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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2023

Klein aber fein

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe
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Schon seit 1930 wird für jedes Jahr ein Bibelvers ausgewählt, der das ganze Jahr hindurch lang Trost und Ansporn sein soll. Im Jahr 2024 werden Christen aufgefordert: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. ...

Schon seit 1930 wird für jedes Jahr ein Bibelvers ausgewählt, der das ganze Jahr hindurch lang Trost und Ansporn sein soll. Im Jahr 2024 werden Christen aufgefordert: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Dieser Vers steht im 1. Korintherbrief 16,14.

In diesem Buch überlegt die Autorin und Referentin Tamara Hinz, was diese Worte mit unserem Alltag zu tun haben. Im ersten Abschnitt geht es um den Ursprung aller Liebe, um Gott. Sie beschreibt seine große Liebe für uns und zeigt wie das Erleben dieser Liebe befähigt andere zu lieben.

Im zweiten Teil des Buchs geht es um das Umsetzen dieser Worte. Dabei erzählt die Autorin viel von ihren persönlichen Erlebnissen. Sie berichtet über eigene Krisen und ungesunde Lebensmuster, und daraus entstandene Erkenntnisse, die ihr im Leben helfen.

Diese Einsichten sind für den Leser sehr hilfreich. Es ist beeindruckend, wie ehrlich Tamara Hinz aus ihrem eigenen Leben erzählt, und es macht Mut, von ihren Unvollkommenheiten zu lesen, denn schließlich haben wir alle insgeheim ähnliche Gedanken und Probleme.

Es ist außerdem wohltuend, dass die Autorin nicht zu einem grenzenlosen Aktivismus aufruft, stattdessen betont sie die Beziehung mit Gott, der uns mit unserer Persönlichkeit, einschließlich unserer Einschränkungen, gebrauchen will.

Die Gestaltung dieses Buchs ist sehr gelungen. Das kleine Format liegt perfekt in der Hand, das Lesebändchen ist eine schöne Ergänzung. Die einzelnen Abschnitte lassen sich jeweils in wenigen Minuten lesen, so ist dieses Buch gut für kleine Pausen zwischendurch geeignet. Und durch die kompakte Größe kann es überall leicht mitgenommen werden.

Die vielen passende Zitate sind eine Bereicherung, ebenso wie die Impulse zum Weiterdenken nach jedem Thema.

Obwohl die Autorin erklärt, wie eine Beziehung mit Gott begonnen werden kann, richtet sich dieses Buch vermutlich eher an Christen, da es in vielen Beispielen um den liebevollen Umgang in Gemeinden geht.

Fazit: Ein Buch zur Jahreslosung 2024, angefüllt mit wertvollen Gedanken über das Lieben. Auch als Geschenk gut geeignet. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 06.12.2023

Warum es schön ist alt zu sein

Von einem, der auszog, seine Falten zu lieben
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Die Erkenntnis kommt bei dem einen früher, bei dem anderen später – ich werde alt! Es passt weniger in einen Tag hinein, weil die Kräfte nachlassen. Das Haupt wird kahler, dafür nimmt der Bauchumfang zu. ...

Die Erkenntnis kommt bei dem einen früher, bei dem anderen später – ich werde alt! Es passt weniger in einen Tag hinein, weil die Kräfte nachlassen. Das Haupt wird kahler, dafür nimmt der Bauchumfang zu. Und mit dem beginnenden Ruhestand treten ganz andere Fragen in den Vordergrund, zum Beispiel, was tue ich nur mit der neugewonnenen Zeit?

In diesem Buch denkt der Autor über verschiedene Aspekte des Alters nach. Er beginnt mit der Feststellung, dass Arztbesuche nun zwangsläufig eine größere Rolle spielen. Er denkt außerdem über kosmetische Eingriffe wegen Falten und Altersflecken nach, und fragt, ob Menschen im Alter glücklicher sind oder nicht.

In den weiteren Kapiteln wird es tiefgründiger. Es geht um sinnvolle Aufgaben im Alter, das bewusste Wahrnehmen von Schönem, das Schwelgen in Erinnerungen, die Beziehung zu Gott, Dankbarkeit und Humor. Dabei schwingen immer die Fragen mit: Wie kann ich das Alter so gestalten, dass ich froh und dankbar bin? Wie gewinne ich an Lebensqualität? Was kann mir dabei helfen trotz aller Verluste eine positive Lebenseinstellung zu bewahren?

Dieses Buch lässt sich leicht lesen. Es fühlt sich an wie eine nette Unterhaltung mit einem Freund, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Die Ratschläge sind gut durchdacht und wertvoll. Es sind zumeist Kleinigkeiten, die einen großen Unterschied im Leben ausmachen können.

Wenn es um die Freiheiten geht, die ältere Menschen haben, spürt man die Begeisterung des Autors. Die Frucht der Lebenserfahrung ist ein großer Schatz, der gut genutzt werden sollte. Und wenn Lutz Barth über seine Beziehung mit Gott schreibt, wird deutlich: Das ist die tragende Säule und die größte Freude in seinem Leben.

Besonders hilfreich sind die vielen ganz konkreten Tipps des Autors, ob es darum geht die Welt mit allen Sinnen zu erleben, oder um die tägliche Gebetszeit. Die Übersetzungen der gelegentlichen Mundartsprüche wären dagegen verzichtbar gewesen, doch es sind so wenige, dass das nicht ins Gewicht fällt.

Fazit: Dieses Buch ist vor allem beim Eintritt in den Ruhestand oder bei dem Beginn einer neuen Phase im Leben, zum Beispiel durch Auszug der erwachsenen Kindern, eine große Hilfe. Gut geschrieben und mit vielen praktischen Tipps, zeigt es, wie man die Jahre ab fünfzig oder sechzig mit guten Inhalten füllen kann. Sehr empfehlenswert und auch gut zum Verschenken geeignet!

Veröffentlicht am 06.11.2023

Was ist es, das den Leser dazu bringt weiterzulesen?

Bei Regen in einem Teich schwimmen
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Der Autor dieses Buchs gilt in Amerika als einer der besten Autoren von Kurzgeschichten unserer Zeit. In diesem Buch untersucht er erfolgreiche Erzählungen und zeigt auf, was uns beim Verfassen eigener ...

Der Autor dieses Buchs gilt in Amerika als einer der besten Autoren von Kurzgeschichten unserer Zeit. In diesem Buch untersucht er erfolgreiche Erzählungen und zeigt auf, was uns beim Verfassen eigener Geschichten helfen kann.

Sieben Geschichten russischer Dichter, die im neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben wurden, werden in diesem Buch vorgestellt; drei von Anton Tschechow, zwei von Leo Tolstoi, und jeweils eine von Iwan Turgenjew und Nikolai Gogol. Der Autor empfiehlt beim Lesen dieser Erzählungen immer wieder innezuhalten und zu überlegen, welche Informationen mitgeteilt werden, was neugierig macht, und in welche Richtung die Handlung führen könnte.

Besonders hilfreich ist die Art und Weise, wie der Autor die erste Geschichte immer wieder unterbricht, um Hinweise zum Text zu geben. Dies fördert die aufmerksame Lektüre und verdeutlicht, worauf es ankommt. Die ausführlichen Kommentare zu den anderen Geschichten finden sich erst am Ende der Erzählungen. Diese Vorgehensweise ist perfekt, so wird der Lesespaß bei den Geschichten nicht getrübt, und durch die Hinweise bei der ersten Geschichte ist das Lesen fruchtbarer.

Die Erklärungen sind äußerst hilfreich für das Verständnis der Geschichten. Zudem lenkt der Autor mehrfach die Aufmerksamkeit auf Methoden und Gedanken, die beim Verfassen eigener Geschichten sehr nützlich sein können. Im Mittelpunkt steht seine Ermutigung, die eigene Stimme zu finden. Er meint, die Geschichte nimmt ein eigenes Leben an, entsteht mehr oder weniger von alleine, wenn Autoren das Selbstvertrauen haben einfach drauflos zu schreiben und die Erzählung dann durch wiederholtes Redigieren zu perfektionieren.

Dieses Buch ist gut geschrieben, und es macht Spaß, es zu lesen. Teilweise sind die Kommentare ein wenig lang, doch meistens sind sie so gut nachvollziehbar, dass man das beim Lesen gern in Kauf nimmt. Das Gendern und einige ungeschickte Formulierungen stören ein wenig, aber sie mindern nicht den Wert dieses lesenswerten Buches.

Fazit: Für Autoren und alle, die sich an guten Geschichten erfreuen, ist dieses Buch eine Bereicherung. Es bietet wertvolle Einblicke in bekannte Kurzgeschichten und verdeutlicht, wie eine Geschichte den Leser dazu motivieren kann, stets weiterzulesen. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 10.10.2023

Gott durch Arbeit und Ruhe ehren

Ruhe. Arbeit. Ewigkeit.
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John Mark Comer ist Pastor einer Gemeinde in Oregon, USA. In Deutschland wurde er vor allem durch sein Buch, „Das Ende der Rastlosigkeit“ bekannt. Dieses Buch, „Ruhe. Arbeit. Ewigkeit.“ wurde zuerst verfasst ...

John Mark Comer ist Pastor einer Gemeinde in Oregon, USA. In Deutschland wurde er vor allem durch sein Buch, „Das Ende der Rastlosigkeit“ bekannt. Dieses Buch, „Ruhe. Arbeit. Ewigkeit.“ wurde zuerst verfasst und legt einen stärkeren Schwerpunkt auf Arbeit. Dennoch sind die Überlegungen zur Ruhe, die in „Das Ende der Rastlosigkeit“ vertieft werden, möglicherweise trotz ihrer Kürze hier bedeutsamer, da nur das Wesentliche erläutert wird.

Der Autor führt den Leser von der Schöpfung bis zur Erneuerung von Himmel und Erde und regt zum Nachdenken über Themen wie Arbeit, Berufung, Exzellenz, Ruhe und das ewige Leben an. Seine Gedanken sind gut durchdacht und biblisch fundiert. Sein Schreibstil ist äußerst verständlich, selbst wenn er komplexe Ideen erläutert. Das Lesen fühlt sich an wie eine Unterhaltung, da der Autor den Leser persönlich anspricht und sogar humorvolle Bemerkungen im Buch zu finden sind.

Die Themen des Buchs sind vor allem für junge Erwachsene interessant, und auch die Schreibweise passt zu dieser Altersgruppe. Das Buch behandelt hauptsächlich drei Themen: Arbeit, Ruhe und Ewigkeit.

Der erste Punkt, Arbeit, wird am ausführlichsten behandelt. Comer beginnt im Garten Eden, um zu zeigen, dass Arbeit kein Fluch ist, sondern etwas Positives. Der Auftrag, die Erde zu beherrschen, wurde schließlich vor dem Sündenfall gegeben. Der Autor möchte dem Leser helfen, eine positive Beziehung zu seiner Arbeit zu finden. Dazu gehört auch die Überlegung, welche Arbeit zu mir als Person passt und wie ich dieser Berufung folgen kann. Dem Autor ist es wichtig zu betonen, dass Arbeit und Dienst für Gott nicht getrennt werden sollten, denn letztendlich tun wir alles für Gott.

Der nächste Abschnitt über Ruhe ist kürzer, aber trotzdem sehr wertvoll. Comer ermutigt dazu, die Freiheit, die in einem Ruhetag liegt, zu schätzen. Er erzählt außerdem, wie seine Familie den Ruhetag feiert. Dabei ist das Wort „feiert“ ein wichtiger Hinweis darauf, was diesen Tag auszeichnet.

Im kürzesten Teil dieses Buches geht es um die Ewigkeit und unser produktives Leben auf einer neuen Erde nach der Auferstehung. Dabei möchte der Autor vermitteln, dass es mehr gibt als was wir jetzt in unserem Arbeitsalltag erleben. Er zeigt, wie unser jetziges Leben uns auf die Ewigkeit vorbereitet.

Fazit: Ein aufschlussreiches und leicht zu lesendes Buch über Arbeit und Ruhe mit einer Ewigkeitsperspektive. Sehr empfehlenswert, vor allem für Menschen, die am Anfang ihrer Berufstätigkeit stehen!

Veröffentlicht am 08.10.2023

Den Tätern vergeben?

Die verschwiegenen Jahre
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Hannah Sterling ist 27 Jahre alt und lebt in den Vereinigten Staaten. Der kürzliche Tod ihrer Mutter belastet sie, nicht weil die beiden Frauen sich so nahestanden, sondern weil Hannah nie verstehen konnte, ...

Hannah Sterling ist 27 Jahre alt und lebt in den Vereinigten Staaten. Der kürzliche Tod ihrer Mutter belastet sie, nicht weil die beiden Frauen sich so nahestanden, sondern weil Hannah nie verstehen konnte, warum es kein vertrautes Verhältnis zwischen ihr und ihrer Mutter gab. Und nun, mit dem Tod der Mutter, ist es zu spät, daran etwas zu ändern. Wenn sie wenigstens verstehen könnte, was in ihrer Mutter vorging.

Als sie wegen dieser inneren Belastung als Lehrerin freigestellt wird, sucht sie nach Antworten. In den Unterlagen ihrer Mutter findet sie eine Adresse in Berlin. Hannah ist überrascht, als sich herausstellt, dass sie einen Großvater in Deutschland hat, wurde ihr doch immer gesagt, dass ihre Mutter keine lebenden Angehörigen mehr hat. Sie wagt es und fliegt nach Berlin.

Auch beim Großvater erlebt Hannah anfangs Distanziertheit und Kälte. Dazu scheinen alle, die mit der Familie verbunden sind, sorgsam irgendwelche Geheimnisse zu hüten. Koste es, was es wolle, Hannah will nun wirklich wissen, wer ihre Mutter war.

Ein zweiter Erzählstrang verfolgt die Geschichte von Lieselotte, Hannahs Mutter, ab der Kristallnacht im November 1938. Mutter und Vater vermitteln ihr im beginnenden Nazi-Reich unterschiedliche Werte. Als ihre Mutter stirbt, ist das junge Mädchen dankbar für die Unterstützung einer befreundeten Familie. Sie darf sie auch zu den Gottesdiensten der Bekennenden Kirche begleiten. Das sieht ihr Vater zwar nicht gern, aber er hatte Lieselottes Mutter auf dem Sterbebett versprochen, es ihr zu erlauben. Lieselotte setzt sich bald im Verborgenen für das ein, was ihr wichtig ist. Sie folgt ihrem Herzen und begibt sich damit in große Gefahr.

Abwechselnd wird in diesem Buch von Hannah und von Lieselotte erzählt. Beide Erzählstränge greifen ineinander und ergänzen sich. Das macht die Erzählung sehr spannend. Es fällt schwer, mit dem Lesen aufzuhören.

Lieselottes traurige Liebesgeschichte berührt das Herz. Die Schrecken während der Naziherrschaft werden so gut wiedergegeben, dass es stellenweise schwerfällt weiterzulesen. Interessant ist vor allem die Darstellung ethischer Entscheidungen in dieser Zeit, und der Wunden, die viele Jahre später bleiben.

Das wichtigste Thema in diesem Buch ist die Frage nach Schuld; nach schwerer Schuld, die nachkommende Generationen belastet. Können solch große Sünden der Väter vergeben werden?

Fazit: Ein spannendes Buch über die Judenverfolgung im Dritten Reich, Familiengeheimnisse, den Umgang mit Schuld und der Kraft der Vergebung. Sehr empfehlenswert!