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Veröffentlicht am 15.05.2023

Das Leben bei den Massai

Esepata
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"Du lebst bei den Massai. Entweder du passt dich an oder du gehst. Dazwischen gibt es nichts."

Ich bin Stephanie Fuchs schon länger auf Instagram gefolgt und habe ihre Geschichte dort mit Interesse verfolgt. ...

"Du lebst bei den Massai. Entweder du passt dich an oder du gehst. Dazwischen gibt es nichts."

Ich bin Stephanie Fuchs schon länger auf Instagram gefolgt und habe ihre Geschichte dort mit Interesse verfolgt. Die Deutsche Staatsbürgerin geht nach der Schule zum Biologie Studium nach England, von dort folgt ein Aufenthalt in Simbabwe bei einem Umweltschutzprojekt, ihre Neugier auf Afrika wird geweckt. Nach dem Studium geht sie nach Ifakara in Tanzania, um dort als Freiwillige zu arbeiten. Aus drei Monaten werden sechs, während denen Stephanie Swahili lernt. Im Anschluss geht es auf die Insel Mafia, auch dort arbeitet sie als Freiwillige. Dort lernt sie den Massai Sokoine kennen, der sie von Anfang an fasziniert. Schliesslich finden die beiden zusammen, heiraten und beschliessen, gemeinsam mit Sokoines Familie in deren Boma im Busch zu leben...

Stephanies Geschichte ist wahnsinnig interessant. Es gibt einige Parallelen zu "Die weisse Massai", jedoch auch viele Unterschiede: so sprach Stephanie bereits Swahili als sie ihren Mann kennenlerte, und kannte das Land. Im Laufe der Zeit lernt sie auch die Stammessprache Maa, und kann sich fortan auch mit ihrer neuen Grossfamilie verständigen. Auch scheinen Stephanie und Sokoine tatsächlich so etwas wie Gleichstellung in ihrer Beziehung zu haben. Corinne Hofmann blieb nur ca. 1 Jahr bei den Massai, Stephanie lebt dort schon über 10 Jahre und hat sich gut in die Grossfamilie integriert. Ich fand interessant, wie es zu Stephanies Schwangerschaft kam und wie sie heute über ihre Krankenhausgeburt denkt. Auch ihre Gedanken zu indigenen Völkern, deren Leben in der Natur und mit dem Klimawandel sind sehr wichtig und interessant zu hören. Ich beneide sie um ihren einfachen Lebensstil und finde es toll, wie sie sich in die Familie und den Lebensstil eingegliedert hat. Sie hat sehr viel gutes für die Massai getan. Toll finde ich z.B. ihre Arbeit mit Periodenprodukten. Manches kann ich als westliche Frau nicht verstehen, unter anderem wie sie zu FGM steht. Wenn man Stephanie schon von Instagram kennt bekommt man hier ihre Lebensgeschichte nochmal etwas detaillierter zu hören. Ich fand das Buch sehr schön, exotisch und spannend zu lesen.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Was will Frau Passmann mit diesem Buch sagen?

Komplett Gänsehaut
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"Ich ärgere mich über diese ganzen Bücher, die man gelesen haben sollte, weil mir das oft alles zu lange dauert, Weltliteratur ist nichts anderes als Männer, die sich nicht kurz fassen wollen."

Tja, ich ...

"Ich ärgere mich über diese ganzen Bücher, die man gelesen haben sollte, weil mir das oft alles zu lange dauert, Weltliteratur ist nichts anderes als Männer, die sich nicht kurz fassen wollen."

Tja, ich ärgere mich über Sophie Passmann. Was genau will sie uns mit dem Buch sagen? Es besteht aus vielen sehr langen Sätzen (teils über halbe Seiten hinweg) und Passagen über ihren Alltag, über das Umziehen und Ankommen, über Freunde, über das Leben als Siebenundzwanzigjährige, die scheinbar überallhin nur mit dem Taxi fährt. Generell mag ich Frau Passmann, ihre Ansichten und ihren Humor. Manche der Passagen sind durchaus amüsant. Dennoch frage ich mich, was genau sie in diesem Buch machen wollte. Worum geht es eigentlich genau? Was möchte sie der Leserin oder dem Leser mitgeben? Kann mich jemand darüber aufklären?

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Ergreifende, aber langatmige Erzählung

Dein Schweigen, Vater
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«Spielt da der Sohn eines Täters, die Enkelin eines Opfers? Lässt sich die Rolle nur einer Nation zuordnen? Kann man überhaupt nur auf einer der beiden Seiten stehen, oder trägt man nicht doch immer beides ...

«Spielt da der Sohn eines Täters, die Enkelin eines Opfers? Lässt sich die Rolle nur einer Nation zuordnen? Kann man überhaupt nur auf einer der beiden Seiten stehen, oder trägt man nicht doch immer beides in sich? Ist Vergessen das Beste, und heilt die Zeit wirklich alle Wunden?»

Paul ist zwölf, als er im Mai 1945 aus seinem unbeschwerten, glücklichen Leben aus Brünn gerissen wird. Er muss mit seiner Familie bis zur österreichischen Grenze marschieren, im sogenannten Brünner Todesmarsch. 27000 deutschstämmige Bewohner von Brünn wurden damals aus der Stadt vertrieben. Viele kamen dabei ums Leben, auch ein Teil seiner Familie. Manche seiner Freunde musste Paul in Brünn zurücklassen, andere verlor er im Marsch aus den Augen. Jahre später hat er Familie: seine Frau Christa und die beiden Kinder, Maria und Uli. Er spricht nie über die Vertreibung aus Brünn, obwohl er sie nie vergessen wird. Auch später kehrt er nie nach Tschechien zurück. Seine beiden Kinder leiden darunter, dass Paul nie viel spricht – die Familiengeschichte bleibt geheim. Erst nach seinem Tod beginnen sie, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, und reisen schliesslich nach Brünn, um Vaters Wurzeln kennenzulernen…

Das Debüt von Susanne Benda beginnt stark und behandelt ein sehr interessantes, trauriges Thema. Der Teil des Buches, der von der Vertreibung aus Tschechien erzählt, ist unglaublich ergreifend und eindrücklich geschrieben. Dann wird es häufig etwas langatmig: das Aufwachsen von Maria und Uli, ihre spätere Suche, das alles war oft mühsam zu lesen und es geschah wenig. Ich habe im Nachhinein viel zum Thema Brünner Todesmarsch gelesen und dadurch viel gelernt. Das Buch bekommt von mir drei Sterne.

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Typischer Capus

Susanna
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"Alle ihre Erinnerungen an die erste Hälfte ihres Lebens waren verblasst und bedeutungslos geworden, weil niemand mehr da war, diese Erinnerungen mit ihr zu teilen. Was aber ist der Mensch ohne seine Erinnerungen?"

Susanna ...

"Alle ihre Erinnerungen an die erste Hälfte ihres Lebens waren verblasst und bedeutungslos geworden, weil niemand mehr da war, diese Erinnerungen mit ihr zu teilen. Was aber ist der Mensch ohne seine Erinnerungen?"

Susanna Faesch wächst in Basel auf. Sie ist nur acht Jahre alt als die Mutter beschließt, die Familie zu verlassen und mit Susanna in Brooklyn einen Neuanfang zu wagen. Susanna ist eine starke und unabhängige Schülerin und Frau, die immer ihren eigenen Kopf hat. Ihre eigene Ehe scheitert, als Susanna durch einen Seitensprung schwanger wird. Sohn Christie zieht sie allein mit Hilfe der Mutter auf. Bereits als Schülerin beginnt sie mit dem Portraitmalen, ihr Talent wird früh erkannt und sie macht sich das Malen zum Beruf. Nach dem Tod der Mutter zieht sie mit Christie ins Dakota Territorium zum Stamm der Lakota, wo sie unter anderem mit Häuptling Sitting Bull zusammenarbeitet.

Das Buch beruht auf wahren Begebenheiten. Ich habe gern über Susanna Faesch, später Caroline Weldon, gelesen. Capus Schreiben ist jedoch sehr distanziert. Manche Begebenheiten werden sehr detailliert und teils abschweifend beschrieben, andere nur kurz abgetan. Die Zeit bei dem Lakota Stamm wurde nur am Schluss des Buches kurz erwähnt, was mich persönlich etwas enttäuscht hat. Leider war das Buch sehr anders als erwartet.

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Anders als erwartet...

Auf See
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"Mein Vater sagte immer, die Algenfarm könne uns als Erinnerung dienen; jedes Projekt könne scheitern, das sei noch lange kein Grund zum Aufhören, im Gegenteil, ein Scheitern sei immer auch ein Neuanfang. ...

"Mein Vater sagte immer, die Algenfarm könne uns als Erinnerung dienen; jedes Projekt könne scheitern, das sei noch lange kein Grund zum Aufhören, im Gegenteil, ein Scheitern sei immer auch ein Neuanfang. Seit ich denken konnte, sprach mein Vater so, in großen Deklarationen, die er wie Mantras wiederholte."

Die siebzehnjährige Yada wächst auf der Seestadt auf: eine künstlich geschaffene Stadt in der Ostsee, wo nur ausgewählte vor dem Zerfall der Gesellschaft am Festland flüchten dürfen. Angestellte sorgen für ein angenehmes Leben auf der Seestadt. Yadas Vater ist der Gründer der Stadt. Die Kapitel werden abwechselnd von Yada in der ersten Person und von Helena in der dritten Person erzählt. Helena lebt ein komplett anderes Leben auf dem Festland, gilt in manchen Kreisen als Orakel und lebt von ihrer Kunst. Zudem hat sie ohne viel zu überlegen eine Art Sekte gegründet. Auf den ersten Blick haben die beiden Erzählstränge wenig miteinander zu tun. Schließlich gibt es dazwischen noch "Archiv" Kapitel, in denen alternative Gesellschaftsformen vorgestellt werden.

Ich fand die Idee dieser Seestadt zur Flucht vor dem Untergang der kapitalistischen Gesellschaft erstmal spannend und wollte dieses Buch unbedingt lesen. Vor allem wollte ich mehr über Yada erfahren. Allerdings nimmt das Buch nur langsam Fahrt auf. Nach langer Zeit verschmilzen die Erzählstränge und beginnen, Sinn zu ergeben. Der Aspekt mit Yada, die nie in der Gesellschaft gelebt hat, und welche sich nun zurechtfinden muss, war interessant. Trotzdem war der ganze Roman eher trocken und nüchtern gestaltet, nach Auflösung der Erzählstränge passierte irgendwie nicht mehr viel. Ich hätte mir gewünscht, dass Yada mehr Aktionismus zeigt und zum Beispiel die Angestellten des Mitarbeiterschiffs befreit oder für diese einsteht. Insgesamt weiss ich nicht recht, was ich aus der Lektüre nun mitnehmen soll.

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