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Veröffentlicht am 08.06.2018

Diese Buchmagie ging nach hinten los! Viel Tinte ohne Herz!

Tintenwelt 1. Tintenherz
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Tintenherz hat mich jetzt nicht so gepackt, obwohl ich die Personen zum Teil gemocht habe. Gerade mal die gruselige magische Atmosphäre ist einzigartig und besonders. Diese bedrohliche Stimmung bringt ...

Tintenherz hat mich jetzt nicht so gepackt, obwohl ich die Personen zum Teil gemocht habe. Gerade mal die gruselige magische Atmosphäre ist einzigartig und besonders. Diese bedrohliche Stimmung bringt Cornelia Funke gut zum Ausdruck. Aber an einigen Stellen hätte der Roman deutlich gestrafft werden können.
Dieses Buch hat Längen und mich begeistert diese Buchmagie nicht wirklich. Wahrscheinlich fehlt mir das Fantasy-Gen, die Geschichte rauscht richtig an mir vorbei.

Schon der Erzählstil hat mich nun nicht so vom Hocker gerissen. Auch gibt es Beschreibungen, die sich häufig wiederholen, so "leckt" das Feuer dank Staubfingers Feuermagie gleich mehrfach.

Dieses ewige Fluchtverhalten a la Katz und Maus Spiel wiederholt sich andauernd und ist außerdem auch noch recht vorhersehbar.

Die Idee, aus dem Buch Figuren herauszulesen, ist einem guten Einfall geschuldet, wird aber leider nicht weiter ausgebaut.
Funke beschreibt äußerst bildhaft die Umgebung und das Äußere der Personen, doch mir fehlt die persönliche Tiefe, die Motivation und die Gefühle. Die Charaktere erscheinen mir blass und nichtssagend geschildert. Ich konnte nur mit den drei Hauptfiguren Meggie, Mo und Elinor etwas anfangen. Tante Elinor war die Einzige im Buch, die auch mal mit Humor punkten durfte. Alle anderen erscheinen depressiv, gewalttätig und schlecht gelaunt.


Auch wenn ich ja schon zu den Lesesüchtigen zähle und Büchern einen hohen Stellenwert zumesse, grenzen diese sich wiederholenden Liebeserklärungen ans Lesen und an die Magie von Büchern an den Rand des Zumutbaren. Irgendwann hat es mich echt genervt.

Über dieser Geschichte scheint mir ein düsterer Nebel zu hängen, der sich nicht lichtet und dieser alte Mief und Staub der Vergangenheit ist im Buch festgehalten. Diese bedrückende Stimmung hat mich gestört und dank fehlender Spannung habe ich mich durch das Buch gequält. Ich entspreche nicht der Altersklasse von 12-13 Jahren, kann aber verstehen, wenn den jungen Lesern hiermit Bücher zum Gräuel werden. Denn die Intention, dass Bücher Welten öffnen und man sich in etwas hineinträumen kann, wurde hier oft beschrieben, es sollten sich magische Dinge ergeben. Heraus kam aber nur Negatives wie Mord und Feuer und Schlägerei und das ist enttäuschend.



Diese Buchreihe interessiert mich definitiv nicht. Das soll natürlich andere Leser nicht abschrecken, besonders Fantasy-Lesern scheint dieses Buch ja zu gefallen. Wenn schon Magie, dann lese ich lieber Harry Potter, dort gibt es auch mal etwas zu lachen.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Die Sprache passt nicht immer zum Zeitgeist und die Personen sind mir bis zum Schluss fremd geblieben.

Feine Leute
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Berlin 1925: Im Todesfall an dem reichen Unternehmer Gottlieb Straumann ermittelt Kommissar Paul Genzer, der aus einfachen Verhältnissen stammt, und mit ihm der Ufastar Carl von Bäumer aus ostpreußischem ...

Berlin 1925: Im Todesfall an dem reichen Unternehmer Gottlieb Straumann ermittelt Kommissar Paul Genzer, der aus einfachen Verhältnissen stammt, und mit ihm der Ufastar Carl von Bäumer aus ostpreußischem Adel.
Doch nicht nur die Ermittlungen verbinden die jungen Männer, sie führen ein heikle, da verbotene Beziehung.
Der Fall erscheint inszeniert zu sein, doch als Frau Straumann ums Leben kommt, fällt ein anderes Licht auf die Tat.


Joan Weng bringt in ihrem taktisch klugen Krimi eine sehr verwickelte Reihe von Todesfällen zu Papier, die sich am Ende logisch aufklärt. Im Laufe der Handlung ist es allerdings nicht einfach, einen Zusammenhang zwischen den Nebenhandlungen, Personen und deren Verbindungen zu verstehen. Auch bleibt die Spannung durch diese vielen Nebenschauplätze ein wenig auf der Strecke.

Es ist das als problematisch zu bezeichnende Verhältnis der Protagonisten, zwischen dem schönen UFA Star Carl von Bäumer und dem unscheinbaren Kommissar Paul Genzer, dass den Krimi auf lange Strecke unterhält. Hier werden Beziehungsängste und die Probleme einer homosexuellen Partnerschaft sehr stimmig dargestellt. Zur damaligen Zeit war der Unzuchtparagraf 175 noch in voller Anwendung und machte Schwulen das Leben schwer. Auch wenn ich Verständnis für die schwierige Situation aufbringe, ist mit dieses Hin und Her der beiden Männer dann doch zu kompliziert und pubertär.

Die Charaktere werden zwar anschaulich gezeigt, bleiben mir aber bis zum Schluss fremd. Es fehlt einigen an personenbezogenen Besonderheiten und Wiedererkennung. Leider hat sich mir auch nicht erschlossen, dass ein Filmstar aus Recherchegründen für eine Rolle an polizeilichen Ermittlungen teilnehmen darf.

Der Autorin gelingt es mit ihren stilvollen Beschreibungen von damaliger Mode, Gebäuden und Einrichtungen recht authentisch und stimmungsvoll, den Zeitgeist der 20 er Jahre einzufangen. Man fährt die edlen Automobile von Horch, trinkt Champagner, nimmt Kokain und gibt sich den glamorösen Filmen der UFA hin.
Bei der sprachlichen Darstellung dieser Goldenen Zwanziger hat mir die bei einigen Personen angewandte Berliner Mundart gut gefallen. Doch es gibt auch einige zu modern gefärbte Sprachwendungen, gerade in den Dialogen geht es recht salopp zu.

Dieser Ausflug in die Goldenen Zwanziger hat eine schwierige Verkettung von Taten aufgezeigt, die mich gut unterhalten haben. Leider gab es keine echte Spannung und die Beziehung der Protagonisten steht mir zu sehr im Vordergrund.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Wunderschöner Glücks-Roman für vergnügliche Stunden!

Unser Haus am Meer
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Die Reporterin Josefine arbeitet normalerweise für den Politikteil
einer Münchner Zeitung und bekommt von ihrem Chef den Auftrag für ein Interview eines Autors und Kapitäns auf Usedom. Sie soll seinen ...

Die Reporterin Josefine arbeitet normalerweise für den Politikteil
einer Münchner Zeitung und bekommt von ihrem Chef den Auftrag für ein Interview eines Autors und Kapitäns auf Usedom. Sie soll seinen Glücksratgeber ihren Lesern vorstellen. Der Kapitän stellt sich als sehr attraktiv heraus und Josefine beginnt die Zeit an der schönen Ostsee zu genießen. Es stört sie eigentlich nur Markus, der stoffelige Bruder des Kapitäns. Ihre Nachforschungen bringen sie einem alten Geheimnis des Kapitänshauses auf die Spur.


"Wie findet man sein Glück?" - So hätte der Titel dieses Romans auch heißen können.
Ein wenig stellt sich dieses Glücksgefühl schon ein, wenn man das Buch zufrieden zuklappt und das Gelesene nachwirken lässt.

Ach, war das ein schöner Roman!

Diese Lektüre hat es immer wieder geschafft, dass ich das Buch am liebsten in einem Rutsch ausgelesen hätte. Es war einfach nur wohltuend und die Lesezeit hat für angenehme Unterhaltung gesorgt. Dabei habe ich mich nach Usedom in einen Strandkorb geträumt, sah den langen Sandstrand und das Meer vor mir und ließ mir den Wind um die Ohren wehen. Ich genoss die Aussicht vom Leuchtturm auf das Umland und floh vor Kälte und Nässe ins warme schöne Ambiente des rustikalen Kapitänshauses zu einem Grog und gemütlicher Runde mit Freunden. Denn die Protagonisten sind mir während der Lektüre alle ans Herz gewachsen.

Die Autorin bringt auf fesselnde, vergnügliche Art eine Geschichte aufs Papier, die nicht so ganz neu ist. Der nicht so erfolgreiche Romanautor Markus versucht sich in einem anderen Genre, ein Ratgeber zum Thema Glück und gibt dafür den Namen und das Bild seines Bruders an. Der ist ein fröhlicher smarter Surferboy, dem die Frauenherzen nur so zufliegen. Als die Reporterin Josefine für ein Interview recherchiert, fliegt der Schwindel auf. Doch die Geschichte ist so überzeugend geschrieben, dass man ihr sofort verfällt.

Die Handlung glänzt in erster Linie durch die reizenden, sympathischen Charaktere, durch ihre Erlebnisse und das toll geschilderte Ambiente auf Usedom. Der angenehm zu lesende Erzählstil rundet alles wohltuend ab. Man mag es kaum glauben, dass die Autorin mit diesem Roman gerade mal ihr Debüt schreibt. Der Wechsel von lustigen Szenen, romantischen Treffen, Streitereien und Familienzwist gelingt Nele Jacobsen routiniert.

Auch wenn manche Dinge oder Situationen konstruiert erscheinen, nimmt man es der Autorin dank ihrer lockeren Sprache und dem ganz eigenen Charme der Story einfach ab. Die Suche nach dem Glück ist der treibende Gedanke und es endet wie es enden muss. Mehr möchte ich hier lieber nicht verraten!

Eine kurzweilige und wohltuende Lesezeit ist mit diesem Roman garantiert. Wer sich gern an die Ostsee träumen möchte, sollte zu diesem Buch greifen! Beste Unterhaltung für Strandkorb oder heimisches Sofa!

Veröffentlicht am 08.06.2018

Ein moderner, frischer Schreibstil nimmt uns mit auf eine emotionale Gefühlsachterbahn!

Die Nacht brennt
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Stick und sein Freund Mac wollen vor den Problemen mit ihren Eltern, der Enge in der Familie und aus dem gewohnten Alltagsleben in Manchester fliehen. Sie planen zu ihrem 18. Geburtstag eine Reise mit ...

Stick und sein Freund Mac wollen vor den Problemen mit ihren Eltern, der Enge in der Familie und aus dem gewohnten Alltagsleben in Manchester fliehen. Sie planen zu ihrem 18. Geburtstag eine Reise mit dem Auto, die bis nach Malaga gehen soll. Dort wollen sie ihre Jugend, den Strand und ihre Freiheit geniessen. Als sein Freund Mac stirbt, zerbricht in Stick eine Welt voller Hoffnungen.

In diesem Buch bringt die Autorin einen erfrischenden Schreibstil
aufs literarische Parkett und zeigt in einfühlsamer Weise die Gefühle des jungen Mannes Stick. Die kurzen Sätze, die vielen Dialoge in eingängiger Alltagssprache lesen sich flott weg und machen neugierig auf Sticks Leben.

Er steht unter Schock und versucht, den Verlust seines Freundes und seine Trauer und Wut zu verarbeiten. Wut gegenüber dem Täter, aber auch Wut wegen der zerplatzten Reise, die ihn und Mac dem Wunsch nach Freiheit näher gebracht hätte.
Es dreht sich aber auch um die berauschenden Gefühle der ersten Liebe und zeigt die ganze Bandbreite des Erwachsenwerdens. Einzig die berufliche Entwicklung macht Stick nicht so sehr zu schaffen, hier reichen seine Zukunftsgedanken im Moment nicht sehr weit.
Stick ist ein impulsiver, aufbrausender Mensch, da haben auch Kurse zur Aggressionsbewältigung nicht viel verändert. Er lehnt seinen Vater ab, der nun eine neue Familie hat und wird ihm gegenüber häufig ausfallend.

Sarah Butler gelingt es in ihrem Roman, sehr realistisch die Achterbahn der Gefühle ihres Protagonisten Stick darzustellen. Man leidet, bangt, hofft und freut sich mit ihm, so direkt ist man als Leser in seine Geschichte involviert. Besonders gelungen finde ich die Einblicke in Sticks Gedanken, die seinen Freund Mac mit einbeziehen und in denen er weiterhin in die Handlung einbezogen wird. "So hätte Mac jetzt gedacht, geredet oder agiert." Trotz dieses verstorbenen Charakters, lebt Mac in der Story weiter.
Gleichzeitig nimmt die Autorin aber auch Bezug zu den Unruhen in England 2011, bei denen es zu gewalttätigen Ausschreitungen kam. Es ist interessant zu beobachten, wie sie diese Ereignisse in den Roman einbaut und damit die Hoffnungslosigkeit Jugendlicher aufzeigt.


Ein modernes, zeitgemäßes Buch, über die Zeit als junger Mensch, mit Trauer, Verlust, Liebe und Hoffnung, aber auch mit vielen Fragen an die Zukunft.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Auch in der Küche lebt man gefährlich!

Der Mittagstisch
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Die alleinerziehende Nelly ist Mitte dreißig. Matthew, der leibliche Vater der Kinder ist Amerikaner und vor einiger Zeit auf und davon. Nelly bringt sich und ihre Kinder dank ihrer Kochkünste über die ...

Die alleinerziehende Nelly ist Mitte dreißig. Matthew, der leibliche Vater der Kinder ist Amerikaner und vor einiger Zeit auf und davon. Nelly bringt sich und ihre Kinder dank ihrer Kochkünste über die Runden. Dazu verköstigt sie eine kleine Anzahl von Gästen, die den privaten Rahmen eines Mittagstisches nutzen, der wohlgemerkt nicht steuerlich beim Finanzamt als Gewerbe gemeldet ist.


Diese Frau kann einfach schreiben und das Ganze in einer interessanten Handlung verpacken! Wieder hat Ingrid Noll nach bekannten "Strickmuster" ein grandioses Buch mit Mordfällen zustande gebracht, in dem sich die schwarze Seele einer harmlos wirkenden Frau offenbahrt.

In kleinem Freundeskreis baut sich Nelly als Einkommensquelle einen privaten Mittagstisch auf, die Aktion trifft auf begeisterte Mitesser und es kommen schnell immer mehr Teilnehmer der familiär wirkenden Runde zusammen. Besonders der Kapitän wird ihr und den Kindern zu einem väterlichen Freund, der gern und tatkräftig zum Opa-Ersatz mutiert.
Doch die Idylle bröckelt, nicht alle "Freunde" des Mittagstisches sind durch und durch liebenswert und freundlich. Gegen die boshafte Grete hat Nelly so ihre Vorbehalte und auch die Tatsache, dass Nelly Gretes Freund Markus für einen Traummann hält, macht die Sache nicht besser.

Was in der Geschichte als unspektakuläre Erzählung beginnt, ist köstlich erzählt und unterhält auf humorvoll lockere Art und Weise. Aber wie bei Ingrid Noll üblich, begeht auch in diesem Buch eine normale Frau Verbrechen, die äußerst genial erdacht sind und fast wie in einer Säuberungsaktion Menschen auslöschen oder verschwinden lassen.
Unter der scheinbar harmlosen Oberfläche entwickelt sich das Böse und entwickelt perfide Mordgedanken. Nelly bedient sich dabei in diesem Buch ihrer Kochkunst bzw. ihrer Küchenutensilien.

Auch wenn die Verbrechen tödlich enden, versteht man die Gründe Nellys. Man kann man es der Protagonistin nicht verübeln und stellt sich auf die Seite der Täterin. Der schwarze Humor und die unliebsamen Charaktere der Opfer verleiten den Leser zu dieser Unterstützung.

Die Krimis von Ingrid Noll muss man gelesen haben.
Ihre Sprachfertigkeit ist einzigartig, ihre Geschichten und Mordideen sind spektakulär und hintergründig. So muss gute Unterhaltungsliteratur sein! Bitte weiter so, Frau Noll!