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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2017

Eine vergangene Zeit

Die Villa am Meer
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Inhalt:

Rostock-Warnemünde 1897: Katharina heiratet den deutlich älteren Strandkorbfabrikant Olaf Borchers. Für diese Hochzeit hat sie ihre Jugendliebe Joachim versetzt, der sich zu diesem Zeitpunkt ...

Inhalt:

Rostock-Warnemünde 1897: Katharina heiratet den deutlich älteren Strandkorbfabrikant Olaf Borchers. Für diese Hochzeit hat sie ihre Jugendliebe Joachim versetzt, der sich zu diesem Zeitpunkt in Ausbildung zum Kapitän befindet. Die Ehe läuft zunächst gut, bis Katharina eine eigene Geschäftsidee entwickelt, die möchte einen Strandkorbverleih eröffnen. Für die damalige Zeit eine ungewöhnliche Idee, die bei ihrem Mann auf wenige Gegenliebe stößt. Joachim hat zwischenzeitlich Greta geheiratet und die beiden haben eine gemeinsame Tochter, doch auch er kann Katharina nicht vergessen.

Meine Meinung:

Dieses Buch hat mich von Anfang durch seine Charaktere und den angenehme Schreibstil gefesselt.
Katharina ist eine starke, mutige Frau, die für ihre Zeit ein ungewöhnliches Ziel anstrebt, sie möchte sich beruflich selbständig machen. In einer Zeit, in der Frauen zu Hause blieben, um sich um den Haushalt zu kümmern, ist diese Idee schon sehr ungewöhnlich. Mich hat beeindruckt, mit welcher Zielstrebigkeit Katharina an ihren Zielen gearbeitet hat und es dann auch wirklich schafft, trotz der Wiederstände ihres Mannes, das Unternehmen zu gründen. Sehr schön wird auch die Zeit beschrieben, die Veränderungen in der Frauenrolle, die der 1. Weltkrieg mit sich bringt und auch die allgemeinen, gesellschaftlichen Veränderungen der Zeit.
Interessant fand ich auch die Geschichte des Strandkorbs, die hier eine wichtige Rolle spielt.
Katharina ist die einzige starke weibliche Persönlichkeit, die das Leben in die eigene Hand nimmt und sich auch die Untreue ihres Mannes zum Anlass nimmt, das gemeinsame Haus zu verlassen und ein eigenständiges Leben zu führen. In dieser Situation wird die Abhängigkeit der Frauen in der Zeit deutlich, die hatten kaum die Möglichkeit bei einer Scheidung die Kinder zugesprochen zu bekommen.
Greta, die Frau, die Joachim geheiratet hat, verkörpert den anderen Typ Frau, der den Mann aus dem Hintergrund steuert, aber keine Möglichkeit hat, ein unabhängiges Leben zu führen.
Kombiniert wird das mit einem angenehmen, flüssigen Schreibstil, der die Seiten nur so fliegen läßt.
Ein schönes Buch für alle Leser, die sich für das Leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts interessieren und interessiert sind an den gesellschaftlichen Umbrüchen der Zeit.

Veröffentlicht am 29.06.2017

Was wäre wenn?

Der Brief
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Inhalt:

Marie lebt zusammen mit ihrer Freundin Johanna in Hamburg, als sie einen Brief von einer alten Schulfreundin in ihrem Briefkasten findet, der an eine Adresse in Paris adressiert ist. Von dieser ...

Inhalt:

Marie lebt zusammen mit ihrer Freundin Johanna in Hamburg, als sie einen Brief von einer alten Schulfreundin in ihrem Briefkasten findet, der an eine Adresse in Paris adressiert ist. Von dieser Freundin hat sie seit 15 Jahren nichts gehört und auch der Inhalt ist seltsam, ist dort doch davon die Rede, dass Marie mit einem Mann zusammenlebt. Irritiert nimmt Marie mit dieser Freundin Kontakt auf. Als diese Freundin eine Brief von der vermeindlichen Marie aus Paris bekommt, nimmt ein verrücktes Verwirrungsspiel seinen lauf…….

Meine Meinung:

Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen. Die rätselhaften Ereignisse haben mich das Buch nicht auf der Hand legen lassen, denn ich wollt unbedingt wissen was die Hintergründe der Ereignisse sind.
Die Handlung ist spannend und angenehm zu lesen, immer getrieben durch die Frage, was ist hier passiert. Marie ist mir als Charakter sehr sympathisch und gerne habe ich die Ereignisse mit ihr durchlebt.
Leider muß ich sagen, dass mich das Ende des Buches enttäuscht hat. Nachdem ich das Buch wegen der Frage nach den Hintergründen nicht aus der Hand legen konnte, war es für mich eine schlimme Erkenntnis, dass dieses Buch kein wirkliches Ende hat. Der Leser erfährt nicht, wie es zu diesen seltsamen Briefen gekommen ist. Stattdessen erfahren wir viel über Maries Leben in den letzten Jahren und wird dann auch die Hintergrundfrage dieses Buches deutlich – was wäre wenn? Was wäre wenn ich an einer bestimmten Stelle in meinem Leben eine andere Entscheidung getroffen hätte? Wie sähe mein Leben heute denn dann aus?
Für Marie scheint eine dieser Alternativen in der Geschichte zu bestehen, die in den Briefen beschrieben wird. Aber sicherlich gäbe es noch weitere Möglichkeiten, denn treffen wir nicht jeden Tag viele Entscheidungen, die unser Leben in verschiedene Richtungen lenken können?
Mir hat das Buch gut gefallen, obwohl ich noch gerne erfahren möchte, wie diese Briefe zustande gekommen sind und in Maries Briefkasten gelandet sind, aber diese Frage wird leider nicht beantwortet.
Ich kann diesem Buch jedem empfehlen, der gerne mal darüber nachdenkt, wie die Alternativen zum eigenen Leben aussehen könnten. Leser, die in einem Buch die Erklärungen für die Ereignisse suchen, sollten dieses Buch lieber nicht lesen.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Wozu Menschen fähig sind

Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor
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Inhalt:

Nach dem Tod ihres Mannes lebt Stefanie mit ihrem 5-jährigen Sohn ein eher zurückgezogenes Leben. Als sie Emily, die Mutter des besten Freundes ihres Sohnes, Nicky, kennenlernt, glaubt sie eine ...

Inhalt:

Nach dem Tod ihres Mannes lebt Stefanie mit ihrem 5-jährigen Sohn ein eher zurückgezogenes Leben. Als sie Emily, die Mutter des besten Freundes ihres Sohnes, Nicky, kennenlernt, glaubt sie eine beste Freundin gefunden zu haben. Gerne hilft man sich mit den Kindern aus und verbringt auch mal einen netten Abend zusammen. So ist es für Stefanie keine Frage, dass sie auf Nicky aufpasst als Emily darum bittet. Doch Emily verschwindet. Als ihre Leiche auftaucht gehen Sean, Emilys Mann und Stefanie, davon aus, dass Emily nicht mehr lebt. In ihrer Trauer finden Sean und Stefanie zusammen und als sie beschießen zusammen zu ziehen, kommt ein Anruf, der ihre Pläne komplett umwerfen……!!

Meine Meinung:

Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an gefangen genommen. Der Einstieg ist sehr nüchtern, doch daraus entwickelt sich eine atemberaubende Geschichte, die sehr gut konstruiert ist. Besondere Spannung entsteht durch die Perspektivwechsel, so dass man die Handlung immer wieder aus anderen Blickwinkeln sieht und so die notwendigen Hintergrundinformationen bekommt. Man hat so den Eindruck, als Leser immer einen größeren Überblick über die Handlungen zu haben, als die agierenden Personen und zittert so mit ihnen mit.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Stefanie war mir sehr sympathisch und für mich war sie immer die Person, aus deren Perspektive ich die Handlung gesehen habe und auf der Seite ich gestanden habe. Ich war geschockt, welches Spiel Emily gespielt hat und zu welchen Schritten sie breit war. Immer wenn man glaubt, jetzt reicht es aber, nimmt die Handlung eine Wendung und muss leider feststellen, dass es noch schlimmer geht.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und mir hat die Stimme der Sprecherin sehr gut gefallen. Eine angenehme Stimme, der man auch gerne etwas länger zuhören kann.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen, sehr spannend, verbunden mit einem tiefen Blick in die seelischen Abgründe eines Menschen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Dramaturgie
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 10.05.2017

Nichts für schwache Nerven

Der Näher
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Inhalt:

Martin Abel soll eigentlich nach seinem letzten Einsatz etwas kürzer treten und wird von seinem Chef nach Gummersbach geschickt, um dort 2 Fälle zu bearbeiten, in denen junge Frauen verschwunden ...

Inhalt:

Martin Abel soll eigentlich nach seinem letzten Einsatz etwas kürzer treten und wird von seinem Chef nach Gummersbach geschickt, um dort 2 Fälle zu bearbeiten, in denen junge Frauen verschwunden sind. Die lokale Polizei geht davon aus, dass die Frauen einfach ihre altes Leben verlassen haben, als jedoch ein Ehemann intensive Nachtrage stellt, sieht sich der Polizeichef gezwungen, Nachforschungen anzustellen und nimmt die angebotene Hilfe von Martin Abel an. Als kurze Zeit später die Leiche einer jungen Frau mit einem ebenfalls toten Baby gefunden wird, die in einem Waldstück einbetoniert wurde, nehmen die Ermittlungen Fahrt auf. Als eine der verschwundenen Frauen wieder auftaucht und erste Hinweise auf eine Entführung gibt überschlagen sich die Ereignisse.

Meine Meinung:

Dieser Thriller ist extrem spannend und mit Sicherheit nichts für schwache Nerven. Die Handlung wird aus 3 Perspektiven erzählt, die Sicht des Ermittlers Martin Abel, die eines der Opfer und die des Täters. So erfährt der Leser schon zeitig etwas über den Charakter des Täters, während die Ermittler noch ziemlich im Dunkeln stehen. Zu wissen, was den Täter motiviert und was hinter den Taten steckt hat bei mir eine erhebliche Spannung erzeugt, die eigentlich bis zur Auflösung erhalten blieb. Die Hintergründe der Tat sind erschreckend und eröffnen eine Blick in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele. Wie uns der Autor in seinem Nachwort erzählt, basiert die Idee zu dieser Geschichte auf einer wahren Geschichte.
Es gibt einige Passagen, die doch ein erhebliches Maß an Brutalität an den Tag legt, jedoch entwickelt sich das auf psychologischer Ebene, blutige Szenen sind mir eigentlich nur wenige in Erinnerung geblieben. In diesem Buch spielt sich viel im Kopf ab, sowohl was die Geschichte des Täters angeht, als auch was in Abel angeht, der sich langsam an die Hintergründe der Tat heranarbeitet.
Das Buch ist eine Leseempfehlung, allerdings braucht man starke Nerven und die Bereitschaft sich mit den Abgründen der menschliche Psyche auseinander zu setzten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Spannung
Veröffentlicht am 27.04.2017

Thriller mit trauriger Aktualität

Ohne Ausweg
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Inhalt:

Akay, ein verdeckter Ermittler der Berliner Polizei, wird mit einem Giftgas ermordet. Kurz vor seinem Tod schafft er es noch, mit seinem Chef per Handy Kontakt aufzunehmen, in der Hoffnung dass ...

Inhalt:

Akay, ein verdeckter Ermittler der Berliner Polizei, wird mit einem Giftgas ermordet. Kurz vor seinem Tod schafft er es noch, mit seinem Chef per Handy Kontakt aufzunehmen, in der Hoffnung dass dieser durchs Telefon die Stimme des Täters erkennt.
Faris Iskander wurde ebenfalls als verdeckter Ermittler ausgebildet mit dem Ziel, in das Gefängnis Karlshorst eingeschleust zu werden, um dort vom Terroristenführer al-Sadiq Informationen über einen geplanten Anschlag in Berlin zu bekommen.
In einem dritten Handlungsstrang erleben wir ein arabisches Geschwisterpaar, das sich auf einen Anschlag vorbereitet.

Meine Meinung:

Aus diesen drei Handlungssträngen entwickelt sich eine sehr spannende Geschichte, die noch an Dramatik gewinnt, da dem Leser schnell klar wird, dass sich wohl auch in der Berliner Polizei Informanden der Terroristen befinden.
Faris hat sich dazu überreden lassen, sich unter einer Legende in das Hochsicherheitsgefängnis einschleusen zu lassen, nicht wissend, dass es undichte Stellen in seiner Behörde gibt. Erschreckend war zu lesen, welche Macht ein einzelner Gefangener in der Haftanstalt hat und sich dort ein eigenes kleines Imperium aufgebaut hat, ohne dass die Wächter hier richtigen Einfluss hatten.
Der Wechsel der Perspektiven und das zusätzliche Wissen, das der Leser dadurch bekommt, erzeugt eine zusätzliche Spannung, ist er den Ermittlern doch immer einen Schritt voraus und erkennt entstehende Gefahren.
Sehr interessant sind auch Geschichten der Menschen, die in diesem Thriller eine Rolle spielen. Sehr gut werden die Charaktere gezeichnet und man bekommt ein gutes Bild von ihren Beweggründen und ihren Entwicklungen.
Es entwickelt sich ein interessantes Spiel aus Verrat und Gefahr, in dem es nicht immer ganz einfach ist den Überblick zu behalten. Bei mir entstand bis zum Ende die Frage, wie realistisch das Szenario ist. Besonders die Anzahl der Polizisten, die für die Terroristen arbeiten erschien mir doch sehr hoch und auch die Freiheiten der Gefangenen kam mir schon sehr groß vor.

Ein sehr spannender Thriller, der leider durch den Anschlag in Berlin im Dezember 2016 traurige Aktualität erlangt hat.