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Veröffentlicht am 10.10.2020

Ein Überblick über die Deutschen im Osten

Die Deutschen im Osten Europas. Die Geschichte der deutschen Ostgebiete: Ostpreußen, Westpreußen, Schlesien, Baltikum und Sudetenland
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Dieses Buch enthält 31 Aufsätze rund um die Geschichte der Deutschen im Osten Europas. Neben dem Thema Flucht und Vertreibung, geht es auch um verschiedene Zeiten, in denen Deutsche im Osten angesiedelt ...

Dieses Buch enthält 31 Aufsätze rund um die Geschichte der Deutschen im Osten Europas. Neben dem Thema Flucht und Vertreibung, geht es auch um verschiedene Zeiten, in denen Deutsche im Osten angesiedelt wurden, teilweise schon vor tausend Jahren. Im letzten Kapitel des Buchs geht es schließlich um die Nachkriegsjahre und um die Aufarbeitung der traumatischen Zeit des Dritten Reichs.

Der Schreibstil der Artikel ist unterschiedlich. Neben einigen Erfahrungsberichten und Interviews steht der geschichtliche Zusammenhang im Mittelpunkt. Dabei wird weit ausgeholt. Die Hintergründe dafür, dass zur Zeit des Zweiten Weltkriegs so viele deutschstämmige Menschen im Osten lebten, sind weniger bekannt und darum sehr interessant. Die unvorstellbare Schrecken der Flucht werden anhand kurzer Augenzeugenberichte erzählt. Die politischen Zusammenhänge in der Nachkriegszeit sind aufschlussreich, ebenso wie die Berichte darüber, wie eine neue Generation die Heimat ihrer Eltern entdeckt. Einige kleine schwarz-weiß Bilder lockern den Text auf.

Dieses Buch behandelt ein weitgefasstes Thema. Die Sprache ist eher anspruchsvoll und erinnert teilweise an ein Geschichtsbuch. Trotzdem macht es Spaß es zu lesen, weil es abwechslungsreich ist. Je nach persönlicher Interessenlage werden den Leser vielleicht nicht alle Artikel interessieren.

Fazit: Ein Buch, dass über die Deutschen im Osten Europas informiert, und zwar nicht nur im Dritten Reich, sondern auch davor und danach. Lesenswert, vor allem für Menschen, die sich für geschichtliche Zusammenhänge interessieren.

Veröffentlicht am 07.10.2020

Real Life: Von den Höhen des Lebens in einer fliegenden Badewanne zu den Tiefen des Lebens mit Krankheit und Tod

Meine Real Life Story
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Philipp ist Anfang zwanzig und schon eine YouTube Berühmtheit. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder und seiner Clique zeigt er in Videos wie ein echt spannendes Leben aussehen kann. Wozu immer nur virtuell ...

Philipp ist Anfang zwanzig und schon eine YouTube Berühmtheit. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder und seiner Clique zeigt er in Videos wie ein echt spannendes Leben aussehen kann. Wozu immer nur virtuell spielen, wenn das echte Leben so viel bieten kann?

Seine Kindheit ist ungewöhnlich. Seine religiösen Eltern unterrichten die Kinder zuerst Zuhause, doch das erlaubt der Staat nicht. Es fällt Philipp sehr schwer sich an das Schulsystem zu gewöhnen. Er findet vieles in der Schule unnötig und er langweilt sich entsetzlich. Zusammen mit seinem Bruder verschafft er sich mit Schulstreichen etwas Abwechslung.

Es kommt, wie es kommen muss, die Beiden fliegen von der Schule. In ihrer neuen Schule gefällt es ihnen besser und sie finden Gleichgesinnte. Gemeinsam verschaffen sie sich Zugang zum IT-System der Schule. Aber auch außerschulisch können sie als Team so manches auf die Beine stellen. Weil sie andere für ein kreatives und echtes Leben begeistern wollen, beginnen sie ihre Aktivitäten zu filmen. Unerwartet werden sie mit ihren spannenden Ideen zu YouTube Stars. Ein Studium scheint angesichts ihres Erfolgs uninteressant zu sein.

Aber Philipp erlebt nicht nur Gutes. Es sind vor allem zwei große Schicksalsschläge, die ihm zu schaffen machen – seine Schwester stirbt beim Absturz eines Kleinflugzeugs und er selbst erkrankt an Krebs.

Vor allem in den schweren Zeiten setzt er sich mit dem Glauben auseinander. Was er bei seinen Eltern und anderen Christen sieht schreckt ihn ab, darum lehnt er lange Zeit Gott ab. Doch immer wieder begegnet er Christen, die anders sind. Und er ahnt, dass er bei Gott das finden könnte, wonach er sich innerlich sehnt.

In diesem Buch geht es weniger um die YouTube Geschichten von Philipp und seinen Freunden. Sehr offen berichtet er aus seinem Leben, seinem echten Leben oder „real life“, wie er so gern schreibt. Er erlebt Gott auf ungewöhnliche Weise und fasst trotz vieler Fragen zu ihm vertrauen.

Der Erzählstil ist einfach und die Überlegungen des Autors passen zu seinem Alter. Ältere Leser werden sich vielleicht nicht so gut mit seinen Gedanken identifizieren, aber Jugendliche, die dieselben Fragen bewegen wie Philipp finden sich hier vielleicht wieder.

Es ist beeindruckend, wie dieser junge Mann mit seiner schwerwiegenden Erkrankung umgeht, unbegreiflich, wie eine Familie den plötzlichen Tod einer geliebten Tochter und Schwester verkraften kann und berührend, wie Philipp Gottes Fürsorge erlebt. Nicht jeder wird die Entscheidung der Zwillinge wegen ihrem Erfolg auf ein Studium zu verzichten gutheißen, und manche Überlegungen erscheinen unreif, was aber nicht verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass der Autor erst Anfang zwanzig ist.

Fazit: Ein berührendes Zeugnis über die Reise eines jungen Mannes zu einem eigenen Glauben an einen großen Gott, der in Schwierigkeiten Kraft gibt. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Widerstand gegen das Regime - in Südafrika und in Polen

Warten auf den Wind
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Die zehnjährige Katrien fühlt sich verloren in ihrer Familie. Sie ist viel jünger als ihre Geschwister und sie hat das Gefühl nicht richtig dazuzugehören. Als sie dann einige Jahre später auch noch ihre ...

Die zehnjährige Katrien fühlt sich verloren in ihrer Familie. Sie ist viel jünger als ihre Geschwister und sie hat das Gefühl nicht richtig dazuzugehören. Als sie dann einige Jahre später auch noch ihre Mutter verliert und ihre Familie ihr nicht sofort von dem Unglück erzählt, ist sie innerlich ganz und gar unglücklich. Sie wird zu einem rebellischen Teenager.

Wladek ist auch der Jüngste in seiner Familie. Er ist ein sehr begabter junger Mann, der sich heimlich am Widerstand in Polen beteiligt. Als seine Tätigkeiten ans Licht kommen, muss er überstürzt seine Heimat verlassen.

Katrien und Wladek lernen sich in Südafrika kennen, als Katrien zum Studium bei ihren Verwandten lebt. In Katrien steckt immer noch eine ganze Menge Rebellion, aber langsam wird sie erwachsen und mehr verantwortungsbewusst, auch wenn sie immer noch einige schlechte Entscheidungen trifft. Sie lernt Wladek schätzen, doch sie weiß, dass er, sobald es geht, zurück zu seiner Familie in Polen will.

Diese Geschichte erzählt die Geschichte des Widerstands in Polen und Südafrika in den 80er Jahren. Obwohl die Problematik in beiden Ländern ganz unterschiedlich ist, gibt es doch die Gemeinsamkeit, dass sich ein machtloses Volk so gut es kann gegen ein Unrechtsregime erhebt.

Katrien und Wladek erleben große Schwierigkeiten, und beide wachsen dadurch in ihrer Persönlichkeit. Trotzdem fällt es schwer sich mit ihnen zu identifizieren, vor allem mit der oft störrischen und unvernünftigen Katrien.

In anderen Büchern schafft die Autorin Irma Joubert Charaktere, die auch nach dem Abschluss der Geschichte im Gedächtnis bleiben. Das gelingt in diesem Buch weniger gut. Die Ereignisse sind auch weniger dramatisch und die Dialoge wirken teilweise belanglos. Das Buch ist trotzdem auf jeden Fall lesenswert, nur bleibt es hinter den anderen Büchern der Autorin zurück.

Dieses Buch ist der dritte Teil einer Trilogie, die sich über drei Generationen erstreckt, doch lässt sich das Buch auch gut ohne die beiden anderen Bände lesen.

Fazit: Eine interessante Reise in eine Zeit des Aufbruchs in Südafrika und Polen. Vor allem Leser, die sich für die Geschichte Südafrikas interessieren, werden viel Freude an diesem gut recherchierten Buch haben. Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 01.10.2020

Handy mit Eigenleben

Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke!
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Die Viertklässlerin Franzi hat nur einen großen Wunsch, ein eigenes Handy. Alle anderen in der Schule haben schon eins, meint sie. Könnte sie nur auch in den Gruppenchats dabei sein, wäre sie sicher nicht ...

Die Viertklässlerin Franzi hat nur einen großen Wunsch, ein eigenes Handy. Alle anderen in der Schule haben schon eins, meint sie. Könnte sie nur auch in den Gruppenchats dabei sein, wäre sie sicher nicht mehr eine Außenseiterin.

Doch obwohl ihre Eltern viel arbeiten, reicht das Geld kaum zum Leben. Die Familie lebt bescheiden in einer kleinen Wohnung. Franzis größte Freude ist der kleine Balkon. Sie beobachtet die Flugzeuge am Himmel und träumt von fernen Zielen.

Als Franzi auf eine weiterführende Schule wechselt und auch hier keine Freunde findet, bekommt sie endlich ein gebrauchtes Handy. Aufgeregt richtet sie alles ein, doch irgendetwas stimmt nicht. Das Handy lässt sich nicht ausschalten, aber nicht nur das. Das Handy spricht mit ihr. Franzis Handy heißt Dan, und Dan weiß genau was er will.

Franzi ist eigentlich ein braves Mädchen, darum kommt es zu einigen Auseinandersetzungen, wenn zum Beispiel Dan mit gestohlenen Kreditkartendaten Bestellungen aufgibt. Sein größter Wunsch ist allerdings ein Chip, der seine Leistung erhöhen würde. Den möchte er gemeinsam mit Franzi aus einer Fabrik stehlen, und sie soll ihm dann den Chip einbauen. Aber eine weitere Person will diesen Chip ebenfalls stehlen. Es wird gefährlich für Franzi.

Diese liebenswerte und humorvolle Geschichte macht Kindern im Grundschulalter sicher Spaß. Manche Ereignisse sind völlig unglaubwürdig, beispielsweise der Einbruch in eine gut gesicherte Fabrik oder die Beschreibung von Franzis Gegenspieler. Das macht aber eher den Reiz der Geschichte aus, denn Kinder verstehen mit Sicherheit, dass diese ulkigen Beigaben nicht ernst gemeint sind. Eine schöne Ergänzung der Geschichte sind die ansprechende Zeichnungen.

Zwischen den Zeilen scheint eine dezente Kritik an die moderne Medien durch. Der Leser erfährt, dass Daten im Netz nicht unbedingt sicher sind, außerdem ist Franzi ein gutes Vorbild dafür, dass es außer Handyspiele auch andere schöne Aktivitäten gibt. Ein weiteres Thema ist Freundschaft und Mobbing, das gut umgesetzt wird.

Fazit: Ein unterhaltsames Buch für Kinder im Grundschulalter, mit Humor und einigen Anregungen für das Gespräch mit Kindern über Freundschaft, Mobbing und moderne Medien. Empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Heimat, Zugehörigkeit und Heilung

Winterleuchten am Liliensee
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Im Mittelpunkt dieses Buchs steht die 23jährige Lisa. Aufgewachsen bei ihrer Großtante in Frankreich, reist sie nach dem Tod ihrer Mutter hoffnungsvoll in den Schwarzwald. Eine ehemalige Freundin der Mutter, ...

Im Mittelpunkt dieses Buchs steht die 23jährige Lisa. Aufgewachsen bei ihrer Großtante in Frankreich, reist sie nach dem Tod ihrer Mutter hoffnungsvoll in den Schwarzwald. Eine ehemalige Freundin der Mutter, Charlotte, ist bereit sich um die Tochter der Verstorbenen zu kümmern. Charlotte ahnt nicht, dass es neben dem sechsjährigen Mädchen, dessen Patentante sie ist, eine weitere Tochter gibt. Umso größer ist das Erstaunen der ganzen Familie als die erwachsene Lisa am Bahnsteig steht, nicht ein kleines Mädchen, das ein Zuhause braucht.

Schon bald reift in Charlotte ein Plan heran. Mit drei erwachsenen Söhnen sehnt sie sich schon lange nach einer weiteren weiblichen Person im Haushalt. Da ihr ältester Sohn, Robert, nach einer enttäuschenden Beziehung Lisa eher feindselig gegenübersteht, und der Jüngste weg ist zum Studium, versucht sie ihren mittleren Sohn und Lisa zusammenzubringen. Ihre Pläne werden jäh unterbrochen, als Robert und Lisa vermisst werden. Sie werden auf einem Berg von einem heftigen Schneesturm überrascht. Zum Glück gibt es in der Nähe eine Schutzhütte, die mit dem Nötigsten ausgestattet ist.

Während die Familie besorgt auf die Rückkehr der Beiden wartet, lernen sich Robert und Lisa in dieser Zeit der erzwungenen Zweisamkeit besser kennen. Neben fröhlichem Geplänkel, Kartenspielen und Schneeräumen, werden im Schutz der Dunkelheit auch tiefe Verletzungen angesprochen. Doch auch wenn sie sich besser kennenlernen und ihrer Heilung ein ganzes Stück näher kommen, steht noch einiges zwischen ihnen.

Diese Wohlfühl-Wintergeschichte fängt die Stimmung einer ländlichen Familie in der Mitte des letzten Jahrhunderts auf. Zarte Naturbeschreibungen lassen die Sehnsucht nach einem kalten Wintertag und warmen Kaminfeuer erwachen.

Freunde von romantischen Geschichten werden sich an der wachsenden Anziehung zwischen Robert und Lisa freuen. Allerdings wirken die Aussagen manchmal etwas klischeehaft, wenn abgegriffene Beschreibungen wie ein muskulöser Körperbau oder große Rehaugen zu oft eingesetzt werden.

Doch diese Geschichte lebt nicht nur von einer Romanze. Robert und Lisa lernen sich nicht nur besser kennen, sie helfen sich gegenseitig bei der Heilung ihrer inneren Verletzungen. Dabei erfahren sie mehr über den wahren Heiler, Gott. Besonders eindrücklich ist das Beispiel einer Leinwand oder Schneefläche. Es bleiben zwar Spuren von Verletzungen, aber Gott kann den Schmerz mit weißer Farbe übermalen.

Fazit: Eine wohltuende Wintergeschichte, die den Leser in eine verschneite Schwarzwaldlandschaft entführt, mit geistlichen Impulsen über die Heilung von Enttäuschungen, die Menschen uns verfügen.

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