Stück Leben von August und Charlotte Schönborn

Für immer, dein August (Mühlbach-Saga 2)
0

Dieser Roman schildert ein echtes Stück Zeitgeschehen. Er beschreibt eine nicht nachahmenswerte Phase unserer deutschen Geschichte. Doch nicht nur das macht ihn lesenswert, sondern die Schilderung des ...

Dieser Roman schildert ein echtes Stück Zeitgeschehen. Er beschreibt eine nicht nachahmenswerte Phase unserer deutschen Geschichte. Doch nicht nur das macht ihn lesenswert, sondern die Schilderung des Lebens der Menschen während, zwischen und danach den beiden großen Kriegen in Europa. Das Leid der Menschen zwischen 1914 – 1918, die aufkommende Hoffnung nach dessen Ende, aufkeimende Lebensfreude, vor allem der jungen Generation, lassen sich gedanklich nachvollziehen. Dann kommt der erneute Absturz in die Phase der Naziherrschaft. Wieder Angst, Mutlosigkeit, Verzweiflung bestimmen den Tagesablauf der im Mittelpunkt stehenden jungen Familie August und Charlotte Schönborn. Ich finde besonders gut, dass sich die Autorin auf Schilderungen ihrer Großeltern und Eltern bezieht. Sie schreibt quasi Familiengeschichte. Ähnliches konnte ich aus Erzählungen meiner Urgroßmutter erfahren. Sie und ihr Sohn wurden 1946 aus ihrer Heimat (heute polnisches Gebiet) vertrieben und unter unsagbaren Zuständen in das östliche (restliche) Deutschland umgesiedelt. Das Schicksal des Vaters und der Schwester meines Großvaters sind bis heute ungeklärt. Das hat meine Urgroßmutter bis zu ihrem Tod nicht verkraftet. Ich hoffe, dass der Roman aufrüttelt und wir Deutschen darauf achten, in welche Richtung wir uns in Zukunft entwickeln wollen. Frau Leciejewski schreibt sehr gut. Sie bleibt meiner Meinung nach authentisch. Ich möchte ihr am Ende noch sagen: „Für immer eine Ihrer Leserinnen!“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2024

vom Kind zur Selbsterkenntnis

Krummes Holz
0

Nach Jahren der Abwesenheit kehrt der junge Mann Jirka auf seinen Heimathof zurück. Er kennt seine Heimat genau und trotzdem kommt ihm alles kleiner vor als in der Kindheit (eine Erfahrung, die ich auch ...

Nach Jahren der Abwesenheit kehrt der junge Mann Jirka auf seinen Heimathof zurück. Er kennt seine Heimat genau und trotzdem kommt ihm alles kleiner vor als in der Kindheit (eine Erfahrung, die ich auch schon gemacht habe). Viele seiner Bekannten aus Kindertagen sind noch da. Trotzdem scheint eine Art unsichtbare Wand zwischen ihm und den Menschen seiner Kindheit zu stehen. Seine Schwester Malene, die mit Leib und Seele Bäuerin ist, zeigt sich abweisend, ja sogar beleidigend. Die Großmutter, die ihr gesamtes Leben auf dem Hof verbracht hat, ist in fortgeschrittenem Maße dement. Außer einem alten Bekannten und Freund Leander ist Jirka praktisch isoliert. Er bleibt trotzdem. Nach und nach lockert sich die Eiseskälte. Jirka denkt an viele kleine und große Erlebnisse seiner Kindheit. Er versucht diese zu verarbeiten. Jirka erkennt, dass er seine Gefühle für Leander nicht länger unterdrücken kann. Mir hat besonders gut gefallen wie einfühlsam, behutsam und liebenswert dieser Wandel vom kindlichen entdecken-wollen bis hin zum Erkennen seiner Selbst durch Frau Linhof geschildert wird. Keine Vorurteile, keine harten Worte, keine negative Kritik sondern nur langsames Verständnis begleiten den Leser durch den Roman. Ähnlich verständnisvoll sind die Charktere von Malene und Leander sehr gut bearbeitet. Äußerlich eine harte Schale, Verbitterung, Einsamkeit aber auch Liebe und Verständnis bestimmen das Leben auf dem Hof. Am Ende bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass auch krummes Holz schön sein kann. Es kommt nur auf das Auge des Betrachters an! Wer dieses Buch lesen möchte, darf keine oberflächlicher Leser sein. Eindenken und Mitfühlen ist angesagt. Man muss sich tagen lassen von der gekonnten Anwendung der vielen Varianten, die unsere deutsche Sprache zu bieten hat. Das Cover gefällt mit nicht so gut.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2024

für mich ein perfekter Roman

Sturmmädchen
0

Von Anfang an ist klar, in welche Richtung die Handlung des Romans gehen wird. Sicher ist schon oft dieses Thema behandelt worden. Doch so mitreißend wie es Lilli Bernstein verstanden hat, habe ich selten ...

Von Anfang an ist klar, in welche Richtung die Handlung des Romans gehen wird. Sicher ist schon oft dieses Thema behandelt worden. Doch so mitreißend wie es Lilli Bernstein verstanden hat, habe ich selten etwas gelesen. Ich habe mitgefiebert bis zur letzten Zeile. Das Mädchen Margot, jüdischer Abstammung, lustig, lebensbejahend, reich, abgesichert – ihr scheint die ganze Welt offen zu stehen. Elli stammt aus ärmsten Verhältnissen. Sie ist eher schüchtern und schämt sich ihrer körperlichen Behinderung. Elli entwickelt sich in einer kaum zu glaubenden Weise. Sie wird stark! Stark sowohl körperlich als auch psychisch. Die Dritte im Bunde, Käthe, wächst in einer Familie der Eifel auf, die genau den Vorstellungen von Mitläufern in Zeiten des Faschismus entspricht. Ihr Vater und ihre Brüder sind skrupel- und rücksichtslos. Ob sie überhaupt verstehen, was sie da tun? Käthe schließt sich an. Ihr scheint aber die richtige Überzeugung zu fehlen. Die drei Freundinnen leben in einer furchtbaren Zeit! Hoffentlich bleibt uns so etwas erspart – ich denke hierbei an die Entwicklung in Bezug auf AfD u.ä. Das Ende der Handlung, was keineswegs das Ende der faschistischen Macht beinhaltet, hat mich mit zittern lassen. Erst ganz zum Schluss kann der Leser aufatmen. Fast hätte ich mitgeweint. Der Roman ist fabelhaft in Bezug auf Inhalt und Stil sowie emotionsgeladen. EINFACH NUR SUPERGUT. Die gesamte Ausführung – sprich Cover, Schriftgröße und Länge – sind stimmig und gefallen mir sehr gut!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.01.2024

imposanter Thriller

Oxen. Pilgrim
0

Gleich vorab möchte ich einschätzen, dieser Oxen ist, wie auch seine Vorgänger, keine leichte Lektüre. So ruhig der Roman mit der Wanderung Oxens mit seinem Sohn auch beginnt. Das täuscht! Nach vielen ...

Gleich vorab möchte ich einschätzen, dieser Oxen ist, wie auch seine Vorgänger, keine leichte Lektüre. So ruhig der Roman mit der Wanderung Oxens mit seinem Sohn auch beginnt. Das täuscht! Nach vielen Seiten Information über finanzielle Umtriebe, Betrug, spitzfindige und komplizierte Intrigen bis in höchste Kreise der Regierung, musste ich erst einmal sortieren und überdenken. Es ist einfach fürchterlich, wie diese Welt der Spionage und Betrügereien sowie finanzieller Transaktionen weltweit sowohl durch reiche Privatpersonen als auch Staaten läuft. Der normale Bürger ist einfach nicht fähig solches nachzuvollziehen. Gut, dass es dann doch Menschen gibt, die sich hier richtig festbeißen und nicht abschrecken lassen. Ob es in Wirklichkeit Aufklärung wie im Roman gibt, ich kann es mir kaum vorstellen. Mich hat auf jeden Fall die Lösung der umfangreichen Verbrechen beruhigt. Hierbei insbesondere die Klugheit eines ehemaligen führenden Leiters der dänischen Spionageabwehr – oder wie man diesen Bereich auch nennen mag. Das sind menschliche Abgründe, die hier aufgezeigt werden. Vertrauen ist für diese Kreise ein Fremdwort. In so einer Atmosphäre könnte ich nicht leben. Also OXEN-Pilgrim ist ein guter Spionage/Thriller-Roman. Das Cover beschreibt genau die Stimmung, die über einem Großteil des Lesestoffs schwebt – passt also. Stilistisch hat mich der Roman überzeugt. Sehr gut geschrieben bzw. übersetzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.12.2023

Viele Gefühle

A Rebel's Kiss
0

Liebe auf den ersten Blick – so kann man wohl das Treffen zwischen Kassy und Sam ganz einfach beschreiben. Die Beiden ziehen sich magisch an. Auf den ersten Seiten des Romans fasziniert diese Beziehung ...

Liebe auf den ersten Blick – so kann man wohl das Treffen zwischen Kassy und Sam ganz einfach beschreiben. Die Beiden ziehen sich magisch an. Auf den ersten Seiten des Romans fasziniert diese Beziehung noch. Als die Autorin jedoch zum X.-Mal schildert, wie die beiden empfinden, wenn sie nur in einem Raum sind, wird es langsam zu viel. Ich muss echt sagen, zur Mitte und zum Ende hin, habe ich diese Passagen einfach nur noch überflogen. Ich hatte gehofft, die Arbeit eines Stuntmans genauer und auch spektakulärer verfolgen zu können. Diesbezüglich wurde ich enttäuscht. Auch die im Filmgeschäft sehr erfolgreiche Kassy ist mir charakterlich ein Rätsel geblieben. In einer Zeit, in der sie Hilfe gebraucht hätte und von Sam sicher auch bekommen hätte, verschwindet sie einfach. Den Menschen, der sie von Herzen liebt, lässt sie einfach fallen. Da erscheint die Aufklärung, warum sie dies getan hat, eher unglaubwürdig. Der Schreibstil von Frau Marten gefällt mir gut. Das Cover passt genau zum Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl