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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2022

Schicksalhafte Begegnung

Reise mit zwei Unbekannten
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Die neunzigjährige energische Maxine ist aus dem Seniorenheim ausgebüxt, um ihr Ableben selbstbestimmt zu regeln. Der schüchterne und an einer Depression erkrankte Student Alex flüchtet vor seinem eigenen ...

Die neunzigjährige energische Maxine ist aus dem Seniorenheim ausgebüxt, um ihr Ableben selbstbestimmt zu regeln. Der schüchterne und an einer Depression erkrankte Student Alex flüchtet vor seinem eigenen Leben. Ein Mitfahrportal führt beide zusammen, und in Alex' uraltem Twingo brechen sie zu einer Fahrt durch Frankreich nach Brüssel auf. Schon bald vertrauen sie einander Gedanken an, die sie niemals zuvor preisgegeben haben und stellen sich gegenseitig vor immer neue Herausforderungen. Während das Duo von der Polizei gesucht wird und die Öffentlichkeit glaubt, dass Maxine von Alex entführt wurde, erfahren sie auf ihrem Roadtrip, was das Leben ihnen noch alles zu bieten hat.

Zoe Brisby hat mit „Reise mit zwei Unbekannten“ einen kurzweiligen Roman erschaffen, der neben Humor auch eine große Portion Tiefe und stellenweise sogar Sozialkritik im Gepäck hat. Für mich war die Geschichte aber auch an einigen Punkten zu überzogen und zu vollgepackt, an anderen Stellen dann fast schon wieder ein bisschen zu oberflächlich. Doch die Grundidee des Romans finde ich großartig. Manchmal braucht es nur einen neuen Menschen, eine neue Sichtweise, einen neuen Impuls im Leben, um scheinbar vorbestimmte, vielleicht sogar aussichtslose Wege zu verlassen und eine neue Richtung einzuschlagen. Manche Begegnungen sind Schicksal, die genau zum richtigen Zeitpunkt kommen.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Schön mit gewissen Abstrichen

Der vergessene Geschmack von Glück
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Wie schön ist bitte dieser Einband?! Noch dazu passt er perfekt zur Story.

Die Geschichte an sich konnte mich allerdings nicht uneingeschränkt überzeugen. Gefallen hat mir der Aspekt der verlorenen Leidenschaft ...

Wie schön ist bitte dieser Einband?! Noch dazu passt er perfekt zur Story.

Die Geschichte an sich konnte mich allerdings nicht uneingeschränkt überzeugen. Gefallen hat mir der Aspekt der verlorenen Leidenschaft fürs Kochen und wie die Hauptfigur diese nach und nach wiederentdeckt. Auch die Beschreibungen der malerischen schwedischen Landschaft und der abgelegenen Insel vor der Küste samt des in die Jahre gekommenen Hotels fand ich gut gewählt und umgesetzt. Ebenso wie die Hauptcharaktere und Nebendarsteller mit all ihren Eigenschaften und Charakterzügen. Da ich ein Fan von Büchern bin, die auf zwei Zeitebenen spielen, konnten mich auch die historischen Rückblicke in die Entstehungsgeschichte des Hotels und seiner Gründerin überzeugen.

Ich hätte mir aber gewünscht, dass die Geschichte realitätsnaher bleibt. So waren mir die Geister und ihr Schalten und Walten eindeutig zu unrealistisch und zu trivial. Das hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Die Verbindung zur Vergangenheit und die wiederentdeckte Leidenschaft fürs Kochen hätte anders – vor allem raffinierten und glaubwürdiger – gelöst werden können. So driftet der Roman leider zu sehr ins Kitschige und Seichte ab und lässt den Wunsch nach mehr Substanz bei mir zurück.

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Veröffentlicht am 29.04.2022

So intensiv

Wo die Wölfe sind
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Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass es Charlotte McConaghy erneut gelingt, mich gleich von den ersten Zeilen an regelrecht in den Roman zu ziehen. Aber so war es! Ich habe ihn quasi inhaliert und mochte ...

Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass es Charlotte McConaghy erneut gelingt, mich gleich von den ersten Zeilen an regelrecht in den Roman zu ziehen. Aber so war es! Ich habe ihn quasi inhaliert und mochte ihn nur ungern aus der Hand legen. Wieder hat die Autorin eine sehr intensive, naturgewaltige, emotionale Geschichte kreiert, die beim Leser ein Auf und Ab der Gefühle auslöst und die bis zur letzten Seite spannend bleibt. Auch in ihrem zweiten Werk gab es das gelungene Zusammenspiel von gut und böse, zart und gewaltig, die Mischung aus Hoffnung und Bangen, die einen so fesselt. Ein Gesellschaftsroman, ein Natur-Epos, eine Liebesgeschichte oder doch ein Kriminalroman? Hier wurde von allem etwas gekonnt zu einem echt fantastischen Gesamtwerk verknüpft. Und es erscheint einem nie als zu viel.
Wieder habe ich von Seite zu Seite mehr mitgefiebert. Versucht, die Beweggründe der Protagonisten zu verstehen, hinter ihre Fassade und ihre Geschichte zu blicken, sie Stück für Stück besser kennengelernt. Und es hat mich erneut begeistert, wie gut es McConaghy gelingt, die Emotionen der Charaktere darzustellen, sodass man sie auch als Leser zu fühlen scheint.
Erneut ein Roman, der Eindruck gemacht und Spuren hinterlassen hat. Bitte mehr davon!

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Veröffentlicht am 26.04.2022

Eine besondere Liebesgeschichte

Léon und Louise
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Manche Dinge brauchen ihre Zeit. Und dennoch fragt man sich zuweilen, warum es nicht früher geschehen ist. So habe ich gerade erst meinen ersten Roman von Alex Capus beendet und frage mich eigentlich seit ...

Manche Dinge brauchen ihre Zeit. Und dennoch fragt man sich zuweilen, warum es nicht früher geschehen ist. So habe ich gerade erst meinen ersten Roman von Alex Capus beendet und frage mich eigentlich seit der ersten Seite: „Warum habe ich nicht schon zuvor von ihm etwas gelesen?!“ Ich weiß es nicht. Was ich aber ganz sicher weiß, ist, dass ich auch seine anderen Werke unbedingt lesen muss.
Mir gefällt besonders die mitreißende, intensive Erzählweise dieser besonderen Lebens- und Liebesgeschichte, die einem das Gefühl gibt, dass man als Leser Teil der Geschichte ist und bei der es scheint, als würde man die Hauptcharaktere wirklich kennenlernen. Dabei bleibt der Roman von der ersten bis zur letzten Seite absolut authentisch, kraftvoll und nie rührselig oder kitschig. Ich habe mehrmals während des Lesens infrage gestellt, ob es tatsächlich eine Liebesgeschichte ist, denn eigentlich leben Leon und Luise 2/3 des Buches aneinander vorbei und haben so gut wir keinen Kontakt. Nach Beendigung des Buches und mit etwas Abstand kann ich das aber eindeutig mit einem Ja beantworten. Und ehrlich gesagt, erscheint mir diese Liebesgeschichte noch viel realer und bedingungsloser als sehr viele andere Liebesgeschichten, die ich bisher gelesen habe. Gerade weil sie wie aus dem Leben gegriffen ist, geprägt von einer tiefen Verbundenheit, die nicht darauf basiert, um jeden Preis zusammen zu sein, sondern darauf, dass es dem anderen gut geht, auch wenn dessen Leben ohne einen voranschreitet.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

Zu einseitig

Geschichte einer großen Liebe
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„Geschichte einer großen Liebe“ ist mein erster Roman von Susanna Tamaro. Die Bestsellerautorin ist besonders bekannt für ihren poetischen Schreibstil. Und auch in ihrem neuesten Werk enttäuscht sie hinsichtlich ...

„Geschichte einer großen Liebe“ ist mein erster Roman von Susanna Tamaro. Die Bestsellerautorin ist besonders bekannt für ihren poetischen Schreibstil. Und auch in ihrem neuesten Werk enttäuscht sie hinsichtlich dieses Punktes nicht. Dadurch bekommt die Story, die Überwiegend in Rückblicken erzählt wird, einen ganz besonders melancholischen Touch. Allerdings ist mir der Blickwinkel der Erzählfigur alles in allem häufig zu einseitig, zu rosa-rot. Keine Frage, das Buch ist emotional – dennoch fehlt mir die Tiefe, die thematische Auseinandersetzung, eine andere Sichtweise. Wirklich eingetaucht in die Story bin ich leider nicht und auch mit den Figuren bin ich nicht richtig warm geworden. Das lag unter anderem aber auch daran, dass der Leser zu Beginn des Buches rätselt, wer denn die Geschichte erzählt. Und ich empfand diese große Liebesgeschichte insgesamt als eher unausgewogen und einseitig. Das wiederum kann aber auch an der Erzählform liegen.

Die Story nimmt so ihren Lauf – allerdings ohne wirkliche Spannungspunkte. Denn über allen Aufs und Abs im Leben des Protagonistenpaares liegt im Rückblick betrachtet ein Schleier der Melancholie und des Verlustes. Andrea ist gefangen in seiner Vergangenheit und kämpft sich Stück für Stück wieder in die Gegenwart zurück. Edith, seine Frau und große Liebe, wird für mich das ganze Buch über nicht richtig greifbar. Wer ist diese – anscheinend oftmals sehr widersprüchliche und zweifelnde – Frau? Ihre Sichtweise und Gedanken fehlen mir an einigen Stellen – scheinen sie doch oftmals völlig im Gegensatz zu Andreas‘ zu stehen.

Ich habe beim Lesen manchmal etwas mit mir ringen müssen. Einerseits wollte ich wissen, wie die Geschichte weitergeht und endet. Andererseits packte sie mich nicht so richtig. Und ich ertappte mich bei dem Gedanken, ein paar Seiten vorzublättern, um schneller ans Ziel zu kommen. Keine Angst, ich habe es nicht getan, aber es fiel mir nicht leicht.

Und betrachte ich alle Aufs und Abs, bekommt das Buch von mir 3,5 Sterne.

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