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Veröffentlicht am 05.12.2019

Liebevoll und wertschätzend über verschiedene Standpunkte diskutieren

Zeit des Umbruchs
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Vermutlich haben viele noch nie etwas von „evangelikalen“ Christen gehört, doch inzwischen spricht man schon von „Postevangelikalen“. Was hat es mit diesen Begriffen auf sich? Rücken Christen in Deutschland ...

Vermutlich haben viele noch nie etwas von „evangelikalen“ Christen gehört, doch inzwischen spricht man schon von „Postevangelikalen“. Was hat es mit diesen Begriffen auf sich? Rücken Christen in Deutschland näher zusammen, oder steht immer mehr das Trennende im Vordergrund?

Der Biologe Markus Till beschäftigt sich in diesem Buch mit unterschiedlichen Standpunkten unter evangelikalen Christen, die oft zu Streit und Trennung führen. Er ist zwar kein Theologe, trotzdem weiß er wovon er spricht. Aber nicht nur das, er schreibt als Nichttheologe in einer Sprache, die auch ein Laie versteht. Seine Ausführungen sind fundiert. Oft werden theologische Schriften zitiert. Und er schafft es die wichtigsten Streitthemen herauszukristallisieren und auf den Punkt zu bringen.

Die Gliederung ist gut durchdacht. Wie bei einem Patienten, werden zuerst einmal die Symptome angeschaut. Was trennt Christen heute voneinander? Verletzungen, Vorurteile und Missverständnisse sind auf beiden Seiten des Konflikts zu finden. Es ist hilfreich diese zuerst zu erkennen, und dann aus dem Weg zu räumen.

Danach geht es um konkrete Themen, wie die Frage, ob Jesus leiblich auferstanden ist, was die Bibel zur Homosexualität sagt, oder ob es ein übernatürliches Wirken Gottes in unserer Welt geben kann. Till untersucht die Argumente beider Seiten, dabei lässt er keinen Zweifel daran, welchen Standpunkt er überzeugender findet.

In den letzten drei Kapitel geht es um eine gute Streitkultur. Till gibt viele gute Ratschläge für liebevolle und wertschätzende Kommunikation. Das Gespräch und die Auseinandersetzung mit strittigen Themen ist wichtig, meint er, aber es geht dabei nicht darum um jeden Preis Recht zu haben, oder die andere Seite abzuwerten. Nach seinen „zehn Regeln für einen fruchtbaren Dialog“, zeigt er worauf es daneben bei jedem persönlich ankommt.

Es gibt nun schon seit einigen Jahren Differenzen zwischen Evangelikalen und Postevangelikalen, und manchmal scheint es, als würde der Graben zwischen den beiden Lagern immer tiefer werden. Einige Bücher wurden schon über diese Problematik geschrieben, aber es gibt bis jetzt wohl kaum ein anderes, das so sachlich und positiv ist. Der Autor bemüht sich sehr die andere Seite zu verstehen und von ihr zu lernen. Es ist auch hilfreich, dass die wichtigsten Themen aufgegriffen und untersucht werden.

Besonders bewegend sind jedoch die letzten Kapitel, in denen es um das richtige „Streiten“ geht, und um gute geistliche Disziplinen für das Leben des Einzelnen. Die Anregungen in diesen Kapiteln sind nicht nur wichtig bei Auseinandersetzungen um Fragen wie Bibelkritik oder Homosexualität, sondern bei vielen anderen Meinungsverschiedenheiten.

Fazit: Ein sehr wichtiger Beitrag zum Gespräch zwischen den verschiedenen evangelikalen Richtungen, dass helfen kann konstruktive und liebevolle Gespräche zu führen. Sehr zu empfehlen für jeden, der seinen Glauben ernst nimmt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.11.2019

Gestohlene Kinder auf dem Schwarzmarkt

Libellenschwestern
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Es ist September 1939. Die zwölfjährige Rill Foss wartet mit ihren jüngeren Geschwistern, während die schmerzerfüllten Schreie ihrer Mutter aus dem Hausboot der Familie nach draußen klingen. Schon viermal ...

Es ist September 1939. Die zwölfjährige Rill Foss wartet mit ihren jüngeren Geschwistern, während die schmerzerfüllten Schreie ihrer Mutter aus dem Hausboot der Familie nach draußen klingen. Schon viermal durfte die große Schwester Rill sich über ein kleines Geschwisterchen freuen. Auch dieses Mal kann sie es kaum abwarten. Doch es kommt anders.

Die Hebamme merkt auf einmal, warum diese Geburt so schwer ist. Es sind Zwillinge. Sie kann nichts für die leidende Frau tun. Wenn Rills Mutter nicht ins Krankenhaus geht, werden nicht nur die Babys in ihrem Bauch sterben, sondern auch sie.

Rill und ihre Geschwister bleiben allein zurück, aber der Vater verspricht bald zurück zu sein. Doch auf einmal stehen Beamten vor der Tür. Mit Gewalt nehmen sie die fünf Kinder mit in ein Kinderheim. Den Kindern wird gesagt, dass sie bald ihre Eltern im Krankenhaus besuchen können, wenn sie nur schön brav sind. Doch das ist eine Lüge.

Die fünf Kinder erleben Schreckliches. Hunger, Gewalt, Erniedrigung. Sie erleben, wie andere Kinder von einem Tag auf den anderen verschwinden. Rill fühlt sich für ihre Geschwister verantwortlich, doch diese Aufgabe erweist sich als viel zu schwer für das junge Mädchen.

Etwa 70 Jahre später reist Avery nach Hause, um ihrem kranken Vater beizustehen. Sie geht davon aus, dass sie früher oder später die politische Rolle ihres bedeutenden Vaters übernehmen wird. Bei einem Besuch in einem Altenheim nimmt eine merkwürdige alte Frau Averys Armband an sich; ein Armband, das Avery von ihrer Großmutter bekommen hat. Manches deutet darauf hin, dass es eine mysteriöse Verbindung zwischen dieser Frau und Averys Großmutter gibt. Avery macht sich auf die Suche nach Antworten. Dabei stößt sie auf dunkle Geheimnisse, die auch ihre persönlichen Entscheidungen betreffen.

In dieser spannenden Erzählung laufen zwei Erzählstränge nebeneinander. Abwechselnd erzählen Rill und Avery. Auch wenn mehr als 70 Jahre ihre Geschichten trennen, ist es doch eine Geschichte, die nach und nach enthüllt wird.

Die Autorin ist eine Meisterin der Erzählkunst. Schon nach wenigen Seiten schließt der Leser die fünf Geschwister ins Herz. Jedes hat eine eigene Persönlichkeit, und darum reagieren alle unterschiedlich auf die traumatische Entführung. Der Leser erlebt mit ihnen die Angst vor den autoritären Erziehern, den verzweifelten Hunger, und den sehnsüchtigen Wunsch einfach wieder Zuhause zu sein. Die Szenen im Kinderheim sind sehr bewegend, und man kann sich gut in die hoffnungslose Situation der Kinder hineinversetzen.

Die Geschichte von Avery ist zwar nicht so ergreifend wie die Geschichte der Kinder, aber durch das Zusammenspiel beider Geschichten bleibt das Buch ungeheuer spannend. Geheimnisse werden enthüllt und Rätsel gelöst.

Die traurige Geschichte in diesem Buch beruht auf Tatsachen. In den 30er und 40er Jahren wurden im Bundesstaat Tennessee tatsächlich viele Kinder entführt oder auf andere Weise den Eltern weggenommen, nur damit sie später an willige und unwissende Adoptiveltern verkauft werden konnten.

Fazit: Ein spannendes und berührendes Buch, das den Leser ein schreckliches Verbrechen miterleben lässt. Wunderbar erzählt, ist es ein Buch, dass sich trotz seines düsteren Themas nur schwer aus der Hand legen lässt. Sehr empfehlenswert, vor allem für Leser von historischen Romanen.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Zweckehe oder wahre Liebe – eine Regency-Romanze mit Tiefgang

Die hinreißende Lady Charlotte
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Endlich ist Charlottes großer Tag da! Sie ist jetzt endlich eine erwachsene Frau. Als Adelige wird sie am Hof präsentiert. Das ist der Startschuss für die große Liebe, denn nun dürfen heiratswillige Männer ...

Endlich ist Charlottes großer Tag da! Sie ist jetzt endlich eine erwachsene Frau. Als Adelige wird sie am Hof präsentiert. Das ist der Startschuss für die große Liebe, denn nun dürfen heiratswillige Männer um ihre Hand anhalten. Charlotte ist sehr aufgeregt. Bei ihrer Cousine Lavinia beobachtet sie, wie eine liebevolle Ehe aussieht. Wer wird wohl der Richtige für sie sein?

Es mangelt nicht an charmanten, gutaussehenden Verehrern. Aber mit so einer hübschen Tochter hegen Charlottes Eltern große Hoffnungen auf eine besonders gute Partie. Zu dieser Zeit, im Jahr 1814, werden schließlich meistens Zweckehen eingegangen. Es gilt standesgemäß zu heiraten und einen Erben zur Welt zu bringen.

Charlotte ist hin und her gerissen. Soll sie entgegen den Wünschen ihrer Eltern ihren Favoriten wählen? Oder soll sie zustimmen den verwitweten Herzog zu heiraten, den sie unattraktiv und schrecklich langweilig findet?

Dieser Roman spielt in England, in der beliebten Regency Ära. Die Besonderheit dieser Zeit wird sehr gut eingefangen. Zusammen mit Charlotte und ihren Freunden erlebt der Leser aufregende Bälle, eine bunte Parade und anstrengende Kutschenfahrten.

Charlotte ist am Anfang des Buchs etwas selbstsüchtig und oberflächlich. Doch durch das Vorbild ihrer Cousine lernt und reift sie. Sie bemüht sich beispielsweise bewusst nicht eigensinnig zu sein, und sie lernt zu vergeben. Sie überdenkt auch ihre Beziehung mit Gott. Besondern in Schwierigkeiten erweist sich ihr Vertrauen auf Gott als Stütze.

Dem Herzog fällt es schwer sich zu öffnen und zu vertrauen, denn er wurde stark enttäuscht. Auch er findet Trost in seinem Glauben. Obwohl stets präsent, wirkt der Glaube sehr natürlich. Der Leser wird nicht angepredigt, stattdessen spürt er, wie Menschen durch ihren Glauben Kraft finden.

In diesem Buch ist Liebe ein Hauptthema. Dabei geht es nicht um romantische Gefühle, sondern um eine opferbereite Liebe, wie in 1. Korinther 13 beschrieben. Die Szenen, in denen sich die Liebenden näher kommen sind berührend, ohne kitschig zu wirken.

Und nicht zuletzt fliegen die Seiten auch deshalb, weil es Geheimgänge, Übeltäter und Rätsel gibt. Vor allem am Ende des Buchs wird es spannend und dramatisch.

Fazit: Es macht einfach Spaß dieses Buch zu lesen! Die Charaktere wachsen dem Leser schnell ans Herz. Einige Gedanken fordern zum Nachdenken über das eigene Leben heraus. Empfehlenswert für alle, die gern Romane lesen, und besonders wertvoll für junge Erwachsene, die sich fragen, was wahre Liebe auszeichnet.

Veröffentlicht am 12.11.2019

Alles nur, weil der Körper nicht wertgeschätzt wird

Liebe deinen Körper
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Die Werte in unserer heutigen Zeit haben sich verschoben. Während früher Gott und die Bibel der Maßstab waren, herrscht heute eine humanistische Weltsicht. Falsch und richtig, das ist für viele Menschen ...

Die Werte in unserer heutigen Zeit haben sich verschoben. Während früher Gott und die Bibel der Maßstab waren, herrscht heute eine humanistische Weltsicht. Falsch und richtig, das ist für viele Menschen nicht mehr so klar definiert. Erlaubt ist, was sich gut anfühlt.

Es gibt viele Debatten und Diskussionen über moralische Themen. Dabei wird Christen oft Lieblosigkeit und Engstirnigkeit vorgeworfen. Nancy Pearcey zeigt in diesem Buch, was das wahre Problem ist. Ob bewusst oder unbewusst, die meisten Menschen trennen heute zwischen Körper und Geist, Mensch und Person. Das wirkt sich auf viele ethische Themen aus.

So weiß man inzwischen, dass ein Embryo bereits ein Mensch ist. Wie lassen sich da Abtreibungen rechtfertigen? Indem man sagt, dass das Ungeborene zwar ein Mensch ist, aber keine Person. Das ist ein gefährlicher Weg, denn wenn Menschsein nicht reicht, um das Recht auf Leben zu haben, muss jemand definieren, was eine Person ausmacht. Wer das festlegt, bestimmt über Leben und Tod.

Das könnte erschreckende Auswirkungen haben. Angefangen bei Abtreibungen, wird es fraglich, ob Behinderte, seelisch Kranke und demente alte Menschen Personen sind, und somit das Recht haben zu leben.

Die Abwertung des Körpers wirkt sich aber auch auf andere ethische Fragen aus. Zwangloser Sex ist keine Befreiung, sondern schlechter Abklatsch einer erfüllenden Sexualität. Homosexualität und Transgenderismus verstärken die Festschreibung von Männer- und Frauenrollen. Das, was den Menschen als Freiheit und Fortschritt verkauft wird, zerstört eigentlich. Das belegt Pearcey mit vielen Fallbeispielen. Einige Entwicklungen deuten außerdem darauf hin, dass die Rolle von Familien eines Tages vom Staat übernommen werden könnte.

Die Lösung liegt in einer Wertschätzung des Körpers. Pearcey schreibt, „Nur das Christentum bietet die Grundlage für ein Verständnis, das dem Körper einen hohen Wert beimisst und ihn als ein gutes Geschenk Gottes ansieht.“

Auf über 400 Seiten bietet dieses Buch eine Fülle von Informationen und Argumenten zu den genannten aktuellen Themen. Man spürt, dass die Autorin eine Expertin auf ihrem Gebiet ist. Aber sie schreibt auch mit überzeugender Leidenschaft. Sie macht deutlich, wie unlogisch und zerstörerisch manche heutigen Trends sind. Umfangreichen Beispiele und Literaturangaben ergänzen den überzeugenden Inhalt. Auf den letzten Seiten des Buchs finden sich Fragen zu den einzelnen Kapiteln, die entweder alleine oder in einer Gruppe bearbeitet werden können, und den Inhalt vertiefen.

Die Aussagen in diesem Buch richten sich niemals gegen Menschen, die eine andere Sichtweise von Abtreibung, Euthanasie, Homosexualität oder Transgenderismus haben. Immer wieder betont die Autorin, wie wichtig es ist, dass Christen stets liebevoll handeln und anderen helfen. So ist der Gesamteindruck von diesem Buch und der Antwort auf ethische Fragen, die vermittelt wird, sehr positiv.

Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Buch, mit tiefgehenden Informationen über ethische und moralische Fragen, das betont, wie positiv der Körper im Christentum bewertet wird. Die Hintergrundinformationen, Beispiele und Argumente können eine wertvolle Hilfe sein, um aktuelle Trends zu verstehen und richtig damit umzugehen.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Eine spannende Pferdegeschichte im winterlichen Island

Mein Feuerpferd - Sturmfohlen
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Die zehnjährige Eva hat es richtig gut. Auch wenn ihre Eltern getrennt sind, verstehen sich alle noch prima, und sie hat eine neue Mutter und einen neuen Bruder gewonnen. Zusammen mit ihrer Mutter, reist ...

Die zehnjährige Eva hat es richtig gut. Auch wenn ihre Eltern getrennt sind, verstehen sich alle noch prima, und sie hat eine neue Mutter und einen neuen Bruder gewonnen. Zusammen mit ihrer Mutter, reist Eva zu ihrem Vater und seiner neuen Familie nach Island. Nach den Feiertagen muss ihre Mutter zurück, aber Eva darf noch eine Weile bleiben.

Es ist die Vorweihnachtszeit, und da haben die Isländer ihre eigenen Gebräuche und Geschichten. Eva taucht begeistert in die Kultur ihrer zweiten Heimat ein. Am meisten freut sie sich aber ihr geliebtes Isländerpferd wiederzusehen.

Es ist Evas zweiter Besuch in der Heimat ihres Vaters, und sie hat dort auch schon eine Freundin. Diese verreist zwar über Weihnachten, aber es wird eine Verwandte ihrer Stiefmutter, die zwölfjährige Emma, erwartet. Doch so sehr Eva versucht sich mit Emma anzufreunden, Emma bleibt verschlossen. Es kommt aber noch schlimmer, Eva fühlt sich von Emma angegriffen und hintergangen. Sie weiß nicht, wie sie sich verhalten soll und sie würde am liebsten ganz schnell abreisen.

Doch dann kommt die Nacht, die alles verändert. Mehrere Notfälle in einer Nacht fordern die beiden Mädchen und Evas Familie heraus. Dabei erlebt Eva etwas einmalig Schönes. Und sie lernt viel über Vergebung und Freundschaft.

Diese Pferdegeschichte ist sehr schön geschrieben. Die Erlebnisse Evas, vor allem die Konflikte, werden altersgerecht geschildert. Ein besonderes Plus ist die unvergleichbare Landschaft Islands, die anschaulich beschrieben wird.

In dieser Jahreszeit gibt es kaum Tageslicht. An die ganz andere Lebensweise der Isländer im Winter wird der Leser immer wieder erinnert. Dazu kommen warme Stricksachen, ein kuscheliges Zuhause und viele weihnachtliche Bräuche. Alles zusammen ergibt eine winterliche Geschichte zum Wohlfühlen.

Am Anfang fließt eine Zusammenfassung des ersten Bandes in die Geschichte ein. Darum muss der Leser den ersten Band nicht gelesen haben, auch wenn man ihn sich danach vermutlich gerne besorgt, um noch mehr Zeit mit Eva und ihrer Familie zu verbringen.

Fazit: Eine schöne, altersgerechte Mädchengeschichte, die vor allem Pferdeliebhaberinnen begeistern wird. Empfehlenswert!