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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2020

Unverblümt

Omama
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So brav und harmonisch das geblümte Buchcover auf den ersten Blick wirken mag - der Roman ist alles andere als das; denn kuschelig ist es sicher nicht, was Lisa Eckart aus dem Leben ihrer Großmutter ...

So brav und harmonisch das geblümte Buchcover auf den ersten Blick wirken mag - der Roman ist alles andere als das; denn kuschelig ist es sicher nicht, was Lisa Eckart aus dem Leben ihrer Großmutter und dem Verhältnis Oma-Enkelin erzählt. Ganz unverblümt und sarkastisch schildert die Kabarettistin lustige, aber auch bittere Szenen aus dem Leben, räsoniert über Ungereimtheiten und Ungerechtigkeiten und geht dabei bis an die Schmerzgrenze. Gern nutzt sie dabei die Oma-Figur, um weit darüber hinausgehend ganz allgemein Vorurteile anzuprangern. Hat der Leser soeben noch geschmunzelt, so bleibt ihm beim nächsten Seitenhieb womöglich doch das Lachen im Halse stecken. „Omama“ kennt keine Tabus. Schonungslos offen, wie aus Eckarts Kabarettprogrammen gewohnt, hält sie ihrer Klientel einen Spiegel vor.
Ihr Schreibstil erscheint so leicht und locker, doch es ist schon kunstvoll und genau kalkuliert, wie Lisa Eckhart (oder besser Lisa Lasselsberger, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt) mit den Worten spielt und mit Sätzen jongliert. Dabei muss sich der Leser gut konzentrieren, um die geschickt verpackten Botschaften zu entschlüsseln. Meine Meinung: Ein wirklich gelungenes Debüt!

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Etwas verworren

Die Spiegelreisende 4 – Im Sturm der Echos
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Natürlich habe ich mit großer Spannung den angekündigten letzten Teil der „Spiegelreisenden“ erwartet; schließlich wollte ich doch wissen, wie die Autorin das Geheimnis um Ophelia und den „Anderen“ lösen ...

Natürlich habe ich mit großer Spannung den angekündigten letzten Teil der „Spiegelreisenden“ erwartet; schließlich wollte ich doch wissen, wie die Autorin das Geheimnis um Ophelia und den „Anderen“ lösen würde. Immerhin droht den Archen der Untergang.
Wie gewohnt schreibt Dabos sehr packend und weiß die Leser in ihre fantastischen Welten zu verwickeln. Dem Sog der Geschichte kann man sich nur schwer entziehen. Allerdings erscheint mir die abschließende Auflösung ziemlich wirbelig und etwas verschwommen - die Spiegelkomplikationen und Ophelias letzte Erkenntnisse wirken leicht verworren und machen den Eindruck, dass die Erzählung hier relativ schnell zum Abschluss gebracht werden sollte. Ein offenes Ende finde ich normalerweise nicht schlecht. Hier jedoch hatte ich den Eindruck, dass die Rolle einiger Charaktere nicht wirklich zum Tragen kam. Sollte möglichweise doch ein fünfter Band geplant sein? In jedem Fall sollte man die ersten Bände (die mir im übrigen besser gefallen) gelesen haben, um diesen Roman verstehen zu können.

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Episodenhaft und pointiert

Der letzte Satz
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„Ich sollte noch ein bisschen bleiben“, resümiert Robert Seethalers Protagonist, kurz bevor er auf dem Sonnendeck des Überseeschiffs „Amerika“ zusammenbricht. Krank und fiebrig befindet sich der Komponist ...

„Ich sollte noch ein bisschen bleiben“, resümiert Robert Seethalers Protagonist, kurz bevor er auf dem Sonnendeck des Überseeschiffs „Amerika“ zusammenbricht. Krank und fiebrig befindet sich der Komponist Gustav Mahler auf seiner letzten Fahrt von New York nach Europa im Jahre 1911. In Gedanken lässt er wichtige Momente seines Lebens Revue passieren; er sinniert über seine großen beruflichen Erfolge, aber auch die privaten Schicksalsschläge. Die innere Rückschau des Künstlers wirkt episodenhaft kurz, aber pointiert, in Seethalers typischem, verknappten Schreibstil. Kurz angestrahlt blitzen Erinnerungen auf an vergangene Ereignisse und rufen vielfältige Gefühle in ihm wach, die Liebe zu seiner Ehefrau Alma und Tochter Anna, vor allem aber seine Liebe zur Musik. Der Autor lässt deutlich spüren, wie besessen Mahler gearbeitet hat und wie schwer es ihm nun fällt, seine krankheitsbedingte Schwäche zu akzeptieren.
In seinem neuen Roman ist es einmal kein unbekannter Protagonist, dessen Schicksal die Leser nachdenklich werden lässt, sondern das eines berühmten Genies. Was mag Gustav Mahler in seinen letzten Lebenswochen durch den Kopf gegangen sein? Wieviel hätte er noch komponieren können? Seethaler wagt einen Versuch, sich in Mahlers Gedankenwelt zu versetzen.

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Veröffentlicht am 01.08.2020

Übersichtlich und praxisorientiert

Plant Love
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Eine Menge Wissen und Praxis zur Pflanzenpflege hat Alys Fowler in ihrem neuen Buch zusammengestellt. In komprimierter Form informiert sie über die sehr unterschiedlichen Ansprüche unserer beliebtesten ...

Eine Menge Wissen und Praxis zur Pflanzenpflege hat Alys Fowler in ihrem neuen Buch zusammengestellt. In komprimierter Form informiert sie über die sehr unterschiedlichen Ansprüche unserer beliebtesten Zimmerpflanzen und entsprechende Pflegemaßnahmen, klar und gut verständlich.
Wichtig sind natürlich die „Basics“: so erläutert die Autorin auch zunächst grundlegende Maßnahmen wie Düngen und Umtopfen und gibt Tipps zu eventuell auftretenden Schäden bzw. Schädlingen. Auch auf die Vermehrung durch Teilung, Stecklinge oder Schößlinge geht sie ein. Mir erscheint jedoch am wichtigsten ihr ausführlicher Ratgeber zum Gießen und zur Platzierung diverser Gewächse in der Wohnung. Da die Autorin kurz auf deren jeweilige Herkunft eingeht, erklärt sich schließlich von selbst, warum einige Blumen heller platziert werden sollten als andere und manche einen größeren Wasser- oder Wärmebedarf haben. Zahlreiche attraktive Illustrationen veranschaulichen Fowlers Text und geben vor allem den Pflanzenporträts ein hübsches „Gesicht“. Hier beschreibt Fowler eine Auswahl an Pflanzen und die richtige Pflege im Detail, schildert den bevorzugten Standort und berät bei möglichen Problemen.
Sehr übersichtlich gestaltet, ist Fowlers Buch ein Ratgeber, in dem der Zimmergärtner immer wieder einmal nachschlagen kann.

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Veröffentlicht am 01.08.2020

Evolutionäre Umbrüche

Warum es normal ist, dass die Welt untergeht
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Ganz bequem, wie von einem „Kinosessel in der Stratosphäre“ aus, verfolgen wir „einen Film, der die gesamte Menschheitsgeschichte“ zeigt - so führt uns Robert Kelly, Professor für Anthropologie in Wyoming, ...

Ganz bequem, wie von einem „Kinosessel in der Stratosphäre“ aus, verfolgen wir „einen Film, der die gesamte Menschheitsgeschichte“ zeigt - so führt uns Robert Kelly, Professor für Anthropologie in Wyoming, an das Thema seines Buches heran: wie sahen die Übergänge aus, an denen sich das Leben der Menschen von Grund auf verändert hat? Und was erwartet uns bei einem neuerlichen Umbruch?
Kellys Blick richtet sich auf die „Totale“; sehr gut verständlich und durchaus nachvollziehbar gelingt es ihm, seine Leser die menschliche Entwicklung als allmählichen, unaufhaltsamen Wandel im Ganzen sehen und damit „Muster in Raum und Zeit“ erkennen zu lassen. Knapp, aber eindringlich gibt er uns einen Überblick über die Menschheitsgeschichte, der den Zeitpunkt vom Auftreten der ersten Homininen bis heute umfasst. Wichtig ist ihm dabei, die diversen „Umbrüche“ deutlich zu machen, die stets zu einer Weiterentwicklung geführt haben. Es sind vier bedeutende: die (immer rasanter fortschreitende) Technologie, die ursprünglich mit Steinwerkzeugen begann; die Kultur mit all ihren Facetten; die Landwirtschaft und das Sesshaftwerden der Menschen und schließlich die Staatenbildung mit all ihren Vor- und Nachteilen, bis Kelly schließlich in der Gegenwart ankommt und die Frage stellt: was erwartet uns mit all unseren (selbst verursachten) Problemen? Wie beeinflussen Bevölkerungszunahme, Globalisierung, Aufrüstung, Pandemien, Klimawandel unsere Zukunft? Seine Erklärungsversuche, wie ein fünfter Umbruch aussehen könnte, beschwören kein Weltuntergangsszenario, sondern zeigen seinen Optimismus und Vertrauen in Vernunft und Lösungsstrategien des Menschen. Die Gegenwart nicht isoliert sehen: ganz der Blick des Archäologen, dessen Zeithorizont keine Grenzen kennt. Mit Humor und Einfühlungsvermögen schafft er es spielend, dem Leser einmal eine andere, vielleicht ungewohnte Perspektive auf sein Leben zu geben.

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