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Veröffentlicht am 17.05.2020

deutsch-deutsche Familiengeschichte

Die Bilder unseres Lebens
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In „Die Bilder unseres Lebens“ begleiten wir die Familie Lindemann durch die Nachkriegszeit bis zur Wende im Jahre 1989. Lindemanns haben schon vor dem Krieg ein Kino in Leipzig betrieben. Als nun der ...

In „Die Bilder unseres Lebens“ begleiten wir die Familie Lindemann durch die Nachkriegszeit bis zur Wende im Jahre 1989. Lindemanns haben schon vor dem Krieg ein Kino in Leipzig betrieben. Als nun der Krieg endet und die sowjetische Besatzung beginnt wird schnell klar, dass es in Zukunft nicht wie vor dem Krieg weitergehen wird. Bald werden die Lindemanns enteignet und dürfen nur noch als Angestellte in ihrem Kino arbeiten. Die Kinder Sigrid und Stefan gehen ihrer Weg und Stefan sieht nach einem Vorfall, der ihn den Job kostet nur noch die Möglichkeit in den Westen zu gehen.

Im Prinzip wird in diesem Buch das Leben des ganz normalen DDR-Bürgers geschildert. Ursula wurschtelt sich mit ihrem Job als Filmvorführer so durch, Gerhard tritt erst der Partei und der Gewerkschaft bei, muss aber bald feststellen, dass Theorie und Praxis im Sozialismus leider oft unterschiedliche Wege gehen.

Ich fand das Buch gut zu lesen und interessant, allerdings sind mir die Charaktere gerade am Anfang eher fremd geblieben. Das wurde im Laufe des Buches zwar besser, aber so wirklich rangekommen bin ich nicht an sie. Manchmal waren mir die Szenen auch zu bruchstückhaft, oft gibt es einen Zeitsprung von mehreren Jahren. Das bekommt man auch immer mit, von daher war das schon ok, aber ich hätte mir an manchen Ecken doch einfach mehr gewünscht. So hatte man teilweise das Gefühl, dass in manchen Jahren so gar nichts passiert ist. Die Figuren haben sich aber trotzdem weiterentwickelt und so entstand bei mir teilweise das Gefühl Bekannte nach langen Jahren wiederzusehen, aber nicht zu wissen was ihnen denn in der ganzen Zeit passiert ist.

Trotz aller Kritik fand ich das Buch interessant und auch gut zu lesen. Ich hätte es wohl sonst auch nicht an einem Tag gelesen. Interessant fand ich die Gespräche in den siebziger und achtziger Jahren, als den DDR-Familienmitgliedern klar wird, dass ihr Leben doch so schlecht nicht ist und dass man im Westen anderen Zwängen unterliegt. Und dass ein gutes Leben wohl irgendwo dazwischen liegt.

Von mir daher durchaus eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 16.05.2020

Eine Wende im Leben

Offene See
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Robert kommt aus Nordengland, aus einer Gegend, in der der Kohleabbau alles bestimmt. Nach seinen Prüfungen macht er sich auf den Weg England zu erkunden, bevor er seinem Vater in die Kohlemine nachfolgen ...

Robert kommt aus Nordengland, aus einer Gegend, in der der Kohleabbau alles bestimmt. Nach seinen Prüfungen macht er sich auf den Weg England zu erkunden, bevor er seinem Vater in die Kohlemine nachfolgen soll. Auf dem Weg an die See lernt er Dulcie kennen, die ein kleines Cottage oberhalb der englischen Nordseeküste hat und dort alleine mit ihrem Schäferhund lebt. Diese Begegnung soll sein Leben auf immer verändern. Denn Dulcie nimmt ihn ernst und zeigt ihm eine neue Welt, die Welt der Literatur und der Lyrik. Um sich bei Dulcie für Kost und Logis zu bedanken, renoviert Robert das kleine Atelier auf ihrem Grundstück auch wenn Dulcie davon eigentlich nichts wissen will. Als er dort ein Manuskript findet, wehrt Dulcie erst ab, öffnet sich aber nach und nach und gibt ihre und die Geschichte ihrer Freundin Romy preis.

Mir hat das Buch gut gefallen. Anfangs zog es sich ein bisschen, als Robert noch alleine auf seiner Wanderschaft ist. Als er jedoch bei Dulcie ankommt, wird es interessant. Dulcie ist ganz sicher keine typische Frau ihrer Generation. Sie hält nichts von Konventionen und Denkverboten. Mit dieser Art holt sie auch Robert aus seinem eigenen Schubladendenken und öffnet ihm die Augen für eine alternative Zukunft, die er sich selber nie vorstellen konnte.
Der Schreibstil ist sehr bildhaft, man sieht das Cottage und die Küste direkt vor sich, hört die Insekten und anderen Tiere auf der wilden Wiese vor Dulcies Cottage.

Ein schönes Buch, dass auch ermutigt mal grösser zu denken, als man es vielleicht sonst tun würde.

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Veröffentlicht am 12.05.2020

tolle Fantasy

Kill the Queen
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Everleigh gehört zwar zur königlichen Familie, da sie aber scheinbar keinerlei Magie zur Verfügung hat, wird sie aber eher nicht beachtet. Doch als Vasilia, ihre Cousine, die Königin und alle ihre Verwandte ...

Everleigh gehört zwar zur königlichen Familie, da sie aber scheinbar keinerlei Magie zur Verfügung hat, wird sie aber eher nicht beachtet. Doch als Vasilia, ihre Cousine, die Königin und alle ihre Verwandte ermordet, gelingt Evie die Flucht, da sie sich gegen Magie schützen kann. Sie flieht zu einer Gladiatorentruppe, zu der die sterbende Königin sie geschickt hat. Dort findet sie Verbündete und die Möglichkeit, ihre Rache zu planen.

Kill the Queen war das erste Buch, das ich von Jennifer Estep gelesen habe, es wird aber sicher nicht mein letztes bleiben. Ich war von der ersten Seite an gefesselt von der Geschichte. Das Buch beginnt eher gemächlich, wir lernen Evies Alltag kennen und ihre beiden Vertrauten im Palast. Ansonsten versucht sie so unsichtbar wie möglich zu leben. Als dann ihr Cousine die Königin ermordet, nimmt das Buch rasant an Fahrt auf. Spätestens ab diesem Zeitpunkt fiel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Evie wandelt sich in dieser Geschichte vom schüchternen Häschen zur selbstbewussten Kriegerin. Ich fand diese Wandlung durchaus glaubwürdig. Unterstützt wird das durch die Rückblocke auf Evies Leben, kurz nachdem sie in der Palast kam. Hier wird klar, warum sie sich unsichtbar gemacht hat.

Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte im zweiten Band der Splitterkrone weiter entwickeln wird.

Von mir gibt es für diese Fantasy Geschichte die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 11.05.2020

amüsanter Roman

Rokesby - Der Earl mit den eisblauen Augen
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Billie Bridgerton sitzt auf einem Dach fest und der einzige, der ihr zu helfen vermag ist ausgerechnet George Rokesby. Seine Brüder Edward und Andrew sind ihre Freunde, aber mit ihm steht sie eigentlich ...

Billie Bridgerton sitzt auf einem Dach fest und der einzige, der ihr zu helfen vermag ist ausgerechnet George Rokesby. Seine Brüder Edward und Andrew sind ihre Freunde, aber mit ihm steht sie eigentlich auf Kriegsfuß. Doch das soll sich bald ändern.


Julia Quinn liefert mit dem ersten Band der Rokesby-Reihe einen wirklich charmanten Historical Roman. Die witzigen Dialoge machen viel Spaß beim Lesen und bringen den Leser zum Lachen. Schön fand ich, wie verwirrt beide waren, als sie merken, dass sich die jahrelange Hassliebe plötzlich in Leidenschaft verwandelt. Das war durchaus glaubwürdig geschildert und passiert nicht einfach so. Der Schreibstil ist locker und man inhaliert dieses Buch wirklich gerne, weglegen mochte ich es zwischendrin eigentlich nicht. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf weitere Bücher aus dieser Reihe.


Von mir daher eine absolute Leseempfehlung für alle, die gerne zwischendrin einen lockeren Historical lesen wollen.

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Der unbekannte Star

Die Königin von Berlin
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Carola Neher war in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine bekannte Schauspielerin, heute kennt sie kaum jemand mehr. Charlotte Roth erzählt nun ihre Geschichte. Von den Anfängen in Baden Baden ...

Carola Neher war in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine bekannte Schauspielerin, heute kennt sie kaum jemand mehr. Charlotte Roth erzählt nun ihre Geschichte. Von den Anfängen in Baden Baden und München, ihren Jahren in Breslau und dem Erfolg in Berlin. Aber sie erzählt eben nicht nur die Geschichte der Schauspielerin, sondern auch eines Menschen, der sich im Inneren immer unsicher war und nach außen nie Schwäche zeigen wollte.

Carola Neher war nicht nur eine erfolgreiche Schauspielerin, sondern auch eine Muse Bertolt Brechts. Er schrieb für sie die Rolle der Polly Peachum in der Dreigroschenoper. Auch Brecht wird in diesem Buch ausführlich beleuchtet. Wobei ich sagen muss, dass er mir durch dieses Buch nicht sympathischer geworden ist. Brecht war ein Egomane wie er im Buche steht, der sein Umfeld teilweise sehr strapaziert hat. Und das ist vermutlich noch freundlich formuliert.


Carola dagegen handelt auch nicht immer so, wie man es von einer liebenden Frau erwarten würde. Ihren Mann Alfred heiratet sie eigentlich nur, um ihm einen Gefallen zu tun. Trotzdem erkennt sie was sie an ihm hat und liebt ihn so, wie sie es eben kann. Durch die schwierige Kindheit mit einem gewalttätigen Vater fällt ihr das nicht immer leicht. Ihr Mann Alfred Henschke, genannt Klabund, schien mir in dem Buch der einzige zu sein, der Carola wirklich gesehen hat und sie so genommen hat, wie sie nun einmal war. Eine schwierige, kapriziöse Frau, abhängig von der Meinung anderer. Seinen Charakter fand ich in der Geschichte den angenehmsten und gerade sein Schicksal hat mich sehr mitgenommen.

Der Schreibstil des Buches ist wie von Charlotte Roth gewohnt, sehr besonders. Er passt perfekt zu den teilweise ja wirklich schwierigen Charakteren und zeigt ihre Zerrissenheit und Unsicherheiten. Man hat wirklich das Gefühl das Innenleben der Personen genau kennenzulernen. Mich hat gerade dieser Schreibstil wieder vollkommen in die Geschichte hineingezogen.

Von mir daher eine Leseempfehlung für dieses tolle Buch, auch wenn gerade der besondere Schreibstil bestimmt nicht jedermanns Sache ist.

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