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Veröffentlicht am 05.04.2024

Gefährliche Alpenwanderung

Und täglich grüßt die MörderMitzi
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Im Emons Verlag erscheint "Und täglich grüßt die MörderMitzi" von Isabella Archan, es ist der 6. Band der Reihe.

Agnes hat die Leitung der Polizeidienststelle in Kufstein übernommen und ist auf der Suche ...

Im Emons Verlag erscheint "Und täglich grüßt die MörderMitzi" von Isabella Archan, es ist der 6. Band der Reihe.

Agnes hat die Leitung der Polizeidienststelle in Kufstein übernommen und ist auf der Suche nach einem ominösen Bogenschützen, der scheinbar wahllos auf Wanderer schießt. Sie muss ihn schnappen, ehe er noch jemanden tötet. Währenddessen plant Mitzi voller Vorfreude mit ihrem Freund Rudolfo die Eröffnung eines eigenen Cafés, an eine gemeinsame Wohnung ist aber nicht gedacht. Dafür genießt Mitzi zu sehr ihr Leben in der WG. Als sie dann Post von ihrem Bruder Benni bekommt, den sie seit der Explosion in Kindertagen als tot geglaubt hat, schlagen Mitzis Gedanken und Hoffnungen Purzelbaum. Sie möchte diesen Mann treffen, denn für diesen Schicksalschlag fühlt sich sich immer noch verantwortlich und bekam dafür auch den Spitznamen MörderMitzi angehängt.

Eigentlich könnte Mitzi gerade nicht glücklicher sein, denn ihr Traum von einem Café rückt näher und sie ist zufrieden mit ihren Freunden Agnes, derem Mann Axel und der kleinen Konstanze. Doch dann kommt die unheilvolle Nachricht, dass der Serienmörder Sam aus dem Gefängnis geflohen ist, zu dem Mitzi immer noch Gefühle hegt.

Doch noch mehr macht ihr zu schaffen, dass sie ihren tot geglaubten Bruder Benni wiedertrifft. Es ist eine Mischung aus Freude und Angstgefühl, ihm ihre Schuld an der Explosion in Kindertagen beichten zu müssen. Als sich sich mit ihm trifft, hat Agnes Zweifel an diesem unerwarteten Auftauchen. Doch sie hat mit dem Bogenschützen zu tun, der schon bald ein Todesopfer zu verantworten hat.

Der Erzählstil ist gewohnt flüssig, locker und mit reichlich Lokalkolorit und verständlichem Dialekt versehen. So bringt Isabella Archan österreichisches Flair in die Story und macht mit dem kulinarischen Schmankerl und den regionalen Kaffeesorten einfach Appetit.

Ihre Figuren sind sehr lebendig und wiedererkennbar ausgeführt, Agnes ist die toughe Ermittlerin, die den Spagat zwischen Beruf und Familie stemmen muss, während Mitzi immer noch recht skurril und irgendwie traumtänzerisch ihr Leben lebt und nur den Moment zu genießen scheint. Das Privatleben sorgt wie immer für unterhaltsame Szenen, durch die man die Figuren immer näher kennen lernt und ins Herz schließt.

Die Krimihandlung läuft eher unterschwellig mit, hält aber genügend Spannung bereit, um nicht in den Hintergrund gedrängt zu werden. Und einige Wendungen und die Angst vor Sams Begegnung hat mich in der gesamten Geschichte gespannt weiter lesen lassen. Am Ende sorgt ein gefährlicher Showdown für Todesängste in den Alpen, bei denen man um Mitzis Leben bangen muss.

Dieser unterhaltsame Regionalkrimi bringt mit seinen interessanten Figuren, einem ominösen Bogenschützen und einem vermeintlich totgeglaubten Bruder jede Menge Spannung mit!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.04.2024

Ein schön illustriertes Buch über Zugehörigkeit

Der Flunkerfunkelstein oder die Elster, die nicht stehlen wollte
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Im Knesebeck Verlag erscheint das Bilderbuch "Der Flunkerfunkelstein oder die Elster, die nicht stehlen wollte" von Kai Oppermann.

Im Wald lebt eine Elsterfamilie, die als Meisterdiebe weithin bekannt ...

Im Knesebeck Verlag erscheint das Bilderbuch "Der Flunkerfunkelstein oder die Elster, die nicht stehlen wollte" von Kai Oppermann.

Im Wald lebt eine Elsterfamilie, die als Meisterdiebe weithin bekannt sind. Sie schmücken sich und ihre Nester im Baum mit glitzernden Juwelen. Das Motto der Elstern lautet: Eine Elster ohne Funkelstein kann keine Elster sein! Doch die kleinste Elster der Familie hält nichts von Raubzügen und langweiligem Schmuck, viel lieber erzählt sie sich spannende Geschichten mit ihren Freunden Rotkehlchen und Pirol. Aber ist sie ohne Diebeskunst auch eine echte Elster?

Die kleine Elster ist ganz anders als ihre schmuckverliebten Familienmitglieder, sie findet Juwelen langweilig und hat Angst, ihre Familie zu enttäuschen. Deshalb macht sie sich auf und findet einen gewaltig funkelnden Stein, das spricht sich schnell im Wald herum und alle loben sie als Meisterdiebin. Woher dieser Schatz wohl stammt?

Es ist eine wahre Freude, die wunderbaren, farbenfrohen Illustrationen von Kai Oppermann anzusehen und zu bewundern. Aber vom Inhalt her geht es in dieser Geschichte um mehr als schöne Bilder. Es geht um Freundschaft, um Anerkennung und Akzeptanz in der Familie, aber auch um Lügen und Selbstschutz.

In diesem Kinderbuch erfahren Kinder, dass die Liebe der Eltern nicht an Bedingungen geknüpft ist, selbst wenn man nicht so ist, wie die anderen. Diese Geschichte lädt dazu ein, über Lügen und Flunkern zu sprechen.

Ein wunderschön illustriertes Buch, das nachdenklich macht und sich mit den Themen Zugehörigkeit und Lügen beschäftigt.

Veröffentlicht am 02.04.2024

Der ewige Kreislauf der Natur

Der Lauf der Natur
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Im Prestel Verlag erscheint das Sachbuch "Der Lauf der Natur" von Gabby Dawnay und Margaux Samson-Abadie. Es richtet sich an Kinder ab sieben Jahren.

Überall auf der Welt zeigt die Natur uns ihre Wunder, ...

Im Prestel Verlag erscheint das Sachbuch "Der Lauf der Natur" von Gabby Dawnay und Margaux Samson-Abadie. Es richtet sich an Kinder ab sieben Jahren.

Überall auf der Welt zeigt die Natur uns ihre Wunder, die in einem ständig wiederkehrenden Kreislauf für Veränderungen sorgen.

In vier Kapiteln geht es um erstaunliche Lebenszyklen, die in 48 Geschichten über Tiere, Pflanzen und Pilze, über die Erde und Vorgänge im Weltall informieren.

Was wisst ihr über Eintagsfliegen? Wie entwickeln sich aus winzigen Larven fliegende Libellen? Was ist das Besondere an Sonnenblumen und was wisst ihr über Lotusblumen? Wie groß und wie alt werden Mammutbäume? Wie entsteht ein Gewitter? Wie sind die Kontinente entstanden? Welche Phasen durchläuft der Mond?

Das großformatige Buch ist hochwertig ausgestattet, das Cover zieht ein Bild mit Goldfolienprägung. Es bietet eine Fülle an interessanten Informationen rund um die Natur unserer Erde, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen beeindrucken und so die Einzigartigkeit der Erde deutlich machen.

An verschiedenen Beispielen wird der unterschiedliche Lebenszyklus von Tieren gezeigt, neben Orang-Utans, Hühnern und Eisbären werden auch Tiere vorstellt, die man nicht so häufig in Sachbüchern sieht. Da geht es um die Geburtshelferkröte, um den Nacktmull und winzige Bärtierchen, Kängurus und Quallen, Kraken sowie das Seepferdchen, aber auch um den Menschen. Die detaillierten Bilder zeigen sehr anschaulich die Sachverhalte in einzelnen Entwicklungsschritten an, dazu gibt es verständliche Texte, die in kleine Häppchen aufgeteilt werden und die Erklärung zu den einzelnen Bildern anbieten. Damit lässt sich der Sachverhalt optisch und inhaltlich schon für Schulanfänger gut begreifen.

"Der Lauf der Natur" ist ein großartiges und fesselndes Buch über den Kreislauf des Lebens. Es umfasst viele Themen zwischen Himmel und Erde, die Kinder interessieren und dazu genaue Erklärungen einfordern. Die Welt dreht sich ständig weiter und Veränderungen gehören zur Natur wie die Jahreszeiten oder der Wechsel vom Tag zur Nacht und das lernen Kinder in diesem Buch.

Dieses wunderschön gestaltete Buch bietet spannende und interessante Themen für kleine und große Entdecker! Hier lernt man auf spannende Weise etwas über die Natur, unseren Planeten und den Weltraum.

Veröffentlicht am 02.04.2024

Italienischer Krimi im Urlaubsmodus

Der blaue Salamander
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Im Diogenes Verlag erscheint Luca Venturas Krimi "Der blaue Salamander".

Es ist Sommer auf Capri, Inselpolizist Enricco Rizzi pflückt die ersten Pfirsiche in seinem Gärten hoch über dem Meer. Doch schon ...

Im Diogenes Verlag erscheint Luca Venturas Krimi "Der blaue Salamander".

Es ist Sommer auf Capri, Inselpolizist Enricco Rizzi pflückt die ersten Pfirsiche in seinem Gärten hoch über dem Meer. Doch schon kurze Zeit später ruft ihn die Pflicht, im Beichtstuhl der Kirche wurde eine Tote gefunden, die Modedesignerin Rosalinda Fervidi. Sie hatte als letztes Signora de Lulla in ihrer Villa besucht und deren kostbare und seltene Handtasche aus blauem Salamanderleder besichtigt. Wer könnte als Täter in Frage kommen?

Bei diesem Krimi habe ich mich von dem stimmungsvollen italienischen Flair wundervoll durch die Handlung leiten lassen.

Auf Capri ist nicht nur ein Mord geschehen, es wurde auch eine kostblaue Handtasche aus blauem Salamanderleder gestohlen, die in Verbindung zum Mord stehen könnte. Die Kripo aus Neapel findet schnell einen Verdächtigen, den Straßenkehrer Salvatore. Doch Rizzi und seine Kollegin Antonia Cirillo halten ihn für unschuldig und machen sich an die Ermittlungen.

Der blaue Salamander ist eine Eidechse, die es nur auf einem Felsen vor Capri gibt. Zur Tarnung hat sie sich der Farbe des Felsen angepasst und in Mondnächten leuchtet sie blau. Aus diesem blauen Eidechsenleder wurde die verschwundene Designerhandtasche die "Blaue Salamander" angefertigt, es gibt davon nur zwei Exemplare. Deshalb liegt der Verdacht nahe, dass Liebhaber für dieses exclusive Sammlerstück auch morden würden.

Die Mordermittlung findet inmitten der wundervollen Insel Capri statt, die uns Luca Ventura immer wieder in schönen Landschaftsszenen mit dem glitzernden, türkisblauen Meer und den eindrucksvollen Felsen Capris vor Augen hält. Auch die kulinarische Seite sorgt für Urlaubsfeeling pur und die gezeigten Szenen des abwechslungsreichen Privatlebens von Rizzi und Cirillo bringen Unterhaltung und Lebendigkeit in die Geschichte, sodass man den Krimi in kürzester Zeit verschlungen hat.
Rizzi und Cirillo ergänzen sich als Ermittler ganz wunderbar, Cirillo ist logisch denkend und lenkt den Blick auf Fakten, während Rizzi emotional reagiert, auf sein Bauchgefühl hört und die Menschen auf Capri gut kennt. Sie ermitteln im Umfeld der Ermordeten Rosalinda, die mit ihrer Lebenspartnerin Alessandra Lederwaren verkauft hat.

Der flüssige Schreibstil mit treffenden Personenbeschreibungen, angenehmen Landschaftsbeschreibungen und spritzigen Dialogen liest sich gut weg und man verfolgt gespannt die Befragungen, die Rizzi mit logischem Feingefühl führt und so immer mehr Informationen zum Fall beisteuern kann. Als Ausgleich nach dieser Ermittlungsarbeit hilft Rizzi wieder bei der Pfirsich- oder Gemüseernte seiner Familie mit, ein schöner Kontrast auch für die Leserschaft, damit taucht man automatisch in die wundervolle Landschaft der Insel ein und genießt den Krimi im Urlaubsmodus.

In diesem Krimi kommt automatisch Urlaubslaune auf, denn Ventura lässt uns das Rauschen des Meeres hören, führt uns in flirrender Hitze durch die kleinen, engen Gassen Capris mit knatternden Vespas und bringt das Inselfeeling bildhaft näher. Das weckt die Sehnsucht nach Zitroneneis, Espressi und Pasta.


Der blaue Salamander hat mich mit der lesenswerten Kriminalhandlung und dem sommerlichen Zauber Capris sehr gut unterhalten. Die Informationen zur Lederherstellung runden den Krimi interessant ab.

Veröffentlicht am 01.04.2024

Ein umfangreiches Familienepos über sizilianische Frauen!

Die Frauen der Familie Carbonaro
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Im Goldmann Verlag erscheint der zweite Band Die Frauen der Familie Carbonaro von Mario Giordano.

Drei Frauen der deutsch-italienischen Familie Carbonaro erzählen ihre Geschichte. Matriarchin Pina will ...

Im Goldmann Verlag erscheint der zweite Band Die Frauen der Familie Carbonaro von Mario Giordano.

Drei Frauen der deutsch-italienischen Familie Carbonaro erzählen ihre Geschichte. Matriarchin Pina will herrschen, ihre Schwiegertochter Anna will singen und Enkelin Maria will Hosen tragen. Doch in einer archaisch geprägten Familie im Sizilien Ende des 19. Jahrhunderts hat der Patriarch das Sagen und Blutsverwandtschaft ist entscheidend in der Familie.

Die Geschichte erzählt die Entwicklung der Familie, die sich von Sizilien nach Deutschland ausgeweitet hat. Sie erzählt von Heimat und Fremdsein und wie man Glück verliert und wieder findet.

"Die wahre Liebe war etwas Reines, Zartes, das sich öffnete wie eine Knopse. Falsche Liebe dagegen war, wenn beide in Raserei auf den Divan sanken...Falsche Liebe war zum Scheitern verurteilt." Zitat Seite 46


Mario Giordanos Roman beschreibt die Entwicklung einer Familien im sizilianischen Süden. Dabei fangen der beschriebene Lebensalltag, die Sitten und Gewohnheiten und unterschiedlichen Stimmungen und persönlichen Erlebnisse die besondere Atmosphäre einer italienischen Familie gut ein und man erlebt die Schattenseiten und untergeordnete Rolle der Frauen in einer italienischen, mafiösen Familienstruktur hautnah mit. Dieser Roman erzählt von Liebe, Hass, Träumen, Ängsten und Sehnsüchten und zeigt viele Aspekte der sizilianischen Lebensweise in einer patriarchischen Familie auf. Die Entwicklung der Familie verläuft in einer Zeitspanne von 1896 bis 1972 und aus der sizilianischen Heimat wandern einige Familienmitglieder nach München aus.

Seine vielfältigen Charaktere zeichnet Giordano mit einzigartigen Eigenschaften, die sie lebendig und unverwechselbar machen. Großmutter Pina ist die Matriarchin der Familie, sie hat über 22 Kinder geboren, von denen nur wenige überlebt haben. Ihre Schwiegertochter Anna muss sich in der Familie ihren Platz behaupten und die Enkelin rebelliert, bis sie ihren Weg gehen darf. Diese Figuren erlebt man mit alle Facetten ihrer Charaktere und es ist interessant, die Entwicklung dieser Personen im Laufe des Buches zu beobachten. Aber ich muss auch sagen, dass mir die ausführlich beschriebenen Frauen trotz ihrer verständlichen Sehnsüchte und Wünsche nicht wirklich nahe kamen. Es blieb eine gewisse Distanz, mit der sie zum Teil in ihrer Schattenwelt verblieben. Dennoch hat mir die Auswahl an weiblichen Figuren gut gefallen und ich habe mit den Gefühlen, Ängsten und Hoffnungen mit ihnen gebangt war auf die persönliche Weiterentwicklung gespannt. Mario Giordano beherrscht es mit einer unglaublichen Feinheit, das Zwischenmenschliche einzufangen und vor allem die Veränderung der Lebensweise zwischen früher und heute darzustellen.

Besonders beeindruckt hat mich der grandiose Schreibstil, der zwischen poetisch, ausschweifend und treffend beschreibend wechselt, darin liegt die Stärke des Autors. Es ist beeindruckend, wie Pina ihre Lebensvorstellungen durchsetzt, wie sie sich behauptet und auf ihre Weise einen Weg des Lebens gefunden hat. Die Auseinandersetzung mit der Familienstruktur zeigt eindringlich wie der Padron über seine und andere Familien herrschte.

Im Laufe der Geschichte kommen auch die Hausgeister zur Sprache, die mir zeigen, wie Aberglauben in früherer Zeit die Menschen ängstigte. Interessant beschrieben ist der harte Arbeitsalltag in den Zitronenplantangen. Mario Giordano baut in seinem Roman auch reale Ereignisse der Weltgeschichte ein, wie Kriege und erlebte Bombennächte, die gesunkene Titanic, sowie Veränderungen in der Mode und die Beschreibung technischer Errungenschaften, die zeitliche Veränderungen aufzeigen und die Geschichte mit Leben füllen.


Dieses umfangreiche Familienepos lässt uns den Blick in eine sizilianische, von der Mafia geprägte Familie werfen und zeigt das Schicksal der Frauen und ihre Entwicklung sichtbar und nachfühlbar auf.

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