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Veröffentlicht am 23.05.2018

„Eine Kleinstadt wie tausend andere…“

Main Street
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Carol Kennicott ist total von sich überzeugt: nach ihrer Heirat mit Will, dem Arzt der Kleinstadt Gopher Prairie, wird sie die langweilige Hauptstraße des Städtchens nach ihren Plänen geschmackvoll umgestalten ...

Carol Kennicott ist total von sich überzeugt: nach ihrer Heirat mit Will, dem Arzt der Kleinstadt Gopher Prairie, wird sie die langweilige Hauptstraße des Städtchens nach ihren Plänen geschmackvoll umgestalten lassen. Doch als sie in die den Ton angebende Schicht der Provinzstadt eingeführt wird, gerät ihr Vorhaben ins Wanken; die Einwohner schätzen ihre Reformpläne nicht sehr. Carols Engagement wird schließlich eher durch die Interessen der Middle Class in andere Richtungen gelenkt und sie verschiebt ihr Vorhaben vorläufig. Wird sie sich durchsetzen oder wird sie von der „Gesellschaft“ vereinnahmt und verändert?
Im Original erschien der Roman „Main Street“ im Jahre 1920 - doch sein Thema, das Leben in der Provinz, das Festhalten an Traditionen, Intoleranz und Borniertheit vieler Zeitgenossen ist stets aktuell. Sinclair Lewis (1885 – 1951) verfügt über eine scharfe Beobachtungsgabe. Mit viel Witz und Esprit schildert er seine Charaktere, in erster Linie Vertreter des (selbstzufriedenen) Bürgertums. Sie wirken so lebendig wie in den Romanen Charles Dickens´, seinem großem Vorbild. Lewis nimmt ihre Schwächen und Fehler kritisch ins Visier und zeichnet in satirischer Manier ein facettenreiches Bild der Personen und des Handlungsortes. Gopher Prairie erscheint wie ein Abbild seiner eigenen Geburtsstadt in Minnesota und deren Einwohner. Vermutlich hatte Lewis, der übrigens als erster amerikanischer Schriftsteller Lewis im Jahr 1930 den Nobelpreis für Literatur erhielt, genügend Gelegenheit, sie genau zu beobachten. „Main Street“ , in gehobener Alltagssprache verfasst, liest sich einfach wunderbar erfrischend.
„Soviel zu unserer angenehmen Tradition und unserem festen Glauben. Würde sich da nicht als zynischer Fremdling entlarven, wer die Main Stret anders schildern oder ihre Bewohner mit Spekulationen darüber erschrecken wollte, ob es noch andere Bekenntnisse gibt?“

Veröffentlicht am 19.05.2018

Toller Mix aus Witz und Spannung

Die Finstersteins – Teil 3: Den Letzten beißt das Krokodil!
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Liebe kann sogar Steine erweichen - das erleben wir im dritten Teil der Geschichte um die vierhundert Jahre alte Familie Finsterstein in Berlin Köpenick. Sina von Finsterstein und ihre Brüder nehmen ...

Liebe kann sogar Steine erweichen - das erleben wir im dritten Teil der Geschichte um die vierhundert Jahre alte Familie Finsterstein in Berlin Köpenick. Sina von Finsterstein und ihre Brüder nehmen gemeinsam mit Fred, ihrem „Erwecker“, an dem Schulprojekt „Mein Kiez - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ teil. Doch Professor Rassmus de Habernuck vom Geheimbund der „Erben“, der seit Jahrhunderten auf der Suche nach einem Elixier für ewiges Leben ist, lässt Sina entführen, um das Geheimnis ihrer Erweckung zu ergründen. Verzweifelt begibt sich Fred auf die Suche nach seiner Freundin, mit Sinas Krokodil Peppi als Spür“hund“ und gerät bald selbst in Gefahr…
Drei kurzweilige Stunden lang sorgt Kai Lüftners Hörbuch für packende Unterhaltung. Neben geheimnisvollen Ereignissen spielen die Themen Familie, Freundschaft und Zusammenhalt eine tragende Rolle, auch die erste Verliebtheit wird (gar nicht kitschig) thematisiert. Der Stil des Romans ist zeitgemäß, die Sprache frisch und locker, aber nicht banal; Lüftner orientiert sich an der Ausdrucksweise von Jugendlichen und trifft damit ihren Geschmack. Witzige, schlagfertige Dialoge bringen immer wieder heitere Unterbrechungen in das spannende Geschehen und lockern es auf.
Der Schriftsteller selbst leiht den Akteuren seine Stimme und lässt sie lebendig werden. Mit leichten Modulierungen gibt er jeder Figur einen eigenen Charakter und liest gekonnt lustige Szenen, beschwört aber auch spannende und gar unheimliche Momente.
Meine Meinung: Ein Kinderbuch mit einer guten Mischung aus Lachen und Spannung!

Veröffentlicht am 08.05.2018

Powerpflanzen aus eigenem Anbau

Wildkräuter aus Topf und Garten
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Löwenzahn und Bärlauch: das sind Wildkräuter, welche die meisten Leute kennen und (essen) mögen. Aber wie sieht es mit Vogelmiere oder Scharbockskraut aus, Franzosenkraut oder gar Giersch? Diese, vielen ...

Löwenzahn und Bärlauch: das sind Wildkräuter, welche die meisten Leute kennen und (essen) mögen. Aber wie sieht es mit Vogelmiere oder Scharbockskraut aus, Franzosenkraut oder gar Giersch? Diese, vielen als unbeliebte „Unkräuter“ bekannt, sind echte „Pflanzen mit Potential“ - schön, wer sie bereits (wenn auch manchmal unwillkommen) im Garten hat!
Heide Bergmann und Ulrike Armbruster zeigen in ihrem reich und bezaubernd illustrierten Buch, wie man die „Wilden“ auch im Blumentopf auf dem Balkon ziehen und ihre Nährstoffe sinnvoll für den Speiseplan einsetzen kann. Leicht und auch für Anfänger verständlich erklären sie die Vorgehensweise von Aussaat und Pflanzenpflege über die Ernte bis hin zur Verarbeitung in der Küche. Hier dient Giersch einmal nicht als Ärgernis, sondern als Zusatz für eine erfrischende Limonade!
In der alphabetisch geordneten Übersicht über eine Auswahl an Wildpflanzen geben die Autorinnen zahlreiche Informationen zu deren Eigenschaften und Verwendung - zusätzlich bildlich erläutert durch viele eindrucksvolle Fotografien. Hilfreiche Zusatztipps, gewitzte Ideen und köstliche Rezepte bereichern das Konzept. Ein Serviceteil mit Hinweisen zu Bezugsquellen und weiterführender Literatur ergänzt das Kräuterbuch praktischerweise.
Den Autorinnen ist hier ein toller Ratgeber gelungen, der motiviert, Wildkräuter als das anzusehen, was sie tatsächlich sind: Powerpflanzen. Ein schönes Geschenk für alle, die frische, gesunde Küche lieben!

Veröffentlicht am 06.05.2018

Krimi mit viel Atmosphäre

Die Toten vom Mont Ventoux
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Ein spektakulärer Mordfall ereignet sich auf dem Parkplatz einer vielbefahrenen Touristenstraße am Mont Ventoux. Gleich vier Todesopfer gibt es zu beklagen, einen ehemaligen Radrennfahrer und eine englische ...

Ein spektakulärer Mordfall ereignet sich auf dem Parkplatz einer vielbefahrenen Touristenstraße am Mont Ventoux. Gleich vier Todesopfer gibt es zu beklagen, einen ehemaligen Radrennfahrer und eine englische Urlauberfamilie. Ein Kind ist dem Massaker entgangen, doch das kleine Mädchen ist traumatisiert und nicht als Zeugin vernehmbar. Capitaine Olivier Malbec stürzt sich mit Elan in die Ermittlungsarbeit, wird jedoch nach kurzer Zeit von einer Sonderkommission, die aus Pariser und britischen Kollegen besteht, abgelöst. Nach und nach treten unterschiedliche Mordmotive zutage, welche die SoKo in Atem halten. Doch nicht nur die SoKo zerbricht sich den Kopf über die Rätsel dieses Falles, auch Capitaine Malbec lässt er keine Ruhe…
In seriösem, gehobenem Schreibstil führt Nestmeyer durch den Kriminalfall in der Provence. Ein Hauch provenzalischer Atmosphäre streift den Leser, während er Malbec bei seinen Ermittlungen, aber auch bei privaten Interessen und Problemen begleitet. Der Autor bettet den eigentlichen Mordfall stimmungsvoll in zahlreiche landestypische Beschreibungen, die seinen Roman authentisch wirken lassen. Er mischt Malbecs Ermittlungen mit zahlreichen interessanten Hintergrundinformationen über Land und Leute, lässt viel Wissenswertes zu dem Spektakel der Tour de France und den dunklen Seiten des Radsports einfließen. Trotz der Ruhe und Sachlichkeit, mit der Nestmeyer seinen Plot entwickelt, wird Spannung beim Leser erzeugt und bleibt bis zur Auflösung erhalten.
Meine Meinung: Nestmeyers zweiter Kriminalroman ist ein Buch, das packend unterhält und gleichzeitig ein wenig Einblick in die provenzalische Kultur bietet.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Mit Witz und Fantasie

Petronella Apfelmus (Sonderausgabe)
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Ihren herrlich verwilderten Garten mit den vielen Obstbäumen und –sträuchern möchte die kleine Hexe Petronella nicht aufgeben. Daher gibt sie sich zunächst alle Mühe, die Familie Kuchenbrand, welche die ...

Ihren herrlich verwilderten Garten mit den vielen Obstbäumen und –sträuchern möchte die kleine Hexe Petronella nicht aufgeben. Daher gibt sie sich zunächst alle Mühe, die Familie Kuchenbrand, welche die alte Mühle und das Gartengrundstück, auf dem Petronella lebt, neu erworben hat, zu vertreiben. Doch Zauberei und Spuk helfen ihr nicht, die neuen Besitzer zu vergraulen. Immerhin erweisen sich die Zwillinge Luis und Lea, die sie schließlich in ihrem Apfelhäuschen aufstöbern, als liebenswerte Kinder, die Petronella und die Bewohner des Gartens schnell ins Herz schließen und sie gern unterstützen. Und magische Hilfe ist schon sehr bald dringend nötig…
Eine Geschichte voller Fantasie und Fröhlichkeit zaubert Sabine Städing hier für Kinder ab 8 Jahren. Doch nicht nur Harmonie herrscht in ihrer Erzählung, sondern auch die bitteren Seiten des Lebens haben ihren Platz. Vielen kleinen Lesern ist etwa Arbeitslosigkeit der Eltern ein Begriff und sie sind vermutlich auch mit dem Problem vertraut, nicht über genügend Geld zu verfügen. Bei Sabine Städings Helden behält natürlich der Optimismus die Oberhand, das Gute siegt mit Witz und Einfallsreichtum - und mit etwas magischer Nachhilfe.
Kurze, schlichte Sätze und eine altersgerechte Sprache machen das Lesen für Kinder zum Vergnügen. Liebevoll bindet die Autorin ihre jungen Leser ein in lustige und spannende Ereignisse und lässt sie mit Petronella leiden und lachen. Ebenso amüsant präsentieren sich die zahlreichen Illustrationen von Sabine Büchner. Sie begleiten wirkungsvoll den Text und bieten „Verschnaufpausen“ beim (Vor-)Lesen.
Meine Meinung: Ein bezauberndes Kinderbuch voll Wärme und Humor.