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Veröffentlicht am 18.01.2024

Emotionaler, historischer Pageturner

Weil du meine Tochter bist
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Bei "Weil du meine Tochter bist" handelt es sich um einen historischen Roman, der in Liverpool in der Zeit des 2. Weltkriegs angesiedelt ist. Wir begleiten die junge Vivian, die jung und unverheiratet ...

Bei "Weil du meine Tochter bist" handelt es sich um einen historischen Roman, der in Liverpool in der Zeit des 2. Weltkriegs angesiedelt ist. Wir begleiten die junge Vivian, die jung und unverheiratet schwanger wird. Trotz Heirat mit dem Kindsvater ist sie Alleinerzieherin und wird aufgrund des beginnenden 2. Weltkriegs gezwungen, ihre junge Tochter Maggie aufs Land zu einer Pflegefamilie zu evakuieren...

Vivian hat mir als Protagonistin sehr gefallen. Sie ist zu Anfang noch sehr jung und unerfahren, scheut sich aber nie vor ehrlicher Arbeit und tut alles in ihrer Macht stehende, um ihrer Tochter eine gute Mutter zu sein.

Was mich sehr überrascht hat, war, dass wir auch die Perspektive des Vaters ihrer Tochter miterleben. Joshua habe ich auf den ersten Seiten als verantwortungslosen Möchtegern-Musiker wahrgenommen, aber je mehr ich über ihn gelesen habe, desto stärker ist er mir ans Herz gewachsen.

Sowohl bei Vivian, als auch bei Joshua konnte ich ein gewaltiges persönliches Wachstum mitverfolgen, und das hat mir große Freude beim Lesen bereitet.

Der Schreibstil des Buches war insgesamt sehr angenehm - ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert und konnte das Buch teilweise kaum noch aus der Hand legen, weil es mich so gefesselt hat. Auch die Weltkriegs-Atmosphäre hat mich sehr ergriffen und ich habe mit Spannung die Geschehnisse mitverfolgt.

Generell habe ich gewusst, dass damals zahlreiche Kinder aus gefährdeten Gebieten allein umgesiedelt wurden, aber ich habe mir noch nie zuvor darüber Gedanken gemacht, wie das für die Kinder wohl gewesen sein muss, von einem Tag auf den anderen ihrer Herkunftsfamilie entrissen zu werden... Die Erlebnisse aus der Sicht von Maggies Kinderaugen haben mich ganz besonders berührt.

Auch der stets vorhandene, (manchmal mehr als nur) unterschwellige Antisemitismus - denn Joshua ist Jude - ist heute ein genauso wichtiges Thema wie damals vor 90 Jahren. Die Autorin hat die Gefühle von Joshuas Familie wunderbar eingefangen, ich habe mit ihnen genauso mitgelitten und mitgefiebert wie mit Vivian und Joshua selbst.

Das Buch hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ist definitiv 5 Sterne wert.

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Veröffentlicht am 18.01.2024

Temporeiche Anwaltsromanze mit einem Hauch fake-Ehe

Manhattan Law & Passion - Verbotene Gefühle
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In "Manhattan Law & Passion - Verbotene Gefühle" geht es um den Anwalt Richard und die Kellnerin Harper. Harper wird in einen juristischen Skandal mit einem Influencer involviert, sodass Richard ihr mit ...

In "Manhattan Law & Passion - Verbotene Gefühle" geht es um den Anwalt Richard und die Kellnerin Harper. Harper wird in einen juristischen Skandal mit einem Influencer involviert, sodass Richard ihr mit seinem anwaltlichen Beistand aus der Patsche hilft. Da Harper dringend Geld für die Pflege ihrer Mutter benötigt, und da Anwalt eine Ehefrau benötigt, um in seiner Kanzlei Partner zu werden, einigen sich die zwei rasch auf eine Schein-Ehe...

Sowohl Harper, als auch Richard haben mir als Charaktere gut gefallen. Man merkt rasch, dass die zwei sich für einander interessieren und die Chemie zwischen ihnen stimmt.

Der Part mit der Anwaltsstory hat mir super gefallen - es war, als würde ich eine Anwaltsserie gucken. Auf den Part mit der fake-Ehe musste ich leider ziemlich lang warten. Richard hatte diese Idee zwar schon von Anfang an, aber als er sie dann Harper präsentierte, kam das leider ziemlich spät im Buch. Das wurde meiner Ansicht nach im Klappentext zu stark beworben.

Darüber hinaus allerdings hat sich die Romanze zwischen ihnen sehr stimmig entwickelt. Die Idee mit dem Influencer-Skandal fühlte sich genauso plausibel an wie die weiteren Schritte mit Polizei, Gericht, Zeugen usw., das habe ich sehr genossen. Das Trope mit der fake-Ehe kam mir ein klein wenig zu kurz, deshalb gibt es einen Stern Abzug von mir.

Das Buch hat mich durchgehend gut unterhalten und ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Überraschendes Highlight

Du hast mir nie erzählt
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"Du hast mir nie erzählt" ist der Debütroman von Wiz Wharton, einer chinesisch-britischen Autorin... Und ihre Herkunft, die beiden Kulturen, die sie in sich vereint, waren wohl auch die Vorlage für diesen ...

"Du hast mir nie erzählt" ist der Debütroman von Wiz Wharton, einer chinesisch-britischen Autorin... Und ihre Herkunft, die beiden Kulturen, die sie in sich vereint, waren wohl auch die Vorlage für diesen spannenden Familienroman.

Der Schreibstil war sehr angenehm. Ich musste mich kurz an die chinesischen Namen gewöhnen, aber die kurzen Kapitel und die wechselnden Zeitebenen haben den Roman von Anfang an spannend gemacht.

So begleiten wir einerseits Sook-Yin durch das England und Hongkong der 1960er bis zu ihrem Tod im Jahr 1977. Und gleichzeitig begleiten wir Sook-Yins jüngere Tochter Lily im Jahr 1997. Durch den frühen Tod der Mutter sind Lily nur noch wenige Erinnerungen an ihre Mutter geblieben, und es war sehr schön zu lesen, wie ähnlich die Tochter der Mutter doch war. Und dann gab es da ja noch ein großes Geheimnis, welches ausschlaggebend für den Tod von Sook-Yin war und das Lily erst noch erforschen muss...

Die Autorin hat eine tolle, melancholisch-ernste Atmosphäre erschaffen, und die unterschiedlichen Kulturen wunderbar eingefangen. Es hat mir Spaß gemacht, mit Sook-Yin in England Fuß zu fassen und mit Lily Hongkong zu erkunden.

Gleichzeitig hat sie es geschafft, eine Spannung zu erzeugen, die sich von Kapitel zu Kapitel weiter aufgebaut hat, sodass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen wollte. Am beeindruckendsten finde ich es, wie sehr beide Protagonistinnen im Verlauf der Geschichte gewachsen sind - beide auf ihre Weise und unter Berücksichtigung der jeweiligen Umstände, aber sie sind definitiv beide sehr starke Frauen geworden, die sich nicht haben unterkriegen lassen, sondern die nach vorne geschaut haben und ihre Zukunft selbst in die Hand genommen haben. Klasse!

Das Buch kam wohl genau zum richtigen Zeitpunkt in mein Leben, sodass es mich nicht nur begeistert hat, sondern auch nach wie vor in mir widerhallt. Absolute Empfehlung!

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Was, wenn dein Herz immer noch für deine Urlaubsliebe schlägt?

Beautiful Graves
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Dieses war mein erstes Buch von L. J. Shen, und ich war vom Schreibstil angenehm überrascht. Die Autorin hat einen herrlichen Sarkasmus mit einfließen lassen, es war absolut mitreißend zu lesen und ich ...


Dieses war mein erstes Buch von L. J. Shen, und ich war vom Schreibstil angenehm überrascht. Die Autorin hat einen herrlichen Sarkasmus mit einfließen lassen, es war absolut mitreißend zu lesen und ich habe mich mit der Protagonistin Ever durchgehend verbunden gefühlt.

Ever selbst war mir sehr sympathisch, ich konnte ihre Gefühlslage super nachvollziehen. Einerseits hängt ihr Herz noch an ihrer großen Urlaubsliebe Joe, andererseits wird sie von ihrer neuen Bekanntschaft Dominic umgarnt, der der perfekte Schwiegersohn ist. Als dann auch noch Joe plötzlich wieder in ihr Leben tritt, ist das Chaos natürlich perfekt. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, geschieht auch noch ein unerwarteter Todesfall...

Bei Dreiecks-Liebesromanzen besteht sehr leicht die Gefahr, dass es zu viel des Ganzen, dass es unglaubwürdig wird. Immerhin bewegen wir uns hier in einem moralischen Graubereich. Die Autorin hat es jedoch geschafft, dass die Gefühle der Protagonistin immer nachvollziehbar bleiben, und im Nachhinein muss ich auch sagen, dass es sich aus diesem Grund für mich als Leserin gar nicht wie ein tatsächliches Dreieck angefühlt hat.

Ganz grandios fand ich, wie die Autorin das Thema "Tod" in das Buch einfließen ließ. Einerseits war es spannend, dass Ever als Fremdenführerin in Salem arbeitet, der Stadt, die berühmt ist für ihre Hexenprozesse. Andererseits hat sie auch noch das makabre Hobby, Grabsteine zu designen. Ihre Mitbewohnerin ist Make-up Artist im Leichenschauhaus und darüber hinaus findet auch noch ein tatsächlicher Todesfall statt. Trotzdem wird es an keiner Stelle pietätlos, der Umgang der Autorin mit dem Thema Tod ist immer respektvoll und glaubwürdig.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Die Charaktere waren authentisch und Evers Gefühle waren stets glaubhaft. Ich mag es sehr, wenn man bei Protagonisten eine Weiterentwicklung mitverfolgen kann, und das hat die Autorin bei Ever wunderbar umgesetzt. Ich habe mich hervorragend unterhalten gefühlt - wirklich, ich hatte selten so ein spannendes Romance-Buch in der Hand. Dieses war mein erstes L. J. Shen Buch, wird aber mit Sicherheit nicht mein letztes geblieben sein.

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Veröffentlicht am 28.05.2023

Wie viel muss geschehen, bevor du die Hand, die dich füttert, beißt?

Babel
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In Babel geht es um einen chinesischen Waisenjungen namens Robin, der von seinem Vormund nach England geholt und in Sprachen unterrichtet wird, um am königlichen Übersetzungsinstitut zu studieren. Das ...


In Babel geht es um einen chinesischen Waisenjungen namens Robin, der von seinem Vormund nach England geholt und in Sprachen unterrichtet wird, um am königlichen Übersetzungsinstitut zu studieren. Das Übersetzungsinstitut in Oxford ist in einem Turm untergebracht, der Babel genannt wird. In Babel wird auch Magie mittels Silberbarren gewirkt, welche Oxford und England dazu verholfen haben, die führende Nation der Welt zu werden. Doch das Silberwerk hat einen Preis...

Unser Protagonist Robin genießt bei seinem Vormund, Professor Lovell, eine strenge Ausbildung. Somit findet er erst, als er zum Studium nach Oxford kommt, erstmals Freunde in seinen Kommilitonen Ramy, Victoire und Letty. Ich hatte Robin sofort ins Herz geschlossen und konnte auch eine tolle Entwicklung vom Jugendlichen, dem Gehorsam beigebracht wurde, zum privilegierten Studienanfänger, der erstmals im Leben auf sich gestellt ist, bis hin zum Studenten der Abschlussklasse, der kritisch geworden ist und das System hinterfragt, wunderbar nachvollziehen. Das Buch spielt ca. 1830 und man darf nicht vergessen, England ist zwar eine Weltmacht, allerdings stehen Sklaverei, Rassismus und Vorurteile auf der Tagesordnung.

Robin ist über weite Strecken des Buches ein Einzelkämpfer, doch wenn es hart auf hart kommt, stehen seine Freunde zu ihm. So gerät auf einer Studienreise nach China ein Stein ins Rollen, der nicht nur Robins bisheriges Weltbild ins Wanken bringt, sondern vielleicht die gesamte Welt zum Umsturz bringt...

Der Schreibstil hat mir prinzipiell gut gefallen. Gerade während Robins Studien wurden immer wieder sprachwissenschaftliche Besonderheiten eingestreut, die nicht nur interessant sind, sondern von denen man direkt auch etwas lernen konnte. Die Autorin hat mit Sicherheit viel Recherchearbeit betrieben. Allerdings waren es auch genau jene Abschnitte, in denen die Handlung zu langsam voran ging und die das Buch stellenweise träge machten.

Auch die Entwicklung der Charaktere ging langsam, dafür jedoch glaubwürdig voran. Die Charaktere waren allesamt vielschichtig gezeichnet und haben das Buch sehr bereichert.

Ein wesentliches Kernelement des Buches war, dass es sich mit den Themen Rassismus und Kolonialismus auseinandergesetzt hat - und zwar nicht auf eine buchromantische Art und Weise, sondern so realistisch und knallhart, dass es mir teilweise beim Lesen das Herz zusammengeschnürt hat. Kein Mensch hat es verdient, als Lebewesen zweiter Klasse behandelt zu werden. Ich bin froh, dass die Menschheit sich seit damals schon weiterentwickelt hat, dennoch gibt es noch viel zu lernen.

Zusammenfassend kann ich festhalten, dass das Buch eine interessante Lesereise mit einigen unvorhersehbaren Wendungen geboten hat. Ich habe mich durchwegs gut unterhalten gefühlt. Ich konnte einige Botschaften mitnehmen, die - trotz dass es vor 200 Jahren spielte - heute nichts an ihrer Wichtigkeit verloren haben. Aufgrund dessen, dass ich etwas anderes erwartet hatte (der Vergleich mit Harry Potter ist definitiv unangebracht!) und aufgrund der streckenweisen Langatmigkeit vergebe ich 4 Sterne.

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