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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2024

Definitiv Pflichtlektüre

Unlearn Patriarchy 2
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Nach "Unlearn Patriarchy" folgt nun die zweite Anthologie, herausgegeben von Emilia Roig, Alexandra Zykunov und Silvie Horch, in der patriarchale Strukturen in diversen gesellschaftlichen Themen und Bereichen ...

Nach "Unlearn Patriarchy" folgt nun die zweite Anthologie, herausgegeben von Emilia Roig, Alexandra Zykunov und Silvie Horch, in der patriarchale Strukturen in diversen gesellschaftlichen Themen und Bereichen veranschaulicht und Ansätze zur Veränderung hin zu einer diskriminierungsfreien Gesellschaft entwickelt werden.
Die 13 Essays machen mir mal wieder deutlich, wie tief das Patriarchat in fast allen Lebensbereichen verankert ist und wie deutlich die Strukturen und Mechanismen markiert und bewusst/sichtbar gemacht werden müssen. Die Autorinnen und Aktivistinnen schreiben ehrlich und radikal, machen internalisierte Muster deutlich. Dabei geht es um Körper, Architektur, Erziehung, Sport, Ableismus, Recht, Mental Health, Klasse, Gender Pay Gap, Krieg und Genozid, Kirche, Medizin und Literatur.

Meiner Meinung nach ist "Unlearn Patriarchy 2", genau wie die erste Anthologie, eine absolute Pflichtlektüre für alle und kann auch ohne Vorwissen gelesen werden.

Veröffentlicht am 23.04.2024

Schlüssige und unterhaltsame Ermittlungen

Das Mörderarchiv
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Als 17-Jährige bekommt Frances Adams auf einem Jahrmarkt von einer Wahrsagerin verschlüsselt gesagt, dass sie ermordet wird. Während ihr Umfeld das als Quatsch abtut, glaubt Frances fest daran und bereitet ...

Als 17-Jährige bekommt Frances Adams auf einem Jahrmarkt von einer Wahrsagerin verschlüsselt gesagt, dass sie ermordet wird. Während ihr Umfeld das als Quatsch abtut, glaubt Frances fest daran und bereitet sich darauf vor. Sie notiert alles, was ihr irgendwie verdächtig vorkommt und hält ihr Leben 60 Jahre lang in Tagebüchern fest, bis sie tatsächlich ermordet wird. Neben ihren Tagebüchern und den Notizen zu verdächtigen Beobachtungen hinterlässt Frances ein Testament. Darin ist festgehalten, dass die Person alles erbt, die ihren Mordfall auflösen kann. Das sind entweder ihre Großnichte Annie, die Frances nie kennenlernte, oder ihr Stiefneffe Saxon. Sie haben eine Woche lang Zeit.
Mir gefiel das Setting auf dem Landgut in Dorset sehr gut und ich konnte in die Dorfbewohnerinnen, deren Beziehungen zueinander und Verstrickungen in Frances' Leben gut eintauchen und fühlte mich wohl. Gespitzt hat Kristen Perrin die Ermittlungen mit einer ordentlichen Prise Humor.
Die Entwicklungen und die Auflösung sind absolut schlüssig, was mir sehr gut gefällt. Annie und Saxon gefielen mir als Protagonist
in ebenfalls sehr gut.

Ich hatte fantastische Lesestunden in Castle Knoll!

Veröffentlicht am 21.04.2024

Es ist nicht alles gut

Alles gut
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Nach ihrem Uniabschluss schafft Jess es, einen der begehrten Jobs an der Wall Street bei Goldman Sachs in New York zu ergattern. Dort trifft sie auf Josh, mit dem sie bereits an der Universität regelmäßig ...

Nach ihrem Uniabschluss schafft Jess es, einen der begehrten Jobs an der Wall Street bei Goldman Sachs in New York zu ergattern. Dort trifft sie auf Josh, mit dem sie bereits an der Universität regelmäßig im Seminar aneinandergeraten ist. Jess ist Schwarz, sieht Rassismus und Ungerechtigkeiten und benennt sie klar und deutlich. Josh hingegen ist eher konservativ eingestellt und verkörpert eine republikanische Einstellung.
Bei Goldman Sachs müssen die beiden zusammenarbeiten und freunden sich mit der Zeit an. Aus dieser Freund*innenschaft entstehen im Laufe des Buches auch tiefere Gefühle und eine starke Anziehung. Allerdings bleiben auch die Konfliktpunkte, was zu regelmäßigen Streitsituationen zwischen Jess und Josh führt. Dennoch finden sie immer wieder zueinander und müssen sich beruflich immer wieder beweisen.

Ich mochte den Schreibstil von Cecilia Rabess auf Anhieb, auch wenn ich von den Finanzfakten und den beschriebenen Arbeitsaufgaben und Arbeitsabläufen nicht allzu viel verstanden bzw. diese Stellen nicht sonderlich aufmerksam gelesen habe. Ich denke jedoch, dass sie fundiertes Wissen eingearbeitet hat und Finanz-/Börseninteressierte auf ihre Kosten kommen.
Jess war mir von Anfang an sympathisch. Als einzige Schwarze Frau in einem Unternehmen, dass vor allem männlich und weiß ist, muss sie sich innerhalb der Branche auf anderen Ebenen beweisen, wofür Josh nur begrenzt Verständnis hat. Ich mochte die Art der Ausführungen, wie Josh teilweise Verständnis hatte, sich für Jess ausgesprochen und sich eindeutig positioniert hat - sie andererseits jedoch auch immer wieder gebeten hat, sich zurückzuhalten und sich nicht ständig kritisch und fordernd zu äußern. Es war also klar, dass es zwischen den beiden durchgehend knirscht und zu Konfrontationen kommt.
Insgesamt gefielen die Figurenentwicklung, die Entwicklung der Story und der flüssige Schreibstil sehr gut. Ich denke, dass sich mit Jess viele PoC-FLINTA identifizieren können.

Veröffentlicht am 25.03.2024

Reise nach Kamerun

Issa
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Issa ist in Kamerun geborern, lebt jedoch mittlerweile in Deutschland. Als sie schwanger wird, schickt ihre Mutter sie in die Heimat Douala nach Kamerun, wo sich Issa den heilsamen Ritualen unterzieht, ...

Issa ist in Kamerun geborern, lebt jedoch mittlerweile in Deutschland. Als sie schwanger wird, schickt ihre Mutter sie in die Heimat Douala nach Kamerun, wo sich Issa den heilsamen Ritualen unterzieht, die das ungeborene Kind schützen sollen. Obwohl Issa einerseits froh ist, etwas Abstand zwischen sich, ihren Freund und ihre Mutter zu bringen, fühlt sie sich andererseits fremd. Denn so richtig gehört sie nicht nach Kamerun - in Deutschland zu Schwarz, in Kamerun zu europäisch. Dennoch begibt sie sich in die Hände ihrer Familie, folgt den Ritualen und bekommt eine intensive Sicht auf sich selbst, ihre Leben und ihre Beziehungen.

Zwar steht Issa im Fokus des Romans und ist Dreh- und Angelpunkt des Romans. Doch Mirrianne Mahn schreibt in Rückblicken von Issas Ahninen, über ihre Urgroßmutter um 1903, ihre Großmutter und ihre Mutter, sodass wir nicht nur die geschichtlichen Fakten Kameruns, sondern auch die familiären Strukturen, die Ausmaße und Konsequenzen des patriarchalen Systems, der Gewalt durch Männer und die Kräfte und den Zusammenhalt der Frauen in Issas Familie dargestellt bekommen.
Ich habe "Issa" sehr gern gelesen, habe mich von Issas Gedanken, den Gedanken und Handlungen ihrer Ahninnen und der Sicht auf das Leben, das Kinderbekommen und die Stellung des Mannes sehr gern berühren lassen.

Ein fesselnder Roman, der Familiengeschichte erzählt und von patriarchalen Strukturen, Sexismus, Rassissmus und Kolonialgeschichte durchzogen ist.

Veröffentlicht am 11.03.2024

Sachbuch über Freundschaft Plus

Freunde lieben. Die Revolte in unseren engsten Beziehungen
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Neben der festen und verbindlichen Liebesbeziehung gibt es noch weitere Beziehungsmodelle und Verbindungen von Freundschaft und Sex - wobei die Mehrheit der Menschen, Ratgeber und der Darstellungen in ...

Neben der festen und verbindlichen Liebesbeziehung gibt es noch weitere Beziehungsmodelle und Verbindungen von Freundschaft und Sex - wobei die Mehrheit der Menschen, Ratgeber und der Darstellungen in diversen Medien noch immer davon überzeugt sind, dass es Freundschaft und Sex nicht geben kann.
Ole Liebl hingegen sieht ein großes Potential in Verbindungen von Freundschaft Plus und schlüsselt die verschiedenen Formen möglicher sexueller Beziehungen zunächst auf (one night stand, friends with benefits, booty call, hook up, fuck buddies, casual sex etc.), sodass die Begrifflichkeiten definiert werden und alle Leser*innen wissen, wovon die Rede ist und in welchen Formen die Freundschaft oder Erotik im Fokus stehen.
Untermauert werden die Ausführungen durch Studien (die sich überwiegend auf heterosexuelle Modelle und Beziehungen beziehen), Narrative aus Film, Fernsehen, Werbung und Literatur sowie der eigenen Perspektive und Einblicke von Ole Liebl.

Sehr anschaulich, differenziert und authentisch stellt Ole Liebl die Möglichkeiten, Potentiale und Prägungen von Freundschaft, Liebe, Erotik und deren Entwicklung innerhalb der letzten Jahre und Jahrhunderte da. Patriarchale Strukturen, die Abhängigkeiten innerhalb der Ehe und die verschiedenen gesellschaftlichen Normen und Blickwinkel auf Geschlechter spielen dabei ebenso eine Rolle wie persönliche Befindlichkeiten und Präferenzen.

Ein sehr gelungenes und differenziertes Sachbuch, das ich jeder Person empfehlen kann, die sich mehr mit Freundschaft und Sex auseinandersetzen möchte.