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Veröffentlicht am 13.01.2021

Entwicklung zum wirklichen Ich

Miss Bensons Reise
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Margery Benson hat einen großen Traum: den goldenen Käfer in Neukaledonien zu finden, den ihr Vater ihr einst in einem Naturkundebuch gezeigt hat. Doch dieser Traum ist über die Jahre hin genauso verdorrt ...

Margery Benson hat einen großen Traum: den goldenen Käfer in Neukaledonien zu finden, den ihr Vater ihr einst in einem Naturkundebuch gezeigt hat. Doch dieser Traum ist über die Jahre hin genauso verdorrt wie Margery selbst. Bis an einem grauen Londoner Morgen mit einem Schlag alles anders wird. Kurz darauf findet sich Margery auf einem Dampfer nach Australien wieder, an ihrer Seite die junge Enid Pretty. Die plapperhafte Sexbombe ist nicht gerade das, was sich Margery als seriöse Begleitung auf ihrer Expedition vorgestellt hat. Doch auch Enid hat ein Geheimnis und hegt einen Traum. Zusammen begeben sich die beiden ungleichen Frauen in ein Abenteuer, das die kühnsten Erwartungen übertrifft.
Wer auf der Suche nach einem Buch ist, mit dem man es sich bei Kerzenschein, einer Tasse Tee und einer kuscheligen Decke auf der Couch so richtig gemütlich machen kann, der liegt mit „Miss Bensons Reise“ genau richtig. Die zwei weiblichen Hauptcharaktere wachsen einem sofort ans Herz, so eigentümlich und manchmal auch etwas nervig sie mit all ihren Ecken und Kanten, Gegensätzen und weltfremden Ansichten sie auch sein können. Es ist wunderschön mitzuverfolgen, wie sowohl ihre Freundschaft als auch die Persönlichkeiten der beiden Frauen im Laufe der Geschichte reifen, wie sie über sich hinauswachsen und zu sich selbst finden. In diesem Roman steckt so viel mehr als es auf den ersten Blick scheint: Thematisiert wird der Mut, das hinter sich zu lassen, wofür man nicht brennt und stattdessen der eigenen Berufung/ seiner wahren Identität zu folgen. Keine Angst vor dem Scheitern zu haben, denn wichtig ist nur, dass man sich nicht unterkriegen lässt. Seine Freiheit zu bewahren und sich nicht von der Gesellschaft, Konventionen oder dem Ehepartner in ein vorgefertigtes Korsett zwängen lassen, sodass die eigene Flamme im Inneren immer mehr erlischt. Freundschaft und Zusammenhalt, die die Beteiligte stärkt und fördert, ihre Träume zu leben. Selbstachtung zu haben, egal was andere sagen, und an sich selbst zu glauben. Nicht die Lebenslust zu verlieren und wahre Schönheit im Kleinen zu entdecken…
Ich könnte noch eine Weile weitere Beispiele aufzählen. Wie ihr seht, das Buch lohnt sich. Von mir gibt es 4,5 Sterne. Und Fernweh habe ich jetzt auch!

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Veröffentlicht am 01.01.2021

Frische & ungewöhnliche Erzählweise

Bären füttern verboten
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Dieses Buch war für mich das reinste Auf und Ab, ein Für und Wider. Ich liebte den schwarzen Humor der ersten Kapitel, die frische und ungewöhnliche Erzählweise. Doch irgendwann fand ich die Geschichte ...

Dieses Buch war für mich das reinste Auf und Ab, ein Für und Wider. Ich liebte den schwarzen Humor der ersten Kapitel, die frische und ungewöhnliche Erzählweise. Doch irgendwann fand ich die Geschichte über eine lange Strecke eher bedrückend und deprimierend, bevor das Buch dann im letzten Drittel wieder mein Herz berühren konnte. Hervorzuheben sind auf jeden Fall die vielen großartigen Dialoge und poetischen Sätze, die es immer wieder zu entdecken gibt. Die Charaktere sind erfrischend menschlich – mit all ihren Ecken und Kanten – und teilweise herrlich verschroben und stecken jeder für sich in ihrem Leben in einer Sackgasse, aus der sie sich selbst nicht mehr befreien können. Rachel Elliott bringt hier authentisch rüber, dass manchmal nur ein kleiner Schubser, die andere Perspektive eines Fremden oder ein Fünkchen Offenheit den entscheidenden Impuls für eine Wendung bringen kann.
Und so sehr mir das alles auch gefallen hat, konnte mich „Bären füttern verboten“ dann doch nicht hundertprozentig überzeugen.

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Veröffentlicht am 22.12.2020

Wundervolle Einstimmung auf Weihnachten

Xaver im Uhrenland
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„So ist es halt mit uns, wenn wir daheim sind, haben wir Fernweh, und wenn wir in der Fremde sind, haben wir Heimweh.“ So geht es vielen mindestens einmal im Leben – auch dem jungen Xaver, dessen Traum ...

„So ist es halt mit uns, wenn wir daheim sind, haben wir Fernweh, und wenn wir in der Fremde sind, haben wir Heimweh.“ So geht es vielen mindestens einmal im Leben – auch dem jungen Xaver, dessen Traum es ist, ein erfolgreicher Uhrenhändler in London zu werden. Doch in England angekommen, kämpft der Sohn eines Ziegenbauers schnell mit Heimweh. Denn nicht nur die Sprache, auch das geliebte Weihnachtsfest ist zu Zeiten Queen Victorias ganz anders als daheim im Schwarzwald. Weihnachtsbäume und das Christkind kennen die Engländer noch gar nicht. Nach einigen Herausforderungen wird Weihnachten für Xaver dann doch noch zu einem großen Fest – einschließlich englischem Christmas-Pudding, Schwarzwälder Speck, Linzertorte und vielen weiteren Überraschungen.
Die Geschichte von Heidi Knoblich erzählt auf herzerwärmende Weise von Freundschaft, Träumen, den Glauben an sich selbst, aber auch von Zweifeln, Heimweh, Vergebung und anderen Hürden, die das Leben mit sich bringt. Sie weckt die Vorfreude auf Weihnachten und lässt kleine und große Leser in die damalige Zeit eintauchen, in der viele Deutsche ihr Glück im Ausland suchten und ihre Traditionen mit in die Welt nahmen. Untermalt wird die Geschichte von farbenprächtigen Illustrationen von Martina Mair.

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Veröffentlicht am 26.11.2020

Hat meine Erwartungen übertroffen

Marigolds Töchter
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Manchmal beendet man ein Buch und stellt fest, dass der Klappentext inhaltlich zwar der Wahrheit entspricht, das Buch aber nur zu einem kleinen Bruchteil widerspiegelt. So ging es mir mit „Marigolds Töchter“, ...

Manchmal beendet man ein Buch und stellt fest, dass der Klappentext inhaltlich zwar der Wahrheit entspricht, das Buch aber nur zu einem kleinen Bruchteil widerspiegelt. So ging es mir mit „Marigolds Töchter“, das meine Erwartungen weit übertroffen hat. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mir die Geschichte so unter die Haut gehen wird. Doch das Thema Demenz und die damit verbundenen Schilderungen stimmen in so vielerlei Hinsicht mit meinen eigenen Erfahrungen überein, dass ich nur bewundern kann, mit welcher Beobachtungsgabe und mit welchem Einfühlungsvermögen Julia Woolf diese wunderschöne Geschichte erschaffen hat. Sie berührt, sensibilisiert, erschüttert und gibt einem gleichzeitig Kraft. Aber vor allem zeigt sie, wie wichtig Zusammenhalt und Miteinander gerade in Zeiten sind, in denen man glaubt, alles zu verlieren – sowohl für die erkrankte Person als auch für das nahe Umfeld. Das ändert zwar nichts an der Krankheit, macht das Leben aber für alle Beteiligten lebenswerter und leichter. Und sie hat mich daran erinnert, wie wichtig das Jetzt ist – egal ob mit einer an Demenz erkrankten Person oder mit jedem anderen. Man sollte aus seinem Gedankenkarussell viel häufiger aussteigen, den Moment genießen und seine Sinne auf das konzentrieren, was gerade jetzt passiert.
Was soll ich sagen? Ich habe in diesem Roman eine Tiefe gefunden, die ich so nicht erwartet hätte, und kann von Herzen eine Empfehlung geben.

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Vielschichtig, enthüllend, spannend

Long Bright River
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Faszinierend erzählt Liz Moore in ihrem Roman von einer Familie, deren Leben über Generationen von der Drogenproblematik auf Philadelphias Straßen geprägt ist. Das Miteinander dieser Familie ist vergiftet ...

Faszinierend erzählt Liz Moore in ihrem Roman von einer Familie, deren Leben über Generationen von der Drogenproblematik auf Philadelphias Straßen geprägt ist. Das Miteinander dieser Familie ist vergiftet durch Sucht, Verlust, Misstrauen, Verbitterung und Einsamkeit. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Kacey und ihre eineinhalb Jahre ältere Schwester Mikey, die seit dem Drogentod der Mutter bei der gefühlskalten Großmutter leben. Während Kacey und Mickey in ihrer Kindheit zwar grundverschieden, aber unzertrennlich sind, entfernen sie sich als Erwachsene immer weiter voneinander. Die quirlige Kacey rutscht schon in jungen Jahren in den Drogensumpf ab und arbeitet als Prostituierte, ihre schüchterne Schwester dagegen scheint ein bodenständiges Leben und in ihrer Tätigkeit als Polizistin auch nach vielen Jahren Funkstille noch immer ein wachsames Auge auf ihre Schwester zu haben. Als Kacey eines Tages wie vom Erdboden verschluckt ist und gleichzeitig ein Frauenmörder in ihrem Viertel sein Unwesen treibt, begibt sich Mickey während der Suche nach ihr selbst in große Gefahr und riskiert alles. Im Laufe der vielschichtigen Geschichte wird klar, dass nichts so ist, wie es auf dem ersten Blick scheint. Schonungslos kommen immer mehr Familiengeheimnisse ans Licht. Genau dieser unbeschönigte Blick auf die Ereignisse und die Vielschichtigkeit machen den Roman zu einem besonderen Lesevergnügen. Darüber hinaus hat Liz Moore es geschafft, die Verletzlichkeit und auf der anderen Seite die antrainierte Härte der Charaktere authentisch und bewegend darzustellen. Spannung wird – anders als in einem Kriminalroman – eher unterschwellig aufgebaut und dennoch fesselt die Handlung. Mein einziger Kritikpunkt ergibt sich daraus, dass ich die Handlung an ein paar Stellen als zu konstruiert und zu gewollt empfunden hab

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