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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.09.2023

Wo steckt die Schnirkelschnecke?

Mein großes Wimmelbuch Natur
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Groß, griffig, bunt - so präsentiert sich Svenja Doerings Wimmelbuch Natur und motiviert Kinder wie Eltern, das Buch sofort aufzuschlagen.
In klaren Formen und Farben stellt Doering Pflanzen und Tiere ...

Groß, griffig, bunt - so präsentiert sich Svenja Doerings Wimmelbuch Natur und motiviert Kinder wie Eltern, das Buch sofort aufzuschlagen.
In klaren Formen und Farben stellt Doering Pflanzen und Tiere vor, wie sie der kleine Betrachter sicher schon einmal in seiner Umwelt gesehen hat. Hier hat er die Möglichkeit in Ruhe zu betrachten, was er in natura normalerweise nicht so genau und intensiv beobachten kann.
Obwohl die Illustrationen nur so vor Leben wimmeln, folgt das Buch doch einer Systematik. Es ist in Kategorien unterteilt, wie etwa die Darstellung der Lebewesen im Wasser, an Waldrändern und Wasserläufen, auf der Wiese, im Garten und schließlich das Leben nachtaktiver Tiere. Auf den großen Doppelseiten tummeln sich deutlich dargestellte Tiere aller Arten, in ihrer natürlichen Farbgebung und klar wieder erkennbar für die kleinen Leser. Am rechten Seitenrand findet das Kind die Pflanzen und Tiere, die es jeweils suchen soll.
Die letzte Doppelseite schließlich gibt Erklärungen zu einzelnen Tieren, kurz und prägnant, aber für Kinder im Kleinkindalter völlig ausreichend.
Mein Fazit: ein schönes Bilderbuch, das auf unterhaltsame und spielerische Weise Kindern in großzügig gezeichneten und natürlich kolorierten Abbildungen die heimische Flora und Fauna nahebringt.



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Veröffentlicht am 04.09.2023

Mitreißend bis zum Schluss

Vom Himmel die Sterne
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„Vom Himmel die Sterne“ ist eines der Bücher, die man - einmal angefangen - nur schwer wieder zur Seite legen kann.
Walls siedelt ihren Roman in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an. In ...

„Vom Himmel die Sterne“ ist eines der Bücher, die man - einmal angefangen - nur schwer wieder zur Seite legen kann.
Walls siedelt ihren Roman in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an. In den Südstaaten der USA, im Bundesstaat Virginia, wächst Sallie Kincaid in einer Welt auf, in der nur die Männer das Sagen haben. Das Frauenwahlrecht ist zwar bereits durchgesetzt, aber ansonsten müssen Frauen noch hart kämpfen, wenn sie etwas erreichen wollen. So hat es auch die junge Sallie nicht leicht, sich einen Job zu erkämpfen, der nicht „ladylike" ist, obwohl sie als Tochter des Duke privilegiert ist. Doch die junge Frau - soeben aus dem Exil zurückgekehrt, in das ihr Vater sie lange Jahre verbannt hat - zeigt Willensstärke und Durchhaltevermögen; sie ist eine echte Kincaid, wie ihr Vater zugeben muss.
In einer packenden wechselvollen Familiengeschichte zeigt Jeannette Walls Sallies Entwicklung vom Kind und jungen Mädchen, das seinen Vater vergöttert, bis zur jungen Frau, die ihren eigenen Vorstellungen folgt und ihr eigener „Herr" bleiben will. Mit ihrem wunderbar leichten, mitreißenden Schreibstil lässt Walls uns in die Zeit der Prohibition eintauchen, in der Schwarzbrennen und Alkoholschmuggel an der Tagesordnung sind; in der Rassenvorurteile herrschen und Frauen meist vollkommen abhängig vom Ehemann sind. Sehr lebendig vermittelt sie die Atmosphäre jener Zeit, in der absolut nicht zimperlich mit den Menschen verfahren wird, wenn es um Geld und Einfluss geht.
Jeannette Walls ist wieder einmal ein Roman gelungen, der den Leser bis zum Schluss in Atem hält.

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Veröffentlicht am 01.09.2023

Was zählt ein Menschenleben?

Hund 51
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Es ist ein brutaler, kalter Lebensraum, in die der renommierte Literaturschriftsteller Laurent Gaudé seine Leser einschleust. In dieser Welt der Zukunft lebt der Grieche Zem Sparak. Er ist einer der „Hunde", ...

Es ist ein brutaler, kalter Lebensraum, in die der renommierte Literaturschriftsteller Laurent Gaudé seine Leser einschleust. In dieser Welt der Zukunft lebt der Grieche Zem Sparak. Er ist einer der „Hunde", wie die unteren Ränge der polizeilichen Ermittler hier genannt werden. So abschätzig wie ihr Name lautet werden sie auch behandelt, ebenso wie alle anderen Menschen, die außerhalb der bevorzugten Zonen der Megastadt Magnapolis leben müssen. Zem hat die Aufgabe, gemeinsam mit Salia Malberg einen grausamen Mord aufzuklären. Doch je näher sie der Lösung kommen, desto gefährlicher wird das Unternehmen für beide…

Gaudés neuer Roman ist nur vordergründig ein Krimi. Die Konstruktion zweier Mordfälle und deren Ermittlung dienen meines Erachtens vor allem dazu, ein Klassensystem zu entlarven, das menschenverachtend und rücksichtslos vorgeht. Es geht um den Ausverkauf bankrotter Staaten,den Umgang mit Flüchtlingen und die Ausbeutung der Arbeitskraft von Menschen, die zum großen Teil abgestumpft dahinvegetieren und kaum Hoffnung auf Besserung haben.
Gaudé, bereits mehrfach für seine Romane ausgezeichnet, bedient sich eines klaren Schreibstils, der sich wunderbar lesen lässt. Sehr bildhaft schildert er die Handlung seiner Dystopie; besonders intensiv erleben wir das Chaos und die Verzweiflung, die in der Übernahme-Situation eines Staates (hier ist es Griechenland) herrschen. Allerdings bleiben seine Protagonisten Malia und Zem etwas spröde und distanziert, was aber durchaus zum Grundton der Geschichte passt.
Es ist erschreckend, wie wenig von dem bleibt, das wir als „menschlich" bezeichnen, wenn es um Macht- und Profitstreben geht. Dieses Horrorszenario einer möglichen zukünftigen Gesellschaft mag uns Lesern überspitzt erscheinen – aber die zahlreichen Anspielungen auf aktuelle Ereignisse, die vielen Leuten heute vielleicht als unbedeutend erscheinen, lassen aufmerken. Führt Gaudé hier konsequent - wenn auch romanhaft - unsere tägliche Realität weiter fort, wie sie sich in eine Dystopie entwickeln könnte?
In jedem Fall ein interessantes Sujet, das durchaus zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 24.08.2023

“Ein Leben als Pirat, Räuber und Plünderer“

Wikinger
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- so kündigt es das Buchcover an, und so stellen wir uns das Wikingerdasein vor. In John Haywoods neu erschienenem Buch erfahren wir, dass es auch noch andere Aspekte in ihrem Leben gab. Er gibt uns ...

- so kündigt es das Buchcover an, und so stellen wir uns das Wikingerdasein vor. In John Haywoods neu erschienenem Buch erfahren wir, dass es auch noch andere Aspekte in ihrem Leben gab. Er gibt uns Einblicke in diverse Bereiche der Wikingerwelt und lässt Kultur und Alltag lebendig werden, und das auf eine lockere, sehr humorvolle Art.
Mit einem geschickten Schachzug gelingt es dem britischen Historiker, das Interesse des Lesers zu gewinnen und ihn sogar in sein Buch einzubinden: In seinem „ultimativen Karriereführer“ holt er den Leser zurück in das Jahr, "das die Christen als das Jahr 991 nach der Geburt ihres Gottes zählen". So spricht er ihn immer wieder direkt an und führt ihn mittels praktischer Tipps und „aktueller“ Berichte durch eine bewegte Zeit. Gewissermaßen nebenbei lernen wir Fakten und historische Zusammenhänge kennen und erhalten eine Vielzahl an neuen Erkenntnissen. Zahlreiche Abbildungen helfen den Text zusätzlich zu verdeutlichen, und im Anhang zeigt eine von Haywood entworfene Karte die Ausbreitung der Wikinger.
Wie es sich für ein Fachbuch/Karriereratgeber gehört, finden sich natürlich auch die entsprechenden Quellenangaben und eine Literaturliste für Interessierte am Ende des Buches. Im übrigen erleichtert ein Glossar das Verständnis des Wikingervokabulars.
Mein Fazit: Nach der Lektüre dieses „Ratgebers“ wird dem Leser eine Karriere als Wikinger vermutlich nicht erstrebenswert erscheinen, aber er wird sehr viel über ihr Leben gelernt haben.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Weinen um die Zukunft

Der Vorweiner
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Bov Bjerg lässt seinen Roman in einem „Resteuropa" spielen, das aus diversen Rettungsversuchen vor den Folgen des Klimawandels entstanden ist - einem beklagenswerten, öden Ort. Hier kauft sich A. wie ...

Bov Bjerg lässt seinen Roman in einem „Resteuropa" spielen, das aus diversen Rettungsversuchen vor den Folgen des Klimawandels entstanden ist - einem beklagenswerten, öden Ort. Hier kauft sich A. wie Anna einen jungen Flüchtling, der bei ihr leben und sie nach ihrem Tod öffentlich betrauern soll. Trauer wird (wie auch andere Arbeit) von der Oberschicht "Dienstleistern“ übertragen; denn Emotionen und Empathie gelten hier als nicht standesgemäß; doch ganz ohne Tränen soll eine Trauerfeier auch nicht verlaufen. Während sich Anna und ihr Vorweiner besser kennenlernen, passiert allerdings etwas Unvorhergesehenes, und Annas Zerstreuungsfeier verläuft anders als geplant...
Vordergründig erzählt Bjerg Annas Geschichte, wechselweise aus der Sicht Annas und der ihrer Tochter Berta. Dahinter aber stecken zahlreiche grimmige, überspitzte Anspielungen auf (auch aktuelle) Gesellschaft und Politik, etwa wenn von der "endgültigen Rettung Resteuropas“ die Rede ist oder vom Umgang mit (Klima-)Flüchtlingen.
Gefühle spielen keine Rolle; das Verhältnis zwischen Berta und ihrer Mutter oder auch ihrem Partner Pete erscheint eher zufällig und unbedeutend. Und ebenso findet der Leser kaum Zugang zu den Protagonisten oder soll ihn nicht finden.
Der Roman ist in gut verständlichem Stil geschrieben, in knappen, deutlichen Sätzen und kurzen Kapiteln. Seine Form allerdings verlangt dem Leser mehr ab. Abgesehen von der wechselnden Erzählperspektive zwischen Anna und ihrer Tochter finden sich kursiv gedruckte kurze Szenen von Anna im Krankenhaus eingestreut. Wir erleben „schreiende" Nachrichten, verfasst von Berta, und erhalten immer wieder einmal einen Blick durch das allsehende, filmische „Gottesauge“.
Neben spielerischem Umgang mit einzelnen Wörtern, die manchmal humorvoll sind, manchmal bösartig, blitzt auch immer wieder viel Sarkasmus auf.
Eine Gesellschaft ohne Empathie, in der es keine emotionalen Bindungen und Beziehungen mehr gibt; eine Rest-Erde nach Klimakatastrophen - ein solches Leben ist zu beweinen!



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