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Veröffentlicht am 27.07.2022

Wendezeit in Dresden

Im Schatten der Wende
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Tobias Falck ist Polizist aus Überzeugung. Was in der DDR manchmal nicht so einfach ist. Vieles muss sich hier staatlichen Reglementierungen beugen, Dinge wie Sexualverbrechen darf es nicht geben, also ...

Tobias Falck ist Polizist aus Überzeugung. Was in der DDR manchmal nicht so einfach ist. Vieles muss sich hier staatlichen Reglementierungen beugen, Dinge wie Sexualverbrechen darf es nicht geben, also wird auch nicht ermittelt. Doch dann kommt die Wende und Falck wird dem KDD zugeteilt, wo er zusammen mit den Kollegen Edgar Schmidt und Stefanie Bach ermittelt. Und dann wird ihnen noch eine Kommissarin aus dem Westen zugeteilt, der sie Amtshilfe leisten sollen.

Frank Goldammer bringt uns hier das Dresden der Wendezeit näher. Die Wohnsituation ist prekär, viele Häuser stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung gärt und Tobias Falck soll Undercover bei Leuten ermitteln, deren Lebensweise er kaum nachvollziehen kann.

Dem Autor gelingt es von Anfang an das Kopfkino laufen zu lassen. Man sieht das verfallende Dresden förmlich vor sich und kann Tobias Unverständnis gut nachvollziehen. Das Buch teilt sich in zwei Teile. Im ersten ermittelt Tobias in einem Fall im Jahr 1988 Undercover und muss dabei erkennen, dass manches einfach nicht zu machen ist, wenn die Hierarchie nicht mitspielt. Der zweite Teil spielt dann kurz nach der Wende, als auch im Polizeidienst vieles in Bewegung gerät. Mir haben beide Teile auf ihre Art gut gefallen. Im ersten Teil wird sehr deutlich, was alles schiefläuft in der DDR. Im zweiten setzt der Autor dann auf die Dynamik im Ermittlerteam, in dem Tobias der unerfahrenste ist. Dabei kommt auch der Humor nicht zu kurz. Gerade hier hatte ich die Szenen schon filmisch vor meinem inneren Auge. Wie das Team zusammenwächst, hat mir extrem gut gefallen.

Ich kann das Buch nur empfehlen, es ist ein solider Krimi, bei dem man als Leser auch ganz schön in die Irre geführt wird. Und zugleich auch eine Darstellung der DDR, gerade in der Zeit der Wende. Das Ermittlerteam ist wirklich ganz groß. Bitte gerne mehr davon!

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Veröffentlicht am 24.07.2022

Wien in den Zwanzigern

Das Auktionshaus (Die Auktionshausserie 2)
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Wien, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Sarah Rosewell arbeitet mittlerweile als stellvertretende Direktorin bei Hofmanns in Wien. Beruflich ist sie damit sehr weit gekommen, doch wird sie immer wieder anonym ...

Wien, kurz nach dem ersten Weltkrieg. Sarah Rosewell arbeitet mittlerweile als stellvertretende Direktorin bei Hofmanns in Wien. Beruflich ist sie damit sehr weit gekommen, doch wird sie immer wieder anonym bedroht. Ihre Vergangenheit in London ist nicht vergessen. Privat ergeben sich nach und nach überraschende Möglichkeiten, sie erfährt ein Familiengeheimnis von ihrer Mutter und auch Philipp Maynard spielt wieder eine Rolle in ihrem Leben.

In diesem zweiten Band der Reihe ist Sarah erwachsen geworden und lässt sich beruflich die Butter nicht vom Brot nehmen. Die Szenen im Auktionshaus und bei Kundenbesuchen haben mir extrem gut gefallen. Sarah hat eine gute Hand für wertvolle Dinge und verliert dabei nie das menschliche aus den Augen. Privat hat sie sich damit abgefunden wohl alleine bleiben zu müssen, doch gerade hier gibt es einige Überraschungen für sie. Mir hat das Wiedersehen mit liebgewordenen Figuren aus dem ersten Band wie Hannah, Levi und Lady Sudbury gut gefallen. Und auch Philipp Maynard spielt eine große Rolle und entwickelt sich weiter.

Mir hat dieser zweite Band etwas besser gefallen als der Erste. Sarah nimmt ihr Leben konsequenter in die Hand und wirkt nicht mehr so fremd bestimmt. Es passieren zwar viele Dinge, aber man hat nicht dauernd das Gefühl, dass gleich das große Unglück hereinbricht. Und doch gibt es einige dramatische Veränderungen in Sarahs Leben. Mir hat diese gut ausgewogene Geschichte, die uns das Wien der zwanziger Jahre nahebringt, daher sehr gut gefallen. Die politische Stimmung wird ganz nebenbei ins Geschehen mit eingebunden. So entsteht ein stimmiges Bild jener Weltmetropole.

Ich kann das Buch nur wieder empfehlen. Ich würde mich auch über einen dritten Band noch freuen. Da das Buch Anfang der dreißiger Jahre endet, würde es sich anbieten hier noch weiter zu erzählen, gerade der zweite Weltkrieg ist ja noch eine spannende Zeit.

Von mir also eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 22.07.2022

gelungene Fantasy

Helles Land
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Clay ist die Hohe Hüterin der Bäume und zusammen mit ihrer Schülerin Camille für die letzte Lichteiche verantwortlich, deren Existenz alles Leben in Helles Land beschützt. Als die Delegation aus Hohe Türme ...

Clay ist die Hohe Hüterin der Bäume und zusammen mit ihrer Schülerin Camille für die letzte Lichteiche verantwortlich, deren Existenz alles Leben in Helles Land beschützt. Als die Delegation aus Hohe Türme das Dorf turnusmäßig besucht scheint noch alles normal zu sein, doch dann wird Clays Partner Parrett entführt und auch ein Mitglied der Delegation verschwindet. Clay und Camille machen sich auf den Weg, um Parret und den Obersten Osk wiederzufinden und müssen dabei feststellen, dass eine Verschwörung Helles Land bedroht.

Mary E. Garner nimmt uns mit auf einen Planeten, auf dem das Leben von 2 Sonnen bedroht wird. Nur die Lichteichen können der Strahlung standhalten und andere Pflanzen dazu anleiten ebenfalls die benötigten Stoffe zu produzieren. Doch es gibt nur noch eine Lichteiche, alle anderen wurden von den Menschen in den Türmen gefällt, um ein Dach über ihrer Stadt zu bauen. Hier kommen Gesellschaftliche Themen zur Sprache, mit denen wir uns ja auch beschäftigen müssen. Raubbau an der Natur, die Geheimnisse des Waldes, Kommunikation zwischen Bäumen und nicht zuletzt gesellschaftlich Ungleichbehandlung. Die Autorin schafft das in eine spannende Geschichte einzubauen, die den Leser zwar einiges erahnen lässt, aber auch immer wieder erstaunliche Wendungen bietet.

Ich habe hier mitgefiebert, spekuliert und immer wieder meinen Verdacht, was passieren könnte, umgeworfen. Bis zum Schluss ist es der Autorin gelungen mich zu überraschen. Die Sprache hat mir besonders gut gefallen, hier werden die Unterschiede in den drei Gesellschaftsgruppen von Helles Land auch anhand der Sprache deutlich. Der Autorin gelingt es auch, Bilder im Kopf zu erzeugen und die Leser direkt mit in diese ungewöhnliche Welt, die unserer aber dann doch wieder recht ähnlich ist, mitzunehmen. Die Charaktere sind sehr gelungen und es waren einige Figuren dabei, die mir besonders ans Herz gewachsen sind. Alles in allem eine sehr gelungene Welt, ich der alles ineinandergreift.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen, tolle Fantasy mit einem hohen Bezug zu unserem eigenem Leben.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Wohlfühlbuch

Wo die Liebe Urlaub macht
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Gilly hat ihr Elternhaus zu einem gutgehenden Bed and Breakfast ausgebaut und ihre Tochter Helena ist eine Webkünstlerin die langsam mit ihren Entwürfen Aufmerksamkeit erfährt. Doch Gillys Sohn und ihre ...

Gilly hat ihr Elternhaus zu einem gutgehenden Bed and Breakfast ausgebaut und ihre Tochter Helena ist eine Webkünstlerin die langsam mit ihren Entwürfen Aufmerksamkeit erfährt. Doch Gillys Sohn und ihre Schwiegertochter drängen Sie ihr Haus zu verkaufen und den Kindern finanziell unter die Arme zu greifen und Helena braucht eine neue Bleibe für sich und ihren Webstuhl. Helenas Vermieter Jago unterstützt sie aber, trotz der Kündigung ihrer Scheune und ist immer wieder für sie da. Ist das wirklich nur Freundschaft? Und auch Gilly hat Verehrer, doch stellt sich hier die Frage, wie ernst es den Männern tatsächlich ist.

Gilly und Helena sind beides starke Frauen, die durch die Scheidung Gillys eine enge Bindung aufgebaut haben. Martin, Gillys Sohn, steht da ein wenig außen vor. Ich muss auch sagen, dass ich sowohl ihn als auch seine Frau Cressida ganz furchtbar fand. Wie sie Gilly immer wieder drängen ihr Haus zu verkaufen, damit sie sich mit dem Erlös eine Villa kaufen können fand ich extrem unverschämt. Von daher war ich froh, dass die beiden zwar einen entscheidenden Teil der Geschichte bestimmen, aber nicht ganz so häufig aufgetreten sind. Ansonsten war das Buch eine absolute Wohlfühlgeschichte, Gilly mit ihrer Backleidenschaft und Helena mit ihren Webaktionen sind ganz toll beschrieben und man wünscht den beiden nur das Beste. So ist es schön mitzuerleben, wie sie sich neuen Beziehungen öffnen und auch mal wagemutige Entscheidungen treffen.

Der Schreibstil ist wie immer bei Katie Fforde flüssig und bildhaft, ich hatte sofort Kopfkino. Das ich das Buch in einem Rutsch gelesen spricht für den Leseflow, in den es mich gezogen hat. Daher kann ich dieses Buch wieder nur empfehlen, wie eigentlich die meisten Bücher der Autorin.

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Veröffentlicht am 17.07.2022

historische Science Fiction

Die Berechnung der Sterne
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Die USA im Jahr 1952. Nach einem Meteoriteneinschlag an der Ostküste der USA gerät das Weltklima komplett durcheinander und die Menschheit muss sich Gedanken darüber machen, wie und wo sie in Zukunft leben ...

Die USA im Jahr 1952. Nach einem Meteoriteneinschlag an der Ostküste der USA gerät das Weltklima komplett durcheinander und die Menschheit muss sich Gedanken darüber machen, wie und wo sie in Zukunft leben wollen. Dabei steht das Weltraumprogramm stark im Vordergrund, bei dem Elma und Nathaniel York beide arbeiten. Er als leitender Ingenieur, sie als menschlicher Computer. Doch Elma möchte mehr, sie möchte selbst ins Weltall fliegen. Doch ungeachtet der Tatsache, dass es Frauen brauchen wird, um sich im Weltall dauerhaft außerhalb der Erde anzusiedeln, beherrschen die männlichen Vorurteile die Entscheidungsebenen.

Mary Robinette Kowal entwirft in diesem historischen Science Fiction Roman eine alternative Welt. Nicht nur der Meteoriteneinschlag ist fiktiv, auch der Präsident der USA ist zu dem Zeitpunkt ein anderer, das Weltallprogramm schon deutlich fortgeschrittener. Mechanische Computer sind in dieser Welt noch nicht so ausgereift und die Fähigkeiten der menschlichen Computer, die allesamt Frauen sind, wird dringend benötigt. Trotzdem wird auf die Frauen herabgesehen und Diskriminierung ist an der Tagesordnung. Nicht nur die der Frauen, auch Rassismus spielt eine große Rolle. Hier ist die Autorin dem wahren Zeitverlauf treu geblieben.

Wir begleiten in diesem ersten Lady Astronaut Band nun Elma auf ihrem Weg zur Astronautin. Dieser ist mit vielen Hindernissen gespickt und Elma hat auf Grund ihrer herausragenden Begabungen schon viel Mobbing durchmachen müssen und daher auch psychische Probleme. Das macht es ihr schwer in der Öffentlichkeit zu stehen. Sie hat aber das Glück, dass ihr Mann sie vollkommen unterstützt und auch Freundinnen für sie da sind.

Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht. Es liest sich durchgehend flüssig und ist spannend. Immer wieder gibt es kleine Überraschungen und die Geschichte ist überraschend zeitlos. Die Kämpfe, die die Wissenschaft ausfechten muss, was den Klimawandel betrifft sind erschreckend aktuell. Mir sind die Protagonisten ans Herz gewachsen, selbst die Nebenfiguren. Als es bei einem Einsatz zu einem Zwischenfall kommt, habe ich sehr mitgefiebert.

Ich freue mich schon auf den zweiten Band der Reihe, in dem es dann um längere Einsätze im All und einen Einsatz auf dem Mars gehen wird. Von mir den Daumen hoch für ein wirklich tolles, spannendes Buch!

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