Platzhalter für Profilbild

sveso

Lesejury Star
offline

sveso ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sveso über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2022

Etwas wirr, dennoch fesselnd ab der ersten Seite

Die dunklen Sommer
0

Saskia lebt abgeschieden in dem Haus ihrer verstorbenen Großmutter in Connecticut, das sie seit 16 Jahren nicht verlassen hat. Bis Xavier, Issy und Cornelia vor ihrem Haus stehen und sie bitten, mitzukommen ...

Saskia lebt abgeschieden in dem Haus ihrer verstorbenen Großmutter in Connecticut, das sie seit 16 Jahren nicht verlassen hat. Bis Xavier, Issy und Cornelia vor ihrem Haus stehen und sie bitten, mitzukommen zu Ben und dann zurück nach "Zuhause". Zuhause ist ein sehr abgeschiedenes Stück Land in Maine, auf dem die Teenager innerhalb einer Aussteiger*innenkommune gelebt haben. Anführer war Abraham, der täglich vom Entdingen sprach, und den vor allem Saskia angehimmelt hat und ihm hörig war. Nun holt die Vergangenheit die Fünf in Form von Drohbriefen ein, die sie dazu auffordern, zurückzukommen.

Aus Saskias Sicht erzählt Miranda Beverly-Whittemore auf drei Zeitebenen von den Geschehen vor, in und nach "Zuhause". Wir lernen Saskia als Kind kennen, die den Verlust ihres kleinen Bruders erlebt und dann bei Philip und Xavier aufwächst, die gemeinsam mit ihr in die Kommune ziehen. Wechselnd wird auf den verschiedenen Zeitebenen erzählt, wobei manchmal erst nach einigen Zeilen klar ist, in welcher Zeit wir uns befinden. Obwohl ausschließlich Saskias Gefühls- und Gedankenwelt beleuchtet wird, konnte ich bis zum Schluss keinen Zugang zu ihr finden und sie nicht nachvollziehen. Dennoch hatte "Die dunklen Sommer" eine starke Anziehung auf mich und ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen gelesen. Es ist recht schnell klar, worauf das Buch hinausläuft, aber der Weg dorhin, die Komplexität der einzelnen Beziehungen und die Geschehnisse in "Zuhause", die stückweise entblättert werden, haben mich gefesselt.
Miranda Beverly-Whittemores Schreibstil ist eigensinnig, etwas abgehackt und irgendwie auch unnahbar - genau wie die Figuren. All das passte für mich sehr gut in die düstere Atmosphäre von "Zuhause", die Abhängigkeiten, die beschrieben wurden sowie das Machtgefälle und der Einfluss. Die Metaphern des Sauerteigbrots, die lateinischen Begriffe der Flora und Fauna taten ihr Übriges.

Ein packender Roman über längst vergangene Geschehnisse, ein düsteres Geheimnis und den langen Weg hinaus.

Veröffentlicht am 29.12.2022

Zurück in die Jugend

Was nicht war, kann ja noch werden
0

Freya ist fast 30 und seit dem Studium mit ihrem Freund zusammen, der sie gern heiraten und ein Haus kaufen möchte. Als ihre beste Freundin Freya offenbart, dass sie schwanger ist, wird Freya alles zu ...

Freya ist fast 30 und seit dem Studium mit ihrem Freund zusammen, der sie gern heiraten und ein Haus kaufen möchte. Als ihre beste Freundin Freya offenbart, dass sie schwanger ist, wird Freya alles zu viel. Sie sieht die Erwartungen, die in den 30ern auf sie lauern und plötzlich wird ihr alles zu viel. Sie verlässt ihren Job, fordert von Thorsten eine Beziehungspause und zieht zurück auf den Hof ihrer Eltern. Dort erfährt sie, dass dieser verkauft werden soll und stößt dann auch noch auf ihre Jugendliebe Chris und merkt, dass sie sich noch immer zu ihm hingezogen fühlt. Doch auch andere Dinge aus der Vergangenheit kommen wieder hoch...

Mir gefällt der lockere und humorvolle Schreibstil von Lydia Schmölzl, der im Laufe des Buches - parallel zur Figurenentwicklung - an Ernsthaftigkeit gewinnt, sehr gut. Auch Freya und Chris sind mir, ebenso wie sämtliche Nebenfiguren, sehr sympathisch. Wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickeln wird, ist eigentlich schon von Vornherein klar. Was jedoch damals tatsächlich passiert ist und mit welchen Gedanken und Gefühlen Freya sich auseinandersetzen muss und weshalb sie so viel Angst vor den "Erwachsenendingen" hat, wird aus den wechselnden Erzählperspektiven und Zeitebenen deutlich.
Auch wenn es zwischendurch einige Längen gibt, habe ich das Buch sehr gern gelesen und kann es vor allem als schönen Roman zwischendurch emfpehlen.

Veröffentlicht am 29.12.2022

Spannender Politthriller, der in Finnland spielt

Tage voller Zorn
0

"Tage voller Zorn" skizziert die Situation, in der sich Helsinki im Jahr 2027 befindet. Es ist zu beobachten, wie die Spaltung zwischen Arm und Reich in Finnland immer mehr zunimmt. Emma Erola, die Führungsfigur ...

"Tage voller Zorn" skizziert die Situation, in der sich Helsinki im Jahr 2027 befindet. Es ist zu beobachten, wie die Spaltung zwischen Arm und Reich in Finnland immer mehr zunimmt. Emma Erola, die Führungsfigur der Linken, könnte die Lösung für diese Problematik sein. Doch der Ministerpräsident Leo Koski steht unter großem Einfluss der Gilde - einer Gemeinschaft reicher Männer, die ganz eigene Interessen verfolgen.

Großes Aufsehen erregt der brutale Selbstmord einer jungen Frau, am Abend vor einer großen Massenkundgebung. Ihr Selbstmord wird als Protestaktion gedeutet und lässt einiges ins Wanken geraten - die politische Lage heizt sich auf und spitzt sich zu. Schafft Koski es, wieder Ruhe ins Land zu bringen und eine große Katastrophe zu verhindern?

Sowohl das Cover als auch der farbig gestaltete Buchschnitt lassen "Tage voller Zorn" direkt ins Auge fallen. Thomas Oskari hat damit einen spannenden Politthriller geschaffen, der jedoch aufmerksam und bestenfalls in vielen langen Leseabschnitten gelesen wird. Durch die zahlreichen Figuren, welchselnde Perspektiven und die komplexen politischen Machenschaften habe ich einige Zeit gebraucht, um Zusammenhänge zu sehen und alles in einen Kontext zu bringen. Nach Lesepausen habe ich immer ein paar Kapitel gebraucht, um nahtlos an zuvor Geschehenes anknüpfen zu können.

Thematisiert werden die politischen Gefahren, die gerade in westlichen Gesellschaften lauern und in Ansätzen bereits jetzt zu beobachen sind. Da scheint die Fiktion gar nicht so weit weg von der Realität zu sein. Thomas Oskari unterfüttert die Geschehnisse im Buch mit politischen und wirtschaftlichen Grundlagen, die alles noch nachvollziehbarer und authentischer wirken lassen.

Gerade zum Ende hin kam Spannung auf, Oskari überraschte mit Wendungen und wenig bis nicht vorhersehbaren Auflösungen.

Wer Politthriller mag, wird hier sicherlich auf seine*ihre Kosten kommen.

Veröffentlicht am 27.12.2022

Völlig überspitzt, aber sehr witzig

Ein Alman feiert selten allein
0

Elif wird Weihnachten zum ersten Mal mit ihrem Freund Jonas bei dessen Familie verbringen. Bereits im September bekommen sie die Einladung per WhatsApp und sollen frühzeitig ihre Geschenkelisten einreichen. ...

Elif wird Weihnachten zum ersten Mal mit ihrem Freund Jonas bei dessen Familie verbringen. Bereits im September bekommen sie die Einladung per WhatsApp und sollen frühzeitig ihre Geschenkelisten einreichen. Die Essenspläne werden genauestens geplant und auch alles andere wird sehr frühzeitig und akribisch geplant.

Aylin Atmaca arbeitet sich in "Ein Alman feiert selten allein" ordentlich an sämtlichen Weihnachtsklischees, die es über deutsche Familien gibt, ab. Und auch wenn die Darstellungen in der Summe natürlich völlig überspitzt sind, hält sie deutschen Familien und ihren Weihnachtstraditionen damit den Spiegel vor. Denn sicherlich wird sich hier jede*r an irgendeiner Stelle wiederfinden und sich bei eigenen Weihnachtstraditionen und Planungsabläufen ertappt fühlen.
Das Buch ist sehr unterhaltsam, streckenweise sarkastisch und lässt sich sehr gut in der Vorweihnachtszeit oder über die Feiertage lesen. Es ist interessant, die deutsche (Alman-Art), Weihnachten zu feiern, aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Veröffentlicht am 27.12.2022

Emotionaler New-Adult-Roman

We Are Like the Sea
0

Zwölf Jahre lang war Lavender nicht mehr auf der kanadischen Insel Malcolm Island, wo ihr Onkel gelebt hat und sie jeden Sommer verbracht hat. Nach seinem Tod erbt Lavender das Haus ihres Onkels und kehrt ...

Zwölf Jahre lang war Lavender nicht mehr auf der kanadischen Insel Malcolm Island, wo ihr Onkel gelebt hat und sie jeden Sommer verbracht hat. Nach seinem Tod erbt Lavender das Haus ihres Onkels und kehrt dahin zurück, wohin sie nie wieder gehen wollte. Außerdem muss sie sich entscheiden, ob sie das Haus behalten oder doch verkaufen soll. Kurz nach ihrer Ankunft lernt Lavender den gutaussehenden Jonne kennen und es sprühen sofort Funken zwischen ihnen. Als er jedoch erfährt, wer sie ist, hat er erstmal nur noch Wut für sie übrig.

Der Schreibstil von Marie Niebler gefällt mir sehr gut und ich habe von Beginn an mit Lavender und Jonne mitgefühlt und mitgefiebert. Nur langsam entblättert sich die Geschichte über die Vergangenheit und wir erfahren, weshalb Jonne so empfindet und weshalb Lavender niemals zurück nach Malcolm Island kommen wollte. Die beiden Charaktere sind sehr anschaulich beschrieben und ihre Gedanken und Handlungen plausibel dargestellt. An einigen Stellen empfand ich Längen und hätte mir da kürzere Passagen gewünscht. Da die Nebenfiguren jedoch ebenfalls sehr detailliert und liebevoll gestaltet wurden, habe ich auch die Längen ganz gern gelesen.

Ich bin gespannt auf den zweiten Teil der "Like us"-Trilogie!