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Veröffentlicht am 19.04.2018

Interessanter Krimiauftakt einer erfolgreichen Reihe!

Die Eisprinzessin schläft (Ein Falck-Hedström-Krimi 1)
1

Nachdem ich vom 9. Band "Die Schneelöwin" so begeistert war, habe ich mir endlich mal Teil 1 der Krimireihe vorgenommen. Es geht um das Aufeinandertreffen von Erica Falck und Patrik Hedström, die sich ...

Nachdem ich vom 9. Band "Die Schneelöwin" so begeistert war, habe ich mir endlich mal Teil 1 der Krimireihe vorgenommen. Es geht um das Aufeinandertreffen von Erica Falck und Patrik Hedström, die sich durch den Tod der gemeinsamen Schulfreundin wieder über den Weg laufen. Aus ihrer Bekanntschaft entwickelt sich mehr und diese Liebesgeschichte durchläuft den ganzen Krimi und vervollständigt so das Privatleben auf eine recht sympathische Weise.

Die Krimihandlung ist spannend und hat mich gleich von Beginn an interessiert. Die verschiedenen Personen, mit denen Alex Kontakt hatte, sind vielschichtig und gehören zu allen Gesellschaftskreisen. Daraus ergibt sich auch eine Menge potentieller Täter.

Das Ermittlerteam hat neben dem intelligenten Patrik so seine Spitzenleute: besonders sein Chef Mellberg ist eine ganz spezielle Type, dem man mit seiner Krähennestfrisur, seiner wichtigtuerischen und stupiden Art nur mit Amüsement begegnen kann.

Der Erzählstil ist locker, flüssig, es gibt einige Wendungen, die den Täter nicht erkennbar machen. Die Beschreibung der schwedischen Winterlandschaft und der vereisten Straßen erfolgt sehr bildhaft und ich konnte mich gut in diese eiskalte Winterzeit hineinversetzen.
Man merkt allerdings auch an Themen wie Kleidungsfragen oder Figurproblemen sehr deutlich, die Handschrift einer Frau! Aber gerade diese Kleinigkeiten haben mir gut gefallen und ich wurde prima unterhalten.

Die Protagonisten sind allesamt liebevoll bis ins Detail ausgearbeitet, sie wirken realistisch und sehr lebendig. Ob es sich um die Sorgen der Mutter des alkoholkranken Anders handelt, die häuslichen Probleme von Anna oder um die körperliche Annäherung von Erica und Patrik, immer kommen Emotionen dem Leser intensiv nahe. Das zeigt die hohe Schreibfähigkeit der Autorin und dieser Stil setzt Maßstäbe für weitere Bände.

Das Ratespiel um den Täter bleibt bis zum Ende offen, ein grausames Geheimnis offenbahrt sich jedoch und man zweifelt an dem Gewissen der betroffenen Menschen. Mit welcher Gleichgültigkeit hier Verbrechen verschwiegen wurden, nur um den Schein zu wahren, ist grausam.

Dieser Auftakt der schwedischen Krimireihe ist ein interessanter Einstieg, der zeigt, wie grausam Menschen sein können. Ich werde noch weitere Fälle dieses sympathischen Teams lesen.

Veröffentlicht am 20.01.2018

Düster, überraschend und toll geschrieben

Die schwarze Dame
1

Der Wiener Privatermittler Peter Hogart wird nach Prag geschickt, um eine spurlos versschwundene Kollegin zu suchen. Hogart sticht mit seiner Suche in ein Wespennest und hat es schnell mit der Mafia und ...

Der Wiener Privatermittler Peter Hogart wird nach Prag geschickt, um eine spurlos versschwundene Kollegin zu suchen. Hogart sticht mit seiner Suche in ein Wespennest und hat es schnell mit der Mafia und ihren Schlägern zu tun, aber auch die Prager Polizei bringt er gegen sich auf.

Nur die junge Privatdetektivin Ivona Markovic, die gerade eine Reihe bizarrer Verstümmelungsmorde untersucht, scheint auf Hogarts Seite zu stehen. Beide überleben einen brutalen Anschlag und es wird klar, das hier eine Verbindung zwischen den Fällen vorhanden sein muss. Die Zeit läuft ihnen davon, der nächste Mord kann jederzeit passieren.


Dieser Thrillerauftakt hat mir fesselnde Lesezeit geschenkt. Andreas Gruber schreibt nicht nur toll, er bringt auch inhaltlich einige Überraschungen in der Handlung unter, die man so nicht erwartet und deswegen gespannt weiter liest.

Hogart landet für eine Versicherung in Prag. Was anfangs noch in die Kunstszene führt und als Versicherungsbetrug beginnt, läuft später auf eine gefährliche Suche nach einem Serienkiller hinaus. Dadurch verschiebt sich die relativ ungefährliche Ermittlung auf eine völlig andere Schiene. Es geht hinein in die kriminellen Strukturen der Mafia, Greco und seine Schläger machen Hogart das Leben schwer und sind ihm immer auf den Fersen.

Gemeinsam mit der Privatdetektivin Ivona Markovic entdeckt Hogart die Parallelen zwischen seiner Vermisstensache und den zerstümmelten Leichen. Ivonas guten Kontakten ist es zu verdanken, dass Hogart gute Starthilfe und auch Schutz geniesst. Die geköpften Mordopfer sorgen in Prag für Angst und Schrecken.

Die Story fängt gemächlich an und steigert sich allmählich zu einem fesselnden und komplexen Fall.

Hogart ist ein mutiger und intelligenter Typ, der mit Ivona eine passende Ermittlungs-Partnerin an seiner Seite hat. Beide wirken authentisch und man erlebt mit ihnen ihre schockierenden Erlebnisse aufgeregt mit.

Ich habe mich mehrfach gefragt, wie die Morde mit den verschwundenen Gemälden zusammenhängen könnten. Nach und nach kommen immer mehr Details zum Vorschein, die man nicht erwartet, die aber den Fall klarer werden lassen. Die Hintergrundgeschichte des Mörders hat es ebenfalls in sich. Einige gefährliche Szenen und die grausamen Mordopfer lassen die Spannung anwachsen und ein toller Showdown schliesst das Buch ohne offene Fragen ab.

Lediglich die Nebenfiguren fallen hier etwas blass aus, da hätte ich mir noch mehr Ausarbeitung gewünscht.

Auch wenn der Schreibstil für einen Thriller etwas zu ausführlich gerät, gefällt mir die düstere, atmosphärisch genaue Beschreibung von Andreas Gruber recht gut. Hier sieht man die erwähnten Schauplätze in Prag bildhaft genau vor Augen und kann die unterschiedlichen dunklen Stimmungen wunderbar nachvollziehen. Sogar geschichtliche Dinge finden hier eine gelungene Einbindung in die Handlung, was dem Buch allerdings auch eher einen romanhaften Zug verleiht. Als waschechten Thriller würde ich das Buch nun nicht bezeichnen, was aber der Spannung keinen Abbruch tut.


Mir hat dieser Auftakt mit den Prager Ansichten gut gefallen, die Reihe werde ich gern weiter verfolgen. Für Andreas Gruber Fans ist dieses Buch ein Muss und wer gern Spannungsliteratur aus Prag liest, sollte sich das Buch nicht entgehen lassen.


Der nächste Teil der Peter Hogart Reihe erscheint im April im Goldmann Verlag und heißt "Die Engelsmühle".

Veröffentlicht am 09.01.2018

Schade, aus diesem Buch hätte man mehr machen können!

Die Ländersammlerin
1

Nina Sedano hat alle 193 Länder dieser Erde bereist. Das klingt gewaltig und ist auch in meinen Augen ein abenteuerliches Unterfangen. Doch damit steht sie nicht allein da. Es gibt inzwischen viele Menschen, ...

Nina Sedano hat alle 193 Länder dieser Erde bereist. Das klingt gewaltig und ist auch in meinen Augen ein abenteuerliches Unterfangen. Doch damit steht sie nicht allein da. Es gibt inzwischen viele Menschen, die "Länder sammeln"! Sie nennen es den "Weltenbummler Wettstreit der extrem Vielreiser". Meiner Meinung nach ein echt dekadentes Hobby, bei dem sicherlich viele Teilnehmer die Augen vor den jeweiligen politischen oder gesellschaftlichen Zuständen in den Ländern verschliessen. Doch das nur am Rande!


Dieses Buch hat mich leider enttäuscht. Dabei reise ich selbst gerne und erhoffte mir tolle Empfehlungen einsamer Landstriche und liebenswürdiger Menschen, toller Küche, exotischer Kulisse und vor allem interessante Sehenswürdigkeiten.
Mich erwartete statt dessen ein sprachlich nicht ganz ausgereifter Sprachstil einer in ihrer Berufswelt gefrusteten Frau, die es sich zum Ziel gemacht hat, 193 Länder zu sammeln.
Auch wenn ich Frau Sedanos Mut und ihre Beharrlichkeit gerade in Behördendingen für die Einreiseformalitäten bewundere, so vermisse ich doch intensive Erlebnisse und reine Freude am Erlebten. Es kam mir wie ein Abhaken und Sammeln der
Länderstempel im Pass vor.

Für die Länder Aserbaidschan und Usbekistan werden im Buch ein paar Seiten veranschlagt. Die Autorin berichtet von einem Hammelessen, von dem sie krank wurde und Fieber bekam. Natürlich tut sie mir leid, aber wer viel reist, muss mit so etwas rechnen.
Sie jammert ebenfalls über Mitreisende, die in Mehrbettzimmern bei ihrem Beisein ihr Liebesleben ausleben. Die Vorstellung finde ich auch schrecklich, aber mir wäre nie in den Sinn gekommen, mich dort einzumieten.

Ich hatte mir vorgestellt, hier tolle Reiseempfehlungen oder abenteuerliche Erlebnisse zu finden, leider Fehlanzeige. Gut gefällt mir lediglich die realistische Darstellung der Reise in Nordkorea. Auch die Versuche, für bestimmte Länder, wie den Iran ein Reisevisum zu bekommen, sind aufschlussreich.
Das sind für mich jedoch keine relevanten oder auch hilfreichen Infos, da diese Länder für mich keine Reiseziele darstellen.


Glücklicherweise unterliege ich ja keinem Zwang zu reisen, sondern suche mir meine Ziele nach landschaftlichem Interesse und persönlicher Vorliebe aus. Ich muss nicht reisen, sondern ich darf!

Bei diesem Buch bemängele ich hauptsächlich die Art, wie sich Frau Sedano darstellt und wie sie erzählt. Beides wirkt aufgesetzt und ich empfinde kein sonderliches Interesse an ihrer Person und die Geschichten sind nicht spannend.

Wo bleibt die Reisefreude, wo sind die einzigartigen Erlebnisse, wo das Reisefieber? Es hätte ein tolles und interessantes Buch werden können. Ein echter Bestseller muss nicht unbedingt ein super Buch sein!

Veröffentlicht am 31.12.2017

Von der Konkubine zur Kaiserin

Das Mädchen Orchidee
1

Dieser Roman beschreibt eine Welt, die uns Europäern lange Zeit verschlossen und dadurch unbekannt war. Sie führt uns nach China um 1852 hinter die Mauern des Kaiserpalastes in Beijing und zeigt das Alltagsleben ...

Dieser Roman beschreibt eine Welt, die uns Europäern lange Zeit verschlossen und dadurch unbekannt war. Sie führt uns nach China um 1852 hinter die Mauern des Kaiserpalastes in Beijing und zeigt das Alltagsleben unter den Frauen des Kaisers Xianfeng, erklärt den Einfluss der Eunuchen und die traditionellen Zeremonien bei Hofe.

Viel mehr aber geht es um das Schicksal der jungen Tsu Hsi, die der chinesischen Adelsdynastie der Mandschu angehört und als Nebenfrau des Kaisers in der Verbotenen Stadt leben musste.
Sie liebt ihren Cousin, der in der kaiserlichen Garde dient. Von der heimlichen Liebe darf niemand erfahren, es hätte tödliche Konsequenzen für beide.
Tsu Hsi bekommt einen Sohn und muss später um ihrer beider Leben bangen. Der Platz auf dem Thron bedeutet Einfluss, die Intrigen bei Hofe sind gefährlich.
Doch mit vorausschauendem Blick festigt Tsu Hsi ihre Position und dank ihres Geschicks wird sie stellvertretend für ihren minderjährigen Sohn Kaiserin.

Dieser Charakter wird von Pearl S. Buck mit viel Intensität und Nähe beschrieben. Man erlebt wie Tsu Hsi mit Einfühlungsvermögen und Geschick, aber auch mit Machtbewusstsein ihre Chancen bei Hofe für den eigenen Aufstieg nutzt.
Interessant ist auch die politische Darstellung Chinas zu dieser Zeit. Das starre Festhalten an Traditionen und isolierte politische Stellung wird deutlich. Doch die isolierte Position ist nicht länger haltbar, der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. Die Taiping-Revolte, der Boxer-Aufstand und der äußere Druck von Europäern und Japanern zwingen China, sich zu verändern und fremden Einflüssen zu öffnen.

Wie gewohnt zeigt die erfolgreiche Autorin ihren beeindruckenden Schreibstil auch in diesem Roman unterhaltsam und mit viel Gespür für fremde Kulturen. Man erlebt eine Liebesgeschichte, politische Einsichten und eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, sondern ihre Position immer mehr bis zum Kaiserthron ausbaut.


Dieser Roman bietet eine gute Gelegenheit, sich mit der chinesischen Geschichte und deren Andersartigkeit zu beschäftigen. Der Blick auf die Darstellung Tsu Hsis macht die Haltung der Chinesen deutlich und ermöglicht den Blick in die Verbotene Stadt.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Ein historischer Schmöker, der mich gut unterhalten hat.

Das Pestzeichen
1

Bei diesem Roman bekommt man einen guten Eindruck von der Welt der kleinen Leute. Auch die einfachen, ärmlichen Lebensbedingungen werden sehr lebensah geschildert. Wie damals Aberglaube und böse Geister ...

Bei diesem Roman bekommt man einen guten Eindruck von der Welt der kleinen Leute. Auch die einfachen, ärmlichen Lebensbedingungen werden sehr lebensah geschildert. Wie damals Aberglaube und böse Geister in den Köpfen der Menschen spukten, kann man aus heutiger Sicht kaum noch nachvollziehen. Die schwierigen Lebensumstände waren so trostlos und für die Menschen nicht erklärbar, vielleicht flüchteten die Menschen deshalb in diese Geistererklärungen.

Deana Zinßmeister kann wunderbar flüssig erzählen und bringt mit ihren unterschiedlichen Charakteren viel Unterhaltungspotential in die Geschichte. Ich bin nur über die verwendete Sprache gestolpert, die ich so mir für die damalige Zeit nicht vorstellen kann.

Mit ihrer Protagonistin Susanna hat sie eine starke Persönlichkeit geschaffen, die mit ihrer selbstbewussten Art ihrer Zeit weit voraus ist. Ich finde ihren Mut manchmal etwas übertrieben. Als Frau vor gefährlichen Verfolgern zu fliehen, war sicherlich sehr ungewöhnlich und gewagt.

Die Schilderung der ärmlichen Verhältnisse mit Hunger, Krankheit und die tödlichen Pesterkrankungen finde ich sehr überzeugend dargestellt. Aber die Schatzsuche kommt mir zu viel zur Sprache.

Wer historische Romane mag, wird sich hier gut unterhalten fühlen. Auch die glaubhafte Darstellung der abergläubigen Menschen sorgt für eine interessante Lektüre.