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Veröffentlicht am 17.07.2022

historische Science Fiction

Die Berechnung der Sterne
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Die USA im Jahr 1952. Nach einem Meteoriteneinschlag an der Ostküste der USA gerät das Weltklima komplett durcheinander und die Menschheit muss sich Gedanken darüber machen, wie und wo sie in Zukunft leben ...

Die USA im Jahr 1952. Nach einem Meteoriteneinschlag an der Ostküste der USA gerät das Weltklima komplett durcheinander und die Menschheit muss sich Gedanken darüber machen, wie und wo sie in Zukunft leben wollen. Dabei steht das Weltraumprogramm stark im Vordergrund, bei dem Elma und Nathaniel York beide arbeiten. Er als leitender Ingenieur, sie als menschlicher Computer. Doch Elma möchte mehr, sie möchte selbst ins Weltall fliegen. Doch ungeachtet der Tatsache, dass es Frauen brauchen wird, um sich im Weltall dauerhaft außerhalb der Erde anzusiedeln, beherrschen die männlichen Vorurteile die Entscheidungsebenen.

Mary Robinette Kowal entwirft in diesem historischen Science Fiction Roman eine alternative Welt. Nicht nur der Meteoriteneinschlag ist fiktiv, auch der Präsident der USA ist zu dem Zeitpunkt ein anderer, das Weltallprogramm schon deutlich fortgeschrittener. Mechanische Computer sind in dieser Welt noch nicht so ausgereift und die Fähigkeiten der menschlichen Computer, die allesamt Frauen sind, wird dringend benötigt. Trotzdem wird auf die Frauen herabgesehen und Diskriminierung ist an der Tagesordnung. Nicht nur die der Frauen, auch Rassismus spielt eine große Rolle. Hier ist die Autorin dem wahren Zeitverlauf treu geblieben.

Wir begleiten in diesem ersten Lady Astronaut Band nun Elma auf ihrem Weg zur Astronautin. Dieser ist mit vielen Hindernissen gespickt und Elma hat auf Grund ihrer herausragenden Begabungen schon viel Mobbing durchmachen müssen und daher auch psychische Probleme. Das macht es ihr schwer in der Öffentlichkeit zu stehen. Sie hat aber das Glück, dass ihr Mann sie vollkommen unterstützt und auch Freundinnen für sie da sind.

Mir hat das Buch sehr viel Spaß gemacht. Es liest sich durchgehend flüssig und ist spannend. Immer wieder gibt es kleine Überraschungen und die Geschichte ist überraschend zeitlos. Die Kämpfe, die die Wissenschaft ausfechten muss, was den Klimawandel betrifft sind erschreckend aktuell. Mir sind die Protagonisten ans Herz gewachsen, selbst die Nebenfiguren. Als es bei einem Einsatz zu einem Zwischenfall kommt, habe ich sehr mitgefiebert.

Ich freue mich schon auf den zweiten Band der Reihe, in dem es dann um längere Einsätze im All und einen Einsatz auf dem Mars gehen wird. Von mir den Daumen hoch für ein wirklich tolles, spannendes Buch!

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Veröffentlicht am 14.07.2022

toller Abschluss der Reihe

Der Himmel über Amerika – Leahs Traum
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Leah ist 17 Jahre alt und neugierig auf die Welt. Als Amish hat sie die Möglichkeit eine Rumspringa-Zeit zu nutzen um sich klar zu werden, ob sie sich taufen lassen will oder nicht. So taucht sie ein in ...

Leah ist 17 Jahre alt und neugierig auf die Welt. Als Amish hat sie die Möglichkeit eine Rumspringa-Zeit zu nutzen um sich klar zu werden, ob sie sich taufen lassen will oder nicht. So taucht sie ein in die Gesellschaft von Jacobstown und lernt die Lebensweise der Englischen kennen. Doch erkennt sie bald, dass auch hier nicht alles Gold ist, was glänzt.

Wir begleiten nun zum dritten Mal die Amischen aus der Gemeinde bei Jacobstown. Und den hundert Jahren, die sie jetzt dort leben, hat sich viel verändert. Die Welt der Amischen und die der Englischen driften alleine durch die technische Weiterentwicklung schon auseinander, aber auch gesellschaftlich trennen sich die Wege mehr und mehr. Und als die USA in den ersten Weltkrieg eintreten, kippt die Stimmung gegen die vermeintlich Deutschen und die jungen Männer der Amischen müssen sich in ihrem Glauben beweisen, da sie trotz der Kriegsdienstverweigerung in die Armee eingezogen werden.

Karin Seemayer gelingt es wieder die Welt der Amischen unvoreingenommen zu schildern. Es gibt sowohl in dieser Welt als auch in der der Englischen gute und nicht so gute Menschen. Fanatismus und die Wahrnehmung, dass man recht hat und alle anderen Unrecht lässt sich nicht allein auf eine Glaubensrichtung beschränken.

Mit Leah zeichnet die Autorin eine starke Frau, die die Regeln ihres Lebens hinterfragt und für sich den besten Lebensweg sucht. Sie hat dabei das Glück, Menschen um sich zu haben, die zu ihr stehen und sie in ihrem Vorhaben bestärken. Mir hat das Buch wieder sehr gut gefallen, gerade Leahs Weg zwischen den Welten war toll beschrieben. In der zweiten Hälfte der Geschichte geht es dann mehr um die Probleme, die die Amischen nach dem Kriegseintritt der USA bekommen. Ihr Glauben und Lebensstil scheinen dem patriotischen Gedanken entgegenzustehen und so kommt es immer wieder zu Konflikten und Übergriffen. Es gelingt der Autorin hier gut, genau das zu schildern. Hier sieht man deutlich wie Propaganda und gezielte mediale Hetze aus guten Nachbarn plötzlich vermeintliche Feinde machen.

Das Buch schließt die Amisch Reihe nun ab. Genau wie die anderen beiden Bände hat es mir wieder sehr gut gefallen und ich kann die gesamte Reihe nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 12.07.2022

spannende Ost-West-Geschichte

Die Dorfschullehrerin
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Helene hat sich aus Berlin an die Schule in Kirchdorf versetzen lassen. Nach ihrer Flucht versucht sie nun ein neues Leben zu beginnen. Und doch bestimmt ihr altes Leben ihr neues. Und doch darf sie ihr ...

Helene hat sich aus Berlin an die Schule in Kirchdorf versetzen lassen. Nach ihrer Flucht versucht sie nun ein neues Leben zu beginnen. Und doch bestimmt ihr altes Leben ihr neues. Und doch darf sie ihr Geheimnis warum sie nun ausgerechnet nach Kirchdorf wollte nicht preisgeben, um ihre Zukunft nicht zu gefährden.

Der Klappentext ist ein bisschen irreführend. Natürlich geht es um Helenes Arbeit und wie sie als Lehrerin neue Methoden an der Schule einführt. Allerdings bekommt sie deswegen nicht wirklich Schwierigkeiten und sie ist im Dorf sehr beliebt. Das eigentliche Problem ist mehr ihr Geheimnis, dass sie nicht preisgeben kann / will. Der Leser erfährt nach und nach, was seit ihrem Fluchtversuch passiert ist und was mit dem Rest der Familie in der DDR passiert. Mir hat das Gegenüberstellen der Systeme gut gefallen. Helene erkennt recht genau, wo in beiden Systemen die Schwachstellen sind, und als Leser bekommt man so einen recht guten Einblick. Die Liebesgeschichte mit dem Hausarzt Tobias fügt sich gut in die Handlung ein und man kann sich freuen, dass Helene wieder ein bisschen Glück findet.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es liest sich sehr flüssig und spannend. Gerade am Ende wird es dann noch einmal richtig dramatisch und man fiebert noch einmal so richtig mit, ob denn wohl alles gut gehen wird. Auf den nächsten Band der Reihe freue ich mich auf jeden Fall, bleiben doch am Ende auch noch manche Dinge in der Schwebe.

Von mir eine Leseempfehlung für dieses wirklich tolle Buch.

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Veröffentlicht am 06.07.2022

Südtirol in den Sechzigern

Commissario Tasso auf dünnem Eis
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Aurelio Tasso braucht einen neuen Assistenten. Er kann sich aber nicht wirklich entscheiden und ist daher nicht begeistert, als ihm sein Chef Bruno Visconti plötzlich eine Praktikantin unterschiebt. Und ...

Aurelio Tasso braucht einen neuen Assistenten. Er kann sich aber nicht wirklich entscheiden und ist daher nicht begeistert, als ihm sein Chef Bruno Visconti plötzlich eine Praktikantin unterschiebt. Und dann auch noch die Tochter der Meraner Bürgermeisters, Mara Oberhöller. Dummerweise werden die beiden dann auch noch gleich zu einem Mord in einem Meraner Nobelhotel gerufen. Erst ist noch unklar, wer der Tote ist, doch bald zieht der Fall weitere Kreise und Tasso und Mara müssen ihre Ermittlungen am Misurina See fortsetzen.

Das Buch ist der Auftakt zu einer Krimiserie, die im Südtirol der 1960er Jahre spielt. Die Separatisten Bewegung ist sehr aktiv und die Anschläge werden immer brutaler. Die Autorin schildert die Stimmung in Südtirol sehr ausgeglichen, nimmt weder für die Südtiroler noch für die Italiener Partei. Aurelio Tasso ist eigentlich gebürtiger Römer, der nur seinem Freund, dem Questore Bruno Visconti in Bozen zuliebe in Südtirol arbeitet. Mara Oberhöller ist dagegen Südtirolerin, die aber perfekt italienisch sprich, da sie Jura studieren will. So treffen hier beide Welten aufeinander. Ich fand die Geschichte sehr gelungen. Tasso ist etwas eigenbrötlerisch und will niemanden an sich heranlassen, besonders Mara nicht. Trotzdem entwickeln die beiden sich zu einem guten Gespann, besonders weil Mara sich sehr bemüht von Tasso akzeptiert zu werden. Sie kann auch, dank ihres Kunstverstandes, einiges zur Lösung des Falls beitragen, auch wenn Tasso das nur ungern eingesteht. Schön fand ich immer die Szenen, in denen Tasso plötzlich einmal sein Inneres hinter seinen Mauern hervorscheinen lässt. Immer wenn er Südtiroler Knödel isst, was ich gut verstehen kann 😉

Der Fall an sich war spannend und gut aufgebaut. Mir hat die Geschichte gut gefallen und es gab immer die Möglichkeit mitzufiebern. Daher bin ich schon gespannt, wass Aurelio Tasso und Mara Oberhöller wohl im nächsten Band der Reihe erleben werden und ob es auch noch mit anderen Personen ausserhalb des Polizeireviers ein Wiedersehen geben wird.

Von mir eine Leseempfehlung. Und ein großes Lob an den Verlag für das wirklich tolle Cover!

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Zeitgeschichte

Die Buchhandlung in der Amalienstraße
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München, kurz vor dem ersten Weltkrieg. Elly hat sich ihren Traum erfüllt und hat ihre Lehre zur Buchhandelsgehilfin beendet. Ihre Freundin Henny arbeitet mit ihr gemeinsam in der Buchhandlung in der Amalienstraße ...

München, kurz vor dem ersten Weltkrieg. Elly hat sich ihren Traum erfüllt und hat ihre Lehre zur Buchhandelsgehilfin beendet. Ihre Freundin Henny arbeitet mit ihr gemeinsam in der Buchhandlung in der Amalienstraße in der Maxvorstadt als Bürogehilfin. Neu in der Buchhandlung ist Leo, der sich über seine Vergangenheit dauerhaft ausschweigt. Gemeinsam mit Hennis Bruder Zacherl beginnen sie München unsicher zu machen und auch politische Veranstaltungen zu besuchen. Als dann der erste Weltkrieg ausbricht, wird ihr heiteres Leben jäh unterbrochen. Leo und Zacherl müssen an die Front und Henni und Elly irgendwie über die Runden kommen.

Heidi Rehn schildert eine interessante Zeit in München. Die Buchhandlung wird von zwei Cousinen geführt, die sich auch gesellschaftspolitisch engagieren. Dadurch kommen Elly und Henni nicht nur mit noch heute berühmten Schriftstellern in Kontakt, sondern auch mit späteren politischen Entscheidern. Die Zensur ist im bayerischen Königreich schon vor dem Krieg streng, nimmt aber im Krieg schon fast hysterische Formen an. Der Autorin gelingt es die Stimmungen der Zeit gut einzufangen und auch den Wandel mancher Ansichten. Herrscht am Beginn des Krieges noch Euphorie, so tritt mit Fortschreiten des Krieges immer mehr Ernüchterung ein.

Mir hat das Buch gut gefallen. Ich habe hier einiges über die Geschichte Münchens erfahren, das mir noch nicht so bewusst war. Die Zeit des Krieges in Berlin wurde ja schon in vielen Büchern geschildert, wieviel anders es in München war, ist wohl eher noch unbeschrieben. Die Schilderung der gesellschaftlichen Schichten haben mir gut gefallen und besonders Elly Rolle zwischen Tochter aus guter Gesellschaft und erwerbstätiger Frau fand ich spannend. Ihre Mutter Dita hat es sich als Offizierswitwe eingerichtet und möchte ihre Tochter eigentlich gut verheiraten. Andererseits bewundert sie aber auch Ellys Selbstständigkeit und Durchsetzungskraft.

Alles in allem ist es ein Buch, das ich gerne empfehle, es zeigt ein München zwischen guter alter Zeit und Aufbruch in den Fortschritt.

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