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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2023

was wir alles nicht wissen

Lebendige Nacht
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Ich lebe auf dem Land und habe deshalb zur Tierwelt meiner Umgebung ein anderes Verhältnis als, na ja sagen wir mal, ein Münchener Großstadtmensch. Trotzdem hat mich die Beschreibung manch nächtlich aktiver ...

Ich lebe auf dem Land und habe deshalb zur Tierwelt meiner Umgebung ein anderes Verhältnis als, na ja sagen wir mal, ein Münchener Großstadtmensch. Trotzdem hat mich die Beschreibung manch nächtlich aktiver Mitbewohner überrascht. Frau Kimmig hat sehr gut erkannt und begründet, warum wir als Tagaktive mit der Nacht so unsere Probleme haben. Wir sind eben Menschen. Es ist auf jeden Fall erschreckend, wie wenig wir von den Geschöpfen der Nacht wissen. Absolut erkennbar ist, dass Frau Kimmig ihre Tiere und die damit verbundenen Forschungen liebt. Sie beobachtet, lernt, versteht, setzt theoretisches Wissen ein und schafft es so, Verhaltensweisen ganz einfach und schlüssig zu erklären. Das finde ich großartig. Würden diese oft ganz kleinen Kapitel in unserem Schulunterricht z. B. als kurze Leselektüre eingebaut werden, kann ich mir vorstellen, dass die Kinder vieles besser verstehen würden und ein ganz anderes Verhältnis zur Natur bekommen könnten. Wer sich hier weiterbilden möchte, hat ein sehr schön gestaltetes Lehrmaterial vorliegen. Dieses Lernen macht auch noch Laune. Der Stil ist absolut in Ordnung. Das Cover fällt sofort ins Auge.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.04.2023

Indisches Flair

Der Geheimnishüter von Jaipur
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Eine Kultur, die uns Europäern doch eher unbekannt ist, fesselt den Leser von Beginn an. Eine junge Frau, die aus ihrem Clan ausscheidet, nachdem ihr Mann tödlich verunglückt ist. Sie und ihre kleine Familie ...

Eine Kultur, die uns Europäern doch eher unbekannt ist, fesselt den Leser von Beginn an. Eine junge Frau, die aus ihrem Clan ausscheidet, nachdem ihr Mann tödlich verunglückt ist. Sie und ihre kleine Familie sind Mitglied einer Großfamilie, die sich als Nomaden in der Wildnis des Himalaja mit dem Hüten von Schafen ihren Lebensunterhalt verdient – wie viele andere Stämme in diesem Gebiet. Nomaden im Himalaja, kleine Dörfer an dessen Hängen, leben in ihren Überlieferungen und generationenalten Traditionen. Außerdem ist da eine andere moderne Welt und ein Prunk, von dem unsere Nimmi keine Vorstellung hat. Nimmi kämpft unter einfachsten Verhältnisse um das tägliche Überleben. In Jaipur wird ein riesiges Kino nach neuesten Erkenntnissen und mit unermesslichem Prunk gebaut. Doch die Erbauer dieses Gebäudes, ohnehin schon reiche Familien, bauen mit minderwertigen Materialien und es kommt bei der Eröffnung zu einer Katastrophe. Wie Nimmis Liebster hier bei der Auffindung des Schuldigen hilft, macht einen großen Teil der Handlung aus. Aber auch Maliks Entwicklung vom Straßenkind zum jungen klugen Mann mit Hilfe seiner Gönnerin Tante Boss ist gut dargestellt. Vor allem ist mir aufgefallen, wie Stimmungen und zwischenmenschliche Beziehungen geschildert werden. Dazu gehört viel Liebe und Können. Auch hat mich fasziniert, mit welcher Höflichkeit (ob nun ehrlich oder nicht) der Umgang zwischen Familien in dieser Kultur gehandhabt wird. Trotzdem sind Intrigen, Verkupplungen, der untergeordnete Stand der Frauen etwas Tagtägliches. Indien in seiner Vielfalt ist wirklich schwer zu verstehen und trotzdem faszinierend. Was mir nicht so gut gefallen hat, war die Schilderung der Handlung aus Sicht der verschiedenen Protagonisten. Ich hatte dabei das Gefühl, als würde der Roman zu sehr zerstückelt. Abschließend muss ich sagen, dieser Roman ist wirklich absolut empfehlenswert. Ich werde „Die Hennakünstlerin“ auf jeden Fall auch lesen. Das Cover vermittelt Indien mit Palast, Sari und historischer Vorstellung sehr gut – passt also bestens. Ob ich eines der angefügten Rezepte probiere? Das würde sicher spaßig werden. Diese Idee im Anhang war mal etwas Neues.

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Geschichte und Vergnügen - sehr gut

Das Gold der Küste
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Der Roman ist, mit wenigen Worten gesagt, erstklassig. Stilistisch ist das Werk wirklich gut ausgearbeitet. Inhaltlich kann der Leser direkt in die Verhältnisse der Nordseestadt Rungholt und das Leben ...

Der Roman ist, mit wenigen Worten gesagt, erstklassig. Stilistisch ist das Werk wirklich gut ausgearbeitet. Inhaltlich kann der Leser direkt in die Verhältnisse der Nordseestadt Rungholt und das Leben seine Bewohner eintauchen. Damit ist gemeint, die Charaktere sind sehr schön bearbeitet und bestens vorstellbar. Ausgenommen der Heiler und Schamane Eyk bleibt ein Mysterium. Um auf den Lehrgehalt des Romans einzugehen folgendes. Er ist eine gelungene Symbiose aus Phantasie und geschichtlicher Überlieferung. Die Menschen sind schon damals davon überzeugt, dass sie sich alles erlauben dürfen. Auch sie nutzen die Natur, ohne Rücksicht auf Verluste aus. Warnungen von klugen vorausschauenden Mitbürgern werden ignoriert. Erst als es zu spät ist, kommt das böse Erwachen. Missgunst, Neid, Größenwahn, Hinterlist aber auch Liebe, Treue, Loyalität und die Bereitschaft auch Opfer zu bringen bekämpfen sich über die ganze Handlung hinweg. Im letzten Drittel erreicht die Spannung ihren Höhepunkt. Der Überfall eines großen Heeres auf die Stadt Rungholt scheint das Ende der Stadt zu besiegeln. Durch Klugheit, Mut und Verhandlungsgeschick sowie einer Prise Dreistigkeit kann die junge Exbürgermeisterin Fenna das Schlimmste abwenden und Frieden erwirken. Das war menschliches Können. Es nutzt jedoch nichts gegen die Naturgewalten, die seit Jahren von den Küstenbewohnern unterschätzt wurden. Eine Sturmflut, die es tatsächlich 1362 gegeben hat, verschlingt die Stadt (auch das ist belegt) und die in der Umgebung liegenden kleineren Gehöfte und Dörfer. Das muss furchtbar gewesen sein. Ein Teil dieses Grauens kommt im Roman tatsächlich zum Tragen. Ich bin jedoch beruhigt aus der Handlung gegangen. Eine kleine Gruppe von Menschen hat überlebt. Im Roman bauen sie sich eine neue Heimat auf. Im Roman wird diese Husum genannt. Das Cover ist sehr schön, die Handlung ist sehr gut, der Stil ist bestens – also volle Punktzahl für „Das Gold der Küste“.

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Veröffentlicht am 28.02.2023

einfach gut

Uns bleibt immer New York
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In dem Werk von Mark Müller fließen tiefe Liebe, Geheimnisse aus der Vergangenheit, Stalking, tiefe und feste Freundschaft aber auch Gewalt und das Wissen um eine tödliche Krankheit in einer absolut gekonnten ...

In dem Werk von Mark Müller fließen tiefe Liebe, Geheimnisse aus der Vergangenheit, Stalking, tiefe und feste Freundschaft aber auch Gewalt und das Wissen um eine tödliche Krankheit in einer absolut gekonnten Symbiose zusammen. Neben der Handlung wird immer wieder die große Liebe des Autors zu New York deutlich. Lichtermeer, wahnsinnig Panoramen, das Leben und die Dynamik auf den Straßen zeigen dies. Aber auch Beschreibungen von Wegstrecken, versteckte Lokale mit kulinarischen Köstlichkeiten usw. usw. beweisen seine Kenntnis in diesem Milieu. Das Verständnis und der Einblick für und in die Welt der Malerei zeigt der Autor ebenfalls. (Leider bin ich auf diesem Gebiet ein totaler Laie.) Die Liebesgeschichte, die hier erzählt wird, fesselt den Leser zweifellos. Lorraine und Leo – diese beiden Menschen lieben sich bis zur Aufgabe. Viele mysteriöse Ereignisse stehen ihrem gemeinsamen Leben im Weg. Doch alles kann irgendwie be- und verarbeitet werden. Bis dann die Nachricht von der unheilbaren Krankheit, die Leo in ihren Fängen hält, ins Spiel kommt. Leo erliegt dieser. Doch ein Stückchen dieser großen Liebe macht das Leben auch nach seinem Tod lebenswert. Lorrain und Leo haben einen gemeinsamen Sohn. Er wird seinen Vater nie kennenlernen und trägt doch sein Vermächtnis weiter. Ich finde diesen Roman einfach sehr schön. Ich empfehle allerdings, ihn nicht vor dem Schlafengehen in die Hand zu nehmen. Ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen und die Nacht war viel zu kurz! Das Cover spiegelt viele der Gefühle wider, die den Leser während der Geschichte auch bewegen.

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Veröffentlicht am 04.02.2023

Ein Leben ist zerstört

Macht
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Der erste Eindruck, dass es sich um eine Horrorgeschichte handelt, hat nicht zugetroffen. Jedenfalls nicht im langläufigen Sinn. Für unsere Protagonistin hat sich der Horror schon vor langer Zeit vollzogen. ...

Der erste Eindruck, dass es sich um eine Horrorgeschichte handelt, hat nicht zugetroffen. Jedenfalls nicht im langläufigen Sinn. Für unsere Protagonistin hat sich der Horror schon vor langer Zeit vollzogen. Sie wurde vergewaltigt. Obwohl nie genau auf dieses Ereignis eingegangen wird, bleibt für den Leser das Gefühl, ein solches Erlebnis kann nie ganz verarbeitet werden. Gleichgültig ob psychologische Betreuung erfolgt oder nicht. Unser Opfer ist Mitte dreißig, Altenpflegerin, scheinbar recht hübsch, sehr auf ihr Erscheinungsbild bedacht und Mutter zweier Kinder. Ihr Mann erfährt erst im Laufe der Handlung von dem schrecklichen Erlebnis, das Liv in ihrer Jugend hatte. Sie versucht ständig, das Erlebte zu verdrängen. Analysiert den Ablauf jedoch immerzu von verschiedenen Seiten. Kämpft mit sich, ob sie ihrem Vergewaltiger offen gegenübertreten soll, um ihn zu brüskieren, verwirft diese Möglichkeit immer wieder. Die Erniedrigung, in dieser Nacht jede Macht über sich verloren und die Gestaltung ihres weiteren Lebens verloren zu haben, macht Liv angreifbar. Sie gibt sich selbst die Schuld, gibt dem Mann die Schuld und kann sich so nicht befreien. Ständig wird sie durch irgendwelche Banalitäten im Alltag an dieses Erlebnis erinnert. Sie kämpft. Am Ende unternimmt sie mit einer Freundin eine Reise nach Italien. Dort scheint sie für kurze Zeit zu entspannen. Ob diese Zeit reicht? Der Roman ist definitiv keine leichte Literatur. Der Leser muss sich einfühlen, kann nur so die Tragweite des Erlebnisses einer Vergewaltigung nachvollziehen. Wie viele Leben von Frauen auf diese Weise wohl vergiftet sind. Ich wage gar nicht darüber nachzudenken. Das Buch kommt als kleines Werk mit nur 173 Seiten daher. Das Cover in unaufdringlicher Farbe mit dem Titel „MACHT“ und Scherben eines Lebens (was erst nach Ende des Lesens klar wird) ist absolut treffend. Der Stil ist teilweise etwas verwirrend und kompliziert. Die Seiten am Anfang und Ende der Handlung mit der jungen Frau, der Schusswaffe und dem chaotischen Umfeld, zeigen genau den seelischen Zustand von Liv. Ganz tolle Darstellung!

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