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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2022

Gut recherchiert

Die Krankenschwester
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In Dänemark, im Krankenhaus Nykøbing Falster, sterben während der Nachtschicht immer mehr Patienten an einem plötzlichen Herzstillstand. Bald fällt auf, dass immer eine bestimmte Krankenschwester, Christina ...

In Dänemark, im Krankenhaus Nykøbing Falster, sterben während der Nachtschicht immer mehr Patienten an einem plötzlichen Herzstillstand. Bald fällt auf, dass immer eine bestimmte Krankenschwester, Christina Aistrup Hansen, Dienst in den Schichten hat, in denen es zu den vermehrten Todesfällen kommt. Ihre Kollegin Pernille hat einen schlimmen Verdacht und fängt an, die Medikamente zu dokumentieren und Beweise zu sammeln, die ihren Verdacht erhärten. Als die Todesursache eines verstorbenen Patienten unklar ist und die Polizei hinzugerufen wird, kommen die Ermittlungen gegen Christina in Gang.

Kirstian Corfixen dröselt in "Die Krankenschwester" sämtliches Geschehen im Zeitraum 2012 bis 2017 auf, dass sich im Krankenhaus ereignet hat. Dabei hat er sämtliche Gerichtsprotokolle, Gutachten, Polizeiakten und Zeuginnenaussagen umfassend recherchiert, in chronologische Kontexte gebracht und so einen fesselnden True Crime Fall zu Papier gebracht. Auf inhaltlicher Ebene handelt es sich hier um einen schrecklichen Fall, der nicht nur vielen Patientinnen das Leben gekostet hat, sondern auch Angehörige, Mitarbeiterinnen und das Krankenhauspersonal schwer belasten.

Corfixen stellt ausführlich und auch für Lai
innen dar, wie der Medikamentenmissbrauch zu den vielen Todesfällen führte, wie schwer es für die Kolleg*innen war, einen Verdacht gegen Christina zu äußern und wie diese sich während des Prozesses und der Ermitlungen verhält. Es wird außerdem beleuchtet, wie die Krankenhausstrukturen in solchen Fällen vor Herausforderungen stehen.

Auch wenn einige Passagen etwas langatmig waren und ich mir nicht alle Namen und Dosierungen der Medikamente und deren Auswirkungen merken konnte, habe ich die Ausführungen mit großer Spannung verfolgt.

Ein interessanter True Crime Fall, der hier fesselnd und verständlich nachgezeichnet wurde!

Veröffentlicht am 01.11.2022

Emotional berührend

Zehn Jahre du und ich
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Becca und Charlie verbindet die tiefe Verbundenheit zu ihrer geliebten Freundin Ally. Ansonsten haben sie nichts gemeinsam und können sich auch absolut nicht ausstehen. Als Ally in sehr jungen Jahren stirbt, ...

Becca und Charlie verbindet die tiefe Verbundenheit zu ihrer geliebten Freundin Ally. Ansonsten haben sie nichts gemeinsam und können sich auch absolut nicht ausstehen. Als Ally in sehr jungen Jahren stirbt, verliert Becca mit ihr ihre beste Freundin und Charlie seine Partnerin. Bei beiden bleiben tiefe Wunden und es fällt ihnen nicht leicht, Allys Tod zu verarbeiten, geschweige denn darüber hinwegzukommen.
"Zehn Jahre du und ich" setzt direkt mit Allys Beerdigung ein, bei der Becca und Charlie bereits heftig aneinander geraten und klar wird, dass sie sich eigentlich nie wieder sehen möchten. Doch an Allys erstem Todestag landen beide auf dem Sofa von Allys Mutter und sehen sich plötzlich am Anfang einer Bucket List, die gemeinsam abarbeiten sollen.
Die Leser*innen begleiten die beiden nun in den kommenden zehn Jahren bei den zu erledigenden Aufgaben und können durch Pernille Hughes' bildhafte Schilderungen mitverfolgen, wie Becca und Charlie nicht nur einen guten Umgang mit Allys Tod, sondern auch miteinander entwickeln.
Der Schreibstil ist flüssig, die Figuren waren mir auf Anhieb sympathisch und sowohl der Plot als auch die Darstellungsweise und vor allem der Erzählton haben mich emotional sehr ergriffen und mir wunderbare Lesestunden beschert!

Veröffentlicht am 01.11.2022

Leider kaum Tiefgang

Der schönste Zufall meines Lebens
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Penny Bridge ist 30, lebt in London und wünscht sich sehnlichst Kinder. Aufgrund einer Krebserkrankung kann sie diese jedoch nicht selbst austragen, sondern muss für ihre befruchteten Eier eine Leihmutter ...

Penny Bridge ist 30, lebt in London und wünscht sich sehnlichst Kinder. Aufgrund einer Krebserkrankung kann sie diese jedoch nicht selbst austragen, sondern muss für ihre befruchteten Eier eine Leihmutter finden - und außerdem fehlt ihr noch der "richtige" Mann für ihre Zukunft als Mutter. Durch einen Zufall steht plötzlich der attraktive Francesco vor ihr und nach einigen Anlaufschwierigkeiten entwickelt sich eine Affäre zwischen den beiden. Bis Penny von London nach Derbyshire zieht, um dort die Leitung des Pubs ihres kranken Onkels zu übernehmen. Dort lernt sie zwei weitere Männer kennen, die großen Gefallen an Penny finden. Doch ganz kann sie Francesco nicht vergessen und eines Tages kündigt er an, seinen Job in London gekündigt zu haben und ihr im Pub unter die Arme greifen zu wollen. Können die beiden noch einmal zueinander finden?

Laura Jane Williams' Schreibstil ist sehr angenehm: locker, leicht und bildhaft, sodass die Geschehnisse anschaulich beschrieben und gut vorstellbar sind. Zunächst war ich von der Geschichte ganz begeistert, gerade da die Themen Brustkrebs, Kinderwunsch und finanzielle Selbständigkeit angesprochen wurden. Während der Zeit in London gefiel mir Penny und die sich entwickelnde Beziehung zwischen ihr und Francesco sehr gut. Doch spätestens als sie nach Derbyshire geht, ändert sich mein Eindruck. Abgesehen davon, dass ich zu den männlichen Figuren dort wenig Zugang gefunden habe und sie recht unsympathisch ausgearbeitet waren, verfiel Penny in negative Züge. Was die Autorin vermutlich als Selbstbewusstsein, sexuelle Selbstbestimmung und Unabhängigkeit darstellen wollte, war im Kern doch die stetige Abhängigkeit von der Bestätigung und Zuneigung eines Mannes - oder mehreren Männern.

Eigentlich bot der Roman wirklich viel Potential, diverse Themen modern und tiefgründig umzusetzen, rutschte dann leider doch wieder in typische und altbekannte Klischees ab.

Veröffentlicht am 01.11.2022

Solider Thriller

Das Profil
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Die sehr erfahrene Polizistin Franka Erdmann findet nicht nur einen neuen Mordfall auf ihrem Schreibtisch, sondern muss sich auch mit ihrem neuen Kollegen Alpay Eloğlu als Ermittlungspartner arrangieren. ...

Die sehr erfahrene Polizistin Franka Erdmann findet nicht nur einen neuen Mordfall auf ihrem Schreibtisch, sondern muss sich auch mit ihrem neuen Kollegen Alpay Eloğlu als Ermittlungspartner arrangieren. Auf dem Spielplatz wurde eine Männerleiche bis zum Kehkopf eingegraben und ein Auge entfernt. Wenig später wird eine bekannte Influencerin in ihrer Wohnung getötet und schnell wird klar, dass es sich hier um denselben Täter handelt. Doch was ist sein Motiv und wie hilft das von ihm erstellte Profil, um ihn endlich stellen und ein weiteres potentielles Opfer vor dem Tod bewahren zu können?

Hubertus Borck entwirft mit Franka Erdmann und Alpay Eloğlu zwei sehr unterschiedliche Figuren, die sich über die Zeit hinweg aneinander gewöhnen müssen und nicht auf Anhieb einen guten Draht zueinander haben. Der Plot klingt recht vielversprechend, auch wenn Präsenz auf Instagram, die das Interesse des Mörders weckt, und Hass auf Frauen keine neuen Thriller-Themen sind. Doch die Spannung lässt durch einige Längen recht schnell nach und was mir von Franka Erdmann und Alpay Eloğlu als nahezu einzige Eigenschaft im Kopf geblieben ist, ist die starke Liebe bzw. die Abneigung gegenüber des Rauchens. Insgesamt blieben die Ermittler*innen recht blass, was gerade für einen Reihenauftakt eher ungünstig ist.
Gefallen hat mir die wechselnde Erzählperspektive, die sowohl die Brutalen Übergriffe auf die Mordopfer als auch die Ermittlungsvorgehensweisen sowie die Gedanken des Täters schildern.

Insgesamt ein solider Thriller, der mir jedoch nicht lange in Erinnerung bleiben wird und für mich kein Pageturner war.

Veröffentlicht am 31.10.2022

Neue Chancen

Auf das mit uns
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Zwei Jahre liegen seit der Trennung zurück, als sich Ben und Arthur erneut in New York über den Weg laufen. Inzwischen führen beide neue Beziehungen und fühlen sich darin auch wohl, sind glücklich mit ...

Zwei Jahre liegen seit der Trennung zurück, als sich Ben und Arthur erneut in New York über den Weg laufen. Inzwischen führen beide neue Beziehungen und fühlen sich darin auch wohl, sind glücklich mit ihrem Leben. Jedoch muss sich jeder für sich die Frage stellen, ob er tatsächlich nichts mehr für den anderen empfindet oder sich doch nach einer zweiten Chance sehnt?

Den ersten Teil von Becky Albertalli und Adam Silvera habe ich nicht gelesen, sodass ich "Auf das mit uns" unabhängig vom vorherigen Geschehen gelesen habe und daher auch nicht die Entwicklung der Figuren seit der Trennung einschätzen kann.

Was mir tatsächlich etwas schwer fällt, war, Ben und Arthur voneinander zu unterscheiden. Es wird abwechselnd aus den beiden Perspektiven erzählt, wobei sich weder der Erzählton noch das Inhaltliche oder die Gedanken sonderlich voneinander unterscheiden. Die Eigenschaften, Merkmale, Wünsche und Ziele fürs Leben konnte ich daher nicht klar zuordnen und hatte bis zum Schluss keine klar trennbare Vorstellung der beiden Hauptfiguren - ich mochte jedoch beide gern.

Das Erzähltempo ist langsam. Ben und Arthurs Treffen werden recht ausführlich und detailreich beschrieben, wobei auch die Nebenfiguren immer wieder größere Rollen spielen und deren Beziehungen Platz finden.

Während sich Ben und Arthur also die Frage stellen, ob ihre jetzigen Partner die richtigen sind und ob sie tatsächlich mit dem Ex-Partner abgeschlossen haben, plätschert das Geschehen ein bisschen dahin. Das Ende konnte mich dann jedoch wieder versöhnen, sodass ich auch die zwischenzeitlichen Längen rückblickend gern in Kauf genommen habe!